Samstag, 10. Mai 2025

10 am 10. - Würdest du lieber ...


Es ist Zeit für 10 am 10.!
Diesmal stellt uns Marsha ein paar "Würdest du lieber ..."-Fragen. Schauen wir mal, welche ich beantworten kann.


1. Würdest du lieber in einem Tiny House auf dem Land leben oder auf einem Boot auf einem Fluß oder See?

Um ehrlich zu sein, nichts von beidem. Ich bin äußerst klaustrophobisch und allein der Gedanke verursacht mir Gänsehaut.
Trotzdem bin ich von englischen Kanalbooten fasziniert, wenn ihr mich also dazu zwingt, wäre das, was ich wählen müßte.
 
Bild über pxhere

2. Wärst du lieber ein Charakter in einem Shakespeare-Stück oder in einer Stephen King-Verfilmung?

Das ist einfach. Auf jeden Fall Shakespeare, am liebsten eine der drei Hexen im schottischen Stück (ja, ich weiß, daß das hier ein Blog und kein Theater ist).
Das schottische Stück war ein Thema in meinem Englisch-Leistungskurs und sorgt daher immer für ein paar Erinnerungen.
Eine davon ist, wie unsere Englischlehrerin fragte, ob wir etwas für unser Abifest machen wollten.
Meine Freundin und ich meinten, wir würden die Hexenszene aufführen, aber nur wenn einer der anderen die dritte Hexe geben würde. Dieser eine war der Liebling unserer Lehrerin - das dachten nicht nur wir zwei - und er lehnte rundum ab. Wir meinten das gar nicht als Scherz, wir hätten es durchgezogen, was für jemanden wie mich hart gewesen wäre, weil ich nicht öffentlich sprechen will, aber hey, es sollte wohl nicht sein ...

Cavendish Morton, Public Domain über Wikimedia Commons

3. Wäre es dir lieber, wenn deine Küche voller schwarzer oder voller rosa Geräte wäre?

Schwarz, silber oder rot. Kein rosa bitte!

4. Wärst du lieber allergisch gegen Kuchen oder gegen Chips?

Chips. Die esse ich nicht sehr oft, aber ich würde definitiv nicht auf den Kokosnuß-Blechkuchen meiner Schwester verzichten wollen!

5. Hättest du lieber eine fünfminütige Unterhaltung mit deinem Ich aus der Vergangenheit oder aus der Zukunft?

Vergangenheit. Ich denke nicht, daß ich zu diesem Zeitpunkt irgendetwas über die Zukunft hören möchte.
 

6. Wärst du lieber reich oder berühmt?

Noch was Einfaches. Reich. Mit Geld kann man soviel Gutes tun. Ich würde so gern mehr spenden können.
Andererseits kann ich nicht gut mit Gruppen und schätze meine Privatsphäre, deshalb will ich an Berühmtheit nicht mal ansatzweise denken.

7. Würdest du lieber einen brandneuen großen, großen Truck fahren oder ein leicht gebrauchtes kleines Auto?

Ich fahre gar nicht (ich habe mir nicht mal die Mühe gemacht, meinen alten Führerschein gegen einen aktuellen umzutauschen), aber mein Traum war immer ein altes VW-Käfer-Cabrio (das laut mehreren Leute, meinen Ex eingeschlossen, eine Garage und seinen eigenen Mechaniker braucht).

Bild über pxhere

8. Würdest du lieber mit deinen Eltern zusammenwohnen oder mit deinen Kindern?

Ich habe keine Kinder außer pelzigen und mit denen wohne ich schon zusammen
😋
Ich würde nicht wieder mit meinen Eltern zusammenwohnen wollen. Gewöhnlich bin ich recht zufrieden damit, allein zu leben.

9. Hättest du lieber eine häßliche Tätowierung, wo sie jeder sehen kann, oder eine schön, die niemand sehen kann?

Ich habe eine Tätowierung, die ich liebe. Sie ist auf meinem Bein und normalerweise sieht sie keiner komplett, weil ich selten etwas trage, das kurz genug dafür ist. Ich wollte es so, weil sie für mich ist.

10. Würdest du lieber ein Sandwich mit Erdnußbutter und Frühstücksfleisch (Spam) essen oder eins mit Erdbeergelee and Salatblättern?

Ich mag Erdnußbutter nicht und ich bin Vegetarierin. Ich bin auch kein großer Fan von Gelee, weil es mir gern vom Brot rutscht, ich ziehe Marmelade oder Konfitüre vor.
Auch wenn ich keine Vegetarierin wäre, würde ich aber immer Erdbeergelee und Salat wählen. Etwas, das ich früher nicht getan habe, in letzter Zeit aber öfter, ist bittere Orangenmarmelade und Käse zusammen zu essen und das schmeckt mir recht gut.
Salat würde den Erdbeergeschmack nicht verderben, glaube ich, sondern für etwas Frische sorgen.

Da habt ihr's, alle zehn geschafft!

Freitag, 9. Mai 2025

Tränendes Herz, die Fortsetzung

Ich habe mir das Bild des rosa Tränenden Herzens in meinem Frühlingspost nochmal angeschaut und da sprang es mich an - das Weiß, das unter dem Rosa herauslugt.

Warum hatte ich da nicht gleich dran gedacht? Ich hatte ein paar weiße Perlen und also kleine Mengen von klaren Perlen mit rose und lila Farbeinzug, vielleicht wäre das ja genug für einen Prototyp eines großen Herzens?
Überraschung!


Zum Schluß war noch eine lila Perle übrig!
Ich bin mit diesem größeren Versuch recht zufrieden, weil ich ein paar Dinge daraus gelernt habe.
Wenn ich die großen Perlen benutze, kann ich die Blütenblätter nicht so gut biegen wie im kleinen Herz und ich würde versuchen, das Herz unten etwas zu verlängern - bei den großen Perlen bekommt man keine so schöne Spitze - und den Tropfen etwas kleiner machen. Im Herz sollte außerdem weniger Weiß sein, das mußte ich aber so machen, weil ich so wenig rosa und lila hatte.

Hier ist ein Vergleich zwischen dem großen und dem kleinen Herzen.
Das kleine gefällt mir zunehmend besser und schließlich gibt es an einer Pflanze ja auch verschiedene Größen.


Und so ist dann klar, daß die Reise weitergeht ...

Donnerstag, 8. Mai 2025

Stummfilme - Ausgerechnet Wolkenkratzer oder der Luftikus

Ich habe schon erwähnt, daß mein Stummfilm"wissen" vor diesem Projekt hauptsächlich aus Schnipseln aus den Sketchshows bestand, die wir als Kinder angeschaut haben.
Einer dieser Schnipsel ist natürlich dieses Kultbild.


Wieviel Leute kennen aber den Film, aus dem es stammt? Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn als Kind jemals komplett gesehen zu haben, obwohl ich Harold Lloyd immer lieber mochte als Charlie Chaplin oder Buster Keaton, auch wenn man ihn "The Third Genius" nennt, das dritte Genie, und sein Name heute weniger bekannt ist.
Vielleicht lag es ja einfach an meiner Oberflächlichkeit, weil ich ihn besseraussehend fand und weil er so normal schien, einfach ein Durchschnittstyp. Vielleicht ist der Grund, daß ich gern auf der Seite des Underdogs bin und er mir im Vergleich zu seinen anerkannteren Kollegen wie ein Underdog vorkam (obwohl ich das als Kind kaum schon gewußt haben kann). Wer weiß, vielleicht ist es auch alles zusammen.
Auf jeden Fall war es an der Zeit, Harold Lloyd anzuschauen, und ich fing mit "Ausgerechnet Wolkenkratzer oder der Luftikus" an.


Die Handlung (wie üblich mit Spoilern).
Harold verläßt seine Heimatstadt, um in die große Stadt zu gehen und dort erfolgreich genug zu werden, um sein Mädchen zu heiraten.
Das klappt nicht so recht, Harold verkauft Stoffe in einem Kaufhaus und teilt sich ein Zimmer mit seinem Freund "Limpy Bill", einem Hochhaus-Bauarbeiter, aber Mildred gegenüber kann er das nicht zugeben. Stattdessen versetzt er den Phonographen (Bills und seinen?), um ihr einen sehr hübschen Anhänger zu schicken, zu dem er sich die Kette noch nicht leisten kann.
Am Ende einer Schicht begegnet er einem Polizisten, den er von zu Hause kennt, und als Bill ihn abholt, sagt er ihm als Streich, er solle den Polizisten, der an einem Telefon steht, umschubsen, er würde das dann ausbügeln. Leider ist es inzwischen ein anderer Polizist und um ihm zu entkommen, klettert Bill ein Gebäude hinauf.

Nachdem Harold Mildred eine Kette geschickt hat, die ihn mehr als einen Wochenlohn gekostet hat, überzeugt Mildreds Mutter sie, nicht länger zu wrten und ihm die Stadt zu folgen.
Sie kommt am Kaufhaus an und nun muß Harold die Lüge über seinen Erfolg aufrechterhalten, vor allem als Mildred ihn neben dem Büro des Managers sieht und denkt, daß er der Manager ist.
Dann hört er zufällig, wie der Manager sagt, er würde 1000 $ für eine neue Idee zahlen, die Leute in den Laden bringt, und schlägt eine "menschliche Spinne" vor, die das 12-stöckige Gebäude, in dem der Laden ist, hochklettern, wobei er natürlich an Bill denkt, dem er die Hälfte des Geldes anbietet.

Der Tag des großen Stunts ist da, aber der Polizist hat die Ankündigung in der Zeitung gesehen, errät, daß Bill der geheimnisvolle Mann ist, und wartet am Startpunkt auf ihn.
Also sagt Bill, daß Harold die Kletterpartie anfangen soll und er dann weiter oben übernehmen wird, aber er kann den Polizisten einfach nicht loswerden, also klettert und klettert und klettert Harold von einem Hindernis zum anderen, Absätze, ein Seil, hungrige Tauben, eine Uhr ... bis er endlich das Dach erreicht, auf dem Mildred auf ihn wartet (die ihn übrigens kurz danach im echten Leben geheiratet hat).


Dieser Film scheint zwei Teile zu haben.
Da ist die Liebesgeschichte und der Arbeitsplatz, verbunden, als Harold versucht, die Wahrheit vor Mildred zu verstecken, und es gibt die letzten 20 Minuten, die voller Spannung sind und tatsächlich die Anfangsidee für den Film waren.
Lloyd hatte Bill Strother, der den Kumpel spielt, gesehen, als ein er hohes Gebäude erkletterte und fand, das würde eine gute Thrillszene abgeben, dann machten sie dazu die Einleitung.

Wie üblich sind die Kritiken geteilt.
Es gibt Leute, die finden, daß Lloyd einfach nicht witzig war, weil er nicht so inspiriert wie Chaplin und Keaton war, andere loben, daß er vielleicht kein natürlicher Komödiant war, aber einer wurde.
Ich weiß nicht, warum ich sie überhaupt vergleichen muß. Ist mir nicht gestattet, unterschiedliche Herangehensweisen zu genießen?
Also ich kann auf jeden Fall sagen, daß es im Film eine Menge witziger Szenen gab. Die Szene während des Jubliäumssonderverkaufs erinnerte mich zum Beispiel sehr n die ersten Tag unserer Sommer- und Winterschlußverkäufe (die ich immer vermieden habe). Mir gefielen die schnellen Reaktionen, die Harold zeigt, als er versucht zu verhindern, daß seine Lüge aufgedeckt wird, oder als er in einem Handtuchtransporter festhängt und sein Bestes tut, um wieder rechtzeitig zurück bei der Arbeit zu sein, damit er seine Stelle nicht verliert.
Die letzte Sequenz war nicht so sehr witzig wie aufregend und hat meine Aufmerksamkeit total gefesselt, obwohl ich natürlich wußte, daß er nicht wirklich auf ein 12-stöckiges Gebäude klettert.

Was uns zur Frage Nummer 1 bringt - wie haben sie das gemacht? Hat Lloyd seine eigenen Stunts gemacht? Was war der Trick? Wieder war ich von einigen Kommentaren überrascht. Es war, als dächten die Leute, die Tatsache, daß Lloyd "nur" höchstens drei Stockwerke hoch hing, sei Mogelei.
Ja, dann hatte er also Hilfe von Strother (für die Aufnahmen aus der Ferne) und von einem Zirkusartist (als er am Seil baumelt) und einem Stuntman. Schlaue Leute holen sich Hilfe von Leute, die auf etwas spezialisiert sind.
Außerdem hatte Lloyd tatsächlich Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand einige Jahre zuvor verloren, als sich eine Bombenattrappe für eine Fotositzung als echt herausstellte.

Es ist mir egal (auch wenn es interessant ist), welche Kamerawinkel sie benutzt haben oder ob sie statt des echten Gebäudes eine Plattform auf dem Gebäude gebaut haben anstatt das echte Gebäude selber zu verwenden und ich das außerdem vorher wußte, weil es so überzeugend war, daß ich trotzdem noch erschrak und es mir schwerfiel, manches davon anzuschauen.
Und übrigens, Luke Skywalker ist kein echter Jedi und Sindbad kämpfte nicht gegen echte Monster. Ich sag ja nur.
Ich habe den Film ohne Musik angeschaut (obwohl es auf YouTube eine Version mit Musik gibt, nämlich hier) und ich möchte gar nicht wissen, was spannungsgeladene Musik während der Kletterei mit mir gemacht hätte.

Zu guter Letzt noch eine Warnung - es gibt eine kurze Szene, in der ein jüdischer Ladenbesitzer dargestellt wird, und zwar als sehr häßliches Klischee, wie wir leider wissen, nicht ungewöhnlich für die Zeit, aber heutzutage trotzdem unangenehm anzuschauen).

Alles in allem ist dies ein Film, von dem ich mir definitiv vorstellen kann, ihn nochmal zu sehen.

Quellen (englisch)
1. The official Harold Lloyd website - Biography
2. Ed Park: Safety Last!: High-Flying Harold. Auf: The Criterion Collection. Essays. 17. Juni 2013
3. Jeffrey Vance: Safety Last! Auf: San Francisco Silent Film Festival. Essay. 2013
4. Arik Devens: Safety Last! Auf: Cinema Gadfly. Essay. 16. Mai 2015
5. Pamela Hutchinson: Don't look down: 100 years of Harold Lloyd's Safety Last! Auf: The Guardian, 24. März 2023
6. Kevin Brownlow und David Gill: Harold Lloyd: The Third Genius. TV-Dokumentation 1989.
7. Roger Ebert: The third genius of silent film. Auf: RogerEbert.com, 3. Juli 2005


Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Montag, 5. Mai 2025

Tränendes Herz, ein Prototyp

Ich mache nicht oft Prototypen. Ich spiele. Ich experimentiere. Ich mache ewige WIPs (nicht absichtlich!) zum Anschauen, damit ich mich fragen kann, was zum Geier ich da eigentlich gemacht habe und wie ich das wiederholen oder verfeinern soll.
Ich schreibe nie etwas auf. Ich skizziere nichts. Nicht schlau, ich weiß, aber das wird sich jetzt nicht mehr ändern (wartet mal, einmal habe ich es gemacht, für meine aus Draht gehäkelten Christbaumkugeln, aber ich weiß nicht, wo der Zettel gelandet ist, was auch egal ist, weil ich seit Jahren keine mehr gemacht habe).
Ich setze mich nicht hin und versuche aktiv etwas auszuarbeiten. Zu messen und zu zählen. Ich habe keinen analytischen Kopf. Die Dinge kommen zu mir oder eben nicht.

Diesmal habe ich einen gemacht, einen Prototyp, so irgendwie.
Ich wollte ihn euch noch nicht zeigen, weil ich es erst richtig hinbekommen wollte, aber das kann noch eine Weile dauern.

Der schwierige Teil
war nich das 3D-Herz, sondern der Blutstropfen oder die Träne (abhängig von eurer Sprache) und die Ende der äußeren Blütenblätter, die sich nach oben biegen.
Hier habe ich nur Rocailles in Größe 11 und 15 benutzt, um die Kurve der Blütenblätter hinzubekommen, aber kleiner gefielen sie mir nicht und so war das Herz für meinen Geschmack zu klein.
Richtig, deshalb die Größe 8, die den Vorratsfresser-Post inspiriert hat.

Ich hatte aber nicht genug weiße Perlen in Größe 8, um auszuprobieren, ob das mehr nach dem aussehen würde, was ich mir vorstellte.
Porto ist definitiv zu hochgegangen, um nur ein Röhrchen Perlen zu bestellen. Nun ist auch noch das Minimum für den kostenlosen Versand ganz schön hochgegangen. Als ob es nicht schon jetzt schwierig genug für mich wäre, eine Perlenbestellung zusammenzustellen!
Nicht daß ich die Perlenläden nicht verstehen würde, wohlgemerkt, sie müssen sich genauso mit den Realitäten im Geschäft und ihren Finanzen herumschlagen, wie wir das alle mehr und mehr müssen, wie tatsächlich auch ich es muß.
Ich habe genug Vorräte, also kann ich im Moment nicht wirklich eine weitere Perlenbestellung rechtfertigen.

Andere Perlenfarben habe ich auch nicht in allen drei Größen. Ähnlich vielleicht, aber nicht dieselbe.
Es wird aber irgendwann schon wieder eine Perlenbestellung geben und das Design bleibt absolut auf meiner Liste, aber wie gesagt, es kann eine Weile dauern, darum bekommt ihr jetzt erstmal nur diesen ziemlichen winzigen Prototyo zu sehen, tut mir leid.


Und noch ein Bild in meiner Hand, um euch eine bessere Vorstellung für seine Größe zu geben.

Samstag, 3. Mai 2025

Einfach nur so Samstag - Wo sind sie hin?

Vor ein paar Monaten habe ich zu Sharon McCone Tschüß gesagt, als das letzte Buch in der Reihe bei mir eintraf. Ja, das war ein wenig voreilig, da ich tatsächlich das Buch davor verpaßt hatte, aber jetzt war es nett, stattdessen damit aufzuhören, weil ich es lieber als das letzte mochte.
Ich erwähnte auch, daß ich traurig war, als ich das jeweils letzte Scheibenwelt- und Kinsey Millhone-Buch las, nachdem Terry Pratchett und Sue Grafton gestorben waren.

Neulich war es wieder mal Zeit, meine Bücher für eine kleine Ausmistaktion durchzuschauen. Dabei stieß ich auf die drei Bücher von Sandra West Prowell.

Mein erstes Buch von Sandra West Prowell - nicht das erste i der Reihe - kaufte ich auf einem Flohmarkt und ich wurde direkt von ihrer Hauptfigur gefesselt, der früheren FBI-Agentin, dann Privatdetektivin Phoebe Siegel, die in Montana lebt.
Phoebe kommt aus einer jüdisch-katholischen Familie, ihr Vater und einer ihrer Brüder waren Polizisten.
Als sie eine Menge Geld von ihrer Tante erbt, hat Phoebe die Chance, ein altes Haus zu kaufen und ihre Dienste als Privatdetektivin zu einem sehr günstigen Honorar anzubieten. Ihr Hauptansporn ist die Verbindung zu den Opfern, die sie spürt.


Die Bücher sind keine Whodunits, in denen die Aufklärung des Verbrechens am wichtigsten ist, sie handeln nicht nur von den Fällen, sondern auch von Problemen in der Familie und von Phoebes Beziehungen, aber nicht auf eine Art, die mich nervt. Das könnte natürlich damit zu tun haben, daß es nur drei Bücher gibt.
Charakterentwicklung ist gut, aber es kann einen auch fertigmachen, wenn zum Beispiel die Hauptfigur über ich weiß nicht wieviele Bücher keinen glücklichen Moment in ihrem Leben hat, was für mich mehr als einmal Grund war, eine Reihe abzubrechen. Das Leben ist deprimierend genug.

Das hier soll jedoch keine Rezension von Prowells Büchern sein, schließlich ist es der einfach nur so Samstag.
Ich möchte darüber sprechen, warum es nur drei Bücher gibt. In der kurzen Autorenvorstellung im letzten Buch heißt es "... arbeitet zur Zeit am vierten Band um die Detektivin Phoebe Siegel."
Ich habe mich darauf gefreut, auf einen neuen Fall und zu lesen, wie es mit ihrer Beziehung mit dem indianischen Deputy weitergehen würde.
Also habe ich hin und wieder nach ihr gesucht, aber der vierte Roman tauchte niemals auf, nicht mal auf Englisch. Dann vergaß ich es wieder. Das tat ich fast zehn Jahre lang immer wieder mal und fragte mich, wohin Prowell verschwunden war, nicht obsessiv, sondern gewöhnlich dann, wenn ich ein Buch an eine Stelle in meinen Schrank stellte, die in der Nähe ihrer Bücher lag.
Seltsamerweise kann ich mich nicht erinnern, das auch mit anderen gemacht zu haben. Ich schätze, es lag an dieser Einführung. Wenn sie an einem Buch gearbeitet hatte, was war dann wohl passiert?

Ich bin auch einer dieser Menschen, die sich einen alten Film oder eine Serie anschauen und überlegen, wo diese Schauspielerin oder jener Schauspieler wohl abgeblieben ist, und sie dann nachschlägt. Ich möchte jedoch klarstellen, daß ich nicht auf diese schrecklichen Clickbait-Videos auf YouTube hereinfalle, die getürkte Bilder von jemandes "grausigem Schicksal" zeigen; und wenn ich so darüber nachdenke, beschränke ich meine Suche gewöhnlich auch auf Schauspieler und Autoren (und manchmal Katzen und Hunde aus dem Web, die mir ans Herz gewachsen sind, was dann zu Tränen führen kann, aber das ist eine andere Geschichte).

Eines Tages fand ich, sehr zu meiner Überraschung, einen Post von November 2016 auf Lise McClendons Website. McClendon schreibt ebenfalls Krimis und war Prowells Freundin, bis sie den Kontakt verloren.
Sie schrieb den Post an dem Tag, an dem sie erfuhr, daß ihre Freundin ein Jahr zuvor gestorben war.
Offensichtlich hatte Prowell unbekannte Probleme, die nicht nur dazu führten, daß sie zu schreiben aufhörte (obwohl der vierte Phoebe Siegel 2000 oder 2001 herauskommen sollte und es außerdem ein Standalone-Manuskript gab) und den Kontakt zu befreundeten Autoren abbrach, sondern sogar dazu, daß sie aufhörte, mit ihrer Familie über das Schreiben zu sprechen.
Das machte mich merkwürdig traurig. Ich weiß nicht, was ich zu finden erwartet hatte, aber das war es nicht.

Natürlich passiert dasselbe mit Menschen in unserem eigenen Leben. Es ist wie ein Zug. Leute fahren von Anfang an bis zur Endstation mit einem, manche nur von einer zur nächsten Haltestelle, manche steigen plötzlich aus, vielleicht sogar ohne sich zu verabschieden, und manchmal wirft man selber jemanden aus dem Zug ... hm, vielleicht ist die Analogie doch nicht so gut, aber ihr wißt, was ich meine.
Wir können nicht erwarten, unser ganzes Leben mit immer denselben Menschen darin zu verbringen, auch wenn es vielleicht ein Schock ist, wenn jemand nach langer Zeit plötzlich abspringt.
Bei manchen ist es einfacher zu akzeptieren, bei anderen nicht. Manchmal tut es weh, das Gefühl zu haben, daß einen jemand aus seinem Leben geschnitten hat, ohne zu wissen, was man getan hat oder ob es überhaupt mit einem selber zu tun hat. Manchmal driftet man einfach auseinander und es ist in Ordnung.
Und manchmal meldet man sich und nimmt wieder Kontakt auf, was funktionieren kann oder auch nicht.

Das erinnert mich daran, daß da eine Freundin ist, die ich anrufen sollte. Es ist schon eine Weile her, daß wir uns das letzte Mal gesprochen haben.
Oh, falls ihr es übrigens wissen wollt, die Prowell-Bücher wurden nicht ausgemistet.

Quelle (englisch):
Lise McClendon: Remembering Sandra West Prowell. Auf:Lise McClendon, 18. November 2016

Freitag, 2. Mai 2025

Pack die Vorräte an - Herzen, Herzen, Herzen

Es gibt etwas, das ich nie absichtlich gekauft habe, Rocailles größer als Größe 11. Gewöhnlich finde ich es in meiner Perlenstickerei unnötig, größere Rocailles zu benutzen, eine Cellini-Spirale habe ich nie versucht, und ich fädle auch keine Rocailles als Ketten für Anhänger auf
Als also die ersten Rocailles in Größe 6 und 8 in einer meiner Überraschungsmischungen auftauchten, hatte ich erstmal nicht die geringste Idee, was ich damit anfangen konnte.
Schließlich benutzte ich doch ein paar in Perlenstickereien, hatte aber trotzdem noch eine Menge übrig.




Als ich anfing, an einem Design für Tränende Herzen herumzupusseln, dachte ich mir, daß das mit Größe 8 wahrscheinlich besser funktionieren würde als mit den 11ern. Ich werde dafür aber trotzdem noch unterschiedliche Perlengrößen in passenden Farben brauchen, die ich (noch) nicht habe.
Als ich aber sah, wieviele ich von den großen Rocailles hatte, beschloß ich, erstmal eine Pause vom Pusseln zu machen, stattdessen mit ein paar Herzen herumzuspielen und dabei vielleicht die ein oder andere Farbe aufzubrauchen.

Picasso-Finishes erinnern mich oft an natürliche Steine.
Bei diesen Herzen mußte ich deshalb an den Ausdruck "Blut aus einem Stein pressen" denken, also hängte ich einen kleinen "Bluts"tropfen an.


Ihr erinnert euch vielleicht, daß in den Überraschungsmischungen auch Reste enthalten sein können, also hatte ich nicht immer genug von einer Farbe, um ein Paar Ohrringe oder auch nur einen Anhänger zu machen.
Multicolor-Herzen waren die Lösung, so wie diese Ombré-Herzen, für die ich statt "Blut" einen kleinen Tropfen "Wasser" verwendete.



Dieses Metallic-Minz ist eine witzige Farbe, davon hatte ich aber nur genug Perlen für einen Anhänger.
Welche Farbe gefällt euch am besten?




Verlinkt bei Creativsalat.

Donnerstag, 1. Mai 2025

Stummfilme - Kohlhiesels Töchter

Ich bin praktisch mit der Version von 1962 des heutigen Films aufgewachsen, und um ehrlich zu sein, ich wußte nicht mal, daß das bereits die fünfte Verfilmung eines Stücks war, das von Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" inspiriert wurde.
Für diesen Post habe ich allerdings die erste von 1920 angeschaut, sie ist von Ernst Lubitsch - Kohlhiesels Töchter (den ihr hier finden könnt).
Vielleicht habt ihr euch gefraagt, wie ich auswähle, welche Filme ich anschaue - nun, falls ihr mir schon eine Weile folgt, wird es euch nicht überraschen zu hören, daß ich irgendwo auf einen Titel stoße, auf Google, auf einem Blog, in YouTube-Empfehlungen, und den dann auf eine Liste setze, von der ich willkürlich auswähle, nicht weil ich glaube, daß ich den Film hassen oder lieben werde oder auch nur etwas Interessantes darüber zu sagen finde.
In diesem Fall hatte ich durch die Version von 1962 natürlich schon eine Vorstellung von der Handlung, aber das hatte keinen Einfluß auf meine Wahl.

Filmposter, Public Domain
über Wikipedia


Die Geschichte, die in den bayerischen Bergen spielt, ist recht schnell erzählt (wie üblich mit Spoilern).
Vater Kohlhiesel hat zwei Töchter.
Die ältere, Liesel, ist schlechtgelaunt und grob, was für ihren Vater gut genug ist, wenn er sie braucht, damit sie zum Feierabend Gäste aus seinem Gasthof hinauswirft. Sie arbeitet schwer und ist nicht an hübschen Kleider oder Haaren interessiert.
Die jüngere, Gretel, ist hübsch gekleidet, lacht viel, scheint aber ein bißchen eitel und nicht so ganz schlau zu sein.

Xaver und Seppl vergucken sich auf den ersten Blick in Gretel. Xaver, ein großer Bulle von einem Mann, sowohl im Aussehen wie auch im Betragen, erobert sie im Sturm und bittet ihren Vater um ihre Hand, aber Kohlhiesel sagt ihm, daß er erst einen Mann für Liesel finden muß, sonst kann er sie nicht heiraten.
Seppl hat die Idee, daß Xaver Liesel heiraten und sich dann so schlecht benehmen soll, daß sie sich schnell wieder scheiden läßt, damit er dann Gretel heiraten kann. Xaver hält das für eine brillante Idee, aber natürlich will Seppl nur, daß Gretel stattdessen frei für eine Heirat mit ihm selber ist.
Nachdem er Liesel geheiratet hat, benimmt sich Xaver sogar noch schlimmer als zuvor, zum Beispiel indem er das ganze Mobiliar hinauswirft, bis sie sich unter dem Sofa versteckt. Statt aber abgeschreckt zu sein verliebt sie sich dadurch in ihn.


Seppl, der inzwischen erfolgreich Gretel den Hof macht, gibt Liesel den Rat, ihr Aussehen zu verändern, und es funktioniert. Xaver bleibt bei ihr und Seppl bekommt seine Gretel.


Dies ist kein subtiler Film. Er wurde gemacht, um die Massen in der Tradition des ländlichen Schwanks zu amüsieren, und das hat er auch, er erwies sich als sehr beliebt.
Eine Menge Leute sagten, daß ihnen der Film wirklich Spaß gemacht hat, während ich hin- und hergerissen war. Wieder mal.
Ja, es gab ein paar witzige Momente, und ja, mir ist klar, daß Lubitsch die Charaktere absichtlich als Karikaturen überzeichnet dargestellt hat, und nochmal ja, es war 1920.
Es ist das alte Probleme. Wieviel Nachsicht sollten wir mit einem alten Film oder Buch oder Theaterstück haben? Wieviel Nachsicht habe ich persönlich damit?

Keiner der Charaktere war besonders liebenswert und das sollten sie ja auch nicht sein, aber von allem war mir Liesel tatsächlich am liebsten. Ja, sie war unnötig grob, aber sie war sie selber - bis sie sich zum Schluß veränderte, um für Xaver attraktiv zu werden. Es ist nichts falsch daran, attraktiv sein zu wollen, aber nicht für einen solchen Mann. Ich habe es gehaßt zu sehen, wie häusliche Gewalt Xaver für Liesel attraktiv machte, so wie ich die gleiche Szene auch schon im neueren Film haßte.

Ich fand interessant, daß Leute die Schwester als die Hübsche und die Häßliche bezeichneten, weil ich Liesel nicht häßlich fand, nur weil sie keine Schminke trug und statt Zöpfen einen unordentlichen Knoten auf dem Kopf hatte.
Es ist sogar noch interessanter, wenn man weiß, daß sie von derselben Schauspielerin, Henny Porten, gespielt wurden, was nicht allen sofort auffiel, auch weil "sie" in manchen Szenen zusammen auf der Leinwand waren. Vielleicht haben sie in einem so alten Film keine Split-Screen-Technik erwartet.
Porten hat es wirklich gut hinbekommen, zwei sehr unterschiedliche Charaktere zu erschaffen, und es sieht aus, als ob sie wirklich Spaß daran hatte, vor allem mit Liesel (tatsächlich ist das auch das, was ich an der neuen Version mag, Liselotte Pulver schien die Schwestern mit so viel Freude zu spielen).

Also ja, nachdem ich den Film das erste Mal auf Englisch angeschaut habe, meinte ich, daß ich gern meine Stunde zurückhätte, aber dann bin ich nochmal durch das deutsche Original gesprungen, um mir dort die Zwischentitel anzusehen, und fand ein paar der Szenen, die ich dabei erwischte, besser als beim ersten Mal.
Trotzdem mag ich einfach die Vorstellung nicht, daß Frauen eben "böse Jungs" mögen, daß man sich bessern muß - in diesem Fall hübsch aussehen und dem Ehemann etwas Gutes kochen - und dann lebt man glücklich bis ans Ende seiner Tage.

Also wird dieser Film nicht auf meine Liste zum nochmal Anschauen kommen, aber eine interessante Erfahrung war es trotzdem.



Zusätzliche Quellen:
1. Michael Koller: Kohlhiesels Töchter. In: Senses of Cinema. Issue 112, November 2024
2. Jubiläumsfilme des Aufführungsjahres 1920. Auf: Stummfilm Magazin