Donnerstag, 19. Dezember 2024

Fröhliche Weihnachten

"Du wirst dir ein Auge ausschießen."
Entweder kennt ihr dieses Zitat, fangt an zu lachen und kommt direkt mit einem eigenen Zitat um die Ecke, vielleicht den gelben Augen von Scut Farkus oder dem Pferd des Neffen des Lone Rangers (Victor), oder ihr kennt es nicht, was bedeutet, daß ihr noch nie " Fröhliche Weihnachten" gesehen habt.

Ralphie und sein verzweifelter Weihnachtswunsch nach einem offiziellen Red Ryder Luftgewehr sind seit vielen Jahren Teil meines Lebens, zunächst dank des deutschen Fernsehens, dann, nachdem sie aus unbekannten Gründen aufgehört haben, den Film zu zeigen, auf englischer DVD.
Die Weihnachtszeit wäre nicht dieselbe ohne diesen Film, ohne Ralphie in seinem Häschenkostüm, einem Geschenk von Tante Clara, die unter dem falschen Eindruck leidet, daß er ein auf ewig vier Jahre altes Mädchen ist, ohne seinen Vater, der besessen von seinem Preis aus einem Kreuzworträtselwettbewerb ist, einer Lampe in Form eines Damenbeins, und seine Frau beschuldigt, diese absichtlich zerstört zu haben, ohne Ralphie, der versucht, überall (nicht immer ganz so) subtile Hinweise bezüglich des Red Ryder fallen zu lassen, und natürlich ohne die Nachbarshunde, die den Truthahn stehlen.
Oh, und falls ihr wissen möchtet, ob Ralphie sein Luftgewehr bekommt, solltet ihr euch den Film anschauen.

Wußtet ihr, daß die Geschichten im Film Teil einer Sammlung sind,  "In God We Trust: All Others Pay Cash" von Jean Shepherd? Soweit ich sehen kann, wurde es aber nie ins Deutsche übersetzt.

1. Auflage 1966, Bild in "Fair Use"
über Wikipedia


Jean Shepherd was ein amerikanischer Humorist, der für das Radio auftrat. Irgendwann wurde er überzeugt, seine Radiogeschichten niederzuschreiben, fiktionale Geschichten, gemischt mit Faken aus seiner eigenen Kindheit.
Er hat übrigens auch am Film mitgeschrieben und als Erzähler fungiert, was er brilliant gemacht hat (schließlich hatte er Erfahrung vom Radio)
Also mußte ja auch das Buch gut sein, oder? Njaa (das soll ein Geräusch sein, das Unsicherheit ausdrückt) .... Ich kaufte das Buch, kämpfte damit auf zu vielen meiner Pendlerfahrten, schaffte es mit Müh und Not bis zum Ende und rührte es nie wieder an.
Versteht mich nicht falsch, es gab Teile, die mich zum Kichern oder Lachen brachten, aber es waren viele, viele Wörter, viele, viele Beschreibungen, und der Rahmen, in den die Geschichten eingebettet waren - der erwachsene Ralphie kehrt nach Hause zurück und erzählt in der Bar seines alten Freundes Flick von seinen Erinnerungen - hat für mich nicht wirklich funktioniert.
Rezensionen zufolge, die ich gelesen habe, sind wie immer nicht alle meiner Meinung, aber so manche denken genau wie ich.
Ich schätze, ich werde mich einfach an den Film halten, vielen Dank.

P.S. Ich hatte gar nicht über die Fortsetzungen Bescheid gewußt und den Sommerfilm werde ich mir auch sparen, aber ich warte gerade auf die zweite Fortsetzung, also werde ich vielleicht irgendwann eine Kurzrezension zu diesem Post hinzufügen, sobald der Film da ist.

Mittwoch, 18. Dezember 2024

Vorbereitung für Weihnachten - Teil 3

Ich mache das hier kurz.
In Teil 2 habe ich euch meine Dekorationen im Hausflur gezeigt. Dann habe ich bemerkt, daß eine der Steiffmäuse noch fehlte. Ein paar Tage später habe ich bemerkt, daß einer der Teddys sich auch noch in derselben Vitrine versteckt hatte.
Falls jemand mein Gehirn gesehen hat, sagt ihm doch bitte, es soll zurückkommen. Es scheint, daß ich ohne nicht so gut zurechtkomme ...



Außerdem war ich immer noch mit meinen improvisierten Haken glücklich, also besorgte ich mir ein paar Girlanden, die sie verstecken würden.
Tatsächlich funktioniert das ganz gut, aber jetzt habe ich das Problem, daß die Stangen ziemlich glatt sind und der Schmuck ziemlich schwer, was heißt, daß die Girlanden immer rutschen. Eine davon konnte ich mit den Haken an der Stange stoppen, die nicht so leichtläufig sind und die Enden darum recht gut an Ort und Stelle halten, aber die andere Stange hat keine solchen Haken, also werde ich mir was ausdenken müssen. Aber nicht mehr dieses Jahr. Vielleicht ist mein Gehirn nächstes Jahr ja wieder zurück ;-)

Dienstag, 17. Dezember 2024

Neun rote Gimpel

In meinem letzten Post habe ich eine Anthologie von Weihnachtsgeschichten erwähnt, die ich als Kind bekommen habe. Man kann dem Buch ansehen, daß ich es geliebt habe, es sieht sehr gebraucht aus.
Barbara Bartos-Höppner hatte die Idee zu dem Buch. Sie war eine deutsche Schriftstellerin und bat andere, die sie kannte, Weihnachtsgeschichten zu schreiben. Es überraschte sie, daß manche von ihnen meinten, man könne in unserer Zeit keine Geschichten mehr über Weihnachten schreiben, wobei "unsere Zeit" in dem Fall 1971 war, als die erste Auflage veröffentlicht wurde (ich war damals sechs Jahre alt). Die einzige Bedingung war, daß die Geschichten in der Zeit zwischen dem ersten Advent und Dreikönig spielen mußten.
Am Ende hatte sie 16 sehr unterschiedliche Geschichten von 15 Schriftstellerinnen und Schriftstellern aus mehreren europäischen Ländern.
Der Titel ist "Weihnachtsgeschichten unserer Zeit - Bekannte Schriftsteller erzählen vom Weihnachtswunder".
Wenn ihr denkt, es geht nur um Freude und funkelnde Lichter, täuscht ihr euch.
Die Geschichten sind
- herzerwärmend, wenn eine Kindergang Weihnachtslieder singen geht, um unter dem Vorwand, für kranke Kinder zu sammeln, Geld zu verdienen, und einer von ihnen dann spontan - und zu seiner eigenen Überraschung - das Geld im letzten Haus, das sie besuchen, für eine Schule für taube Kinder spendet
- traurig, wenn es in der Geschichte um eine Krankenschwester im Krieg geht, die als Begleitung für eine Gruppe Mädchen aus einem Kinderheim eingesetzt wird, und eines der Mädchen an Blinddarmentzündung stirbt; als Kind brachte mich der letzte Satz immer zum Weinen "Doch die Eltern von Helga habe ich nie gefunden".
- realistisch in der Geschichte über ein Ehepaar in Trennung, die trotz ihrer Differenzen versuchen, ihren beiden Kindern ein schönes Weihnachten zu bereiten
- fröhlich in der Geschichte über den heimwehkranken Jungen in Brasilien, dem der Schnee an Weihnachten fehlt, und das Mädchen, das "Schnee" für ihn macht
- magisch in meiner Lieblingsgeschichte.

Diese Geschichte ist von Katherine Allfrey, einer deutsch-britischen Schriftstellerin, sie heißt "Weiße Weihnachten".

Ein paar Tage vor Weihnachten wird im Eibenwald über dem Fünfherrengrund ein Weihnachtself geboren, ein seltenes Ereignis, das Weiße Weihnachten bedeutet.
Der Elf wird geboren, weil Tropfen von klarem Silber, ein winziger Teich aus Regen oder Tau, sich im Stumpf des ältesten Baum im Wald sammeln und von einem Lichtstrahl gefunden werden.
Ein Funkeln erwacht in dem finsteren Loch und der Strahl zieht das Silber nach oben und läßt es auf den Grund sinken, wo es wächst und wächst, bis der Elf geboren ist, schmal wie eine Flamme, klar wie Eis und leuchtend wie ein Edelstein. (Ist das nicht wunderschön?)

Nun muß der Elf drei Aufgaben erfüllen, damit Weihnachten weiß werden kann.
Er muß neun rote Gimpel (ich mag das Wort so gern) auf einem Zweig finden, er muß die Glocken der verlassenen Kirche im Fünfherrengrund läuten und er muß Jack Frost aus dem Norden zurückholen.
Er weiß nicht, wie er das tun soll, aber aus dem leichten Schneegestöber kommt ein Einhorn, um ihn zu leiten.
Zuerst erklärt das Einhorn dem Elf, was Gimpel sind, aber der Elf kann nur zwei finden, bis er auf ein Papier stößt, das aus einem Auto geweht wurde - und neun rote Gimpel auf einem Zweig zeigt. Ob sie wirklich sind, das weiß er nicht, aber lebendig sind sie.

Männlicher Gimpel, Lancashire, UK
© Francis C. Franklin / CC-BY-SA-3.0,
über Wikimedia Commons


Als nächstes sind die Glocken in der Kirche an der Reihe, aber die Wände der alten Kirche sind zerfallen, die Tür ist morsch, das Dach ist halb eingestürzt - und im Turm sind keine Glocken.
Der Elf beschließt, zunächst nach Jack Frost zu suchen, ein langer, dunkler und schwieriger Flug für ein helles Wesen wie ihn. Auf dem höchsten Berg findet er den Riesen Jack, der hart geworden ist, aber er folgt dem Elf und bringt Hagel und Sturm mit sich.
Die Gimpel warten in der Kirche, aber Glocken gibt es immer noch keine.
Auf einem Sims aber ist ein Büschel von Gräsern, ganz von Eis eingeschlossen, und als der Elf daran vorbeigeht und sie streift, kann ein leises Klingeln hören. Nur Elfenhände können diese winzigen Glocken mit ihrem überirdischen Klang läuten. Das Einhorn tanzt fast vor Freude und Jack Frost wandelt sich von einem grimmigen Riesen in einen milden König, als er die Glocken hört, und der tote schwarze Wald wird zu einem schimmernden weißen Winterwald.

Um Mitternacht läutet der Elf die Glocken noch einmal, die morsche Tür öffnet sich. Weihnachtsengel füllen die Kirche, das Einhorn legt sich vor den alten Altar, und die Gimpel sitzen wie kleine Chorknaben links und rechts und flüstern.
Und sie feiern die Heilige Nacht gemeinsam, bis die Sonne des Weihnachtsmorgens über der weißen Welt aufgeht.

Warum ein Kind wie ich, das nie Schnee geliebt hat, diese Geschichte so liebte, weiß ich nicht. Ich denke, es ist der Frieden, den ich darin spüre, und sie ist so wunderschön geschrieben.

Ich würde wirklich gern die neun kleinen Gimpel auf ihrem Zweig sticken, wohl kaum bis Weihnachten, aber ich muß das ja auch nicht überstürzen. Es wird mir schon eine Idee kommen, wenn ich bereit bin.

Sonntag, 15. Dezember 2024

Wachen über den Wald

Als ich dieses Bild zum ersten Mal sah, stellte ich mir mich vor, wie ich frühmorgens aus dem Haus gehe, auf dem Weg zum Bahnhof, noch halb schlafend.


Es gibt eine kleine Straße und einen Platz zwischen einer Schule und einer Turnhalle, die ich an jedem Arbeitstag überquerte. Dort hat es ungefähr zehn Straßenlampen und diese Lampen waren manchmal kaputt, sie fingen nacheinander an zu blinken, meistens nur ein oder zwei, was ja noch ging, aber einmal gingen von einem Tag zum nächsten immer mehr kaputt, bis sie schließlich alle in einer Art stummem Code blinkten. Ehrlich, um 5 Uhr morgens habe ich schnell seltsame Ideen und es fühlte sich echt seltsam an. An diesem Tag dachte ich aber endlich daran, das online zu melden, und am nächsten Tag waren sie schon repariert.
Natürlich war es keine Hilfe gewesen, daß der kleine Park daneben dank diesem Blinken sogar noch merkwürdigere Schatten warf als sonst. Ich hatte Glück, daß die Frau, die dort eine Weile lang ihre dänische Dogge ohne Leine ausführte, zur der Zeit nicht da war. Sagt euch Hund von Baskerville etwas? Das erste Mal, daß ich diesen Hund aus dem Dunkel kommen sah, machte ich echt einen Satz.

Und nun stellt euch mal vor, was es meinem müden Gehirn angetan hätte, wenn ich unerwartet auf so etwas wie diese unheimliche "Kreatur" gestoßen wäre. Ich kann mich selber schreiend in die Hügel flüchtend sehen, nur kann ich nicht rennen und es gibt auch keine Hügel.

Trotzdem liebe ich dieses Bild und finde es schade, daß diese Straßenlampe in Warschau dem Web zufolge seither ihr Haar verloren hat, da die Firma, auf deren Grundstück sie steht, sie zu gefährlich für Fußgänger fand.

Das Bild ist schon eine Weile im Netz und taucht immer wieder mal auf. Als eine Freundin von mir es das letzte Mal teilt, dachte ich mir, daß ich wirklich gern versuchen würde, das irgendwie einzufangen. Früher hätte ich versucht, es aus Perlen zu weben, hätte aber die Ranken wahrscheinlich nicht so hinbekommen wie gewünscht. Perlenstickerei war eine weitere Möglichkeit, aber am Ende fühlte sich Handsticken wie die beste Wahl an.

Anfangs war der Plan, mehr oder weniger einen Teil des Bildes auf einem ziemlich kleinen Rahmen zu kopieren, um zu sehen, wie lange es wohl dauern würde und ob eine größere Version Sinn machte. Ich machte zunächst die Umrisse und die fließenden Ranken um Körper und Kopf herum und da dachte ich dann, ich müsse dem ganzen wenigstens so ein bißchen was von meinem eigenen Touch geben. Dadurch, daß ich ihr mehr Haare gab, wurde die Kreatur irgendwie anders für mich.
Ab diesem Punkt hätte es schon ziemlich klar sein können, daß das kein Probestück bleiben würde, denn als nächstes füllte ich die Umrisse stundenlang mit haufenweise kleinen Stichen in allen Richtungen, um ihnen Textur zu verleihen.

Das Gesicht hatte ich mir für den Schluß aufgehoben. Natürlich wollte ich nichts an dem Glühen ändern, schließlich erzeugt das diesen tollen Effekt. Wieder überlegte ich mir unterschiedliche Optionen, Perlen mit Silbereinzug, andere Perlen, sogar passend zugeschnittene Pailletten, nur weil ich mir nicht zutraute, diesen glühenden Effekt mit Stickerei zu erzielen, ich hatte ja das Schattieren noch nicht so sehr geübt.
Am Ende überzeugte mich mein inneres Spielkind, das gerne Dinge ausprobiert, es doch zu versuchen. Ich habe sechs Farben von meinem Sticktwist ausgesucht, einfach improvisiert und war damit viel zufriedener als erwartet.

Irgendwie veränderte sich das Wesen in meinem Kopf und der Pfosten auf der linken Seite fühlte sich falsch an, stattdessen mußte ich an Bäume denken. Meine Lieblingsbäume waren immer Birken, wir hatten welche in der Nachbarschaft, als ich ein Kind war, und sie waren so hübsch.
Ich konnte mich nicht zurückhalten und machte einen Baum nach dem anderen, und dann hatte ich nicht mehr wirklich eine Entschuldigung dafür, das bißchen, was vom Hintergrund noch übrig war, nicht auch noch aufzufüllen. Nun ja, und dann verlangte die Szene auch noch Schneefall.

Als ich meiner Freundin das erste schlechte Bild des fertigen Stücks zeigte, meinte sie, sie liebe "sie" mit einem Fragezeichen beim "sie". Ich antwortete, daß ich mir selber noch nicht mal sicher war, ob es "sie" oder "er" war, und daß ich das Gefühl hatte, daß hier eine Geschichte drin steckte, die zu schreiben ich leider nicht gut genug war.
Kleine Details anderer Geschichten, die ich kannte, gingen mir andauernd durch den Kopf, als ich hieran arbeitete, zum Beispiel meine liebste Weihnachtsgeschichte aus einer Anthologie, die ich als Kind geschenkt bekommen hatte. Sie spielt in den Wäldern und ich liebe sie so sehr, daß ich sie in einem Jahr tatsächlich mal abgetippt (Schreibmaschine, das zeigt euch, wie lange das her ist), kopiert und dann an meine Freunde verteilt habe.
Diese Schnipsel ergaben noch keine Geschichte für mein/e Wächter/in - denn das ist das einzige, worüber ich mir sicher bin, daß dies ein/e Wächter/in des Waldes aus uralten Zeiten und einer spirituellen Welt ist.
Ich möchte das nicht erzwingen, aber vielleicht wird sie oder er mir die Geschichte irgendwann erzählen, selbst wenn ich sie nicht in Worte fassen kann, sondern sie nur vor meinem inneren Auge sehe. Vielleicht werde ich ja etwas einem meiner verrückten Träume sehen.


Auf jeden Fall bin ich wirklich glücklich mit meiner neuen Freundin oder meinem neuen Freund.
Es wird kein größeres Stück davon geben, nicht nur weil ich ewig dafür brauchen würde, sondern auch weil die Geschichte nicht wiederholt werden kann.
Ich habe jetzt einen schlichten Rahmen dafür bestellt und kann nicht erwarten, es an die Wand zu hängen (soweit entfernt vom Dekan wie möglich!).
Ich konnte jedoch nicht widerstehen, es euch jetzt schon zu zeigen.

Samstag, 14. Dezember 2024

4 x Jack

Für manche Leute bedeutet San Francisco die Golden Gate Bridge, die Painted Ladies, Fisherman's Wharf, Cable Cars und das Fairmont - das sind nur die ersten paar Sachen, die mir eingefallen sind, aber als wir es das erste Mal in die USA schafften, bedeutete es für den Ex und mich auch FAO Schwarz, dessen Verbindung zu Steiff dank einiger Spezialeditionen unter Sammlern berühmt war.
Bei unserem ersten Besuch dort hatten wir nicht viel Zeit, was für unser Bankkonto wahrscheinlich besser war. Durch FAO Schwarz kamen wir mit einer Dame in Kontakt, die ein paar Steiff-Reparaturen für sie vorgenommen hatte, und als wir einige Jahre später nach San Francisco kamen, gingen wir wieder dorthin, diesmal mit der Dame, die inzwischen eine gute Freundin geworden war.
Oh Mann, wir waren wie Kinder in einem Spielzeugladen. Wartet mal, wir waren ja tatsächlich in einem Spielzeugladen ... Okay, wir waren auf jeden Fall große Kinder. Wir versuchten echt, brav zu sein, aber ihr wißt ja, wie das manchmal so ist.

Natürlich hatten wir erwartet, etwas von Steiff zu kaufen, aber dann entdeckten wir auch noch Jack, vier, um genau zu sein, und konnten nicht widerstehen.
Es war ein Set von vier Jack Skellingtons aus "The Nightmare Before Christmas" einer in seinem gestreiften Anzug, einer als die Vogelscheuche mit dem Kürbiskopf, einer in seinem Pyjama (sein Buch ist gerade in einer anderen Vitrine, einer meiner Kens liest daraus meinen Skippers und anderen Familienmitgliedern vor ;-)), und einer als "Sandy Claws" in einem Santa-Anzug.
Für die, die den Film nie gesehen haben ... Jack, der Kürbiskönig, ist König von Halloween Town und er ist gelangweilt und quält sich, weil er immer wieder Halloween vorbereiten muß. Durch Zufall entdeckt er die Tür nach Christmas Town im Wald und er ist über diesen wundervollen Feiertag von Freude überwältigt. Trotz der Warnungen von Sally, der Lumpenpuppe, die in ihn verliebt ist, beschließt Jack, Santa entführen zu lassen, damit er seinen Platz einnehmen kann. Er bezieht alle Einwohner von Halloween Town ein, um Weihnachten in ihrem eigenen Stil vorzubereiten.
Es klappt allerdings nicht ganz so, wie er sich erhofft hat. Kinder und Eltern sind geschockt über Geschenke, die aus Schrumpfköpfen und Monstrositäten bestehen, und das Militär wird gerufen, um Jack abzuschießen.
Inzwischen haben die kleinen Monster, die von Jack mit der Entführung beauftragt wurden, Santa zu ihrem Vorgesetzten Oggie Boggie, einem Schreckgespenst, gebracht, der mit Santas Leben und spielt - und mit dem von Sally, weil sie versucht hat, Santa zu retten.
Jack wird abgeschossen und ist kurz von seinem Versagen niedergeschmettert, aber dann merkt er, daß ihm das großartige neue Ideen für das nächste Halloween verschafft. Er kehrt nach Hause zurück und rettet Santa und Sally, indem er Oogie besiegt, der sein sackartiges Äußeres verliert und in einen Haufen Käfer zerfällt.
Santa beeilt sich, um Weihnachten zu retten, läßt es aber noch in Halloween Town schneien, um Jack zu zeigen, daß er ihm verzeiht.
Der Film endet damit, daß Jack und Sally sich endlich gegenseitig ihre Liebe gestehen.

Hier ist ein Geständnis, der Film ist nicht auf meiner regelmäßigen Liste zum Anschauen. Obwohl ich nichts gegen Musicals habe und die Lieder "Jack's Lament" und "What's This?" wirklich liebe, ist es hier doch etwas zuviel Gesang für mich bei einem Film, der gerade mal 76 Minuten läuft (ich kann aus dem gleichen Grund auch "Die Eiskönigin" nicht anschauen, aber das ist eine andere Geschichte).
Also schaue ich ihn nur alle paar Jahre an und dieses Jahr war es mal wieder Zeit dafür.
Jack liebe ich allerdings total.
Ich habe sogar ein Armband mit ihm entworfen, aber dann war es doch besser, ihn an meine Wand zu hängen anstatt ihn in einer Schmuckschachtel oder -schublade aufzubewahren.



Es ist ein langjähriger Witz zwischen einer amerikanischen Freundin und mir, daß ich ihn ihr schicken sollte. Ich kann mich einfach nicht von ihm trennen, habe aber stattdessen etwas Kleines für sie gemacht, eine winzige gefädelte Flasche.


Im Moment sitzen meine vier Jacks hinter Glas, aber ich denke, ich sollte sie auf eine der Vitrinen setzen, auf die der Dekan nicht raufkommt. Sie würden da oben ziemlich cool aussehen.
Ich habe sie für ein Fotoshooting herausgeholt und festgestellt, daß Santa Jack einen ausgekugelten Arm hatte, wahrscheinlich vom Baum umarmen. Zum Glück war es einfach, ihn wieder reinzuschnappen.


Baum umarmen? Nun ja, als ich beschloß, ein Bäumchen zu kaufen, weil Ponder alt genug war, um ein guter Junge zu sein, was das betrifft, schlug meine Schwester vor, Santa Jack als Spitze zu nehmen. Ich liebte die Idee und Jack beschützte den Baum jahrelang. Seht doch, wie aufgeregt er war, Ponder zu begrüßen, und Ponder tat Jack niemals etwas, obwohl er schon gelegentlich ein Weihnachtsschmuckdieb sein konnte. Ich vermisse meinen großen Jungen so sehr.


Ich bin sicher, daß Gundel und der Dekan so in 30 oder 40 Jahren ruhig genug geworden sein werden, um zu dem Baum so nett zu sein, wie es Ponder war.
Was denkt ihr, was meine Chancen dafür sind, daß das eintritt?
Im Moment wette ich auf 0%, weil der Dekan schon fast eine Stunde lang um den und im Baum herumspringt!

Donnerstag, 12. Dezember 2024

Wintersonnenwende

In alten Zeiten, fast vergessen, habe ich anderen Nachhilfe gegeben, hauptsächlich in Latein und Englisch, überwiegend weil mein Lateinlehrer sie an mich verwiesen hat.
Manche von ihnen waren kaum jünger als ich, und nachdem wir gepaukt haben, haben wir manchmal etwas zusammen unternommen, sind in die Stadt gegangen, haben ein Brettspiel gespielt oder einfach nur über Bücher und Musik gequatscht.

Eine von ihnen hat mir das Buch "Wintersonnenwende" von Susan Cooper ausgeliehen und es wurde schnell zu einem meiner Favoriten, das ich auch jetzt noch als Erwachsene liebe.
Ewig lang war mir nicht klar, daß es das zweite Bücher in einer fünfteiligen Serie war, einfach weil nur dieses eine ins Deutsche übersetzt worden war. Damals war es nicht so einfach, an englische Bücher zu kommen, man konnte nicht einfach online gehen und etwas von einem speziellen Buchladen oder gar von einem anderen Land bestellen. Buchläden hatten gewöhnlich ein kleines Regal mit englischen Büchern, weil die Nachfrage damals nicht so hoch war (ich spreche hier von den späten 70ern und frühen 80ern).

Dann passierte etwas Schreckliches. Ich spielte mit meinem kleinen Bruder, als das ausgeliehene Buch hinter das Ende meines Couchbetts gestoßen wurde, das zur Wand zeigte, es öffnete sich beim Fall, und der Umschlag blieb an dem Regal, das dort stand, hängen und riß sofort ab. Es war eine sache von Sekunden und obwohl ich noch versucht hatte hinterherzuspringen, war der Schaden schon passiert. Ihr könnt euch vorstellen, wie entsetzt ich war, nicht nur als Buchliebhaberin, sondern weil das Buch nicht mir gehörte (bis zu diesem Tag verstehe ich nicht, wie manche unserer Bibiotheksbenutzer unsere Bücher behandeln, ohne zu respektieren, daß sie nicht ihnen gehören).


Einfach, zum Buchladen gehen und ein neues kaufen, richten? Nicht so einfach. Erstens bedeutete es, daß ich das Geld für fast eine ganze Nachhilfestunde los war, was für mich damals viel war, und zweitens war es so schrecklich peinlich, daß ich meiner Nachhilfeschülerin sagen mußte, was passiert war, immerhin hatte sie mir eines ihrer Lieblingsbücher anvertraut.

Ich habe das Buch immer noch, wie ihr sehen könnt, und nachdem ich es damals sehr schlecht repariert hatte, um den Umschlag nicht zu verlieren, ging er schließlich wieder ab, als ich es letztes Jahr las.
Fragt ihr euch, warum ich mir selber in den über 40 Jahren kein neues Exemplar gekauft habe, zum Beispiel als endlich die anderen vier hier herauskamen? Es ist die Erinnerung. Manchmal bin ich eben seltsam.
Außerdem habe ich mir irgendwann auch die englischen Originale bestellt.
Oh, und übrigens war meine Nachhilfeschülerin sehr gnädig und meinte sogar, ich hätte ihr kein neues Buch kaufen müssen. Ich frage mich, wo sie heute wohl ist.

Nun mögt ihr euch außerdem fragen, warum ein Verlag nur eines von fünf Bücher übersetzen wollen würde, aber - und damit stehe ich nicht allein da - dieses Buch braucht die anderen nicht unbedingt. Eine YouTuberin meinte, man könnte gut das zweite Buch zuerst und dann erst das erste lesen, was witzig ist, denn ursprünglich war das erste Buch als einzelner Roman gedacht, tatsächlich kam es acht Jahre vor dem zweiten heraus.
Ich habe "Wintersonnenwende" in den letzten 40 Jahren sehr oft gelesen, es ist regelmäßige Weihnachtslektüre für mich, die anderen vier hingegen nicht so sehr. Sie sind gut, aber fesseln mich nicht auf die gleiche Weise.

In den Büchern geht es um den Kampf zwischen "dem Licht" und "der Finsternis", gut gegen böse, und sie sind von der Artuslegende, keltischer und nordischer Mythologie und englischer Folklore inspiriert.
"Wintersonnenwende" handelt von Will Stanton, dem siebten Sohn eines siebten Sohnes. An seinem 11. Geburtstag, am Tag der Wintersonnenwende erlebt er seltsame und magische Dinge. Er kann sie nicht verstehen, bis er einen Fremden names Merriman Lyon (der Name deutet auf Merlin - Merry Lion - hin) und eine alte Dame kennenlernt, die ihm erklären, daß er der Letzte der Uralten ist, Wächter des Lichts, und daß es seine Aufgabe ist, die sechs Teile des Zeichenkreises zu finden, einer der vier magischen Talismane, die das Licht in seinem Kampf gegen die Finsternis benötigt.
Da die Wintersonnenwende die dunkelste Zeit im Jahr auf der nördlichen Halbkugel ist, ist dies die perfekte Zeit für die Finsternis anzugreifen.

Ich habe mir immer gewünscht, daß jemand diese Zeichen in echt herstellen würde, ich liebe ihre Beschreibung.
Sie haben alle dieselbe Form, einen Kreis, gevierteilt durch ein Kreuz in der Mitte.
"Erhebt die Finsternis sich wieder, wehren sechs sie ab;
Drei aus dem Kreis und drei von dem Pfad.
Holz, Bronze, Eisen; Wasser, Feuer, Stein;
Fünf kehren wieder und einer geht allein."

Ich habe schon mal darüber nachgedacht, wie ich am besten mein eigenes Zeichen machen kann, habe aber noch nicht die perfekte Idee gehabt.

Nun entschuldigt mich bitte, ich habe das Buch in diesem Jahr noch nicht fertig. Statt es leise zu lesen, lese ich es meinen Katzen vor. Das mag zwar länger dauern, aber in letzter Zeit neigt mein Gehirn dazu, sich leichter ablenken zu lassen. Zuviel geschieht zur Zeit und ich denke sowieso von Natur aus zuviel über alles nach. Haßt ihr es auch, wenn ihr einen Satz fünf Mal lest und dann bemerkt, daß ihr immer noch wißt, worum es eigentlich geht?
Laut zu lesen hilft mir dabei und die Katzen scheinen den Klang meiner Stimme auch zu genießen. Der Dekan wird ruhiger, Gundel schnurrt, und wenn sie einschlafen und etwas verpassen, nehme ich das nicht persönlich ;-)

Oh, noch eine letzte Notiz.
Sie haben das zweite Buch verfilmt - Wintersonnenwende - Die Jagd nach den sechs Zeichen des Lichts. Ich war schlau genug, ihn nicht anzuschauen, nicht mal bevor ich dann Bewertungen gelesen habe, und Mannomann, es gibt ein paar äußerst eloquente Kritiken da draußen (obwohl es natürlich auch ein paar Leute gibt, die den Film gar nicht so schlecht finden, so wie es auch Leute gibt, die das Buch für langweilig halten *keuch*).

Dienstag, 10. Dezember 2024

10 am 10. - Dezember


Erzähl uns von 10 Dingen, die ihr während des Monats Dezember wirklich mögt oder nicht.
Das ist die Vorgabe für die 10 am 10. von Marsha in the Middle. Hört sich einfach an, nicht wahr?
Ich weiß aber ehrlich nicht, ob ich zehn zusammenbringe, aber ich probiere es mal.

1. Das ist kein ausgesprochenes Dezember-Ding, sondern mehr eine Wintersache. Nicht nur macht es mir nichts aus, daß es früher dunkel wird, tatsächlich mag ich es. Selbst als ich nicht von zu Hause aus arbeitete, war ich es gewöhnt, im Dunkeln daheim wegzugehen und es war in Ordnung für mich, im Dunkeln heimzukommen. Ich habe die Geschichte wahrscheinlich schon früher mal erzählt. Als ich in der ersten Klasse war, war unser Klassenzimmer im Erdgeschoß. Eines Tages wurde es untertags wegen eines heftigen Gewitters richtig dunkel. Ich sehe mich da immer noch selber sitzen und denken, wie wundervoll es war, drinnen zu sein, sicher und gemütlich, und das Rumpeln und den starken Regen zu hören.
Also haben Leute schon zu mir gesagt, daß ich dafür geeignet wäre zu leben, wo es den ganzen Winter über dunkel ist, aber ...

2. Schnee macht das zunichte. Ich mag Schnee nicht. Ich fand Schneeschippen zutiefst erschöpfend, selbst als meine Gesundheit noch besser war. Ich hasse es zutiefst, zum Geräusch von jemandem, der Schnee schippt, aufzuwachen.
Ja, er ist schön anzuschauen, wenn ich drinnen bin, mit einem schönen Getränk in der Hand, unberührt, wohlgemerkt. Matschiger, dreckiger Schnee in der Stadt aber - nicht so sehr. Hinausgehen, um schönen Schnee zu finden - geht für mich gar nicht mehr. Als Kind wurde ich in den Schnee hinausgezerrt (nicht wörtlich genommen) und ich mochte es nicht mal da, auch wenn ich es oft nicht zugab, um dazuzugehören, weil die anderen ihre Schlitten und Skier liebten. Ich denke dabei daran, daß mir naß und kalt war. Und an kratzige Strumpfhosen.

Blick auf meine Stadt von unserem "Hausberg" aus,
vor vielen, vielen, vielen Jahren -
es war schön, aber ich erinnere mich, daß mir so kalt war


3. Weihnachtsbeleuchtung. Ich werde zum Kind, wenn ich eine von Weihnachtslichtern erleuchtete Straße sehe. Ich liebte es, morgens zum Bahnhof zu laufen und links und rechts zu schauen, um all die Lichter in der Innenstadt zu betrachten, die über den Straßen hingen oder sich um Weihnachts- und andere Bäume wanden.
Es ist das kleine Funkeln, das mich anspricht, während ich zum Beispiel nie ein Fan von hell erleuchteten Räumen war. Daheim mache ich die Deckenlampen nur dann an, wenn ich sie wirklich brauche, aber wenn nicht, dann bevorzuge ich kleine Ecken mit Licht. Ich wünschte, ich könnte Kerzen aufstellen, aber mit den Katzen war das nie möglich, und obwohl ich ein paar batteriebetriebene habe, ist das nicht dasselbe.
Natürlich liebe ich auch Weihnachtsschmuck, den, den ich selber nicht aufhängen würde oder den ich nicht aufhängen kann, weil mein Baum zu klein oder meine Katzen zu tödlich sind, den, mit dem ich besondere Erinnerungen verbinde, und handgemachten, meinen eigenen oder den, den ich von anderen geschenkt bekommen habe.

4. Weihnachtslieder, vor allem die traditionellen. Sie machen mich ganz sentimental, das war schon immer so, nicht unbedingt die Texte, da ich kein religiöser Mensch bin, aber die Melodien. Vielleicht hat Weihnachten für mich noch diesen Kindheitszauber, das Ritual und die Erinnerungen, die sie ganz besonders machen, obwohl
Ich weiß nicht warum, aber in den letzten paar Monaten scheint meine Straße ein Durchgangsweg (nach Hause?) für Kindergruppen zu sein und vor ein paar Tage lief eine solche vorbei und lachte und sang laut ein traditionelles Weihnachtslied. Das war nett.
Das heißt nicht, daß ich alle Weihnachtslieder liebe, denn

5. es gibt ein paar, die ich wirklich nicht mag. Ich scheine Whamageddon nie zu gewinnen und es gibt ein englisches Lied über zwei fehlende Schneidezähne, das mich dazu bringt, etwas werfen zu wollen.
Die Lieder, die mich aber am meisten nerven, sind "Feliz Navidad" (was mir ein ungenanntes Familienmitglied gerne vorsingt, trotz des Wissens, wie sehr ich es hasse) und "Jingle Bells".
Als ich ungefähr zehn war, sang ich mit meiner besten Schuldfreundin in einem Kinderchor. Ich sehe uns noch jetzt, wie wir im Kreis tanzen und "Jingle Bells" singen. Immer und immer und immer und immer wieder ... es war endlos und ich haßte jede Sekunde davon.

6. Weihnachtsfilme, -Specials und -lektüre. Ich habe eine Liste zum Wiederanschauen und -lesen. Ich schaffe nicht immer alles, aber das ist in Ordnung, solange ich meinen Lieblingsfilm sehen kann (siehe den Post von gestern).

7. In die Stadt gehen. Ich wußte es schon vorher, aber erst seit Corona und der Genehmigung, von daheim aus zu arbeiten, habe ich wirklich bemerkt, wie schlecht ich mit Menschenmengen umgehen kann. Ich glaube, Onlineeinkauf wurde für mich erfunden. Natürlich habe ich auch gute Einkaufserinnerungen, aber sie haben normalerweise mit den Menschen zu tun, mit denen ich dabei zusammen war, nicht das Einkaufserlebnis an sich.
Ein großer Teil meines Problems mit Mengen hat mich meiner langen Pendlerstrecke zu tun, die ich so viele Jahre zurückgelegt habe. Je länger ich das gemacht habe, um so introvertierter wurde ich.
Wenn ich jetzt in die Innenstadt gehe, bin ich immer überrascht, wieviele Menschen schon recht früh unterwegs sind, und im Dezember überfordert es mich noch schneller. Mich durch einen Weihnachtsmarkt zu drängeln wäre echt ein Tiefpunkt, was eigentlich schade ist, da ich die Stände selber und auch die Stimmung mag, ich würde sogar einen Glühwein trinken, aber üblicherweise habe ich nach einem Durchlauf - oder Durchgeschobenwerden - genug und zur Zeit denke ich, ich hätte nicht mal dafür den Nerv.

8. Diese "Tradition" habe ich erst letztes Jahr angefangen - einen langen Weihnachtsurlaub. Ich liebe es, Sommerurlaub gibt mir altem Vampir nicht wirklich viel, aber ein Dezemberurlaub schon!

9. Lebkuchen und Schokonikoläuse, Dominosteine und Spekulatius mögen schon ab August in den Läden sein, und ich mag letztes und dieses Jahr völlig dabei versagt haben, nichts davon vor Dezember anzufassen, weil ich Aufmunterung brauchte, aber trotzdem ist das Essen meines Lieblingslebkuchens ein Dezembergefühl. Ich liebe all die Wintergewürze, den Geschmack und den Duft. Ich liebe einmal im Jahr ein traditionelles Schnitzbrot. Ich liebe den Duft von Glühwein, auch wenn ich selten die Gelegenheit bekomme, ihn zu trinken.

10. Geschenke. Da, ich hab's gesagt. Ich bekomme gern Geschenke (nicht nur an Weihnachten und sie müssen auch gar nicht groß sein), aber ich glaube, ich schenke sogar noch lieber selber.
In den letzten paar Jahren hat sich meine Geschenkroutine für meinen kleinen Kreis allerdings gewandelt. Ich mache ein paar persönliche Geschenke, aber hauptsächlich mache ich Spenden an verschiedene Organisationen im Namen von anderen und ich weiß, daß diese anderen das schätzen, so wie ich es ebenfalls schätze, wenn jemand für mich dasselbe als Geschenk tut.

Tja, ich habe es tatsächlich doch auf zehn geschafft!
Es sieht so aus, als ob ich eine Menge am Dezember mag, auch wenn das meiste davon mit Weihnachten zusammenhängt, aber das überrascht mich nicht, denn sonst ist Dezember einfach ein weiterer Wintermonat für mich.
Wenn ich mich schon in meinem Kokon vor der Kälte verstecke, kann ich es mir wenigstens schön machen, richtig? :-D

Montag, 9. Dezember 2024

Jede Frau braucht einen Engel

Vor ein paar Tagen habe ich "Jede Frau braucht einen Engel" mit Cary Grant, Loretta Young und David Niven angeschaut (auf Englisch gibt es ihn hier auf YouTube, nicht, daß ich die DVD nicht schon ewig hätte).
Er ist mein absoluter Lieblings-Weihnachtsfilm und zwar, seit ich klein war. Ich glaube, Filme, die ich schon so viele Jahre lang liebe, geben mir immer ein extra gutes Gefühl, und um ehrlich zu sein, glaube ich, ich müßte sie nicht mal anschauen, weil sie mir so vertraut sind, daß ich sie einfach in meinem Kopf abspielen könnte. Anschauen ist aber trotzdem besser ;-)

Public Domain über Wikipedia

Tatsächlich ist dieses Jahr etwas so Unangenehmes in meinem Leben passiert, das mich so fertig gemacht hat, daß die einzige Möglichkeit, mich in diesem Moment zu trösten war, "Jede Frau braucht einen Engel" anzuschauen - im August.

Natürlich habe ich meine Lieblingsszenen, das Schmücken des Baums - das ich übrigens vor genau zwölf Jahren für mein Zitat der Woche benutzt habe - und das Eislaufen, die Predigt, aber ich freue mich immer am meisten auf den Jungenchor, sie singen so schön und ich liebe auch das Lied. Ich mag auch, wie sie einer nach dem anderen hereinkommen, von einem Winken von Dudleys Hand herbeigeführt, und ihn anschauen, als ob sie sich fragen, was hier geschieht.





Wartet mal, mir ist gerade aufgefallen, daß ich es total für selbstverständlich gehalten habe, daß ihr den Film kennt, tut mir leid.
Dies ist die Geschichte.
Bischof Henry Brougham hat Probleme damit, Geld für den Bau einer großen Kathedrale zu sammeln. Er betet für göttliche Führung und ihm wird ein Engel geschickt. Dudley hilft allerdings nicht ganz so, wie er sich das von ihm gewünscht hätte. Offiziell als des Bischofs Assistent auftretend, beginnt er die Leben der Menschen um den Bischof, seine Frau Julia und ihre Tochter herum zu verändern, die seines Personals, eines alten Freundes, des wohlhabenden Gemeindemitglieds, das versucht, Henry zu bedrängen, damit er die Kathedrale zu einem Denkmal für ihren verstorbenen Ehemann macht, sogar den Taxifahrer, der sie zur Chorprobe fährt.
Henry bekommt das Gefühl, daß ihm alles entgleitet, und er spürt, daß Dudley sich in Julia verliebt. Endlich erkennt er, was wirklich wichtig ist. Nun ist Dudleys Aufgabe erfüllt und er wird zurückgerufen, auch wenn er das bedauert.
Am nächsten Tag hat jeder vergessen, daß er jemals da war, und man sieht ihn auf der Straße stehen und die Menschen beobachten, die in die Kirche gehen, in der Henry die Predigt hält, die Dudley geschrieben hat.

Falls ihr den Film aber kennt, kennt ihr denn dann auch das Buch, auf dem er basiert?
Es ist eine Novelle von Robert Nathan von 1928 und sie ist nicht ganz so wie der Film.
Tatsächlich werdet ihr eine Menge Leute finden, die den Film dem Buch vorziehen, mich eingeschlossen. Gewöhnlich ist es andersherum, aber ich glaube, es kommt auch darauf an, worin man sich zuerst verliebt. Ich kenne den Film seit meiner Kindheit, habe das Buch aber erst viele Jahre später bekommen und eine große Überraschung erlebt.

Stünde das Buch allein, wäre es vielleicht eine interessante Lektüre gewesen, über eine Ehe, in der sich die Frau damit abgefunden hat, ohne jegliche Leidenschaft oder viel Intimität zu leben, deren einziger Trost ist, eine Tochter zu haben, um die sie sich kümmern kann, während ihr Mann, der Bischof, nur darüber nachdenkt, Gelder für eine große Kathedrale zu sammeln und über die Reinheit, an der es dem Land seiner Meinung nach mangelt. Er sucht nach einem neuen Erzdiakon und bittet um einen Engel, der ihm zu Hilfe kommen soll.
Auftritt von Michael, dem Engel, der seine Zeit lieber mit Poeten statt Klerikern verbracht hat, der über den moralischen Verfall der modernen Zeit schockiert ist, der gerne philosophiert, der mehr als bereit ist, dem Bischof bei seinen Plänen für die Kathedrale zu helfen ... und der sich auf nicht sehr spirituelle Art in die Frau des Bischofs verliebt und in ihr Gefühle auslöst, die sie glaubte, weggesperrt zu haben.
Als sie sich aber küssen, ist es Julia, die sich zurückzieht.
Am Ende findet sie sich mit einem Leben mit einem Mann ab, der nicht imstande sein wird, ihr die Liebe zu geben, nach der sie sich sehnt, und beschließt, noch ein Kind zu bekommen, um Glück zu finden.

Mein Problem ist, daß ich keinen der Charaktere wirklich mag, nicht einmal die Tochter. Mir fehlt der Charme und Humor und ja, das warme, gute Gefühl im Buch.
Das ist nicht die Schuld des Buch, es wurde offensichtlich nicht als charmante Weihnachtsgeschichte geschrieben, aber ich finde es recht erstaunlich, daß jemand die Geschichte gelesen und gesagt hat: "Hey, machen wir daraus doch einen herzerwärmenden Weihnachtsfilm!" Ich habe das jedenfalls nicht darin entdecken können. Es gab für niemanden ein Happy End und der Gedanke, daß die Broughams einfach so weitermachen in ihrem "reinen" Leben wäre traurig, wenn ich mich dazu bringen könnte, mehr Interesse an ihnen zu zeigen.
Nachdem ich es nochmal durchgeblättert hatte - ich konnte mich nicht aufraffen, es noch ein zweites Mal komplett zu lesen - habe ich mich gefragt, warum ich es überhaupt behalten habe, und habe beschlossen, daß es in den öffentlichen Bücherschrank wandern wird. Vielleicht wird es jemand mitnehmen und mehr wertschätzen als ich.

Ich weiß, daß dies kaum eine Rezension ist, da ich soviel ausgelassen habe, falls ihr aber gern mehr herausfinden möchtet, könnt ihr hier einen englischen Artikel finden. Leider habe ich nichts auf Deutsch gefunden.

Freitag, 6. Dezember 2024

Vorbereitung für Weihnachten - Teil 2

Wegen unvorhergesehener Umstände konnte ich mich nicht dazu bringen, den Hausflur zu dekorieren, was hieß, daß ich bei meinem Adventskalenderbaum ganz schön hinten lag.
Jetzt gab es wirklich keine Entschuldigung mehr, also habe ich mir selber gestern einen kleinen Tritt verpaßt und mich ans Werk gemacht.

Dieses Jahr mußte ich ein paar schwere Entscheidungen treffen. Dank meines kreativen Adventskalenders im letzten Jahr und da ich keine dieser neuen Ornamente in der Wohnung selber aufhängen kann *strenger Blick zu einem gewissen Kater, der sich absolut nicht für strenge Blicke interessiert*, konnten ein paar der Stammgäste diesmal keinen Platz in meiner Flurdekorationen ergattern. Nicht eine einzige Spikekugel! Ich habe nur ein Fensterbrett, auf dem meine Scheibenwelt-Adventskalender stehen, und eine Garderobe mit einer kleinen Oberfläche, ein paar Haken und Stangen, die seltsamerweise ursprünglich nicht für Dekorationen gemacht wurde.
Außerdem muß ich ein paar bessere Haken haben. Gewöhnliche Weihnachtsaufhänger sind zu klein für die Stangen und ich hatte versäumt, mir einen besseren Draht zu besorgen, um eigene zu machen, die größer sind. Auf dem Bild sieht es tatsächlich wegen des Blitzes schlimmer aus (es war schon recht dunkel, als ich geschmückt habe, also brauchte ich den Blitz, als ob es nicht sowieso schon schwer genug war, einen guten Winkel für ein Bild zu finden). Ich habe Edelstahl genommen, dünn, damit man ihn nicht zu sehr sehen kann, aber stark genug, damit er auch die schwereren Ornamente halten kann, aber diese improvisierten Haken sind kein bißchen einheitlich. Könnte mich bitte nächstes Jahr jemand rechtzeitig daran erinnern?



Um euch eine bessere Vorstellung zu geben, falls ihr dem letztjährigen Adventskalender nicht gefolgt seid, habe ich eine Collage des Weihnachtsschmucks gemacht, den ich aufgehängt habe (der Filzball fehlt im Bild oben, weil ich ihn vergessen hatte).


Natürlich ist eine Weihnachtsdekoration ohne meine geliebten Steiffs absolut undenkbar. Dieses Jahr gibt es nicht einen, sondern zwei Weihnachtsbäume, von denen ich einem mein Dawn-Christkind aufgesteckt habe, und ein hinreißender Weihnachtshase hat sich zum Weihnachtsmann und seiner Teddy- und Mausmannschaft gesellt (plus einer, die im Bild fehlt, weil ich sie in der Vitrine zurückgelassen hatte, was stimmt nicht mit mir?), außerdem ist da noch eine süße Maus, die nicht in festlichem Gewand ist, aber so perfekt dazupaßt.





Außerdem geht es nicht ohne Adventsbaum und heute durfte ich gleich mehrere der kleinen Päckchen öffnen! Was für eine Belohnung dafür, daß ich so spät dran bin.


Ich weiß, es ist nicht viel, verglichen mit den Dekorationen, die manche haben, aber es macht mich glücklich und nur das zählt.

Donnerstag, 5. Dezember 2024

Der kleine Lord - ein Marathon

Es gibt viele Versionen von "Der kleine Lord", aber eine Version wurde zu einem Lieblings-Weihnachtsfilm der Deutschen - der Film von 1980 mit Alec Guinness und Ricky Schroder, der als Weihnachtsprogramm für das britische Fernsehen gemacht wurde.

Die erste Ausstrahlung in Deutschland war an Weihnachten 1982 und seitdem hat die ARD ihn jedes Jahr gezeigt, gewöhnlich am letzten Freitag vor Heiligabend.
Mir kommt es so vor, als hätte ich ihn tausend Mal gesehen, aber trotzdem schaue ich ihn jedes Jahr wieder an.
Dieses Jahr habe ich es allerdings ein bißchen anders gemacht, mit einem Marathon von unterschiedlichen Versionen davon - das Buch eingeschlossen.

"Der kleine Lord" ist ein Kinderroman, geschrieben von Frances Hodgson Burnett und als Serienroman zwischen 1885 und 1886 veröffentlicht. Es ist ziemlich erstaunlich, daß die Geschichte nach fast 140 Jahren immer noch so populär ist, aber ich schätze mal, das hat denselben Grund wie bei der Weihnachtsgeschichte von Dickens von 1843 - die Vorstellung, daß ein herzloser reicher Mann sich ändert, zieht uns an, vielleicht sogar noch mehr in unseren jetzigen Zeiten, wenn wir es gern sähen, daß eine solche Geschichte wahr würde.

Erstauflage 1886 (Public Domain
über Wikimedia Commons)


Ich weiß nicht, ob es jemanden unter euch gibt, der nicht wenigstens ungefähr weiß, worum es im Roman geht (der in der Public Domain ist, also könnt ihr ihn online lesen, zum Beispiel hier).
Ein britischer Graf verstößt seinen jüngsten Sohn dafür, daß er eine Amerikanerin geheiratet hat. Nachdem all seine Söhne gestorben sind, schickt er seinen Anwalt nach New York, um seinen einzigen Enkel nach England heimzuholen, um ihn in der Weise aufzuziehen, die einem zukünftigen Grafen gebührt. Seine Bedingung ist jedoch, daß Cedric - nach seinem Vater benannt - bei ihm im Schloß leben wird, während "Liebste" - Cedrics Mutter, deren Vorname niemals erwähnt wird, er nennt sie so, weil sein Vater das getan hat - in einem Haus in der Nähe wohnen muß, weil der Graf es ablehnt, die Frau zu sehen, die er für "eine geldgierige Amerikanerin mit schriller Stimme" hält.
Um es abzukürzen, Cedrics liebenswertes, bescheidenes und großzügiges Wesen verwandelt schließlich das Herz seines Großvaters, und als eine andere Frau auftaucht und behauptet, ihr Sohn sei der wahre Erbe, versteht er, wie falsch er gelegen hat. Offensichtlich ist die Frau eine Betrügerin, was sie mit Hilfe von Cedrics amerikanischen Freunden herausfinden.
Anders als der Film von 1980, der mit einem großartigen Weihnachtsfest in der großen Halle endet, endet das Buch mit Cedrics 8. Geburtstag (so wie all die anderen gefilmten Versionen, die ich angeschaut habe) - und sie alle (Liebste eingeschlossen) leben zweifellos glücklich, bis sie gestorben sind.

Kommen wir nun zu den gefilmten Versionen. Dies ist keine Liste von allen, die es gibt, sondern nur von denen, von denen ich weiß, die ich gesehen habe oder hätte sehen können.

Den ersten Film, der von 1914 ist, habe ich nicht gefunden, was mich nicht wirklich überrascht hat.
Dann gibt es da den Stummfilm von 1921 (auf YouTube sowohl in Farbe als auch in Sepiatönen) mit Mary Pickford als Liebste und als ein Cedric mit langen Locken, die sicherlich von den Originalillustrationen inspiriert waren, jedoch nicht unbedingt dabei halfen, sie als Junge zu sehen. Es ist übrigens der erste Film mit einer Doppelbelichtung, in der sich die zwei Charaktere zu berühren scheinen.
Der Film ist fast zwei Stunden lang, ich gebe zu, ich habe nach einer Weile aufgegeben. Vielleicht schaffe ich es ein anderes Mal, aber es kann ganz schön schwer ein, sich auf einen Stummfilm zu konzentrieren, der nicht mal Musik hat. Im Moment war das einfach nichts für meine Aufmerksamkeitsspanne.

Public Domain über Wikipedia

Solche Probleme hatte ich mit der Version von 1936 mit Freddie Bartholomew als Ceddie und C. Aubrey Smith, der einen fabelhaften Graf von Dorincourt abgab, nicht (ich mochte ihn sogar noch lieber als Alec Guinness).
Obwohl diese Version ungefähr gleich lang wie der von 1980 ist, gibt es Unterschiede. Der alte Film zeigt viel mehr von Cedrics Leben in New York, um seinen Charakter von Anfang an einzuführen, einen normalen Neunjährigen (er ist in allen Filmen älter als im Buch), der gerne herumrennt und eine Prügelei nicht fürchtet, der aber auch seine Mutter von Herzen liebt und höflich und süß zu allen seinen Freunden ist, die älteren eingeschlossen, wie Dick, den Schuhputzer, die alte Frau, die Äpfel verkauft, und Mr. Hobbs, der Krämer. Andererseits läßt er Szenen in England aus, die zeigen, wie gut er zu manchen Menschen dort ist, was ihm alle Herzen zufliegen läßt.
Verglichen mit den moderneren Filmen sprechen sie etwas gestelzt, aber ich finde, das paßt recht gut zu einer Literaturverfilmung aus dieser Zeit, es hat mir nichts ausgemacht.
Der größte Unterschied ist jedoch, wie Liebste dargestellt wird. Hier ist sie freundlich und zurückhaltend, sogar als sie dem Anwalt des Grafen sagt, daß sie sein Geld ablehnen wird. Abgesehen davon wird sie hauptsächlich von Cedric erwähnt, bleibt aber wie im Buch ziemlich im Hintergrund.



Der nächste Film überrascht euch vielleicht. Es ist eine deutsche Version von 1962, der die gesamte Handlung in die 60er Jahre verlegt, mit Flugzeugen statt Schiffen, Autos statt Kutschen, einer Zeitungsverkäuferin statt einer Apfelfrau.
Dem Abspann zufolge basiert er auf dem Buch und auf einem Jugendstück, und er fühlt sich auch oft nach Theater an, im Spiel wie in der Szenerie, aber trotz des Zeitsprungs ist er  doch noch sehr nah am Buch.
Leider muß ich sagen, daß ich diesen Cedric am wenigsten mag. Sein Spiel ist mir wirklich zu theatralisch in der Art, wie er Worte betont und es läßt ihn manchmal nervig altklug erscheinen.



1980 - der geliebte Klassiker der Deutschen.
Leider gibt es ihn nicht auf YouTube, aber hier ist der Trailer.



Cedrics Charakter ist sehr wie in den anderen Filmen, ein echter Junge mit einem Herz aus Gold, aber da sowohl die Sprache als auch die meisten seiner Kleider im Vergleich mit 1936 etwas lässiger sind (wenn ihr gerne mehr über seine kultigen Samtanzüge wissen möchtet, schaut euch mal diesen englischen Artikel an, ich habe leider nichts dementsprechend auf Deutsch gefunden, diese Anzüge haben wirklich Einfluß auf die tatsächliche Mode damals gehabt), wirkt er etwas natürlicher.
Wie schon zuvor erwähnt, ist der Teil über sein Leben in Amerika abgekürzt, stattdessen haben wir eine längere Szene von ihm, wie er einem lahmen Jungen hilft, was ihn bei den Dorfbewohnern einführt, und dann ist da noch diese herzzerreißende Szene, wie er und sein Großvater durch den Teil des Dorfes reiten, wo die armen Pächter des Grafen leben - heruntergekommen, dreckig, und OMG, dieser dreibeinige Hund im Schlamm macht mich jedesmal fertig! - was den Grafen erkennen läßt, wie wenig er seiner Verantwortung gerecht wurde.

Liebste ist hier jedoch eine ganz andere Frau. Zunächst einmal hat sie nicht "ein kleines Vermögen", sie hat für ihr Geld gearbeitet, indem sie daheim Hemdblusen nähte, und nachdem sie das Geld des Grafen abgelehnt hat, geht sie mal gleich ins Dorf und besorgt sich eine Anstellung als Hilfe für die einzige Schneiderin in der Gegend. Natürlich nimmt sie sich trotzdem noch die Zeit, den armen Pächtern zu helfen.
Dann gibt es da noch die Szene, in der sie der Kutsche des Grafen begegnet, als sie nach Hause zurückgeht, sie behauptet sich gegen ihn und dankt der Revolution, die die Amerikaner von den Briten befreit hat, höflich aber bestimmt.
Tut mir leid, wenn sich das anhört, als ob ich mich über ihren amerikanischen Stolz lustigmache, aber im Ernst, es ist ein bißchen dick aufgetragen dafür, daß gar nichts davon im Buch vorkommt, nun, außer den Armen natürlich.

Der Rest ist ziemlich so wie im Buch und den anderen Filmen. Minna, die Betrügerin, taucht auf und wird mit Hilfe von Ceddies amerikanischen Freunden entlarvt (ohne Apfelfrau , die im Skript nicht vorkommt ;-)), weil ihr Pech es will, daß die Geschichte auch in den amerikanischen Zeitungen ist und Dick sie von den Bildern als seines Bruders entfremdete Frau und ihren Sohn erkennt.

Sie feiern mit einem großen Weihnachtsfest, zusammen mit Personal und Dorfbewohnern (ich frage mich, wie ausgewählt wurde, wer teilnehmen durfte und wer alles kochen und auftragen mußte) - und dem dreibeinigen Hund, der sich mit der dänischen Dogge des Grafen anfreundet (ich liebe ein Happy End :-D).

Wenn ihr meint, ihr seid jetzt vom Haken, weil ihr so weit gekommen sind, liegt ihr falsch.
Es gibt noch eine britische Miniserie von 1995, fünf Stunden lang, von Julian Fellowes adaptiert (der euch vielleicht bekannt vorkommt, er ist der Schöpfer von Downton Abbey und mehr). Für die VHS- und später DVD-Edition wurde die Serie auf etwa drei Stunden gekürzt, worüber ich sehr dankbar war. Ich habe sie einmal angeschaut und denke nicht, daß ich das nochmal tun werde.
Sie ist auf YouTube in einer Playliste von vielen kurzen Videos.

Da habt ihr es. Jetzt bin ich bis an den Rand voll mit Versionen vom kleinen Lord und kann euch ehrlich sagen, daß ich nicht zwischen denen von 1936 und 1980 wählen kann. Sie haben beide ihren eigenen besonderen Charme und man kann damit die echte Welt für eine Weile aussperren, was im Moment nicht das Schlechteste ist.
Es ist aber schon erstaunlich, wie sich Leute darüber streiten können, was ihr Favorit ist und warum, was mit all den anderen nicht stimmt, wer falsch besetzt wurde ... und ... und ... aber Menschen können ja auch über absolut alles streiten, richtig?

Kennt ihr irgendwelche von diesen Versionen? Falls ja, was ist eure liebste? Sind sie Weihnachtsfilme für euch?

Mittwoch, 4. Dezember 2024

Nostalgie - Chinook

Vor einigen Jahren, als ich noch die "Fundstücke der Woche"-Posts machte, hatte ich ein paar, "Ich bin eine Sammlerin" genannt, in denen ich Vintagestücke zeigte.
Über die Zeit sind meine Sammlungen zum größten Teil nicht mehr gewachsen, aus unterschiedlichen Gründen, aber sie sind noch da und immer noch geliebt. Ich habe auch Vintagestücke, manche geerbt, manche geschenkt, manche von Flohmärkten, manche interessanter als andere.
Ich dachte also, es könnte Spaß machen, immer mal wieder welche davon zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.

Wie ihr wißt, bin ich ein Katzenmensch. Ich liebe Hunde, sage aber gern, daß ich eine bessere Hundetante als -mutter wäre. Andererseits bin ich eine fantastische Katzenmutter (ignoriert Gundel und den Dekan, die sich dort hinten ihre pelzigen kleinen Hintern ablachen).
Dennoch habe ich eine Menge mehr Hunde als Katzen von Steiff. Genauso wie echte Hunderassen sich mehr voneinander unterscheiden als Katzenrassen, hat Steiff viel mehr verschiedene Hunde als Katzen gemacht, möglicherweise genau aus diesem Grund.

Einer davon ist Chinook.
Habt ihr jemals von Chinook gehört, der einer ganzen Hunderasse seinen Namen gab, die seit 2009 offizieller Staatshund von New Hampshire ist?
Chinooks Geschichte aber begann schon vor über 100 Jahren, mit Arthur Treadwell Walden von Wonalancet Farm and Inn. Walden hatte während des Goldrausches im Klondike gearbeitet, wo er Vorräte und Post auslieferte und so Erfahrung mit Schlittenhunden sammelte. Dort lernte er einen indigenen Führer und seinen Hund namens Chinook kennen.

Walden und Chinook (Public Domain über
Wikimedia Commons)


Nach seiner Erfahrung im Klondike beschloß Walden, selber Schlittenhunde zu züchten, stark und schnell.
1917 wurden drei Welpen geboren, von einem Grönland-Husky - einer Nachfahrin von Admiral Pearys Leithund auf seiner Nordpol-Expedition, Polaris - und einer Mischung aus Mastiff und Art von Bernhardiner. Waldens Frau nannte sie Rikki, Tikki und Tavi, nach dem Dschungelbuch, aber Rikki wurde dann zu Ehren des ursprünglichen Chinook umbenannt.



Er war eine Laune der Natur, das bedeutet, er ähnelte keinem Elternteil - und das gab er an seine eigenen Nachkommen weiter. Außerdem war er nicht nur ein hervorragender Schlittenhund, sondern auch ein sehr freundlicher.

Mountan Laurel Ajax
(von Muu-karhu auf Wikipedia, freie Nutzung)


1927 wählte Admiral Richard Byrd Walden als Führer der Hundeteams (von denen die Hälfte aus Chinooks Nachkommen bestand) während der ersten Antarktis-Expedition aus (1928 - 1930).
Walden akzeptierte erst, nachdem ihm garantiert wurde, daß keine Hunde erschossen würden, um Vorräte zu sparen.
Im Januar 1929 verschwand Chinook aus dem Camp und kehrte niemals zurück (falls ihr bereit dafür seid, eine Runde mit dem Taschentuch zu arbeiten, schaut euch den Zeitungsartikel von 1930 auf dem Blog an, den ihr unter 1. in meinen Quellen findet).
Sein Erbe lebte jedoch in der seltenen Hunderasse namens Chinook weiter.
Als Walden aus der Antarktis zurückkam, stellte er fest, daß wegen einer Krankheit seiner Frau ein Teil seiner Farm verkauft worden war, und er verkaufte auch seine Hunde an eine andere Züchterin, hatte aber immer noch Einfluß auf die Rasse.
Wenn ihr an mehr zur Geschichte interessiert seid, schaut euch bitte die Quellen am Ende meines Posts an.

Nun zu meinem eigenen Chinook.
Als wir den Steiff-Chinook das erste Mal im Cieslik-Buch sahen, war es Liebe auf den ersten Blick. Im Laufe der Jahre hatten wir das große Glück, zwei davon zu finden, also bekamen wir beide einen, als wir uns trennten. Sonst hätte ich vielleicht um ihn kämpfen müssen ;-)

Steiffs Chinook gab es in drei Versionen, liegend, stehend und sitzend (letzeres mit oder ohne Halsmechanik, die den Kopf bewegte, wenn man den Schwanz drehte). Die Version mit Halsmechanik ist die seltenste mit 257 Exemplaren, aber "Chinook - Byrd's Antarctic Expedition Dog" (das steht auf dem Brustschild) ist allgemein fast so selten wie die echte Rasse.
Laut Cieslik-Buch wurden zwischen 1930 und 1931 nur 2493 gemacht. Allerdings untertitelten sie ein Bild von einem Mann, der für mich wie Walden mit Chinook aussieht, mit dem Namen Byrd, und laut Steiffgals Blog war die Produktionszeit von 1930 bis 1932. Beide sind sich jedoch einig, daß er selten ist.


Hier ist mein eigener Chinook, der gewöhnlich in meiner Hundevitrine liegt, von anderen wundervollen Steiff-Hunden umgeben.


Dann ist sein Wollplüsch eben nicht mehr so leuchtend in der Farbe, sein Geschirr ist weg und sein Halsband sehr abgenutzt, aber ist er nicht trotzdem fantastisch?
Ich liebe sein Gesicht so sehr.



Man kann sich nur wünschen, mit mehr als 90 Jahren so gut auszusehen. Stellt euch vor, was das in Hundejahren wäre!



Quellen:

1. Heather Wilkinson Rojo: "Chinook's Great Adventure at the South Pole" in "Nutfield Genealogy", gepostet am 21. Mai 2020 (englisch, es gibt mehrere Posts über Chinooks auf diesem Blog)

2. Arthur Treadwell Walden im englischen Wikipedia

3. Chinook Owners Assocation: History (englisch, mit einer Menge historischer Bilder)

4. Chinook Club of America Inc: Chinook History (englisch, ebenfalls mit historischen Bildern)

5. Jürgen and Marianne Cieslik: Knopf im Ohr. Jülich, Cieslik, 1989

6. My Steiff Life (Steiffgals Blog)


Und hier ist ein kleines Extra (ich würde empfehlen, die Musik abzustellen, aber das ist nur meine persönliche Meinung).