Montag, 9. Dezember 2024

Jede Frau braucht einen Engel

Vor ein paar Tagen habe ich "Jede Frau braucht einen Engel" mit Cary Grant, Loretta Young und David Niven angeschaut (auf Englisch gibt es ihn hier auf YouTube, nicht, daß ich die DVD nicht schon ewig hätte).
Er ist mein absoluter Lieblings-Weihnachtsfilm und zwar, seit ich klein war. Ich glaube, Filme, die ich schon so viele Jahre lang liebe, geben mir immer ein extra gutes Gefühl, und um ehrlich zu sein, glaube ich, ich müßte sie nicht mal anschauen, weil sie mir so vertraut sind, daß ich sie einfach in meinem Kopf abspielen könnte. Anschauen ist aber trotzdem besser ;-)

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Tatsächlich ist dieses Jahr etwas so Unangenehmes in meinem Leben passiert, das mich so fertig gemacht hat, daß die einzige Möglichkeit, mich in diesem Moment zu trösten war, "Jede Frau braucht einen Engel" anzuschauen - im August.

Natürlich habe ich meine Lieblingsszenen, das Schmücken des Baums - das ich übrigens vor genau zwölf Jahren für mein Zitat der Woche benutzt habe - und das Eislaufen, die Predigt, aber ich freue mich immer am meisten auf den Jungenchor, sie singen so schön und ich liebe auch das Lied. Ich mag auch, wie sie einer nach dem anderen hereinkommen, von einem Winken von Dudleys Hand herbeigeführt, und ihn anschauen, als ob sie sich fragen, was hier geschieht.





Wartet mal, mir ist gerade aufgefallen, daß ich es total für selbstverständlich gehalten habe, daß ihr den Film kennt, tut mir leid.
Dies ist die Geschichte.
Bischof Henry Brougham hat Probleme damit, Geld für den Bau einer großen Kathedrale zu sammeln. Er betet für göttliche Führung und ihm wird ein Engel geschickt. Dudley hilft allerdings nicht ganz so, wie er sich das von ihm gewünscht hätte. Offiziell als des Bischofs Assistent auftretend, beginnt er die Leben der Menschen um den Bischof, seine Frau Julia und ihre Tochter herum zu verändern, die seines Personals, eines alten Freundes, des wohlhabenden Gemeindemitglieds, das versucht, Henry zu bedrängen, damit er die Kathedrale zu einem Denkmal für ihren verstorbenen Ehemann macht, sogar den Taxifahrer, der sie zur Chorprobe fährt.
Henry bekommt das Gefühl, daß ihm alles entgleitet, und er spürt, daß Dudley sich in Julia verliebt. Endlich erkennt er, was wirklich wichtig ist. Nun ist Dudleys Aufgabe erfüllt und er wird zurückgerufen, auch wenn er das bedauert.
Am nächsten Tag hat jeder vergessen, daß er jemals da war, und man sieht ihn auf der Straße stehen und die Menschen beobachten, die in die Kirche gehen, in der Henry die Predigt hält, die Dudley geschrieben hat.

Falls ihr den Film aber kennt, kennt ihr denn dann auch das Buch, auf dem er basiert?
Es ist eine Novelle von Robert Nathan von 1928 und sie ist nicht ganz so wie der Film.
Tatsächlich werdet ihr eine Menge Leute finden, die den Film dem Buch vorziehen, mich eingeschlossen. Gewöhnlich ist es andersherum, aber ich glaube, es kommt auch darauf an, worin man sich zuerst verliebt. Ich kenne den Film seit meiner Kindheit, habe das Buch aber erst viele Jahre später bekommen und eine große Überraschung erlebt.

Stünde das Buch allein, wäre es vielleicht eine interessante Lektüre gewesen, über eine Ehe, in der sich die Frau damit abgefunden hat, ohne jegliche Leidenschaft oder viel Intimität zu leben, deren einziger Trost ist, eine Tochter zu haben, um die sie sich kümmern kann, während ihr Mann, der Bischof, nur darüber nachdenkt, Gelder für eine große Kathedrale zu sammeln und über die Reinheit, an der es dem Land seiner Meinung nach mangelt. Er sucht nach einem neuen Erzdiakon und bittet um einen Engel, der ihm zu Hilfe kommen soll.
Auftritt von Michael, dem Engel, der seine Zeit lieber mit Poeten statt Klerikern verbracht hat, der über den moralischen Verfall der modernen Zeit schockiert ist, der gerne philosophiert, der mehr als bereit ist, dem Bischof bei seinen Plänen für die Kathedrale zu helfen ... und der sich auf nicht sehr spirituelle Art in die Frau des Bischofs verliebt und in ihr Gefühle auslöst, die sie glaubte, weggesperrt zu haben.
Als sie sich aber küssen, ist es Julia, die sich zurückzieht.
Am Ende findet sie sich mit einem Leben mit einem Mann ab, der nicht imstande sein wird, ihr die Liebe zu geben, nach der sie sich sehnt, und beschließt, noch ein Kind zu bekommen, um Glück zu finden.

Mein Problem ist, daß ich keinen der Charaktere wirklich mag, nicht einmal die Tochter. Mir fehlt der Charme und Humor und ja, das warme, gute Gefühl im Buch.
Das ist nicht die Schuld des Buch, es wurde offensichtlich nicht als charmante Weihnachtsgeschichte geschrieben, aber ich finde es recht erstaunlich, daß jemand die Geschichte gelesen und gesagt hat: "Hey, machen wir daraus doch einen herzerwärmenden Weihnachtsfilm!" Ich habe das jedenfalls nicht darin entdecken können. Es gab für niemanden ein Happy End und der Gedanke, daß die Broughams einfach so weitermachen in ihrem "reinen" Leben wäre traurig, wenn ich mich dazu bringen könnte, mehr Interesse an ihnen zu zeigen.
Nachdem ich es nochmal durchgeblättert hatte - ich konnte mich nicht aufraffen, es noch ein zweites Mal komplett zu lesen - habe ich mich gefragt, warum ich es überhaupt behalten habe, und habe beschlossen, daß es in den öffentlichen Bücherschrank wandern wird. Vielleicht wird es jemand mitnehmen und mehr wertschätzen als ich.

Ich weiß, daß dies kaum eine Rezension ist, da ich soviel ausgelassen habe, falls ihr aber gern mehr herausfinden möchtet, könnt ihr hier einen englischen Artikel finden. Leider habe ich nichts auf Deutsch gefunden.

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