Dienstag, 29. Juli 2025

Aus meinem Kinderbuchschrank - Firma Zaubermeister & Co.

Ich weiß nicht, ob es in eurer Familie dasselbe war, aber manche Bücher schienen einfach schon immer da zu sein.
Das Buch, über das ich heute sprechen will, war eins davon, was mir eine Überraschung bescherte, als ich mein Exemplar herauszog, weil das jedenfalls nicht das Familienexemplar war, und nicht nur weil ein Aufkleber mit einem fremden Namen drin ist. Ich meine mich zu erinnern, daß unseres viel abgegriffener aussah, wahrscheinlich keine Überraschung in einer großen Familie.



Es ist Sid Fleischmans erstes Kinderbuch "Firma Zaubermeister & Co." über einen reisenden Zauberer und seine Familie, und erst als ich als Erwachsene eines seiner anderen Bücher fand, wurde mir bewußt, wieviel mehr er geschrieben hatte, nicht nur Kinderbücher, sondern auch Drehbücher, Erwachsenenromane wie Detektiv- oder Abenteuergeschichten und Bücher über das Zaubern.

Ich weiß, daß ich dieses Buch als Kind geliebt habe, habe es aber schon ewig nicht mehr gelesen, wer weiß also, ob die Magie noch da ist (Wortwitz beabsichtigt!). Finden wir es gemeinsam heraus.

Die Firma Zaubermeister & Co. - das ist die Familie Hackett mit dem Vater Andrew Perkins Hackett, Mama, ähm, deren Name niemals erwähnt wird, und den Kindern Jane, Paul und Anne.
Dazu gehören noch Hokus und Pokus, die Pferde, die den Planwagen ziehen, und Madam Zuckererbse, die Kuh, die die Reisegeschwindigkeit vorgibt, und ein paar Kaninchen.
Die Geschichte spielt 1884 und erzählt von der Reise der Hacketts durch das Land. Ihr Ziel ist San Diego, wo sie endlich seßhaft werden wollen.

Auf ihren Reisen von Stadt zu Stadt unterhalten sie die Leute mit ihrer Zauberschau, in der jeder von ihnen eine eigene Rolle spielt, der Vater als Zaubermeister, bei dem ein Huhn Milch gibt, der Kaninchen aus Hüten zieht und mit der Laterna Magica Bilder zeigt, die Mutter am Klavier, Jane als die schlafende Prinzessin, die in der Luft schwebt, Paul als der allwissende Sphinx, und Anne ist die lebende Puppe im verzauberten Puppenhaus.

Es gibt aber noch mehr in ihrem Leben. Die Mutter, die früher Lehrerin war, gibt ihnen Unterricht, aber sie haben auch Abenteuer.
Sie haben eine Begegnung mit dem mürrischen Jeb Grimes, dessen Hund sie gefunden haben, für den der Vater seine goldene Uhr hergibt. Er ist so schlau, daß sie ihn in "Professor" umbenennen und er bekommt sogar seinen eigenen Auftritt in der Schau, weil er es liebt, Seil zu springen.
Sie helfen einem Sheriff dabei, den Dieb namens Western Jim (the Badlands Kid im Original), der Grimes' Gold gestohlen hat, zu fangen.
Sie fahren auf einem Hochrad, als sie einen wandernden Zeitungsmann und seine Familie treffen, die unterwegs sind, um eine neue Stadt zu gründen.
Sie benutzen die Laterna Magica, um Pferdediebe zu verjagen (dazu später noch mehr).
Der Vater führt ein paar Farmarbeiter hinters Licht, die einen Richter eingesperrt haben, nachdem er einen ihrer Freunde wegen Viehdiebstahls zu Gefängnis verurteilt hat.


Und dann gibt es da natürlich noch den Abakadabratag (was meiner Meinung nach natürlich Abrakadabratag heißen muß, wie es auch im Original steht!).
Das ist der geheime Familienfeiertag. Da die Kinder keine große Gelegenheit dazu bekommen, sich auch mal danebenzubenehmen, bekommen sie alle einen Tag, an dem es ihnen erlaubt ist, sich schlecht zu benehmen oder Streiche zu spielen, ohne daß sie dafür bestraft werden, aber sie dürfen es nicht vorher ankündigen.
Paul löst mit den Füßen den Knoten des Seils, mit dem Madam Zuckererbse an den Wagen gebunden ist.
Jane steckt während einer Schau ihre Haare hoch, obwohl die Mutter meint, sie sei zu jung dafür.
Anne fängt zehn Frösche, die sie während einer Schau freiläßt.

Am Ende schaffen sie es nach Kalifornien. Der Gedanke, nie mehr eine Zauberschau zu präsentieren, macht sie alle traurig, aber andererseits sind sie auch glücklich darüber, seßhaft zu werden. Jane wird Freundinnen für langer als einen Tag haben, Paul wird dem Vater auf der Farm helfen und Anne kann vielleicht die Ballettstunden nehmen, von denen sie geträumt hat.
Dann treffen sie Big Jim Norton. Er plant, ein Theater zu eröffnen und bittet sie, einmal in Monat eine Schau auf die Füße zu stellen und der Vater willigt ein.
"Donner und Doria! Das nenn' ich einen schnellen Handel! Wir könnten das zu einer Art von Familien-Abakadabratag ernennen. Einmal im Monat Magie für alle!"

Dieses Buch ist von 1962 und natürlich wirkt es so auch hier und da.
In einer Stadt gibt es einen "Holzindianer vor dem Tabakladen", was leider noch viel länger nicht ungewöhnlich war, und die oben erwähnten Diebe sind Indianer.
In einer Goodreads-Kritik steht zum Beispiel, daß es andere Bücher gibt, die nicht "Rassismus aufrechterhalten und normalisieren". Um ehrlich zu sein, ich finde, das ist zu weit getrieben. Es heißt, daß die Mutter gute und böse Indianer kennengelernt hat, es gibt keine Schimpfnamen (das Wort "Indianer" wurde zu der Zeit noch benutzt), und sie sind nicht die einzigen, die im Buch eine Bedrohung darstellen.
Was mir persönlich an diesem Teil des Kapitels am unangenehmsten war, war die Illustration, die dazu gehörte.
Ich denke, wenn man das Buch einem Kind vorliest, könnte man diesen Teil entweder überspringen oder ihn für eine kleine Geschichtsstunde nutzen.

Es kommt aber wahrscheinlich auf das Kind an, ob das eine lustige Geschichte ist, die ihm ein wenig über die alten Zeiten erzählt - wie die Erklärung des Zeitungsmanns, daß man eine Stadt gründen kann, indem man zunächst eine Zeitung gründet und dann so Leute anzieht - oder ob es sie für langweilig hält.
Ich finde, es ist immer noch ganz lustig.

Los Angeles Times,
CC BY 4.0, über Wikimedia Commons


Fleischman schrieb das Buch übrigens für seine eigenen Kinder Jane, Paul (der ebenfalls Schriftsteller wurde) und Anne und widmete es ihnen.
In der fünften Klasse beschloß er, Zauberer zu werden. Nach dem Krieg schloß er das College ab und arbeitete als Reporter, dann wurde er Romanschriftsteller, was dazu führte, daß er Drehbuchautor in Hollywood wurde.
Durch das Schreiben von "Firma Zaubermeister & Co." für seine Kinder wurde er Kinderbuchautor, die Magie gab er aber nie komplett auf.
"Sie verstanden nicht, womit ich Geld verdiente. Andere Väter gingen morgens aus dem Haus und kamen am Ende des Tages zurück. Ich war immer im Haus. Ich beschloß das Geheimnis aufzuklären und schrieb ein Buch nur für sie."

Fleischman 
brachte gern Geschichte, Folklore und natürlich die Magie in seinen Büchern ein, aber auch Humor.
Der Sid Fleischman Humor Award, dessen erster Empfänger er war (neben vielen anderen Preisen, die Newbery Medal eingeschlossen), wird jedes Jahr von der Society of Children's Book Writers and Illustrators in seinem Namen vergeben.


Quellen (englischsprachig):

1. Sid Fleischman Website
2. Mr. Mysterious & Company auf Goodreads

Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Samstag, 26. Juli 2025

Tod auf dem Nil

Überraschung!
Wie ich gestern gesagt habe, hat Lisa den Film für diese Woche geändert. Ich hatte meinen Post über "Tod im Spiegel" schon geschrieben, aber warum sollte ich nicht noch einen schnellen für "Tod auf dem Nil" schreiben?
Erstmal möchte ich sagen, daß, so wie Margaret Rutherford nicht die Miss Marple der Bücher ist, Peter Ustinov meiner Meinung nach nicht zur Beschreibung von Hercule Poirot in den Büchern paßt. Aber was kann ich sagen? Ich liebe Peter Ustinov (und bin immer noch traurig, daß ich mal die Chance verpaßt habe, ihn live zu sehen)!
Also schaue ich mir "Tod auf dem Nil" tatsächlich jedes Mal an, wenn ich ihn zufällig im Fernsehen erwische, seinetwegen und ein paar der anderen aus der Starbesetzung.


Ich werde versuchen, die Handlung kurz (aber trotzdem mit Spoilern) zu halten, weil die meisten von euch sie wahrscheinlich sowieso schon kennen.

Jackie und Simon sind verlobt. Da Simon einen Job braucht, bittet Jackie ihre Freundin Linnet, eine Erbin, ihn einzustellen. Das tut Linnet, Simon und sie verlieben sich und heiraten. Jackie folgt ihnen auf ihre Hochzeitsreise nach Ägypten und nimmt auch an der Nilkreuzfahrt teil. Eines Abends betrinkt sie sich und schießt Simon ins Bein.
Am nächsten Morgen wird Linnet tot in ihrer Kabine aufgefunden.
Natürlich wird Poirot gebeten, die Ermittlungen unter den vielen Verdächtigen aufzunehmen, die alle einen Grund haben, Linnet zu fürchten oder zu hassen. Die einzigen, die ein Alibi haben, sind Simon, der wegen seiner Verletzung im Bett war, und Jackie, die von einem Arzt an Bord nach der Schießerei Beruhigungsmittel bekommen hatte.
Noch zwei Menschen werden getötet, Linnets Mädchen Louise, die wahrscheinlich versucht hatte, den Täter oder die Täterin zu erpressen, und Mrs. Otterbourne, die erklärt, Louises Mörder gesehen zu haben, aber erschossen wird, bevor sie den Namen sagen kann.
Am Ende holt Poirot alle zusammen, wie er das so gern tut, und enthüllt, daß alles Jackies brillianter Plan war. Sie und Simon waren immer noch ein Paar und wollte nur Linnets Geld haben.
Jackie hatte vorgegeben, auf Simon zu schießen, und dafür gesorgt, daß er lang genug allein war, um Linnet zu töten und sich dann für sein Alibi selber ins Bein zu schießen. Jackie tötete Louise und dann Mrs. Otterbourne.
Jackie gesteht alles und umarmt Simon. Poirot bemerkt zu spät, daß sie sich die Pistole genommen hat, um Simon und sich selber zu erschießen.

Ich gestehe, daß ich den Plan nicht ganz so brilliant fand. Er hing für meinen Geschmack viel zu sehr von Glück und Zufall ab, und wenn ich einen Mordplan aushecken würde, würde ich mich nicht auf Glück verlassen wollen.
Trotzdem mag ich den Film, mit all seinen Schwachpunkten.
Ich stelle euch die Passagiere, ihre Motive und dann meine Meinung zu ihnen vor.

David Niven ist Colonel Race, der Poirot mit der Ermittlung hilft. Er ist an Bord wegen ...

George Kennedy, Linnet's Bevollmächtigtem in den USA, der zu verbergen versucht, daß er Geld unterschlagen hat.

Jane Birkin als das Mädchen wird von Linnet nicht nett behandelt.

Bette Davis als Mrs. Van Schuyler, die ganz scharf auf Linnet's fantastische Perlenkette ist (die fehlt, später aber zurückgebracht wird)...

... und Maggie Smith als ihre Gesellschafterin Miss Bowers, deren Familie von Linnets Vater ruiniert wurde.

Angela Lansbury als die Romanschriftstellerin Salome Otterbourne, die von Linnet wegen eines Buches, das sie über sie geschrieben hat, verklagt worden ist, und Olivia Hussey als ihre Tochter Rosalee.

Jack Warden als Dr. Bessner, der Angst davor hat, als Quacksalber entlarvt zu werden.

Jon Finch als James Fergusson, der alle reichen Leute verachtet (definit das schwächste Motiv, Linnet umzubringen).

Ich mag diesen Film nicht so sehr nur als Whodunit, sondern wegen der Sets, der Kostüme, dem Schauspiel und der Komik.
Die Produktion war üppig, die Szenerie wunderschön, das hilft oft, davon abzulenken, wenn ein Film etwas langsam anläuft, in diesem Fall mit der Vorgeschichte und der Einführung aller Verdächtiger.
Das Schauspiel ist wundervoll.
Ustinov mag nicht völlig dem Bild von Poirot, das ich im Kopf habe (vor allem da ich Suchet kenne), entsprechen, aber ich liebe trotzdem, wie er ihn darstellt.
Niven war sehr englisch und charmant.
Wardens Akzent war gräßlich, aber das ist bei deutschen Akzenten oft so in englischsprachigen Produktionen.
Finch und Hussey kann man ziemlich vergessen, das hat aber mehr mit den Rollen selber als mit dem Schauspiel zu tun. Dasselbe gilt für Kennedy.
Davis und Smith waren großartig miteinander - nicht überraschend - und sie hatten den besten Text. Ich liebe es.
Und keiner soll mir erzählen, daß Lansbury mit ihrer Rolle als betrunkene Schriftstellerin von erotischen "Liebes"romanen keinen Heidenspaß hatte! Eine erste Vorstellung davon bekommt man schon bei ihrer Einführung, als sie mit dem armen Colonel Race Tango tanzt.


Ich sagte, dieser Post würde kurz werden, also ist es das jetzt von mir.
Wenn ihr mehr möchtet, schaut euch Lisas Post an!

Freitag, 25. Juli 2025

Mord im Spiegel

Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog den Summer of Angela (Lansbury), an dem ich teilnehme, wenn ich kann.
Für heute hatte sie "Mord im Spiegel" nach dem Buch von Agatha Christie ausgesucht, wechselte dann aber zu "Tod auf dem Nil", immer noch Christie, aber natürlich mit Hercule Poirot.


Hier ist die Handlung (mit Spoilern).
St Mary Mead 1953.
Ein Produktionsteam aus Hollywood kommt an, um einen Film über Mary Stuart und Queen Elizabeth I. zu machen, gespielt von zwei rivalisierenden Schauspielerinnen, Marina Gregg, deren Ehemann der Regisseur Jason Rudd ist, und Lola Brewster, deren Mann der Produzent Marty N. Fenn ist.
Marina und Jason haben ein Dorffest organisiert. Auch Miss Marple ist da, verstaucht sich aber unglücklich bei einem Sturz den Knöchel.
Einige der Festhelfer werden ins Haus eingeladen, darunter Heather Babock. Sie erzählt Marina die Geschichte, wie sie sie trotz Krankheit im Krieg auf der Bühne gesehen hat und Marina sogar auf die Wange geküßt hat. Marina bietet ihr einen Cocktail an, der verschüttet wird, also gibt ihr Marina ihren eigenen Drink, der Heather tötet. Alle denken, daß Marina das Opfer sein sollte, um so mehr, als sie ein paar Drohbriefe vorzeigt.

Inspector Craddock, Miss Marples Neffe, versucht herauszufinden, wer der Mörder ist, und natürlich diskutiert er den Fall auch mit seiner Tante, deren Verletzung sie ans Haus fesselt.
Dann wird auch noch Rudds Sekretärin Ella getötet.

Am Schluß geht Miss Marple zum Haus der beiden und entdeckt, daß Marina tot ist. Jason gesteht, sie mit Gift in der heißen Schokolade getötet zu haben, diese ist jedoch unberührt. Es scheint also, als hätte Marina Selbstmord begangen.
Der Grund ist, daß sie sich durch Heathers Kuß mit Röteln angesteckt hatte, eine Krankheit, die recht harmlos ist - außer in einer Schwangerschaft. Marina hatte als Folge davon ein Kind mit einer Hirnschädigung zur Welt gebracht.

Vielleicht fällt euch auf, daß meine Beschreibung der Handlung kürzer als sonst ist.
Ich mache es auch im folgenden kurz ... ich mag den Film nicht. Ich hatte ihn schon vorher gesehen und da gefiel er mir auch nicht. Es war aber schon eine Weile her gewesen und vielleicht hätte ich ja meine Meinung ändern können? Nein, konnte ich nicht.

Wir haben ein Staraufgebot. Neben Liz Taylor und Kim Novak als den rivalisierenden Schauspielerinnen haben wir Rock Hudson als Jason, Tony Curtis als Marty, Geraldine Chaplin als Ella und natürlich Angela Lansbury als Miss Marple.
Die Geschichte war ihrer jedoch nicht wert, auch wenn dieser Film nicht auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren gedreht wurde.
Es gibt ein paar witzige Szenen zwischen Liz Taylor und Kim Novak. Tony Curtis schien mit seinen Szenen auch viel Spaß gehabt zu haben. Meine grundlegende Vorstellung von einer Miss Marple-Geschichte ist aber nicht, sie wegen des Witzes anzuschauen, auch wenn es ein nettes Extra sein kann.
Rock Hudson war recht zurückhaltend und hat nicht viel Eindruck hinterlassen.

Alles in allem zog sich die Geschichte hin und ich dachte "Jetzt kommt doch schon in die Gänge!"
Es war, als treibe man durch wunderschöne Settings - im Dorf, in Miss Marples riesigem (!) Garten bis hin zu den hübschen Zimmern im großen Haus, in dem Marina und Jason wohnen -, von der passenden Musik begleitet, aber war da nicht noch was anderes? Oh, stimmt, es gab doch noch zwei Morde.
Es fehlte die Spannung und die Entwicklung. Hätte Miss Marple sich nicht den Knöchel verstaucht, hätte sie den Fall bestimmt in drei Minuten gelöst gehabt anstatt auf ihren Neffen zu warten, damit er sie über die Verhöre mit allen informierte, da bin ich mir sicher.
Wer weiß, vielleicht hätte sie sogar den zweiten Mord verhindern können. Nicht daß der sehr wichtig zu sein schien, denn der Mord an Ella wurde zum Schluß nicht mal mehr erwähnt. Ich schätze, er war nicht so interessant, wenn man stattdessen die tote Marina sehen konnte, wunderschön auf einer Chaiselongue hindrapiert, mit einer gelben Rose in der Hand.


Was mich aber wirklich nervte, war Miss Marple selber.
Wikipedia zufolge (ich habe den Artikel gefunden, hatte aber keinen Zugriff darauf), sagte der Regisseur Guy Hamilton, daß Margaret Rutherford, die Miss Marple in vier Filmen spielte, "eine göttliche Komikerin war, aber sie war nicht mehr Miss Marple als ... zum Mond zu fliegen
(ich habe absolut keine Ahnung, was das heißen soll). Wir nehmen Miss Christies Miss Marple, eine ernsthaftere Person, eine Klatschtante, ein bißchen ein Snob. Und sie fällt nicht von ihrem Fahrrad in den dörflichen Ententeich.

Ich liebe Rutherford, vielleicht schreibe ich irgendwann einen Post über sie.

Das Problem war, daß Lansbury meiner Meinung nach keine gute Miss Marple war.
Teils lag das bestimmt daran, daß sie gar nicht so oft auftauchte, weil die großen Stars im Mittelpunkt standen (nochmal, ohne daß die Geschichte dazu da war).
Außerdem kam Lansbury nicht annähernd an ein paar der anderen Miss Marples heran (ich bin im Joan Hickson-Team, auch wenn ich nicht alle Folgen mag), sowohl im Aussehen als auch im Verhalten.
Wie sie sie auf alt geschminkt haben, war schrecklich. Ich fragte mich die ganze Zeit, was sie mit ihren Augenbrauen gemacht hatten und warum.
Und dann war da noch das hier ... wer meinte, daß das eine gute Idee sei?



Ich kann nichts über die Unterschiede zwischen Film und Buch sagen, weil ich es nie gelesen habe. Ich weiß, daß Marina im Roman nicht den Namen ihres Mannes angenommen hatte, ihr Name war Gregg, und es war wirklich witzig, daß dieser Name in der deutschen Synchronisation benutzt wurde.

Mein Fazit ist, daß ihr, falls ihr sehen möchtet, wie zwei Stars "Nettigkeiten" austauschen", diese Szenen anschaut und daran Spaß habt, wenn ihr aber einen Miss Marple-Film sehen möchtet, würde ich sagen, ihr laßt diesen hier aus.
Entschuldigt mich nun, während ich mich zurückziehe, um noch etwas länger genervt zu sein 
😂

Donnerstag, 24. Juli 2025

Stummfilme - Stürme

Ich weiß nicht, ob ihr euch je die Quellen am Ende meiner Filmposts anschaut. Falls ihr es tut, ist euch vielleicht schon aufgefallen, daß ich oft Fritzi Kramers Blog "Movies Silently" aufführe. Ich mag, wie sie schreibt, wenn sie also eine Kritik zu einem Film hat, den ich gerade anschaue, dann lese ich sie.
Sie hat außerdem eine Rangliste für Stummfilme auf ihrem Blog, für heute bin ich also direkt zu ihren 5-Sterne-Filmen gegangen und habe "Stürme" von 1928 ausgewählt.
Ich habe ihre Kritik nicht gelesen, bevor ich den Film angeschaut und mir meine eigene Meinung gebildet habe, ich wußte nur, daß sie "Stürme" liebt. Schauen wir mal, ob das mir genauso geht.
Es ist recht passend, daß es im Moment draußen windig ist und meine dünnen kleinen Rolläden klappern. Das ist aber nichts im Vergleich zu "Stürme".

Public Domain über
Wikimedia Commons

Wie gewöhnlich fange ich mit der Handlung an (Spoiler voraus!).

Letty Mason reist von Virginia nach Texas, um bei ihrem Cousin Beverly und seiner Familie auf seiner Farm zu leben. Sogar schon im Zug bemerkt sie den konstant wehenden Wind.
Sie fällt dem Mitpassagier Wirt Roddy auf, der eine Unterhaltung beginnt und ihr sagt, daß der Wind Leute verrückt macht, vor allem Frauen.

Am Bahnhof wird Letty nicht von ihrem Cousin abgeholt, sondern von dessen Nachbarn Lige Hightower und Mr. Sourdough. Letty ist davon und von dem heftigen Wind so schockiert, daß sie zu Wirt zurückrennt, der ihr versichert, daß er gelegentlich bei ihr vorbeischauen wird.
Auf dem Weg erzählt Lige ihr vom Wind, vor allem vom "norther", von dem die amerikanischen Ureinwohner glauben, daß er ein Geisterpferd in den Wolken ist, und der so schlimm ist, daß er die wilden Pferde die Berge hinuntertreibt - ein Bild, das Letty von da an verfolgen wird.



Während Beverly höchst erfreut ist, die Cousine zu sehen und willkommen zu heißen, mit der er wie ein Bruder aufgewachsen ist, ist seine eifersüchtige Frau Cora nicht so glücklich über den Neuankömmling. Als sie alle zusammen essen, merkt man, daß Lige und Sourdough sofort von der schönen Letty hingerissen sind, die sehr fehl am Platz wirkt.
Bei einem Fest erzählen sowohl Lige als auch Sourdough Cora, daß sie vorhaben, Letty einen Heiratsantrag zu machen. Cora ist von dem Gedanken, sie aus dem Haus zu bekommen, begeistert.
Dann kommt auch Wirt vorbei, und als ein Zyklon das Fest unterbricht, müssen sie im Keller Schutz suchen, wo er Letty darum bittet, mit ihm wegzugehen.



Lige und Sourdough machen Letty einen Antrag, sie denkt aber, es sei ein Scherz und lacht sie aus. Cora ist enttäuscht und fordert, daß Letty ihr Haus verläßt, also geht sie zu Wirt, der ihr sagt, daß er zwar schon eine Ehefrau hat, sie aber zur Geliebten nehmen will. Sie geht zu Cora zurück und meint, daß sie nirgends hingehen kann und kein Geld hat, also sagt Cora ihr, daß sie dann Lige oder Sourdough heiraten müssen wird.
Letty heiratet Lige, der überglücklich ist, weil er glaubt, daß sie ihn liebt, aber schnell durch ihre Reaktion auf seinen Kuß enttäuscht wird.


Als er versucht, sie noch heftiger zu küssen, wehrt sie ihn ab und sagt ihm, daß er sie dazu gebracht hat, ihn zu hassen, obwohl sie ihn nicht hassen wollte.
Von dieser Wendung schockiert sagt Lige, daß er sie nie mehr berühren wird, und verspricht, genug Geld zu verdienen, um sie wieder zurück nach Virginia zu schicken.
Das ist einfacher gesagt als getan, denn die Zeiten sind schwer, das Vieh stirbt und die Rancher müssen eine Lösung finden, damit sie nicht verhungern. Als Lige zu dem Treffen gehen will, bittet Letty, die von dem andauernden Wind immer verrückter wird, ihn, sie mitzunehmen, damit sie nicht alleinbleiben muß. Als sie ihr Pferd im Wind nicht kontrollieren kann und auch von Liges Pferd fällt, obwohl sie sich an ihm festklammert, bittet Lige Sourdough, sie nach Hause zu bringen.
Als die Rinderzüchter vom Treffen heimkehren, bei dem sie beschlossen haben, die wilden Pferde, die vor dem "norther" davonlaufen, zusammenzutreiben, um dafür Geld von der Regierung zu bekommen, bringen sie einen Verletzten mit - es ist Wirt. Natürlich ist Letty nicht glücklich darüber, ihn im Haus zu haben.
Nachdem Wirt sich erholt hat, besteht Lige darauf, daß er dabei hilft, die Pferde zusammenzutreiben, er aber schleicht direkt zu Letty zurück, die, schon vor lauter Wind verrückt, in Ohnmacht fällt. Wirt bringt sie zum Bett.
Am nächsten Morgen versucht er Letty zu überreden, daß sie mit ihm geht, sie lehnt jedoch ab. Als er meinte, Lige werde sie beide töten, antwortet sie kalt, daß sie hoffe, das würde er tun. Wirt wird aufdringlich und Letty bedroht ihn mit seiner eigenen Waffe, die er auf dem Tisch liegenlassen hat. Er nimmt sie nicht ernst und greift nach der Waffe, die losgeht und ihn tötet.
Da sie nicht weiß, was sie sonst machen soll, begräbt Letty ihn draußen. 
Der Wind wird immer stärker und Letty wird wahnsinnig davon.

 
Sie sieht, wie der Wind Wirts Leiche aufdeckt.
Als jemand versucht, die Tür zu öffnen, die sie mit einer Schaufel festgestellt hat, bricht sie zusammen, es ist aber Lige, der zurückgekommen ist, worüber sie so glücklich ist, daß sie ihn küßt.
Dann gesteht sie, Wirt getötet zu haben. Lige sieht nach draußen, kann aber keine Leiche sehen, also sagt er ihr, daß der Wind sich darum kümmert, wenn jemand aus gerechtem Grund getötet wird.
Er sagt Letty außerdem, daß er jetzt genug Geld hat, um sie nach Virginia zurückzuschicken, aber zu seiner Freude verkündet Letty, daß sie vor dem Wind keine Angst mehr hat und daß sie ihn liebt und bei ihm bleiben will.


Dies war mein erster Stummfilm mit Lillian Gish, der "First Lady of the Silent Screen" - und ihr letzter (ihre Karriere lief danach jedoch noch lang weiter, allerdings nicht so erfolgreich).
Ich hatte von ihr gehört, aber nicht gewußt, was ich erwarten sollte.

Der Film hat keinen Dialog, aber Toneffekte (erinnert ihr euch an "Sonnenaufgang: Lied von zwei Menschen", der die auch hatte?) Leider konnte ich weder sie noch die Filmmusik von Carl Davis, die empfohlen wurde, anhören, weil ich sie nicht fand. Die Filmmusik, die ich hatte, war improvisierte Musik und Kreischen und ich mußte sie abschalten, weil ich sie nicht ertrug. Das Ensemble mag ja "das Unverständliche und Unbequeme angenommen" haben, aber es war schon unbequem genug für mich, auch ohne Gekreische mit anzuschauen, wie Letty verrückt wurde, vielen Dank auch.
Wie ihr wißt, hat die Musik oft einen großen Anteil daran, ob ich einen Stummfilm mag oder nicht, und den hier komplett stumm anschauen zu müssen, war etwas schwierig, aber dafür konzentrierte ich mehr auf das Schauspiel.

Ich kenne Leute, die ein ernsthaftes Problem mit Wind haben, er macht sie nervös und irritiert sie.
Obwohl Winde hier häufiger auftreten und stärker werden, kommt das nicht an das dauernde Wehen im Film heran, ich kann mir also leicht vorstellen, daß Letty davon, seine Kraft zu spüren und ihn die ganze Zeit zu hören, verfolgt wurde. Da ich selber von Katzenstreu, die überall verteilt wird, verrückt werden kann, kann ich auch sehr gut verstehen, daß es jemanden wahnsinnig macht, wenn überall Sand ist. Es hat mich schon nervös gemacht, das nur anzuschauen.

Letty ist eine süße und zierliche junge Frau, die in eine Umgebung gezwängt wird, in der sie, wie schon erwähnt, völlig fehl am Platz wirkt. Um ehrlich zu sein, bezweifle ich, daß sie überhaupt viel darüber nachgedacht hat, wie es sein würde, sie erzählt Wirt von der "schönen Farm" ihres Cousins - was sie definitiv nicht ist.
Also klammert sie sich an die einzige Person, die ihr zivilisiert erscheint, Wirt, und dann ist es ausgerechnet er, der dieses Vertrauen mißbraucht, was sie letztendlich aber stärker macht.
Gish machte eine ganze Menge Emotionen in dem Film durch und drückt sie mit Augen, Händen und ihrem Körper aus.

Dann ist da andererseits Cora, eine Frau, die hart für ihre Familie arbeitet. Es ist kein Wunder, daß sie kein hübsches kleines Ding im Haus haben will, um das die Männer und ihre Familie wie Motten um ein Licht herumflattern und das vom Bügeln Blasen an ihren zarten Händen bekommt, während Cora zur selben Zeit einen ganzen Stier ausnehmen muß (nicht meine Szene, das kann ich euch sagen).
Vielleicht wäre Cora ja nicht so eifersüchtig, wenn Letty etwas mehr versuchen würde, sich anzupassen.

Lige and Sourdough sind vom ersten Moment an, in dem sie Letty kennenlernen, so hingerissen, daß sie nicht mal darüber nachdenken, daß Letty sie vielleicht nicht ernstnehmen könnte. Besonders Lige ist wie ein Welpe mit einem neuen Ball - Sourdough scheint mehr die komische Einlage zu sein - und das Erwachen, nachdem die Heirat, die ihn so glücklich gemacht hat, nicht so läuft, wie er sich das erhofft hat, ist hart. Es verändert ihn aber auch und macht ihn verantwortungsvoller und fürsorglicher.
Ich verstehe ja, warum Letty sich nicht direkt in Lige verknallt, aber ich verstehe nicht, warum sie Wirt vorziehen sollte. Gut, Lige ist zwar ein ungeschliffener Diamant, was sie erstmal herausfinden muß, aber die Art, wie sich Wirt im Zug an sie heranmacht, iih. Außerdem bin ich oberflächlich genug zu sagen, daß Lige echt gut aussieht.

Es gibt Theorien darüber, ob Wirts Leiche echt ist oder nicht. Ist er überhaupt zurückgekommen oder war das eine Halluzination von Letty? Warum konnte Lige die Leiche nicht sehen?
Ich habe das Buch (noch) nicht gelesen, aber dem zufolge, was ich gelesen habe, ist die Vergewaltigung hier sehr echt - und auch das Ende ist anders.
Gish hatte selber die Idee für die Verfilmung, sie wählte auch den Regisseur Victor Sjoström (in den USA auch als Seastrom bekannt) und den Schauspieler Lars Hansen (Lige) aus, mit denen sie schon zuvor an einem anderen Film gearbeitet hatte.
Ihr zufolge war es geplant gewesen, das Ende des Buchs zu verwenden, so wie sie und Sjoström es wollten. Im Buch wartet Letty darauf, daß Lige heimkommt, nachdem sie Wirt getötet hat. Als er nicht kommt, geht sie zum Sterben in die Wüste. Es wird behauptet, daß MGM fand, ein glückliches Ende würde beim Publikum dann doch besser ankommen.
Mehrere Leute sagen allerdings, daß das tragische Ende niemals gefilmt wurde.
Abgesehen davon, daß ich ein Happy End liebe, finde ich, daß es tatsächlich auch ganz gut funktioniert. Es wäre dramatisch gewesen, wenn Letty in die Wüste gegangen wäre, und hätte wahrscheinlich das Bedürfnis mancher befriedigt, eine Art Strafe für Wirts Tod zu sehen, aber mir gefiel die Vorstellung, daß Letty und Lige gewachsen sind und einen Neubeginn bekommen.

Wird dies mein absoluter Lieblingsstummfilm je werden?
Das denke ich nicht (all der Wind und Sand), aber es ist auf jeden Fall ein Film, den ich zum Anschauen empfehlen würde.



Ausgewählte Quellen:

1. Fritzi Kramer: The Wind (1928) - A Silent Review. Auf: Movies Silently, 3. Februar 2013
2. Fritzi Kramer: Silent Movie Myth: "The Wind" had a happy ending slapped on and is too ... windy. Auf: Movies Silently, 29. April 204
3. Benjamin Schrom: The Wind. Essay. Auf: San Francisco Silent Film Festival. 2009
4. Adrian Danks: Open to the Elements: Surveying the Terrain of Victor Sjoström's The Wind. Auf: Senses of Cinema. Mai 2006


Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Dienstag, 22. Juli 2025

Nostalgie - Meine Stacey

Es ist nicht das erste Mal, daß ich einen Teil dieser Geschichte erzählt habe, die an Weihnachten begann, aber in einem Post zu etwas anderem und mit einem schrecklichen Bild.
Diese Geschichte führte viele Jahre später zu meiner Sammlung, also denke ich, sie ist es wert, richtig erzählt zu werden.

Heiligabend 1970, ein aufgeregtes kleines Mädchen wartet darauf, daß sich die Wohnzimmertür öffnet.
Mich erwartete ein nagelneuer Puppenwagen und handgenähte Kleider für mein Dickerchen (keine Ahnung, woher der Name kam).

Die kleine Cat war jedoch ein undankbares Kind, muß ich leider sagen. Ihre älteren Schwestern bekamen Mattel-Puppen, und da die kleine Cat schon immer Miniaturen liebte (was sich bis heute nicht geändert hat), war sie fasziniert. Die kleinen Schuhe, die winzigen Knöpfe und Reißverschlüsse ... Cat begann zu nerven, wie das nur eine Fünfjährige kann. Sie ärgerte ihre Schwestern damit, daß sie ihre Puppen anschauen wollte.
Und als sie lange genug genörgelt und wahrscheinlich alle in den Wahnsinn getrieben hatte, bekam sie endlich versprochen, daß sie ihre eigene Mattel-Puppe bekommen würde, sobald die Läden wieder offen hatte - am 27.
Das kann für meine Familie kein Spaß gewesen sein. Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern, aber ich bin mir sicher, daß ich nur daran denken konnte, wann endlich der 27. war, und wahrscheinlich wollte ich gleich als erstes morgens losziehen.

Als ich imstande war, Jahre später so richtig darüber nachzudenken, fühlte ich mich deswegen irgendwie schlecht.
Ja, nur irgendwie, denn ich bin immer noch richtig glücklich, daß ich meine Puppe bekam, aber 1. schwammen wir nicht gerade im Geld und 2. muß meine Mutter so enttäuscht über meine Reaktion gewesen sein, nachdem sie diese Puppenkleider selber genäht hatte. Wie hätte sie nicht denken können, daß ich ein verzogenes kleines Gör war? Ich hatte das an ihrer Stelle.

Dennoch nahm sie mich am 27. mit zum Laden und ich bekam meine erste Mattel-Puppe.
Ich habe eine sehr vage Vorstellung von dem Stockwerk des Spielzeugladen, in den wir gingen - den "Fässler" - (Name nach den Erinnerungen meiner Schwester geändert 
😉), aber ich könnte euch nicht sagen, ob ich die Puppe und die zwei Outfits selber aussuchte oder ob meine Mutter das tat. Ich könnte nicht mal sagen, ob meine Schwestern dabei waren und ihren Expertenrat zu dieser Angelegenheit abgaben (es wird irgendwann einen Post geben, in dem es darum geht, wie man zu dieser Zeit zum Experten wurde).
Auf jeden Fall war meine Puppe - ich sollte sagen ist, denn sie ist natürlich noch Teil meiner Sammlung - eine Stacey mit platinblonden Haaren.
Meine Schwester hatte auch eine Stacey, aber mit rotem Haar, und ich hoffe, sie vergibt mir, wenn ich euch erzähle, daß sie stichelte, meine Stacey sei alt, weil sie graue Haare hätte. Geschwister, was?
Ich liebte meine Stacey und ich spielte mit ihr. Dieses arme Mädchen mußte so einiges durchmachen. Eine Fünfjährige hat nicht die Geschicklichkeit, ihre Modepuppe ohne bleibenden Schaden an- und auszuziehen. Ich schätze, das war, warum ich einen Puppenwagen bekommen hatte.

Im Laufe der Jahre wurde Staceys Kopf gelb und ihr Gesicht schwitzt. Das ist nicht meine Schuld, es ist etwas, das einer Menge Vinylpuppen aus der Zeit passiert ist. Ich könnte versuchen, sie restaurieren zu lassen (oder es selber zu probieren), zum Beispiel indem man die Haut bemalt, aber ich denke mir, sie ist eben einfach zusammen mit ihr alt geworden.
Sie war die erste in meiner Sammlung - von der ich nicht wußte, daß ich sie haben würde -, sie wurde als Spielzeug und nicht als Sammlerstück gekauft, und überraschenderweise überlebte sie. Es fühlt sich falsch an, darüber nachzudenken, sie zu verändert, fast als hätte ich eine Schönheits-OP (und auch ich "bemale" meine Haut nicht).

Oh die Geschichten, die diese arme kleine Lady erzählen könnte ...

Ihre kränkliche Gesichtsfarbe ist nicht ihr einziges Problem. Sogar gewaschen wurde ihr Haar nie mehr wie neu.
Da sie jemand *unschuldiges Pfeifen* oft zur Bücherei gehen ließ (die ich in einem Sessel aufgebaut hatte, komplett mit handgemachten Signaturenschildern) und dabei ihre Füße immer zu hart auf dem Boden aufsetzte, verlor sie irgendwann einen halben Fuß.
Vor vielen Jahren nähte meine Schwester (die andere, die eine (aschblonde) Summer Sand TNT Barbie an diesem Weihnachten bekam) ein Abendkleid für sie, aber wegen ihres Fußes kann sie keine Pumps dazu tragen. Stattdessen trägt sie ein Paar vintage weiße lange Schnürstiefel.

Ihr fehlt außerdem ein Finger, er brach ab, weil ich zu oft Armbänder über ihre Hand streifte.
Erinnert ihr euch noch, daß früher die zwei Teile von Kugelschreiben nicht unbedingt direkt zusammengeschraubt wurden? Oft war da noch ein kleiner Metallring dazwischen, in silber oder gold. Es gab ganz dünne und die breiten. Die dünnen konnte man leicht über die Hand bekommen, weil man sie einfach verbiegen konnte und dann bog man sie einfach am Handgelenk wieder hin. Mit den breiteren war das nicht so einfach und wenn man Staceys kleinen Finger oft genaug dabei verbog, dann brach er eben irgendwann einfach ab.

Ein weiteres sehr typisches Problem bei Puppen, mit denen gespielt wurde, waren die Risse im Kopf. Stellt euch ein kleines Mädchen vor, das andauernd den Kopf herunterreißt, um Kleidung oder handgemachte Halsketten anzulegen (jetzt weiß ich, wie man kleine Halsketten mit Haken macht), und ihn dann wieder auf den Hals quetscht, es ist ein Wunder, daß die Risse nicht noch schlimmer sind. Man kann sie zwar kleben, aber ihr kennt ja meine zerbrechliche Verbindung mit Klebstoff.

Stacey war eine songenannte TNT-Puppe - Twist'n'Turn -, was bedeutete, daß sie nicht nur den Kopf hin und her drehen konnte, sondern auch ihre Taille. Sie hatte außerdem knickbare Beine.
Stacey wurde 1968 als Barbies britische Freundin eingeführt, Teil der "britischen Invasion". Sie brachte den Geist von Mary Quant und Londons Carnaby Street mit sich - eine echte "Mod" Puppe.
Es gab sie in zwei Versionen, die beide nur bis 1971 hergestellt wurden, was wirklich schade ist.
Da war einmal die Talking Stacey, die mit britischem Akzent sprach, einen seitlichen Pferdeschwanz und ein Pony hatte, in platinblond oder rot (auch "Copper Penny" genannt).
Die TNT-Puppen hatten ebenfalls blonde or rote Haare. Die 1968 TNT hatte einen Seitenscheitel und kleine Löckchen an Stirn und Seiten, ihr Pferdeschwanz war am Hinterkopf.

Eine wunderschöne platinblonde TNT Stacey von 1968 - kein gelbes Gesicht! -
mit offenem Haar, sie trägt das "Suburban Shopper"-Kleid (#969, 1959 - 1964)
ohne Accessoires und mit blauen Pumps anstatt der weißen offenen Schuhe.

Die TNT von 1969 bis 1971 hatte kurzes Haar mit Seitenscheitel und Außenrollen, wenn mit ihnen aber gespielt wurde und man sie kämmte und abhängig von der Fülle an Haar (das war nicht immer gleich), konnte das eine sehr üppige Frisur ergeben.

"Copper penny" Stacey - ebenfalls mit gelbem, aber nicht schwitzendem
Gesicht -, die "Sleeping Pretty" (#1636, 1965) ohne Accessoires trägt, einer der
offenen Schuhe hat leider seinen Pompom verloren, was nicht ungewöhnlich ist.

Sie lächeln alle und zeigen dabei Zähne, haben eingezogene Wimpern und Rouge auf den Wangen.
Sie sind nicht nur wegen ihrer Schönheit bei Sammlern beliebt, sondern auch, weil sie nicht sehr lang auf dem Markt waren.

Es gab zwei Sears Exclusive Geschenksets für Stacey, "Stripes Are Happening" (#1545, 1968) und "Stacey Nite Lightning (#1591, 1969). Dies sind die einzigen Outfits, in denen ein Stacey-Label eingenäht ist. Sears Exclusives sind wunderschön, für kleine deutsche Mädchen waren sie leider keine Option.
Stacey erschien auch auf mehreren Koffern, entweder allein oder zusammen mit Barbie, einmal auch mit Barbie und Francie.


Quellen (englischsprachig):

1. Sibyl DeWein and Joan Ashabraner: The Collector's Encyclopedia of Barbie Dolls and Collectibles. Paducah, KY, Collector Books, 1994
2. Sarah Sink Eames: Barbie Doll Fashion. Paducah, KY, Collector Books, 1997
3. Vintage Stacey Dolls 1968 - 1971. Auf: Fashion Doll Guide



Stacey/Barbie/Francie ist ein eingetragenes Warenzeichen. Ich bin in keienr Weise mit Mattel verbunden.

P.S. Falls ihr euch Gedanken um meine Babypuppe macht, so ist das nicht nötig. Sie wurde in ihrem neuen Wagen auf Spaziergänge mitgenommen und auch ihre neuen Kleider trug sie. Als sie schließlich kaputtging (sie verlor immer ihre Gliedmaßen, weil das Plastik ausleierte), erbte mein Teddy, der ungefähr die gleiche Größe hat, den für ihn geeigneten Teil der Kleidung.
Ok, das ist natürlich kein Grund, sich wie ein verwöhntes Gör zu benehmen, aber ich habe mich im Laufe der Jahre oft genug dafür entschuldigt 
😂

Samstag, 19. Juli 2025

Einfach nur so Samstag - Der neue Mitbewohner

Warnung: Spinnenbilder und mehr!

Vor Jahren besuchten wir Verwandte des Ex. Sein junger Cousin (tatsächlich waren wir da auch noch jung) hatte alle möglichen Tiere - es war früher ein Bauernhof in einem Dorf - hauptsächlich Geflügel wie Enten in einem Teich, Hühner, Fasanen, aber auch Kaninchen. Als wir sie uns anschauten, setzte er plötzlich eine weiße Maus auf meine Schulter. Natürlich hatte er darauf gehofft, daß ich durchdrehen und schreien würde, aber selbst wenn ich den Drang dazu verspürt hätte, was nicht der Fall war, hätte ich ihm den Gefallen nicht getan.
Stattdessen streichelte ich die Maus und sagte ihr, wie süß sie war. Das war sie nämlich. Ich glaube, daß ich mir an dem Tag seinen Respekt verdient, nicht daß ich darauf aus war.

Ich bin aber ehrlich, ich bin nicht bei allen Tieren so cool, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Wenn mich eine Spinne anspringt, springe ich wahrscheinlich auch, nicht weil es eine Spinne ist, sondern weil ich erschrecke. Ich wage zu behaupten, daß mir das mit jedem anderen Tier genauso gehen würde (der Dekan kann so ein oder vier Geschichten darüber erzählen).

Wenn mich ein Besucher aber nur anschaut, kann ich dementsprechend reagieren. Manchmal kommt eine einzelne Stinkwanze durch das offene Fenster herein und die war dann sanft aber bestimmt hinausgeworfen.
Spinnen dürfen bei mir leben, da ich keine Phobie habe, sehe ich
keinen Grund dafür, das Haus mit ihnen darin niederzubrennen.

Ich finde, sie war
echt hübsch.

Fliegende Exemplare werden so freundlich wie möglich hinausgeleitet, obwohl es etwas hektisch werden kann, wenn sie von der stechenden Sorte sind und ein nicht so kleiner Kater ihretwegen ganz aufgeregt ist. 
Kleidermotten und Teppichkäfer sind eine Ausnahme. Wenn ich sehe, denke ich nicht mal an mein Karma und lasse jegliche Gnade fallen (obwohl Motten ohne Fallen inzwischen ganz schön schwierig zu fangen sind).



Wenn ich den Rolladen an dem Fenster hinter meinem Bett nicht ganz herunterlasse - damit ich zum Beispiel den Mond betrachten kann - habe ich manchmal nächtliche Besucher, Motten und Grashüpfer. Ponder war von ihnen total fasziniert und tupfte immer ganz sanft das Glas an. Es war auch gut, daß da Glas war, denn Ponder mag zwar sehr freundlich gewirkt haben, aber ich habe ihn mehr als eine Spinne plattmachen und verspeisen gesehen.






Diese gestreiften Hügel - der Dekan.



Auch der Dekan ist interessiert, aber er ist mehr von der Sorte, die eine lange Zeit auf der Lauer liegen und dann mit Füßen, die in alle Richtungen schlegeln, losspringen. Ich habe ihn hier drin schon Besucher in die Falle locken gesehen, aber er läßt sie dann normalerweise wieder los und schaut ihnen mit Augen hinterher, die so groß wie die eines Kindes vor dem Weihnachtsbaum sind. Er könnte sie wenigstens sanft umhauen, damit ich die Chance habe, sie rauszusetzen, aber um es nicht so nett ausdrücken, er ist total nutzlos in dieser Hinsicht.

Gestern aber hatten wir einen Besucher, der mich überraschte, weil ich hier noch nie zuvor einen gesehen hatte.
Fangen wir mit dieser Seite aus einem meiner Lieblingsbücher an, "Daddy Langbein" von Jean Webster (hier auf Englisch verfügbar).
Judy, die Hauptfigur, ist im College und schreibt an ihren Mentor.
"Der Anlaß war ein Tausendfüßler wie dieser. Nur noch schlimmer. Gerade als ich den letzten Satz fertig hatte und überlegte, was ich nun sagen sollte, - fiel er von der Decke herunter und landete auf meiner Seite. Ich warf zwei Tassen vom Teetisch, als ich entkommen wollte. Sallie haute mit meiner Haarbürste - die ich nun nie mehr benutzen kann - auf ihn ein und tötete das Vorderteil, aber die hinteren fünfhundert Füße rannten unter die Kommode und entkamen.
Unser Gebäude ist dank seinem Alter und der efeubedeckten Mauern voller Tausendfüßler. Sie sind schreckliche Wesen. Ich würde lieber einen Tiger unter dem Bett finden."
(Anmerkung: Centipede im Original heißt wörtlich Hundertfüßer - bei uns werden beide Namen verwendet - und nur fünfzig Füße sind entkommen. Außerdem wurde in der deutschen Übersetzung leider das "plump" für das Geräusch weggelassen, als er von der Decke fällt, lest weiter, dann seht ihr, warum leider.)


Das beschreibt es ziemlich gut, nur daß das hier kein College ist.
Ich wurde von einem Kater geweckt, der um 5 Uhr morgens Frühstück verlangte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erst ungefähr vier Stunden geschlafen und war noch nicht so ganz mein waches und energiegeladenes Selbst - hört auf zu lachen!, aber ich bemerkte etwas großes Schwarzes an der Decke hängen, was eindeutig keine Spinne war. Bei genauerem Hinschauen war es ein Hundertfüßer, was mich verblüffte, ungefähr 5 cm lang und völlig außerhalb meiner Reichweite.
Im nächsten Moment aber ... "plump!" (darum leider)! Ich war ehrlich überrascht davon, wie laut der Ton war, als der Hundertfüßer direkt neben mir herunterfiel. Keine Tassen, kein Teetisch, keine Haarbürste (obwohl eine auf meinem Nachttisch liegt). Stattdessen rannte ich zu meinem Bett zurück, um aus Ermangelung einer Schüssel in meinem Schlafzimmer (Notiz: immer eine Schüssel und ein flaches Stück Pappe im Schlafzimmer bereithalten) meine Taschentuchbox zu holen, aber zu spät, er war schon weg. Ich glaube, er ist unter den Kleiderschrank gerannt, und ich stocherte ein bißchen mit einem Besen herum, ohne Erfolg.
Was mich echt ärgert ist, daß ich mir sicher war, er hat nur versucht, sich vor einem Interview mit mir darüber, was er zum Haushalt beitragen kann und wie er die Miete zahlen will, zu verstecken. Ich schwöre, wenn er seine Schuhe in der ganzen Wohnung herumschmeißt, werde ich sauer.

Während ich dies schreibe, bin ich immer noch völlig ahnungslos, wo er steckt. Er könnte überall sein, als schätze ich mal, wir werden erstmal wohl mit ihm leben müssen. Der Dekan hatte ich nicht mal bemerkt, wenn er aber bleibt, könnte es eine Begegnung der vielfüßigen Art geben. Oh Mann, ich hoffe, er ist kein Stepptänzer!

Ich bin seinetwegen nicht wahnsinnig besorgt, aber ich mag die Vorstellung nicht, auf ihn drauf zu treten, zum Beispiel mitten in der Nacht. Ich mag auch die Vorstellung nicht, daß das Gör versucht, ihn zu jagen/töten/essen, und ich bin nicht scharf darauf, ihn in meinem Bett zu finden (das wäre dann wieder die Sache mit dem Anspringen).
Ist es seltsam, daß ich wünschte, ich hätte ein Bild von ihm machen können?

Freitag, 18. Juli 2025

Please Murder Me!

Für den heutigen Post zum Summer of Angela (Lansbury) hat Lisa von Boondock Ramblings den Film "Please Murder Me!" von 1956 ausgewählt.
Hier ist Lisas Post (auf Englisch).
Ich habe keinen Anhaltspunkt gefunden, der darauf hindeuten würde, daß der Film auch in Deutschland erschienen ist.

Public Domain über
Wikimedia Commons

Hier ist die Handlung (mit Spoilern).

Der Strafverteidiger Craig Carlson kauft eine Pistole in einer Pfandleihe und legt sie zusammen mit einer Akte in seinen Büroschreibtisch. Dann nimmt er eine Nachricht auf, in der sagt, daß er in genau 55 Minuten tot sein wird, und eine Geschichte erzählt ...

Sie beginnt damit, daß Craig seinem besten Freund Joe sagt, daß dessen Frau Myra eine Scheidung möchte. Der Mann, in den sie verliebt ist, ist Craig. Joe meint, er brauche etwas Zeit zum Nachdenken.
Ein paar Tage später gibt Joe seinem Geschäftspartner Lou einen Brief, den er verschicken soll, dann ruft er Myra an, um ihr sagen, daß er zu Hause über etwas mit ihr reden will.
Als er heimkommt, konfrontiert er Myra, schließt die Tür, dann hört man einen Schuß.
Myra behauptet, daß Joe sie angegriffen hat und sie in Selbstverteidigung erschossen hat.

Vor Gericht argumentiert die Anklage, daß Myra Joe kaltblütig ermordet hat, weil sie seine Lebensversicherung wollte, nicht weil er sie dafür, daß sie eine Scheidung wollte, angegriffen hat.
In seinem Schlußplädoyer enthüllt Craig, daß er der Mann ist, in den Myra verliebt ist, und die Geschworenen erklären sie für nicht schuldig.


Lou trifft bei der Party ein, mit der sie den Sieg feiern, und gibt Craig den Brief, den er vergessen hat abzuschicken. In dem Brief erzählt ihm Joe, daß Myra ihn wegen des Geldes geheiratet hat und daß sie die ganze Zeit in den Künstler Carl Holt verliebt war.

Craig, der jetzt ohnehin alles für sich ruiniert sieht, beschließt, Carl vor Myra zu retten und sie für alles bezahlen zu lassen, indem er dafür sorgt, daß sie ihn umbringt.
Er arrangiert eine Verabredung mit ihr in seinem Büro. Er läßt das Band laufen und versteckt das Mikrofon, bevor er sie einläßt. Dann zeigt er ihr die Akte und legt die Waffe auf den Tisch. Als er droht, Carl anzurufen, erschießt sie ihn und versucht es wie einen Selbstmord aussehen zu lassen.
Craig hat außerdem eine Verabredung mit Willis, dem Bezirksstaatsanwalt, getroffen, kurz nach der mit Myra. Myra erzählt Willis, daß sich Craig erschossen hat, aber Willis spielt die Aufnahme ab und sie weiß, daß das Spiel aus ist.


Es ist nicht schwer, dies als B-Movie einzustufen.
Alles ist recht einfach, die Sets eingeschlossen, aber der Film ist dennoch recht einfach anzuschauen, vor allem weil er nur 75 Minuten läuft.

Praktisch jede Kritik, die ich überflogen habe, hat erwähnt, daß dieser Film ja wohl ein Testlauf für Raymond Burrs Rolle als Perry Mason war, und das ist auch keine Überraschung, wenn man sich die Gerichtsszene anschaut. Masons Schlußplädoyers überzeugen mich allerdings normalerweise auch mehr.
Die Handlung hat wirklich ihre Momente, aber ich kann einfach nicht glauben, daß eine Jury oder ein Gericht auf ein plötzliches "ach übrigens, ich bin der neue Mann, also zählt das Geldargument der Anklage nicht" abfahren würde - im Schlußplädoyer! Ich konnte nicht anders als das ganz schön schwach zu finden.

Obwohl ich die Wendung recht interessant fand, dachte ich doch, daß Craigs Entscheidung, sich selber zu opfern, um Carl vor der "Krankheit", die Myra (laut Joes Brief ) war, zu retten, ein bißchen übertrieben war. Okay, total übertrieben.
Dann war sein Herz eben wegen des Verlusts der Frau, die er liebte, gebrochen - das sollte ja schnell heilen, da er wußte, was für eine Art Frau sie war - und auch wegen des Verlusts seines Freundes gebrochen - das verstehe ich, aber er hatte ja seinen Tod nicht geplant - aber er war ganz bestimmt nicht der erste Anwalt, der über die Unschuld einer Klientin oder eines Klienten getäuscht wurde. Nicht gut für die Karriere vielleicht, aber auch keinesfalls deren Todesurteil.
Burr spielte es jedoch mit Überzeugung.

Ich denke, Lansbury hätte etwas mehr Leidenschaft in ihre Femme Fatale stecken können, und ich frage mich, ob das ihre Entscheidung oder die des Regisseurs war, aber es war nett, sie mal in einer so anderen Rolle zu sehen, als es die meisten von uns wahrscheinlich gewöhnt sind.

Die Idee für die Handlung war verblüffend, aber mit etwas mehr Geld hätten sie mehr daraus machen können, glaube ich, zum Beispiel einen besseren Grund dafür finden können, warum Craig sein Leben opferte.
Trotzdem war es faszinierend, Burr und Lansbury in diesem Film Noir zu sehen.

Donnerstag, 17. Juli 2025

Course à la saucisse

Heute präsentiere ich euch einen sehr kurzen Kurzfilm, nicht mal fünf Minuten lang.
Irgendwann mal werde ich euch mehr über Alice Guy-Blaché erzählen, die erste Filmregisseurin der Welt, die diesen Film angeblich gemacht haben soll (kann stimmen oder nicht, ich halte mich aus dieser Diskussion heraus).


Public Domain über
Wikimedia Commons

Der Titel von "Course à la saucisse" (Jagd nach der Wurst) von 1907 ist äußerst passend.
Ein Hund stiehlt eine lange Würstchenkette und Chaos bricht aus, als ihm mehr und mehr Leute hinterherrennen, um an die Wurst zu kommen.

Wenn ihr fünf Minuten habt, schaut ihn euch an und habt einfach ein bißchen Spaß mit dieser frühen Jagdkomödie.

Dienstag, 15. Juli 2025

Katzen vorlesen

Mein kleiner Bruder (jetzt nicht mehr so klein) ist fast neun Jahre jünger als ich. Nicht nur ich, auch andere aus der Familie, lasen ihm alle möglichen Bücher und Geschichten vor, als er noch klein war ... und dann ein bißchen größer ... er würde selber zugeben, daß er als Kind kein begeisterter Leser war, weil er es einfach mochte, wenn man ihm vorlas.
Und obwohl ich das damals nie zugegeben hätte, denke ich jetzt, daß ich ihm tatsächlich ganz gern vorlas, außer die paar Mal, wenn ich eigentlich andere Pläne hatte, wie zum Beispiel einen Film anzuschauen.

Habt ihr jemals einen Satz fünf Mal gelesen und immer noch nicht gewußt, was ihr gelesen habt, weil euer Gehirn auf Wanderung irgendwo anders hin zu gehen schien - was muß ich heute noch machen, was ziehe ich morgen an, warum fliegen Fliegen so chaotisch, woher kannte ich die Schauspielerin dem Film gestern or auch einfach warum sind die Leute um mich herum so laut ...
Etwas laut zu lesen kann uns mit unserer Aufmerksamkeitsspanne helfen und damit, das, was wir lesen, zu verarbeiten.
Es aktiviert unser Gehirn auf unterschiedliche Weise, was das Erfassung und Merken eines Textes unterstützen kann.

Ich habe immer wieder Selbstgespräche geführt, seit ich ein Kind war. Um den Heimweg vom Haus meiner Freundin weniger langweilig zu machen, las ich entweder während des Laufens ein Buch oder ich dachte mir kleine Geschichten aus, die ich mir selber flüsternd erzählte (ich hörte auf, wenn es jemand wagte, zu dicht bei mir zu laufen).
Es gibt Dinge daheim, die ich kommentieren muß, während ich sie tue. Manchmal lese ich eine Mail während des Entwerfens laut vor, um zu sehen, ob sie Sinn ergibt und ob ich alles abgedeckt habe.
Beim Lernen las ich etwas laut, wenn ich ein Problem damit hatte, es zu begreifen.
Irgendwann fing ich damit an, hin und wieder laut aus Büchern zu lesen, einen Abschnitt oder sogar ein Kapitel, nie aber ein ganzes Buch.
Außerdem las ich immer, wenn eines meiner Tiere krank war und ich es zum Trost im Arm hielt, etwas laut vor. Das fing mit Wurstel, meinem Kaninchen, an. Ich erinnere mich wie heute, das einzige Buch in Reichweite waren damals die Rübezahl-Geschichten.

Vor ungefähr anderthalb Jahren dann fing ich an, meinen Katzen nur so zum Spaß vorzulesen. Auch das hatte ich vorher schon manchmal gemacht, kleine Stückchen hier und da - denn ja, ich spreche mit meinen Katzen, und nein, ich habe nicht damit angefangen, seit ich allein lebe - aber jetzt tat ich es regelmäßig.
Unser erstes Buch war "At Christmas we feast : festive food through the ages" von der britischen Lebensmittelhistorikerin (keine Ahnung, ob es da ein gutes deutsches Wort gibt) Annie Gray. Zuerst war das nur so "könntest du dich jetzt bitte beruhigen, komm her, ich les dir was vor", aber mir fiel auf, daß ich es tatsächlich genoß, das zu tun, und glaubt es oder nicht, ich merkte, daß die Katzen das Zuhören genossen. Okay, natürlich schliefen sie irgendwann ein und ich las einfach weiter, bis das Kapitel fertig war, aber ja, es hatte etwas Entspannendes.

Ihr findet das lächerlich? Ein Bekannter, dem ich davon erzählt, als wir über Bücher sprachen, lachte und fragte mich, wovon ich ablesen würde, daß die Katzen es mochten.
Natürlich würde ich jetzt gern sagen, daß sie meine exquisite Literaturauswahl und meine Talente als Vorleserin lieben, aber damit würde ich mir selber wirklich schmeicheln. Unser Lesestoff kann nur als eklektisch bezeichnet werden und meine Vorlesetalente würden mich keinesfalls für Hörbücher qualifizieren.
Abhängig davon, wie mein Tag war, von der Temperatur, meinem Grad von Müdigkeit oder Rastlosigkeit und ein paar anderen Faktoren kann ich entweder eine ziemlich gute Vorleserin sein oder eine schreckliche, der sich alle paar Wörter die Zunge verdreht.

Vielleicht fragt ihr euch, warum ich nicht einfach an einem Vorleseprogramm für Kinder in der Stadtbibliothek teilnehme oder eine Gruppe für "Shared Reading" finde, wenn ich gerne vorlese.

Es gibt mehrere Gründe.
Gundel und der Dekan sind extrem verständnisvoll an meinen Zungendrehtagen. Sie beschweren sich nicht, wenn ich ein Wort auslasse, ein falsches sage oder wenn ich eine Sekunde lang mit der Aussprache kämpfe. Ihr müßt wissen, daß ich ihnen gewöhnlich englische Bücher vorlese. Aus irgendeinem Grund ist es für mich immer entspannender gewesen, laut Englisch und stumm Deutsch zu lesen, sogar bevor ich den Katzen vorlas.
Es ist wie eine Gutenacht-Geschichte, das heißt, ich mache es, bevor wir uns zur Nachtruhe begeben. Wir lesen nicht untertags. Nun ja, ich schon, aber leise. Inzwischen fühlt es sich wie eine gute Art an runterzukommen, sich zu beruhigen und manchmal sogar besser zu schlafen (bis ein Gör mich um 3 Uhr morgens für "Frühstück" weckt) oder schneller. Gewöhnlich machen wir ein Kapitel, manchmal mehr, selten weniger, aber es gibt keine Regeln. Kürzlich lag Gundel schnurrend in meinem Arm, während ich sie streichelte und vorlas. Ich glaube einfach, daß sie meine Entspannung spüren und ihnen das gefällt.

Entschuldigt die schlechten Bilder, aber es ist äußerst schwierig, eines zu machen, wenn man die Kamera über den Kopf hält und blind auf etwas zielt, das hinter einem ist.
Wenn ich auf dem Bett liege, werfe ich gern meine Haare über das Kissen zurück, um sie aus dem Weg zu haben. Gundel machte es sich für unsere Lesestunde bequem - auf meinen Haaren. Bis der Dekan beschloß, daß er diesen Platz wollte, sie jagte und es dann etwas dauerte, bevor wir mit dem Lesen weitermachen konnten.


Sie urteilen nicht über meine Literaturauswahl. Wir haben von Essensgewohnheiten während Queen Victorias Zeiten gelesen, wir haben "Die drei ???"-Bücher gelesen, wir haben Kinderbücher gelesen, Vintagekrimis, im Moment wechseln wir zwischen einem Buch über "Craft psychology" und einer Biographie über eine Krimiautorin ab, vielleicht nehmen wir noch einen Band der drei ??dazu.
Ich kann Zeit, Dauer und Buch auswählen. Sicher, es gibt nicht viel verbales Feedback oder eine Diskussion 
😋, aber das ist in Ordnung für mich. Ist es auch langsamer? Natürlich ist es das, aber wir suchen die Bücher dementsprechend aus.

Tieren vorzulesen ist übrigens nicht ungewöhnlich. Tierheime haben die Vorzüge davon entdeckt, Tieren vorzulesen, um ihnen dabei zu helfen, mit dem Streß in der Tierheimumgebung fertigzuwerden.
Es gibt eine Menge Programme für Kinder, die hauptsächlich Hunden, aber auch Katzen vorlesen. Diese Programme helfen außerdem Kindern dabei, ihre Lesefähigkeit und Konzentration zu verbessern - nochmal, Haustiere sind sehr nachsichtig, wenn es um Fehler geht.
Warum sollte das aber nur für Kinder nützlich sein? Ist es nicht eher so, daß es Erwachsenen peinlich ist, so etwas zu tun? Und sogar darüber zu sprechen?

Leute lesen sich auch gegenseitig laut vor und es ist ihnen etwas peinlich. Bei so etwas würde ich auf jeden Fall die Vorleserin sein wollen, da ich kein Fan von Hörbüchern bin und nicht weiß, ob ich es mögen werde, wenn mir jemand anders vorliest, selbst wenn ich denjenigen gut kenne.

Lest ihr lieber stumm oder auch mal laut?


Ausgewählte Quellen (englischsprachig):

1. Do Pets Like Being Read To? The Surprising Benefits of Reading to Your Furry Friends. Auf: Doggie Dude Ranch and the O'Cat Corral
2. Sarah Manavis: Read me a story: why reading out loud is a joy for adults as well as kids. In: The Guardian (archive of The Observer), 5. Mai 2024
3. Regina Mennig: Shared Reading - Literat
ure for All. Auf der Webseite der Robert-Bosch-Stiftung, Juli 2018

Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Sonntag, 13. Juli 2025

The Pirates of Penzance

Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog diesmal den "Summer of Angela (Lansbury)". Ich hatte nicht erwartet, diese Woche dabei mitzumachen, aber Lisa hat die Filme getauscht, also bin ich doch dabei, aber eben ein paar Tage später, weil der Tag schon von einem anderen Post belegt war.
Der heutige Film ist "The Pirates of Penzance" von 1983. Es gibt keine Fassung davon mit deutschen Untertiteln.
Lisas Post könnt ihr hier finden.


Ich habe bisher noch nie etwas von Gilbert & Sullivan gesehen.
Ich habe das eine oder andere Lied oder manchmal auch nur Teile davon gehört und die könnte ich sogar vorsingen (nur die Melodie), aber nur, weil ich sie in Fernsehserien oder in Filmen gesehen habe, ich erinnere mich sogar an eine beeindruckende Simpsons-Version.
Davon nahm ich den vagen Eindruck mit, daß man in englischsprachigen Ländern nicht durch die Schule kommt, ohne in wenigstens einer von Gilbert & Sullivans komischen Operetten mitgespielt zu haben, während mir nicht bewußt wäre, daß das auch hier in Deutschland so eine große Sache wäre, wo wir deutschsprachige Operetten von Offenbach oder Strauß hatten.
Nun bot sich die Chance, eine ganze Operette von Gilbert & Sullivan anzuschauen - ich meine, Kevin Kline als Piratenkönig, wie könnte ich mir das noch länger entgehen lassen?

Die Handlung (mit Spoilern wie üblich).
Sie ist, um es nett auszudrücken, etwas verwirrend, aber so sind Operetten eben, vor allem komische.

Ein Piratenschiff. Piraten. Unter ihnen ein junger Pirat, Frederic. Er wurde als Kind von seinem Kindermädchen Ruth hergebracht, die wegen ihrer Schwerhörigkeit die Anweisungen des Vaters, ihn zur Lehre bei einem "Pilot" (Lotsen) zu bringen, falsch verstanden hatte.
Nun da er 21 geworden ist, hat er seinen Lehrvertrag erfüllt und es steht ihm nicht nur frei, ein respektables Mitglied der Gesellschaft zu werden, sondern er hat auch beschlossen, den Piratenkönig und seine Mannschaft (alle von ihnen Waisen, was sie davon abhält, Waisen anzugreifen, auch wenn die nur behaupten, sie seien welche) zu vernichten.

Als er mit Ruth, der einzigen Frau, die er bis dahin je gesehen hat, an Land kommt, begegnet ihm eine Gruppe schöner Mädchen, alles Töchter des Generalmajors.
Eine von ihnen, Mabel, reagiert auf seine Werbung und sagt, daß sie ihn heiraten wird.
Dann kommen auch die Piraten an Land und wollen all die Mädchen heiraten (was mich an "Eine Braut für sieben Brüder" erinnerte), aber ihr Vater taucht auf und behauptet, eine Waise zu sein, die ohne sie ganz allein sein wird, und die Piraten verschwinden.

Frederic ist nun bereit, die Polizei der Stadt zur Piratenbucht zu führen, aber bevor er losziehen kann, tauchen der Piratenkönig und Ruth auf und lassen ihn wissen, daß sein Lehrvertrag tatsächlich noch nicht erfüllt ist. Er ist am 29. Februar im Schaltjahr geboren, und im Vertrag steht nicht 21 Jahren, sondern bis zu seinem 21. Geburtstag, also verlangen sie, daß er diese Pflicht erfüllt.
Da er nun wieder Pirat ist, verrät Frederic, daß der Generalmajor niemals eine Waise war, woraufhin der Piratenkönig noch für diese Nacht einen Angriff auf das Schloß plant.
Frederic verläßt Mabel, verspricht ihr aber, wieder zurückzukommen, wenn er 84 ist, und sie verspricht im Gegenzug, auf ihn zu warten.

Mabel erzählt dem Polizeisergeant, daß die Piraten angreifen werden, also verstecken sich die Polizisten, um auf sie zu warten.
Die Piraten gewinnen den darauf folgenden Kampf (während dessen sie alle in einer Theatervorstellung von "H.M.S. Pinafore" landen, einer weiteren Gilbert & Sullivan Operette), und der Piratenkönig rät dem Generalmajot, sich auf den Tod vorzubereiten.
Der Sergeant verlangt jedoch, daß sie sich im Namen Queen Victorias ergeben, und als treue Untertanen gehorchen die Piraten.
Bevor sie jedoch weggebracht werden können, enthüllt Ruth, daß sie doch nur Edelmänner sind, die auf Abwege geraten waren, und ihnen wird nicht nur vergeben, sondern der Generalmajor gibt ihnen sogar seine Töchter zur Frau (und Ruth wird vom Polizeisergeant umworben 
😉).

Theaterplakat von 1880
für die New Yorker Produktion

William Schwenck Gilbert und Arthur Sullivan arbeiteten zwischen 1871 und 1896 bei vierzehn Opern zusammen, bevor sie sich verstritten. Die Gründe dafür werden immer noch diskutiert, obwohl kreative Differenzen, finanzielle Angelegenheiten und Burnout dazu beigetragen haben sollen.
"The Pirates of Penzance" gehört zu den berühmtesten dieser vierzehn. Es hatte an Silvester 1879 Premiere und war sofort ein Erfolg mit Gilberts witzigem Libretto und Sullivans Melodien, die so gut zu den oft schnellen und zungenbrecherischen Texten paßten.
Leider machte es mir das manchmal etwas schwer, dem ganzen zu folgen. Bei manchen Liedern ließ ich einfach die Musik übernehmen und versuchte gar nicht, die genauen Worte zu verstehen, solange ich noch kapierte, was abging (ich schaute den Film auf The Internet Archive an, wo der Ton besser als auf YouTube war, auch wenn es das Bild nicht war, ich hatte also keine Untertitel).

Joseph Papps Produktion unter der Regie von Wilford Leach wanderte vom Central Park (mit Patricia Routledge als Ruth, die Version kann man hier anschauen) zum Broadway (mit Estelle Parsons als Ruth, mit 787 Vorstellungen und 7 Tony Award-Nominierungen, von denen sie 3 gewann, darunter Kevin Kline als bester Schauspieler in einem Musical) und dann auf die Leinwand mit Kline, Ronstadt, Smith und Angela Lansbury.

Ich mag Musicals (hauptsächlich ältere), aber es kann auch zuviel Gesang für meinen Geschmack geben (ich teile oft und freimütig meine Abneigung gegen "Die Eiskönigin", weil ich finde, sogar für einen Disney-Film ist das einfach zuviel).
Ich wäre also auch mit ein paar weniger Liedern ausgekommen.
Der Gesang aber, wow. Das war wirklich toll.
Ich hatte schon vorher mal Videos von Ronstadt daraus gesehen, also überraschte mich ihr Stimmumfang nicht so sehr. Ihr Broadway-Auftritt brachte ich übrigens eine Tony-Nominierung ein. Dies war ihr einziger Film.

Ich weiß, daß ich Smith auch schon irgendwo mal gesehen hatte, aber erinnere mich nicht wo. Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich seine kurzlebige Fernsehserie "Street Hawk" nie angeschaut habe, aber ich kenne eins seiner Lieder, also ist es vielleicht das. Auf jeden Fall hat mir seine Stimme sehr gut gefallen.


Ich wußte schon von Lansburys lange Broadway-Karriere in Sprech-, aber auch Musicalrollen, weil ich von ihr einen Auftritt als Mrs. Lovett in "Sweeney Todd" auf DVD habe und das damals schon nachgeschlagen hatte. Also war sie für mich keine Überraschung.


Aus irgendeinem Grund wußte ich aber nichts davon, daß Kevin Kline sang.
Ich fand ihn absolut klasse. Gesang, Sprünge, und einige Male fühlte ich mich an seine Rolle als Otto in "Ein Fisch namens Wanda" (ich liebe diesen Film so sehr und er ist darin perfekt) fünf Jahre danach erinnert, für die er einen Oscar bekam, und ich genoß jedes bißchen genauso sehr - nicht nur wegen seiner Brust ...



Schon allein seinetwegen ist es das Anschauen wert, selbst wenn die anderen nicht so gut gewesen wären.

Dies war eine nette Einführung in Gilbert & Sullivan (außer daß ich vor Jahren "Topsy-Turvy - Auf den Kopf gestellt" gesehen hatte). Vielleicht werde ich mir, wenn ich etwas finden kann, noch mehr anschauen.


Quellen:

1. Gilbert & Sullivan. Auf: English National Opera
2. Cat Smith: The Pirates of Penzance. Auf: Film Obsessive, 2020
3. Luisa Lyons: The Pirates of Penzance. Auf: Filmed Live Musicals, Oktober 2017
4. The Pirates of Penzance. Auf: Gilbert and Sullivan Archive (über Wayback Machine)
5. Ben Fong-Torres: The Pirates of Penzance. Auf: The Linda Ronstadt Homepage (eine unoffizielle Website)


Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.