Sonntag, 10. November 2024

Kätzchenornamente

Die Ornamentsaison hat begonnen!
Tatsächlich werde ich dieses Jahr aber keinen Weihnachtsschmuck machen, außer wenn ich ihn verschenken möchte.
Nachdem ich letzten Dezember so viele für meinen Adventskalender gemacht habe, aber wegen eines gewissen Katers nicht das Risiko eingehen möchte, welche davon hier in der Wohnung aufzuhängen, bekomme ich im Hausflur eventuell sowieso schon Platzprobleme ;-)

Diese zwei wunderschönen Holzkatzen aber, die Rachel von The Glass Cavern gemacht hat - vielleicht erinnert ihr euch von dem Ammoniten in diesem Post an sie - wollten unbedingt zu Ornamenten gemacht werden.
Mit Sternen kann man nie falschliegen, aber ich finde nicht, daß sie diese Schönheiten unbedingt in Ornamente speziell für Weihnachten verwandeln, sie sind immer noch dafür geeignet, das ganze Jahr über aufgehängt zu werden.

Ungefähr einmal im Jahr versuche ich ein Päckchen mit Stücken an eine Katzenhilfe für ihren Shop zu schicken und diesmal werden diese zwei dabei sein.
Ich hoffe wirklich, daß sie die richtigen Katzenmenschen finden werden, die sie lieben! Ich weiß, daß es mir schwerfällt, diese süßen Gesichter ziehen zu lassen.



Samstag, 9. November 2024

Nostalgie - Nipper

Vor einigen Jahren, als ich noch die "Fundstücke der Woche"-Posts machte, hatte ich ein paar, "Ich bin eine Sammlerin" genannt, in denen ich Vintagestücke zeigte.
Über die Zeit sind meine Sammlungen zum größten Teil nicht mehr gewachsen, aus unterschiedlichen Gründen, aber sie sind noch da und immer noch geliebt. Ich habe auch Vintagestücke, manche geerbt, manche geschenkt, manche von Flohmärkten, manche interessanter als andere.
Ich dachte also, es könnte Spaß machen, immer mal wieder welche davon zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.

Nipper lebt seit vielen Jahren auf meinem Vertiko, seit wir ihn von einem Flohmarkt mit nach Hause gebracht haben.


Er war kein Schnäppchen, aber Liebe auf den ersten Blick, und trotzdem gingen wir weg, kamen zurück, umkreisten ihn und gaben es schließlich auf, seiner Anziehungskraft zu widerstehen.
Ich muß gestehen, ich erinnere mich nicht, wo wir seinen kleinen Bruder herhatten, der ein Ohr in einem Unfall verloren, zweifelsohne von einer Katze ausgelöst.


Es gab in unserem Haus schon einen Nipper vor ihm, einen, in den sich der Ex schon in unserer frühen Steiffsammelphase verliebt hatte, nur hieß er nicht Nipper, sondern Electrola Fox.
Er lebt nicht mehr hier, aber ich habe noch ein Bild von ihm.


Kein Wunder, daß er ihn liebte, er ist echt süß, oder?

Wer aber war Nipper und wie wurde er so berühmt, daß es haufenweise Sammlerstücke von ihm da draußen gibt - und eine oder die andere riesige Statue?!

Foto von Nipper

Nipper war der Hund von Mark Barraud, einem Bühnenmaler, geboren in Bristol 1884 (Nipper, nicht Mark). Obwohl er oft als Foxterrier bezeichnet wird (siehe Steiff), scheint er in Wirklichkeit ein Terriermischling gewesen zu sein und seinen Namen bekam er dank seiner Gewohnheit, in die Beine von Leuten zu zwicken - "nip". Ich habe trotzdem keinen Zweifel, daß er dennoch ein sehr guter Junge war.
Er war gut genug, daß Barrauds Bruder Francis, ein Maler, Nipper aufnahm, als Mark 1887 starb, aber später bat Marks Witwe darum, ihn zurücknehmen zu dürfen, damit er ihr Gesellschaft leistete, und nahm ihn mit nach Kingston upon Thames, wo der leidenschaftliche Rattenfänger im September 1895 starb und begraben wurde.

Irgendwann malte Francis ein Bild von ihm (das Gebäude in 126 Piccadilly hat heute sogar eine blaue Tafel) und meldete es mit dem Namen "Dog looking at and listening to a Phonograph"
an - Hund, der einen Phonograph anschaut und ihm zuhört.
Einige Quellen behaupten, daß Barraud das Gemälde dann Edison Bell für Werbung anbot, während andere sagen, daß die Phonographen-Firma in jeglicher verbliebener Kommunikation nie genau benannt wurde. Was auch immer die Wahrheit ist, das Angebot wurde abgelehnt. Jemand schlug vor, für einen malerischeren Effekt statt des schwarzen Phonographen-Horns ein goldenes Messinghorn einzufügen, also ging Barraud zu The Gramophone Company, um solch ein Horn auszuleihen. Er zeigte eine Fotografie des Gemäldes und wurde gefragt, ob er den Phonographen auch durch ein Grammophon ersetzen könne, dem stimmte er zu, wenn die Firma das Gemälde kaufen würde.

Foto des Originalgemäldes mit Phonograph
(Public Domain über Wikimedia Commons)


Nach einigem Hin und Her schickte die Firma Francis ein Gerät und Geschichte wurde geschrieben.

Aber hörte sich Nipper tatsächlich Aufnahmen seines (toten) Herrchens - His Master's Voice - an, wie man oft lesen kann?
Tatsächlich sind sich die Quellen da auch nicht einig. Anscheinend hat Barrauds Nichte gesagt, daß Mark tatsächlich nie eine Aufnahme seiner Stimme gemacht hat, Nipper aber stattdessen oft in dieser Haltung an der Tür saß, als würde er auf sein Herrchen warten.
Es gab auch Gerüchte, daß die glänzende Oberfläche, auf der Nipper sitzt, Marks Sarg ist, aber all die Quellen, die ich überflogen oder gelesen haben, sind sich in dem Fall einig, daß das echt nur eine Legende ist.
Wie steht es mit "His Master's Voice"? War der Schöpfer dieses Slogans tatsächlich Francis Barraud oder war es eigentlich der Gewinner eines Slogan-Wettbewerbs?
Es gab sogar mehrere Leute, die behaupteten, der eigentliche Maler dieses Bildes zu sein.

Die geänderte und endgültige Version von Barrauds Bild
(Public Domain über Wikimedia Commons)


Barraud malte noch weitere Nippers für verschiedene Firmenbüros.

Da wir gerade bei verschiedenen Firmen sind, in Verbindung mit Nippers Logo hört man gern mehr als einen Namen, das ist Entwicklungen und Copyrighttransfers in der Musikindustrie geschuldet - RCA in den USA, Victor in Japan und EMI in Europa, bis sie das Markenzeichen an die unabhängigen HMV-Geschäfte verkauften (HMV für His Master's Voice).

Es gibt Nipper-Statuen an verschiedenen Stellen, die mit diesen Firmen verbunden sind, einer davon sieht meinem sehr ähnlich, eine Fiberglas-Statue, 5 1/2 Meter hoch, bei The Old Vinyl Factory, einem Areal, das früher EMI gehört hat.
Und natürlich ist Nipper auf Grammophonnadeldosen, Nadelschärfern, Schlüsselringen, Stoff, Streichholzschachteln, Ansteckern und noch viel mehr, es gibt ganze Bücher über Tausende von Produkten.
Oh, und er ist auf Magneten - zum Beispiel an meinem Kühlschrank ;-)


Heute hat RCAs Nipper sogar einen kleinen Welpenbruder, Chipper.

Wenn ihr ein bißchen mehr herumgraben möchtet, empfehle ich euch die letzte Publikation (auf Englisch) in meiner Literaturliste.

Quellen (überwiegend englischsprachig):
London Remembers - Nipper (buried)
London Remembers - Francis Barraud & Nipper
Wikipedia - Englisch und Deutsch
Erik Østergaard - The History of Nipper and His Master's Voice
My London article from July 14, 2024
RCA - Nipper and Chipper (deutsch)
The story of 'Nipper' and the 'His Master's Voice' picture painted by Francis Barraud - compiled by Leonard Petts (1973, als Petts Archivar bei EMI war)

Donnerstag, 7. November 2024

Comfy, Cozy Cinema 2024 - Die Schwester der Braut

Comfy, Cozy Cinema ist eine Zusammenarbeit von Lisa von Boondock Ramblings und Erin von Still Life, With Cracker Crumbs.
Sie haben eine Liste von Filmen zum Anschauen im September und Oktober. Ich bin spät ins Spiel eingestiegen, und da ich kein Abo für Streaming-Plattformen habe, hätte ich wahrscheinlich sowieso nicht alles anschauen können - aber auch wenn sie für heute "Skylark" ausgewählt haben, einen Film, von dem ich noch nicht mal gehört habe, konnten sie ihn dann doch nicht anschauen. Also haben sie stattdessen "Leoparden küßt man nicht" mit Cary Grant und Katharine Hepburn gesehen. Nun, so sehr ich auch Cary liebe, das ist keiner meiner Lieblingsfilme. Er ist in Ordnung, aber etwas zu hektisch für meinen Geschmack.
Ich habe stattdessen einen anderen Grant/Hepburn-Film ausgewählt, "Die Schwester der Braut", ebenfalls von 1938.
 

Von Wikipedia: Das Copyright für das Poster liegt wahrscheinlich
beim Filmverleih Columbia Pictures,
dem Filmverlag oder dem Graphikkünstler.

Der Film beginnt direkt, nachdem zwei der Charaktere von einem Winterurlaub in Lake Placid zurückkommen, wo sie sich unsterblich ineinander verliebt haben, so unsterblich, daß sie so schnell wie möglich heiraten wollen - Johnny und Julia. Wir werden über diese Wirbelwindromanze bei einem Besuch Johnnys bei seinen Freunden, den Porters ... sorry, den Potters (das ist ein Insiderwitz, den ihr versteht, wenn ihr den Film kennt) informiert.

Es gibt nur einen kleinen Haken. Johnny hat gearbeitet, seit er zehn war und seinen Vater verloren hat, und er sehnt sich nach einer Pause, um das zu genießen, solange er noch jung ist (Lake Placid war sein allererster Urlaub) und Julia gehört zur reichen Gesellschaft New Yorks und ist an Status und natürlich Geld gewöhnt.
Leider weiß sie von Johnnys Vergangenhat, hat aber anscheinend vergessen, ihm zu erzählen, wie reich ihre Familie ist. Er findet es erst heraus, als er zu der Adresse kommt, die sie ihm gegeben hat, ein großes Herrenhaus. Weil er denkt, daß sie wohl dort arbeitet, geht er sogar zum Hintereingang!
Johnny ist jedoch erstmal gar nicht so beunruhigt wegen Julias Geld, weil er sich so sicher ist, daß sie ihm in seinen Traumurlaub folgen wird, während sie es nicht einmal für nötig hielt, ihr Geld zu erwähnen, weil sie seine Zukunft schon wie ein Geschäftsabkommen geplant hat. Es ist klar, daß sie nicht sehr viel geredet haben.

Nun - wird Julias Vater mit diesem zukünftigen Schwiegersohn zufrieden sein? Wird er ja oder nein sagen? Wird es helfen, daß Johnny zur Zeit im Finanzsektor arbeitet und die Setons eine Bank haben? Am wichtigsten, werden sie ein gemeinsames Ziel finden und wird ihre Liebe stark genug sein?

Julias ältere Schwester Linda ist sich dessen sicher. Für sie, die in einem Leben feststeckt, in dem sie sich wie in eine Gefangene fühlt, und in einem Haus wie ein Museum lebt, ist Johnny wie ein frischer Wind, und als er ihr von seinem Traum erzählt, Urlaub zu machen, wenn er erstmal genug Geld dafür hat, und zurück zur Arbeit zu gehen, wenn er alt ist, liebt sie diese Vorstellung und ist aufgeregt, daß Julia einen Mann gefunden hat, der sie aus ihrem alten Leben wegbringen wird.

Ned, der Jüngste, der seinen Traum aufgeben mußte, Musiker zu werden und stattdessen dank der fragwürdigen Ehre, der einzige männliche Nachkomme zu sein, an einen Schreibtisch in der Bank gefesselt ist, steht allem eher zynisch gegenüber. Obwohl er Alkohol als seinen persönlichen Ausweg gewählt hat, sind ihm die Gefühle der anderen manchmal erstaunlich klar.

Inzwischen habt ihr vermutlich schon erraten, daß Johnny und Linda in Wirklichkeit die Hauptcharaktere sind. Obwohl Linda alles tut, Julia davon zu überzeugen, daß dies eine enorme Chance für sie ist und sie und Johnny zusammengehören, wissen wir schon, wie das enden wird, wie es wahrscheinlich enden mußte, mit oder ohne Linda.
Zwei Menschen, die sich in Schönheit und Charm verlieben, aber mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen vom Leben und außerstande, Kompromisse einzugehen. Nun ja, Johnny versucht es mal kurz, aber Julia und ihr Vater wollen sich keinen Schritt bewegen, also beschließt er, daß er es doch nicht tun kann. Wie könnte ein echter Kompromiß überhaupt aussehen, hin und her gerissen zwischen völliger Freiheit und Arbeit/Geld?

Nun (zurück) zu zwei Leuten, die nicht nur als Johnnys zwei beste Freunde wichtig sind, sondern auch für ein paar der witzigsten Szenen des Films sorgen. Tut mir leid, wenn ich euch den Eindruck vermittelt habe, daß das nur ein trauriger Film ist, denn das ist er nicht, aber er ist auch keine reine Screwball-Komödie.
Die Porters ... äh, Potters unterrichten beide an der Universität. Sie sind schlagfertig und unkonventionell, und von dem Zeitpunkt an, zu dem sie das "Museum" für die Party zur Verlobungsankündigung an Neujahr betreten (die entgegen Lindas Wünschen abgehalten wird, da sie darum gebeten hatte, eine kleine, gemütliche Party im Spielzimmer organisieren zu dürfen, dem einzigen Raum im Haus, der tatsächlich aussieht, als würde darin gelebt und wo ein paar der wichtigsten Szenen stattfinden), scheinen sie sich sehr unsicher über die Zukunft dieser Verbindung zu sein. Sie möchten einfach nur das Beste für ihren Freund.

Dieser Film beginnt so leicht und fröhlich und optimistisch für das junge Paar. Wieder daheim nach einem Urlaub, frisch verliebt, nichts kann schiefgehen.
Dann beginnen sie des jeweils anderen Zukunftspläne zu erfahren, Pläne, die kein bißchen zusammenpassen.
Linda andererseits ist hin und her gerissen von der Liebe für ihre Schwester und dem Wunsch, dieser Art Leben zu entfliehen. Ich habe mich gefragt, wie sie und Julia überhaupt so gut miteinander auskommen konnten, obwohl sie so unterschiedlich sind.

Mein Herz bricht ein wenig wegen Ned. Bei ihm ist es schon zu weit, er hat nicht den Mut, auch nur einen Fluchtversuch zu starten, selbst als ihm die Hand dazu gereicht wird. Ich kann ihn regelrecht vor mir sehen, an diesem Schreibtisch in der Bank, wie er sein Leben Stück für Stück vertrinkt.

Trotz der Entwicklungen aber hat Johnny fast den ganzen Film über eine Leichtigkeit und scheint manchmal kindlich, was recht erstaunlich ist, wenn man denkt, daß er so viele Jahre nur gearbeitet hat.
Ich denke, das ist es, was Linda anzieht - ich bin mir sicher, inzwischen habt ihr auch das Ende erraten - die versucht, im Spielzimmer, auf das ihre Mutter für das Haus bestanden hat ihre eigene glücklichere Kindheit heraufzubeschwören (man fragt sich, wie ihre Mutter wohl war und ob ihr Tod die Familie auseinanderbrechen ließ). Verliebt sie sich in Johnny als Person oder in die Vorstellung von Johnny? Ich sehne mich verzweifelt nach Happyends, wenigstens in Filmen, und hoffe, es ist ersteres. Sie segeln zusammen in den Sonnenuntergang und leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Ich bin mir nicht sicher, ob sie jemals zurückkommen können, um die Familie zu sehen (armer Ned), weil ich irgendwie das Gefühl habe, daß Papa Seton und Julia nicht sehr glücklich darüber sind, aber zumindest haben sie ihre Freunde an ihrer Seite.

Höre ich mich an, als ob mir der Film nicht gefällt? Nichts könnte weniger wahr sein. Ich liebe ihn und schaue ihn regelmäßig an. Vielleicht ist es Cary Grants Optimismus und seine Überschläge (die er selber gemacht hat, immerhin hat er damit begonnen, daß er mit einer Akrobatentruppe auf Tour ging), vielleicht ist es, daß sogar die traurigen Teile nicht nur traurig sind und daß es Hoffnung gibt, vielleicht liegt es daran, daß ich keinen der Hauptcharaktere wirklich unangenehm finde, nicht einmal Julia und ihren Vater, oder daß ich die Potters liebe.
Vielleicht sollte ich nicht mal versuchen, es herauszufinden, und ihn einfach weiterhin lieben.

Der Film basiert übrigens auf einem Broadway-Stück und ist das Remake eines Films von 1930 (von dem ich gerade gesehen habe, daß er auf YouTube ist, also ratet mal, was ich als nächstes anschauen werde!).

Mittwoch, 6. November 2024

Funkelherz

Vor ein paar Wochen habe ich erklärt, warum mein Blog auf einmal aus lauter Handstickerei zu bestehen scheint (mein arthritisches Daumengelenk), aber auch davon gesprochen, daß ich einen Plan für Perlenstickerei hatte.
Nun bin ich mit dem ersten Stück, das aus diesem Plan hervorging, zurück, aber das würdet ihr nicht mal bemerken, wenn ich nichts gesagt hätte, weil es nur ein klein wenig anders als meine vorherigen Stücke ist.

In dem Blogpost darüber, wie mein Daumen meine Arbeit zur Zeit beeinflußt, habe ich auch erwähnt, daß ich mir ein Stickset mit einem zweiten Ständer und austauschbaren Rahmen in unterschiedlichen Größen besorgt habe. Das brachte mich auf die Frage, warum ich meine Perlenstickereien nicht einfach auch so machte?
Ich klebte meine Cabochons auf wie immer, dann spannte ich einen dünneren Stoff in den Rahmen und nähte durch ihn und meine Stickunterlage hindurch, als ich die Fassung für die Cabochons machte.
Ich habe immer am liebsten Anhänger gemacht und der kleinste Rahmen, den ich mit dem Ständer benutzen kann, ist nicht so klein, also war es mein Plan, an zwei Anhängern zu arbeiten und sie zusammen herunterzuschneiden, um sie fertigzumachen.
Wißt ihr was? Das hat tatsächlich ganz gut funktioniert und auch wenn es nicht hieß, daß sich mein Daumengelenk komplett ausruhen konnte, so vermied ich doch wenigstens ein paar der Bewegungen, die es haßt. Nun mußte ich nur noch schauen, ob der Stoff dünn genug war, um nicht aufzutragen und damit meinem Rand in die Quere zu kommen.
Spoileralarm - er war es.
Ich bin mir sicher, daß die Idee nicht neu ist, ich habe das nicht nachgeschaut, sondern einfach drauflos probiert, aber es zählt nur, daß es funktioniert.

Hier ist der erste Anhänger, der jetzt fertig ist, über den anderen grübelt meine Muse noch nach.
Ich habe hierfür keinen Cabochon verwendet, sondern ein Marmorherz. Es ist wirklich glatt, aber glänzt nicht, und es hat noch diesen irgendwie rohen, unpolierten Look, den ich mit einem glatten Look für die Fassung und mit einem dunklen Funkeln für den Rand als Gegensatz zum subtilen hellen Funkeln des Marmors (der auf Bildern nicht so gut herauskommt, schade) ausbalancieren wollte.
Für die Fassung wählte ich graue Rocailles mit einem leichten Goldschimmer, blaugraue Delicas als Kontrast und eine Reihe winziger silberner Rocailles, die Umrandung ist aus schwarzen Kristallen, ebenfalls mit einem Schimmer von Gold, kombiniert mit Perlen aus echtem Hämatit und passenden Rocailles.



Dieser Anhänger ist daneben. Wenn ihr nur flüchtig hinschaut, merkt ihr es vielleicht gar nicht sofort, bei einem genaueren Blick aber schon.
Der Stein ist asymmetrisch und ich habe nicht versucht, das zu verstecken. Also ist die Fassung auch asymmetrisch und ebenso der Kristallrand. Die Öse mußte ich so plazieren, daß der Anhänger trotzdem noch richtig hängt, und die beiden Perlen oben - eine Buttonperle und ein facettierter Mondstein - sitzen nur so etwa in der Mitte.
Die Rückseite ist eine echte Überraschung mit ihrer leuchtenden Beerenfarbe. So herumgedreht sieht man auch die Asymmetrie ganz deutlich.



Nun, sind wir nicht alle ein bißchen "daneben"? Ein Auge größer als das andere, ein Ohr ein wenig höher, ein Fuß länger oder was sonst noch so vorkommt, und manchmal ist auf der Rückseite eine Überraschung ;-)
Ich hatte es übrigens nicht von Anfang geplant, es passierte einfach dadurch, daß ich dem Stein mit den Perlen folgte, aber je länger ich daran arbeitete, um so mehr dachte ich, daß ich mich anscheinend endlich auf die Asymmetrie einließ, etwas, womit ich immer sehr gekämpft, es aber nie aufgegeben hatte. Ich finde, es ist einfacher, komplett über Bord zu gehen, mit Freiform.
Macht es mich immer noch etwas nervös? Auf jeden Fall, aber mir gefällt der Gedanke, wie sich jemand fragt, was bei diesem Stück denn anders ist, es Schritt für Schritt herausfindet und sich vielleicht ebenfalls darauf einläßt.

Nun muß ich den nächsten Schritt für das andere "Rahmen"stück finden, damit ich es fertigmachen kann.
Ich werde das Gefühl nicht los, daß ich mich damit selbst in ein Eck gedrängt habe, aber Wunder geschehen, also werde ich die Hoffnung mal noch nicht aufgeben.

Donnerstag, 31. Oktober 2024

Comfy, Cozy Cinema 2024 - Dracula

Comfy, Cozy Cinema ist eine Zusammenarbeit von Lisa von Boondock Ramblings und Erin from Still Life, With Cracker Crumbs.
Sie haben eine Liste von Filmen zum Anschauen im September und Oktober. Ich bin spät ins Spiel eingestiegen, und da ich kein Abo für Streaming-Plattformen habe, hätte ich wahrscheinlich sowieso nicht alles anschauen können - aber auch wenn sie für ihr eigenes Halloween "Zauberhafte Schwestern" ausgewählt haben, den ich nicht besitze, haben sie die Wahl für andere, die an diesem Tag mitmachen, offengelassen.
Meine persönliche Wahl für heute ist einer meiner absoluten Favoriten und - Überraschuuuung - sein "Geschwisterchen". Ich spreche von "Dracula" und "Drácula", beide von 1931.
Seid ihr verwirrt?

Illustrator unbekannt; Verleih durch Universal Pictures.
  Scan über Heritage Auctions. Vom Originalbild beschnitten, Public Domain,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=86980777

Vor ein paar Jahren beschloß ich, meine DVD-Sammlung um ein paar Klassiker aus dem Horrorgenre zu erweitern, zum Beispiel "Nosferatu", "Phantom der Oper", "Der Wolfsmensch", "Frankenstein" und natürlich meinen geliebten "Dracula", den ich vorher im Fernsehen angeschaut hatte, wenn er kam, aber seltsamerweise noch nicht selber besaß.
Ich hatte schon die "Grabstein-Edition" gekauft, so benannt nach der grabsteinförmigen Box mit vier Filmen, darunter "Dracula", als mir noch eine andere Ausgabe auffiel mit - hä, zwei Filmen?
Vielleicht wißt ihr - ich wußte es nicht - daß Tonfilmen in den Anfängen nicht immer für den internationalen Markt synchronisiert wurden, sondern es stattdessen Versionenfilme oder Mehrsprachenversionen gab, oft am selben Set, mit derselben Crew und denselben Kostümen gefilmt, aber mit anderen Schauspielern, die die gewünschte Sprache fließend sprachen. Am üblichsten waren Versionen in Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch (seit nach dem Krieg hatte Deutschland eine große Synchronisationsindustrie, was für meine amerikanischen Freunde oft ungewöhnlich ist, wie ich feststellen mußte, aber das ist eine andere Geschichte).

Viele der Exportversionen sind verlorengegangen, aber eine der, die immer noch existiert, ist die spanische "Drácula"-Version.
Ich konnte nicht anders als mir das anzuschauen, kaufte diese Box also auch noch.


Verleih durch Universal Pictures.
 Scan über brandonsiddall.wixsite.com., Public Domain,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=89223507

Ich glaube nicht, daß ich wirklich viel über die Handlung von "Dracula" erzählen muß.
Renfield, ein Makler, reist zu einem Schloß in Transylvanien, um mit Graf Dracula den Mietvertrag für eine Abtei in England abzuschließen. Zu seinem Pech ist Dracula ein Vampir, der Renfield zu seinem Diener macht, mit ihm nach England reist und das tut, was Vampire am besten können, seine Opfer verzaubern und ihr Blut trinken, bis er von Professor Van Helsing aufgehalten wird.

Sprechen wir also ein bißchen über die Unterschiede zwischen der englischen und der spanischen Version. Es gibt Dokumentationen, Interviews und Artikel darüber, also wird das folgende nur meine persönliche Meinung ausdrücken, mit der natürlich nicht jeder einverstanden sein wird.

Die Filme basieren auf einem erfolgreichen Theaterstück, das natürlich wiederum auf Bram Stokers Buch basiert. Ich habe mal versucht, das Buch zu lesen, habe es aber nicht durchgeschafft. Das ist schon lang her, vielleicht sollte ich es nochmal probieren, aber nach dem, was ich gelesen habe, zu urteilen, bin ich nicht die einzige, die Probleme mit dem Stil hat.
Natürlich mußte das Stück viel wegschneiden und das gilt auch für diesen Film, noch mehr für die englische Version, die nur 75 Minuten lang ist, verglichen mit den 104 Minuten der spanischen Version (die extra 29 Minuten füllen ein paar Lücken in der Geschichte)!
Davon abgesehen sind die Drehbücher überwiegend sehr ähnlich, soweit ich das beurteilen kann, da ich kein Spanisch spreche und auf Untertitel angewiesen bin.

Die englische Version wurde tagsüber gedreht, die spanische Version nachts am selben Set (aber nicht mit derselben Crew), mit einem kleineren Budget und einem engeren Drehplan. Es heißt aber, daß der spanische Film davon profitierte, daß die Crew sich das anschauen konnte, was am Tag gedreht worden war, und daher ihre eigene Arbeit im Hinblick auf die Beleuchtung, das Blocken und einige der Effekte verfeinern konnte.

Ich bin absolut kein Filmexperte, darum könnte ich euch nicht genau sagen warum, aber ich stimme dem zu, daß die spanische Version polierter aussieht, fließender und in manchen Szenen dramatischer ist als die englische, von der gesagt wird, daß sie sehr theaterhaft wirkt, mit viel Dialog, sehr langsam und ohne viel Action. Ich frage mich, was eine halbe Stunde mehr ausgemacht hätte. Nicht daß man die spanische Version als Actionfilm bezeichnen könnte, wohlgemerkt, der Dialog war teilweise auch sehr langsam.
Das kam mir aber gar nicht so ungewöhnlich vor. Es war 1931 und Filme wurden nicht in der gleichen Art gemacht wie heute. Ich kann mit etwas übertriebenem Spiel leben, der extremen Betonung einzelner Wörter (zum Beispiel Renfield im spanischen Film) und mit dramatischen Pausen in Sätzen. Ich verstehe nicht, warum jemand diesen Film überhaupt mit den folgenden vergleichen wollen würde.

Die Schauspieler und Schauspielerinnen machten keinen großen Unterschied für mich. Beide Renfields waren toll in ihrem Wahnsinn (obwohl der spanische mehr Zeit bekam, das zu zeigen), die englische Mina war nicht so interessant wie die spanische Eva (die außerdem freizügigere Kostüme trug), aber die anderen hatten keine sehr große Chance zu glänzen, nicht einmal der Professor.

Warum ist mir aber die englische Version trotzdem immer noch lieber?
Ein Name - Bela Lugosi. Carlos Villarías war in Ordnung, als die anderen noch nicht wußten, daß er ein Vampir war und er sich in höflichem Dialog übte, aber während Lugosi die ganze Zeit diesen ominösen und doch bedrohlichen Blick hatte, sah Villarías in seinen Vampirmomenten nur gestört aus, mit seinen weit aufgerissenen Augen und einem seltsamen Grinsen im Gesicht, was auf mich mehr albern als furchterregend wirkte.
Lugosi, der auch im Theaterstück den Dracula gegeben hatte und so wild auf die Filmrolle war, daß er ein sehr niedriges Gagenangebot akzeptierte (ursprünglich war Lon Chaney für die Hauptrolle vorgesehen, aber er starb 1930), legte den Maßstab dafür fest, wie Dracula noch heute in den Köpfen der meisten aussieht, das Haar, das Cape, der durchdringende Blick, sogar der Akzent, der gar nichts mit Dracula an sich zu tun hatte, sondern Lugosis eigener Akzent war, weil er zu der Zeit wenig Englisch sprach.

Es gäbe noch so viel mehr zu sagen, über das Set zum Beispiel, dessen Elemente ebenfalls Teil der Vampirlegende wurden, lange Treppen, Särge, verfallene Schlösser, Fledermäuse, Wölfe und Spinnen (und ihre Netze).
Ich habe allerdings keine Ahnung, warum die Oppossums und Gürteltiere in den Katakomben des transylvanischen Schlosses nicht weiterhin übernommen wurden ;-)
Oder ich könnte über das Ende sprechen, das recht abrupt und ziemlich antiklimaktisch ist.

Vielleicht möchtet ihr die Filme ja irgendwann selber anschauen, um mehr herauszufinden.
Wenn ihr das tut, laßt mich wissen, was ihr denkt!


P.S. Natürlich starrt Bela Lugosi von meiner Fanwand aus Perlenwebporträts auf mein Bett herab ...

Mittwoch, 30. Oktober 2024

Nessie-Sichtung!

Als mein Bruder noch klein war, hatte er drei Bücher, die er absolut liebte. Ich kann nicht mal sagen, wie oft wir sie uns anschauen mußten. Sie handelten von UFOs, Geistern und Ungeheuern - und das letzte war bei weitem sein Favorit.
Für mich war das in Ordnung, da ich selber seit meiner Kindheit genauso fasziniert bin.

Mein Lieblingskryptid ist Nessie. Ich liebe den Gedanken daran, wie sie in diesem wunderschönen Loch schwimmt und sich versteckt und ich wollte Loch Ness schon so lange unbedingt sehen.
2009 bekam ich endlich die Chance. Der Ex und ich besuchten Edinburgh und es war klar, daß ein Tag für einen Tagesausflug zum Loch Ness reserviert sein würde. Es war fantastisch und ich muß immer noch lächeln, wenn ich an diesen Tag zurückdenke, aber auch ein klein wenig traurig, weil ich ziemlich sicher bin, daß ich nicht wieder dahin zurückkommen werde. Falls ihr ein bißchen über diesen Tag lesen und Bilder sehen möchtet, könnt ihr euch "Edinburgh Day 2" anschauen, nur auf Englisch allerdings, denn damals hatte ich den deutschen Blog noch nicht.



Ich bin mir sicher, daß wir Nessie an diesem Tag gesehen hätten, wenn da nicht so viele Menschen gewesen wären! ;-)

Nun, wenn Nessie schon damals nicht zu mir kommen wollte, dann mußte ich einfach dafür sorgen, daß sie jetzt zu mir kam. Sticken war die Rettung! :-D
Seht ihr, sie existiert doch!


P.S. Man sollte allerdings nie sticken, wenn man verärgert ist,  denn wenn man einen dicken Hals kriegt, überträgt sich das womöglich ein ganz klein wenig auf Nessie ;-)

Samstag, 19. Oktober 2024

Comfy, Cozy Cinema 2024 - Das Fenster zum Hof

Comfy, Cozy Cinema ist eine Zusammenarbeit von Lisa from Boondock Ramblings und Erin from Still Life, With Cracker Crumbs.
Sie haben eine Liste von Filmen zum Anschauen im September und Oktober. Ich bin spät ins Spiel eingestiegen, und da ich kein Abo für Streaming-Plattformen habe, hätte ich wahrscheinlich sowieso nicht alles anschauen können - aber "Das Fenster zum Hof" ist natürlich einer der Hitchcock-Filme in meiner altmodischen DVD-Sammlung.

Copyright von Paramount International. Künstler unbekannt. Public Domain, über Wikimedia Commons


Macht euch auf ein paar Spoiler gefaßt, falls ihr es also bis jetzt tatsächlich geschafft habt, diesen Film nicht zu sehen, wollt ihr jetzt vielleicht nicht weiterlesen, allerdings verrate ich diesmal nicht das Ende.

Was würdet ihr tun, wenn ihr einen Gips hättet, der es euch wirklich schwermachen würde, euch irgendwie zu bewegen, also verbringt ihr die meiste Zeit eurer Genesung in einem Rollstuhl in eurer Wohnung?
(Zeit für zuviel Nachdenken: Würde man heute überhaupt noch einen solchen Gips benutzen? Ich mußte mal schnell googlen und wie es aussieht, ist das sehr selten der Fall. Nachdenken Ende.)
Wärt ihr ein erfolgreicher Fotograf mit viel Energie, wärt ihr wohl kaum damit zufrieden, mit Perlen oder Nadeln zu spielen, wie wir das vielleicht zur Ablenkung täten. L.B. "Jeff" Jefferies ist ein solcher Fotograf, und wie er so in seiner heißen Wohnung festsitzt und gelangweilt ist, verbringt er seine Zeit damit, die kleine Welt zu beobachten, die er durch sein Fenster sehen kann - das heißt, er spioniert seine Nachbarn aus, die hübsche junge Tänzerin, den Komponisten, der an einem neuen Musikstück arbeitet, die Frischverheirateten, die einsame Frau, die Bildhauerin, und dann sind da noch der Mann und seine kranke Frau, die kaum jemals aus dem Bett aufsteht.

Lisa ist Jeffs Freundin, ein wunderschönes Model, das regelmäßig zu Besuch kommt, und dann ist da Stelle, die Krankenschwester. Anfangs lehnen sie beide Jeffs Zeitvertreib völlig ab, aber dann werden auch sie immer mehr hineingezogen, vor allem als die kranke Frau plötzlich verschwindet.
Jeff ist überzeugt, daß ihr Mann sie ermordet und zerstückelt hat, und je mehr sie sehen, stimmen ihm Lisa und Stella zu. Er bittet einen alten Freund um Hilfe, der jetzt für die Polizei arbeitet, dessen Nachforschungen aber nichts ergeben außer daß Mr. Thorwald seine Frau zum Zug gebracht und sie schon eine Postkarte geschickt hat.
Also beschließen sie, soviel wie möglich selber herauszufinden und provozieren Thorwald in der Hoffnung, daß er einen Fehler machen wird, und Lisa geht sogar in seine Wohnung, wodurch sie in Gefahr gerät, wobei Jeff und Stella geschockt und hilflos zusehen.
Lisa entkommt, aber unglücklicherweise findet Thorwald dadurch heraus, daß er beobachtet wird und von wo aus, und so muß er handeln ...

"Das Fenster zum Hof" basiert auf einer Kurzgeschichte von Cornell Woolrich, "It Had To Be Murder" von 1942 (ich habe sie leider nicht auf Deutsch gefunden, aber unter dem Link ist das Original verfügbar), die ich zuvor nicht kannte, nun aber für diesen Post gelesen habe. Nicht unbedingt eine gute Idee, aber in diesem Fall war das okay. Obwohl es Unterschiede gibt, verstehe ich, warum diese sein mußten, um die Geschichte für einen Kinofilm auszustopfen, und das auch noch gut.
Es gibt weder Lisa noch Stella in der Geschichte, stattdessen ist da der Haushaltshelfer Sam, aber tatsächlich erfahren wir über die Frauen eine Menge über Jeff, was in der Geschichte ganz fehlt.
Zum Beispiel hat Jeff Angst davor, durch eine Heirat angebunden zu sein, und glaubt, daß sein Lebensstil des reisenden Fotografen und der von Lisa als Dame der feinen Gesellschaft nicht zusammenpassen. Andererseits tut Lisa jetzt alles, um ihm zu beweisen, daß sie mehr kann als nur schön zu sein. Stella in ihrer praktischen Art hält sich nicht zurück, das laut auszusprechen, was die anderen vielleicht nur andeuten, egal ob es dabei um Ehe oder mögliche Details des Mordes handelt.

All die Nachbarn spielen tatsächlich keine Rolle in der Kurzgeschichte. Sie werden anfangs zwar erwähnt, der Fokus liegt aber auf Jeff und Thorwald, was meinem Gefühl nach das Gefühl der Isolation sogar noch erhöht.
Im Film ist Jeff ein Teil dieser Nachbarschaft, die er im Moment nur durch sein Fenster sehen kann, und schaut dabei zu, wie sich all diese kleinen Geschichten entwickeln, aber einzeln, denn zu dieser Zeit gibt es keinerlei nachbarlichen Interaktionen.
Das ist auch das meiste davon, was wir sehen (außer einer Szene, die den Hof von allen Seiten zeigt und in der alle Nachbarn an die Fenster kommen), wir werden Voyeure durch Jeffs Augen, dann sehen wir seine Reaktion darauf, was dort draußen passiert. Der Film bewegt sich nie von diesem Hof weg.
In einem Making of des Films sagte der Regieassistent, daß es eine Szene im Büro von Jeffs Herausgeber gab, er Hitchcock aber sagte, er denke, die sollte man nicht benutzen, also haben sie das am Ende auch nicht getan.

Ich habe mal in der Familie gefragt, was sie, ohne groß nachzudenken, über den Film sagen würden, und es kam "Spannung, tolle Einstellungen, eine schöne Frau, tolle Kleider".
Da kann ich nur zustimmen und ich finde, Edith Heads Design verdienen es, genannt zu werden. Die Kleider, die sie Grace Kelly anzogen, waren einfach fantastisch und ich schwärme vor allem von dem, das sie trägt, wenn man sie das erste Mal sieht.

Ich habe nur eine kleine Beschwerde.
In der Kurzgeschichte ist Mrs. Thorwald chronisch krank (wahrscheinlich, Jeff lernt sie ja nie kennen), aber sie nörgelt weder noch lacht sie ihren Mann aus. Daß sie im Film so dargestellt wird, scheint mir anzudeuten, daß er einfach davon genug hat, Jeff erwähnt sogar die Streitereien seinem Polizistenfreund gegenüber. Die unbestätigte Theorie in der Kurzgeschichte ist, daß Thorwald wahrscheinlich eine Versicherung auf sie abgeschlossen hat und sie dann umbringt, weil sie ihn dabei ertappt, wie er versucht, sie langsam zu vergiften, auf ein neues Leben mit seiner Geliebten hoffend. Nichts deutet darauf hin, daß sie irgendetwas provoziert hat.

Ich werde das nächste Mal nicht dabei sein, wenn (die echte ;-)) Lisa und Erin sich einen weiteren Hitchcock-Film mit Grace Kelly anschauen werden, "Bei Anruf Mord", weil ich den Film nicht habe und ich nicht nur aus dem Gedächtnis darüber sprechen möchte, aber ich werde definitiv bei ihren Blogs vorbeischauen.