Samstag, 29. Juli 2023

Der kaputte Delphin

"Mein Delphin ist kaputt. Er ist runtergefallen und die Nase und der Schwanz sind abgebrochen. Meinst du, ich könnte einen neuen bekommen?"
Leider nein. Der Boro-Delphinahänger war von einem Shop gewesen, der nicht mehr zu existieren scheint, zumindest sieht die Website überhaupt nicht mehr aktuell aus. Was ließ sich also wegen des Delphins meiner Freundin tun?
Ich fragte sie, ob sie die Teile noch alle hatte, aber egal wie sehr sie suchte, sie fand nur die Nase, aber nicht die Fluke.
Sie schickte mir ein schnelles Bild und mein Gehirn fing an zu ticken.


Dies war immer noch besser als andersherum. Ich konnte versuchen, die fehlende Fluke zu verstecken und die Nase konnte angeklebt werden und war es nicht ein netter Zufall, daß ich mir zum Geburtstag ein "Vergoldungs"set (kein echtes Gold) gewünscht hatte?
Ich sagte meiner Freundin, ich würde versuchen, mir etwas auszudenken, und schon bald danach kam der arme kleine Delphin bei mir zu Hause an (bereits mit angeklebter Nase, also mußte ich das nicht machen, puh).

Als erstes vergoldete ich die Nase. Sie war ein klein wenig krumm angeklebt worden, also sieht man die Naht ein bißchen, aber nicht zu schlimm. Leider bin ich nicht der Restaurationsmeister, den ich letztens auf NHK gesehen habe und der Risse komplett verschwinden ließ.
Da ich meinte, nur eine goldene Nase und Stirn würde etwas seltsam aussehen, beschloß ich, auch die Flossen und die Nasenspitze zu vergolden.

Danach mußte der Delphin erstmal eine Weile warten. Ich nahm ihn immer wieder zur Hand in der Hoffnung, er würde mir sagen, was ich als nächstes tun sollte.
Ich dachte an eine Drahtstruktur um sein Schwanzende, daß ich sichern konnte, indem ich durch die große Glasöse an der Rückseite ging, dann dachte ich an das gleiche, aber irgendwie mit Perlen gefädelt. Ich sah Perlen und blaue Kristalle für das Meer, damit er aussehen würde, als springe er aus dem Wasser, aber ich wußte einfach nicht, wie ich anfangen sollte.

Dann kam es mir. Perlenstickerei. Eine Mischung aus blauen Rocailles. Ich konnte einen Schnitt für die Glasöse in die Stickunterlage machen und einen weiteren, durch das ich das Schwanzende schieben konnte, um es zu verstecken.
Ich klebte den Delphin auf die Stickunterlage und schnitt sie in Form, aber ich war nicht ganz glücklich mit der Stelle, wo das Schwanzende durch den Schnitt ging.
Also klebte ich ein extra Stück am unteren Ende auf, das das Schwanzende abdeckte und noch eins auf der Rückseite, um die Stelle aufzufüllen, wo sich die Unterlage wegen der Dicke des Schwanzes bog.
Das war gleich soviel besser.

Ich nähte die Rocailles auf und fügte dann ein paar Kristallrondelle hinzu, anschließend machte ich die Rückseite und die Umrandung fertig.
Eine weitere Sorge war gewesen, daß die Schicht von Unterlage und Ultrasuede zu dick sein könnte, als daß die Kette noch durch die Glasöse passen würde, aber das klappt gut.
Es ist schwierig für mich, Fransen zu widerstehen, außerdem fand ich, sie würden dem Stück Balance verleihen. Für mich repräsentieren sie die Wasserspritzer, wenn der Delphin aus dem Meer springt.


Sieht unser Delphin jetzt nicht soviel glücklicher aus als in seinem kaputten Zustand?

Freitag, 28. Juli 2023

Nostalgie - Alles Gute zum Geburtstag, Beatrix Potter!

Vor einigen Jahren, als ich noch die "Fundstücke der Woche"-Posts machte, hatte ich ein paar, "Ich bin eine Sammlerin" genannt, in denen ich Vintagestücke zeigte.
Über die Zeit sind meine Sammlungen zum größten Teil nicht mehr gewachsen, aus unterschiedlichen Gründen, aber sie sind noch da und immer noch geliebt. Ich habe auch Vintagestücke, manche geerbt, manche geschenkt, manche von Flohmärkten, manche interessanter als andere.
Ich dachte also, es könnte Spaß machen, immer mal wieder welche davon zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.

1988, London.
Zwei junge Frauen und eine Fünfjährige in einem einwöchigen Urlaub - wir hatten eine wundervolle Zeit (wenn man das schreckliche Hotelzimmer nicht einrechnet, aber in dem Alter waren wir viel toleranter und die Teilerstattung half auch) und ich verliebte mich in London, obwohl ich gewöhnlich kein Fan von Großstädten bin.

Was aber hat Beatrix Potters Geburtstag - sie ist am 28. Juli 1866 geboren - mit unserem London-Urlaub 122 Jahre später zu tun?
Nun, neben Ausflügen in Parks, Museen und Galerien suchten wir natürlich auch die Läden heim und ich konnte nicht widerstehen, ein Häschen für meine Hasensammlung heimzubringen.

"Benjamin Bunny sat on a bank" wurde von Potters "Die Geschichte von Benjamin Häschen" (leider konnte ich den gesamten Text nicht auf Deutsch finden) inspiriert.


Dieser kleine Kerl ist die erste Version von zweien, die von Beswick hergestellt wurden, es gab ihn von 1983 bis 1985 und er unterscheidet sich von der zweiten Version durch seine Kopfhaltung (er schaut hoch) und weil das Braun seiner Jacke dunkler ist.
Er wurde von David Lyttleton modelliert.
(Danke an Beatrix Potter Figurines - A Definitive Guide!)
Ich denke immer noch, daß er sehr süß ist, und ich finde es wirklich lustig, wie lebhaft ich mich noch an das Innere des Ladens erinnere, wo ich ihn und ein kleines Adreßbuch kaufte.


Jedes Mal, wenn ich ihn anschaue, versetzt es mich zurück zu diesem London-Urlaub.

Jetzt habe ich noch etwas sehr Seltenes für euch, ein Bild von mir auf dieser Reise (ich hasse es, wenn ich geknipst werde!).

Samstag, 22. Juli 2023

Gefaltetes Peyote

Ich hatte schon früher Ohrringe in der Technik des gefalteten Peyote gesehen (um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wie das auf Deutsch genannt wird, ich kenne es nur als "folded peyote"), aber erst jetzt hatte ich Grund dazu, mir das genauer anzuschauen, einen Grund, über den ich jetzt aber noch nichts verraten möchte.
Denen, die es selber ausprobieren möchten, empfehle ich dieses YouTube-Tutorial von Anzu Crafts. Sie benutzt große Perlen, wodurch man sehr leicht folgen kann, und ihre Erklärungen sind wirklich gut, selbst wenn man noch ein Anfänger in Peyote sein sollte.

Natürlich war ich nicht damit zufrieden, nur das gefaltete Peyote zu fädeln, es mußte auch noch etwas mit dazu.
Der Anhänger aus glänzendem Rosa und einem Lila mit Lüster ist zum Beispiel mit winzigen silbernen Rocailles verziert und als Kontrast bekam er eine dunklere Polarisperle, die in der Mitte baumelt.


Für die Ohrringe wollte ich einen gothic Look, also kombinierte ich schwarz mit dem Lila und hängte Spikes in der Farbe "crystal vitrail light" an.
Abhängig vom Lichtwinkel sehen sie klar aus oder dank der Beschichtung auf der Rückseite zartlila, was wunderbar zu den lilafarbenen Delicas paßt. Ich liebe diese Spikes und habe einen ziemlichen Vorrat, seid also darauf gefaßt, in der Zukunft noch mehr von ihnen zu sehen.

Donnerstag, 20. Juli 2023

Nostalgie - Midge oder Der Anfang

Vor einigen Jahren, als ich noch die "Fundstücke der Woche" machte, hatte ich ein paar davon "Ich bin eine Sammlerin" genannt und darin Vintagestücke gezeigt. Im Laufe der Zeit sind meine Sammlungen größtenteils nicht mehr gewachsen, aus verschiedenen Gründen, aber sie sind noch da und immer noch geliebt. Ich habe auch einzelne Vintagestücke, die zu keiner bestimmten Sammlung gehören, manche geerbt, manche geschenkt, manche von Flohmärkten, manche interessanter als andere. Ich dachte also, es könnte Spaß machen, immer mal wieder welche davon zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.

Sammelt ihr und könnt ihr genau sagen, wann und wie eure Sammlung/en angefangen haben? Ich schätze mal, daß ihr es könnt.
Auch wenn das Erwerben und Besitzen eines neuen Stücks aufregend ist, noch mehr wenn es etwas ist, nachdem man lang gesucht hat, ist da außerdem noch der Nervenkitzeln der Jagd. Man kann ein wilder Jäger wie mein Ex sein oder man kann entspannter an die Sache herangehen, so wie ich es getan habe, schlicht weil ich nicht so schnell laufen kann ode auch nicht groß genug bin, um alles um mich herum mit einem Blick aufzunehmen.
Ich mag auf Flohmärkten nicht soviel wie er gefunden haben, aber das machte jeden gute Fund um so besonderer.

Meine Barbiesammlung fing mit einem solchen guten Fund an und es war reines Glück.
Als Kind hatte ich eine TNT Stacey mit platinfarbenen Haaren, ihre Geschichte habe ich schon vor langer Zeit erzählt. Wie meine Schwestern zu Weihnachten Mattelpuppen bekamen und ich als Fünfjährige solange jammerte, bis ich auch eine bekam. Wie ich Bibliothek mit ihr spielte und sie so sehr liebte, daß sie schon sehr lang in recht trauriger Verfassung ist.
Es ist auch Jahre her, daß ich die Geschichte des Billy Boy Barbie-Buchs erzählt habe, das meine Schwester bekam, und wie meine Faszination mit Barbies auf völlig neue Art wieder angefacht wurde. Was kann ich sagen, ich kann winzigen Reißverschlüssen und Knöpfen einfach nicht widerstehen. Und ich habe erwähnt, daß ich eine Midge-Puppe fand.

Ich werde diesen Moment nie vergessen, tatsächlich könnte ich auch fast genau die Stelle auf dem Uni-Flohmarkt zeigen (wo übrigens auch die Steiffsammlung anfing, vielleicht Thema für ein anderes Mal). Nur dank des Billy Boy-Buchs wußte ich, daß die Puppe in dem Karton (nicht ihre eigene Schachtel, sondern eine große) eine "BL" (bendable leg = knickbare Beine Midge, seltener als ihre Vorgängerin mit den geraden Beinen (SL = straight leg), war. War sie in perfektem Zustand? Nein. War ich trotzdem aufgeregt. Ohja, das war ich. Quietschte ich beinahe, als der Verkäufer mir auf meine Frage antwortete, daß sie 4 DM kostetet? Da könnt ihr drauf wetten!
So klar mir das auch im Gedächtnis ist, fehlt mir doch jegliche Erinnerung an das, was sie trug, aber ich denke, es war wahrscheinlich ein Badeanzug, wenn auch nicht unbedingt ihrer. Ich nehme an, ich war so auf ihr Gesicht und ihre Haare fixiert und darauf, daß ich sie identifizieren konnte, daß das Outfit egal war. Das änderte sich natürlich sehr während meiner Sammlerkarriere, als ich immer mehr aus meinen Büchern lernte.

Midge, Barbies beste Freundin, kam ein paar Jahre nach Barbie heraus, 1962, um genau zu sein. Damals konnte man nur die Arme und Beine an den Schultern und Hüften bewegen.
1965 und 1966 bekam Midge nicht nur knickbare Beine, ihre Frisur änderte sich auch von einer festen Außen- hin zu einer lockeren Innenrolle. Es gab sie in drei Haarfarben, blond, tizian und das Brünett meiner Puppe.

Meine Midge hat ihr Haarband verloren, das ihr volles Pony zusammengehalten hätte, sie hat außerdem eine dunkleres Gesicht (und die derzeitige Hitzewelle hat ihr wieder mal klebrige Arme beschert, die gesäubert und gepudert werden müssen), aber für ihr Alter - das dasselbe wie meines sein könnte, falls sie die erste Ausgabe ist - sieht sie immer noch sehr gut aus, auf jeden Fall besser als ich. Kein graues Haar an ihr! ;-)
Ich zögerte nicht, sie in Dinner At Eight zum stecken, obwohl es etwas älter als sie ist (1964). Vielleicht hat sie den hübschen kakifarbenen Hausanzug mit dem luftig aussehenden Übermantel in Burnt Orange mit goldmetallic Fäden ja von ihrer besten Freundin Barbie ausgeliehen, wer weiß? Ich finde einfach, daß das Orange so gut zu ihren Haaren paßt - und den Haaren einer brünetten SL Midge in meinem Besitz, die das gleiche Outfit trägt.


Als ich Midge heimbrachte, war mir nicht einmal klar, daß genau da der erste Stein zu meiner Sammlung von vintage Barbies gelegt worden war.
Mein nächster Glücksfund nicht lang danach machte es mir unmöglich aufzuhören ...

Dienstag, 4. Juli 2023

Sommer, Sonne, Sonnenblume

Als unsere Challengemeisterin der Jewelry Artisans Community Sonnenblumen für unsere neue Challenge wählte, war meine Reaktion, daß ich ganz "ausgeblumt" war, weil ich in den Jahren zuvor schon mehrere gemacht hatte.

Und dann, in einem plötzlichen Ausbruch von Produktivität und unterstützt vom 80er Charme von Richard Carpenter's "Robin Hood" als Hintergrundgeräusch, begann ich ein Paar Ohrringe zu machen.
Seid nicht zu aufgeregt, dies ist nur ein weiteres Beispiel von Ohrringen, die sich auf magische Weise in einen Anhänger verwandeln.

Zuerst stickte ich zweimal die Mitte aus Perlen. Wie konnte mir nicht auffallen, daß die Blütenblätter daraus sehr große Ohrringe machen würden?
Naja, es fiel mir tatsächlich auf und trotzdem beschloß ich weiterzumachen. Ich habe selber immer begeistert große, witzige Ohrringe getragen.

Als ich mit den fröhlichen gelben Blütenblättern anfing - ich habe dieser Tage echt meine Kindheitsliebe für gelb wiederentdeckt - wurde mir aber schnell klar, daß ich das nicht durchziehen würde. So viele Blätter! Eine Reihe in Ziegelsteinstich, eine etwas kleinere in Herringbonestich und eine dritte kleine als Umrandung für die Mitte dauerte wie so oft viel länger, als ich erwartet hatte.
Nur daran zu denken, das ein zweites Mal machen zu müssen, führte zum Verwurf der Ohrringidee.

Eine versteckte Öse und eine süße kleine Lampworkbiene später ... tadaaa.