Falls ihr Teil 1 der großen Umarmung noch nicht kennt, könnt ihr ihn hier finden.
Wir haben beim Cliffhanger aufgehört, als ich meinen Boro-Lampworkhai auf den Küchenboden fallen lassen habe. Die Nase und der Schwanz brachen ab, aber ich konnte nur ein Teil des Schwanzes finden.
Dann geschah etwas Unerwartetes, das ich ehrlich nicht erklären kann. Mindestens eine Woche später fand ich das andere Teil des Schwanzes, habe aber keine Ahnung, woher es plötzlich kam, da ich den gesamten Küchenboden abgesucht hatte. Meine beste Idee ist, daß er vielleicht sogar noch weiter weg geflogen war und die Katzen ihn gefunden und zurück in die Küche gekickt haben.
Auf jeden Fall hatte ich auf einmal doch ein wenig Hoffnung, daß ich vielleicht, nur vielleicht, doch etwas damit anfangen könnte. Nicht das, was ich geplant hatte, nicht das, was ich eigentlich wollte und was mich 100 % glücklich machen würde, aber etwas, das trotzdem gut war.
Wie sollte ich das nun anstellen?
Natürlich mußte ich den Hai erstmal kleben. Meine komplizierte Beziehung zu Klebstoff ist schon lang ein "running joke" unter meinen Freunden. Viel länger schon als meine Schmuckmacherei. Es ist ein Wunder, daß ich nicht noch Dinge von vor Jahren an den Fingern kleben habe (das passiert mir wirklich). Ich bin schrecklich mit Klebstoff und meine Erfahrung sagte mir, daß der Hai nicht perfekt sein würde.
Überraschung! Quatsch. Natürlich war er nicht perfekt.
Also mußte ich einen Weg finden, die Narben so gut wie möglich zu verstecken. Davon mit Gold abzulenken, wie ich das bei dem kaputten Delphin meiner Freundin gemacht hatte, war keine Option für mich, weil der Oktopus aus Kupfer ist. Den Schwanz komplett wegzulassen und zu verstecken - im Gegensatz zu meinem Hai tauchte der Schwanz des Delphins nie mehr auf - war auch keine Option, weil ich den Schwanz ja hatte und diese lange Flosse liebe.
Das Schwierige daran, die Narben zu verstecken, würde sein, daß die durch die Nase sehr nah am Auge liegt und daß am Schwanz eine recht massive Glasöse ist (immerhin ist es ein Anhänger). Wäre der Hai wie ein Cabochon gewesen, ganz flach auf der Rückseite, hätte ich ihn vielleicht komplett auf eine Unterlage kleben können.
Schon bevor ich anfing, wußte ich, daß ich mit dem Teil um die Nase nicht so zufrieden sein würde. Nun ja.
Was genau sollte ich aber tun?
Es war offensichtlich, daß nur Perlenstickerei in Frage kam. Wie gesagt war dieser Hai viel kleiner als die anderen und war nun sogar noch zerbrechlicher (haha). Ihn einfach nur an den Oktopus zu wickeln würde keine sehr stabile Konstruktion abgeben.
Also würde ich den Hai stattdessen an den möglichen Stellen auf die Unterlage kleben, dann die Öse daran annähen und sie unter Perlen verstecken. Ich würde außerdem den Kopf des Oktopus soweit wie möglich ankleben (hinten sind Drähte vom Wickeln, die ihn etwas anheben), gerade genug, damit er sicher hält, während ich die Tentakel um den Hai herum anordne.
Das, meine Lieben, klingt viel einfacher als es tatsächlich ist. Zuerst nähte ich die Tentakel an ein paar Stellen an. Kupfer ist formbar und kann sich trotzdem sehr stur weigern, das zu tun, was man möchte, vor allem in dickem, so umwickelten Draht, noch mehr wenn man sich mit Tentakelschlingen austobt. Ich hätte gern mehr aus dem Fluß im WIP-Bild bewahrt, aber das wäre dann sehr breit für als Anhänger für mich selber geworden.
Natürlich würde ich die Tentakel dann noch mehr annähe, nachdem ich mich für die Verteilung der Perlen entschieden hatte.
Also tat ich all das und hatte dann eine Menge Raum für Perlen. Zu der Zeit wollte ich keine neuen Perlen kaufen. Ich hatte eine Ladung von Rocailles und Würfelperlen in unterschiedlichen Größen und einer Vielfalt von Blau, Klar, Grün, Lila, und wer mir schon eine Weile beim Schmuckmachen folgt weiß, daß ich Perlen in Wasserszenen nicht widerstehen kann.
Ich fing mit (meiner Meinung nach) klassischer Perlenstickerei an, also Perlenreihen, die nebeneinander her laufen. Sehr organisiert im Aussehen, ich dachte, das wäre ein schöner ruhiger Hintergrund für die Umarmung.
Nachdem eine Ecke fertig war, mußte ich mir eingestehen, daß ich es haßte. Wegen des dicken Drahts liegen die Tentakel nicht flach auf. Da sind also nicht nur Perlen um sie herum, sondern auch einige darüber und darunter. Außerdem sind Perlen unter dem Hai und über den Narben (ich bin wirklich nicht sehr glücklich mit der Nase, konnte es aber nicht besser hinbekommen, ohne das Auge abzudecken) und unter dem Oktopuskopf - und in schönen ordentlichen Reihen an diese Stellen kommen? Ja, das klappte nicht.
Ich kann euch gar nicht sagen, wie lang ich brauchte, diesen Hintergrund zu sticken, immer ein, zwei Perlen auf einmal.
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| Ein etwas besseres WIP-Bild, immer noch für Freunde gedacht. Es wird weder dem Glitzern im Blaufluß noch dem im Hai gerecht. |
Nächster Stop - den Schmuck fertigmachen.
Zwei Monate und noch keine Kette.
Dann erinnerte ich mich aber an meine Meerjungfrau (das ist ein echt großes Schmuckstück, das zum Glück an eine Kundin ging, die es groß mag).
Ich hatte immer noch Kupfercrimps und das Lederimitatband, dessen Farben gut zum Hintergrund paßten.
Als ich es aber ausprobiert, gefiel mir der Look überhaupt nicht. Irgendwie schien der Anhänger nach einer Kupferkette zu verlangen, die zum Oktopus paßte.
Als ich mich aber so durch meine Materialschubladen wühlte, fand ich nur Kette in der falschen Größe und ich wollte wirklich, wirklich nicht meine eigene Kette machen. Also machte ich mich ans Onlineshoppen, aber wieder waren die Ketten entweder zu klein oder hatten nicht das richtige Aussehen.
Schließlich fand ich Kettenglieder, die wie das Unendlichzeichen aussahen und die Windungen der Tentakel nachzuahmen scheinen, und kombinierte sie mit kleinen Ringen zu einer Kette. Zum Glück kaufte ich genau die richtige Anzahl!
Ist das meine Vision? Himmel, nein, es könnte gar nicht entfernter davon sein. Ich wollte nur den Oktopus und den Hai zusammen, vielleicht mit ein paar Perlen, um den Ozean anzudeuten. Wären die Bruchstellen anderswo gewesen, hätte ich es vielleicht hinbekommen.
Habe ich aber den Hai gerettet? Ich denke doch. Noch ein kaputtes Stück, das nicht im Müll gelandet ist, sondern weiterstrahlen wird. (Der Drang, über zerbrochene Schönheit zu philosophieren, ist groß, aber ich erspare euch das!)






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