Die was??? (Seht ihr, was ich da gemacht habe? 😁)
Um ehrlich zu sein, denke ich, daß ich den Satz in Deutschland gar nicht brauche, wenn man an den Kult um die drei Fragezeichen denkt. Gibt es hier wohl jemanden, der echt noch nie davon gehört hat?
"Die drei ???" = "Die drei Fragezeichen" sind bis zu meinem Auszug von daheim ein großer Teil meines Lebens gewesen.
Zuerst holte ich mir die Bücher als Kind aus der Stadtbibliothek, aber schon kurz danach zog die Geißel meines Lebens in mein Zimmer. Wißt ihr, ich teilte mir nämlich ein Zimmer mit meinem großen Bruder und als er auszog, mußte ich es mit meinem kleinen Bruder teilen.
Warum ich ihn die Geißel meines Lebens nenne, möchtet ihr wissen?
Versucht mal, dasselbe Hörspiel mehrere Male hintereinander anzuhören und dann wiederholt das einen Abend nach dem anderen ... und dann wärt vielleicht auch ihr soweit, euren kleinen Bruder verkaufen zu wollen 🤣
Ich muß das erklären.
Die Buchreihe um "Die drei ???"
wurde von Robert Arthur Jr. entworfen, der die ersten neun und das elfte Buch schrieb. Nach seinem Tod 1969 übernahmen andere Autoren.
Arthur hatte zuvor schon mit Alfred Hitchcock gearbeitet und erwarb eine Lizenz über die Nutzung seines Namens für die Serie vor seinem Tod 1980. Hitchcock arbeitete selber an keinem der Bücher mit, auch nicht an "seinen" Einleitungen, obwohl er auf den Covers älterer Ausgaben steht.
Die Originalreihe lief von 1964 bis 1987, mit einem kurzen Comeback 1989/90 unter dem Namen "Crimebuster
Series". Legale Dispute verhinderten die Veröffentlichung von weiteren Büchern.
Mir war das bisher gar nicht bewußt gewesen, weil es kein Problem ist, das wir in Deutschland haben, wo der Franckh-KOSMOS Verlag, seit 1997 nur noch KOSMOS Verlag, Lizenzrecht an der Reihe hält. Als also die Originalreihe eingestellt wurde, übernahm ein Team von österreichischen und deutschen Autorinnen und Autoren und es ist kein Ende in Sicht (obwohl es ein paar holprige Zeiten gab, ebenfalls wegen der Rechte).
Wer sind "Die drei ???"?
Im Original ist das einmal Jupiter Jones, der bei seinem Onkel und seiner Tante lebt, die einen Gebrauchtwarenhandel besitzen und zwei Helfer haben, Kenneth und Patrick. Er ist schlau und sehr logisch.
Peter Crenshaw ist der Sportler unter den drei und kein Fan der gefährlichen Situationen, in die sie Jupiter bringt.
Bob
Andrews ist für Aufzeichnungen und Recherche zuständig, einmal weil er in den frühen Abenteuern durch eine Beinschiene behindert wird (im Deutschen ist es ein Gips), aber auch weil er zeitweise in einer Bücherei arbeitet (die Teile habe ich schon als Kind geliebt, warum Bob auch immer mein Liebling war).
Ihr Alter wird nie erwähnt, dem Kontext nach zu urteilen müßten sie aber so 13 oder 14 sein.
Sie haben ihr Detektivbüro mit Werkstatt, Dunkelraum, Telefon und mehr in einem Mobilheim (im Deutschen einem Wohnwagen) eingerichtet, sorgfältig hinter Schrott versteckt und durch mehrere Geheimeingänge zugänglich.
Ihre Fälle - der erste ist die Suche nach einem Spukhaus für Alfred Hitchcock - werden mit Logik und Recherche aufgeklärt, egal wie mysteriös oder sogar übernatürlich sie zunächst zu sein scheinen.
Ich habe selber noch ein paar Bücher, darunter das erste "Das Gespensterschloß", mein liebstes, weil es die Anfänge des Detektivbüros erklärt.
Kommen wir nun zurück zur "Geißel".
Deutschland hatte nämlich nicht nur seit 1968 die Bücher. 1979 begann das Label EUROPA mit einer Hörspielreihe, die auf den Büchern basierte. Mein kleiner Bruder liebte sie. Deutschland liebte sie. Tatsächlich liebte Deutschland sie so sehr, daß die Beliebtheit der Hörspiele die der Bücher überholt hat - außer in einem Zeitraum, als es, ihr vermutet es wohl schon, legale Streitigkeiten gab.
Es gab Live-Auftritte vor Tausenden von Leuten mit denselben Sprechern, die auch jetzt noch die Hörspiele sprechen, nach mehr als 40 Jahren!
Die Hörspiele werden als Kassetten (!), CDs, MP3 veröffentlich, sie können auch gestreamt werden, aber nichts fühlt sich so an wie die alten Schallplatten, die mein kleiner Bruder gespielt hat, bis sie beinahe auseinandergefallen sind.
Außerdem gibt es jetzt noch soviel mehr, Ableger wie "Die drei ???" Kids für ein jüngeres Publikum oder "Die drei !!!" mit Detektivinnen, Dinge wie Experimentboxen für Fingerabdrücke usw., Graphic Novels, Computerspiele, Hörbücher mit dem vollständigen Text, Filme, sogar ein paar Bücher, die für die, die üben wollen, ins Englische übersetzt wurden.
Ich habe selber mit den "Klassikern" aufgehört und hatte auch schon eine Weile gar keine mehr gelesen. Nur dank Liz, die auf ihrem englischen Blog ein paar Rezensionen von älteren Büchern hat, dachte ich mir, ich könnte mal wieder zu etwas Altem greifen, und so fand ich dann zum ersten Mal das über die Unterschiede zwischen den amerikanischen und deutschen Versionen heraus.
Fangen wir mit den Namen an.
Ich weiß nicht, was in diesem Fall der Grund war, aber es ist ja nicht ungewöhnlich für Charaktere in Büchern, Filmen oder Comics, daß sie in verschiedenen Ländern auch verschiedene Namen haben. Dasselbe gilt für "Die drei ???", nicht nur in Deutschland, sondern auch anderen Ländern, wo die Reihe herausgegeben wurde.
Hier wurde aus Jupiter "Jupe" Jones also Justus "Just" Jonas, Peter "Pete" Crenshaw war Peter Shaw, und Bob Andrews durfte seinen Namen behalten.
Der Chauffeur Worthington, der die Jungs im Rolls-Royce herumkutschiert (vorübergehend nach einem Wettbewerbsgewinn, dann dauerhaft dank eines dankbaren Klienten), wenn sie nicht ihre Fahrräder nehmen können, heißt im Deutschen Morton.
Die Nemesis der Jungen E. Skinner "Skinny" Norris ist bei uns einfach nur Skinny Norris.
Seltsam ist, daß die irischen Helfer Kenneth und Patrick in den deutschen Büchern zu Hans und Konrad aus Bayern geworden sind, wie es scheint, Namen, die ich auch auf einer amerikanischen Fanseite gefunden habe, in meiner alten Ausgabe steht allerdings immer noch Kenneth und Patrick.
Nicht nur Namen haben sich geändert, die deutsche Übersetzerin hat auch andere Dinge verändert, wie zum Beispiel das Einfügen kleiner Anmerkungen "von Alfred Hitchcock", die es in den amerikanischen Büchern nicht gibt, hier und da läßt sie etwas aus oder übersetzt es recht frei - ich habe das am ersten Buch auf Deutsch und Englisch überprüft und aus irgendeinem Grund wird im deutschen Buch nie erwähnt, wenn jemand aus England kommt, zum Beispiel Worthington/Morton (obwohl er erwähnt, daß er mal in einem englischen Schloß gearbeitet hat). Das ist nur ein Beispiel.
Außerdem ist Bobs Fragezeichen in Deutschland die Farbe rot, nicht blau wie in den USA zugeteilt, und das Fragezeichen ist auch noch an der falschen Stelle.
Ebenfalls anders sind die Umschläge.
Auf einer Fanseite heißt es, sie fänden, das Weglassen der Illustrationen in den Büchern sei ein Grund dafür gewesen, daß die Leute das Interesse verloren. In Deutschland hatten wir gar nie Illustrationen im Text, außer Hitchcocks Gesicht bei den Anmerkungen, die ich oben erwähnt habe, also bin ich mir nicht so sicher, ob ich da zustimmen möchte. Ich denke, die Geschichten sind einfach wie so oft in lang laufenden Reihen nicht besser geworden.
Außerdem sind die deutschen Umschläge völlig anders. In jedem Land, in dem "Die drei ???" veröffentlicht wurden, waren die drei Jungen auf dem Umschlag. Hier nicht.
Die beiden ersten Umschlagbilder wurden von Jochen Bartsch entworfen und die Bücher waren nicht sehr erfolgreich. Daraufhin reichte die Graphikerin Aiga Rasch ein eigenes Design ein und sagte, sie würde auf ein Honorar verzichten, falls das Layout nicht ankäme. Es kam an.
Vor ihrem Tod entwarf Rasch 88 Cover für die regulären Bücher und außerdem Cover für Sonderbände. Schwarze Umschläge für Jugendbücher waren an sich schon ungewöhnlich, aber der größte Unterschied ist, daß die oft stilisierten Bilder die Jungen überhaupt nicht zeigten. Rasch wollte, daß alle ihre eigene Vorstellung unserer Hauptakteure entwickelten. Stattdessen geben die Umschläge Hinweise auf die Handlung, ohne sie zu verraten.
Raschs Cover sind großartig und ikonisch, und ich bin mir sicher, daß ich nicht die einzige bin, die sich "Die drei ???" nicht ohne ihren Stil vorstellen kann, warum ich auch keine anderen Ausgaben haben wollen würde. Bei so etwas kann ich stur sein.
Auf jeden Fall hat der Verlag versucht, ihrem Stil treu zu bleiben.
Während die Fanbasis in Deutschland immer stark war, scheint es, daß das Interesse in den USA in den 200ern wieder angefangen hat zu wachsen.
Tatsächlich hat Robert Arthurs Tochter Elizabeth 26 neue Bücher angekündigt, die sie zusammen mit ihrem Mann geschrieben hat und von denen die ersten bald erscheinen sollen!
Es gäbe noch soviel mehr zu erzählen, aber die Fanseiten haben das schon viel besser erledigt, da bin ich mir sicher.
Ich denke, ich werde mich an die Klassiker halten und ab und zu einen davon lesen. Vielleicht besorge ich mir sogar eins von den Hörspielen und durchlebe alte Zeiten. Ich bezweifle aber, daß das Gefühl dasselbe sein wird, wenn mein kleiner Bruder nicht dabei ist 😉
Quellen:
1. www.3fragezeichen.de - Die Seite für Fans von Fans
2. Dreifragezeichen-Fan
3. Aiga Rasch
4. Die drei ??? auf Wikipedia
5. The Three Investigators ??? U.S. Editions Collector site (englisch)
6. The Salvage Yard - Elizabeth Arthur's Substack (englisch)