Heute will ich euch von einer Figur erzählen, die in Deutschland recht bekannt ist, das Christkind.
Als ich ein Kind war, war es Tradition, daß die jüngeren Kinder in meiner Familie an Heiligabend meine Großmutter besuchten, nachdem der Baum geschmückt war. Der Grund war natürlich, daß wir bei den Vorbereitungen für den Abend aus dem Weg sein mußten, vom Putzen bis zum Kochen.
Meine Oma mußte sich mit unserer Ungeduld herumschlagen, die minütlich wuchs, und mit der Aufregung, wenn endlich der Telefonanruf kam, daß wir jetzt heimkommen konnten. Ein beliebtes Fernsehprogramm namens "Wir warten aufs Christkind" half dabei, uns zu unterhalten, aber ich erinnere mich auch an Brettspiele, die meine Aufmerksamkeit aber nicht wirklich halten konnten.
Wer ist das Christkind?
Martin Luther und andere Reformer lehnten die Vorstellung der Heiligenverehrung ab, daher führte Luther im 16. Jahrhundert als Gabenbringer das Christkind statt des Heiligen Nikolaus ein. Interessanterweise lebt die Tradition in den mehr katholischen Regionen Süddeutschlands weiter, während das Christkind im Norden, der eher evangelisch ist, gar nicht unbedingt bekannt ist. Dort ist der Gabenbringer der Weihnachtsmann.
Ich bezweifle, daß ich das einzige Kind war, das sich fragte, wie das Jesuskind all die Geschenke tragen konnte, mit der Zeit wurde die Verbindung des Christkinds und Jesus aber ohnehin immer unklarer. Ich erinnere mich nicht daran, ob mir jemand erzählt hat, daß es das Jesuskind war oder ob das meine eigene Idee war. Für andere ist das Christkind in der Tat eine engelsgleiche Figur, die gewöhnlich mit Heiligenschein, Flügeln und goldenen Locken dargestellt wird.
Tatsächlich erinnert sich meine Schwester noch daran, wie wir in das Wohnzimmer gelassen wurden und das Fenster noch offen war, weil "das Christkind gerade weggeflogen war", und wie sie als erstes zum Fenster ging, in der Hoffnung, noch einen Blick darauf zu erhaschen! Sie war überzeugt, es sei ein Engel.
Andererseits erinnert sich mein jüngerer Bruder daran, daß das Fenster laut geschlossen wurde, um zu bestätigen, daß das Christkind gerade weg war, bevor wir ins Zimmer gelassen wurden. Auch er glaubte an einen Engel.
Ich schätze, das hat mir keiner erzählt, als ich nämlich vor vielen Jahren den Nürnberger Christkindlesmarkt besucht, war ich komplett davon überrascht, daß das Christkind eine junge Dame war!
Hatte ich überhaupt mit der Familie gefeiert? ;-)
Christkind in der Erstausgabe des "Struwwelpeter" (1845)
Donnerstag, 22. Dezember 2022
Wir warten aufs Christkind - Das zweiundzwanzigste Türchen
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