Sonntag, 9. Februar 2025

Muffin Boy

Als der Dekan Ende Juni 2012 hier eingezogen ist, beschloß ich, beim Perlenweben erstmal eine Pause einzulegen.
Dies war sowas von ein verrücktes Kätzchen, das zu einem verrückten Kater heranwuchs. Er macht keine halben Sachen. Wenn er schläft, wird zu einem großen schweren Sandsack, den man echt schwer bewegen kann. Manchmal ist er so im Tiefschlaf, daß ich ihn zum Beispiel sanft von meinen Beinen herunterrollen lassen kann und er erst nach der Rolle aufwacht, wenn er das Bett berührt, und ab und zu nicht mal sofort.


Wenn er das hat, was ich "seine fünf Minuten" nenne, auch wenn es viel länger dauern kann, ist er unerträglich. Er wird zornig und wirft Sachen von Regalen, dem Kleiderschrank oder er versucht, bestimmte Bilder von der Wand zu hauen. Das kann heißen, daß er Hunger hat, weil die Portion zu klein oder das Essen offensichtlich inakzeptabel war (selbst wenn es noch vor zwei Tagen das beste Essen war, das er je hatte - so sind Katzen eben).
Es kann aber auch einfach zuviel Energie sein, die Art von Energie, für die gewöhnliche Spiele nicht ausreichen.
Diese fünf Minuten können so abrupt aufhören, wie sie angefangen haben, oder sie können ewig dauern, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das kommt nicht jeden Tag vor, wenn es aber vorkommt, kann es mit diesem kleinen Wirbelwind echt anstrengend werden, weil er genau weiß, welche Knöpfe er drücken muß! Ich bin recht einfach zu trainieren und er hat schon immer schnell gelernt, was bei mir funktioniert.
Hier sieht er harmlos genug aus, aber tatsächlich war das kurz bevor er auf den Kleiderschrank sprang, um einen meiner Steiff-Fische hinunterzuwerfen.


Was ich versuche zu erklären ist, das nicht alle Basteleien in seiner Nähe sicher sind, wenn er wach ist, und daß nicht unbedingt vorhersehbar ist, wann er überall herumspringen wird, Dinge zu stehlen versucht - er kann erstaunlich verstohlen und schnell sein - und offene Perlendosen zum Hineintreten sind auch keine so tolle Idee.
Sogar Ponder und Esme, die gern über mein Perlentablett mit den Perlendosen liefen, hatten ein oder das andere Mißgeschick, aber das waren dann normal nur ein paar Perlen. Sie sprangen beide gern herum, waren aber erstaunlich wohlerzogen, was meine Perlen betraf und ich machte mir ihretwegen nie große Sorgen. Ponders Schwäche war mein Draht, aber damit kann man viel leichter umgehen als mit winzigen fliegenden Perlen.

Seit der Dekan hier lebt und springt, habe ich gerade mal zwei Perlenwebstücke fertiggebracht und dabei arbeitete ich von winzigen Perlenstäpelchen, die ich andauernd von den Röhrchen nachfüllen mußte, was das Weben weder schneller noch viel spaßiger machte.
Kürzlich sprach ich mit einer Freundin über Perlendosen und -tabletts und sie meinte, es sei schade, daß es keine Perlentabletts mit Löchern für die Dosen gäbe.
Im Gegensatz zu anderen, die mit Perlen arbeiten, benutze ich keine Perlenmatte, was damit zu tun hat, daß ich nicht an einem Tisch arbeite.
Meine Perlendosen stehen auf der Seite und ich nehme mir die Perlen mit den Fingern und schiebe sie dann auf die Ndel. Das mag sich für andere sehr umständlich anhören, aber für mich funktioniert das perfekt und ich bin so tatsächlich schneller als mit einer Perlenmatte.

Natürlich weiß ich, daß es auch alle möglichen Arten von Perlentabletts mit Fächern gibt, aber sie sind recht flach und ich vertraue irgendkatz nicht damit. Da dachte ich dann an meine Muffinformen (ich kaufte zwei in einem Sonderverkauf im Outlet, habe aber sowieso immer nur eine benutzt).
Wie wäre es, wenn ich meine Perlen dort hineintun würde, um sie alle beieinander zu haben, anstatt einzelne Dosen zu verwenden? Und was, wenn ich eine Schachtel finden könnte, in die die Form paßt, um die Gefahr zu minimieren, daß eine nicht so kleine Katze auf eine Seite der Form tritt und sie hochfliegen läßt?

Es war praktisch ein Wunder, daß ich ein Paket hatte, das noch nicht geöffnet war, sonst hätte ich die Schachtel schon längst weggeworfen. Sie sah mir nach der perfekten Größe aus - und so war es auch.
Ich schnitt die oberen Teile ab, aber nicht komplett, damit die Ränder der Muffinform noch darauf aufliegen konnten. Es wäre nett gewesen, wenn die Form an beiden Seiten ein Loch gehabt hätte, um sie an der Schachtel zu befestigen, hat sie aber nicht, also benutzte ich doppelseitiges Klebeband.
Um die ganze Konstruktion schwerer und so stabiler zu machen, hatte ich eine Thermoskanne, die ich nicht mehr benutzte, in die Schachtel gelegt. Ich wickelte sie in Packpapier und stopfte die Seiten mit Knallfolie aus, damit sie nicht herumrollen knn.

Hier seht ihr Muffin Boy, wie er das ganze überprüft, denn nichts kann hier ohne seine Aufsicht laufen. Jetzt macht er wahrscheinlich Pläne, wie er mit dieser neuen Herausforderung umgehen wird.



Ich denke, ich kann besten Gewissens sagen, daß dies das seltsamste Stück Perlen"zubehör" ist, das ich je zusammengebastelt habe und hübsch ist es auf jeden Fall nicht. Wenn es aber funktioniert, werde ich vielleicht endliche wieder mit mehr Perlenfarben arbeiten, ohne zu sehr gestreßt zu sein, und das ist das einzige, was zählt.

Ein Deckel für die Form wäre perfekt, aber ich habe nichts Passendes gefunden und ich will nur für den Deckel keine neue Form kaufen.
Vielleicht eine andere Schachtel? Wartet mal, ich könnte ja einfach meine zweite Muffinform drauflegen
😂
Wie auch immer, ich lasse euch wissen, wie es läuft.

Samstag, 8. Februar 2025

Einfach nur so Samstag - Kochbücher, Teil 2

2012 habe ich euch vom "Gas-Koch- und Backrezeptkalender" erzählt, hier und hier, und 2014 habe ich sogar etwas daraus gemacht!
Als Bibliothekarin wollte ich unbedingt nachschauen, wann er das erste Mal veröffentlicht wurde und wie lange, aber die Einträge in den unterschiedlichen Bibliothekskatalogen passen nicht zusammen.
In einem Eintrag heißt es zum Beispiel, daß er das erste Mal 1927 unter dem Titel "Hamburger Gaskalender" veröffentlicht wurde und unter dem längeren Titel von 1959 bis 1973. Hier heißt es, da wurde er dann auch eingestellt, dort heißt es, es gibt ihn noch immer, aber ohne Bestandsnachweis. In mehreren Einträgen steht aber, daß es den längeren Titel schon seit 1952 gibt, was auch nicht stimmt, da ich selber einen von 1950 habe, erwähnen den Gaskalender jedoch überhaupt nicht, obwohl alle von den Hamburger Gaswerken herausgebracht wurden.
Wahrscheinlich fragt ihr euch, warum ich das alles überhaupt erzähle, aber das ist eine Berufskrankheit. Es macht mich wahnsinnig, das nicht genau zu wissen!

Tatsache ist, daß ich selber mehrere davon habe - wobei einer noch auf dem Weg ist - zwischen 1950 und 1970, manche kleiner, manche größer. Nur zweien fehlt das Deckblatt.
Ich finde es toll, daß Kalender aus dieser Zeit, deren Blätter zum Abreißen gedacht waren, überhaupt noch heute existieren. Ich erinnere mich, daß wir in der Küche oft den Kalender des Kaufladens hängen hatten, auf dessen Blattrückseiten auch Geschichten standen, wenn ich mich recht erinnere, aber wir benutzten ihn auch tatsächlich.


Die Kalender sind voller Informationen, Rezepte und kleiner Geschichten, die die Vorteile von gasbetriebenen Küchengeräten anpreisen.
In dem von 1956 geht es bei den Extrainformationen zum Beispiel nur um Gewürze.

Ich glaube, mein Favorit ist die Geschichte - auch aus dem von 1956, dem neuesten Zugang - von einer Frau, die ihre Freundinnen zum Kaffeekränzchen einlädt. Sie müssen aber pünktlich sein, was sie alle überrascht. Noch überraschter sind sie, als ihre Gastgeberin sie in die Waschküche hinunter befördert und ihnen erzählt, daß ihre große Wäsche gleich anfängt; sie befürchten fast schon, daß sie um Mithilfe gebeten werden.
Aber nein, ihre Gastgeberein hat sie dorthin gebracht, um ihnen ihre brandneue gasbetriebene Waschmaschine zu zeigen. Anfangs sind die Gäste nicht ganz überzeugt, aber sie ändern schnell ihre Meinung, als sie hören, daß die Maschine alles ganz allein macht, sogar das Abschalten!
Könnt ihr euch vorstellen, ohne Waschmaschine zu sein? Ich glaube, ich wäre darüber genauso begeistert gewesen und es überrascht mich nicht, daß die Gastgeberin gern ein wenig angeben wollte.

Natürlich habe ich auch wieder ein Rezept für euch herausgesucht, nicht willkürlich diesmal, sondern das Rezept für meinen Geburtstag 1950 (nein, so alt bin ich noch nicht, aber ich habe den Kalender aus meinem Geburtsjahr nicht). Denkt daran, daß das nicht allzulang nach dem Krieg war und das Wirtschaftswunder gerade mal angefangen hatte, also sind die Zutaten nicht so ungewöhnlich.


Was denkt ihr, hätte das einen guten Geburtstagskuchen für mich abgegeben?
😉
Tatsächlich hat morgen ein Familienmitglied Geburtstag, ich schätze, er wäre ganz schön erstaunt, wenn ich ihm diesen Kuchen anbieten würde!

Freitag, 7. Februar 2025

Pack die Vorräte an - Schnee zu Wasser

In den letzten zehn Jahren habe ich beinahe 100 Freitags-Posts hinbekommen, in denen es um meine bewußten Versuche ging, etwas aus meinen überwiegend alten Vorräten zu machen. Ich spreche von Material, das seit vielen Jahren bei mir lagert.
Vielleicht habe ich manches davon sogar schon vorher versucht zu benutzen, hatte aber keine rechte Idee oder war nicht glücklich mit dem, was dabei herauskam, und habe es wieder zerlegt.
Der letzte ist von vor einem Jahr, als ich tatsächlich eine zehn Jahre alte Perlensuppe aufbrauchte und deswegen sehr stolz, aber auch ein bißchen erleichtert war.

Ich dachte mir, es wäre an der Zeit, das wieder zu versuchen, meine Schubladen durchzuschauen - obwohl ich, was die Menge meiner Vorräte angeht, noch relativ harmlos bin - und etwas von den Dingen zu benutzen, die es verdienen, endlich das Tageslicht zu sehen.
Das kann einmal etwas recht Kleines und nicht sehr Spektakuläres sein, andere Stücke brauchen viel mehr Zeit, Einsatz oder Herumspielerei.

Ich fing mit dem Schmuckmachen vor etwas mehr als 15 Jahren an. Damals wichtelten wir im Freundeskreis und mein Wichtel schickte mir eine Überraschungsmischung aus Material und Perlen, von der ich immer noch Reste habe.
Die weißen Achatperlen waren Teil dieser Mischung. Es waren nicht viele, also wußte ich nie so wirklich, was ich damit anfangen sollte, und benutzte nur wenige.

Die klaren Delicas sind aus einer Perlenbestellung von vor neun Jahren. Das hört sich unglaublich an, aber ich benutze meistens klare Delicas mit AB-Finish, also hatte ich noch ein ungeöffnetes Röhrchen von den dreien, die ich damals bestellt hatte.
Die klaren Tropfenperlen mit AB sind aus einer der Überraschungperlenmischungen, die ich gerne mitbestelle, weil sie mich oft dazu herausfordern, unterschiedliche Deigns auszuprobieren. Sie erinnern mich immer an Wassertropfen.
Das sah mir nach der perfekten Kombination aus.

Erst als ich die Anhänger fertig hatte, warf ich noch einen Blick in die Vorratsbox mit den einzelnen Perlen. Ein Gedanke war, klare Kristalle zu verwenden - Eis und Wasser - aber als ich den Achat sah, dachte ich stattdessen an Schnee, der zu Wasser schmilzt.



Ich habe zwaar kaum noch welche von den Tropfen, dafür aber genug Dolchperlen, also werde ich vielleicht noch auf die Eis- und Wasseridee zurückkommen, vielleicht das nächste Mal, wenn ich meine Vorräte anpacke?

Donnerstag, 6. Februar 2025

Der Verbannte

Überraschung! Ich weiß, ihr hattet von mir diese Woche keinen Filmpost für den "Winter of Fairbanks Jr." erwartet, den Lisa von Boondock Ramblings zur Zeit auf ihrem Blog laufen hat, aber Lisa hat die Filme ausgetauscht, also bin ich nun doch hier.

Der Film dieser Woche ist
Der Verbannte von 1947. Als ich die Handlung las, war ich mir ziemlich sicher, daß ich ihn schon mal gesehen hatte, aber vor ewigen Zeiten.
Nachdem ich ihn dann auf YouTube (auf Englisch) angeschaut hatte (leider in nicht sehr guter Qualität, aber man nimmt ja, was man kriegen kann), wußte ich, daß ich recht gehabt hatte, obwohl ich mich nicht an jedes Detail erinnern konnte.

Filmposter (fair use über Wikipedia)


Im Film geht es um König Charles II. von England während seines Exils.
Charles ist im Exil in Holland und wartet geduldig darauf, als König in die Heimat zurückkehren zu können.
Auf dem Markt, wo er für sein weniges Geld Essen kaufen will, trifft er Katie, die eine Tulpenfarm hat und ein Gasthaus führt, weil sie aber Schulden bei ihrem Cousin hat, ist sie in Gefahr, alles zu verlieren.
Da "Roundheads" unterwegs sind (ein abfälliger Begriff für die Anhänger des Parlaments, nach der Frisur, die manche Puritaner zu dieser Zeit hatten, im Gegensatz zu den royalistischen Kavalieren), beschließt Charles, sich die Haare abzuschneiden, sich bei Katie zu verstecken und dort auf der Farm und im Gasthaus zu arbeiten.

Dann taucht ein Mann auf, der behauptet, der König zu sein, und steigt im Gasthaus ab.
Ein weiterer Gast ist die Gräfin Anabella, eine frühere Geliebte von Charles. Sie bringt ihm ein Geschenk des französischen Königs, eine Spieluhr, die Charles am nächsten Tag verpfänden läßt, um davon Katies Schulden zu bezahlen.
Katie wird eifersüchtig auf Anabella und entläßt Charles, bevor er ihr die gute Nachricht überbringen kann. Als sie Anabella aber noch einmal trifft, die ihr davon erzählt, wartet sie ungeduldig auf Charles' Rückkehr. Als er wieder auftaucht, fällt sie ihm in die Arme und sie küssen sich das erste Mal.

Inzwischen ist Colonel Ingram aus England gekommen, um Charles zu finden und töten, aber da er ihn seit Jahren nicht gesehen hat, erkennt er ihn nicht, sondern möchte ihn stattdessen als seinen Spion anheuern. Als der falsche König aus seinem Zimmer kommt, denkt Ingram, er sei der echte, und versucht, ihn zu töten, woraufhin der Mann gesteht, daß er ein arbeitsloser Schauspieler ist, der sich als Charles ausgegeben hat, um sich so ein Zimmer und Essen zu erschwindeln.
Charles fordert Ingram auf, ihn anzuschauen und fragt, ob er einen Stuart denn nicht erkennt, wenn er ihn sieht.
Als mehr Roundheads eintreffen, entkommt Charles knapp, indem er das Pferd des Schauspielers nimmt, als die Roundheads diesen davon herunterzerren, aber nicht bevor er Katie gesagt hat, daß er am nächsten Tag zurück sein würde. Sehr zu Katies Überraschung erzählt ihr Ingram, wer Charles wirklich ist.
Sie folgt Charles zu einer Windmühle als Versteck, hier gestehen sie sich gegenseitig ihre Liebe. Ingram und seine Leute sind Katie jedoch gefolgt, darum schickt Charles sie fort und zieht die Aufmerksamkeit auf sich selbst.
Er und Ingram führen einen Schwertkampf in der Windmühle, als Ingrams Schwert zerbricht, wirft Charles sein eigenes Schwert fort, er und Ingram ringen miteinander, wobei Charles Ingram in den Tod stürzt.
Inzwischen sind Charles Männer angekommen und er wird darüber informiert, daß England möchte, daß er zurückkommt, ohne irgendwelche Bedingungen - Gott schütze den König.

Was wird nun aus der Liebe zwischen Katie und Charles?
Sein Berater sagt ihm, daß er dem Land gehöre, nicht sich selber.
Katie und Charles haben ein Gespräch, aber sie wissen, daß sie nicht zusammenbleiben können. Es ist ein sehr trauriges und romantisches Lebewohl mit einer letzten verzweifelten Umarmung, bevor König Charles II. hinaustritt, um seine Leute zu treffen.

Was wißt ihr über Charles?
Als sein Vater, Charles I. 1649 unter Cromwell und den Parlamentariern exekutiert wurde (ich kann nicht anders als den
Monty Python-Song zu hören, der schon lange mein Handyalarmton ist), mußte er tatsächlich aus dem Land fliehen und verbrachte Jahre im Exil.
Nachdem Cromwell starb, übernahm dessen Sohn Richard, trat aber nicht lang danach zurück. Schließlich bat ein neues Parlament Charles um die Rückkehr, um die Monarchie wieder zu wiederherzustellen - darum der Ausdruck Restauration für diese Zeit - nachdem er mehrere Versprechungen abgegeben hat, die Kooperation mit dem Parlament eingeschlossen.
Wieder kann ich nicht anders als ein Lied zu hören, diesmal aus "Horrible Histories" - "The King of Bling".



Tatsächlich ist Charles auch als "The Merry Monarch", "Der Fröhliche Monarch" bekannt, nicht nur weil er puritanische Einschränkungen aufhob, sondern weil Vergnügen ein wichtiges Stichwort während seiner Regierungszeit war, das schloß absolut sein eigenes mit ein, was sich zum Beispiel an der Zahl seiner illegitimen (größtenteils aber anerkannten) Kinder mit seinen vielen Geliebten, offiziell und inoffiziell, zeigt, wobei er aus seiner Ehe selber keine Kinder hatte.
Also ja, es hört sich eigentlich nicht so an, als würde er Katie auf ewig geliebt haben
😉
Ich überlasse es euch selber, ihn nachzuschlagen, wenn ihr wissen möchtet, was er sonst noch so getan hat und wie gut er als König war, weil das hier wirklich zu weit führen würde. Es ist eine ganz schöne Geschichte, auch der Große Brand von London gehört dazu.

Nun zum Film selber.
Er basierte auf dem Roman "His Majesty the King" von Cosmo Hamilton, den ihr hier auf Englisch lesen könnt, falls ihr den Drang dazu verspürt. Douglas Fairbanks jr. kaufte die Rechte an dem Roman 1941. Nachdem er aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkam, gründete er sein eigenes Filmstudio, The Fairbanks Company.
"Der Verbannte" wurde als der erste Film des Studios angekündigt.

Ich bin nicht sehr anspruchsvoll, was Filmqualität auf Bild und Ton bezogen angeht, aber ich hätte mir echt gewünscht, sie wären besser geween, dann hätte der Film sogar noch mehr Spaß gemacht.
Ja, Spaß. Faßt ihn nicht als Geschichtsstunde auf, denn dann werdet ihr enttäuscht, nehmt ihn als unterhaltsamen Film, der
"adventuresome, romantic and humorous" ist - Abenteuer, Romantik und Humor, genau wie er vom "Produzenten/Schauspieler" angekündigt wurde. Beschwert euch nicht darüber, daß die Kostüme nicht perfekt für diese Zeit sind, schaut euch einfach an, wie gut unser Held darin aussieht. Das tut er nämlich auf jeden Fall und dies ist der richtige Film dafür, eine Schwärmerei für ihn zu entwickeln, wenn man das nicht schon hat (ein Grund, warum ich wünschte, die Qualität wäre besser).
Ich würde sagen, daß er seinem Vater absolut damit gerecht wird, wie er durch Fenster springt und auf Pferde, wie er mit dem Degen kämpft und unwiderstehlich lächtelt - und dann noch das zerrissene Hemd nach dem Endkampf ... genug gesagt.
Der Film fühlt sich sehr nach einer Hommage an Fairbanks sr. an, was meiner Meinung nach dadurch verstärkt wird, daß er nicht in Farbe gedreht wurde, obwohl Fairbanks jr. das gern wollte, und die Kirsche auf dem Kuchen ist, daß der Sohn das Schwert des Vaters benutzte, das ihm von seinem Kompagnon in The Fairbanks Company geschenkt wurde, der mit dem Senior zusammengearbeitet und das Schwert seit 1930 besessen hatte.
Ohja, und übrigens nicht nur Produzent/Schauspieler, Fairbanks jr. schrieb tatsächlich mit am Film. Wie schon zuvor erwähnt war er anglophil und er ist nicht der einzige, der fand, Charles II. gäbe eine gute Story ab.

Manche sagen, der Film hätte ein Schneckentempo, zuviel Gerede, zu wenig Action, aber mir wurde kein bißchen langweilig.
Wenn ihr eine langsame Geschichte über Charles II. wollt, probiert "Königliche Abenteuer" von Georgette Heyer. So sehr ich meine Heyer-Bücher liebe, so sehr muß ich einer Rezensentin zustimmen "Er flieht und flieht und flieht ....". Ich schweife ab, sorry.

Dann sieht das Set (komplett auf Tonbühnen errichtet) eben manchmal recht künstlich aus, vor allem die seltsamen Bäume ohne Zweige um den Baumstamm herum, die Bäume mit den aufgeklebten (?) Blüten oder die Tulpen, aber hey, was soll's? Ich fand das eher amüsant als nervig, und in manchen Szenen hatte es etwas Traumähnliches, vor allem bei Nebel.

Dann ist die Liebesgeschichte eben nicht wild und leidenschaftlich, sondern eher zart. Das war mir egal, denn es war ja von Anfang klar, daß es für die beiden kein Happy End geben würde.
War die Gräfin Anabella unterhaltsamer? Nun ja, das wäre doch tatsächlich auch so gewesen, oder? Katie war eine schwer arbeitende junge Frau, die sich Sorgen um ihre Schulden machte, Anabella sah viel mehr nach einer der Damen aus, mit denen Charles eine Party hätte feiern können, und trotzdem verliebte er sich in Katie. Tatsächlich fand ich das ganz süß.

Nun könnte ich noch versuchen, über die Stimmung zu sprechen, die Regisseur Max Ophüls (in seinen US-Filmen als Opuls aufgeführt) mit seinen Einstellungen kreierte, aber ich denke, das wurde in einigen der englischen Quellen, die ich dem Post angehängt habe, schon viel besser erledigt. Warum stand Maria Montez im Vorspann an erster Stelle? Schaut in die Quellen. Warum hatte der Film zwei verschiedene Enden für die USA (ein kürzeres) und anderswo? Schaut in die Quellen. Übrigens sind auf YouTube beide Enden dabei.

Zeit für den Abschluß.
Wenn ihr Lust auf ein bißchen Abenteuer und Spaß mit einem Spritzer Romantik dabei habt, schaut euch "Der Verbannte" an. Ich selber habe ich schon auf meiner Wiederholungsliste stehen.
Wie schade, daß es ihn nicht auf DVD gibt!

Ausgewählte Quellen (überwiegend englischsprachig):

Wikipedia-Artikel über The Exile und Charles II.

The Cairns Post, 10. September, 1946, Seite 6

Showmen's Trade Review, 10. Mai 1947, Seite 39

The Exile auf IMDb

Meher Tatna: Restored by HFPA - "The Exile" (1947), gepostet auf "Golden Globes" am 28. Juni 2022

The Exile: Douglas Fairbanks, Jr., Carries on the Legacy of His Father, gepostet auf "Prince of Hollywood" am 5. Juni 2016

The Exile auf Letterboxd

Montag, 3. Februar 2025

Januar - eine Challenge

Ich habe schon eine ganze Weile nichts mehr angefaßt, das mit Schmuck zu tun hatte. Ich mußte nachschauen, mein letztes Schmuckstück war das Paar Fransenohrringe vor mehr als zwei Monaten!

Was mit mir los ist, möchtet ihr wissen? Ich wünschte, ich wüßte es. Ich habe eine ganze Ideenliste, bin aber immer noch mitten in einem Stickprojekt, und während ich normal immer mehrere Projekte am Start hatte, scheine ich das zur Zeit nicht hinzubekommen.

Am einfachsten wäre es natürlich, es wieder auf mein Daumengelenk zu schieben, aber obwohl das ein Teil davon ist, ist es, naja, genau das, ein Teil davon, aber eben nicht alles.
Manches ist wahrscheinlich meine allgemeine Stimmung, was mit den Nachrichten zu tun hat, die mich manchmal zu lähmen scheinebn. Manches hat mit dem Gefühl zu tun, als würde ich schon ewig meinem richtigen Publikum hinterherjagen und das Jahr auf Jahr zu tun wird immer mal wieder psychisch anstrengend. Damit bin ich keineswegs allein, ich habe es bei anderen Schmuckfreundinnen gesehen, aber natürlich auch bei anderen Kreativen, egal was ihr Medium ist. Ein Teil ist vielleicht auch noch Winterschlaf.

Gewöhnlich dauert es ein bißchen, bis ich da wieder herauskomme, und dann bin ich zurück, experimentiere und spiele herum, aber diesmal scheint es schwieriger für mich zu sein, mir einfach etwas zu greifen und damit anzufangen, obwohl das für mich normalerweise immer ganz gut funktioniert hat. Einfach einen Cabochon auf eine Unterlage pappen und anfangen zu sticheln. Einfach einen Draht und meinen Häkelhaken hernehmen und loslegen.
Seltsam ist, daß mein Gehirn theoretisch tatsächlich kreativ ist und darauf wartet, daß meine Finger nachziehen.

Also dachte ich mir, ein Angriff auf meine Vorräte wäre perfekt, das bedeutet, ich schaue mir an, was ich so habe, auch an älteren Komponenten, und was ich damit anfangen kann.
Nichts super Experimentelles, nur etwas, um mich selber wieder zu starten.
Ich nahm mir einen meiner Labradoritcabochons, klebte ihn auf, suchte mir ein paar Farben für die Fassung aus und fing mit dem Fädeln an. Es ist erstaunlich, wie gut sich allein das schon anfühlte, obwohl es nicht sehr kreativ war.
Als die Fassung fertig war, suchte ich nach Perlen, die dazupaßten, und da der Labradorit noch ein bißchen trüb aussah, entschied ich mich für ein funkelndes Blau, durch winzige Hämatitperlen getrennt, die zu offenen Stellen zwischen den Kristallen führten, die ich dann mit Buttonperlen auffüllen könnte und wie wäre es noch mit ein paar winzigen silbernen Perlen auf der anderen Seite ... ja, es schien so, als hätte dieser Start funktioniert!

Da fiel es mir dann auf - die Januar/Februar Challenge der Jewelry Artisans Community.
Was hatte unsere Challengemeisterin geschrieben?
Symbole: Schneeflocken, Eiszapfen, immergrüne Bäume
Farbe: Weiß, silber, blau, dunkelgrün
Kräuter und Blumen: Salbei, Kiefer, Wacholder, Schneeglöckchen
Kristalle: Granat, klarer Quarz, Hämatit
Themen: Rückschau, Selbstreflektion, Reinigung, Neuanfänge

Ich hatte "Eis" von den Buttonperlen, ich hatte silberne und blaue Perlen, der Labradorit schimmert in blau und grün, ich hatte Hämatit und dies war mein Neuanfang für Schmuck in diesem Jahr - und nichts davon war geplant.
Es war einfach nur perfekt ... bis ich den Rand schnitt. Fragt mich nicht, wie es passiert ist, aber schnipp schnipp, da war nicht nur ein Faden durch, sondern zwei wichtige Fäden. Ernsthaft, bin ich irgendwie verhext? Schiele ich so, daß ich keinen Faden mehr sehen kann? Ich wußte nicht, ob ich heulen oder wie eine Wahnsinnige lachen sollte. Heulen hätte aber nicht viel gebracht, also rettete ich, was ging, das hieß, ich schnitt das ganze bis auf die Fassung zurück, klebte und nähte ein neues Stück Stickunterlage auf und fing mit Hoffnung auf das Beste nochmal ganz neu an.
Am Ende wurde es ein kleines bißchen anders, weil ich mich nicht mehr genau daran erinnern konnte, wie ich beim ersten Mal die winzigen silbernen Rocailles und Hämatitperlen verteilt hatte, also ist dann doch noch ein wenig Experiment dabei.
Es glänzt und funkelt so sehr, das können die Bilder kaum vermitteln, vor allem, weil ich sie gemacht habe, als es schon dunkel war. Ich konnte einfach nicht damit warten zu zeigen, daß ich zurück bin!
Das hoffe ich wenigstens.




Samstag, 1. Februar 2025

Einfach nur so Samstag - Bin ich eine Psychopathin?

Ich erinnere mich nicht an das genaue Zitat und ich erinnere mich nicht an die Folge, ich bin mir nicht mal sicher, welcher Barnaby es gesagt hat, aber es war etwas in der Art von einem Haus, in dem es überhaupt keine Bilder von Menschen gibt und ist das nicht ein Zeichen für einen Psychopathen?
Aus irgendeinem Grund hat mich der Gedanke seither nicht losgelassen. Bin ich eine Psychopathin?
Um das zu erklären, der Ex und ich hatten die Wände immer voller Bilder, aber es gab nur eins mit einer Person darauf und die Frau kannten wir nicht einmal. Der Ex kaufte es auf einem Flohmarkt, weil er fand, es würde gut zum Ambiente unseres Hausflurs mit der vintage Garderobe und dem Licht und den mit Schablonen bemalten Wänden passen, und das tut es auch. Als er ging, ließ er sie übrigens hängen.

Drinnen aber sind Tiere.
Die meisten sind Katzenbilder, in verschiedenen Medien von verschiedenen Künstlern, Freundinnen von mir eingeschlossen, die meine eigenen Katzen in Porträts einfingen.

Erst später fing ich mit der Arbeit an meiner Fanwand von aus Perlen gewebten Promis an, und dann sind da noch die Porträts, die ich für meine Mutter von uns Kindern gemacht hatte und die nach ihrem Tod zu mir zurückkamen.
Um ehrlich zu sein, habe ich Sammlungen von Familienfotos an Wänden, auf Kaminsimsen oder auf Klavieren schon als Kind nie ganz begriffen. Nicht daß ich unsere alten Bilder nicht geliebt hätte, auch wenn wir nicht soo viele hatten, aber mußten nicht alle alten Bilder so wie unsere in Alben oder einer Schuhschachtel sein?
Vielleicht hat es damit zu tun, daß ich selber schon immer so ungern von mir Bilder habe machen lassen? Ich kann mich gerade so mit den perlengewebten arrangieren, weil sie einen künstlerischen Touch haben, aber grundsätzlich ziehe ich meine gemalten Tiere für meine Wohnung vor. Seltsam, in Museen mag ich Porträts gerne. Ist es vielleicht nur das Medium Fotografie, mit dem ich ein Problem habe?
Sollte ich aber eine Psychopathin sein, kann ich euch versichern, daß ich niemals ein kriminelles Genie werden werde wie manche der Mörder bei Inspector Barnaby
😂

Ich zeige euch mal unser erstes Katzengemälde. Man sagte uns, es sei von Arthur Heyer, der für seine Angorakatzen berühmt war. Ich habe das nie geglaubt, weil Heyers Angoras ganz andere Gesichter haben als dieses.
Es war ohnehin egal, denn wir wollten das Bild nicht für den Namen, sondern weil es uns so sehr an unseren ersten Kater erinnerte. Ich habe Dudes Geschichte nie hier auf dem Blog erzählt, aber es ist auf Ponders Blog (1 und 2) - wie ein zurückgelassener alter Kater zum "Austauschkater" wurde und in ein fremdes Land zog.

Das ist Dude. Leider waren das die vordigitalen Zeiten, also habe ich nicht so viele Bilder von ihm.


Das ist das Gemälde (das ist übrigens, an dem der Dekan gerne herumschiebt, wenn er meine Aufmerksamkeit möchte, weil er genau weiß, daß ich nicht will, das er das anfaßt, der kleine Teufel).
Bitte ignoriert den beschädigten Rahmen, wir haben es so bekommen, aber ich wüßte nicht, wie ich das selber restaurieren könnte.


Jepp, ich ziehe es immer noch Menschenfotos vor.

Donnerstag, 30. Januar 2025

Gauner mit Herz

Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog den "Winter of Fairbanks Jr." laufen und ich sagte, ich mache mit, wenn ich die Gelegenheit habe, die Filme zu sehen.
Für heute hat sie "Gauner mit Herz" von 1938 ausgewählt, der zufällig auf Englisch auf YouTube ist, tatsächlich sogar mehrere Male, los geht's.

Australisches Poster (Public Domain
AUS/US über Wikipedia)


Ich möchte euch die Familie Carleton vorstellen.
Anthony "Sahib", der Vater, ein früherer Schauspieler, der behauptet, in Indien gedient zu haben. Seine Frau "Marmy". Ihr Sohn Richard und ihre Tochter George-Anne, die beide nach reichen Ehepartnern suchen.

An der Côte d'Azur sieht es nicht allzu schlecht aus. Richard ist mit Adela verlobt, der Tochter eines ehemaligen amerikanischen Senators. Sein Vater hat es geschafft, den Senator beim Poker um 4500 $ zu betrügen. George-Ann hat einen schottischen Verehrer, Duncan. Leider hat er aber kein Geld, kommt also nicht in Frage.
Leider erfährt die Polizei von dieser Familie von Schwindlern, sie holen den Scheck zurück, zerreißen ihn und weisen die Carletons an, die Stadt zu verlassen, wenn sie keinen Ärger bekommen wollen. Der Senator bezahlt sogar für den Zug, nur um sie loszuwerden.
Was nun?

Im Zug nach London lernt George-Anne eine alte Dame names Miss Fortune kennen und erschwindelt sich direkt den Zugang zu ihrem 1. Klasse-Abteil. Als die Familie hört, daß sie ein großes Haus und Geld hat, bezaubert sie sie mit ihren Geschichten.
Als der Zug entgleist, bringen sie Miss Fortune in Sicherheit. Beim Abschied fragt sie George-Anne, ob sie nicht für eine Weile ihre Gäste sein möchten. Während die einsasme Frau glücklich darüber ist, Freunde gefunden zu haben, schlägt George-Anne der Familie vor, sich wie anständige Leute zu verhalten, in der Hoffnung, daß sie es so vielleicht in ihr Testament schaffen.
Also gehen Sahib und Richard auf Arbeitssuche, zumindest tun sie so. Inzwischen sieht Duncan, der sich anscheinend einfach nicht von George-Anne fernhalten kann, obwohl er die Familie und ihre Absichten nicht gutheißt, Sahibs Anzeige in der Zeitung und kommt vorbei, um ihn über eine mögliche Stelle als Autoverkäufer für "The Flying Wombat" zu informieren. Um sicherzugehen, daß er nichts vermasselt, besteht George-Anne darauf, daß Sahib die Stelle annimmt.
Auch Richard besorgt sich Arbeit in der Poststelle einer Ingenieursfirma, wo er sich sofort in die Sekretärin Leslie verliebt. Sie verstehen sich großartig, bis sie von den Plänen der Familie erfährt.

Dadurch, daß sie Zeit mit Miss Fortune verbringen, wächst jedoch die Zuneigung der Carletons für sie immer mehr, aber keiner von ihnen will das den anderen gegenüber zugeben, weil sie denken, daß die immer noch hinter dem Erbe her sind.
Außerdem erweist sich Sahib als so gut in seinem Job, daß er zum Verkaufsleiter seiner Filiale ernannt wird und selber genug Geld verdient.
Unglücklicherweise hat Anstruther, Miss Fortunes Anwalt und Freund ihres früheren Verlobten, der ihr sein Vermögen vermacht hatte, inzwischen herausgefunden, was die Carletons sind, und er rät Miss Fortune, sie zu loszuwerden. Davon will sie jedoch nichts wissen, stattdessen weist sie ihn an, ein neues Testament mit ihnen als Begünstige aufzusetzen. Als George-Anne der Familie davon erzählt, wirken sie gar nicht so glücklich, sie geben voreinander aber immer noch nicht zu, wie sie inzwischen zu Miss Fortune stehen.
Leslie und Duncan haben bereits eine Veränderung in der Familie bemerkt - Richard hat sich zum Beispiel für ein Ingenieursstudium entschieden, woraus Leslie schließt, daß er doch nicht einfach nur Erbe sein möchte.
Als sie mit Miss Fortune feiern gehen, bricht diese plötzlich zusammen. Die Carletons warten vor ihrem Krankenzimmer und machen sich Sorgen um sie.
Miss Fortune läßt Anstruther holen, um sicherzustellen, daß das neue Testament unterzeichnet ist, er jedoch informiert die Familie recht selbstgefällig, daß es gar kein Geld geben wird, ja, daß sogar das Haus weg sein wird, sollte sie überleben.
Nun überrascht Marmy alle, indem sie sagt, daß sie gar kein Geld wollen, und Sahib fügt hinzu, daß Miss Fortune sich niemals Sorgen machen müssen wird, solange sie lebt, weil sie sich um sie kümmern werden.

Am Ende sind die jungen Leute verheiratet und alle, Miss Fortune eingeschlossen, leben in dem neuen Haus der Carletons - ohne Zweifel glücklich bis ans Ende ihrer Tage
😉

"Gauner mit Herz" basiert auf dem ursprünglich als Zeitungsserie erschienenen Roman "The Gay Banditti" von I.A.R. Wylie. Ich hatte noch nie zuvor von ihr gehört, aber in fast 40 Jahren wurden über 30 Filme nach ihren Arbeiten gedreht.
Der Roman hatte allerdings kein glückliches Ende, Miss Fortune stirbt. Das kam beim Testpublikum alles andere als gut an, also rief Selznick alle zurück, um ein positiveres Ende zu drehen. Das erklärt auch, warum das Ende im Vergleich zum restlichen Film etwas überstürzt wirkt.

Auf YouTube gibt es den Film in englischer Sprache, in schwarzweiß und koloriert. Ich selber habe mich für schwarzweiß entschieden, weil es für mich besser zur Atmosphäre paßt, aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Es ist ein netter Film. Miss Fortune ist so eine süße alte Dame, die den Carletons ihr Haus und Herz mit so einem Vertrauen öffnet, daß diese "knallharten" Schwindler gar nicht anders können als sie zu lieben und sich allmählich zu ändern.
Daß sie ihr Vertrauen zu ihnen nicht einmal verliert, als sie von ihren Plänen erfährt, läßt einen denken, daß sie entweder sehr naiv ist oder daß sie etwas in ihnen sieht, das sie selber gerade mal erst zu erkennen anfangen, aber sich nicht einmal gegenseitig eingestehen können.

Auch die Darbietungen gefallen mir gut - obwohl ich zugeben muß, daß mir Marmy manchmal etwas auf die Nerven ging, aber das hat mehr mit ihrem Text als mit der Darbietung zu tun.
Es gibt nur eins, worin ich nicht mit anderen übereinstimmen kann. Ich habe die Figur von Duncan absolut gehaßt, von Anfang an, und das hatte nicht nur mit dem gräßlichen schottischen Akzent zu tun (ein rollendes R reicht nicht aus!). Als er Adela als "sehr häßlich und sehr dumm" bezeichnete, hatte er mich schon verloren. Sie mag eine naive junge Dame gewesen sein, aber ein hübsches Mädchen wird nicht dadurch sehr häßlich, daß man ihr eine Brille aufsetzt, und es macht sie auch nicht sehr einfach, wie ich an anderer Stelle gelesen habe, und das sage ich nicht nur, weil ich selbst eine Brille trage. Ich sagte mir, daß das eben ein Klischee von 1938 war, aber er blieb den ganzen Film über unhöflich und herablassend. Ich glaube, die einzige Szene, in der ich ihn okay fand, war, als er sich bei Miss Fortune dafür entschuldigte, daß er Richard betrunken gemacht hatte.
Daran, daß dieser Absatz so lang ist, erkennt ihr, wie sehr er mir zuwider war
😂 Ich frage mich, ob er im Buch genauso war und ob die zwei Heiraten überhaupt jemals erwähnt wurden.

Ich denke, mir hat Miss Fortune am besten von allen gefallen. Sie hat ein paar wirklich süße Szenen, zum Beispiel als sie sich um den betrunkenen Richard kümmert und ihm erzählt, daß sie selber schon einmal betrunken war und wie jemand mit einem kleinen Hund ihr dann geholfen hat, woraufhin er dann loszieht, um den perfekten Hund für sie zu suchen - natürlich nur, um sich bei ihr einzuschmeicheln, zumindest denkt er das selber noch zu diesem Zeitpunkt.

Ein kurzes Wort über den "Fliegenden Wombat", ein erstaunlich futuristisches Auto, "gespielt" vom "Phantom Corsair", einem Autoprototypen, der nie in die Produktion ging, nachdem der Designer 1939 bei einem Autounfall starb.
Das Auto ist jetzt im National Automobile Museum in Reno.
Ich fahre nicht und nicht viele Autos können mich begeistern, aber das ist eine echte Schönheit.

Falls ihr den Film noch nicht kennt und ihn anschauen möchtet, tut es mir leid, falls ich euch zuviel erzählt habe, aber er ist es trotzdem wert, versprochen!


In den nächsten zwei Wochen werde ich nicht mitmachen können, weil ich die beiden Filme nicht anschauen kann, aber die Woche drauf bin ich dann wieder mit dabei.