Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog diesmal den "Summer of Angela (Lansbury)". Ich hatte nicht erwartet, diese Woche dabei mitzumachen, aber Lisa hat die Filme getauscht, also bin ich doch dabei, aber eben ein paar Tage später, weil der Tag schon von einem anderen Post belegt war.
Der heutige Film ist "The Pirates of Penzance" von 1983. Es gibt keine Fassung davon mit deutschen Untertiteln.
Lisas Post könnt ihr hier finden.
Ich habe bisher noch nie etwas von Gilbert & Sullivan gesehen.
Ich habe das eine oder andere Lied oder manchmal auch nur Teile davon gehört und die könnte ich sogar vorsingen (nur die Melodie), aber nur, weil ich sie in Fernsehserien oder in Filmen gesehen habe, ich erinnere mich sogar an eine beeindruckende Simpsons-Version.
Davon nahm ich den vagen Eindruck mit, daß man in englischsprachigen Ländern nicht durch die Schule kommt, ohne in wenigstens einer von Gilbert & Sullivans komischen Operetten mitgespielt zu haben, während mir nicht bewußt wäre, daß das auch hier in Deutschland so eine große Sache wäre, wo wir deutschsprachige Operetten von Offenbach oder Strauß hatten.
Nun bot sich die Chance, eine ganze Operette von Gilbert & Sullivan anzuschauen - ich meine, Kevin Kline als Piratenkönig, wie könnte ich mir das noch länger entgehen lassen?
Die Handlung (mit Spoilern wie üblich).
Sie ist, um es nett auszudrücken, etwas verwirrend, aber so sind Operetten eben, vor allem komische.
Ein Piratenschiff. Piraten. Unter ihnen ein junger Pirat, Frederic. Er wurde als Kind von seinem Kindermädchen Ruth hergebracht, die wegen ihrer Schwerhörigkeit die Anweisungen des Vaters, ihn zur Lehre bei einem "Pilot" (Lotsen) zu bringen, falsch verstanden hatte.
Nun da er 21 geworden ist, hat er seinen Lehrvertrag erfüllt und es steht ihm nicht nur frei, ein respektables Mitglied der Gesellschaft zu werden, sondern er hat auch beschlossen, den Piratenkönig und seine Mannschaft (alle von ihnen Waisen, was sie davon abhält, Waisen anzugreifen, auch wenn die nur behaupten, sie seien welche) zu vernichten.
Als er mit Ruth, der einzigen Frau, die er bis dahin je gesehen hat, an Land kommt, begegnet ihm eine Gruppe schöner Mädchen, alles Töchter des Generalmajors.
Eine von ihnen, Mabel, reagiert auf seine Werbung und sagt, daß sie ihn heiraten wird.
Dann kommen auch die Piraten an Land und wollen all die Mädchen heiraten (was mich an "Eine Braut für sieben Brüder" erinnerte), aber ihr Vater taucht auf und behauptet, eine Waise zu sein, die ohne sie ganz allein sein wird, und die Piraten verschwinden.
Frederic ist nun bereit, die Polizei der Stadt zur Piratenbucht zu führen, aber bevor er losziehen kann, tauchen der Piratenkönig und Ruth auf und lassen ihn wissen, daß sein Lehrvertrag tatsächlich noch nicht erfüllt ist. Er ist am 29. Februar im Schaltjahr geboren, und im Vertrag steht nicht 21 Jahren, sondern bis zu seinem 21. Geburtstag, also verlangen sie, daß er diese Pflicht erfüllt.
Da er nun wieder Pirat ist, verrät Frederic, daß der Generalmajor niemals eine Waise war, woraufhin der Piratenkönig noch für diese Nacht einen Angriff auf das Schloß plant.
Frederic verläßt Mabel, verspricht ihr aber, wieder zurückzukommen, wenn er 84 ist, und sie verspricht im Gegenzug, auf ihn zu warten.
Mabel erzählt dem Polizeisergeant, daß die Piraten angreifen werden, also verstecken sich die Polizisten, um auf sie zu warten.
Die Piraten gewinnen den darauf folgenden Kampf (während dessen sie alle in einer Theatervorstellung von "H.M.S. Pinafore" landen, einer weiteren Gilbert & Sullivan Operette), und der Piratenkönig rät dem Generalmajot, sich auf den Tod vorzubereiten.
Der Sergeant verlangt jedoch, daß sie sich im Namen Queen Victorias ergeben, und als treue Untertanen gehorchen die Piraten.
Bevor sie jedoch weggebracht werden können, enthüllt Ruth, daß sie doch nur Edelmänner sind, die auf Abwege geraten waren, und ihnen wird nicht nur vergeben, sondern der Generalmajor gibt ihnen sogar seine Töchter zur Frau (und Ruth wird vom Polizeisergeant umworben 😉).
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Theaterplakat von 1880 für die New Yorker Produktion |
William Schwenck Gilbert und Arthur Sullivan arbeiteten zwischen 1871 und 1896 bei vierzehn Opern zusammen, bevor sie sich verstritten. Die Gründe dafür werden immer noch diskutiert, obwohl kreative Differenzen, finanzielle Angelegenheiten und Burnout dazu beigetragen haben sollen.
"The Pirates of Penzance" gehört zu den berühmtesten dieser vierzehn. Es hatte an Silvester 1879 Premiere und war sofort ein Erfolg mit Gilberts witzigem Libretto und Sullivans Melodien, die so gut zu den oft schnellen und zungenbrecherischen Texten paßten.
Leider machte es mir das manchmal etwas schwer, dem ganzen zu folgen. Bei manchen Liedern ließ ich einfach die Musik übernehmen und versuchte gar nicht, die genauen Worte zu verstehen, solange ich noch kapierte, was abging (ich schaute den Film auf The Internet Archive an, wo der Ton besser als auf YouTube war, auch wenn es das Bild nicht war, ich hatte also keine Untertitel).
Joseph Papps Produktion unter der Regie von Wilford Leach wanderte vom Central Park (mit Patricia Routledge als Ruth, die Version kann man hier anschauen) zum Broadway (mit Estelle Parsons als Ruth, mit 787 Vorstellungen und 7 Tony Award-Nominierungen, von denen sie 3 gewann, darunter Kevin Kline als bester Schauspieler in einem Musical) und dann auf die Leinwand mit Kline, Ronstadt, Smith und Angela Lansbury.
Ich mag Musicals (hauptsächlich ältere), aber es kann auch zuviel Gesang für meinen Geschmack geben (ich teile oft und freimütig meine Abneigung gegen "Die Eiskönigin", weil ich finde, sogar für einen Disney-Film ist das einfach zuviel).
Ich wäre also auch mit ein paar weniger Liedern ausgekommen.
Der Gesang aber, wow. Das war wirklich toll.
Ich hatte schon vorher mal Videos von Ronstadt daraus gesehen, also überraschte mich ihr Stimmumfang nicht so sehr. Ihr Broadway-Auftritt brachte ich übrigens eine Tony-Nominierung ein. Dies war ihr einziger Film.
Ich weiß, daß ich Smith auch schon irgendwo mal gesehen hatte, aber erinnere mich nicht wo. Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich seine kurzlebige Fernsehserie "Street Hawk" nie angeschaut habe, aber ich kenne eins seiner Lieder, also ist es vielleicht das. Auf jeden Fall hat mir seine Stimme sehr gut gefallen.
Ich wußte schon von Lansburys lange Broadway-Karriere in Sprech-, aber auch Musicalrollen, weil ich von ihr einen Auftritt als Mrs. Lovett in "Sweeney Todd" auf DVD habe und das damals schon nachgeschlagen hatte. Also war sie für mich keine Überraschung.
Aus irgendeinem Grund wußte ich aber nichts davon, daß Kevin Kline sang.
Ich fand ihn absolut klasse. Gesang, Sprünge, und einige Male fühlte ich mich an seine Rolle als Otto in "Ein Fisch namens Wanda" (ich liebe diesen Film so sehr und er ist darin perfekt) fünf Jahre danach erinnert, für die er einen Oscar bekam, und ich genoß jedes bißchen genauso sehr - nicht nur wegen seiner Brust ...

Schon allein seinetwegen ist es das Anschauen wert, selbst wenn die anderen nicht so gut gewesen wären.
Dies war eine nette Einführung in Gilbert & Sullivan (außer daß ich vor Jahren "Topsy-Turvy - Auf den Kopf gestellt" gesehen hatte). Vielleicht werde ich mir, wenn ich etwas finden kann, noch mehr anschauen.
Quellen:
1. Gilbert & Sullivan. Auf: English National Opera
2. Cat Smith: The Pirates of Penzance. Auf: Film Obsessive, 2020
3. Luisa Lyons: The Pirates of Penzance. Auf: Filmed Live Musicals, Oktober 2017
4. The Pirates of Penzance. Auf: Gilbert and Sullivan Archive (über Wayback Machine)
5. Ben Fong-Torres: The Pirates of Penzance. Auf: The Linda Ronstadt Homepage (eine unoffizielle Website)
Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.
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