Montag, 26. Dezember 2022

Boxing Day - Das sechsundzwanzigste Türchen


Hier in Deutschland nennen wir sie einfach den 1. und 2. Weihnachtstag, aber in manchen Ländern des Commonwealth wird der 26. Boxing Day genannt.
Ich hatte den Namen lang vor der Existenz des Internet gehört, machte mir aber nie die Mühe, ihn nachzuschlagen. Ich muß aber zugeben, daß ich nie an "Boxes", also Schachteln, dachte, obwohl das um Weihnachten herum logisch gewesen wäre. Ich hatte immer Boxen im Kopf, was heute vielleicht gar nicht mehr so falsch ist, da ich gelesen habe, daß es in diesen Ländern heutzutage ein großer verkaufsoffener Feiertag mit Preisreduzierungen ist, und wir wissen, wie Leute bei großen Sonderverkäufen drauf sind! ;-)

Ursprünglich schien es beim Boxing Day um Schachteln or Kisten gegangen zu sein, obwohl - wie ich schon früher angemerkt habe - der genaue Ursprung manchmal irgendwo in der Vergangenheit verborgen ist. Der Ausdruck wurde erstmals in viktorianischen Zeiten benutzt.

Image by user15245033 on Freepik

Vielleicht ging es um die Spendenkästen, die in Kirchen aufgestellt waren und an diesem Tag geöffnet wurden, um das Geld unter den Armen zu verteilen.
Vielleicht hatte es mit Bediensteten zu tun, die am 25. nicht frei hatten, da sie ihre Herrschaft bei der Weihnachtsfeier bedienen mußten, die aber am 26. Geschenke bekamen und den Tag frei bekamen, damit sie ihr eigenes Weihnachen mit der Familie feiern konnten.
Und es war eine Gelegenheit, Dienstboten oder Händlern zum Dank für gute Arbeit während des Jahres einen Bonus zu geben.
Heutzutage werden Spenden gewöhnlich während der Tage vor Weihnachten gesammelt und auch Boni werden vor Weihnachten ausgegeben.

Der 26. ist auch Stefanitag. Der heilige Stephanus, der als der erste christliche Märtyrer gilt, ist auch der Schutzheilige der Pferde (und mehr), so wurde der Boxing Day ein Tag mit sportlichen Veranstaltungen wie Pferderennen, Fuchsjagden (meiner Meinung nach ist daran nichts Sportliches) und Rugby.

Quelle:
Britannica


Dies ist der letzte Tag des Adventskalenders und ich werde wahrscheinlich nicht mehr vor dem Neuen Jahr hier sein.
Danke, falls ihr mir diese 26 Tage lang gefolgt seid, ich hoffe, ihr hattet etwas Spaß.
Jetzt möchte ich euch noch wünschen, daß die Tage zwischen den Jahren für euch ebenfalls friedlich sein mögen. Paßt auf euch auf und benehmt euch! ;-)

Sonntag, 25. Dezember 2022

Fröhliche Weihnachten - Das fünfundzwanzigste Türchen


Fröhliche Weihnachten!

Wie gewöhnlich am 25. mache ich eine Pause, möchte aber nicht versäumen, euch einen wunderbaren Tag zu wünschen, egal ob ihr Weihnachten feiert oder nicht, ob ihr alleine seid oder mit eurer Familie feiert, wo auch immer ihr auf der Welt seid.

Für den ersten Adventskalender auf diesem Blog hatte ich eine virtuelle Schachtel "gepackt", in die ich alles gelegt habe, was ich wirklich wichtig fand. Wenn ich mir das jetzt so anschaue, so werden diese Dinge immer wichtiger, während sie immer weniger Menschen haben. Es kommen auch noch welche dazu, die ich damals vergessen hatte.
Gesundheit, Liebe, Frieden, Freundschaft, Hoffnung, Verständnis und gute Kommunikation, ausreichend Essen und Wasser, ein sicheres Dach über dem Kopf, Gelächter, Kreativität und ein Planet, der überlebt, trotz der Dinge, die wir ihm angetan haben und noch antun.


Es gibt zweifellos noch mehr, ihr seid willkommen, eure eigenen guten Wünsche mit in diese Schachtel zu legen.
Auch wenn wir sie nicht von einem Paketdienst liefern lassen können, können wir selber dabei helfen, etwas davon in unserem täglichen Leben in echt abzuliefern.

P.S. Der Adventskalender hat morgen noch ein Türchen.

Samstag, 24. Dezember 2022

Christingle - Das vierundzwanzigste Türchen


In den Adventskalendern, die ich früher gemacht habe, habe ich gewöhnlich an diesem Tag eine Pause gemacht (und euch eine gegeben ;-)), heute aber möchte ich euch von einer Tradition erzählen, die 1747 in Deutschland begonnen hat, wo sie gemeinhin nicht wirklich bekannt ist, während sie 1968 in Großbritannien an Popularität gewann - das Christingle. Keine Sorge, ich erkläre euch, was ich meine.

Die Meinungen darüber, woher das Wort kommt, gehen auseinander, die Geschichte aber ist ziemlich klar. 1747 gab ein Pfarrer der Herrnhuter Brüdergemeine jedem Kind beim Weihnachtsgottesdienst eine Bienenwachskerze mit einem roten Band, damit sie an Jesus als Licht der Welt dachten. Die Tradition der Christnachtkerze, zum Beispiel mit einer roten oder grünen Verzierung, lebt in der Kirche weiter, sie wird nicht mehr nur den Kindern, sondern auch den Erwachsenen gegeben. Außerhalb der Kirche ist die Tradition in dieser Art in Deutschland unbekannt, soweit ich weiß.

In Großbritannien aber hat sich die Tradition mit dem ersten Christingle-Gottesdienst in der Kirche von England, 1968 in Lincoln Cathedral, verändert, wo Christingles in neuer Form dafür verwendet wurden, Spenden für das Kinderhilfswerk The Children's Society zu sammeln. Inzwischen werden jedes Jahr überwiegend in britischen Kirchen Christingle-Gottesdienste abgehalten (in Deutschland zum Beispiel als Deutsch-Britische Gottesdienste).

Dort sind das Christingle so aus - ein Kreuz wird oben in eine Orange geschnitten, die die Welt symbolisiert, das rote Band um die Orange ist für Jesu Blut, eine Kerze, die Jesus als Licht der Welt repräsentiert, wird hineingesteckt (oft mit etwas Alufolie, damit sie besser hält und die das Wachs auffangen soll), die Zahnstocher an vier Seiten stehen für die vier Jahreszeiten oder die vier Enden der Welt, die Süßigkeiten für Gottes Schöpfungen.

Christingles
Bild von Andy / Andrew Fogg auf Flickr


Für mich ist das eine recht ungewöhnliche Tradition (vor allem die Süßigkeiten), aber es ist auch ziemlich faszinierend zu sehen, wie eine Tradition entstehen und sich im Laufe der Zeit verändern kann.
Und sie verändert sich immer noch. Manche fügen noch Gewürznelken für den Duft hinzu, was natürlich an Orangenpomander erinnert. Außerdem benutzen manche Kirchen jetzt aus Sicherheitsgründen Knicklichter oder es wurde vorgeschlagen, batteriebetriebene Kerzen zu benutzen, genau wie bei der Luciakrone.
Was ist euer erster Eindruck vom Christingle?

Zur weiteren Lektüre (deutsch):
Simone Orlik: Der Christingle-Service: Ein besonderer Brauch an Heiligabend (auf der Seite Tea and Scones)


Zur weiteren Lektüre (englisch):
Clare Spencer: Christingle: The tradition that only got going in the 1960s (BBC Magazine Monitor)
What is Christingle? (on Twinkl)
James Cooper: The history of Christingles (on the site Why Christmas)

Freitag, 23. Dezember 2022

Heiliwog - Das dreiundzwanzigste Türchen


Gehen wir und und holen uns Wasser, in Ordnung? Aber nicht irgendein Wasser. Heiliges Wasser oder, wie es in der Stadt Endingen im Schwarzwald genannt wird, "heiliwog".

Ich habe die Geschichte so gehört.
Die Mutter eines Mädchens war sehr krank. Nachts hatte das Mädchen einen Traum, und eine Stimme sagte ihr, sie solle zur Mitternacht an Heiligabend an einen der Brunnen in der Stadt gehen und ihren Krug mit dem fließenden Wasser füllen, aber nur während der zwölf Glockenschläge der Kirchturmuhr, denn dann würde sich das Wasser in heiliges Wasser verwandeln.
Das Mädchen tat, was ihr geheißen war, und als ihre Mutter von dem Wasser trank, erlangte sie ihre Gesundheit wieder.

Dieser Brauch lebt heute noch, die Menschen sammeln sich an Heiligabend nach der Kirche an den Brunnen, um während der zwölf Glockenschläge ihr "heiliwog" zu holen.
Der erste Schluck wird direkt getrunken, gute Weihnachtswünsche werden ausgetauscht, das restliche Wasser wird nach Hause getragen.
Zu Hause wird dieser Segen im Dialekt gesprochen "Heiliwog, Gottes Gob, Glick ins Hüs, Unglick nüss!", das bedeutet "Heiliwog, Gottes Gabe, Glück ins Haus, Unglück hinaus!"

Ich konnte nichts darüber finden, wie alt dieser Brauch genau ist, aber es heißt, er sei uralt, und das kann man sich auch vorstellen. Ist es nicht schön, wie diese Bräuche weiterleben?

Quellen:
SWR-Dokumentation "Weihnachten auf dem Land - Erinnerungen aus dem Südwesten"
Schwarzwald aktuell - "G'schichtle 111: Endingen: An Heiligabend wird's Wasser heilig
"

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Wir warten aufs Christkind - Das zweiundzwanzigste Türchen

 

Heute will ich euch von einer Figur erzählen, die in Deutschland recht bekannt ist, das Christkind.
Als ich ein Kind war, war es Tradition, daß die jüngeren Kinder in meiner Familie an Heiligabend meine Großmutter besuchten, nachdem der Baum geschmückt war. Der Grund war natürlich, daß wir bei den Vorbereitungen für den Abend aus dem Weg sein mußten, vom Putzen bis zum Kochen.
Meine Oma mußte sich mit unserer Ungeduld herumschlagen, die minütlich wuchs, und mit der Aufregung, wenn endlich der Telefonanruf kam, daß wir jetzt heimkommen konnten. Ein beliebtes Fernsehprogramm namens "Wir warten aufs Christkind" half dabei, uns zu unterhalten, aber ich erinnere mich auch an Brettspiele, die meine Aufmerksamkeit aber nicht wirklich halten konnten.

Wer ist das Christkind?
Martin Luther und andere Reformer lehnten die Vorstellung der Heiligenverehrung ab, daher führte Luther im 16. Jahrhundert als Gabenbringer das Christkind statt des Heiligen Nikolaus ein. Interessanterweise lebt die Tradition in den mehr katholischen Regionen Süddeutschlands weiter, während das Christkind im Norden, der eher evangelisch ist, gar nicht unbedingt bekannt ist. Dort ist der Gabenbringer der Weihnachtsmann.

Ich bezweifle, daß ich das einzige Kind war, das sich fragte, wie das Jesuskind all die Geschenke tragen konnte, mit der Zeit wurde die Verbindung des Christkinds und Jesus aber ohnehin immer unklarer. Ich erinnere mich nicht daran, ob mir jemand erzählt hat, daß es das Jesuskind war oder ob das meine eigene Idee war. Für andere ist das Christkind in der Tat eine engelsgleiche Figur, die gewöhnlich mit Heiligenschein, Flügeln und goldenen Locken dargestellt wird.
Tatsächlich erinnert sich meine Schwester noch daran, wie wir in das Wohnzimmer gelassen wurden und das Fenster noch offen war, weil "das Christkind gerade weggeflogen war",  und wie sie als erstes zum Fenster ging, in der Hoffnung, noch einen Blick darauf zu erhaschen! Sie war überzeugt, es sei ein Engel.
Andererseits erinnert sich mein jüngerer Bruder daran, daß das Fenster laut geschlossen wurde, um zu bestätigen, daß das Christkind gerade weg war, bevor wir ins Zimmer gelassen wurden. Auch er glaubte an einen Engel.

Ich schätze, das hat mir keiner erzählt, als ich nämlich vor vielen Jahren den Nürnberger Christkindlesmarkt besucht, war ich komplett davon überrascht, daß das Christkind eine junge Dame war!
Hatte ich überhaupt mit der Familie gefeiert? ;-)



Christkind in der Erstausgabe des "Struwwelpeter" (1845)

Mittwoch, 21. Dezember 2022

Antiker und vintage Christbaumschmuck - Das einundzwanzigste Türchen


Es gibt unendliche Möglichkeiten, Dinge an einen Weihnachtsbaum zu hängen oder zu stecken.
Meine ältesten Ornamente sind zwei winzige Kugeln, die ich meiner Oma als Kind geschenkt habe, vor mehr als 50 Jahren. Sie hatte einen kleinen künstlichen Baum mit farbigen Lichtern auf ihrem Fernseher (die gute alte Zeit der riesigen Fernsehapparate ;-)). Eine der Kugeln hat vor langer Zeit ihren Aufhänger verloren, aber wegen der Katzen kommen sie ohnehin nicht an meinen Baum.
Ich habe auch noch ein paar Snoopy-Weihnachtskugeln aus dem Set, das wir für das erste Weihnachten in unserer eigenen Wohnung kauften. Das ist mehr als 30 Jahre her, also sind auch sie vintage.

Diese Kugeln mögen zwar emotionalen Wert haben, aber es sind doch einfach Kugeln.
Was haben Leute früher an ihre Bäume gehängt? Schauen wir uns ein paar Dinge an, und nein, die Weihnachtsgurke wird nicht dabei sein.

In alten Zeiten wurden Weihnachtsbäume oft mit Eßbarem geschmückt, wie Äpfeln, Zuckerzeug, vergoldeten Walnüssen, aber im Laufe der Zeit kam noch anderer Christbaumschmuck dazu.

Habt ihr schon mal von Dresdner Pappe gehört?
Seit den 70ern des 19. Jahrhunderts wurden diese geprägten Kartonornamente in einer Vielzahl von Formen, von Sternen oder Autos bis hin zu exotischen Tieren von Heimarbeitern in der Region von Dresden hergestellt.
Die Pappe wurde angefeuchtet, dann geprägt, mit Metallfolie überzogen und manchmal noch mit Gelatine bemalt. Es gab einseitige Stücke, aber auch welche, die aus zwei geprägten Seiten zusammengesetzt wurden, einige von ihnen so geformt, daß sie sogar dreidimensional waren.
Auch wenn man heute noch Dresdner Pappe bekommen kann, sind antike Ornamente sehr begehrt und nicht leicht zu finden.

Rad-Dampfschiff aus Dresdner Pappe um 1880 (Stiftung Stadtmuseum Berlin, CC-BY SA 3.0)

Ein anderes Material, das für verschiedene Ornamente benutzt wurde, war Watte. Die kleinen Wattepilze sind heute noch beliebt und man kann sie auch auf verschiedene Art selber machen (hier ist eine englische Anleitung), aber natürlich gab es auch Schneemänner, Weihnachtsmännder, Früchte, Tiere und noch viel mehr, aus gepreßter or gesponnener Watte, mehr oder weniger aufwendig.

Ich habe in einem früheren Post auch leonische Drähte erwähnt. Leonische Drähte sind dünne Kupferdrähte, vergoldet oder versilbert und in Spiralform verdreht. Sie wurden auf verschiedene Art verwendet, zum Beispiel in dekorativen Bändern, aber auch in Christbaumschmuck. Der Name "leonisch" kommt möglicherweise von der Stadt Lyon.
Das Kunsthandwerk, leonische Drähte in Weihnachtsschmuck zu verwenden, ist zwar nicht mehr so populär, aber noch nicht komplett ausgestorben. Hier findet ihr ein Video über eine Dame aus Bayern, die zu Hause Goldsterne macht.

Berühmt ist natürlich der Christbaumschmuck aus Gablonz. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen Glasmacher in Jablonec damit, hohle Glasperlen herzustellen. Die Industrie entwickelte immer neue Ideen und Techniken wie das Versilbern von Glasstücken auf der Innenseite, was die Farben außen noch mehr leuchten läßt. Kleine hohle Glasperlen in unterschiedlichen Formen wurden mit Draht aufgezogen und mit anderem Glasschmuck zu den erstaunlichsten Kreationen kombiniert.
Auf Flickr habe ich dieses Bild mit Stücken aus einer österreichischen Weihnachtsausstellung gefunden. Schaut euch nur diesen Hummer an!

Bild von Taurabus auf Flickr (CC BY 2.0)

Ich könnte immer weitermachen, aber man verliert sich so leicht in Bildern und Texten, aber doch muß man irgendwann mal zum Ende kommen.
Ich möchte dies mit einem Video über eine Dame beenden, die seit mehr als 40 Jahre Christbaumschmuck sammelt und ihn im Weihnachtsmuseum Harrachstal in Österreich zeigt. Viel Spaß mit dem kleinen Blick in ihre Sammlung.







Mehr Informationen:
Dresden auf Das Ornament
Gold spinnen - Leonische Ware aus Roth (BR: Zwischen Spessart und Karwendel)
Christbaumschmuck sammeln - Weihnachtsbaumbehang auf Sammeln-Sammler.de

Dienstag, 20. Dezember 2022

Pantomime - Das zwanzigste Türchen


Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich von der britischen Pantomime oder Panto hörte, wie es kurz genannt wird. Hier in Deutschland haben wir für Pantomime eine andere Bedeutung, also war es für mich etwas verwirrend, worum es bei diesem Panto ging.
Panto wird im Vereinigten Königreich und anderen englischsprachigen Ländern normalerweise um die Weihnachtszeit und Neujahr aufgeführt, von professionellen Schauspieleren wie auch von Amateuren, in Theatern und Dorfhallen - sogar von den Prinzessinnen Elisabeth und Margaret in Windsor (Aladdin, 1943)!


Es basiert auf Kindergeschichten und Märchen und es gibt Cross-Dressing, Tanz, Slapstick, Gesang und Witze. Es ist Gut gegen Böse, Liebe, eine Menge Spaß und ein Happy End.

"The Dame" wird immer von einem Mann gespielt. "The Principal Boy" ist die männliche romantische Hauptrolle und wurde traditionell von einer jungen Frau gespielt, obwohl sich das in der neueren Vergangenheit geändert hat. Natürlich muß es einen Bösewicht geben. Es kann Geister geben, Meerjungfrauen und vieles mehr.
Und dann ist da natürlich noch das Publikum.
Die Beteiligung des Publikums ist ein wichtiger Bestandteil von Panto. Man kann mitsingen oder auch Buh rufen, wenn der Bösewicht die Bühne betritt, um die anderen zu warnen, einfach mitmachen bei dem ganzen Spaß.

Pantomime hat ihre frühesten Wurzeln im alten Rom, wo das Wort "pantomimus" für einen Tänzer gebraucht wurde, der eine Geschichte durch Gesten und Handlungen ausdrückte (darum heißt das bei uns in Deutschland auch noch so).

Im 15. Jahrhundert begann sich die italienische Commedia dell'arte, eine Form von Wandertheater, die auf einer Grundhandlung mit improvisierten Dialogen basiert, zu entwickeln und schließlich in Europa an Popularität zu gewinnen. Die Commedia hat einen festen Stamm von Charakteren, von denen Harlekin wahrscheinlich der bekannteste ist.

Nymphenburg-Porzellan in The Met


Ins Theater zu gehen war damals eine der liebsten Beschäftigungen in der Freizeit, und, von der Commedia beeinflußt, fanden Harlekinaden im 18. Jahrhundert Einzug ins englische Theater, dank einem Mann namens John Rich. David Garrick, ein Schauspieler und Theatermanager zu dieser Zeit schloß sich denen an, die die neue Theaterform dafür kritisierten, nicht seriös genug zu sein, er wollte aber schon auch am Erfolg teilhaben. Er begann, die Pantomime nur in der Weihnachtszeit auf die Bühne zu bringen.
Am Ende des 19. Jahrhunderts begann sich Panto mit der Einführung von "The Dame" in einer neuen Form zu verändern und sich zur heutigen Pantomime zu entwickeln.


Literaturhinweise, englische Artikel, aber ihr findet bestimmt auch etwas Deutsches:
Jennifer Meagher: Commedia dell'arte
Jane Moody: "It's behind you!" - A look into the history of pantomime
Ellen Castelow: Pantomime
National Media Museum UK und The Met für die Bilder

Montag, 19. Dezember 2022

Mitten im kalten Winter - Das neunzehnte Türchen


Ein Weihnachtslied, das ich sehr mag, ist "Mitten im kalten Winter" von Gustav Holst. Lange war mir aber nicht klar, daß es auf einem Weihnachtsgedicht der englischen Dichterin Christina Rossetti beruhte, das 1872 in einem amerikanischen Magazin veröffentlicht wurde.
Um ehrlich zu sein, kannte ich überhaupt nur eine Textzeile, "Schnee auf Schnee".
1906 vertonte Holst das Gedicht unter dem Namen "Cranham". 1909 komponierte Harold eine Hymne, die als eines der besten Weihnachtslieder je gilt. Ich kannte nur die Version von Holst und hatte noch nicht die Möglichkeit herauszufinden, welche mir besser gefällt.

Hier ist das ins Deutsche übersetzte Gedicht von Rossetti.

Mitten im kalten Winter
bei klirrend kaltem Wind,
die Erde hart wie Eisen,
das Wasser wie ein Stein,
Schnee war gefallen,
Schnee auf Schnee.

Schnee auf Schnee,
mitten im kalten Winter
vor langer Zeit.

Unser Gott, der Himmel kann ihn nicht halten,
noch die Erde ihn tragen;
Himmel und Erde werden entfliehen,
wenn Er kommt, um zu herrschen.
Mitten im kalten Winter
reichte ihm ein Stall,
Gott dem Herrn in Menschengestalt,
Jesus Christus.

Genug für Ihn, den Cherubinen
Tag und Nacht anbeten,
eine Brust voller Milch
und eine Krippe voller Heu;
Genug für Ihn, vor dem Engel
auf die Knie fallen,
den Ochs und Esel und Kamel
anbeten.

Engel und Erzengel
mögen sich dort versammelt haben,
Cherubine und Seraphine
die Luft erfüllen.
Aber nur seine Mutter,
in ihrem jungfräulichen Glück,
huldigte dem Angebeteten
mit einem Kuß.

Was kann ich Ihm geben,
arm wie ich bin?
Wäre ich ein Schäfer,
brächte ich ihm ein Lamm;
Wäre ich ein Weiser,
trüge ich das Meinige dazu bei;
Doch was ich geben kann, gebe ich ihm:
ich gebe mein Herz.



Hier ist das Holst-Lied, 2005 gesungen vom Chor des King's College Cambridge.

Sonntag, 18. Dezember 2022

Frohes Channuka - Das achtzehnte Türchen


Heute lassen wir die üblichen Weihnachtsthemen in diesem Adventskalender mal beiseite.
Ich möchte meinen jüdischen Freundinnen und Freunden ein recht frohes Channuka wünschen!

Ich habe das hier schon einmal zuvor gemacht, als ich die Gelegenheit dazu hatte, und in diesem Post findet ihr ein paar Informationen über Channuka, ein paar, weil eine Freundin mir das damals erzählt hatte (eine besondere Umarmung für dich, Sharon!).

Ich weiß, es ist Sonntag, aber ich kenne einfach gar keinen Channuka-Film mit einem Zitat, das ich benutzen könnte. Tatsächlich gibt es in meiner Sammlung keinen Channuka-Film. Entschuldigt.

Warum lest ihr jetzt nicht etwas über die Menorah, Dreidel und Gelt, und falls es jemanden da draußen gibt, der Latkes macht, hätte ich wirklich gern welche!!

Samstag, 17. Dezember 2022

Der Christklotz - Das siebzehnte Türchen


Das Julfest ist ein in germanischen Kulturen gefeiertes Winterfest. Seine Ursprünge sind vorchristlich, und wie so oft wurden manche der Traditionen im Christentum aufgegriffen und diese Jultraditionen leben als Weihnachtstraditionen weiter.
Eine davon ist der Christklotz, der im englischen Sprachraum als "Yule log" bezeichnet wird, also noch an das alte Fest erinnert.

Christklotz von Robert Couse-Baker auf Flickr (CC BY 2.0)

Ursprünglich war der Christklotz ein ganzer Baum, der sorgfältig ausgewählt und ins Haus gebracht wurde, wo das dicke Ende in den Kamin geschoben wurde. Jetzt haben verschiedene Länder verschiedene Bräuche, und ich bezweifle, daß davon noch viele mit einem ganzen Baum zu tun haben.
Je nach Land ist das benutzte Holz Eiche, Esche, Birke oder Kirsche, und manche Gegenden nehmen Zweige statt ganzer Klötze. In Frankreich wird für einen schönen Duft Wein auf das Holz gespritzt.
Der Christklotz nährt das Feuer 12 Tage lang, was übrigbleibt, wird im nächsten Jahr dazu verwendet werden, den neuen Klotz zu entzünden.

B
ûche de noël ist ein traditioneller Weihnachtskuchen aus Frankreich, der seinen Weg auch in andere Länder gefunden hat. Es ist eine süße Roulade aus Biskuit und Buttercreme, die es in unterschiedlichen Variationen gibt. Außen ist sie glasiert oder mit Schokoladen"rinde" belegt, damit sie wie ein Holzklotz aussieht, und sie kann mit Meringen- oder Marzipanpilzen und Weihnachtsdekorationen verziert werden.
Ich habe dieses tolle Bild auf Flickr gefunden, so appetitanregend und wunderschön.

Kaffee-Mandel bûche de noël mit Mandeltrüffel-Kiefernzapfen und Zitronatnadeln von distopiandreamgirl auf Flickr (CC BY 2.0)

Ich könnte meinen Katzen - besonders einem - nicht mit einem offenen Feuer vertrauen, aber natürlich wäre es sowieso ein bißchens schwierig, einen Christklotz ohne Kamin zu haben.
Sollte sich aber jemand danach fühlen, mir etwas
bûche de noël zu schicken, würde ich dazu vielleicht nicht nein sagen ...

Weitere Informationen (englisch):
The History of the Yule Log (on Why Christmas)
The Story behind Yule and the Yule log (Almanac)

Freitag, 16. Dezember 2022

Der Weihnachtsvierteiler - Das sechzehnte Türchen


Als ich ein Kind war, freuten wir uns immer auf die Zeit vor Weihnachten und die legendären "Weihnachtsvierteiler" oder, wie sie offiziell hießen, "Abenteuervierteiler".
Es waren 16 Stück, die zwischen 1964 und 1983 produziert wurden. Der deutsche Produzent Walter Ulbrich hatte die Idee für die Vierteiler und auch die, französische Produzenten mit an Bord zu holen, damit man klassische Abenteuergeschichten detaillierter umsetzen konnte als Filme.

In Deutschland hatten wir zu dieser Zeit nur drei Fernsehsenders, die nicht rund um die Uhr ausstrahlten, also war Fernsehen noch etwas Besonderes (und natürlich auch noch lange nur schwarz-weiß). Die Vierteiler waren ein Höhepunkt des Jahres. Könnt ihr auch vorstellen, wie wir Kinder ungeduldig auf den nächsten Teil von Robinson Crusoe (der erste), der Schatzinsel, Tom Sawyer und Huckleberry Fin (die beiden sind meine Favoriten), Lederstrumpf und mehr warteten?
Die ersten hatten eine Erzählstimme, was es erlaubte, Dinge genauer zu erklären oder aus den Originalromanen zu zitieren, aber im Lauf der Zeit wurde dies als altmodisch angesehen. Tatsächlich mochte ich das.

Retro ist populär und das sind auch die Vierteiler, manche mehr als andere (denn seien wir ehrlich, manche sind besser als andere), und sie sind immer noch auf DVD verfügbar und manchmal auch zum Streamen über die ZDF-Mediathek.
Ich schaue mir die Schatzinsel immer noch regelmäßig an, sie ist definitiv Teil der kindlichen Weihnachtsstimmung, obwohl eine tropische Insel zugegebenermaßen nicht sehr weihnachtlich scheint.



Habt ihr eine persönliche Weihnachtsfernsehtradition?

Donnerstag, 15. Dezember 2022

Weihnachtselfen - Das fünfzehnte Türchen


Da, wo ich arbeite, müssen Auszubildende beim sogenannten Adventskaffee, etwas aufführen. Es gibt Kaffee und Kuchen, Spiele, Gespräche, es ist keine dieser berüchtigten Büro-Weihnachtspartys. Da ich ein Grinch bin, war das einzige Mal, dass ich daran teilnahm, als ich selber Auszubildende war und keine andere Wahl hatte.
Keine von uns fünf wollte zugeben, mehr als Blockflöte spielen zu können, die als nicht fortgeschritten genug erachtet wurde, also suchten wir nach etwas anderem und entschieden uns schließlich für Weihnachtstraditionen in anderen Ländern. Ich wählte die USA und sprach über Santa, seine Werkstatt am Nordpol und seine Elfen.

The Workshop of Santa Claus aus dem 1873 GODEY'S LADY'S BOOK

In Deutschland hatten wir ja nicht unbedingt Santa (oder den Weihnachtsmann) als den Gabenbringer an Weihnachten, je nach Region, also hatten wir natürlich auch keine Weihnachtselfen. Ich bin mir nicht sicher, wie das Christkind das alles hinbekam, es ist schwierig, sich einen Haufen Engel in der Werkstatt vorzustellen.

Kleine übernatürliche Wesen gab es in verschiedenen Kulturen schon lang, aber die Weihnachtselfen der englischsprachigen Welt scheinen im 19. Jahrhundert aufgetaucht zu sein.
Das bekannte amerikanische Gedicht von 1823, A Visit from St. Nicholas, nannte Santa selber einen fröhlichen alten Elfen. Verschiedene Quellen behaupten, daß Louisa May Alcott in den 1850ern ein Buch mit dem Titel The Christmas Elves geschrieben hatte, aber es wurde nie veröffentlicht, also ist nichts darüber bekannt, wie sie ihre Elfen beschrieb.
Heutzutage sind Santas Elfen gewöhnlich in grün, rot (oder beidem) gekleidet, oft mit gestreiften Strümpfen, einem Hut, spitzen Ohren und Schuhen mit hochgebogenen Spitzen, und oft haben sie Glöckchen an ihrer Kleidung oder ihren Schuhen.
Sie haben viele Aufgaben, die Werkstatt vor menschlichen Augen zu verstecken, sich um die Rentiere zu kümmern und natürlich machen sie all das Spielzeug in der Werkstatt. Santa kann froh sein, daß er sie hat!

Mittwoch, 14. Dezember 2022

Mari Lwyd - Das vierzehnte Türchen


Gestern hatten wir Musik und Lichter, heute haben wir eine Tradition, bei der es sich um einen Pferdeschädel dreht - die walisische Mari Lwyd.
Das erste Mal habe ich von der Mari Lwyd ("Graue Maria" für manche, die sie mit der Jungfrau Maria in Verbindung bringen, "Graue Mähre" für andere, die sie mit den fahlen Pferden der walisischen Mythologie verbinden) im letzten Buch der Reihe "Die Dunkelheit erhebt sich" von Susan Cooper, "Die Mächte des Lichts" - ein Pferdeskelett, das lautlos und schneller als jedes lebende Pferd galoppiert, mit roten Bändern, die von seinem Unterkiefer hängen. Ih erinnere mich gut, wie gruselig ich diese Vorstellung fand.

Damals wußte ich nichts über den walisischen Heischebrauch, der das erste Mal 1800 aufgezeichnet wurde.
Die Mari Lwyd kann, von einer Personengruppe begleitet, an eurer Tür auftauchen - in alten Zeien war auch noch eine Punch & Judy-Show dabei - und verlangen, für Speis und Trank eingelassen zu werden, eine Forderung, die mehrmals abgelehnt werden muß, bevor man die Gruppe schließlich hereinläßt. Ähnliche Bräuche existieren auch in anderen Ländern für die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr.
Das Besondere ist, daß die Mari Lwyd ein Pferdeschädel mit Glas oder Kugeln als Augen ist, mit Bändern verziert, und daß sie auf von einer Person unter einem Umhang auf einem Stab getragen wird.
Klar doch, komm herein, totes Pferd, trinken wir etwas miteinander!
Als ob das noch nicht genug ist, ist die Mari auch auf andere Art etwas bedrohlich, sie jagt Leute und schnappt nach ihnen.

R. fiend, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons


Manche glauben, die Mari Lwyd stamme aus dem vorchristlichen Paganismus, aber es gibt keine Aufzeichnungen, die dies bestätigen würden. Nichtsdestotrotz kritisierten christliche Kirchenleute im 19. Jahrhundert den Brauch, der auszusterben schien, aber nie ganz verschwand.
Heutzutage ist die Tradition wiederbelebt, tatsächlich hat sie sich sogar auf Regionen ausgebreitet, wo sie vorher nicht ausgeübt wurde, wie die USA, was zur Frage geführt hat, ob das nicht kulturelle Aneignung ist. Ist die Mari Lwyd nur für Waliser, die auch in Wales leben?

Ich bin in Deutschland, also werde ich wohl nicht so bald eine eche Mari Lwyd sehen, ich finde es aber eine faszinierende Tradition!

Übrigens, habt ihr euch gefragt, wie man Mari Lwyd ausspricht? Bitte schön. Gern geschehen.



Literaturhinweise (deutsch):
Jude Rogers: Die mittwinterliche Majestät der Mari Lwyd


Literaturhinweise (englisch):
David R. Howell: It's Mari Lwyd season - but who owns the tradition?
Sympathy for the Moon (blog by David K. Thorpe): On the trail of the Mari Lwyd

Dienstag, 13. Dezember 2022

Lucia - Das dreizehnte Türchen

Eine Prozession von Mädchen, die Kerzen tragen und in weiße Gewänder gekleidet sind, ein Mädchen, das ein rotes Band zu ihrem weißen Gewand trägt (manchmal tun das auch alle) und eine Lichterkrone auf ihrem Kopf - genau, heute ist Luciafest.
Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber mir war nicht klar, woher diese Tradition stammt, und um ehrlich zu sein, ich dachte immer, das wäre ein ausschließlich schwedisches Fest, weil es, wenn immer ich davon las oder hörte, in Schweden stattfand.
Obwohl andere Länder ihre eigenen Traditionen an diesem Tag haben, wie Italien, woher Lucia kam, aber auch Deutschland, Kroatien und andere, ist der schwedische Brauch wohl am weitesten bekannt. Tatsächlich wird er so auch in anderen skandinavischen Ländern begangen.

Wer war die Heilige Lucia?
Lucia von Syrakus (Sizilien) war eine christliche Märtyrerin im späten 3. Jahrhundert. Die (gekürzte) Geschichte besagt, daß sie ihr Leben Christus weihte, ihre Mutter aber, die krank war, wußte das nicht und arrangierte eine Ehe für sie. Nach einer Wallfahrt zum Grab der heiligen Agatha erholte sich die Mutter und akzeptierte den Wunsch ihrer Tochter. Sie verteilten Lucias Erbe unter den Armen und ihr Verlobter verriet sie direkt an den Präfekten, der befahl, sie in ein Bordell bringen zu lassen.


"Die Hl. Lucia vor dem Richter" vom Altar der Hl. Lucia von Lorenzo Lotto

Nicht einmal ein Gespann von Ochsen und 1000 Männer konnten sie
jedoch von der Stelle bewegen, und auch weder die Folter mit heißem Öl noch der Versuch, sie auf der Stelle zu verbrennen, waren erfolgreich. Sie starb schließlich durch ein Schwert, das ihr in den Hals gestoßen wurde, aber erst nachdem ein Priester ihr eine Hostie reichte.
Eine Geschichte über Lucia ist, daß sie einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf trug, damit sie das Essen halten konnte, das sie anderen frühen Christen brachte, die sich in den Katakomben versteckten - was uns zu ihrem Fest zurückbringt.
Tatsächlich kommt der Name Lucia vom lateinischen Wort "lux", das "Licht" bedeutet.

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Von Claudia Gründer - Claudia Gründer, CC BY-SA 3.0, Link

Der Brauch, den Luciatag zu feiern, wurde erstmals im 18. Jahrhundert in Westschweden aufgezeichnet, aber erst am Ende des 19. Jahrhunderts, dank eines Stockholmer Museums, verbreitete er sich, und richtig populär wurde er, nachdem eine Zeitung in Stockholm 1927 eine offizielle Lucia wählte.
Er verbreitete sich auch in anderen skandinavischen Ländern, in denen es Schweden gab und wurde dann auch von den von den anderen Einwohnern übernommen.
Übrigens sind nicht nur Mädchen Teil der Prozession. Jungen können "Sternenjungen" in weißen Gewändern mit spitzen, mit Sternen verzierten Hüten sein, Lebkuchenmänner oder auch Weihnachtselfen.

Ich habe gelesen, daß heute aus Sicherheitsgründen keine echten Kerzen mehr benutzt werden, aber in einer Dokumentation habe ich die Lucia echte Kerzen tragen gesehen.
Unter ihrer Krone trug sie ein Tuch über dem Haar und sowohl Tuch als auch Haare mußten befeuchtet sein. Die Kerzen waren "
Kanalljus", besondere Kerzen, die mit vier Kanälen hergestellt werden, in die überflüssiges Stearin fließen kann, was auch dabei hilft, daß die Kerze ruhiger und regelmäßiger brennt, gemacht für den Gebrauch in zugigen Kirchen, um Wachsflecken zu verhindern und mehr. Falls ihr neugierig seid, perfekt hat das bei ihr nicht funktioniert, sie hatte trotzdem noch Stearintropfen in den Haaren.

Ein weiterer großer Teil des Festes ist natürlich Essen, zum Beispiel "lussekatter", also Lucia-Katzen (unter dem Link findet ihr ein deutsches Rezept dafür auf "Visit Sweden"). Das sind Safranteilchen, die wie ein S geformt sind, was an eine eingerollte Katze erinnert.
Wenn ich backen könnte, hätte ich versucht, sie für euch zu machen, aber Hefe und ich vertragen uns genauso schlecht wie Klebstoff und ich.


Schickt mir welche, falls ihr sie macht! :-D

Montag, 12. Dezember 2022

Weihnachtsglocken - Das zwölfte Türchen

 
Wenn ich an Weihnachtsglocken denke, gilt mein erster Gedanke dem Zimbelstern an der Orgel in der ältesten Kirche unserer Stadt. Der Stern hat kleine Glöckchen, die klingeln, wenn sich der Stern dreht. Für mich war das immer ein Höhepunkt im Weihnachtsgottesdienst, als ich ein Kind war.

Wußtet ihr aber, daß es eine Blume gibt, die tasmanische Weihnachtsglocke heißt? (Blandfordia punicea)? Sie ist eine dieser Pflanzen, die um Weihnachten herum blüht. Ich hatte vorher noch nie davon gehört, aber natürlich bin ich auch nicht gerade ein Pflanzenexperte.
Sie ist wirklich hübsch mit dem Gelb, das unter dem Rot hervorleuchtet, und den langen glockenartigen Blüten.

Blandfordia punicea - Tasmanian Christmas bells
von Bill Higham auf Flickr (CC-BY-NC-ND 2.0)


Mehr weiß ich über Perlen, also suchte ich nach meinem kleinen Erfolg mit den puffigen Sternen für diesen Post nach einem Tutorial für gefädelte Glocken, das ich mit den Perlen ausprobieren konnte, die ich zur Hand hatte.
Das Glück war auf meiner Seite und ich fand die Weihnachtsglocke von Sidonia's handmade jewelry auf YouTube (auf Englisch). So hübsch und funkelnd mit den Kristallen!

Mein erster Versuch hatte eine etwas andere Form als Sidonias Glocke, wahrscheinlich weil ich statt Superduos nur Twin Beads hatte, die nicht so gleichförmig sind. Anstatt diese hübsche ausladende Form nach ganz unten hin zu bekommen, sah meine Glocke aus, als wäre sie auf Diät gewesen und hätte um die Taille herum etwas Gewicht verloren.
Ich probierte es noch einmal mit anderen Twin Beads, die etwas dicker waren und diesmal wurde es ein bißchen besser, aber ich war immer noch nicht ganz glücklich.
Hoffentlich vergibt mir Sidonia, daß ich das Muster angepaßt habe, indem ich an der "Taille" und am unteren Rand Perlen hinzugefügt habe. Außerdem habe ich für die Schlaufe und den Klöppel statt Draht ebenfalls Perlen benutzt.


Sind sie nicht süß geworden? Sie haben auch eine tolle Größe für Anhänger und Ohrringe, sie würden aber auch an einem Geschenk hübsch aussehen, vielleicht möchtet ihr es also selber mal probieren?

Sonntag, 11. Dezember 2022

Weihnachtszitat der Woche - Das elfte Türchen


Vor fast genau acht Jahren habe ich euch von der Geschichte des Weihnachtsbaums erzählt.
Heutzutage, da die Tradition, einen Weihnachtsbaum aufzustellen, weitverbreitet ist, ist es ungewöhnlich, sich eine Zeit vorzustellen, als es keine Bäume gab. Aber nicht jedem gefiel die Sache mit dem Baum.

Inspektor Brackenreid: Hey Jackson! Was glauben Sie, was Sie da tun?
Constable Jackson: I ... Ich messe die Höhe der Decke, Sir. Für den Baum.
Inspektor Brackenreid: Eh ... es wird hier keinen Baum geben.
Constable Jackson: Wa... Kein Baum?
Inspektor Brackenreid: Verdammte Deutsche und ihre idiotischen Traditionen. Jackson, runter da!
Detective Murdoch: Sir, ein Baum wäre keine so schlechte Idee.
Inspektor Brackenreid: Das ist ein Arbeitsplatz, Murdoch, kein verdammtes Herbarium.


Murdoch Mysteries - A Merry Murdoch Christmas, Kanada, 2015


Nun, ihr wißt vielleicht, daß die Tradition des Weihnachtsbaums aus Deutschland stammt (weil ihr vielleicht meinen alten Post gelesen habt), ein Land, das der Inspektor nicht sehr mag, aber als Engländer und treuer Untertan seines Monarchen Edward VII. (dies ist das Jahr 1903), der von seiner Mutter Queen Victoria und ihrem deutschen Ehemann Albert in dieser Tradition aufgezogen wurde, sollte man doch meinen, daß er dem etwas offener gegenübersteht, oder?
Victoria und Albert schmückten den Baum sogar selber, bevor sie die Kinder hereinließen, um ihn zu sehen.

Zeichnung von Joseph Lionel Williams (über Wikicommons)

Tatsächlich finden wir später heraus, daß der Inspektor Weihnachten an sich nicht mag ... noch nicht.

Samstag, 10. Dezember 2022

Schoko-Marzipan-Taler - Das zehnte Türchen


Sie sind üppig, lecker und tödlich - gefüllte Schoko-Marzipan-Taler. Man kann nicht viele davon auf einen Rutsch essen, aber das ist wahrscheinlich gut so.
Obwohl sie nicht schwierig zu machen sind, wie man mir gesagt hat, sind sie doch zeitaufwendig und machen etwas Mühe. Ich habe schon früher erwähnt, daß ich die Bäckergene, die in der Famile vorhanden sind, nicht abbekommen habe, also freue ich mich immer, daß meine Schwester sie zu Weihnachten macht.


Hier ist das Rezept:

Zutaten für den Teig
- 200 g Weizenmehl
- 75 g Speisestärke
- 50 g gemahlene Mandeln
- 100 g Zucker
- 1 Ei
- 200 g Butter (kalt)

Zutaten für die Füllung
- 100 g Kuvertüre (Zartbitter)
- 100 g Marzipanrohmasse
- 100 g Butter (weich)

Zutaten für die Dekoration
- 200 g Kuvertüre (das kann Vollmilch oder Zartbitter sein, und man kann außerdem noch weiße Schokolade dazunehmen, aber sie sind mit nur einer Sorte genauso gut)

Mehl mit Speisestärke, Mandeln und Zucker vermengen, das Ei und kalte Butter in Flöckchen dazugeben. Alles zusammen zu einem geschmeidigen Teig verkneten, in Frischhaltefolie wickeln und eine Stunde lang kühl stellen.

Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche 0,5 cm dick ausrollen und runde 5 cm große Plätzchen ausstechen. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und im vorgeheizten Backofen bei 200 °C 8 - 10 Minuten backen. Sofort vom Blech nehmen und gut auskühlen lassen.

Für die Füllung die Kuvertüre in kleine Stückchen schneiden und schmelzen, dann auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Marzipan fein raspeln und mit der weichen Butter cremig aufschlagen. Die flüssige Kuvertüre hinzufügen und gut verrühren. Auf die Hälfte der Kekse je einen Klecks Füllung geben, einen weiteren Keks aufsetzen und leicht andrücken. Gut trocknen lassen.

Die Kuvertüre für die Dekoration schmelzen, natürlich separat, falls man verschiedene Sorten benutzt. Plätzchen jeweils mit einer Hälfte in Kuvertüre eintauchen, auf ein Kuchengitter oder Folie legen und gut trocknen lassen.
Hat man auch weiße Kuvertüre, kann man nun die Plätzchen noch damit verzieren.

Falls ihr das Rezept ausprobiert, laßt man doch wissen, wie sie euch schmecken!


Ich habe dieses Rezept auch auf verschiedenen Seiten gefunden, manchmal mit nur 175 g Butter. Das, das meine Schwester benutzt, kam aus einer alten Werbebroschüre, die in ihre persönliche Rezeptsammlung gewandert ist.

Freitag, 9. Dezember 2022

Weihnachten im Überfluß - Das neunte Türchen

Vor ungefähr 20 Jahren haben wir Rothenburg ob der Tauber besucht. Ein Freund aus Kalifornien war gerade bei uns, ein Sammler von Steiff so wie wir, aber auch von so vielem mehr.
Er hatte uns gefragt, ob wir nach Rothenburg fahren könnten, nicht nur wegen des Käthe Wohlfahrt Weihnachtsdorfs, einem Laden, in dem das ganze Jahr über Weihnachten ist, sondern auch wegen geschnitzter Figuren, weil eine Freundin ihn gebeten hatte, nach vintage Figuren aus dem Erzgebirge Ausschau zu halten, wenn er die Gelegenheit bekäme.
Rothenburg ist für seine gut erhaltene mittelalterliche Altstadt bekannt, die einem das Gefühl gibt, als sei man in ein Märchen getreten. Kein Wunder, daß es ein Touristenmagnet ist.
Ich mag keine Menschenmassen, aber wir hatten ziemlich Glück. Ich glaube, es war September, und ich erinnere mich, daß es ziemlich kalt war, was vielleicht außerhalb der Saison ein wenig mit dem Weihnachtsgefühl geholfen hat.

Wir aßen "Schneeballen", ein traditionelles örtliches Gebäck aus Mürbeteig, und dann waren wir für Weihnachten bereit, also gingen wir zuerst ins Käthe Wohlfahrt Weihnachtsdorf.
Ich will ehrlich sein, trotz lebenslanger Erfahrungen mit Weihnachtsmärkten und Warenhäuser war ich baff. Wenn Rothenburg wie der Schauplatz für ein Märchen aussah, so war das hier, als trete man in die Werkstatt des Weihnachtsmannes, Abteilung Weihnachtsdekoration.
Ornamente für den Baum aus allem von Glas (ja, auch die berüchtigte Weihnachtsgurke) über Filz bis zu Holz, Figuren, Pyramiden, Sterne, Kränze, Adventskalender, Nußknacker, Bäume ... und falls dir ein Flügel an deiner Pyramide kaputtgegangen ist, fürchte nichts, hier kannst du eine neue finden. Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, ob ich mir selber auch etwas gekauft habe oder ob ich einfach nur komplett überwältigt war.
Das hier ist kein Ornament aus dem Laden, gibt euch aber eine kleine Vorstellung.


Als wir so herumliefen, fanden wir ziemlich durch Zufall den Eingang zum Weihnachtsmuseum, wir hatten nicht einmal gewußt, daß es eines gab, und tatsächlich war es noch recht neu.
Nun war ich wirklich in meinem Element. Das Museum ist klein, aber ich liebte es trotzdem. Der Schwerpunkt der Dauerausstellung liegt auf Objekten zwischen 1870 und 1950. Vintage Ornamente, Bäume, Lichter, Karten ... was kann man daran nicht lieben? Habt ihr zum Beispiel schon jemals vorher von Tragant oder Leonischem Draht gehört? Ich hätte wirklich gern einen Baum mit vintage Ornamenten, habe mich aber wegen der Katzen nie getraut, auch nur eines aufzuhängen.
Obwohl ich verstehe, warum das nicht erlaubt ist, wünschte ich doch, ich hätte ein paar Bilder machen können.

Unser nächster Stop waren Läden, in denen geschnitzte Figuren verkauft wurden, alle von ganzen Krippen hin zu einzelnen Engeln, Heiligen, Bauern, und einer hatte sogar Märchenfiguren.
Das mag nicht sehr weihnachtlich sein, aber wir verliebten uns sofort in zwei davon. Eine ist diese wunderbar detaillierte Hexe mit zwei Bonuskatzen. Der Schnitzer versuchte uns zu überzeugen, daß sie zusammen mit Hänsel und Gretel besser aussehen würde, aber wir wollten nur die Hexe. Sie würde toll zu einem großen Weihnachts-Lebkuchenhaus passen, findet ihr nicht?


Alles in allem definitiv ein Ausflug, der es wert war. Ich würde gern nochmal gehen, Massen oder nicht.