Samstag, 31. Mai 2025

Einfach nur so Samstag - Die Welt ist klein ...

Wir haben alle unsere Geschichten, da bin ich mir sicher.
Man trifft jemand im Ausland und sie kommen aus deiner Heimatstadt.
Man trifft jemand und erfährt, daß man irgendwie miteinander verwandt ist.
Man trifft jemand und findet heraus, daß man dieselben Freunde hat.
Solche Geschichten.

Erst kürzlich haben meine Schwester und ich unserem Repertoire eine neue hinzugefügt.

Natürlich hat sich unsere Stadt ziemlich verändert, seit wir Kinder waren, und sie verändert sich weiter. Alte Häuse werden abgerissen, es wird gebaut, Läden schließen, neue werden eröffnet oder aus einem Ladengebäude wird ein Wohnhaus usw.
Manchmal bin ich unterwegs und versuche mich zu erinnern, wie ein Laden hieß, der mal hier war, oder wie das Gebäude aussah, das dort war, wo sich jetzt auf einmal ein großes Loch auftut.
Selbst als Kind liebte ich alte Fotos, und in diesen Momenten denke ich dann, wie schade es ist, daß wir nicht mehr Fotos von der Stadt haben.
Es hat aber immer Leute gegeben, die Bilder gemacht haben, und es gab Postkarten, und manche von denen tauchen in den sozialen Medien auf, auf Webseiten, die Postkarten für Sammler verkaufen und auf eBay.

Immer wieder mal schauen wir sie durch und in sehr seltenen Fällen kaufen wir sogar eine - wie die, von der ich euch jetzt erzählen möchte.

Meine Schwester rief mich an und meinte, ich solle mir doch mal die Postkarte von unserer Stadthalle und dem Park anschauen.
Als Kinder waren wir oft in dem Park, weil wir fast daneben wohnten, zum Spielen, Lesen, nach Kaulquappen schauen.
Es war interessant zu sehen, wie klein die Bäume auf der rechten Seite da noch waren, wie anders die Wege aussahen, die Blumen um die Springbrünnchen fehlten noch, das Gebäude hatte noch die Uhr und das alte Logo ...


Der Verkäufer hatte auch ein Bild von der Rückseite eingestellt. Obwohl die Karte von 1976 ist, habe ich private Informationen versteckt.


"Liebe Frau ...!
Vielen Dank für Ihre lieben Weihnachts- und Neujahrswünsche, die ich herzlich erwidere. Ich wohne jetzt gleich neben der
Stadthalle. xx Es ist wirklich schön! Wie geht es Ihnen? Sind Sie alle wohlauf? Liebe Grüße! ..."

Ich las meiner Schwester die Unterschrift vor und fragte mich gerade noch, warum mir der Name so vertraut vorkam, als sie "Was??" sagte.
Der Name war so vertraut gewesen, weil sie eine Frau als Nachbarin gehabt hatte ... die neben der Stadthalle wohnte ... im selben Haus wie sie ...
Da fiel es mir auf. Die Karte war ja in rot geschrieben, aber neben dem Wort Stadthalle waren diese zwei schwarzen Kreuzchen, und auf der vertikalen Linie mit dem Namen des Kartendruckers war ein schwarzes Kreuzchen, und was uns beiden zuvor nicht aufgefallen war, war ... kein Scherz ... die Adresse meiner Schwester!
Ihre Nachbarin hatte diese Karte verschickt!

Das heißt, die Postkarte ging Januar 1976 nach Österreich und fast 50 Jahre später kam sie mit Umweg über einen Berliner Postkartenverkäufer nach Göppingen zurück, zurück in dasselbe Haus, in dem sie wahrscheinlich geschrieben worden war ... in der Wohnung, in der jetzt ein weiteres Mitglied meiner Familie wohnt!
Ich muß gestehen, ich habe ein bißchen Gänsehaut bekommen und ja, natürlich haben wir sie gekauft.
Im Ernst jetzt, wie stehen die Chancen, daß sowas passiert?

Habt ihr eine Geschichte über die "kleine Welt"?
Falls ja, würde ich sie echt gern hören!

P.S. Seht ihr die Zahl, die ich eingekringelt habe? Unsere Postleitzahl, könnte man meinen ... falsch, unsere Postleitzahl war damals 732!

Freitag, 30. Mai 2025

Pack die Vorräte an - Eine Handvoll Herzen

Dies ist nur ein kurzer Post.
Herzen langweilen euch wahrscheinlich inzwischen, aber ich habe angeboten, ein paar einfache als Geschenke für Kinder zu machen.
Der Bonus für mich ist, daß ich ein paar Reste benutzen und Muster ausprobieren kann.
Hauptsächlich zeige ich sie euch aber als Ergänzung zum Post von Dienstag, weil das genau das ist, was ich meinte, als ich sagte, ich müsse das für mich hinbekommen.

Ich hoffe, diese Herzchen bringen Kinder ein bißchen zum Lächeln, wenn sie sie als Überraschung bekommen, und obwohl es ja nicht super kreativ sein mag, ab und zu mal etwas Kleines zu machen, das ziemlich schnell fertig ist - auch wenn es Momente gab, in denen ich ernsthaft an meiner Fähigkeit zu zählen zweifelte (bis zu 8 Perlen in manchen Reihen! 
😂) - ist es doch etwas. Manchmal muß ein kleine Etwas einfach ausreichen.


Keine Sorge aber, es werden ab jetzt nicht nur Herzen sein. Auch wenn ich plane, mich noch etwas am Farbkreis entlangzuarbeiten, werde ich euch nicht zwingen, sie alle anzuschauen, versprochen.

Donnerstag, 29. Mai 2025

Stummfilme - Moderne Zeiten

Es ist offensichtlich, daß wir irgendwann an diesen Punkt kommen mußten.
Ein Stummfilmprojekt ohne Charlie Chaplin wäre nicht vollständig und "Moderne Zeiten" sprang mich praktisch an, als ich schaute, was neu in der ARTE Mediathek war, und feststellte, daß sie einen Charlie-Chaplin-Event hatten.
Ich kannte wieder mal Teile daraus, wie zum Beispiel der Tramp in den Zahnrädern der Fabrik gefangen ist, war mir aber nicht sicher, ob ich je den ganzen Film gesehen hatte.
Außerdem hatte ARTE nicht nur den Film selber, sondern auch eine Dokumentation darüber.

Nach "Lichter der Großstadt", der selbst als Stummfilm unter Tonfilmen 1931 ein Riesenerfolg war, war Chaplin ausgebrannt und verfiel in Depression. Seine PR-Tour wurde zu einer Weltreise, die ihm helfen sollte, sich selbst wiederzufinden. Nach 17 Monaten kam er nach Hollywood zurück, bereit, einen weiteren Film zu machen. An seiner Seite war Paulette Goddard.


"Moderne Zeiten" ist etwas besonders in diesem Projekt von mir, da es kein völlig stummer Film ist.
Tatsächlich hatte Chaplin bis September 1934 schon einen kompletten Dialog dafür geschrieben, Proben begannen im Oktober. Im Dezember aber, nachdem drei Tage gefilmt worden war, stoppte Chaplin den Dreh. Er konnte es einfach nicht über sich bringen, seinen berühmten Charakter sprechen zu lassen, er wußte nicht, welche Stimme er ihm hätte geben sollen und was er hätte sagen sollen.
Wie aber erwähnt ist "Moderne Zeiten" kein ausschließlicher Stummfilm. Die Menschen mögen ja nicht miteinander reden, aber sie sprechen durch die Maschinen, das Intercom, durch das der Fabrikboss sogar während der Pause Befehle gibt, das Radio, der "mechanische Verkäufer". Es gibt nur eine Szene, in der man die Stimme des Tramps hört, aber sie spricht nicht, sie singt, auch nicht in verständlichen Worten, sondern in Kauderwelsch, da er den Liedtext vergessen hat. Was könnte besser sein, um Chaplins Position gegenüber dem Tonfilm zu zeigen?
Der Dreh wurde August 1935 beendet und der Film kam 1936 heraus
- "Die Geschichte der Industrie, des Privatunternehmertums - der Kreuzzug der Menschheit auf der Jagd nach dem Glück."

Seit ihr bereit für etwas Handlung (mit Spoilern)?
Der Tramp arbeitet an einem Fließband. Wegen des Streß - die Szene mit der Fütterungsmaschine, die dazu entworfen ist, Arbeiter zu füttern, sodaß Pausen überflüssig werden und somit Profite erhöht werden, hat mich wirklich gestreßt - erleidet er einen Nervenzusammenbruch, der im Chaos endet und ihn ins Krankenhaus bringt.
Nach seiner Entlassung gerät er in eine Demonstration und wird verhaftet, da man ihn für den Rädelsführer hält, nur weil er zufällig eine verlorene rote Fahne aufgehoben hat.
Im Gefängnis verhindert er einen Ausbruch, indem er die Gefangengen niederschlägt, wofür er dann eine Sonderbehandlung erhält. Als man ihm sagt, daß er bald entlassen wird, meint er, daß er lieber im Gefängnis bleiben würde.

Zurück in einer Welt von Arbeitslosigkeit, Aufruhr und Armut, ist der Tramp, nachdem er bei einem weiteren Job versagt hat, entschlossen, ins Gefängnis zurückzugehen.
Er trifft Ellen, die gerade ihren Vater verloren hat und deren Schwestern vom Jugendamt weggebracht wurden (um dann im Film nie mehr erwähnt zu werden), während sie selber abgehauen ist. Sie hat aus einem Lieferwagen ein Brot gestohlen, und sowohl um ihr zu helfen als auch selber verhaftet zu werden, behauptet er, daß er es getan hat, aber eine Zeugin sagt der Polizei, daß es Ellen war, also wird sie mitgenommen.
In einem Polizeiwagen trifft er sie wieder, nachdem er für Zechprellerei verhaftet wurde. Der Wagen bricht zusammen und sie entkommen gemeinsam.

Als nächstes bekommt er eine Stelle als Nachtwächter in einem Kaufhaus und nimmt Ellen mit hinein, wobei er sich vorstellt, wie es wäre, mit ihr in einem schönen Haus zu leben.
Nachts dringen drei Einbrecher ein, von denen er einen von der Arbeit kennt. Sie sagen, daß sie nur hungrig sind, also essen und trinken sie, und der Tramp wacht auf, als das Kaufhaus schon wieder geöffnet hat.
Als er diesmal aus dem Gefängnis kommt, überrascht ihn Ellen damit, daß sie ihm eine Bruchbude zeigt, in der sie wohnen können. Er ergattert eine neue Stelle, aber die Arbeiter gehen in Streik und dabei trifft er versehentlich einen Polizisten mit einem Ziegelstein.

Während er im Gefängnis ist, hat Ellen einen Job als Tänzerin in einem Café gefunden und sichert auch ihm eine Stelle, als Kellner und Unterhalter.
Leider taucht die Polizei auf und will Ellen dafür verhaften, daß sie vor dem Jugendamt weggelaufen ist. Sie entkommen beide, aber Ellen hat alle Hoffnung verloren und fragt sich, warum man es überhaupt noch versuchen sollte.
Der Tramp sagt ihr, sie solle nie die Hoffnung verlieren, und zusammen gehen sie die Straße hinunter in ein unsicheres Leben.

"Moderne Zeiten" war der letzte Auftritt des Tramps auf der Leinwand, und obwohl er fast zehn Jahre nach dem ersten Tonfilm (Der Jazzsänger) herauskam, war es ein sehr erfolgreicher Abschied.
Obwohl der Film sehr witzige Szenen enthält, steckt doch eine Menge mehr dahinter.

Seine Eröffnungsszene ist eine sich drängelnde Schafherde - mit einem schwarzen Schaf dazwischen - und als nächstes eine Menge von Arbeitern, die aus einer U-Bahn-Station kommen. Im Film sieht man einige Menschenmengen und oft ist der Tramp darin gefangen, ohne es zu wollen und ohne entkommen zu können - zum Beispiel in der Demonstration, während des Streiks und einer Szene im Café, in der die Menschen tanzen, während er versucht, eine Bestellung zu einem Gast zu bringen.
Chaplin war in der Ford-Fabrik, er hatte gesehen, wie schwer und anstrengend Fließbandarbeit für die jungen Männer war, die dort arbeiteten, also ist es nicht überraschend, daß sein Tramp den Streß nicht aushalten kann, dem er durch die ständig steigende Geschwindigkeit des Bands ausgesetzt ist. Fällt ein Arbeiter zurück, hat es auch auf all die anderen eine direkte Auswirkung.

Nachdem der Tramp aus dem Krankenhaus entlassen wird, ist der Film ein Versuch nach dem anderen, für sich und Ellen einen Platz in diesem erbarmunglosen System zu finden, und gerade als sie glauben, daß sie ihn gefunden haben, wird der Traum von diesem System wieder zerstört.
Das macht den Tramp so universell, eine Menge Leute konnten sich mit diesem Gefühl identifizieren, vor allemn während der Großen Depression. Und trotzdem gibt er niemals auf und bewahrt sich diese kindliche Hoffnung, daß es etwas Gutes in der Zukunft geben wird.
Ursprünglch war ein anderes Ende gedreht worden, in dem der Tramp herausfindet, daß Ellen in ein Kloster eingetreten ist, aber dann dachte Chaplin, daß der Film auf einer hoffnungsvollen Note enden mußte.

Wenn man Chaplins eigene Geschichte bedenkt, eine harte Kindheit in den Slums von London und Ausbrüche von Depression sein Leben lang, ist die unnachgiebige Jagd des Tramps nach seinem kleinen Glück - denn er verlangt nicht viel - recht erstaunlich (auch für mich, eine gräßliche Pessimistin).

In Deutschland war "Moderne Zeiten" verboten, so wie auch Chaplins andere Filme nicht mehr gezeigt wurden. Das bedeutet nicht, daß er in den USA nicht dafür kritisiert worden wäre, daß er "kommunistische Tendenzen" zeigte. Nicht jeder war glücklich darüber, daß Chaplin politisch wurde, noch mehr in den Filmen danach. Irgendwann mußte er deshalb sogar die USA verlassen.

Ich habe den Film viel mehr genossen als erwartet, obwohl ich euch nicht wirklich sagen kann, was genau ich erwartet hatte. Ich habe gelacht, ich war berührt und ich habe mit den zwei mitgelitten, die einfach ihr Bestes taten, um in schweren Zeiten zu überleben.
Wieder mal gäbe es soviel mehr über den Film zu sagen, aber wie immer werde ich euch ein paar Quellen auflisten, falls ihr interessiert seid (recht willkürlich ausgewählt, wie ihr euch vorstellen könnt, es gibt eine Menge dazu!).
"Moderne Zeiten" wurde als einer der größten Filme nicht nur von Chaplin, sondern überhaupt bezeichnet. Ich würde ihn definitiv zum Anschauen empfehlen und ich bin mir recht sicher, daß ich ihn selber auch noch einmal anschauen werde.


Quellen (überwiegend Englisch):
1. R.K.: Chaplin : Modern Times. Ursprünglich in: The Manchester Guardian, 14. Juli 1936
2. Chaplins "Moderne Zeiten" - Der Abschied vom Stummfilm (Frankreich 2024, deutsche Synchronisation/Untertitel. Auf: ARTE TV (momentan verfügbar bis 30. November 2025)
3. Matt ?: Modern Times (1936). Auf: I Draw On My Wall, 4. September 2017
4. David A. Punch: Modern Times: Aversion to Innovation. Auf: The Twin Geeks, 4. Februar 2019
5. Josh Matthews: Charlie Chaplin's Modern Times - - What Makes This Movie Great (Episode 7). Auf dem YouTube-Kanal "Learning about Movies"

Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Dienstag, 27. Mai 2025

Was ist hier los?

Heute möchte ich über etwas sprechen, das etwas persönlicher ist.
Wenn ihr mir schon länger folgt, wißt ihr, daß ich nicht viel aus meinem persönlichen Leben teile.
Ihr bekommt einen Einblick in mein Gehirn, wie es seltsam zwischen willkürlich ausgewählten Themen hin und her springt, was auch schon etwas über mich aussagt, aber ihr wißt nicht wirklich, was ich zwischen diesen Gehirnsprüngen mache.

Koche ich gern (nein), welche Bücher lese ich (zur Zeit hauptsächlich vintage Krimis), was schaue ich an (okay, ihr wißt von den Stummfilmen, aber da gibt es noch mehr), habe ich neben dem "Basteln" noch andere Hobbys (Filme und Serien), was habe ich für Gefühle (das geht wild hin und her), was spiele ich (dies und das), wie sehe ich aus (sehr lange Haare und Brille)?
Natürlich gibt es da noch viel mehr.

In diesem Blog ging es viele Jahre lang überwiegend um das "Basteln". Ich habe euch gezeigt, was ich gemacht habe, ich habe euch gezeigt, was andere gemacht haben, ich habe die ein oder andere Geschichte erzählt, und eine Weile lang habe ich Filmzitate geteilt, aber alles in allem war dies ein Blog, der meine kreative Seite zeigte, und das sollte er auch immer sein.

Als ich aber wieder mehr bloggte, änderte sich das, und wenn ihr vorher schon dabei wart, fragt ihr euch vielleicht, warum das so ist.
Es gibt mehrere Gründe dafür und keiner davon ist, daß ich nicht mehr kreativ sein möchte.
Mein Hirn denkt sich immer noch mehr Ideen aus, als ich im allgemeinen und vor allem im Moment umsetzen kann, und das hat sowohl mit Fähigkeit als auch Motivation zu tun.

Es sind jetzt mehr Tage, an denen meine Hände einfach nicht mitspielen wollen. Wenn ich nicht zum richtigen Moment eine Pause einlege, fange ich an, Dinge deshalb zu verhunzen, dann zerlege ich die wieder, aber statt an der Stelle aufzuhören, werde ich stur und probiere es nochmal, was normalerweise nicht gut endet. Es ist erstaunlich, wie man sich über winzige Perlen ärgern kann (und über sich selber).
Mein Problem ist, daß mein Kopf diese neuen Einschränkungen anscheinend einfach nicht akzeptieren und sich ihnen anpassen will ... oder vielleicht will es meine Muse nicht.
Früher pusselte ich stundenlang ohne Pause an etwas herum, aber so oft ich auch anderen sage, daß es okay ist, Pausen zu machen, tu ich mich schwer damit, das für mich selber zu akzeptieren.
Wenn man ein WIP wegen eines blöden Fehlers - sowas von blöd! - wieder auseinandernehmen muß, egal wie klein es ist, kann das sehr frustrierend werden, was nicht gut für die Motivation ist. Nicht motiviert zu sein bedeutet, daß ich manchmal nicht einmal anfange.

Ein weiterer Schlag für meine Motivation ist die Tatsache, daß meine Verkäufe versiegt sind. Ich meine nicht, daß sie tröpfeln, sie sind tot.
Versteht mich jetzt nicht falsch, ich bettle hier nicht um Verkäufe. Ich verstehe das, die Zeiten werden immer schwerer, das Porto ist hoch (mein Kundenkreis war in Übersee), Schmuck ist keine Notwendigkeit, aber das Netz ist immer noch voll davon und ich bin in diesem Meer nur ein winziger Fisch.

Es hat allerdings meine Sicht auf meine persönliche Arbeit verändert.
Aus Mangel an Gelegenheit trage ich meinen eigenen Schmuck sehr selten. Ich komme dafür nicht oft genug raus und das wird sich auch nicht ändern. Ich weiß, daß es Leute gibt, die sagen, man sollte Schmuck und Kleidung für sich selber tragen, aber ich hatte nie Lust mich für zu Hause aufzubrezeln und viel Schmuck zu tragen.
Warum sollte ich also noch mehr machen, nur um ihn in einer Schublade zu stapeln? Oder genauer gesagt, wo ist die Grenze zwischen etwas zu machen, um meinen kreativen Drang zu befriedigen, und etwas zu machen, einfach damit man - naja, es eben gemacht ht?
Für mich ist da wirklich ein Unterschied, was auch ein Grund dafür ist, daß ich das niemals als Vollzeitjob hätte machen können.

Das gleiche gilt für die Stickerei. Wieviele Stickrahmen kann man sich an die Wand hängen, vor allem wenn die Wände schon voll sind?
😆 Meine Lieblingsstücke - Nadine auf ihrer Insel, Foxy, die vom Dekan inspirierte Katze und die Wächterin oder den Wächter des Waldes (ich bin mir da noch immer nicht sicher) - sind jetzt zwischen meinen Steifftieren aufgestellt.

Ich sage ganz bestimmt
nicht, daß ich aufhören werde, Dinge zu machen, nicht mal Schmuck. Ich muß jedoch einen Weg finden, der funktioniert, für mich, meine Muse und vor allem meinen Körper (und meinen verfügbaren Platz).
Jahrelang habe ich aber viel meiner Zeit damit verbracht, Sachen zu machen, und nun mußte ich etwas für die Zeiten finden, in denen ich das gerade nicht kann.
Und das ist der Grund dafür, daß sich mein Blog verändert hat. Etwas, das ich immer tun kann und auch wirklich gern tue, ist das Abtauchen in "rabbit holes", also mich in den Kaninchenbauen des Internets zu verlieren. Ich habe das schon immer mehr oder weniger gemacht, es aber zuvor nicht so oft geteilt, und ich versuche jetzt auch, mich immer auf ein Thema zu konzentrieren.


Valerie Hinojosa aus Washington DC, USA, CC BY-SA 2.0,
über Wikimedia Commons
"Down the Rabbit Hole"

Also mag das hier kein so kreativer Blog mehr zu sein, wie er das vorher war, aber es wird definitiv mehr eine Reise in mein seltsames Gehirn werden. Oft weiß ich ja selber nicht einmal, warum mich ein bestimmtes "rabbit hole" so in Versuchung führt.
Auf jeden Fall heiße ich euch sehr herzlich auf einen Besuch willkommen und ich hoffe, ihr werdet etwas Interessantes und vielleicht Überraschendes finden
😉

Samstag, 24. Mai 2025

Einfach nur so Samstag - Ich erkenne Sie nicht ...

... aber ich erkenne Ihre Tasche! Sie waren kürzlich schon hier!"
Das ist mir vor einigen Jahren in einem Laden passiert. Ich bin praktisch ein unsichtbarer Ninja, falls ihr das noch nicht wußtet, aber mein Shopper verrät mich immer wieder.

Es gibt üblicherweise zwei Reaktionen.

1. "Haben Sie Katzen?" oder "Sie haben Katzen, oder?"
Wenn man an die Vielfalt von Taschen und Shoppern und Beuteln denkt, die es gibt, ist es ziemlich erstaunlich, wieviele Menschen auf eine Tasche reagieren. Ich habe es in Läden gehört, auf dem Bahnhof, in Zügen und sogar wenn ich auf einer Parkbank saß, und es fühlte sich nie so an, als ob die Leute sich über mich lustig machten.
Nun ja, bis auf das eine Mal auf der Bank an einem Bahnhof, als mich jemand fragte, woher ich die Tasche hätte, während der Kumpel binnen Sekunden mein Handy (kein Smartphone) herausstahl, was recht geschickt war. Ich wette, sie haben sich hinterher ihre diebischen kleinen Hintern abgelacht. Ich bemerkte es erst im Zug.
Natürlich war ich richtig sauer, aber es hätte noch schlimmer sein können, wenn es mein Geldbeutel mit allen Karten oder meine Schlüssel gewesen wären.

2. "Mama, guck! Die Frau da hat Kätzchen auf ihrer Tasche!"
Das ist immer entweder sehr laut oder es wird mit einem schüchternen Blick in meine Richtung geflüstert. Kleine Kinder haben meine Kätzchen schon immer geliebt.

In der Tat, ich habe Kätzchen auf meinem Shopper.
Dieser Post wurde vom Post
"What's in my bag?" auf "Within a world of my own" inspiriert. Danke, Sally!

Mein letzter Ersatzshopper

Ich erzähle euch mal etwas über meinen Shopper.
Ich habe ihn seit mehr als 35 Jahren - nun, eigentlich nicht den Shopper selber, sondern das Design.
Den ersten bekam ich von meiner Ex-Schwiegermutter als Geschenk. Es war ein Set von Shopper und einem Schirm, den ich immer noch habe. Nicht daß ich ihn oft benutzt hätte, ich trage nicht gern Schirme mit mir herum und neige außerdem dazu, sie in Zügen oder sonstwo zu vergessen. Meinen ersten Schirm verlor ich mit fünf, er war rot und hatte rundherum Rüschen, der Verlust war niederschmetternd, weil er ein Geburtstaggeschenk gewesen war (und weil ich sogar als Kind schon eine Dramaqueen sein konnte).


Als ich den Schirm öffnete, um ein Bild zu machen, wurde ich von der Farbe völlig überrascht. Ich habe keine Ahnung, ob sie sich im Laufe der Jahre verändert hat oder ob sie schon immer so war und nie wirklich zum Shopper paßte.
Der Shopper, der an der Türklinke hängt, ist übrigens derjenige, den ich aktuell benutze.

Halt mal, ich habe einen in Gebrauch und einen Ersatz?
Stimmt. Das habe ich gemeint, als ich sagte, ich hätte das Design (und den Schirm) seit mehr als 35 Jahren.

Als mein allererster Shopper nach ein paar Jahren aufgab - meine Shopper müssen hart arbeiten und gewöhnlich sind es die Henkel und die Ecken unten, die als erstes kaputtgehen -, sah ich zufällig genau den gleichen in einem Laden und so fing es dann an.
Ich gehe kaum irgendwo ohne ihn hin, ob er voll ist oder nicht, er ist mein Erkennungszeichen geworden. Ich sage gewöhnlich, daß ich, was nicht hineinpaßt, auch nicht brauche. Er trägt schwere Bücher, Einkäufe, Medikamente, Geschenke und mehr. Ich sehe noch meinen Ex vor mir, wie er Fundstücke auf Flohmärkten mit einem Zwinkern in meine Tasche steckte, damit ich überrascht wurde, wenn ich sie öffnete, vor allem wenn es etwas für mich war.
Er fand die Sachen, ich mußte sie tragen, weil er nie eine Tasche dabei hatte. Manchmal hatte ich extra Taschen im Shopper.

Einmal konnte ich nicht direkt eine Ersatztasche finden, als ich sie also fand, kaufte ich gleich zwei und ab da immer gleich eine neue, wenn ich eine alte ausmusterte, damit ich immer ein Exemplar bereitliegen hatte
Ich dürfte jetzt bei der fünften, vielleicht sechsten sein, den Ersatzn nicht mitgerechnet.
Heutzutage würde ich wahrscheinlich erst versuchen, die alte zu reparieren, die Henkel und Ecken nähen, oder ich würde mir etwas überlegen, was ich mit dem Stoff machen könnte.
Tatsächlich könnte das irgendwann meine einzige Option werden, denn von Lilienfeld - so heißt die Marke - hat nicht nur das Kätzchendesign in den Ruhestand geschickt,sie haben auch das Design ihrer Shopper (man kann alles bekommen von berühmten Gemälden bis hin zu Pinguinen oder Erdmännchen, auch Katzen, aber nicht meinen Kätzchen) verändert, sie sind kleiner. Ich bin nicht amüsiert.

Ich habe schon mal herumgeschaut, ob ich eine finden kann, vielleicht gebraucht, habe aber nur zwei in den USA ausfindig gemacht, eine davon eine Nachahmung, beide keine Option.

Ich habe übrigens auch eine kleine Version des Shoppers, die ich offensichtlich seit 2007 nicht mehr benutzt habe, da noch die Maientagsplakette aus diesem Jahr daran hängt (schaut hier rein, um etwas über die örtlichen Maientagsplaketten zu erfahren)! Die Plaketten sind gewöhnlich Anfang Mai erhältlich, und sobald ich meine ab - mit seltenen Ausnahmen nehme ich immer gelb und rot - hänge ich die gelbe an meinen Shopper und die rote an meine kleine Handtasche. Ups. Ich schätze, dann war ich wohl schon so lange nicht mehr "aus".



Vielleicht möchtet ihr wissen, ob das wirklich die einzigen Taschen sind, die ich besitze, und die Antwort ist nein.
Ich habe mehrere andere Hand-/Buch-/Einkaufstaschen in unterschiedlichen Größen mit Katzen darauf. Die meisten davon waren Geschenke, wohlgemeint, manche davon sind wirklich extra süß, aber keine davon wurde mehr als ein paar Mal benutzt.
Ich nehme manchmal kleine Einkaufstaschen als Extras mit, wenn ich denke, daß ich sie brauchen werde, aber überwiegend hängen diese Taschen hier herum und sehen hübsch aus.
Ich bin einfach manchmal ein extremes Gewohnheitstier und in diesem Fall habe ich das aus ganzem Herzen so angenommen. Ohne meinen verläßlichen Shopper fühle ich mich verloren.

Vielleicht sammle ich all die anderen Katzentaschen irgendwann mal zu einer Gruppensitzung zusammen und stelle sie euch in einem anderen Samstagspost vor, einfach nur so.

Freitag, 23. Mai 2025

Frohen Gotcha Day, Gundel!

Es ist schwer zu glauben, daß es acht Jahre her ist, seit sich eine wunderschöne kleine Pantherdame in mein Leben gedrängt hat.
Oh je, ihr solltet ihr Gesicht sehen. Tatsächlich hat Gundel nämlich nichts dergleichen getan. Sie schlenderte harmlos in den Hof bei meiner Schwester und wurde freundlich von ihrer späteren Catnapperin willkommen geheißen, auch wenn sie es da noch nicht wußte.
Ich glaube nicht, daß ich Gundels Geschichte hier je erzählt habe, also wird es wohl Zeit.

Wie gesagt, eines Tages kam Gundel einfach auf den Hof. Sie war so schrecklich dünn, ihr Pelz sah wirklich matt aus und sie wirkte im ganzen einfach krank.
Nachdem meine Schwester ihr etwas zu essen gegeben hatte, das sie hinunterschlang, ging sie wieder.
Ich hatte sie vom Fenster meiner anderen Schwester aus gesehen und da ich schwarze Katzen liebe, rief ich hinunter, daß ich sie nehmen würde.
Gundel war aber verschwunden und wir fühlten uns schlecht deshalb, weil sie wirklich Hilfe zu brauchen schien. Zum Glück tauchte sie ein paar Tage später wieder auf und meine Schwester schnappte sie sich direkt - es gab überhaupt keinen Widerstand - und nahm sie mit in ihre Wohnung.
Es war wahrscheinlich das erste Mal seit einer Weile, daß sie sich einfach hinlegen und entspannen konnte, aber natürlich wußte sie nicht, daß es am nächsten Tag zur Tierärztin ging.
Sie hatte keinen Chip, sie wog nur 2,9 kg, sie hatte dank Herpes ein trübes Auge, und die Dinge, die sie im Katzenklo anstellte, hätten ein kleines Land ausmerzen können (nicht die erste Katze, die das in meinem Haus versuchte).
Ich versuchte natürlich herauszufinden, ob sie irgendwo hingehörte, während sie in Quarantäne in der Bibliothek blieb - wir mußten auf ihre Testresultate warten und das Kloproblem mußte erst gelöst sein, bevor sie mit Greebo und Ponder zusammenkommen konnte.

Am ersten Tag blieb sie auf dem Fensterbrett, schaute vor sich hin, schlief und aß. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ihr Leben auf der Straße gewesen sein mag, weil sie einfach nur völlig erschöpft aussah und froh darüber, sich nicht bewegen zu müssen. Sie schien nicht mal die Kraft zu haben, dem fremden Menschen zu zeigen, ob sie noch irgendwelchen Kampfgeist in sich hatte.


Ob sie weggelaufen war, verlorenging oder ob sie jemand rausgeworfen hatte, fand ich nie heraus, aber ich wußte, daß ich ihr helfen wollte, ihre Erfahrungen von der Straße zu vergessen.
Ich weiß nicht, ob ich damit Erfolg hatte, denn bis heute wacht sie manchmal laut jammernd auf und sieht sich verwirrt und ängstlich um - zumindest wirkt es so auf mich - und dann schläft sie wieder ein, wenn ich sie streichle und schmuse und ihr etwas zuflüstere. Es ist herzzerreißend mit anzusehen, geschieht zum Glück aber nicht off.

Nachdem wir grünes Licht von der Tierärztin bekamen, öffnete ich die Tür zu ihrem Gefängnis (mit zwei sehr bequemen Sesseln mit schönen Decken, was zu dem Zeitpunkt echt das einzige war, was sie außer Futter noch gewollt hatte) und hoffte auf das Beste mit den Jungs.
Greebo war an ihr nicht sehr interessiert. Er war mehr so "Ja, Neuzugang, nicht der erste, schon okay für mich, glaubst du, sie wird das noch essen wollen?". Er war so ein süßes Baby.
Ponder andererseits war interessiert. Er war sich nicht sicher, was dieses kleine Ding war und er war verwirrt, daß das kleine Ding nicht an ihm interessiert war.
Die Dame begab sich direkt ins Schlafzimmer und versteckte sich ungefähr zwei Tage lang unter dem Bett, nur eine kleine Pfote oder die Schwanzspitze lugte hervor. Für Futter kam sie allerdings heraus, sie brauchte es noch so dringend, daß sie die Hälfte einer riesigen Antibiotikumpille, die ich neben sie gelegt hatte, aß, während ich noch überlegte, wie ich sie in sie reinbekommen würde.

Dann verbrachte sie ein paar Tage auf dem Bett.
Könnt ihr sehen, wie anders ihr Pelz hier schon aussieht? Sie war aber noch sehr dünn, mehr als man hier erkennen kann.


Irgendwann fing sie an, die Wohnung zu erkunden und sie ließ sich keinen Blödsinn von den Buben gefallen.
Greebo war sie ziemlich egal und Ponder freute sich, mit ihr zu spielen. Sie klapsten einander auf den Hintern und dann rannte der Klapser los, bis er oder sie erwischt war und selber geklapst wurde. Es war so lustig mit anzuschauen. Sie schliefen aber nie beinander. Es mußte immer eine kleine Lücke dazwischen sein, was es noch erstaunlicher macht, wie nahe der Dekan jetzt manchmal bei Gundel schlafen darf.

Das ist eins meiner Lieblingsbilder. Ich erinnere mich, wie ich dies und ein paar andere Winkel auf Facebook zeigte und im Scherz fragte, wie um Himmels Willen ich die zwei auseinanderhalten sollte!
Glaubt es oder nicht, ein paar Leute informierten mich - nicht als Scherz - daß Gundel kleiner als Ponder war. Ernsthaft jetzt? Ich war so froh, daß sie mich darauf hingewiesen haben!
Nicht daß sie ein Kätzchen gewesen wäre. Meine Tierärztin schätzte ihr Alter auf ungefähr 3 oder 4, was heißt, daß sie jetzt 11 oder 12 wäre.  Ich glaube, sie muß immer noch 3 oder 4 sein. Allerhöchstens 6. (Erinnert ihr euch, wie ich gesagt habe, daß ich nicht gut in Mathe bin?)
Und Ponder war einfach ein wirklich großer Bub. Nicht dick - das war er wirklich nicht - nur groß und wundervoll.


Seither ist Gundel die Lady im Haus. Meffi war meine Queen und Esme war meine Prinzessin, und Gundel sieht weder wie eine Herzogin noch eine Marquise aus, also muß es bei der Lady bleiben.

Sie ist übrigens nach Gundel Gaukeley, der Disney-Hexe, benannt. Der ursprüngliche Plan war gewesen, sie zu einer Nanny Ogg zu machen (Scheibenwelt), aber ihr glänzender  schwarzer Look und wie sich der Name Gundel für mich anhört machten ihn zu einem viel besseren Namen.

Meine kleine Hexenlady war anfangs eine ganz schöne Kämpferin.
Verständlicherweise war sie sich nicht sicher, wie weit sie mir trauen konnte, und oft schnappte sie nach mir, wenn ich sie streichelte, nie ernsthaft, aber blitzschnell, und ich erschrak jedes Mal wieder. Das wurde aber schnell immer weniger und jetzt macht sie das kaum noch, außer wenn ich schrecklich nervig werde (das heißt, wenn ich sie drei Sekunden zu lang streichle, das ist also fair).
Nur wenn ich versuche, ihr direkt eine Pille ins Mäulchen zu geben, verwandelt sie sich in einen krallenbewehrten Oktopus, und zwar einen tödlichen. Zum Glück kann ich die Pillen, die sie bekommt (Allergie) und Liquid-Snacks - die ich Squishys nenne - sind zu verführerisch, als daß sie sie ablehnen könnte. Ich wünschte, ich könnte auch Augentropfen in ihr Futter packen! Sie läßt mich ihr Auge zwar saubermachen, aber nichts reintun. Ja gut, ich mag das selber auch nicht.


In letzter Zeit hat sie ein paar schlechte, aber nicht tragisch schlechte, Gewohnheiten entwickelt, zweifelsohne vom kleinen Gör beeinflußt. Eine davon ist das Rausreißen der Blende/n unter den Küchenschränken (das hat sie auf jeden Fall von ihm gelernt).
Ich habe sie für mutwillige Beschädigung
auf ein Gesucht-Poster gesetzt und sie hat sich bitterlich auf Ponders Blog darüber beklagt, den sie übernommen hat.
Ihr wißt aber, wie Katzenleute oft drauf sind. Insgeheim sind wir stolz darauf, was für Gören unsere Katzenherrscher sein können, und nachdem Gundel monatelang von Problemen mit beiden Knien außer Gefecht gesetzt war, war es gut zu sehen, daß sie wieder Lust auf Blödsinn hat.

Gundel, meine Süße, auf (mindestens) acht weitere Jahre!

Donnerstag, 22. Mai 2025

Stummfilme - Suspense

Komödie, Science-Fiction, Horror, Romantik, Krimi, Abenteuer, Märchen, Slapstick, Animation, gibt es etwas, das noch auf meiner Stummfilmreise fehlt? Tatsächlich ja - Dokumentation.

Eine offensichtliche Wahl wöre der erste Film gewesen, der Dokumentation genannt werden kann (darüber kann man sich streiten, da eine Menge davon aufgrund der Realitäten des Filmemachens im Jahr 1922 gestellt wurde und außerdem das Leben der Inuit darstellte, wie es einmal gewesen war, nicht wie es zur Zeit war, als der Film gedreht wurde) - "Nanuk der Eskimo" - aber ich werde ehrlich sein, ich war einfach nicht bereit zu Jagdszenen und dem Leben von Polarhunden zu dieser Zeit.
Stattdessen rief ich eine Liste von Stummfilm-Dokumentationen auf und suchte mir "Zum Gipfel der Welt" aus, ohne daß ich genau wußte, worum es gehen würde, obwohl natürlich nicht schwer zu erraten ist, daß es mit Bergsteigen zu tun hat, ein Thema, das mich nicht wirklich interessiert.
Natürlich bin ich von der Majestät des Himalaya und Mount Everest - in Nepal als Sagarmatha und in Tibet als Qomolangma bezeichnet - fasziniert, wie könnte man das nicht sein, aber warum jemand dort hinaufsteigen möchte, ist mir ist mir und meinem streng nicht-abenteuerlichen Gemüt zu hoch.
Natürlich hatte ich nicht an Esel und Yaks gedacht, die schwere Lasten schleppen müssen, und nach ungefähr einer halben Stunde verloren sie mich, als sie mir einen Babyesel zeigten, der auf dem Marsch geboren wurde, und sagten, wieviele Meilen dieses arme Baby laufen mußte. Dafür hatte es nicht freiwillig gemeldet!

Was sollte ich jetzt machen?
Ich ging zur Liste zurück, aber nichts davon hörte sich an, als wäre es für mich geeignet.
Verständlicherweise, denn das war noch die Zeit der großen Entdecker, und etwas zu erforschen hatte immer irgendwie mit Tieren zu tun, entweder Nutz- oder Wildtieren, und damit auch mit unweigerlich mit Szenen, die ich nicht sehen wollte. Sogar die Filmmacher, die zeigen wollten, was Menschen mit Wildtieren machen, benutzten genau diese Wildtiere, um Situationen für ihre Dokumentationen zu stellen - zum Beispiel Merien C. Cooper und Ernest B. Schoedsack, berühmt für "King Kong".
Ich weiß, daß das andere Zeiten waren und diese Filme darum in mehr als einer Hinsicht interessant sind, nicht nur für ihren Inhalt, sondern auch wie und warum dieser Inhalt gesammelt wurde, aber dafür ist meine Haut dieser Tage einfach nicht dick genug.

Ich werde weitersuchen und habe einen Film schon auf der Liste, aber für diesen Post brauchte ich nun etwas Kurzes und Schnelles.
Was ich fand, war "Suspense" von Lois Weber aus dem Jahr 1913, der in der Public Domain ist und den man hier anschauen kann (mit englischen Zwischentiteln, man versteht ihn aber auch ohne).

Da es sich hier um einen Stummkurzfilm von 10 Minuten handelt, ist die Handlung recht schnell erzählt (Spoiler wie gewöhnlich!).
In einem entlegenen Haus kündigt ein Dienstmädchen, indem sie ihrer Arbeitgeberin, einer Mutter mit kleinem Baby, nur eine Notiz hinterläßt. Den Schlüssel legt sie unter die Matte. Als die Mutter die Notiz findet, verschließt sie Türen und Fenster.
Ein Tramp hat das Dienstmädchen weggehen gesehen, geht sich das Haus anschauen und findet den Schlüssel. Als die Frau ihn bemerkt, ruft sie ihren Mann an, der spät arbeiten muß, aber der Tramp kappt die Leitung.


Der Eheman beeilt sich, ihr zu Hilfe zu kommen, indem er sich das erste Auto schnappt, das auf der Straße geparkt ist, und davonrast, verfolgt vom Eigentümer und der Polizei.


Während die Frau sich mit ihrem Baby im Schlafzimmer eingesperrt und eine Kommode vor die Tür geschoben hat, schaut sich der Tramp im Haus um, und der Mann wird aufgehalten, als er einen Mann anfährt, der mitten auf der Straße steht, und ihm wieder aufhilft.
Der Tramp hört Geräusche von und bricht ins Schlafzimmer ein, mit einem Messer bewaffnet. Genau da treffen die Autos beim Haus ein. Schüsse, die dem Ehemann gelten, versetzen den Tramp in Panik, er rennt die Treppe hinunter, wo er vom Ehemann und der Polizeit überwältigt wird.
Der Mann rennt nach oben und findet seine Frau und das Baby unverletzt. Er erklärt alles und natürlich wird ihm verziehen.


Ich muß gestehen, daß ich vorher noch nie von Lois Weber gehört hatte, noch so ein Beispiel nicht nur für jemand, der Stummfilme gemacht hat, sondern vor allem auch eine Frau, deren Leistungen in Vergessenheit geraten waren.

Public Domain

Tatsächlich war Weber eine Pionierin des frühen Films, die "erste amerikanische Frau, die bei einem abendfüllenden Film Regie führte" und die "führende weibliche Regisseurin-Drehbuchschreiberin im frühen Hollywood", nicht zu vergessen, daß sie außerdem Schauspielerin war, zum Beispiel als die Mutter in "Suspense". Irgendwann  hatte sie sogar ihr eigenes Studio.

Dies soll aber kein Post über Lois Weber (und ihren Mann Phillips Smalley, mit dem sie bis zu ihrer Scheidung hauptsächlich gearbeitet hat) werden, vor allem, da ich bis jetzt noch keinen ihrer anderen Filme gesehen habe, die überlebt haben. Sie hat viel produziert, aber wie es vielen Stummfilmen ging, ist eine Menge davon verlorengegangen.
Am Ende sind vier Links (auf Englisch), falls ihr mehr über sie wissen möchtet, und wer weiß, vielleicht taucht sie ja irgendwann in einem anderen Post von mir auf.

Nun zum Film.
Der Titel verspricht nicht zuviel.
Wie auch andere Filme wurde "Suspense" wohl von einem französischen Grand Guignol-Theaterstück von 1902 inspiriert - "Au Téléphone" von André de Lorde und Charles Foley - das jedoch kein glückliches Ende hatte. Der Ehemann muß zuhören, wie seine Familie umgebracht wird, ohne daß er zu Hilfe kommen kann.

Weber nutzte verschiedene Techniken, um Spannung aufzubauen, zum Beispiel den Split Screen, der die drei Erzählstränge zeigt - den Ehemann im Büro, die Ehefrau und das Baby daheim, und der einbrechende Tramp.
In der Verfolgungsjagd sieht man das Spiegelbild der Verfolger, die näherkommen.
Es gibt interessante Blickwinkel wie in dem Moment, in dem die Frau aus dem Fenster schaut und den Tramp draußen sieht.

Es gibt natürlich viel mehr über die technische Seite des Films zu sagen, aber das überlasse ich den Experten. Stattdessen möchte ich euch erzählen, was mir so durch den Kopf ging, als ich ihn ein zweites Mal anschaute, denn für einen Kurzfilm von 10 Minuten gibt es recht viel zu sehen, und ihr kennt ja mich und mein komisches Gehirn. Ich habe immer Fragen.

-Das Dienstmädchen, das überlegt anzukündigen, daß sie gehen wird, sich aber dagegen entscheidet. Glaubt sie, sie wird es nicht durchziehen können, wenn sie der Mutter ins Gesicht blickt?
Hätte er sie nicht gesehen, wäre der Tramp vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen, sich das Haus anzuschauen, und unwissentlich hat sie es ihm sogar noch einfacher gemacht, als sie den Schlüssel unter die Matte legt. Warum hat sie das überhaupt gemacht? Warum hat sie ihn nicht einfach mit der Notiz auf dem Tisch liegenlassen?
Und warum geht die Mutter nicht hin und holt den Schlüssel unter der Matte heraus, als sie alle Türen abschließt?

- Der Tramp, der die Brote ißt, etwas herumwühlt, nicht sehr überzeugend, und dann auf die Frau losgeht. Ich habe von Leuten gehört, die an Tatorten essen oder trinken, aber gewöhnlich erst, nachdem die Tat vollbracht ist.
Warum der plötzliche Drang, einen "einfachen" Einbruch noch schlimmer zu machen?

- Der Ehemann, der den Mann auf der Straße anfährt. Ich finde es ja nett, daß er nicht einfach weiterfährt, sondern aussteigt, ihn abklopft, ihn fragt, ob er okay ist, aber dann nimmt er sich Zeit, zweimal (!) nach seinen Verfolgern zu schauen, bevor er wieder ins Auto steigt und weiterfährt. Oh, meine Frau ist in Gefahr, la-di-da ...

Hört sich das alles danach an, als hätte mir der Film nicht gefallen? Ganz und gar nicht. Das sind einfach nur Dinge, über die ich nachgedacht habe, nachdem ich ihn ein zweites Mal angesehen habe.
Natürlich mußte das alles genauso sein, um das Spannungsgefühl zu steigern, was perfekt funktioniert hat.

Von dem her, was ich gelesen habe, hatten Webers Filme oft soziale Themen, also scheint "Suspense" eine Ausnahme zu sein, und natürlich ist auch vieles von ihrem Werk verloren, aber ich setze sie auf jeden Fall für mehr auf meine Filmliste.



Quellen (englisch):

Über "Suspense"
1. Fritzi Kramer: Suspense (1913) A Silent Film Review. Auf: Movies Silently, 24. April 2016
2. Short of the Month: Suspense (dir. Lois Weber and Phillips Smalley, 1913). Auf: Nitrateglow, 11. Februard 2022
3. "At the telephone" - Englische Übersetzung von "Au téléphone" von André de Lorde. In: "One-act plays for stage and study, second series, 1925, edited by Walter Prichard Eaton"

Über Lois Weber:
1. Angelica Aboulhosn: Lois Weber: An Early Hollywood Filmmaker with Her Own Studio. In: Humanities, vol. 44(2023), Ausgabe 4
2. Shelley Stamp: Lois Weber. Auf: Women Film Pioneers Project. 15. Oktober 2019
3. Lea Stans: "The Muse Of The Reel" - The Pioneering Work of Director Lois Weber. Auf: Silent-ology, 25. Januar 2018
4. Travis Lee Ratcliff: A History of Silence: The Cinema of Lois Weber. Auf seinem YouTube-Kanal


Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Dienstag, 20. Mai 2025

Nostalgie - Princess / Prinzess Victoria Nadeln

Vor einigen Jahren, als ich noch die "Fundstücke der Woche"-Posts machte, hatte ich ein paar, "Ich bin eine Sammlerin" genannt, in denen ich Vintagestücke gezeigt habe.
Im Laufe der Zeit sind meine Sammlungen zum größten Teil nicht mehr gewachsen, aus unterschiedlichen Gründen, aber sie sind noch da und immer noch geliebt. Ich habe auch Vintagestücke, manche geerbt, manche geschenkt, manche von Flohmärkten, manche interessanter als andere.
Ich dachte also, es könnte Spaß machen, immer mal wieder welche davon zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.

Da dies eine noch wachsende Sammlung ist, habe ich inzwischen beschlossen, ihr eine eigene Seite auf dem Blog zu geben, damit ich leichter Updates machen kann.
Ihr findet sie hier.

Tatsächlich habe ich über die kleine Sammlung von heute schon vor ein paar Jahren als Teil einer Hommage an Nadeln gesprochen. Damals wußte ich nur noch nicht, daß das eine eigene Sammlung werden würde.
Seit ich mit Perlenarbeiten angefangen habe, habe ich schon so einige Nadeln benutzt und kaputtgemacht. Perlenstickerei, vor allem auf den Perlen-Turnschuhen (keine Ahnung, warum Blogger in diesem Post zum Teil auf extra Zeilenabstand bestand) und den HeatherCat-Schuhen (das ist der letzte von vier Posts, er enthält alle Links, falls ihr interessiert seid), war besonders schwer für sie (und auch meine Hände).

Im Hommage-Post erzählte ich davon, wie ich auf der Suche nach Perlennadeln vintage Papiernadelheftchen entdeckte und wie ich mich in manche der Aufkleber verliebte.

Am faszinierendsten waren für mich die Princess Victoria Nadeln, weil es Variationen gab, und ich dachte mir, daß sie inzwischen einen eigenen Post verdienen, auch weil es vermutlich den einen oder anderen Zuwachs dazu geben wird.
Das bedeutet, daß ich dann anstatt dem anderen, der sonst wohl etwas zu lang würde, diesen Post hier aktualisieren werde.
Tatsächlich ist dieser hier auch schon ziemlich lang.

Nett ist aber, daß die Heftchen nicht viel Platz wegnehmen, und natürlich kann ich die Nadeln auch jederzeit benutzen, wenn ich sie brauche, da die meisten Heftchen voll sind, also ist das nicht nur Dekoration (das rede ich mir jedenfalls selber ein). Die Päckchen sind über meine Steiffsammlung verstreut, recht passend, finde ich, immerhin besteht sie ja überwiegend aus genähten Tieren.

Was also sind Princess Victoria Nadeln? Ich wünschte ehrlich, ich wüßte, wie sie zu dem Namen gekommen sind.
Als ich das erste winzige Heftchen mit langen Nadeln ("Sharps") in Größe 12 bekam - nicht mal 2,5 cm - fing ich an zu suchen, aber ohne Erfolg.
Was ich weiß ist, daß es alle möglichen Größen gibt, daß die Päckchen einen roten oder goldenen Rand und ebenso das "Banner" um Victoria herum in rot oder gold haben können, und daß es unterschiedliche Bilder von Victoria gibt. Manche sehen mehr vintage aus, manche ziemlich modern, manche haben einen verschwommenen oder unsauberen Druck, manche einen sehr klaren modern aussehenden.

Manche Aufkleber sind komplett auf Englisch, manche komplett auf Deutsch (dort steht Prinzess statt Princess und es werden die deutschen Ausdrücke für die Nadeln benutzt, zum Beispiel Frauennadeln), manche sind eine Mischung aus Englisch und Deutsch, dort steht dann beispielsweise "Prinzess" und "feinste", aber der Begriff "sharps".
Auf eBay UK fand ich sogar ein Heftchen mit einem italienischen Aufkleber (und wünschte jetzt, ich hätte das gekauft)!
Dann gibt es die ohne Herkunftsland, aber auch einige, die es angeben, "Germany", "Made in Germany"
, "M.i W. Germany, Imp. Allemagne OCC" (zwischen 1949 und 1989), aber auch "Made in Czechoslovakia" (das heißt zwischen 1918 und 1992) oder "Made in the Czech Republic" (nach 1992).
Zu guter Letzt haben die meisten, die ich gesehen habe, keinen Firmenaufdruck, es gibt jedoch Ausnahmen. Bis jetzt habe ich "Prym", "Rhein Nadel" und einen Namen gesehen, bei dem ich mir nicht sicher bin, "St. Witte", "Stowitte"? Was hat das zu bedeuten?
Ging die Nadelproduktion von einem Unternehmen zum nächsten?

Und wer ist eigentlich diese Prinzessin Victoria?
Bezieht sich der Name auf eine tatsächliche Prinzessin Victoria, wie die Tochter von Queen Victoria (die irgendwann deutsche Kaiserin wurde) oder die Tochter von Edward VII.? Oder bezieht er sich auf die Queen selber? Ich denke, das ist möglich, da es auch Queen Victoria Nadeln mit einer ähnlichen Victoria auf einem etwas anderen Hintergrund gibt (davon habe ich keine). Macht es nicht irgendwie Sinn, daß es dieselbe ist?
Wie ihr weiter unten sehen werdet, gibt es die Nadeln schon lang, aber schließlich wurde Victoria 1838 gekrönt.
Ich bezweifle, daß sie wirklich wichtig genug war, um jemanden denken zu lassen, der
Name würde Käufer ansprechen, bevor sie Königin wurde.

Zu irgendeinem Zeitpunkt muß doch jemand gesagt haben "nennen wir sie doch auf immer und ewig so", aber warum? Ihr müßt nämlich wissen, daß man tatsächlich immer noch eine Mischung von Größen von Prym bekommen, nur in einem Plastikröhrchen und auch nicht mehr mit Silber- oder Goldöhr um "die Umwelt zu schützen".
Möglicherweise hat der (haben die?) Hersteller sie hauptsächlich für den englischen Markt vorgesehen und daher den Namen benutzt, um die Käufer dort anzusprechen? Warum würden sie sich dann überhaupt die Mühe machen, einen Unterschied zwischen den "Princess" und "Queen" Nadeln zu machen?

Dann habe ich
diesen älteren Blogpost von Papergreat (auf Englisch) wiedergefunden, den ich schon 2022 kommentiert und dann sofort wieder vergessen hatte.
Chris hatte das folgende in The Economist vom 18. November 1899, Seite 1629 - 1630 vom Korrespondenten in Frankreich gefunden:
"Eine Abordnung von Krawattenherstellern wurde diese Woche vom Handelsminister empfangen, um sich über die Benutzung falscher Markenzeichen bei der Einfuhr der von ihnen verkauften Artikel aus Deutschland, Österreich, Belgien und Italien zu äußern. Diese Waren, erklärte die Abordnung, sind mit der Aufschrift "Made in London" oder anderen Worten versehen, die implizieren, daß sie englischer Herkunft sind, was für Käufer eine Empfehlung zu sein scheint, und daher wurde der Minister gebeten, Artikel 2 des Abkommens von Madrid anzuwenden, nach dem sie beschlagnahmt werden können. ... Die Preise, zu denen diese Waren verkauft werden, sind wahrscheinlich niedriger als die Preise, zu denen sie aus England importiert werden können, und französische Hersteller sind durch die höheren Kosten und die hohen Zölle vor Importen aus England geschützt. Es ist jedoch gängige Praxis, deutsche Waren, die als englische gekennzeichnet sind
, zu importieren, und kürzlich wurde die Britische Handelskammer auf den Verkauf von Nadelheftchen in Frankreich aufmerksam gemacht, die ein Porträt der Queen mit den Worten "Prinzess Victoria Needles" und dem Namen eines fiktiven Herstellers in Redditch (Anmerkung: da frage ich mich doch, ob auf den Heftchen Redditch stand) trugen. Die Schreibweise des Wortes "Princess" verriet die Herkunft des Artikels, würde dem Käufer aber entgehen."

Heißt das also, daß einige deutsche Unternehmen diesen Namen für die Nadeln in dem Versuch verwendeten zu verbergen, woher sie kamen - aber warum dann die Mischung der Sprachen und warum die unterschiedlichen Victorias? Könnten sie mir vielleicht etwas über das Alter der Nadeln sagen, so wie unterschiedliche Steiff-Knöpfe etwas über die Zeitspanne aussagen, in dem ein Tier hergestellt wurde?
Es wird nur noch faszinierender. Ich fürchte, ich bin mit diesem Kaninchenloch noch nicht fertig. Ich bin Bibliothekarin und entschlossen, was heißt, daß ich wahrscheinlich mal in ein paar unserer Datenbanken reinschauen muß, um zu sehen, wie weit ich damit komme.
Ok, ich bin wohl nicht nur entschlossen, sondern inzwiscchen auch besessen hiervon.

Klickt auf die Fotos, um die Details besser sehen zu können.

Das ist das eine, mit dem alles anfing. So ein winziges Heftchen, gerade mal in etwa 2,5 cm!


Update Victoria Nadeln April 2025:
Ich habe noch ein paar mehr Heftchen bekommen. Eins davon ist so winzig wie das ganz oben. Diesmal haben wir tatsächlich einen Namen, aber ich bin mir nicht sicher, wie der ist.
Auf Google kann ich ein Ergebnis für "St. Witte & Co." finden, das gar nicht weiterhilft, aber da ist doch etwas zwischen dem T und dem W. Könnte das ein schlecht gedrucktes O sein (ich habe den Namen Stowitte gefunden, aber auch das ohne weitere Informationen) oder ist das eine Art Abkürzung?
Der einzig andere Name, den ich finden konnte, war "Schmidt, Witte & Co.", eine Schiffahrtsgesellschaft, aber auch das half nicht groß weiter. Oder könnte es sich um ein fiktives Unternehmen handeln?
Auf jeden Fall haben wir diesmal deutsche Bezeichnungen für diese "Langen" in Größe 10, und auch die Prinzess wird wie im Deutschen mit z geschrieben.



Diese drei Heftchen habe ich zu einem sehr guten Preis bekommen. Alle sind unbenutzt und voller großer, dicker Nadeln der Größe 2. Wie ihr sehen könnt, sind wir wieder zurück bei englischen Begriffen.


Um euch den Größenunterschied zu zeigen, habe ich ein Bild all meiner Neuerwerbungen zusammen gemacht.


Dann bekam ich diese hier - ein paar "Lange" und ein paar "Halblange" ("betweens" auf Englisch"), zwei davon mit deutschem Aufdruck und eine von "Rhein Nadel", einem weiteren ehemaligen Nadelhersteller in Aachen (der sein Arbeitsgebiet schließlich von Nadeln auf Automation umstellte, also muß dieses Heftchen vor 2003 produziert worden sein).


Da steht "Made in Germany" auf Englisch, die Prinzess hat aber wieder mal ein z. Noch lustiger ist, daß der Aufdruck sehr klar und moderner aussieht, daß "Prinzess Victoria" aber spiegelverkehrt gedruckt wurde!
Dieses Päckchen ist identisch mit einem, das ich mit Prym markiert gesehen habe. Hat ein Unternehmen die Heftchen gemacht und dann für verschiedene Firmen bedruckt oder hat Prym einfach von Rhein Nadel übernommen?
Ist das eine Verschwörung, um mich in den Wahnsinn zu treiben?
😂


Dann ging ich auf eine kleine Einkaufstour im Netz, aber das ist es dann für eine Weile, ich schwöre!
Wenn ich etwas Neues bekomme, wird es eine Variation sein müssen (oh-oh, ich habe vielleicht ... im Mai ...).
Das ist ein Ergebnis dieses Einkaufs. Es ist alter Neubestand von einer Verkäuferin, die ihre ungebrauchten Artikel in Lagerhäusern findet.
Nun habe ich alle Größen der "Langen" und endlich auch ein paar Päckchen mit dem roten statt dem goldenen "Banner". Die Ränder sind auf allen golden - bis auf eins, das gelb ist!

Ich denke, das mit der Aufschrift "gold ey'd" müßte das älteste sein, es ist auch das einzige mit dem "Princess"-Druck und ohne Herkunftsland.
Alle anderen sind mit "Prinzess" und "Made in Czechoslovakia" bedruckt, bis auf eins, auf dem "Made in Czech Republic" steht, aber da es unterschiedliche Fonts gibt, glaube ich nicht, daß sie alle gleich alt sind. Meiner Einschätzung nach sind die mit den roten Bannern jünger, auch weil eins davon aus der Tschechischen Republik ist, was, wie wir ja wissen, nach 1992 gewesen sein muß.


Hier ist ein Vergleich zwischen den zwei Heftchen mit den "Langen" in Größe 0.
Der Druck auf dem alten Päckchen ist soviel hübscher und detaillierter, die Kronen sind völlig unterschiedlich, Victoria hat viel mehr Details bis hin zum Anhänger, den sie trägt! Sogar die Blumen sind schöner.


So sehen die Goldöhre übrigens aus. Ein paar der Nadeln sind korrodiert, aber ich wette, sie sind um die 100 Jahre alt, wenn nicht älter, also ist das zu erwarten.


Update Mai 2025 (alle Updates nach dem 20. Mai sind auf der neuen Blogseite).

Dieses Päckchen gehört ebenfalls zu den Winzlingen.
Es ist das erste, auf dem die Bezeichnung auf Deutsch und Englisch steht, "Frauen Nadeln" und "Sharps", und wieder einmal sieht Victoria anders aus.
Der Farbdruck ist allerdings ganz schön unsauber.


Das hier ist bis jetzt mein Favorit. Ich schätze, es war eine Musterkarte, vielleicht wurde sie zur Vorlage in Kurzwarengeschäften benutzt.
Darin sind die Größen 1 bis 10 sicher in Fadenschlaufen eingesteckt und es gibt noch ein extra Nadelheftchen mit der Aufschrift 1/9, wobei die /9 in Handschrift ergänzt wurde, tatsächlich sind aber 12 verschiedene Nadeln darin.
Die Zahlen unter den Nadelproben mit der Artikelnummer 126 und "Et. 925" ((noch) keine Ahnung, was das heißen könnte) sind ebenfalls von Hand geschrieben, sehr sorgfältig.
Das Päckchen hat die Aufschrift "Gold Ey'd Sharps" und "Made in Germany".
Außerdem - nochmal eine andere "Prinzess Victoria"!



Das hier ist eine andere Art von Nadelbuch, in dem meine letzte Neuerwerbung eingeklebt ist. Ich habe mehrere Beispiele für dieses Nadelbuch aus dem frühen 20. Jahrhundert in vergangenen Auktionen gefunden, und eins davon bildete genau das gleiche Nadelpäckchen ab, allerdings in anderem Zustand, es war also nicht meins.


Victoria sieht hier so wie auf der Musterkarte aus, aber diesmal haben wir "elliptic gold eyed sharps" in den Größen 3 bis 9.


Braucht jemand eine Nadel? Ich hätte da zufällig so eine oder zwei ...

Hier ist die Princess/Prinzess-Galerie der verschiedenen Gesichter, die ich bis jetzt habe.

Sonntag, 18. Mai 2025

"Engelhörnchen"

"Ich sammle "Engelhörnchen"", sagte meine Kollegin. Mein leeres Starren verriet ihr wahrscheinlich, daß ich keine Ahnung hatte, wovon sie sprach.
"Wir haben welche hier in der Bibliothek, wissen Sie. Engelhorn's allgemeine Roman-Bibliothek." Ich wurde neugierig und schaute in unserem Katalog nach.
Engelhorn war ein Verlag in Stuttgart. "Eine Auswahl der besten modernen Romane aller Völker" - das hörte sich interessant an, vor allem weil es in unserem Magazin ein paar Hundert Bände zwischen 1884 und 1902 gab und sich die Titel faszinierend anhörten.


Tatsächlich hat die "Engelhörnchen"-Serie - ich nehme an, das war der persönliche Spitzname meiner Kollegin dafür, weil ich ihn nirgendwo online finden konnte - über 1000 Bände! Das bedeutet jedoch nicht über 1000 Romane, denn viele davon wurden in zwei Teilen veröffentlicht.
Sie fing 1884 an, es gab alle zwei Wochen einen (oder einen halben) Roman, nach 1924 dann weniger, bis die Serie schließlich nach 1930 eingestellt wurde.

Besonders war daran nicht nur der Preis von 50 Pfennig für die broschierten und 75 Pfennig für die leinengebundenen Bücher, sondern auch, daß nicht nur deutsche Autorinnen und Autoren erhältlich waren, sondern "alle Völker", das heißt England, Frankreich, Italien, Spanien, Rußland, Norwegen, Dänemark, Polen, die USA (und möglicherweise noch mehr, ich bin nicht die ganze Liste durchgegangen), und zwar in deutscher Übersetzung.

Werbung (Public Domain
über Wikimedia Commons)

Die Serie wurde der größte Erfolg des Engelhorn-Verlags und war so populär, daß mehr als 2 Millionen Bände verkauft wurden.
Als der erste Band herauskam, pries "Die Gartenlaube", ein "illustrirtes Familienblatt" der Zeit, Engelhorn dafür, daß er dem deutschen Volk die Gelegenheit gab, mehr "auswärtige" Literatur kennenzulernen, da
"die Kenntniß der Literatur anderer Völker in Deutschland weit weniger verbreitet ist, als allgemein angenommen" (jedoch nicht ohne ihrer Hoffnung Ausdruck zu geben, daß Engelhorn die "schmutzigen und giftigen Auswüchse fremder Romanliteratur" ausschließen wird, mit einem extra Hieb gegen Émile Zola für seinen "derben, widrigen Realismus").

Das war im Laufe der Jahre nicht die einzige Quelle, die die "Roman-Bibliothek" lobte.
Es gab auch Serien von anderen Verlagen, aber nicht in derselben Qualität für einen so guten Preis.

Engelhorn druckte sogar eine Kritik in den Büchern ab. , wie die anderen ist This wasn't the only source approving of the "Roman-Bibliothek" over the years.
There were also series by other publishers, but not in the same quality for such a good price.

Engelhorn even printed one of the reviews in their books. Viel Spaß mit der Sprache.



Für diejenigen, die diese Schrift nicht (mehr) lesen können:
"Das ist ein Unternehmen, das in jeder Weise gefördert zu werden verdient! Als vor nun mehr denn 24 Jahren die ersten roten Bände erschienen, mag mancher Kurzsichtige und Engherzige den Kopf geschüttelt haben über das tolle Wagstück, wirklich gute und wertvolle geistige Kost zu so billigen Preisen zu verabreichen. Wenn man auf die lange Reihe von Jahren zurückblickt, wie viel ist da nicht schon erreicht! Fast kein Haus, keine Familie, wo die soliden Bände nicht ihren Einzug gehalten hätten; fast keine, noch so klein angelegte Privatbibliothek möchte die sich so freundlich präsentierenden roten Freunde aus ihrer Mitte missen. Und doch, noch gibt es viel zu tun! Noch gibt es Häuser, in denen die vermorschten und verrotteten Hintertreppenromane lieber gelesen werden. Hier wäre es Pflicht jedes Nächststehenden, die giftige Saat zu verdrängen und an ihre Stelle die gesunde und durchweg gute Kost der "Engelhornschen Allgemeinen Romanbibliothek" zu legen. Der glücklich Geheilte wird, wenn er erst klar sieht, dem freundlichen Helfer sicher Dank wissen."

Wow. Wenn das die Leute nicht davon abgehalten hat, heimlich Hintertreppenromane zu lesen, weiß ich nicht, was das sonst fertigbringen könnte!
Es ist besonders witzig, weil einer der wenigen Romane, dem ich auf Flohmärkten nicht widerstehen konnte, weil sie fast so günstig wie zum Originalpreis waren, von einem amerikanischen Autor ist, der für einige seiner Bücher keine allzuguten Kritiken erhielt.

Als wir die Reihe in unserem Bibliothekssystem erfaßten, pickte ich mir den einen oder anderen Band zum Lesen heraus, wenn mir ein Titel ins Auge sprang, wie zum Beispiel "Liebe und Gymnastik", was sich für mich wirklich lustig anhörte, dessen Originaltitel aber "Fra scuola e casa" war, was einfach "Zwischen Schule und Zuhause" heißt. Ich meine mich zu erinnern, daß es um eine Gymnastiklehrerin ging und daß die Dinge kompliziert waren, bin mir nach all den Jahren aber nicht mehr sicher, ob sie die Liebe tatsächlich fand.

Ich weiß, es hört sich so an, als würde ich mich über die Reihe lustig machen, aber das ist ganz und gar nicht meine Absicht. Ich denke einfach, es ist für eine solche Reihe gar nicht möglich, "durchweg gute Kost" anzubieten, und für uns heute könnte es sogar noch schwieriger sein, den Stil dieser Zeit zu genießen.
Übrigens habe ich die Bücher, die ich besitze, auch gelesen, erinnere mich aber an kein Wort mehr. Vielleicht sollte ich mal wieder eins probieren. Wie wäre es zum Beispiel mit den unheimlichen Geschichten von Dick-May (was übrigens das Pseudonym der französischen Autorin Rosalie Jeanne Weill ist)?


Sind die Bücher aber nicht wirklich hübsch? Es ist eigentlich schade, sie auf einem Regal stehen zu haben, sodaß man nur den Buchrücken sehen kann.
Da ich selber so wenige Bände habe, von denen zwei auch noch in braun und mit marmoriertem Papier neu gebunden wurden, kann ich nicht sagen, ob es noch mehr Versionen des Umschlags gab.
Hier sind Nahaufnahmen der beiden unterschiedlichen Logos mit dem Engel, der ins Horn bläst. Mir gefällt der detailliertere Engel, aber auch die Rosen des anderen Umschlags.



Was mir an alten Büchern auch gefällt, sind Exlibris.
Das erste zeigt einen Mann, der aus einem Brunnen mit einem Kopf auf dem Stein trinkt - für Walter Kopfstein.


Und hier ein völlig anderer heraldischer Stil.


Meine Kollegin ist schon lang im Ruhestand, ich frage mich, wie weit sie wohl mit ihrer Sammlung kam.
Ich selber werde mich zurückhalten. So interessant ich dieses Projekt auch finde und auch die Tatsache, daß die Reihe so lange erfolgreich lieft, habe ich doch nicht den Platz für 1000 Bände, die ich nicht lesen können werde. Vielleicht werde ich schwach werden, wenn sich mir ein billiges Exemplar in den Weg wirft, aber ich werde nicht aktiv danach suchen gehen.
Wenn ich eins lesen will, könnte ich das immer noch online tun, denn viele Bibliotheken haben diese Bände inzwischen digitalisiert. Das ist natürlich nicht dasselbe - ihr wißt, daß ich gedruckte Exemplare liebe -, aber sollte ich zum Beispiel Lust auf einen alten Abenteuerroman bekommen, weiß ich, wo ich suchen muß.


Quellen:
1. Engelhorns allgemeine Romanbibliothek. Auf Wikisource
2. Die Gartenlaube 1884, Heft 36. Auf Wikisource
3. Carl Engelhorn. Auf: Engelhorn Family Web Site. Zitat aus der Diplomarbeit von Sabine Schust: Carl Engelhorn und die Volksbibliothek Stuttgart, Seite 9 ff.