Donnerstag, 16. Januar 2025

Der Gefangene von Zenda

Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog den "Winter of Fairbanks Jr." laufen und ich meinte, ich würde mitmachen, wenn ich die Gelegenheit hätte, die Filme anzuschauen.
Für heute hat sie "Der Gefangene von Zenda" ausgewählt. Ich habe schon so oft von dem Film gehört, kann mich aber nicht erinnern, jemals eine der verschiedenen Versionen gesehen zu haben. Das heißt aber nicht viel, da ich mir sicher bin, daß ich mich nicht an jeden Film aus meiner Kindheit erinnern kann, und diese Art von Film hätte sicher zu unserer Fernsehkost in dieser Zeit gehört.

Public domain via Wikipedia

Doppelgänger sind ein beliebtes Klischee in Büchern und Film. Das kann ein Doppelgänger aus der Geisterwelt sein oder jemand, der einer anderen Person sehr ähnlich sieht. Aus meiner Erfahrung wird das übernomme Wort "doppelgänger" oder "doppelganger" im Englischen oft für das erstere benutzt, im Deutschen eher für eine echte Person.
Äußerst vielseitig verwendbar, wird das Motiv des Doppelgängers in Horror, Krimis, Komödien, Abenteuer und mehr verwendet.

Anthony Hopes "Der Gefangene von Zenda" ist ein Abenteuerroman von 1894 und hat mehr als nur einen Abenteuerfilm inspiriert, aber auch Parodien.
In diesem Post geht es um die Version von 1937, die als die beste angesehen wird und außerdem die mit Douglas Fairbanks jr. ist. Tatsächlich wollte er die Hauptrolle spielen, verlor die Doppelrolle jedoch an Ronald Colman, stattdessen wurd ihm dann der Part eines Schurken angeboten, der zwar nicht soviel Leinwandmomente hat, aber so wirkt, als hätte er mehr Spaß gemacht.

Also - worum geht es bei dem Film? Das ist ein wenig verwirrend.

Der Engländer Rudolf Rassendyll ist auf Angeltour im kleinen Königreich Ruritanien (dem Buch zufolge, im Film zeigen sie nur auf einer Karte an, daß es sich irgendwo zwischen Wien und Bukarest befindet). Als er einreist, bemerkt er bereits seltsame Reaktionen der Leute um ihn herum, aber erst, als er zufällig im Wald dem baldigen König Rudolph begegnet, in Begleitung zweier seiner Männer, Colonel Sapt und Fritz von Tarlenheim, wird ihm der Grund klar, da er dem König wie aus dem Gesicht geschnitten ist, den Bart ausgenommen. Sie entdecken, daß sie weit entfernte Cousins sind und Rudolph lädt Rassendyll auf ein Trinkgelage ein.

Unglücklicherweise hat Rudolphs Halbbruder Michael, der hinter dem Thron her ist, ihn betäubt, um sicherzustellen, daß er nicht rechtzeitig zur Krönung auftauchen wird, und Sapt überredet Rassendyll seinen Platz einzunehmen, um zu verhindern, daß Michael König wird.
Sapt und Fritz bringen den schlafenden Rudolph in ein Versteck und leiten Rassendyll für die Krönung an.
Als sie aber hinterher Rudolph holen wollen, müssen sie feststellen, daß er von Michaels Gefolgsmann Rupert von Hentzau (von Fairbanks jr. gespielt) entführt wurde, der jede Gelegenheit ergreift, die Situation zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. Das heißt, daß Rassendyll sich noch weiter als Rudolph ausgeben muß.

Das ganze wird noch dadurch kompliziert, daß er bei der Krönung Prinzessin Flavia kennengelernt hat, die Rudolph heiraten soll. Sie war ihm zuvor nie zugetan, aber jetzt verliebt sie sich in Rassendyll - im Glauben, daß es der Knöig ist, der sich geändert hat, seit sie ihn vor Jahren getroffen hat - und er sich in sie.

Michaels Geliebte Antoinette, die weiß, daß er bei einer Thronbesteigung Flavia heiraten müßte, was sie offensichtlich nicht glücklich macht, beschließt, dem König im Austausch für Michaels Leben zu helfen, und macht einen Plan, seine Männer in das Schloß von Zenda zu schleusen, wo Rudolph inzwischen hingebracht worden ist.
Michael überrascht jedoch Rupert dabei, wie er versucht, Antoinette zu verführen, beim Kampf ersticht Rupert ihn.
Antoinette bricht über Michaels Leiche zusammen und ihre Worte machen Rupert darauf aufmerksam, daß Rassendyll im Schloß ist.
Rupert konfrontiert ihn und bietet ihm an, Rudolph, Sapt und Fritz zu töten, damit nur er und Rassendyll noch das Geheimnis kennen und so zusammen regieren können, dieser lehnt jedoch ab. Es kommt zum Schwertkampf, wie von einem Mantel-und-Degen-Film zu erwarten, aber Rassendyll schafft es, die Zugbrücke für die Männer des Königs herunterzulassen, was Rupert zur Flucht durch einen waghalsigen Sprung in den Wassergraben zwingt.

Quelle: Kevin's Movie Corner

Gibt es ein Happy End? Nein, tut mir leid. Der König nimmt seinen rechtmäßigen Platz wieder ein und Rassendyll kehrt nach England zurück - ohne Flavia, die beschließt, mit einem gebrochenen Herzen, aber mit Blick auf ihre Pflichten dem Land gegenüber zurückzubleiben.

Ich weiß, daß viele diesen Film lieben, ich habe begeisterte Bewertungen mit voller Punktzahl für Schauspiel, Geschichte und Action gelesen.
Ich sehe ihn jedoch nicht auf meiner Liste regelmäßiger Filme. Er hat Spaß gemacht, ich mochte ihn, aber geliebt habe ich ihn nicht.
Vielleicht war Ronald Colman ein wenig zu alt für meine Vorstellung vom Degenheld. Obwohl es nichts an seiner Darstellung beider Charaktere auszusetzen gibt, konnte ich ihn eher als König als als Rassendyll sehen.
Es mag aber sein, daß ich einfach mehr von den beiden Jüngeren eingenommen war, Rupert und Fritz (Fairbanks jr. und Niven), und daher ein wenig unfair ihm gegenüber bin.
Was ist nur dran an einer Haarlocke, die einem gutaussehenden jungen Schurken (Rupert) in die Stirn fällt, oder einem kleinen verschmitzten Lächeln auf den Lippen (Fritz)? Für eine Sekunde lang war ich wieder 13 und schmachtete, und ohne diese zwei wäre mir tatsächlich vielleicht sogar ein bißchen langweilig gewesen, weil es wesentlich mehr Gerede als Action gab. Vielleicht hätte der Film mir besser gefallen, wenn er ein wenig kürzer und, hm, zackiger gewesen wäre?

Wißt ihr was, ich muß ihn vielleicht doch irgendwann einfach nochmal anschauen, nur um zu sehen, ob ich dann noch genauso darüber denke.
Und bitte verzeiht mir, wenn dieser Post etwas flüchtig wirkt, es war eine spontane Entscheidung, hier mitzumachen.

Dienstag, 14. Januar 2025

Tschüß, Sharon McCone

Wie steht ihr zu Buchreihen? Seid ihr treue Fans einer bestimmten Reihe? Habt ihr Reihen abgebrochen, wenn ja, warum? Wie fühlt ihr euch dabei, das letzte Buch in einer Reihe zu lesen?
All diese Fragen kamen mir, als das letzte Sharon McCone Buch von Marcia Muller in meiner Post landete.

Wer ist Sharon McCone und wie kam sie in mein Leben? Ehrlich gesagt kann ich mich nicht mehr erinnern, weil sie schon so lang da ist. Vielleicht begann es mit San Francisco?Als ich Sharon nämlich das erste Mal begegnete, wahrscheinlich irgendwann in den frühen 90ern, war sie Privatdetektivin in San Francisco. Tatsächlich wird ihr zugeschrieben, die erste unabhängige Privatdetektivin gewesen zu sein, die so vielen anderen den Weg bereitete, auch wenn ich das damals nicht wußte.
Ich mochte einfach Sharon und ich mochte, daß ich ihr im Kopf umherfolgen konnte, da ich nicht lang davor San Francisco selbst besucht hatte. Sie war tough, sie was schlau, sie konnte sich behaupten. Sie hatte ein soziales Gewissen, tatsächlich hatte sie Soziologie studierte und sich im College damit finanziert, als Sicherheitskraft im Kaufhaus zu arbeiten, dann wurde sie Ermittlerin für All Souls, eine Anwaltsgemeinschaft, die ein Freund von ihr in San Francisco gründete.

Menschen verändern sich aber, sogar in Büchern manchmal. Sharon verließ All Souls, weil es ihr zu geschäftsmäßig wurde, sie eröffnete ihre eigene Agentur, die wuchs und wuchs. Sie verliebte und "entliebte" sich, immer mehr Charaktere tauchten auf, Freunde und Familienmitglieder mit einer Menge Probleme, die Handlung wurde komplizierter, die Bücher wurden dicker, Sharon traf Hy, den geheimnisvollen Piloten, lernte zu fliegen (wie Muller selbst), hatte eine Ranch im Nirgendwo (man muß das Flugzeug ja irgendwohin fliegen), fand heraus, daß sie adopiert und amerikanische Ureinwohnerin war, Hy und seine Partner mit der hochrangigen Sicherheitsfirma zogen in ein großes Gebäude, Sharons Detektivagentur direkt hinterher ... habt ihr schon vergessen, Luft zu holen?
So fühlte es nämlich etwas für mich an. Und es schien, auch Sharon war etwas überfordert.
Ich gebe Hy die Schuld. Ich war nie ein Fan von Hy, auch wenn er Sharons große Liebe war. Alles an ihm war zu professionell, zu geheimnisvoll, zu robust, zu gut, zuviel, zu groß.

Ich habe schon Buchreihen aus ein oder dem anderen Grund abgebrochen, kann aber auch geradezu übertrieben treu sein.
Ich blieb an Sharons Seite, obwohl ich mich oft beschwerte (meistens über Hy
😂). Als sie die Bücher nicht mehr ins Deutsche übersetzten, kaufte ich die englischen (obwohl ich es eigentlich hasse, in einer Reihe Sprachen zu mischen), muß aber gestehen, daß ich sie manchmal ganz schön überflog, zum Beispiel Details über Flugzeuge, wien man sie fliegt, und über Winde.
Die letzten Bücher wurden dann wieder dünner (was mir willkommen war).
Manche mochte ich lieber als andere, aber zum Wiederlesen nahm ich mir die alten, in denen Sharon noch Sharon für mich war, und hätte ich diese Geschichte mit ihr nicht gehabt, hätte ich sicherlich schon vor dem Ende aufgegeben.

Nun liegt hier auf meinem Nachttisch das letzte Buch und wartet darauf, das erste Mal geöffnet zu werden, und ich muß zugeben, daß da ein Hauch von Trauer ist, aber nicht überwältigend wie in anderen Fällen, stattdessen ist sie mit Erleichterung gemischt.
Als ich meinen letzten Terry Pratchett las, weinte ich tatsächlich. Als ich mein letztes Kinsey Millhone-Buch von Sue Grafton las, weinte ich nicht, war aber richtig traurig.
Ich sage nicht Lebwohl zu Sharon, da ich mir sicher bin, daß ich nicht damit aufhören werde, meine Favoriten immer mal zu lesen, aber ich sage Tschüß.
Tschüß, Sharon, du hast dir deinen Ruhestand verdient.


Freitag, 10. Januar 2025

10 am 10. - 2024, erinnern oder vergessen

 


Zehn Dinge von 2024, an die man sich erinnern oder die man vergessen will, das ist das Thema von Marsha in the Middle für die "10 am 10." in diesem Monat, und das ist ganz schön schwierig für mich.
Ich könnte es mir einfach machen und sagen, ich will mich an alles erinnern, das gut war, und alles vergessen, was schlecht war, aber so funktioniert es nicht wirklich, nicht wahr?
Ein weiterer Grund ist, daß die Jahre, je älter ich werde, um so mehr ineinander verschwimmen. War das letzte Woche, letzten Monat, letztes Jahr?
Immer wenn ich  "Die zwölf Geschworenen" anschaue und sie über Alibis sprechen und darüber, wie einer von ihnen sich nicht an einen Film erinnert, den er vor nicht allzulanger Zeit gesehen hat, versuche ich mich an Details von etwas kürzlich Geschehenem zu erinnern und scheitere regelmäßig. Ich würde vor Gericht eine schreckliche Zeugin abgeben, wäre ich die Angeklagte, würde ich wahrscheinlich direkt ins Gefängnis wandern, unschuldig oder nicht.
Fragt mich aber nach Details aus einem meiner lebhaften Träume oder meinen liebsten Songtexten aus den 80ern, bin ich eure Frau.
Letztens ist mein Leben recht ereignislos und ruhig, manche würde wahrscheinlich sogar sagen, es ist langweilig.

Schauen wir mal, was ich noch so aus dem letzten Jahr zusammenbringe, in völlig willkürlicher Reihenfolge.

1. Alles Gute zum Jubiläum möchte ich meiner Niere wünschen. Im November haben wir unglaubliche 21 Jahre zusammen gefeiert, nichts, was irgendjemand nach einem sehr holprigen Start vorausgesehen hätte. Ich bin unendlich dankbar und hoffe, wir haben noch etwas mehr Zeit zusammen.

2. Was die Gesundheit betrifft, so würde ich gerne all die kleinen und großen Probleme vergessen, von denen sich manche über das letzte Jahr verschlimmert haben, wie zum Beispiel mein arthritisches Daumengelenk, über das ich dauernd jammere. Eine Stelle hört mal kurz auf wehzutun, aber keine Sorge, die nächste fängt direkt an. Das kann echt anstrengend sein, auch mental, vor allem wenn mir auch noch meine kreativen Vorhaben verdorben werden, mit denen ich das normalerweise ausblende.
Es heißt auch, daß ich nicht viel rauskomme, weil ich leicht müde werde, also erwartet keine Reiseposts von mir.

3. Eine neue Technik. Nach zwei kurzen und schlechten, lang zurückliegenden Erfahrungen habe ich doch noch mit dem Sticken angefangen. Bilder von Goldstickerei hatten mich schon eine ganze Weile fasziniert und ich konnte nicht widerstehen und kaufte mir eine Goldstickerei-Packung, was für ein Einstiegsstück wahrscheinlich eine etwas seltsame Wahl ist. Ich hatte sie dann ewig herumliegen, zu feige anzufangen, und dann überzeugten mich zwei Damen auf Instagram, es endlich anzugehen. Ich war auf meinen kleinen Goldfuchs sehr stolz, da ich mir nicht so sicher gewesen war, daß er jemals fertig werden würde.


4. Onlinekurse und -vorträge. Für den letztjährigen Basteladventskalender hatte ich ein paar perfekte Stücke gefunden, aber ich mußte mich wirklich mühsam durch die Videotutorials kämpfen, was nichts mit der Qualität zu tun hat, ich bin einfach nur furchtbar schlecht darin, etwas auf dem Computer anzuschauen, das länger als fünf Minuten dauert. Das Homeoffice scheint mich allerdings gelehrt zu haben, besser darin zu werden, wenn mich etwas wirklich, wirklich interessiert.
Ich kaufte mir sehr spontan einen Online-Stickkurs von der Royal School of Needlework, dessen Tempo man selber bestimmen kann. Wieder dauerte es eine Weile, bis ich den Mut aufbrachte, damit anzufangen, aber dann machte es mir echt Spaß, und nun wartet der nächste Kurs darauf, daß ich den Mut aufbringe, ihn anzufangen (man muß dabei viel zählen und wir wissen alle, daß ich manchmal schon Probleme damit habe, bis drei zu zählen ;-)). Zum Kurs gehören Stickpackungen, aber dann stellte die RSN den Versand in die EU ein, gerade als der Goldstickerei-Kurs, den ich so gern gemacht hätte, endlich wieder verfügbar war. Ich weiß nicht, ob sie den Versand irgendwann wieder aufnehmen, wenn ja, möchte ich definitiv noch mehr machen.
Ich habe außerdem festgestellt, daß es tatsächlich Onlinevorträge gibt, die ich mag.


5. Weltpolitik und -geschehen. Ich werde nicht ins Detail gehen, aber da gibt es einiges, was ich gern vergessen würde, aber leider gehört das zu unserer Zukunft.

6. Ich habe vom Leben dieses Jahr einen überraschenden Seitenhieb bekommen. Das Ergebnis ist noch nicht klar, es könnte gut oder schlecht sein, aber als geborene Pessimistin werde ich es nicht schaffen, nicht zuviel darüber nachzudenken, bis ich es tatsächlich weiß.

7. Bloggen. Ich hatte in den letzten paar Jahren nicht viel gebloggt, die Hälfte meiner Posts waren für die Adventskalender. Viel davon hatte mit den Grenzen zu tun, die ich mir selbst setzte, als ich mit dem Bloggen anfing. Meine Familie möchte dabei nicht auftauchen, was ich nur zu gut verstehen kann, da ich auch von mir selber gar nicht zuviel preisgeben möchte. Ich bin extrem kamerascheu, seit ich ein Teenager war, und mit dem Alter ist das nicht besser geworden. Es existieren nicht viele Bilder von mir, ich habe kaum Selfies, und auf denen, die ich habe, ist gewöhnlich auch eine Katze, die im Idealfall einen Teil von mir versteckt.
In diesem Blog geht es hauptsächlich um Kreatives, aber ich mache keine Tutorials oder biete Anleitungen an. Wenn ich kreativ arbeite, dann mache ich das und schreibe keine Einzelschritte auf oder knipse Bilder, was oft heißt, daß ich nicht mal selber weiß, wie ich etwas hingekommen habe (ein Grund dafür, warum ich kein Fan davon bin, Ohrringe zu machen).
Es gab eine Zeit, in der man mich nicht dabei angetroffen hätte, wie ich nicht mit Draht oder Perlen herumspiele. Das ist nicht mehr so. Als erstes verschwand Zibbet, wo ich meinen Shop hatte, aus dem Netz, dann kam die Pandemie und ich konnte monatelang nichts mehr ins Ausland versenden, dann änderte die Post die Regeln zum jährlichen Mindestversand, sodaß ich jetzt die Preise für Privatpersonen zahlen muß, was (wieder einmal) zu der Frage führte, wieviel Sinn es überhaupt noch machte, immer noch Schmuck zu machen und zu versuchen, ihn zu verkaufen. Ich sage oft, daß ich immer ein sehr kleiner Fisch war, aber wie klein muß man werden, um schließlich aufzugeben? Auf jeden Fall war das und mein Daumen nicht sehr gut für meine Motivation. Keine kreative Arbeit, kein Bloggen.
Ich wollte es jedoch nicht komplett aufgeben. Es gab doch sicher einen Weg, etwas zu finden, über das ich schreiben konnte? Das erinnerte mich an meine Nostalgie-Posts und wieviel Spaß es mir immer macht, dafür zu recherchieren. Außerdem habe ich (sehr) langsam angefangen, sich mit anderen Bloggern zu vernetzen und habe bei der einen oder anderen Sache mitgemacht, wie "Comfy Cozy Cinema" und "Comfy Cozy Christmas", ja, und den "10 am 10.". Keine Ahnung, wohin das führen wird, aber ich versuche, wieder in die Spur zu kommen und mich vielleicht selber zu überraschen.

8. Neuer Shop. Das mag sich wie etwas Gutes zum Erinnern anhören, war es aber nicht. Ich dachte, ich probiere mal eine deutsche Plattform aus, wahrscheinlich hauptsächlich, um mich selber davon zu überzeugen weiterzumachen, aber nach einiger Zeit beschloß ich, daß es es nicht wert war, noch mehr Geld dafür auszugeben.

9. Das Jahr der sterbenden Geräte.
Mein Fernseher beschloß, er würde den Teil mit dem "Sehen" einfach mal weglassen. Ton ja, Bild nein. Zum Glück hatte ich noch einen kleineren Fernseher, der einspringen konnte, da ich bis jetzt noch keinen Ersatz gefunden habe. Fernsehen ist wichtig für mich, weil ich gerne Hintergrundgeräusch habe, wenn ich an etwas arbeite. Hörbücher sind nicht mein Ding und Musik funktioniert nicht so gut für mich wie Serien, weil ich davon entspannt und schläfrig werde, was ein wenig kontraproduktiv ist.
Meine Therme beschloß, daß es für uns Zeit zum Abschied ist. Sie funktioniert zwar noch, was ein netter Zug von ihr ist, aber nur bis eine neue da ist, wenn ich nicht zu lang warte. Und bis dahin besteht sie darauf, Geräusche zu machen, um sicherzustellen, daß ich auch wirklich nicht zu lang warte.
Ich glaube, sie haben auch beide mit meinem Kühlschrank gesprochen. Er ist noch im Entscheidungsfindungsprozeß und möchte mit seinem Gewerkschaftsvertreter über Rentenoptionen sprechen.
Ich habe den Katzen gesagt, sie sollen sich schon mal Jobs suchen, aber sie haben abgelehnt und gemeint, ich solle ja nicht wagen, die Snackrationen zu kürzen, sonst ...


10. Katzen. Natürlich. Ohne Katzen geht es nicht.
Der Dekan hat sich nicht sehr verändert, er ist immer noch Dr. Jekyll und Mr. Hyde, was ungemein unterhaltsam, ungemein nervig oder einfach nur entzückend sein kann.
Andererseits hat sich Gundel im letzten Jahr etwas verändert. Da sie als Streunerin zu mir kam, kenne ich ihr Alter nicht, wenn aber die Einschätzung meiner Tierärztin stimmt, wäre sie jetzt ungefähr 11.
Nachdem wir Ponder verloren hatten, kurz bevor die Pandemie begann, wurde sie ein bißchen faul. Wir waren allein, ich bediente sie von vorne bis hinten und sie genoß es zu schmusen und zu schlafen, mir beim Homeoffice zuzusehen - was neu für sie war, den Mensch den ganzen Tag um sich herum zu haben - und klar zur Königin des Hauses zu werden.
Nach einer Weile wollte sie die Königin nicht mehr mein Kissen teilen, aber sie gewährte mir gnädig Audienzen, wenn ihr danach war, und kuschelte sich an mein Bein. Außerdem stellte sie das Apportieren von Bällen ein, wahrscheinlich war es ihr nicht würdevoll genug.
Das war, bevor der Dekan einzog, aber mit ihm in der Nähe schätzte sie ihr eigenes Kissen sogar noch mehr und zog sich oft schnell zurück, wenn er sie ansprang. Bei einem solchen Rückzug vom Kleiderschrank herunter verletzte sie sich das erste Knie, und als das besser geworden war, ging sie hin und verletzte sich das andere Knie (beide an den Hinterbeinen). Das war schlimmer, sie humpelte böse und verließ ihr Kissen praktisch nur noch für das Katzenklo. Ja, ich verwöhnte sie sogar noch mehr als vorher. Es dauerte Monate, bevor es wieder richtig gut wurde, obwohl ich mir jetzt nicht mehr so sicher bin, ob sie es teilweise vortäuschte, weil sie so gerne verwöhnt wurde.
Gerade jetzt kann ich sie hören, wie sie einen Ball herumkickt. Ich erinnere mich, wie sehr es mich überraschte, dieses Jahr ein solches Geräusch mitten in der Nacht zu hören. Mein Mädchen hatte wieder angefangen zu spielen! Nicht so sehr mit mir, sie zieht einsame Spielsitzungen in der Nacht vor. Tatsächlich wurde sie allgemein aktiver - der Weihnachtsbaum könnte die ein oder andere Geschichte davon erzählen - und offensichtlich hat der Dekan ihr außerdem beigebracht, nicht mehr ganz so Lady zu sein, weil sie jetzt nicht mehr nur versucht, mich fürs Frühstück wachzustarren, stattdessen zerrt sie an meinen Haaren und hält sich dabei nicht zurück! Sie hat sogar angefangen, wieder mehr zu reden.
Der Höhepunkt kam allerdings am Valentinstag. Gundel ist keine Schoßkatze, aber an diesem Tag, völlig aus dem Blauen heraus, saß sie auf meiner Brust und dann legte sie sich hin und blieb zwei Stunden lang. Es gibt besondere Momente mit meinen Tieren, die ich sehr schätze, und das ist einer davon. Sie hatte das in sieben Jahren nie getan.
Und stellt euch vor, als ich diesen Post fertig hatte und das Laptop zuklappte, kam sie zu mir und setzte sich eine Viertelstunde auf meine Brust, um sich streicheln zu lassen. Denkt ihr, sie wußte, worüber ich geschrieben hatte?



Wow, ich habe es tatsächlich auf zehn gebracht.
Tut mir leid, daß der Post so lang ist, das hatte ich nicht erwartet.
Danke, falls ihr es bis hierher geschafft habt!

Dienstag, 7. Januar 2025

Der Ravioli-Kampf

Ich bin keine große Köchin, und heute, nachdem mein erster Arbeitstag im neuen Jahr vorbei war, hatte ich sowas von weder die Geduld noch die Motivation zu kochen. Gewöhnlich bedeutet das Käsebrot, ich hatte sogar frisches Kartoffel-Walnuß-Brot bei der Lebensmittellieferung, aber ich wollte etwas Warmes, also entschied ich für eins meiner "Notessen", in diesem Fall eine Dose vegane Ravioli. Ich kaufe sie selten und hatte auch schon eine Weile keine mehr, außerdem waren sie im Angebot, ich konnte also nicht widerstehen.

Nichts konnte schiefgehen, richtig? Dose öffnen, Ravioli aufwärmen, ein Stück Brot für die Sauce, voller Magen, fertig. Danach vielleicht ein nettes Nickerchen mit Katzenschmusen, ein paar Weihnachtsdekos abhängen, Wäsche aufhängen, dann ein netter Abend mit etwas Fernsehen und mich auf den nächsten Tag vorbereiten.
ODER man könnte sich als zu dämlich herausstellen, die Dose zu öffnen, und diesen ganzen Plan verzögern. Kein Scherz. Ich stand da wie ein Idiot und drehte und drehte am Griff meines Dosenöffners. Die Dose drehte sich rundherum und rundherum und rundherum und rundherum, aber es wurde nichts aufgeschnitten und der Deckel kam nicht herunter.
Nun habe ich diesen Dosenöffner ja gar nicht gekauft, das war mein Ex, und ich gebe ihm absolut die Schuld dafür, daß er mir dieses Teil dagelassen hat, sodaß ich keinen neuen kaufen mußte, dafür aber jedes Mal fluche, wenn ich ihn benutze.
Okay, ich gebe nicht ihm die Schuld, sondern mir, weil ich ihn kaum benutze und deshalb immer noch keine Lust hatte, einen Ersatz zu kaufen.
(Spoiler: Irgendwann ist das Wunder geschehen und die Dose wurde meiner Bemühungen so müde, daß sie beschloß aufzugeben.)

Das erinnerte mich an einen anderen Kampf mit einer Raviolidose vor mehr als 40 Jahren. Mein damaliger Freund hatte ein Zimmer über einer Gaststätte. Einmal mußte er zur Arbeit - "nur kurz" - und ich blieb mit einem Buch zurück. Leider nahm er versehentlich den Schlüssel mit und mir war nicht wohl dabei, den Raum unverschlossen zu verlassen (Ich meine, was wenn jemand seine wertvollen Kassetten geklaut hätte? Nein, im Ernst, ich habe absolut keine Ahnung, warum ich dachte, daß Diebe nur darauf warteten, genau dieses Zimmer zu plündern, meine einzige Entschuldigung ist, daß ich noch recht jung war, aber bereits eine Expertin darin, zuviel nachzudenken).
Dann bekam ich Hunger, da aus "nur kurz" Stunden wurden. Kein Problem, ich hatte eine Dose Ravioli und eine Kochplatte. Und einen winzigen US Army P-38 Dosenöffner, den ich nie zuvor gesehen hatte.

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In der nächsten Stunde oder so (eine Menge Pausen eingeschlossen, in den ich die Dose verfluchte - auf Englisch, ich fluche viel besser auf Englisch - außerdem den Öffner, meinen Freund und den Schlüssel), versuchte ich diese *hier Fluchwort einsetzen* Dose zu öffnen. Ich erspare euch all die Methoden, die ich ausprobierte, obwohl ich wußte, daß sie nicht funktionieren würden. Dazu gehörte zum Beispiel ein Schraubenzieher ohne Hammer.
Daß ich mir mit dem P-38 keinen Finger absäbelte, war einfach ein Wunder. Ich kann manchmal ein gräßlicher Tollpatsch sein und dieses Teil schrie geradezu Tollpatsch-Killer.
Nun, im Gegensatz zu diesem Mal hatte ich damals keinen Erfolg und wurde so grantig vor Hunger, daß jemand eine ganze schöne Standpauke bekam, als er zurückkam, das kann ich euch sagen. Daß er über meinen Kampf mit dem P-38 lachte, war nicht hilfreich. Daß er mich zum Essen in der Gaststätte unten einlied, half ein wenig. Ich glaube, der Küche war das Essen ausgegangen, als ich fertig war
😉

Eine andere Erinnerung aus dieser Zeit ist eine alte Reibe, die ich immer noch habe und benutze. Sie ist nichts Besonderes und hat außerdem eine geschmolzene Stelle von der Kochplatte, aber sie funktioniert und nur das zählt.
Vor einiger Zeit haben meine Schwester und ich über vintage Küchenutensilien gesprochen und sie machte für mich ein Bild von ihrer kleinen "Sammlung" aus alten Zeiten, dazu gehört ein Dosenöffner wie der, den auch meine Großmutter hatte (mit dem ich ebenfalls nicht besonders gut umgehen konnte) und den Kartoffelstampfer meiner Oma mit einem sehr vintage Griffmuster. Sowas von Flashback! Wer weiß, vielleicht erzähle ich euch irgendwann die Geschichte davon, wie meine Oma und ich mal zwei Wochen lang nicht mehr miteinander sprachen, als ich ein Kind war - wegen grüner Bohnen!
😂


Habt ihr auch noch alte Küchenutensilien, die ihr euch selbst gekauft oder die ihr geerbt habt?

P.S. Das Nickerchen gab's übrigens nicht. Nun ja, nicht für mich, aber natürlich die Katzen. Sie müssen sich echt einen Job besorgen oder wenigstens mal anfangen, hier zu putzen.

Mittwoch, 1. Januar 2025

Der Kater

Frohes Neues Jahr!
Kein schlechter Tag, um etwas frisch vom Stickrahmen zu zeigen.

Neulich hing ich auf meinem Bett herum wie so oft - es ist groß und der perfekte Platz für die Katzen und mich, Werkzeug und Vorratsboxen, Bücher und Fernbedienungen.
Der Dekan ist ein wirklich anhänglicher Kater, also habe ich gewöhnlich irgendeine Decke über den Beinen, dünn oder dick, Sommer oder Winter, damit der Meister sich aussuchen kann, ob er auf meinen Beinen schläft, auf meinen Füßen oder unter der Decke, an meine Beine gekuschelt (was ganz nett sein kann, wenn es kalt ist, weil er eine richtige kleine Wärmflasche ist, nur mit Trockenfutter statt Wasser gefüllt, wenn es zu heiß ist, bleibt er zum Glück neben mir).
In diesem Fall lag er auf der Decke und schlief, wie nur er es kann, soll heißen, sein Gewicht verdreifachte sich mysteriöserweise von einer Sekunde zur nächsten, sodaß ich komplett gelähmt war. Ja, ich weiß, er ist ein verwöhntes Gör, aber ich mache die Regeln nicht, ich arbeite nur hier.
Ich war nie Pfadfinderin, aber mein Motto für solche Situationen ist "Allzeit bereit", mein Stickkasten war also direkt neben mir. Ich hatte nichts Spezielles geplant, aber als ich sein süßes kleines Gesicht sah, schnappte ich mir meinen kleinsten Stickrahmen, einen meiner wasserlöslichen Stifte, und machte eine schnelle Skizze, so gut ich eben konnte, ich bin keine Künstlerin.

Das hieß nicht, daß ich plante, meine Katze so aussehen zu lassen wie den Dekan, soweit bin ich mit meinen Stickkünsten definitiv noch nicht und ich weiß auch nicht, ob ich das jemals sein werde, aber das macht auch nichts, da ich einfach den Prozeß genieße.
Außerdem bin ich völlig überwältigt von all den Farben, die Katzen haben, egal ob sie "nur" schwarz oder getigert sind. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich meine Katzen verwundert anstarre und versuche herauszubekommen, welche Farben ich im Moment sehe, abhängig vom Licht. Dem Dekan ist es meistens egal, wenn ich jede Farbe anstupse, die ich in seinem Pelz sehe - "boop, boop, boop" (wenn ihr das albern findet, seid froh, daß ihr nicht mehr wißt).
Ich weiß immer noch nicht, welche Grundfarbe er eigentlich hat. Manchmal sieht er braun aus, manchmal ist es mehr grau.

Eines der Dinge, die ich gern mache, wenn ich ohne klaren Plan mit etwas anfange, ist, eine Reihe Farben von denen auszuwählen, die ich gerade da habe.
Damit meine ich nicht meinen gesamten Vorrat, sondern das, was ich in meiner Projektkiste aktuell finde, was nur eine nettere Bezeichung für den Karton ist, in den ich Perlen werfe, weil ich zu faul bin, sie direkt wegzuräumen.
Meine Stickkiste ist allerdings organisiert, aber nur weil ich noch nicht genug Vorrat habe, um eine zweite Kiste anzufangen, und das heißt, daß ich eine begrenzte Anzahl an Farben habe, und zwar mehr Braun als Grau, was die Farbe meiner Katze bestimmte.

Immer wenn der Dekan wieder auf mir schlief, schaute ich ihn zur Inspiration ganz genau an und machte mich über eine Woche immer wieder an die Arbeit an dem Stück.
Wie üblich sehe ich die Fehler und Abkürzungen sehr genau, aber es ist eine Reise, von der ich nicht weiß, wohin sie mich führen wird, und im Augenblick akzeptiere ich meine Fehler noch und erlaube mir sehr bewußt Abkürzungen. Meine Erfahrung ist, daß es, wenn ich etwas zu schnell will und damit scheitere, aus WIPs (Werke in Arbeit) UFOs (unfertige Objekte) - das ist meine Definition - werden können, und ich wollte nicht, daß das hiermit passierte.
Der Dekan möchte jedoch anmerken, daß seine Nase viel goldiger ist, und da muß ich ihm zustimmen.

Echt geärgert hat mich, daß eine Stelle des gelben Stifts sich hartnäckig weigerte, wieder herauszukommen. Als ich ihn das letzte Mal benutzte, hatte ich ihn vollkommen abgedeckt und mußte ihn daher nicht auswaschen, aber nicht diesmal.
Die einzige Idee, die mir einfiel, war, den Hintergrund etwas zum Funkeln zu bringen, was ich sowieso schon vorgehabt hatte, nur eben nicht an dieser speziellen Stelle. Verratet es niemandem ;-)

Ich hatte ein paar runde Rahmen bestellt, aus Holz - ich habe einen für meine/n Waldwächter/in benutzt - und Vintagerahmen aus Messing. Sie haben unten ein kleines Loch und einen Haken, was mich zunächst verwirrt hat, aber natürlich sollen sie in einer Reihe aneinander aufgehängt werden, zum Beispiel mit Familienbildern. Das hat mich 45 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt, zum Wohnzimmer meiner Geigenlehrerin. Ich kann mich nicht mehr an jedes Detail davon erinnern, aber ich erinnere mich, daß es sich bequem und gemütlich anfühlte - sogar obwohl ich nie genug geübt hatte - und ein bißchen altmodisch und plüschig, mit eleganter Tapete und Miniaturporträts. Ich fragte mich immer, ob es wohl Ahnen von ihr waren, traute mich aber nie zu fragen.



Ich weiß nicht, ob ich irgendwann was machen werde, das zum Tiger paßt, damit ich so eine Porträtreihe machen kann.
Erstmal werde ich mir etwas dafür ausdenken müssen, wie ich dieses Loch etwas weniger auffällig machen kann. Eine Idee ist, daß ich das Leinen an dieser Stelle golden anmale oder eine Perle einklebe oder daß ich einen Haken einhänge - den originalen oder einen kleineren - und daran dann einen Anhänger, obwohl ich gerade noch keinen Plan habe, was da funktionieren könnte. Was denkt ihr?

Dienstag, 24. Dezember 2024

Frohe Weihnachten!

Ich mache ein paar Tage frei, aber wir - Gundel, der Dekan und ich - möchten euch eine Frohe und Friedliche Weihnachten wünschen.

Donnerstag, 19. Dezember 2024

Fröhliche Weihnachten

"Du wirst dir ein Auge ausschießen."
Entweder kennt ihr dieses Zitat, fangt an zu lachen und kommt direkt mit einem eigenen Zitat um die Ecke, vielleicht den gelben Augen von Scut Farkus oder dem Pferd des Neffen des Lone Rangers (Victor), oder ihr kennt es nicht, was bedeutet, daß ihr noch nie " Fröhliche Weihnachten" gesehen habt.

Ralphie und sein verzweifelter Weihnachtswunsch nach einem offiziellen Red Ryder Luftgewehr sind seit vielen Jahren Teil meines Lebens, zunächst dank des deutschen Fernsehens, dann, nachdem sie aus unbekannten Gründen aufgehört haben, den Film zu zeigen, auf englischer DVD.
Die Weihnachtszeit wäre nicht dieselbe ohne diesen Film, ohne Ralphie in seinem Häschenkostüm, einem Geschenk von Tante Clara, die unter dem falschen Eindruck leidet, daß er ein auf ewig vier Jahre altes Mädchen ist, ohne seinen Vater, der besessen von seinem Preis aus einem Kreuzworträtselwettbewerb ist, einer Lampe in Form eines Damenbeins, und seine Frau beschuldigt, diese absichtlich zerstört zu haben, ohne Ralphie, der versucht, überall (nicht immer ganz so) subtile Hinweise bezüglich des Red Ryder fallen zu lassen, und natürlich ohne die Nachbarshunde, die den Truthahn stehlen.
Oh, und falls ihr wissen möchtet, ob Ralphie sein Luftgewehr bekommt, solltet ihr euch den Film anschauen.

Wußtet ihr, daß die Geschichten im Film Teil einer Sammlung sind,  "In God We Trust: All Others Pay Cash" von Jean Shepherd? Soweit ich sehen kann, wurde es aber nie ins Deutsche übersetzt.

1. Auflage 1966, Bild in "Fair Use"
über Wikipedia


Jean Shepherd was ein amerikanischer Humorist, der für das Radio auftrat. Irgendwann wurde er überzeugt, seine Radiogeschichten niederzuschreiben, fiktionale Geschichten, gemischt mit Faken aus seiner eigenen Kindheit.
Er hat übrigens auch am Film mitgeschrieben und als Erzähler fungiert, was er brilliant gemacht hat (schließlich hatte er Erfahrung vom Radio)
Also mußte ja auch das Buch gut sein, oder? Njaa (das soll ein Geräusch sein, das Unsicherheit ausdrückt) .... Ich kaufte das Buch, kämpfte damit auf zu vielen meiner Pendlerfahrten, schaffte es mit Müh und Not bis zum Ende und rührte es nie wieder an.
Versteht mich nicht falsch, es gab Teile, die mich zum Kichern oder Lachen brachten, aber es waren viele, viele Wörter, viele, viele Beschreibungen, und der Rahmen, in den die Geschichten eingebettet waren - der erwachsene Ralphie kehrt nach Hause zurück und erzählt in der Bar seines alten Freundes Flick von seinen Erinnerungen - hat für mich nicht wirklich funktioniert.
Rezensionen zufolge, die ich gelesen habe, sind wie immer nicht alle meiner Meinung, aber so manche denken genau wie ich.
Ich schätze, ich werde mich einfach an den Film halten, vielen Dank.

P.S. Ich hatte gar nicht über die Fortsetzungen Bescheid gewußt und den Sommerfilm werde ich mir auch sparen, aber ich warte gerade auf die zweite Fortsetzung, also werde ich vielleicht irgendwann eine Kurzrezension zu diesem Post hinzufügen, sobald der Film da ist.
Und da sind wir auch schon - A Christmas Story Christmas von 2022 (keine deutsche Version).
Es ist 1973. Ralphie ist erwachsen und hat jetzt seine eigene Familie. Er hat sich eine Auszeit von der Arbeit genommen, um einen Science-Fiction-Roman zu schreiben, aber sein episches Werk von 2000 Seiten wird von allen Verlegern abgelehnt.
Kurz vor Weihnachten ruft seine Mutter an, um ihm zu sgen, daß sein Vater gestorben ist, also macht sich die Familie auf, um Weihnachten mit ihr zu verbringen.
In Gedanken an seinen Vater möchte Ralph dies zum allerbesten Weihnachten machen, aber es funktioniert nicht ganz so (wie erwartet ;-)).

Tatsächlich war ich etwas überrascht - vorsichtig, wie ich bei Fortsetzungen nun mal bin - daß mir der Film wirklich gefallen hat.
Natürlich ist es eine andere Mutter (Melinda Dillon war zu der Zeit schon 82 und hatte vor Jahren mit dem Schauspielern aufgehört), aber es sind ein paar vertraute Charaktere aus dem ersten Film dabei, was, wie ich finde, zum Spaß sehr beiträgt. Wird er Kult werden wie der erste? Ich bezweifle es, weil die Eltern so ein wichtiger Teil davon waren, aber ich war nicht enttäuscht.