Samstag, 19. Juli 2025

Einfach nur so Samstag - Der neue Mitbewohner

Warnung: Spinnenbilder und mehr!

Vor Jahren besuchten wir Verwandte des Ex. Sein junger Cousin (tatsächlich waren wir da auch noch jung) hatte alle möglichen Tiere - es war früher ein Bauernhof in einem Dorf - hauptsächlich Geflügel wie Enten in einem Teich, Hühner, Fasanen, aber auch Kaninchen. Als wir sie uns anschauten, setzte er plötzlich eine weiße Maus auf meine Schulter. Natürlich hatte er darauf gehofft, daß ich durchdrehen und schreien würde, aber selbst wenn ich den Drang dazu verspürt hätte, was nicht der Fall war, hätte ich ihm den Gefallen nicht getan.
Stattdessen streichelte ich die Maus und sagte ihr, wie süß sie war. Das war sie nämlich. Ich glaube, daß ich mir an dem Tag seinen Respekt verdient, nicht daß ich darauf aus war.

Ich bin aber ehrlich, ich bin nicht bei allen Tieren so cool, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Wenn mich eine Spinne anspringt, springe ich wahrscheinlich auch, nicht weil es eine Spinne ist, sondern weil ich erschrecke. Ich wage zu behaupten, daß mir das mit jedem anderen Tier genauso gehen würde (der Dekan kann so ein oder vier Geschichten darüber erzählen).

Wenn mich ein Besucher aber nur anschaut, kann ich dementsprechend reagieren. Manchmal kommt eine einzelne Stinkwanze durch das offene Fenster herein und die war dann sanft aber bestimmt hinausgeworfen.
Spinnen dürfen bei mir leben, da ich keine Phobie habe, sehe ich
keinen Grund dafür, das Haus mit ihnen darin niederzubrennen.

Ich finde, sie war
echt hübsch.

Fliegende Exemplare werden so freundlich wie möglich hinausgeleitet, obwohl es etwas hektisch werden kann, wenn sie von der stechenden Sorte sind und ein nicht so kleiner Kater ihretwegen ganz aufgeregt ist. 
Kleidermotten und Teppichkäfer sind eine Ausnahme. Wenn ich sehe, denke ich nicht mal an mein Karma und lasse jegliche Gnade fallen (obwohl Motten ohne Fallen inzwischen ganz schön schwierig zu fangen sind).



Wenn ich den Rolladen an dem Fenster hinter meinem Bett nicht ganz herunterlasse - damit ich zum Beispiel den Mond betrachten kann - habe ich manchmal nächtliche Besucher, Motten und Grashüpfer. Ponder war von ihnen total fasziniert und tupfte immer ganz sanft das Glas an. Es war auch gut, daß da Glas war, denn Ponder mag zwar sehr freundlich gewirkt haben, aber ich habe ihn mehr als eine Spinne plattmachen und verspeisen gesehen.






Diese gestreiften Hügel - der Dekan.



Auch der Dekan ist interessiert, aber er ist mehr von der Sorte, die eine lange Zeit auf der Lauer liegen und dann mit Füßen, die in alle Richtungen schlegeln, losspringen. Ich habe ihn hier drin schon Besucher in die Falle locken gesehen, aber er läßt sie dann normalerweise wieder los und schaut ihnen mit Augen hinterher, die so groß wie die eines Kindes vor dem Weihnachtsbaum sind. Er könnte sie wenigstens sanft umhauen, damit ich die Chance habe, sie rauszusetzen, aber um es nicht so nett ausdrücken, er ist total nutzlos in dieser Hinsicht.

Gestern aber hatten wir einen Besucher, der mich überraschte, weil ich hier noch nie zuvor einen gesehen hatte.
Fangen wir mit dieser Seite aus einem meiner Lieblingsbücher an, "Daddy Langbein" von Jean Webster (hier auf Englisch verfügbar).
Judy, die Hauptfigur, ist im College und schreibt an ihren Mentor.
"Der Anlaß war ein Tausendfüßler wie dieser. Nur noch schlimmer. Gerade als ich den letzten Satz fertig hatte und überlegte, was ich nun sagen sollte, - fiel er von der Decke herunter und landete auf meiner Seite. Ich warf zwei Tassen vom Teetisch, als ich entkommen wollte. Sallie haute mit meiner Haarbürste - die ich nun nie mehr benutzen kann - auf ihn ein und tötete das Vorderteil, aber die hinteren fünfhundert Füße rannten unter die Kommode und entkamen.
Unser Gebäude ist dank seinem Alter und der efeubedeckten Mauern voller Tausendfüßler. Sie sind schreckliche Wesen. Ich würde lieber einen Tiger unter dem Bett finden."
(Anmerkung: Centipede im Original heißt wörtlich Hundertfüßer - bei uns werden beide Namen verwendet - und nur fünfzig Füße sind entkommen. Außerdem wurde in der deutschen Übersetzung leider das "plump" für das Geräusch weggelassen, als er von der Decke fällt, lest weiter, dann seht ihr, warum leider.)


Das beschreibt es ziemlich gut, nur daß das hier kein College ist.
Ich wurde von einem Kater geweckt, der um 5 Uhr morgens Frühstück verlangte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erst ungefähr vier Stunden geschlafen und war noch nicht so ganz mein waches und energiegeladenes Selbst - hört auf zu lachen!, aber ich bemerkte etwas großes Schwarzes an der Decke hängen, was eindeutig keine Spinne war. Bei genauerem Hinschauen war es ein Hundertfüßer, was mich verblüffte, ungefähr 5 cm lang und völlig außerhalb meiner Reichweite.
Im nächsten Moment aber ... "plump!" (darum leider)! Ich war ehrlich überrascht davon, wie laut der Ton war, als der Hundertfüßer direkt neben mir herunterfiel. Keine Tassen, kein Teetisch, keine Haarbürste (obwohl eine auf meinem Nachttisch liegt). Stattdessen rannte ich zu meinem Bett zurück, um aus Ermangelung einer Schüssel in meinem Schlafzimmer (Notiz: immer eine Schüssel und ein flaches Stück Pappe im Schlafzimmer bereithalten) meine Taschentuchbox zu holen, aber zu spät, er war schon weg. Ich glaube, er ist unter den Kleiderschrank gerannt, und ich stocherte ein bißchen mit einem Besen herum, ohne Erfolg.
Was mich echt ärgert ist, daß ich mir sicher war, er hat nur versucht, sich vor einem Interview mit mir darüber, was er zum Haushalt beitragen kann und wie er die Miete zahlen will, zu verstecken. Ich schwöre, wenn er seine Schuhe in der ganzen Wohnung herumschmeißt, werde ich sauer.

Während ich dies schreibe, bin ich immer noch völlig ahnungslos, wo er steckt. Er könnte überall sein, als schätze ich mal, wir werden erstmal wohl mit ihm leben müssen. Der Dekan hatte ich nicht mal bemerkt, wenn er aber bleibt, könnte es eine Begegnung der vielfüßigen Art geben. Oh Mann, ich hoffe, er ist kein Stepptänzer!

Ich bin seinetwegen nicht wahnsinnig besorgt, aber ich mag die Vorstellung nicht, auf ihn drauf zu treten, zum Beispiel mitten in der Nacht. Ich mag auch die Vorstellung nicht, daß das Gör versucht, ihn zu jagen/töten/essen, und ich bin nicht scharf darauf, ihn in meinem Bett zu finden (das wäre dann wieder die Sache mit dem Anspringen).
Ist es seltsam, daß ich wünschte, ich hätte ein Bild von ihm machen können?

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