Donnerstag, 17. Juli 2025

Course à la saucisse

Heute präsentiere ich euch einen sehr kurzen Kurzfilm, nicht mal fünf Minuten lang.
Irgendwann mal werde ich euch mehr über Alice Guy-Blaché erzählen, die erste Filmregisseurin der Welt, die diesen Film angeblich gemacht haben soll (kann stimmen oder nicht, ich halte mich aus dieser Diskussion heraus).


Public Domain über
Wikimedia Commons

Der Titel von "Course à la saucisse" (Jagd nach der Wurst) von 1907 ist äußerst passend.
Ein Hund stiehlt eine lange Würstchenkette und Chaos bricht aus, als ihm mehr und mehr Leute hinterherrennen, um an die Wurst zu kommen.

Wenn ihr fünf Minuten habt, schaut ihn euch an und habt einfach ein bißchen Spaß mit dieser frühen Jagdkomödie.

Dienstag, 15. Juli 2025

Katzen vorlesen

Mein kleiner Bruder (jetzt nicht mehr so klein) ist fast neun Jahre jünger als ich. Nicht nur ich, auch andere aus der Familie, lasen ihm alle möglichen Bücher und Geschichten vor, als er noch klein war ... und dann ein bißchen größer ... er würde selber zugeben, daß er als Kind kein begeisterter Leser war, weil er es einfach mochte, wenn man ihm vorlas.
Und obwohl ich das damals nie zugegeben hätte, denke ich jetzt, daß ich ihm tatsächlich ganz gern vorlas, außer die paar Mal, wenn ich eigentlich andere Pläne hatte, wie zum Beispiel einen Film anzuschauen.

Habt ihr jemals einen Satz fünf Mal gelesen und immer noch nicht gewußt, was ihr gelesen habt, weil euer Gehirn auf Wanderung irgendwo anders hin zu gehen schien - was muß ich heute noch machen, was ziehe ich morgen an, warum fliegen Fliegen so chaotisch, woher kannte ich die Schauspielerin dem Film gestern or auch einfach warum sind die Leute um mich herum so laut ...
Etwas laut zu lesen kann uns mit unserer Aufmerksamkeitsspanne helfen und damit, das, was wir lesen, zu verarbeiten.
Es aktiviert unser Gehirn auf unterschiedliche Weise, was das Erfassung und Merken eines Textes unterstützen kann.

Ich habe immer wieder Selbstgespräche geführt, seit ich ein Kind war. Um den Heimweg vom Haus meiner Freundin weniger langweilig zu machen, las ich entweder während des Laufens ein Buch oder ich dachte mir kleine Geschichten aus, die ich mir selber flüsternd erzählte (ich hörte auf, wenn es jemand wagte, zu dicht bei mir zu laufen).
Es gibt Dinge daheim, die ich kommentieren muß, während ich sie tue. Manchmal lese ich eine Mail während des Entwerfens laut vor, um zu sehen, ob sie Sinn ergibt und ob ich alles abgedeckt habe.
Beim Lernen las ich etwas laut, wenn ich ein Problem damit hatte, es zu begreifen.
Irgendwann fing ich damit an, hin und wieder laut aus Büchern zu lesen, einen Abschnitt oder sogar ein Kapitel, nie aber ein ganzes Buch.
Außerdem las ich immer, wenn eines meiner Tiere krank war und ich es zum Trost im Arm hielt, etwas laut vor. Das fing mit Wurstel, meinem Kaninchen, an. Ich erinnere mich wie heute, das einzige Buch in Reichweite waren damals die Rübezahl-Geschichten.

Vor ungefähr anderthalb Jahren dann fing ich an, meinen Katzen nur so zum Spaß vorzulesen. Auch das hatte ich vorher schon manchmal gemacht, kleine Stückchen hier und da - denn ja, ich spreche mit meinen Katzen, und nein, ich habe nicht damit angefangen, seit ich allein lebe - aber jetzt tat ich es regelmäßig.
Unser erstes Buch war "At Christmas we feast : festive food through the ages" von der britischen Lebensmittelhistorikerin (keine Ahnung, ob es da ein gutes deutsches Wort gibt) Annie Gray. Zuerst war das nur so "könntest du dich jetzt bitte beruhigen, komm her, ich les dir was vor", aber mir fiel auf, daß ich es tatsächlich genoß, das zu tun, und glaubt es oder nicht, ich merkte, daß die Katzen das Zuhören genossen. Okay, natürlich schliefen sie irgendwann ein und ich las einfach weiter, bis das Kapitel fertig war, aber ja, es hatte etwas Entspannendes.

Ihr findet das lächerlich? Ein Bekannter, dem ich davon erzählt, als wir über Bücher sprachen, lachte und fragte mich, wovon ich ablesen würde, daß die Katzen es mochten.
Natürlich würde ich jetzt gern sagen, daß sie meine exquisite Literaturauswahl und meine Talente als Vorleserin lieben, aber damit würde ich mir selber wirklich schmeicheln. Unser Lesestoff kann nur als eklektisch bezeichnet werden und meine Vorlesetalente würden mich keinesfalls für Hörbücher qualifizieren.
Abhängig davon, wie mein Tag war, von der Temperatur, meinem Grad von Müdigkeit oder Rastlosigkeit und ein paar anderen Faktoren kann ich entweder eine ziemlich gute Vorleserin sein oder eine schreckliche, der sich alle paar Wörter die Zunge verdreht.

Vielleicht fragt ihr euch, warum ich nicht einfach an einem Vorleseprogramm für Kinder in der Stadtbibliothek teilnehme oder eine Gruppe für "Shared Reading" finde, wenn ich gerne vorlese.

Es gibt mehrere Gründe.
Gundel und der Dekan sind extrem verständnisvoll an meinen Zungendrehtagen. Sie beschweren sich nicht, wenn ich ein Wort auslasse, ein falsches sage oder wenn ich eine Sekunde lang mit der Aussprache kämpfe. Ihr müßt wissen, daß ich ihnen gewöhnlich englische Bücher vorlese. Aus irgendeinem Grund ist es für mich immer entspannender gewesen, laut Englisch und stumm Deutsch zu lesen, sogar bevor ich den Katzen vorlas.
Es ist wie eine Gutenacht-Geschichte, das heißt, ich mache es, bevor wir uns zur Nachtruhe begeben. Wir lesen nicht untertags. Nun ja, ich schon, aber leise. Inzwischen fühlt es sich wie eine gute Art an runterzukommen, sich zu beruhigen und manchmal sogar besser zu schlafen (bis ein Gör mich um 3 Uhr morgens für "Frühstück" weckt) oder schneller. Gewöhnlich machen wir ein Kapitel, manchmal mehr, selten weniger, aber es gibt keine Regeln. Kürzlich lag Gundel schnurrend in meinem Arm, während ich sie streichelte und vorlas. Ich glaube einfach, daß sie meine Entspannung spüren und ihnen das gefällt.

Entschuldigt die schlechten Bilder, aber es ist äußerst schwierig, eines zu machen, wenn man die Kamera über den Kopf hält und blind auf etwas zielt, das hinter einem ist.
Wenn ich auf dem Bett liege, werfe ich gern meine Haare über das Kissen zurück, um sie aus dem Weg zu haben. Gundel machte es sich für unsere Lesestunde bequem - auf meinen Haaren. Bis der Dekan beschloß, daß er diesen Platz wollte, sie jagte und es dann etwas dauerte, bevor wir mit dem Lesen weitermachen konnten.


Sie urteilen nicht über meine Literaturauswahl. Wir haben von Essensgewohnheiten während Queen Victorias Zeiten gelesen, wir haben "Die drei ???"-Bücher gelesen, wir haben Kinderbücher gelesen, Vintagekrimis, im Moment wechseln wir zwischen einem Buch über "Craft psychology" und einer Biographie über eine Krimiautorin ab, vielleicht nehmen wir noch einen Band der drei ??dazu.
Ich kann Zeit, Dauer und Buch auswählen. Sicher, es gibt nicht viel verbales Feedback oder eine Diskussion 
😋, aber das ist in Ordnung für mich. Ist es auch langsamer? Natürlich ist es das, aber wir suchen die Bücher dementsprechend aus.

Tieren vorzulesen ist übrigens nicht ungewöhnlich. Tierheime haben die Vorzüge davon entdeckt, Tieren vorzulesen, um ihnen dabei zu helfen, mit dem Streß in der Tierheimumgebung fertigzuwerden.
Es gibt eine Menge Programme für Kinder, die hauptsächlich Hunden, aber auch Katzen vorlesen. Diese Programme helfen außerdem Kindern dabei, ihre Lesefähigkeit und Konzentration zu verbessern - nochmal, Haustiere sind sehr nachsichtig, wenn es um Fehler geht.
Warum sollte das aber nur für Kinder nützlich sein? Ist es nicht eher so, daß es Erwachsenen peinlich ist, so etwas zu tun? Und sogar darüber zu sprechen?

Leute lesen sich auch gegenseitig laut vor und es ist ihnen etwas peinlich. Bei so etwas würde ich auf jeden Fall die Vorleserin sein wollen, da ich kein Fan von Hörbüchern bin und nicht weiß, ob ich es mögen werde, wenn mir jemand anders vorliest, selbst wenn ich denjenigen gut kenne.

Lest ihr lieber stumm oder auch mal laut?


Ausgewählte Quellen (englischsprachig):

1. Do Pets Like Being Read To? The Surprising Benefits of Reading to Your Furry Friends. Auf: Doggie Dude Ranch and the O'Cat Corral
2. Sarah Manavis: Read me a story: why reading out loud is a joy for adults as well as kids. In: The Guardian (archive of The Observer), 5. Mai 2024
3. Regina Mennig: Shared Reading - Literat
ure for All. Auf der Webseite der Robert-Bosch-Stiftung, Juli 2018

Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Sonntag, 13. Juli 2025

The Pirates of Penzance

Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog diesmal den "Summer of Angela (Lansbury)". Ich hatte nicht erwartet, diese Woche dabei mitzumachen, aber Lisa hat die Filme getauscht, also bin ich doch dabei, aber eben ein paar Tage später, weil der Tag schon von einem anderen Post belegt war.
Der heutige Film ist "The Pirates of Penzance" von 1983. Es gibt keine Fassung davon mit deutschen Untertiteln.
Lisas Post könnt ihr hier finden.


Ich habe bisher noch nie etwas von Gilbert & Sullivan gesehen.
Ich habe das eine oder andere Lied oder manchmal auch nur Teile davon gehört und die könnte ich sogar vorsingen (nur die Melodie), aber nur, weil ich sie in Fernsehserien oder in Filmen gesehen habe, ich erinnere mich sogar an eine beeindruckende Simpsons-Version.
Davon nahm ich den vagen Eindruck mit, daß man in englischsprachigen Ländern nicht durch die Schule kommt, ohne in wenigstens einer von Gilbert & Sullivans komischen Operetten mitgespielt zu haben, während mir nicht bewußt wäre, daß das auch hier in Deutschland so eine große Sache wäre, wo wir deutschsprachige Operetten von Offenbach oder Strauß hatten.
Nun bot sich die Chance, eine ganze Operette von Gilbert & Sullivan anzuschauen - ich meine, Kevin Kline als Piratenkönig, wie könnte ich mir das noch länger entgehen lassen?

Die Handlung (mit Spoilern wie üblich).
Sie ist, um es nett auszudrücken, etwas verwirrend, aber so sind Operetten eben, vor allem komische.

Ein Piratenschiff. Piraten. Unter ihnen ein junger Pirat, Frederic. Er wurde als Kind von seinem Kindermädchen Ruth hergebracht, die wegen ihrer Schwerhörigkeit die Anweisungen des Vaters, ihn zur Lehre bei einem "Pilot" (Lotsen) zu bringen, falsch verstanden hatte.
Nun da er 21 geworden ist, hat er seinen Lehrvertrag erfüllt und es steht ihm nicht nur frei, ein respektables Mitglied der Gesellschaft zu werden, sondern er hat auch beschlossen, den Piratenkönig und seine Mannschaft (alle von ihnen Waisen, was sie davon abhält, Waisen anzugreifen, auch wenn die nur behaupten, sie seien welche) zu vernichten.

Als er mit Ruth, der einzigen Frau, die er bis dahin je gesehen hat, an Land kommt, begegnet ihm eine Gruppe schöner Mädchen, alles Töchter des Generalmajors.
Eine von ihnen, Mabel, reagiert auf seine Werbung und sagt, daß sie ihn heiraten wird.
Dann kommen auch die Piraten an Land und wollen all die Mädchen heiraten (was mich an "Eine Braut für sieben Brüder" erinnerte), aber ihr Vater taucht auf und behauptet, eine Waise zu sein, die ohne sie ganz allein sein wird, und die Piraten verschwinden.

Frederic ist nun bereit, die Polizei der Stadt zur Piratenbucht zu führen, aber bevor er losziehen kann, tauchen der Piratenkönig und Ruth auf und lassen ihn wissen, daß sein Lehrvertrag tatsächlich noch nicht erfüllt ist. Er ist am 29. Februar im Schaltjahr geboren, und im Vertrag steht nicht 21 Jahren, sondern bis zu seinem 21. Geburtstag, also verlangen sie, daß er diese Pflicht erfüllt.
Da er nun wieder Pirat ist, verrät Frederic, daß der Generalmajor niemals eine Waise war, woraufhin der Piratenkönig noch für diese Nacht einen Angriff auf das Schloß plant.
Frederic verläßt Mabel, verspricht ihr aber, wieder zurückzukommen, wenn er 84 ist, und sie verspricht im Gegenzug, auf ihn zu warten.

Mabel erzählt dem Polizeisergeant, daß die Piraten angreifen werden, also verstecken sich die Polizisten, um auf sie zu warten.
Die Piraten gewinnen den darauf folgenden Kampf (während dessen sie alle in einer Theatervorstellung von "H.M.S. Pinafore" landen, einer weiteren Gilbert & Sullivan Operette), und der Piratenkönig rät dem Generalmajot, sich auf den Tod vorzubereiten.
Der Sergeant verlangt jedoch, daß sie sich im Namen Queen Victorias ergeben, und als treue Untertanen gehorchen die Piraten.
Bevor sie jedoch weggebracht werden können, enthüllt Ruth, daß sie doch nur Edelmänner sind, die auf Abwege geraten waren, und ihnen wird nicht nur vergeben, sondern der Generalmajor gibt ihnen sogar seine Töchter zur Frau (und Ruth wird vom Polizeisergeant umworben 
😉).

Theaterplakat von 1880
für die New Yorker Produktion

William Schwenck Gilbert und Arthur Sullivan arbeiteten zwischen 1871 und 1896 bei vierzehn Opern zusammen, bevor sie sich verstritten. Die Gründe dafür werden immer noch diskutiert, obwohl kreative Differenzen, finanzielle Angelegenheiten und Burnout dazu beigetragen haben sollen.
"The Pirates of Penzance" gehört zu den berühmtesten dieser vierzehn. Es hatte an Silvester 1879 Premiere und war sofort ein Erfolg mit Gilberts witzigem Libretto und Sullivans Melodien, die so gut zu den oft schnellen und zungenbrecherischen Texten paßten.
Leider machte es mir das manchmal etwas schwer, dem ganzen zu folgen. Bei manchen Liedern ließ ich einfach die Musik übernehmen und versuchte gar nicht, die genauen Worte zu verstehen, solange ich noch kapierte, was abging (ich schaute den Film auf The Internet Archive an, wo der Ton besser als auf YouTube war, auch wenn es das Bild nicht war, ich hatte also keine Untertitel).

Joseph Papps Produktion unter der Regie von Wilford Leach wanderte vom Central Park (mit Patricia Routledge als Ruth, die Version kann man hier anschauen) zum Broadway (mit Estelle Parsons als Ruth, mit 787 Vorstellungen und 7 Tony Award-Nominierungen, von denen sie 3 gewann, darunter Kevin Kline als bester Schauspieler in einem Musical) und dann auf die Leinwand mit Kline, Ronstadt, Smith und Angela Lansbury.

Ich mag Musicals (hauptsächlich ältere), aber es kann auch zuviel Gesang für meinen Geschmack geben (ich teile oft und freimütig meine Abneigung gegen "Die Eiskönigin", weil ich finde, sogar für einen Disney-Film ist das einfach zuviel).
Ich wäre also auch mit ein paar weniger Liedern ausgekommen.
Der Gesang aber, wow. Das war wirklich toll.
Ich hatte schon vorher mal Videos von Ronstadt daraus gesehen, also überraschte mich ihr Stimmumfang nicht so sehr. Ihr Broadway-Auftritt brachte ich übrigens eine Tony-Nominierung ein. Dies war ihr einziger Film.

Ich weiß, daß ich Smith auch schon irgendwo mal gesehen hatte, aber erinnere mich nicht wo. Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich seine kurzlebige Fernsehserie "Street Hawk" nie angeschaut habe, aber ich kenne eins seiner Lieder, also ist es vielleicht das. Auf jeden Fall hat mir seine Stimme sehr gut gefallen.


Ich wußte schon von Lansburys lange Broadway-Karriere in Sprech-, aber auch Musicalrollen, weil ich von ihr einen Auftritt als Mrs. Lovett in "Sweeney Todd" auf DVD habe und das damals schon nachgeschlagen hatte. Also war sie für mich keine Überraschung.


Aus irgendeinem Grund wußte ich aber nichts davon, daß Kevin Kline sang.
Ich fand ihn absolut klasse. Gesang, Sprünge, und einige Male fühlte ich mich an seine Rolle als Otto in "Ein Fisch namens Wanda" (ich liebe diesen Film so sehr und er ist darin perfekt) fünf Jahre danach erinnert, für die er einen Oscar bekam, und ich genoß jedes bißchen genauso sehr - nicht nur wegen seiner Brust ...



Schon allein seinetwegen ist es das Anschauen wert, selbst wenn die anderen nicht so gut gewesen wären.

Dies war eine nette Einführung in Gilbert & Sullivan (außer daß ich vor Jahren "Topsy-Turvy - Auf den Kopf gestellt" gesehen hatte). Vielleicht werde ich mir, wenn ich etwas finden kann, noch mehr anschauen.


Quellen:

1. Gilbert & Sullivan. Auf: English National Opera
2. Cat Smith: The Pirates of Penzance. Auf: Film Obsessive, 2020
3. Luisa Lyons: The Pirates of Penzance. Auf: Filmed Live Musicals, Oktober 2017
4. The Pirates of Penzance. Auf: Gilbert and Sullivan Archive (über Wayback Machine)
5. Ben Fong-Torres: The Pirates of Penzance. Auf: The Linda Ronstadt Homepage (eine unoffizielle Website)


Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Freitag, 11. Juli 2025

Katzen, Katzen, Katzen und noch mehr Katzen, Teil 1

Ich habe gesagt, daß ich vielleicht einen Post über all meine Katzentaschen mache, aber als ich so darüber nachdachte, kam mir, daß ich das auch auf Katzen im allgemeinen ausweiten könnte.
Ich habe so einige hier bei mir, manche, weil ich mich selber in sie verliebt habe, andere, weil Leute aus irgendeinem sonderbaren Grund denken, daß ich Katzen mag und mir im Laufe der Jahre eine Menge Stücke geschenkt haben. Echt seltsam, ich weiß. Warum würden sie so etwas nur denken? 
😂
"Oh, schenkt Cat einfach etwas mit einer Katze drauf und sie wird zufrieden sein." Nun, wißt ihr, das werde ich wahrscheinlich!

Ich haben diesen Post Teil 1 genannt, nur für den Fall, daß ich mich nicht zurückhalten kann und mehr von diesem Wahnsinn teilen möchte. Tatsächlich bin ich mir ziemlich sicher, daß das geschehen wird.
Wie gewöhnlich, wenn ich so etwas mache, ist die Reihenfolge völlig willkürlich.

Diese schöne Katze sieht so sehr wie mein erster Kater White Dude aus, wir mußten dieses Gemälde einfach haben.
Es hängt neben meinem Bett und leider schubst der Dekan es gern an, damit es wackelt. Er weiß genau, daß er damit meine Aufmerksamkeit bekommt. Nicht auf gute Art, aber wenn er am Verhungern ist - was gewöhnlich der Grund ist - nimmt er, was er kriegen kann.
Hauptsache, die alte Frau steht auf, dann wird sie bestimmt das Richtige tun. Ich falle viel zu oft darauf herein, er hat sehr früh damit angefangen, mich zu trainieren.



Als ich meine geliebten gelben Becher heimbrachte, konnte ich die Töpferei nicht ohne Katze verlassen, oder? Es wäre wirklich sehr rüde gewesen, das zu tun. Mir hat das witzige Aussehen von dieser hier gefallen.
Es ist ein Salzstreuer, aber so etwas benutze ich selten, also bewacht diese Katze jetzt ein paar meiner Katzenbücher.



Wenn wir schon von Katzenbüchern sprechen ... ich habe vielleicht so zwei oder drei ... oder vielleicht Hunderte. Krimis, Geschichten, Bilderbücher, Fotobücher, Kinderbücher, Legenden, Humor, Tatsachen, Ratgeber ...
Das hier ist nicht nur eines der allerersten Katzenbücher meiner Sammlung, es ist auch einer meiner absoluten Favoriten. Ein Kätzchen, daß in einer Pfütze von Regenwasser auf einem umgedrehten Eimer sitzt - oder in anderen Worten, ein Buch über das Katzenverteilsystem. Longden nahm den Kater (der darüber gelogen hatte, kein Zuhause zu haben) mit zu sich und Thermal tat, was Katzen am besten können - die Bude übernehmen.
Ich liebe alle Bücher von Longden, die ich besitze, aber das hier liebe ich am meisten.


Zu diesen Ohrringen gibt es eine Geschichte. Sie wurde von einer befreundeten Schmuckmacherin aus England gefertigt. Als ich sie das erste Mal zur Arbeit trug, hatten sie noch offene Ohrhaken. Ich verlor fast sofort einen Ohrring und obwohl ich genau bestimmen konnte, wo ich war, bevor ich ihn verloren hatte, war er nirgends zu finden. Ich war so traurig!
Bis ich dann auf die Toilette ging und spürte, wie mich etwas piekste. So ein frecher kleiner Ohrring. Er mußte in meinen Ausschnitt gefallen sein, seinen Weg in meinen BH gefunden und es dann geschafft haben, darin nach hinten zu kriechen, wo er mich dann piekste.
Ich schätze, der Ohrhaken hatte sich in meinen langen Haaren verfangen und dann ... der Himmel weiß, was dann passiert ist. Als die Schmuckmacherin davon hörte, war sie so lieb, mir ein Paar geschlossene Ohrhaken zu schicken, was den reisewütigen Ohrring in Schach hielt.




Ich habe mehrere Porträts meiner eigenen Katzen, die auf unterschiedliche Art gemacht sind. Ich muß die zwei hier zusammen auf einem Bild zeigen, weil Merlin und Meffi zusammen gehörten. Meine kleinen Turteltäubchen 
💗


Die Anhänger wurden von meiner lieben Freundin Dawn handgemalt (übrigens sind nicht nur ihre handgemalten Anhänger wunderschön).
Sie haben eine besondere kleine Überraschung auf der Rückseite, aber das bleibt zwischen Dawn, Merlin, Meffi und mir, ich habe es nie verraten.



Ich habe diesen Anhänger und Ring in meinem Silberschmiedekurs gemacht. Leider war es der einzige, an dem ich teilnehmen konnte, aber wenigstens habe ich ein paar hübsche Stücke davon.


Wußtet ihr, daß mein Freund Denis, der im Zeichentrick arbeitet, mein Logo entworfen hat?
Ich liebe es so sehr, daß ich
Kirsten from Quernus Crafts, die entzückende Tierchen aus Polymer Clay macht, fragte, ob sie Denis (ich habe ihn nach seinem Schöpfer benannt) aus Clay machen könnte. Dies ist das Ergebnis.


Ich habe nicht vergessen, daß dieser Post von Katzentaschen inspiriert ist, also ist mein letztes Stück für heute eine meiner Alltags-Einkaufstaschen. Es gibt mehrere Designs davon. Sie lassen sich schön klein zusammenfalten, also kann ich, wenn nötig, mehrere davon in meinen Shopper packen. Sie sind super haltbar.
Man kann diese gobelin-inspirierte Designs von Europa über die USA bis nach Australien finden. Ich habe meine Taschen von einem Markt, einen von denen, wo man alles von Bürsten bis zu Schürzen, Reiben bis zu Kerzen und so weiter finden kann.


Seid ihr bereit für noch mehr Katzen?

Donnerstag, 10. Juli 2025

Stummfilme - Ein Landhaus in Dartmoor

Mein erster Gedanke, als ich Dartmoor las, war natürlich "Der Hund von Baskerville" (und ich hasse es immer noch, wie der Bösewicht den armen Hund behandelte, um ihn zu diesem "Monster" zu machen, aber ich schweife ab).
Im heutigen Film - "Ein Landhaus in Dartmoor"  von 1929 kommt nicht mal ein Hund vor, aber es gibt trotzdem eine Übereinstimmung - einen Mann, der aus dem Gefängnis Dartmoor flüchtet.


Fangen wir wie üblich mit der Handlung an (Spoileralarm!).

Tatsächlich ist es das, was man als erstes sieht, das Moor, dann einen Gefangenen, der eine Wand herunterspringt und rennt. Das Gewässer, aus dem er trinkt, als er eine Pause macht, wird zum Wasser in einer Wanne, in der eine Mutter ihr Kleinkind badet.
Nachdem sie das Kind ins Bett gebracht hat, kommt die Mutter wieder herunter und trifft auf den Gefangenen in ihrem Häuschen.
Sally und Joe waren Kollegen in einem Friseurladen und nun erfahren wir die Geschichte, wie sie dort hinkamen, wo sie jetzt sind.

Joe ist Friseur und Sally Maniküre. Joe ist in sie verliebt und lädt sie ein, ihn für einen Tonfilm ins Kino zu begleiten, aber sie lehnt ab. Als er ihr später leid tut und sie sagt, daß sie doch mitkommt, hat schon ein anderer Friseur die Karten aufgehoben, die Joe auf den Boden fallen lassen hat. Sally lädt ihn ein, stattdessen mit ihr in ihrer Pension zu Abend zu essen, aber Joe versteht alles falsch und glaubt, daß Sally ihn auch mag.

Am nächsten Tag schickt er ihr Blumen mit einer Karte, auf der steht, daß sie eine davon tragen soll, falls er sich Hoffnungen machen darf. Die Karte geht jedoch verloren, also weiß Sally nicht, daß Joe denkt, daß sie seine Gefühle erwidert, als sie sich eine der Blumen ansteckt. Er wird sehr eifersüchtig, als er bemerkt, daß sich Sally zu einem Kunden hingezogen fühlt, einem Bauer namens Harry, der immer wieder für alle möglichen Behandlungen vorbeikommt, nur um sie zu sehen.

Das ist nicht Joe im Hintergrund, sondern ein weiterer Kollege mit dem
verschlagensten Blick je!

Nun entschuldigt mich bitte, während ich ein wenig vor mich hinschreie, weil Blogger beschlossen hat, es sei eine gute Idee, die nächsten paar Abschnitte zu löschen.
Tief durchatmen ... ich bin zurück.


Als Harry Sally auf einen Tonfilm einlädt und sie annimmt, folgt Joe ihnen zum Kino und setzt sich direkt hinter sie. Je besser sie sich amüsieren, um so ärgerlicher wird er, bis er es nicht mehr ertragen kann und geht.
Harry bringt Sally nach Hause und macht ihr mit einem Ring einen Antrag.

Bei der Arbeit am nächsten Tag hört Sally, wie ein paar Kolleginnen über Harry und sie sprechen. Eine von ihnen meint, daß er sie niemals heiraten werde. Sie zeigt ihnen den Verlobungsring und die Kolleginnen diskutieren die Neuigkeit weiter - wobei sie neben Joe stehen.
Als also Harry für seine übliche Rasur und Maniküre vorbeikommt und Joe sieht, wie Harry und Sally Händchen halten, wird seine Anspannung immer größer. Es kommt ein Moment, in dem Sally denkt, daß er Harry die Kehle durchschneiden wird, sie schreit auf, Chaos ist die Folge und tatsächlich wird Harry nun verletzt.
Die Polizei kommt und nimmt Joe mit, der droht zurückzukommen, um Rache an ihnen beiden zu nehmen.

Und nun steht Joe also in ihrem Häuschen in Dartmoor.
Da er aber einem anderen Gefangenen von seinem Plan erzählt hat, ist die Polizei schon hinter ihm her und zwei Polizisten tauchen auf, um Sally zu beschützen, während sie ihn im oberen Zimmer versteckt, weil sie ihm glaubt, als er sagt, daß er es nicht tun wollte und sie um Verzeihung bittet.
Die Lage wird sogar noch komplizierter, als Harry nach Hause kommt und darauf besteht, nach seinem Kind zu sehen. Natürlich ist er schockiert, Joe dort anzutreffen. Wieder versichert Joe ihnen, daß er es nicht tun wollte, und Harry antwortet, daß er ihm nur um Sally willen bei der Flucht helfen wird.
Also gibt Sally Joe ein paar andere Kleider und geht dann hinunter, um die Polizisten abzulenken, während Harry ihn aus dem Haus schmuggelt und zu einem Stall mit einem Pferd bringt.
Als Joe aber ein Bild von Sally in der Jacke findet, die sie ihm gegeben hat, beschließt er, den Plan nicht durchzuziehen, und rennt stattdessen auf das Häuschen zu, wobei er genau weiß, daß man ihn erschießen wird.
Er stirbt in Sallys Armen, nachdem er ihr gesagt hat, daß er ohne sie nicht leben könnte.


Hnh. Ich bin bei diesem Film hin- und hergerissen, wirklich.
Es gibt Teile, die großartig sind und die mir sehr gut gefallen haben, es gibt aber auch ein paar Dinge, die mich wahnsinnig gemacht haben. Vielleicht wäre es ja anders gewesen, wenn es nicht so heiß gewesen wäre und ich nicht sowieso einen schlechten Tag gehabt hätte, aber gewöhnlich bin ich nicht gar so unentschieden.

"Ein Landhaus in Dartmoor" war einer der letzten britischen Stummfilme (ihr habt vielleicht die Ironie bemerkt, daß die Männer Sally zu Tonfilmen eingeladen haben).
Sein Regisseur, Anthony Asquith (der der Sohn von Premierminister Herbert Henry Asquith und seiner Frau Margot war), war in seinen 20ern, als er diesen Film machte, erst seinen dritten.
Asquith fühlte sich zum Kino hingezogen, seit er Student in Oxford war. Als er seine Schwester Elizabeth, die Dramatikerin war und viele Freunde in der amerikanischen Filmindustrie hatte, in New York besuchte, reisten sie nach Hollywood, wo er viele der Filmgrößen dieser Zeit kennenlernte, Fairbanks, Pickford, Lubitsch, Chaplin und andere, und er bekam außerdem die Gelegenheit, Zeit am Set zu verbringen.
Nachdem Asquith nach Hause zurückkehrte, gelang es ihm binnen eines Jahres, bei seinem ersten Film Regie zu führen, und er nutzte viele der Techniken, die er dadurch gelernt hatte, daß es ihm möglich war, europäische Stummfilme zu sehen, wie Licht- oder Montagetechniken.

Das waren die Teile, die mir gut gefielen. Die Stimmung, die von interessanten Kamerawinkeln, Doppelbelichtungen, von Licht und Schatten, sowohl in den Szenen auf dem Moor als auch im Haus, geprägt wurde, funktionierte wunderbar, um Joes steigende Anspannung zu betonen, die sich in Besessenheit, ja fast Wahnsinn verwandelte, bis hin zur Explosion.
Und Uno Henning, ein schwedischer Schauspieler, hat es großartig fertiggebracht, daß Joe wahrhaftig gruselig wirkt. An dieser unerwiderten Liebe ist nichts Romantisches.
Wäre Joe nicht dadurch, daß er ins Gefängnis mußte, schon früh von der Bildfläche verschwunden, wäre er sicherlich ein Stalker geworden. Er ist so überzeugt davon, daß Sally ihm gehören muß, daß ich es ihm, ehrlich gesagt, nicht abnahm, als er meinte, er habe Harry nicht verletzen wollen, selbst wenn es in diesem Moment erst noch nur wie eine Drohung aussah.
Wäre ich Sally gewesen, denke ich nicht, daß ich geneigt gewesen wäre, ihm zu helfen, und daß Harry ihm helfen will, zeigt wirklich, wie sehr er Sally liebt. Ich mochte Harry und daß Sally ihn gewählt hat. Die inneren Werte zählen.
(Zu schade, daß Hans Adalbert Schlettow, der Harry spielte, den Nazis später äußerst nahestand, was meinen Eindruck seines Spiels verdarb.)

Joe jedoch ist so jenseits der Erlösung, daß er sogar am Ende noch nur an sich selber denkt. ER kann ohne sie nicht leben, ER muß ihr das sagen, ER muß in ihren Armen sterben. Es geht immer nur um ihn.

Ich habe wirklich die komplette zweite Hälfte des Films geliebt.
Mir hat auch einiges in der ersten Hälfte gefallen, manches habe ich aber gehaßt (ich benutze hier mit Absicht das Wort "gehaßt").
Es ist mein alter Feind, die Länge.
Mein erstes Problem war die unglückliche Verabredung in der Pension. Ich denke, man konnte sich das auch vorstellen, ohne daß die Kamera zwischen Joe und Sally hin und her und hin und her ging. Ich kann euch sagen, daß dabei meine Anspannung deutlich stieg, aber nicht auf gute Weise.

Viel schlimmer war für mich aber eine Szene, die andere liebten, die Kinoszene. Es gab ein paar witzige Ideen, wie die, daß das Orchester während des Stummkurzfilms am Anfang spielte und dann Karten spielte, rauchte und trank, als der Tonfilm lief.
Das ständige Hin- und Herschwenken von einer Person zur anderen machte mich aber wahnsinnig. Es wurde richtig schlimm, als schnelle Umschnitte folgten, ich mußte tatsächlich wegschauen. Dies ist eine Technik, die mich schon immer genervt hat, in einem Film, einer Serie oder sogar in YouTube videos.
Um das ganze zu toppen, war die Kinoszene ungefähr 12 Minuten lang! Ich hätte auf mindestens 8 davon verzichtet. Ich war so genervt, daß ich sogar meine Schwester anrufen mußte, um Luft abzulassen! 
😆 

Noch etwas, das mich nervte, war, daß Norah Baring hauptsächlich dadurch dramatisierte, daß sie ständig vor allem die rechte Augenbraue hochzog. Ich kenne Baring nicht, kann also nicht sagen, ob das Manierismus von ihr war oder ob es dramatisches Spiel sein sollte, aber ihr wißt, wenn einem etwas auffällt, wie man es dann nicht mehr los wird?
Wenn sie es nicht tat, mochte ich ihr Spiel tatsächlich gerne.


Letztlich war ich mir auch bei der Musik nicht ganz sicher. Am Ende steht, daß Stephen Horne den Klavierteil komponiert und gespielt hat. Die Klaviermusik hat mir richtig gut gefallen, aber da war eben nicht nur Klavier und manches davon fand ich gräßlich, zum Beispiel in der Kinoszene, was diese damit noch schlimmer machte.
Sie war hektisch und lenkte mich furchtbar ab. Ich weiß, ich hätte es ohne Musik probieren sollen, aber ein völlig stummer Film wäre noch schwieriger gewesen.

Dieser Film war für mich wahrhaftig eine Achterbahn.
Wenn ich ihn nochmal anschauen würde, würde ich wahrscheinlich die Verabredung teilweise vorspulen und die Kinoszene komplett auslassen.
Ich bin mir sicher, daß er mir dann viel besser gefallen würde.


Quellen (englischsprachig):

1. Fritzi Kramer: A Cottage on Dartmoor (1929) - A Silent Film Review. Auf: Movies Silently, 3. August 2014
2. Benjamin Schrom: A Cottage on Dartmoor. Auf: San Francisco Silent Film Festival. Essay. Festival 2007

Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Mittwoch, 9. Juli 2025

10. am 10., ähm, 9. - Hunde

Wieder mal früh dran. Der 10. ist Donnerstag - Stummfilmtag.
Also bin ich heute schon hier, um über das Thema zu sprechen, das uns "Marsha in the Middle" vorgegeben hat - unsere Lieblingshunde. Hunde??? Alle wissen, daß ich ein Katzenmensch bin (in ein paar Tagen werdet ihr das noch mehr wissen)!



Glücklicherweise liebe ich Hunde fast so sehr wie Katzen in allen Formen und Größen, habe aber natüarlich nie mit einem zusammengelebt. Marsha hat uns dafür aber einen Ausweg gegeben.
"Es können Hunde sein, die euch gehört haben, mit denen ihr aufgewachsen seid, die im Fernsehen sind, auf Hundefutterdosen, was auch immer!" Sicher, Marsha. Ich verliebe mich immer in Hunde auf Hundefutterdosen, seufz. Aber hey, ich denke, ich kenne ein gutes "was auch immer" ...
Wie üblich ist die Reihenfolge ziemlich willkürlich.

1. Flocki war die erste Hündin, die ich auf dem Bauernhof der Eltern meiner Freundin kennenlernte. Da der Hof nicht in der Nähe lag, konnte ich sie nicht so oft sehen, wie ich das gern hätte. Ich liebte dieses süße Mädchen und vermisse sie immer noch. Ich bekam sogar mal ein T-Shirt mit einem Bild von ihr, das muß noch in meinem Kleiderschrank sein.
Es gibt eine unvergeßliche Geschichte. Meine Freundin besuchte mal ihre Eltern über das Wochenende, und ich kam mit und schlief auf der Wohnzimmercouch. Am nächsten Morgen wachte ich mit einer Nase im Gesicht auf. Die Mutter meiner Freundin meinte, Flocki habe darauf bestanden, mich zuerst zu sehen 
🥰 ein ziemlicher Schock für meine Freundin, die normalerweise die erste war, die an Besuchswochenenden von ihr geweckt wurde. Wenn wir so beim Erzählen auf Flocki kommen, ist diese Geschichte immer dabei ... meine Freundin kann es immer noch nicht fassen, hehe!


2. Von Hera habe ich kein Bild, weil sie der Deutsche Schäferhund auf dem Hof der Eltern meiner Patentante war, als ich noch ein Kind war. Wenn ich an Hera denke, kommt mir als erstes das Bild in den Sinn, wie sie darauf wartet, daß die Kätzchen, die sich an ihrem Napf bedienen, fertig sind.

3. Chloey ist die Hündin eines Familienmitglieds. Sie ist eine französische Mademoiselle, die auf dem Umweg über eine Nothilfe für Polarhunde nach Deutschland kam.
Mit diesen Ohren und diesem Gesicht und dem roten Pelz (je nach Licht heller oder dunkler) erinnert sie mich immer an einen Fuchs, also nenne ich sie gern auf Schwäbisch "onser Fichsle".
Seht ihr, wie sie grinst? Das ist, weil sie genau weiß, daß sie ihre zwei Menschen um jede Pfote gewickelt hat. Das Motto ist: "Alles für den Hund. Alles für den Hund." (Man ist gesetzlich verpflichtet, es zweimal zu sagen, ich weiß daß, weil wir hier dasselbe haben, nur mit "Katz'".


4. ist ein Doppelpack. Kosimo, genannt Kosel, und Nemo, genannt Schnuck, sind die Hunde hier im Haus. Wie ihr sehen könnt, handelt es sich um natürliche Modelle, so natürlich in der Tat, daß sie nicht an komische Pudelhaarschnitte glauben (die traditionell damit zu tun haben, daß Pudel ins Wasser gehen, weil sie zur Entenjagd gezüchtet wurden, die heute aber nur noch der Optik dienen).
Kosel kann sich manchmal gar nicht von mir zurückhalten und ich liebe es, auch wenn er die Angewohnheit hatte, einen meiner rosa Schuhe aus dem Hausflur zu klauen. Er liebt rosa und mußte diesen Flamingo einfach haben, den sein Neffe da gerade zu stehlen versucht. Schaut euch nur diese dunklen Augen an.
Nemo hält sich bei mir ein bißchen mehr zurück, nachdem er mich zum Gruß einmal umzustoßen versucht, aber kürzlich hatten wir eine dicke Umarmung.



5. Struppi war der erste Hund, den ich im Haus meiner besten Kindheitsfreundin kennenlernte. Er war ein Rauhhaardackel und aus irgendeinem Grund denke ich an ihn immer als einen kleinen mürrischen alten Mann. Ich habe kein Bild von ihm, sorry.
Natürlich sind so einige Erinnerungen mit ihm verbunden, ich erzähle euch nur eine davon. Wir saßen im Auto. Die Mutter meiner Freundin hatte uns beiden ein Butterbrot mit Salami gemacht. Ah, ihr wißt, wo das hier hinführt, nicht wahr? Meine Freundin und ich saßen auf den Rücksitzen und Struppi neben mir. Einen Moment sah er aus dem Fenster, im nächsten war die Salami von meinem Brot verschwunden und er schaute immer noch aus dem Fenster!
In meiner Unschuld hatte ich die Brotscheibe hochgehalten und eine Sekunde weggeschaut. Es war praktisch ein Angebot, das er so schnell annahm, daß ich es nicht mal mitbekam.

6. Finni war die Hündin einer weiteren Freundin, ebenfalls ein Dackel, aber Langhaar.
Ich kann mich nicht erinnern, daß Finni jemals etwas anderes als lieb war, ziemlich erstaunlich für einen Dackel, eine Rasse, die sehr stur sein kann (ich kannte noch mehr außer Struppi und Finni). Das einzige, bei dem sie extrem stur sein konnte, war, daß sie eine bestimmte Trockenfuttersorte absolut verschmähte.
Es gibt irgendwo ein Bild von ihr, ein Polaroid, in einem Stapel loser Fotos, ich weiß nicht, wie gut es nach all den Jahren noch aussieht. Falls ich es finde, werde ich es hier noch einfügen.

Natürlich habe ich im Laufe der Jahre noch viele Hunde getroffen und manchmal war es Liebe auf den ersten Blick, aber oft mußten wir uns schon nach einer einzigen flüchtigen Begegnung trennen ... beim Tierarzt, im Zug, in der Stadt ...
Also kommt hier nun das "was auch immer".
Es gibt ein paar Hunde im Internet, in die ich vernarrt bin (oder sollte ich sagen, zu denen ich eine parasoziale Beziehung habe?).

7. Es fing mit Olive und Mabel an.
Sie sind die Begleiterinnen des schottischen Sportkommentators Andrew Cotter. Als Corona zuschlug und es keine Sportveranstaltungen gab, kommentierte Cotter "The Dog's Breakfast Grand Final", das Finale beim Hundefrühstück - das die ältere und erfahrenere Olive übrigens gewann. Sorry für den Spoiler.
Cotter machte dann noch mehr witzige Videos, zum Beispiel Olive und Mabel, die auf ihren Profilen für Onlinedating schwindelten oder einem Fitneßstudio beitraten, aber es hat sogar schon etwas Beruhigendes, ihm einfach zuzusehen, wie er mit den Labradoren durch seinen Garten geht.



8. Ich fand Ollie und Tato auf Instagram und verguckte mich sofort in sie. Ihre Videos machen mich glücklich und geben mir einen Moment lang Frieden, schwer benötigt dieser Tage. Wen würde es nicht glücklich machen zu sehen, wie Labradore ihre eigene Version des König der Löwen machen (sehr eindrucksvoll), wie Ollie sich um seinen eigenen Kürbis kümmert oder Tato (der Babyraptor) und sein Pläneschmieden gegen Santa?
Tiervideos sind das einzige Mal, daß mich nicht mal KI-Stimmen stören. Ich lebe für Ollies mlems und Tateys pew-pews.

Auf YouTube gibt es nicht viel, weil sie hauptsächlich auf Instagram und TikTok sind, aber hier ist ein Beispiel.
Die meiste Zeit sind sie übrigens ganz normale Hunde mit einem ganz normalen Leben.




9. Auch die "Sisters of the Snoot" habe ich auf Instagram gefunden, naja, der Algorithmus hat sie mir in den Weg geschmissen, fang mit einem Hundekanal an und sie poppen auf wie verrückt.
Die Schwesternschaft besteht aus Abby (Barsoi), Cleo (Silken Windhound) und Marcy (Barsoi). Ich habe keine Ahnung, warum ich es so witzig finde, wenn ich höre, daß sie Nudelhund genannt werden (ich nenne den Dekan auch gern einen Nudelkater).
Auch hier gibt es nicht so viel auf YouTube.



10. ist nicht wirklich ein Hund. Es ist eine Menge Hunde, in die man sich verlieben kann.
Es geht um einen Kanal auf mehreren Plattformen, der mich regelmäßig zum Lachen und zum Weinen bringt, was auch mit guten Dingen nicht schwer hinzubekommen ist. Ich spreche von "We Rate Dogs".
"We Rate Dogs" begann vor fast zehn Jahren auf Twitter, wo sie Hunde - Überraschung! - bewerten oder sich darüber "beklagen", daß Leute Bilder von Nicht-Hunden einschicken (wie "Seehunden", "Eisbären", "Haien" und so weiter).
Heute ist "We Rate Dogs" auch auf Facebook, Instagram, BlueSky, TikTok, YouTube und wer weiß, wo sonst noch. Normal könnte mich das in anderen Fällen eher abschrecken, aber der Gründer Matt Nelson hat das hier nicht nur zu seinem Job gemacht, indem er sagt "The dogs were good again this week. Here are my top 5." (Die Hunde waren diese Woche wieder gut. Hier sind meine Top 5.)




Ein Teil der Einnahmen geht an die 15/10 Foundation, die Hunde mit medizinischen oder verhaltensbezogenen Problemen sponsert und Rettungsorganisationen unterstützt.

Da habt ihr es, ich hab's ganz bis 10 geschafft 
😊

P.S. Wie konnte ich Snoopy vergessen???

Montag, 7. Juli 2025

Aus meinem Kinderbuchschrank - Susanne Barden

Zunächst einmal - bevor ich mich jetzt anspringt, falls ihr die "Susanne Barden"-Serie kennt, ich weiß, daß das keine Kinder-, sondern Jugendbücher sind.
In dem Schrank, den ich schon immer meinen Kinderbuchschrank nenne, ist eine Mischung aus beidem.


Ich wollte selber nie Krankenschwester sein. Nichts davon spricht mich persönlich an. Als erstes kann ich zwar mein eigenes Blut sehen, aber nicht das von anderen. Mir wird schon schwach nur von dem Geruch eines Krankenhauses, wenn ich es betrete. Hauptsächlich denke ich allerdings, daß ich zu weich bin ... oder anders ausgedrückt ein Feigling.
Dank dieses Gefühls schätze ich Krankenschwestern und -pfleger sogar noch mehr dafür, daß sie das fertigbringen. Ich habe so ein oder zwei in meinem Leben gekannt (und war nicht mit allen davon glücklich, schließlich sind wir alle Menschen) und ich bin auch mit ein oder zwei befreundet.
Warum also habe ich "Susanne Barden" gelesen und warum habe ich die Bücher sogar selber?
Oh, und falls ihr die Reihe nicht kennt, wer ist Susanne Barden überhaupt?

"Susanne Barden" ist die Geschichte einer jungen Frau von der Probe- bis zur Stabsschwester, erzählt in sieben Büchern, die zwischen 1936 und 1952 von Helen Dore Boylston geschrieben wurden, die selber Krankenschwester war.
Ihre Bücher gelten in den USA
 als zu den ersten gehörend, die die Kategorie von Büchern für junge Erwachsene definieren.

Boylston arbeitete während des 1. Weltkriegs als Krankenschwester in einem Feldlazarett und schrieb auch ein Buch über diese Erfahrung. Sie blieb dann in Europa, um in verschiedenen Ländern für das Rote Kreuz zu arbeiten.
Nachdem sie die Autorin Rose Wilder Lane (die Tochter von Laura Ingalls Wilder) traf, beschlossen sie, in einem Ford Modell T von Paris nach Albanien zu fahren. Sie lebten ungefähr ein Jahr lang in Albanien, bevor sie in die USA zurückkehrten, ein Buch, das auf ihren Tagebüchern und Briefen beruhte, erschien 1983.

Helen Dore Boylston, ca. 1928


Nachdem sie während der Depression Geld verlor, ging Boylston in die Krankenpflege zurück und fing dann ernsthafter mit dem Schreiben an.
Ihre Susanne Barden-Bücher basierten auf ihren eigenen Erfahrungen und echten Personen, die sie kannte, sie behielt sogar manche der richtigen Namen bei, bestand aber darauf, daß Susanne nicht autobiographisch ist, sondern die Krankenschwester, die sie selber gern gewesen wäre.
Ihr Ziel war es, kein romantisches, sondern ein realistisches Bild der Arbeit als Krankenschwester zu vermitteln, und ihre Hauptfigur schlug im Laufe ihrer Karriere verschiedene Wege ein, genau wie sie es selber getan hatte.

In der Originalreihe gab es sieben Bücher, "Sue Barton: Student Nurse", "Sue Barton: Senior Nurse", "Sue Barton: Visiting Nurse", "Sue Barton: Rural Nurse", "Sue Barton: Superintendent of Nurses", and the last two which followed some years later, "Sue Barton: Neighborhood Nurse", and "Sue Barton: Staff Nurse".
Hier sieht man schon, daß aus Sue Barton im Deutschen Susanne Barden wurde, oft Suzy genannt, mehr dazu noch später.

In den ersten zwei Büchern erfahren wir, wie Susanne und ihre Freundinnen Kit und Connie in einem berühmten Krakenhaus ihre Ausbildung machen. Sie verliebt sich in den jungen Arzt Bill Barry und verlobt sich, besteht aber darauf, erst noch als Krankenschwester zu arbeiten, bevor sie heiraten.
Im dritten Buch arbeiten Suzy und Kit für das Sozialprojekt Henry Street Settlement in New York als Gemeindeschwestern. Bill, der eine Stelle als Landarzt angenommen hat, hat seine Meinung über das Warten geändert und möchte so schnell wie möglich heiraten, was zu einer Trennung führt, jedoch nicht für lang.
Als sein Vater stirbt, muß Bill die Hochzeit verschieben. Suzy möchte in seiner Nähe sein und organisiert im vierten Buch für sich eine Stelle als Gemeindeschwester auf dem Land.
Zu Beginn des fünften Buches heiraten 
Suzy und Bill und Suzy arbeitet als Chefin der Schwesternschule im neuen Krankenhaus, ist sich aber nicht sicher, ob sie die Richtige für diese Arbeit ist. Die Ehe verliert etwas an Glanz, aber am Ende ist Suzy mit ihrem ersten Kind schwanger und kündigt ihre Stelle bei der Schule.
Im sechsten Buch haben 
Suzy und Bill drei Kinder. Suzy bereut, nicht mehr als Krankenschwester zu arbeiten, stellt aber fest, daß ihre Erfahrung ihr auch in der Familie und Nachbarschaft zugutekommt. Kit ist nun die Chefin der Schwesternschule.
Im letzten Buch wird Bill krank. Er muß monatelang in einem Sanatorium bleiben, also muß Suzy wieder arbeiten und mit Hilfe einer alten Freundin für ihre nun vier Kinder sorgen. Bill erholt sich, und obwohl das Ende offen ist, scheint es doch darauf hinzudeuten, daß Suzy die Arbeit wieder aufgeben wird, sobald er zurückkommt.

In Deutschland wurden die Bücher zunächst in den 50ern als eine Ausgabe mit drei Bänden veröffentlicht. Mehr Auflagen folgten, aber erst später als Serie von sieben Büchern. Ich erinnere mich, wie überrascht ich war, als ich zum ersten Mal die sieben Taschenbücher in unserem Buchladen sah, weil ich dachte, ich hätte etwas verpaßt, bis ich dann die Beschreibungen las.
Die sieben Bücher hießen bei uns jeweils "Susanne Barden" mit dem Zusatz "Hinaus ins Leben", "Zeig, was du kannst", "in New York", "Weite Wege", "Jung verheiratet", "Heiter bis bewölkt", "Ende gut, alles gut", was sicherlich auch daran lag, daß es die englischen Begriffe so bei uns im Deutschen nicht gibt.


Susanne Barden - Hinaus ins Leben
 (Sue Barton: Student Nurse/Senior Nurse)
Susanne Barden - Weite Wege
(Sue Barton: Visiting Nurse/Rural Nurse)
Susanne Barden - Reifen und Wirken
(Sue Barton: Superintendent of Nurses/
Neighborhood Nurse/Staff Nurse

Ich haßte diese Einbände und habe mich dieses Jahr zum Geburtstag selber mit einem Set der Ausgabe beschenkt, die ich aus meiner Kindheit kannte.
So sentimental, ich weiß! Die neueren Einbände erinnerten mich aber immer an Arztromane (was mich in Gedanken zu dem Regal im Einkaufsladen meiner Kindheit zurückbringt, in dem all die Heftchenromane angeboten wurden, so witzig, an was wir uns erinnern). Ich mochte sogar die alte Schriftart lieber.
Sind sie nicht hübsch?


Für diesen Post habe ich Teile der ersten Bücher auf Englisch (die ich auf The Internet Archive gefunden habe) und auf Deutsch verglichen, und die Übersetzung scheint überwiegend nah am Original zu sein, ist aber in Bezug auf den Stil sehr frei.
Es gab auch ein paar kleine Kürzungen im Text. Vielleicht war der Grund dafür, daß sie aus sieben Büchern drei machten. Ich finde es trotzdem nicht in Ordnung und frage mich, warum sie die Reihe überhaupt erst als Trilogie herausgegeben haben.
Wie gesagt wird aus Sue Susanne und auch ein paar der anderen Namen sind geändert (was ich nur in einem Fall verstehe, in dem der Name etwas aussagt).
Was mich überrascht hat war, daß Fahrenheit nicht zu Celsius geändert wurde, denn das wäre nun etwas gewesen, das ich gemacht hätte. 68 Grad Fahrenheit sagten mir als Kind gar nichts.

Meine Schwester war die erste, die die Bücher aus unserer Stadtbücherei auslieh und ihr gefielen sie (obwohl sie auch keine Krankenschwester sein wollte), also las ich sie auch. Das muß so in der zweiten Hälfte der 70er gewesen sein.
Ich glaube nicht, daß ich so recht darüber nachgedacht habe, wie alt die Bücher genau waren, in den 70ern schienen sie mir noch gar nicht so sehr veraltet, schließlich hatte ich ja auch keine Ahnung von Krankenpflege und man hätte mir einfach alles verkaufen können.
Als Erwachsene kaufte ich die Bücher dann für meine Sammlung. Natürlich wurde mir da klar, wie alt sie waren, aber jetzt war es ja sowieso vintage Lesestoff.

Meine Favoriten waren die ersten eineinhalb deutschen Bücher (englisch 1 bis 3) und das letzte Dritte des dritten Buchs (englisch 7). Ich mochte die anderen auch, aber nicht so sehr, obwohl ich mir damals nicht groß überlegte, warum das so war. Habt ihr schon einen Verdacht?

Als ich die Bücher für diesen Post noch einmal las, wurde es so offensichtlich für mich. Anders als andere war ich kein Fan von Bill.
Meine Favoriten zeigten Suzy als eine unabhängige Frau, die ihrem Traum folgte und gut darin war (okay, vielleicht etwas zu gut, um realistisch zu sein, aber immerhin ist es Fiktion), und Bill kam darin gar nicht so herausstechend vor. Klar, er war für die Liebesgeschichte da, aber die Romanze war für mich in diesen Büchern gar nicht der wichtige Anteil. Ich glaube, ich hatte genug von ihm, als er wegen der Heirat drängelte, obwohl er Suzy doch versprochen hatte, daß er warten würde. 

In einem Buch nennt Suzy Bill "zu ernst, denke ich manchmal". Offen gesagt schien er mir manchmal ein verwöhntes Kind zu sein, egal was er für ein wundervoller Arzt ist, während Suzy irgendwie viel reifer erscheint.
Boylston heiratete übrigens nie und auch nicht Kit in den Büchern, die einer meiner Lieblingscharaktere ist.
Dann erinnere ich mich selber wieder an die Zeit, in der diese Bücher geschrieben wurden. Die 30er waren eine Zeit, in der Frauen begannen, Unabhängigkeit zu erreichen, zum Beispiel in Berufen wie der Krankenpflege, aber die 50er, als die letzten beiden Bücher erschienen, wollten Frauen zurück im Haus sehen, am Herd und für Mann und Kinder sorgend.
Wenigstens konnte Suzy beweisen, daß sie imstande war, ohne Mann im Haus zu überleben.

Ich stimme allerdings einer Bloggerin zu, die geschrieben hat "I think the author sold out to the publishers on that one.", also daß die Verfasserin sich dem Verlag unterworfen hat.
Zugegeben, als Bill Kit erzählt, daß er bald wieder heimkommen wird und Suzy überraschen will, ist sie sich sicher, daß Suzy die Arbeit aufgeben wird, aber Bill fragt sich, ob sie ihr nicht fehlen wird. Kit meint, das müßten sie beide entscheiden und Bill antwortet, Suzy müßte es entscheiden. Es ist nur so, daß ich dabei das Gefühl bekam, daß er darauf hofft, daß sie kündigt, und damit scheine ich nicht allein dazustehen. Vielleicht vertrauen wir nicht darauf, daß Bill erwachsen genug geworden ist, um das zu verstehen?
Da dies das letzte Buch ist, schätze ich, wir können selber entscheiden, was Suzy tatsächlich als nächstes tun wird.

Ich kann euch nicht wirklich sagen, warum ich diese Bücher so gern lesen, aber ich schnappe sie mir gelegentlich und habe immer noch Spaß damit, ärgere mich immer noch über Bill und bin immer noch froh, daß ich keine Krankenschwester bin (so wie es auch alle Patienten sein sollten).

P.S. Ich meine mich zu erinnern, daß ich Boylstons andere Reihe über die Schauspielerin Carol Page in der Bücherei oder sonstwo gesehen hatte, glaube aber nicht, daß ich sie je gelesen habe.
Ich habe auch nie Cherry Ames gelesen, eine weitere in den USA sehr beliebte Serie über eine Krankenschwester. Tatsächlich hatte ich, bevor ich für diesen Post recherchierte, noch nie von ihr gehört und konnte auch keine deutsche Übersetzung für die Bücher finden.


Quellen (englischsprachig):

1. Katherine Ashenburg: Rereading: Sue Barton and Me. In: The American Scholar 72(2003),3, pp. 137 - 141 (Closed Access)
2. Deborah Philips: Healthy Heroines: Sue Barton, Lillian Wald, Lavinia Lloyd Dock and the Henry Street Settlement. In: Journal of American Studies 33(1999),1, pp. 65 - 82 (Closed Access)
3. Rebecca M. Douglass: Middle Grade Monday: Helen Dore Boylston. Auf: The Ninja Librarian, 1. November 2021
4. "lunacat101": Helen Dore Boylston (1895-1984), Teil I, II, III. Auf: Authors' real lives, 3. Januar 2015 - 5. April 2015 - 19. September 2015
5. Travels with Zenobia - Paris to Albania by Model T Ford : A Journal by Rose Wilder Lane and Helen Dore Boylston. Hrsg. von William Holtz. Columbia & London, University of Missouri Press, 1983

Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.