Samstag, 22. Dezember 2018
Christbaumloben - Das zweiundzwanzigste Türchen
Heute stelle ich eine Tradition vor, von der ich seit vielen Jahren gehört, die ich jedoch nie selber erlebt hbe. Irgendwie glaube ich, daß sie mehr in ländlichen Gegenden gepflegt wird, wahrscheinlich weil die Leute, die mir davon erzählt haben, aus Dörfern stammen.
Diese Tradition ist das Christbaumloben. Sie entwickelte sich in Schwaben und ist am meisten in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns bekannt.
Was ist Christbaumloben?
Genau das, was es aussagt. In der Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig gehen Leute, oft in einer Gruppe, andere besuchen und loben ihren Weihnachtsbaum, was dann vom Gastgeber belohnt wird, zum Beispiel mit einem Obstler und vielleicht ein paar Weihnachtsgutsle, um den Schnaps dann aufzusaugen. Je mehr die Gruppe herumkommt, um so mehr Bäume loben sie und um so mehr sind sie, ähm, naja, ihr wißt schon ...
In einem Post zu dieser Tradition las ich, das sei doch gar keine echte Tradition, sondern nur Leutchen, die sich betrinken wollen, aber ich denke nicht, daß das ganz fair ist, obwohl es für manche heutzutage ein Grund sein mag.
Eine Theorie ist der soziale Aspekt. Das Christbaumloben gab Menschen eine Gelegenheit, andere zu treffen, sogar die, die sie vorher nicht so gut kannten.
Eine andere ist, daß Schwaben, die den Ruf haben, sehr schwer zu arbeiten, einfach nicht die Zeit hatten, das Jahr über soziale Kontakte zu pflegen und sich das darum für zwischen den Jahren aufhoben.
Die Besucher wurden in die gute Stube geführt, die geschmückt und warm war, und wo der Baum stand. Schwaben haben auch den Ruf, irgendwie bruddelig und geizig zu sein, aber wenn man erstmal drin ist, ist Gastfreundschaft eine große Sache für sie, wenn Besucher also etwas Nettes über den Baum sagten - ehrlich, wenn ihr wohin kommt, würdet ihr nicht "was für ein schöner Baum" sagen? - war es für sie eine Frage des Stolzes, ihnen etwas anzubieten.
"Was für ein schöner Baum" war allerdings nicht ausreichend. Einem Artikel entnahm ich, daß es Regeln dafür geben kann, wie man den Baum lobt.
Es muß ein echter Baum sein, kein künstlicher (was heißt, ich werde keine Flasche Obstler brauchen ;-)).
Es muß eine Krippe geben.
Die Baumspitze muß irgendwie geschmückt sein.
Es muß auch handgefertigen Baumschmuck geben, zum Beispiel Strohsterne.
Elektrische Lichter sind nicht erlaubt, nur echte Wachskerzen.
Im Christbaumständer muß Wasser sein.
Ich zweifle daran, daß diese Regeln noch wichtig sind oder es gäbe nicht mehr so viele Bäume zum Loben1
Was geschieht, wenn der Baum nichts Lobenswürdiges hat? Kein Problem. Es ist soviel leichter, einen Baum nach ein paar Obstlern zu mögen, aber man kann ja immer etwas finden. Ein Baum, der nicht viele Äste hat? "Wie wundervoll, daß ihr soviel Raum habt, um den Baumschmuck aufzuhängen!" Ein Baum, der krumm ist? "Das ist mal echte Natur!" Ein Baum, so pieksig wie ein Kaktus? "Eine so schlaue Idee, keiner wird ihn euch klauen!" Ein wirklich kleiner Baum? "Wie klug von euch, nicht das ganze Geld für den Baum auszugeben, so konntet ihr mehr für den wunderschönen Schmuck ausgeben!" Man braucht nur etwas Kreativität! :-D
Ein Post ohne Bild geht nicht. Ich hätte euch gern unseren Baum von 1979 gezeigt (Bild mit einem bösen Rotstich) oder ganz alte Bilder (ich mußte die Privatsphäre meiner Geschwister achten, und von mir gibt es keine Bilder mit Weihnachtsbaum), hier ist also einer der ersten Bäume meiner Schwester in ihrer eigenen Wohnung, aus dem Jahr 1987. Es hat Spaß gemacht zu sehen, wie sich der Baumschmuck über die Jahre verändert hat, weil immer mehr dazukam.
Ihr dürft ihn gern loben, aber tut mir leid, ich habe keine Ahnung, wie ich euch den Schnaps zukommen lassen soll ;-)
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