Samstag, 16. Dezember 2023

Apfel und Nuß - Das sechzehnte Türchen


Vor neun Jahren habe ich auf diesem Blog von der Geschichte des Weihnachtsbaums erzählt und davon, wie vor der Erfindung der Glaskugel Zuckerplätzchen, Springerle
(ich habe keine Verbindung zu dieser Seite, finde aber die Model so schön), Äpfel und Nüsse die Wahl für Baumschmuck waren.

Natürlich war mein erster Gedanke, selber ein paar Springerle zu machen, schließlich ist das ein Brauch, der in meiner Gegend noch hochgehalten wird ... aber nicht von mir, und es war auch ein sehr kurzer Gedanke und daruf folgend sehr langes und lautes Gelächter. Ich backe nicht, und wenn ich mich recht erinnere, haben nicht einmal die backenden Mitglieder meiner Familie jemals Springerle gemacht.
Damit waren auch die Zuckerplätzchen raus. Ich hätte sie wahrscheinlich sowieso gegessen anstatt sie an den Baum zu hängen.
Also mußten es Äpfel und Nüsse werden.
Ich erbettelte ein paar Walnüsse von meinen Nachbarn und ging in das alte Garten-/Deko-/Bastelgeschäft hier in der Stadt und besorgte mir einen künstlichen Apfel (erstmal einen für den Anfang, falls es nicht klappen würde).
Mein Plan für die Walnüsse war es, sie mit einem Set zu "vergolden", das auf meiner Geburtstagswunschliste gestanden hatte (nur um euch mal zu zeigen, wie früh ich mit der Vorbereitung für diesen Kalender angefangen habe, zwischen meinem Geburtstag und Weihnachten liegen sechs Monate und das war nicht mein erstes Projekt), der Plan für den Apfel war etwas mit Golddraht, vielleicht verschiedenen Glasperlen, vom Schneewittchenapfel inspiriert, den ich vor Jahren für einen Kunden gemacht hatte.

Das Projekt fing nicht sehr gut an.
Die Nüsse gingen nicht nur normal auf, sondern hatten auch Rillen an den beiden Nußhälften, die aufbrachen. Nchdem ich die erste Nuß vorbereitet hatte - öffnen, Draht einkleben und die Hälften wieder zusammenzusetzen - bemerkte ich einen Riß auf einer Seite. Nein, ich war das nicht gewesen, die Nuß ging praktisch schon vom reinen Ansehen auseinander. Da ich den Klebstoff noch in der Hand hatte, gab ich ein wenig auf den Riß in der Hoffnung, daß es okay sein würde.

Am nächsten Tag begann ich mit dem Vergolden.
Wenn Glitzer der Herpes der Bastelwelt ist, ist Blattmetall zumindestens sein kleiner Bruder. Ich bin wohl kein Naturtalent bei diesen nicht-flachen Oberflächen ;-)
Nach etwas Gefluche, weil mir die Nuß ständig aus den Fingern glitt, hatte ich die Anlegemilch aufgetragen, trocknen lassen und das Gold appliziert. Wenn ich Glitzer erwähne, dann liegt es an den Goldflittern, die sich auf Boden, Händen und Tisch absetzten, als ich das überschüssige Metall abpinselte. Ich hängte die Nuß an einen Haken, damit das Gold trocknen konnte.
Der Apfel war schon etwas schwieriger, da ich ihn in der Hand drehen mußte, während ich die Anlegemilch (die sehr klebrig ist!) und später das Blattgold auftrug. Anders als bei der Nuß vergoldete ich ihn nicht ganz und fügte hier und da Flecken hinzu, um ihm einen Vintagelook zu geben.

Am nächsten Tag trug ich die Lackschicht auf, um das Gold zu schützen. Das hört sich einfacher an, als es war (nicht-flache Oberflächen!).

Eine Weile später bestellte ich endlich Golddraht, der mir ausgegangen war (witziges Detail, war er gar nicht, und der Golddraht, den ich bestellt hatte, hatte einen ganz anderen Farbton, was ich vom Bild nicht erkennen konnte, das ging gar nicht), und machte mich daran, die beiden anderen Nüsse zu öffnen, damit ich dieses Projekt fertigbekommen konnte.
Ha! Eine von ihnen wehrte sich dermaßen, daß sie im Müll landete. Überall waren Risse, nicht nur an der Naht (kann man das bei einer Walnuß so nennen?).
Die letzte ging in drei Teilen auseinander, aber ich klebte sie zusammen und bereute schnell, das überhaupt versucht zu haben. Keine Ahnung warum, weil der Prozeß genau derselbe war, aber einige Stellen an dieser Nuß wollten das Blattgold einfach nicht annehmen. Sie bekam dadurch irgendwie einen Vintagetouch, eine alte geerbte Nuß. Vielleicht konnte ich das etwas verstärken, indem ich altes Band verwendete? Mein Gehirn fing an zu ticken, während ich den Lack auftrug.
Nun ratet mal, was passiert ist. An den Stellen, an denen ich die Nuß sehr vorsichtig auf einem Glasbehälter abgesetzt hatte, damit sie ganz durchtrocknen konnte, - natürlich erst nachdem sie schon berührtrocken war - und am unteren Ende wurde der Lack grün, aber nur dort. Ich habe nicht die geringste Ahnung warum, aber was ich nun wußte war, daß diese Nuß mich aktiv haßte, und auch wenn sich das sehr albern anhört, ich haßte die Nuß direkt zurück.


Als mein Golddraht ankam, wurde es Zeit, mir etwas für den Apfel auszudenken, denn natürlich - und das schreibe ich mit einem großen Augenrollen - mußte ich dem ja meinen besonderen Touch geben.
Obwohl der Farbton falsch war, fing ich an, eine Scheibe als Basis zu häkeln, aber nach ein paar Reihen wußte ich, daß das einfach nicht hinhaute. Vielleicht hatte ich in einer meiner Dosen noch etwas roten Draht übrig? Halt! War das Golddraht? Es stellte sich heraus, daß die Farbe paßte, die Drahtstärke aber nicht.
So langsam wurde ich dieses Projekts, das sich konstant gegen mich wehrte, überdrüssig, aber ich wollte mich trotzdem nicht auf einem fleckigen vergoldeten Apfel einlassen, und da fielen mir die Perlennadeln in meiner Vorratsschublade ein. Sie waren für etwas anderes vorgesehen gewesen, das in den Hintergrund rückte,
und die Perlen waren ziemlich groß ... die größten Schneeflocken, die man ja auf einem Weihnachtsapfel sehen wird ... langsam sah das aus wie eine Mischung aus Fliegenpilz und Apfel ... und wißt ihr was ... es war mir inzwischen wurscht.
Ich brachte ein rotes Bändchen an und verkündete, daß dieses Projekt jetzt fertig war, ob mir der Ausgang gefällt oder nicht. (Ich hasse es.)


Beenden wir dies trotzdem auf einer positiven Note. Zumindest ist die erste Nuß hübsch geworden :-D
Das ist eure Belohnung, falls ihr es bis ganz zum Ende geschafft habt.
Danke, daß ihr Geduld mit mir bewiesen habt, ich hatte das Gefühl, daß man auch mal über seine Mißerfolge sprechen muß.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen