Samstag, 21. Oktober 2023

Die Boho Meerjungfrau

Vor ein paar Jahren verliebte ich mich in winzige Miyuki-Würfelchen. Ich besorgte mir eine ganze Reihe Farben und verwendete manche beim Drahthäkeln, manche beim Perlenweben und in Peyoteringen.
Als ich ein paar Perlenröhrchen in meine Vorratsschubladen zurücklegte, bemerkte ich welche mit Würfelchen in einem hellen Blau mit Silbereinzug und einem matten Grün mit AB-Finish, was mich an das Meer erinnerte (möglicherweise war das auch davon beeinflußt, daß im Hintergrund Vaiana lief). Das Grün hatte ich schon ewig, das Blau war aus einer meiner Überraschungsperlenbestellungen.

Erst dachte ich, die Perlen würde nicht für Ohrringe ausreichen, und versuchte einen Anhänger zu machen, den ich irgendwie so halb mochte, das reichte aber nicht dafür aus, ihn zu behalten. Ich schnitt ihn wieder auf und dachte mir, daß ich, wenn ich das gefaltete Peyote eine Perle schmaler machte als bei den letzten Stücken, mehr Perlen für eine Länge haben würde, bei der ich die Streifen gut für Ohrringe verbiegen könnte. Das war wichtig, weil die Würfel die Streifen weniger flexibel machten, als wenn ich sie mit Delicas gemacht hätte.

Als nächstes dachte ich über ein Muster nach - eine Lage oder eine Seite grün, die andere blau ... gewürfelt ... gestreift ... aber am Ende entschied ich mich für eine willkürliche Mischung für die "Meereswellen", Wellen, weil das gefaltete und verdrehte Peyote eine Wellenform hat, wenn man es von der Seite sieht. Außerdem hatte ich weniger Grün als Blau, durch das Mischen könnte ich also auf jeden Fall aursreichend lange Streifen bekommen. Am Ende hatte ich noch drei blaue Perlen übrig!
Der Kontrast zwischen dem sehr leuchtenden Blau und dem matten Grün gefällt mir tatsächlich sehr, der Effekt im Licht ist so hübsch, aber ich wollte noch mehr, also nähte ich noch willkürlich verteilt metallicsilberne Rocailles auf.

Eine Meerjungfrau - und bei Meer denke ich automatisch an Meerjungfrauen, wahrscheinlich weil Andersens Märchen seit meiner Kindheit zu meinen (traurigen) Lieblingmärchen gehört - konnte in ihrem wallenden Haar gut lange Ohrringe tragen.
Wenn das keine Entschuldigung dafür war, auch noch Perlen zu verwenden, weiß ich nicht, was sonst, und nun habe ich das Gefühl, die Ohrringe sind boho geworden.


Darum meine Frage, kann eine Meerjungfrau einen Boho-Stil haben?

Samstag, 14. Oktober 2023

Herbstliche Ernte

"Ihr könnt jedes Material verwenden, das ihr möchtet, und das Thema so interpretieren, daß ihr an eine herbstliche Ernste denkt."
Das war es, was unsere Jewelry Artisans Community-Challengemeisterin schrieb.
Ich hatte fast direkt einen Plan, wurde aber direkt gestoppt, weil ich das wichtige Teil für besagten Plan nicht finden konnte.
Es ist so peinlich, ich fing am 22. August an, danach zu suchen, da wurde die Challenge gepostet, ich jammerte am 27. August, daß ich es immer noch gefunden hatte, dann verkündete ich am 20. September, daß es mich wahnsinning machte, und am 29. September fand ich es - GENAU AN DER STELLE, AN DER ICH SCHON DAS ERSTE MAL GESUCHT HATTE UND MINDESTENS NOCH FÜNF MAL DANACH!! Ganz zu schweigen von all den anderen Stellen.
Ich hatte in meiner Schublade nach einem Kästchen gesucht, hatte das Tütchen aber schon aus dem Kästchen genommen und dachte, das wäre was anderes.

Ich weiß, daß ihr es jetzt nicht erwarten könnt, von meinem Plan zu hören.
Er beinhaltet eines meiner kleinen Drahthäkelkörbchen. Nein, geht nicht! Ich ernte keine Wolle.
Das geheimnisvolle Teil ist ein süßer kleiner Halloweenkürbis aus Ton (tatsächlich sind es zwei, aber ich habe nur einen benutzt).
Hört sich doch wie eine einfache Challenge an, oder? Ich habe einen Kürbis im Spukgarten geerntet, ihn in ein Körbchen gelegt und mit heimgenommen. Was dort passieren wird, weiß noch keiner.

Tatsächlich nicht ganz so einfach. Der Kürbis ist keine Perle, sondern ein Anhänger mit einer kleinen Öse oben. Wie sollte ich den Kleinen im Körbchen befestigen, wenn ich ihn nicht einkleben wollte (was ich offensichtlich nicht wollte)?
Die einzige Möglichkeit war, ihn am Griff zu befestigen.
Also mußte ich erst ausklügeln, wie groß das Körbchen sein mußte, damit ich den Kürbis einpassen konnte, ohne sein Gesicht zu verdecken, aber auch, ohne daß er herausrutschte. Dann begann ich, wie üblich meinen Griff zu wickeln, und befesigte bei den letzten beiden Wickelrunden den Kürbis. So weit, so gut.
Nun brauchte ich nur noch ein paar grüne Ranken. Falls ihr euch wundert, wie ein abgeernteter Kürbis es schafft, seine Ranken alle um den Korbgriff zu wickeln, habt ihr offenbar vergessen, daß er aus dem Spukgarten kommt.

Als nächstes war die Korbfüllung dran. Ich konnte den Kürbis ja nicht einfach von seinen Ranken baumeln lassen, das sah nicht richtig aus.
Nachdem ich es erst mit Draht probiert hatte, entschied ich mich stattdessen für ein hübsches dunkelgrünes Nadelfilzkissen. Das kann man auf dem Bild nur ein bißchen sehen, aber es ist tatsächlich sehr wichtig für meinen kleinen Kürbis, damit er bequem darauf sitzen kann.
Er sieht auf jeden Fall sehr glücklich damit aus :-)

Freitag, 13. Oktober 2023

Grün, grün, grün ...

sind alle meine Kleider ... erinnert ihr euch auch aus eurer Kindheit an dieses Lied?
Die heute verbreitete Form ist übrigens seit 1870 überliefert. Falls ihr es nicht kennen solltet, in jeder Strophe geht es um eine andere Farbe und einen anderen Beruf.

"Grün, grün, grün sind alle meine Kleider, grün, grün, grün ist alles, was ich hab'. Darum mag ich alles, was so grün ist, weil mein Schatz ein Jäger ist."
Die anderen Farben sind rot für den Reiter, blau für den Matrosen, schwarz für den Schornsteinfeger, weiß für den Müller und bunt für den Maler.

Ich mußte an dieses Lied denken, als eine Freundin meinte, sie habe so viel grüne Kleidung, und könnte ich ihr wohl ein Paar dazu passende Ohrringe machen?
Sie wählte die Perlen für das gefaltete Peyote aus, und ich muß sagen, daß das schimmernde Grün, das an Käferflügel erinnert, eine tolle Wahl zu dem matten Grün für das Innere war.

Also, was kommt als nächstes dran?

Freitag, 6. Oktober 2023

Die Katzenmotte

Ich wohne im ersten Stock und habe manchmal kleine nächtliche Gäste am Fenster hinter meinem Bett. Meistens sind es Nachtfalter, aber es sind schon Grashüpfer vorbeigekommen, die wahrscheinlich in den Pflanzen auf der Dachterrasse über mir leben.
Ich kann nie widerstehen, Fotos von meinen Besuchern zu machen, aber es ist nicht einfach, wegen der Spiegelung, wegen meiner kleinen alten Kamera, weil ich keinen Blitz benutzen kann, obwohl es Nacht ist, weil dieses spezielle Fenster definitiv nicht das sauberste im Haus ist (ich hasse es, das Bett verrücken zu müssen), und ein Kater, der hofft, sich einen Weg durch das Glas zu bahnen, um an dieses lustige Spielzeug heranzukommen, hilft auch nicht. Ponder war völlig verrückt nach Besuchern und klopfte dauernd an das Glas, was sie alle erstaunlich wenig störte, manche blieben sogar eine Stunde lang.

Kürzlich kam diese Schönheit vorbei, ließ mich ein paar Bilder machen und flog dann zurück in die Nacht, so als wäre sie extra dafür vorbeigekommen, daß ich sie kurz bewundern konnte.
Ihre Farbe war eine Art geisterhaftes Weiß, sehr hübsch, aber das Licht meiner Leselampe hat das auf dem Bild verändert. Ich freue mich so, daß ich das Schimmern auf den Flügeln ein wenig einfangen konnte.


Kurz danach schickte mir Heather (meine künstlerische Freundin aus Neuseeland, deren Katzenbilder ich für die HeatherCats benutze) ein Bild von einem Instagram-Account. koty_vezde bearbeitet Tierbilder, indem sie ihnen Katzenköpfe oder -gesichter gibt, manchmal mit sehr überraschenden Ergebnissen. Meine Antwort war, daß ich wahrscheinlich ausgeflippt wäre, wenn meine Mottenbesucherin einen Katzenkopf gehabt hätte, und Heather schrieb, daß ich eine Katzenmotte machen sollte.
Ich brauchte keine Sekunde, um zu wissen, daß ich das in der Tat tun würde.
Vor einer Weile hatte ich ein paar großartigen Keramik-Katzenköpfen mit Reißzähnen nicht widerstehen können, obwohl ich da noch gar keine Idee dafür hatte.
Jetzt aber ...

Ich legte direkt los.
Perlenstickerei, offensichtlich.
Ich konnte wgen der Form keine Fassung für den Katzenkopf fädeln, also konnte ich die Öse genauso gut verwednen.
Pailletten für die Flügel, natürlich.
Ein glitzerender "pelziger" Körper, einfach so.

Als erstes malte ich auf, wo der Kopf hin sollte. Er sollte nicht komplett aufgeklebt werden, weil mir die Vorstellung eines Randes um die Ohren herum nicht gefiel, und ich wollte die Ohren aus dem Weg haben, während ich den Körper stickte.
Als nächstes fing ich den Körper an, ich benutzte alte Stäbchenperlen, die mir eine Freundin von einem amerikanischen Flohmarkt mitgebracht hatte, über die ich nichts wußte. Es waren verschiedene und meine erste Wahl war eine Hämatitfarbe, aber meine Nadel paßte durch die meisten davon nicht mal zwei Mal, was sehr nervig war, also gab ich nach ein paar Stichen auf und nahm stattdessen die anderen. Sie sehen schwarz aus, wenn man sie aber im Licht anschaut, haben sie mehr einen dunklen Granatton mit Lüster, wodurch sie wirklich hübsch funkeln. Sie sind nicht regelmäßig, aber ich finde das in diesem Fall gar nicht so schlimm.

Bei den Flügeln entschied ich mich für zwei unterschiedliche Farben, schwarz (glänzend und matt), weil das zu einer etwas gruseligen kleinen Katzenmotte paßt, und cognac, um die Farbe des Kopfes aufzugreifen.
Als ich fertig war, fand ich den Körper etwas zu flach, also ergänzte ich großzügig schwarze Doppelkegelperlen und schwarz-blaue feuerpolierte Kristalle. Das funkelt mal so richtig!

Anschließend wurde der Kopf aufgeklebt, und bei all dem Glanz und Gefunkel, beschloß ich spontan, daß das nicht nur eine Katzenmotte war, sondern eine magische Feenkatzenmotte, die einen kleinen Kopfschmuck brauchte (ich gebe Mabel, meiner Muse, die Schuld dafür, sie setzt mir Sachen in den Kopf).
Und wenn ich schon mal übertrieb, konnte ich auch den kleinen Baumelanhänger nicht widerstehen (übrigens Rocailles in Größe 15, die ich Stück für Stück von einer Kehrschaufel picken mußte, nachdem ein gewisser Kater das Perlenröhrchen auf den Boden warf und der Deckel von allein absprang).
Zu guter Letzt kam hinten Kunstleder drauf und ich machte den Rand. Es war verlocken, völlig durchzudrehen, aber es wäre zuviel gewesen, also mußten es sehr dezente mattschwarze Rocailles werden.

Ich zeige euch mehrere Bilder, damit ihr eine Vorstellung davon bekommt, wie sehr der Winkel den Farbeffekt verändert und ich habe außerdem ein nicht so tolles Video, um euch das Funkeln zu zeigen.