Mittwoch, 4. Dezember 2024

Nostalgie - Chinook

Vor einigen Jahren, als ich noch die "Fundstücke der Woche"-Posts machte, hatte ich ein paar, "Ich bin eine Sammlerin" genannt, in denen ich Vintagestücke zeigte.
Über die Zeit sind meine Sammlungen zum größten Teil nicht mehr gewachsen, aus unterschiedlichen Gründen, aber sie sind noch da und immer noch geliebt. Ich habe auch Vintagestücke, manche geerbt, manche geschenkt, manche von Flohmärkten, manche interessanter als andere.
Ich dachte also, es könnte Spaß machen, immer mal wieder welche davon zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.

Wie ihr wißt, bin ich ein Katzenmensch. Ich liebe Hunde, sage aber gern, daß ich eine bessere Hundetante als -mutter wäre. Andererseits bin ich eine fantastische Katzenmutter (ignoriert Gundel und den Dekan, die sich dort hinten ihre pelzigen kleinen Hintern ablachen).
Dennoch habe ich eine Menge mehr Hunde als Katzen von Steiff. Genauso wie echte Hunderassen sich mehr voneinander unterscheiden als Katzenrassen, hat Steiff viel mehr verschiedene Hunde als Katzen gemacht, möglicherweise genau aus diesem Grund.

Einer davon ist Chinook.
Habt ihr jemals von Chinook gehört, der einer ganzen Hunderasse seinen Namen gab, die seit 2009 offizieller Staatshund von New Hampshire ist?
Chinooks Geschichte aber begann schon vor über 100 Jahren, mit Arthur Treadwell Walden von Wonalancet Farm and Inn. Walden hatte während des Goldrausches im Klondike gearbeitet, wo er Vorräte und Post auslieferte und so Erfahrung mit Schlittenhunden sammelte. Dort lernte er einen indigenen Führer und seinen Hund namens Chinook kennen.

Walden und Chinook (Public Domain über
Wikimedia Commons)


Nach seiner Erfahrung im Klondike beschloß Walden, selber Schlittenhunde zu züchten, stark und schnell.
1917 wurden drei Welpen geboren, von einem Grönland-Husky - einer Nachfahrin von Admiral Pearys Leithund auf seiner Nordpol-Expedition, Polaris - und einer Mischung aus Mastiff und Art von Bernhardiner. Waldens Frau nannte sie Rikki, Tikki und Tavi, nach dem Dschungelbuch, aber Rikki wurde dann zu Ehren des ursprünglichen Chinook umbenannt.



Er war eine Laune der Natur, das bedeutet, er ähnelte keinem Elternteil - und das gab er an seine eigenen Nachkommen weiter. Außerdem war er nicht nur ein hervorragender Schlittenhund, sondern auch ein sehr freundlicher.

Mountan Laurel Ajax
(von Muu-karhu auf Wikipedia, freie Nutzung)


1927 wählte Admiral Richard Byrd Walden als Führer der Hundeteams (von denen die Hälfte aus Chinooks Nachkommen bestand) während der ersten Antarktis-Expedition aus (1928 - 1930).
Walden akzeptierte erst, nachdem ihm garantiert wurde, daß keine Hunde erschossen würden, um Vorräte zu sparen.
Im Januar 1929 verschwand Chinook aus dem Camp und kehrte niemals zurück (falls ihr bereit dafür seid, eine Runde mit dem Taschentuch zu arbeiten, schaut euch den Zeitungsartikel von 1930 auf dem Blog an, den ihr unter 1. in meinen Quellen findet).
Sein Erbe lebte jedoch in der seltenen Hunderasse namens Chinook weiter.
Als Walden aus der Antarktis zurückkam, stellte er fest, daß wegen einer Krankheit seiner Frau ein Teil seiner Farm verkauft worden war, und er verkaufte auch seine Hunde an eine andere Züchterin, hatte aber immer noch Einfluß auf die Rasse.
Wenn ihr an mehr zur Geschichte interessiert seid, schaut euch bitte die Quellen am Ende meines Posts an.

Nun zu meinem eigenen Chinook.
Als wir den Steiff-Chinook das erste Mal im Cieslik-Buch sahen, war es Liebe auf den ersten Blick. Im Laufe der Jahre hatten wir das große Glück, zwei davon zu finden, also bekamen wir beide einen, als wir uns trennten. Sonst hätte ich vielleicht um ihn kämpfen müssen ;-)

Steiffs Chinook gab es in drei Versionen, liegend, stehend und sitzend (letzeres mit oder ohne Halsmechanik, die den Kopf bewegte, wenn man den Schwanz drehte). Die Version mit Halsmechanik ist die seltenste mit 257 Exemplaren, aber "Chinook - Byrd's Antarctic Expedition Dog" (das steht auf dem Brustschild) ist allgemein fast so selten wie die echte Rasse.
Laut Cieslik-Buch wurden zwischen 1930 und 1931 nur 2493 gemacht. Allerdings untertitelten sie ein Bild von einem Mann, der für mich wie Walden mit Chinook aussieht, mit dem Namen Byrd, und laut Steiffgals Blog war die Produktionszeit von 1930 bis 1932. Beide sind sich jedoch einig, daß er selten ist.


Hier ist mein eigener Chinook, der gewöhnlich in meiner Hundevitrine liegt, von anderen wundervollen Steiff-Hunden umgeben.


Dann ist sein Wollplüsch eben nicht mehr so leuchtend in der Farbe, sein Geschirr ist weg und sein Halsband sehr abgenutzt, aber ist er nicht trotzdem fantastisch?
Ich liebe sein Gesicht so sehr.



Man kann sich nur wünschen, mit mehr als 90 Jahren so gut auszusehen. Stellt euch vor, was das in Hundejahren wäre!



Quellen:

1. Heather Wilkinson Rojo: "Chinook's Great Adventure at the South Pole" in "Nutfield Genealogy", gepostet am 21. Mai 2020 (englisch, es gibt mehrere Posts über Chinooks auf diesem Blog)

2. Arthur Treadwell Walden im englischen Wikipedia

3. Chinook Owners Assocation: History (englisch, mit einer Menge historischer Bilder)

4. Chinook Club of America Inc: Chinook History (englisch, ebenfalls mit historischen Bildern)

5. Jürgen and Marianne Cieslik: Knopf im Ohr. Jülich, Cieslik, 1989

6. My Steiff Life (Steiffgals Blog)


Und hier ist ein kleines Extra (ich würde empfehlen, die Musik abzustellen, aber das ist nur meine persönliche Meinung).

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