Samstag, 5. September 2020

Ein neues Outfit für Francie

Dies ist die Geschichte von Francie, die vor Monaten als Geschenk aus den USA kam (Warnung: es wird ein langer Post). Ich habe nicht so viele Francie-Outfits, die nicht schon von anderen Puppen getragen werden, und überdies hat dieses Mädchen, wie ihr sehen könnt, ein größeres Problem mit ihren Knien.


Diese spezielle Puppe ist eine Bendable Leg Francie, aber es wird euch nicht überraschen zu hören, daß sie den Knick nicht mehr halten kann. Es sieht eher danach aus, daß sie ihre Beine zu often knicken mußte, tatsächlich hat ein Bein auch Risse auf der Rückseite, und ich war etwas besorgt, daß es mir während der Arbeit an ihr abbrechen würde.
Gewöhnlich würde man eine Puppe wie sie als Körperteilspender nutzen oder versuchen, einen Spender für sie zu bekommen, aber ich fand, ich sollte ihr stattdessen für alles, was sie offensichtlich durchmachen mußte - Kinder können so hart mit ihren Puppen umgehen, ich sollte das wissen, wenn ich mir so meine eigene Stacey anschaue - ein Outfit machen, das ihre Knie versteckt.
Als erstes wusch ich den Schmutz der Jahre ab, hauptsächlich von ihren Beinen. Es war eine Überraschung, daß der Rest ihres Körpers und der Kopf im Vergleich noch ganz gut aussahen, und ihr Gesicht war schön und die eingezogenen Wimpern immer noch perfekt voll.

Ich fing mit dem Jumpsuit genauso an wie mit dem letzten Kleid, das ich gemacht habe, mit einem Mieder, das in Herringbone-Technik gefädelt wurde. Der ursprüngliche Plan war gewesen, das Mieder ganz hämatitfarben zu machen, aber ich war mir nicht sicher, ob ich dafür genug Perlen hatte, also ist es jetzt ein Streifen in hämatit, der das Mieder von den Beinen trennt.
Also besteht das Mieder jetzt aus 11er Rocailles in einer satten blauen Mischung, kombiniert mit 15ern in einem sehr hellen schimmernden Blau.

Da ich nicht wollte, daß dies ein Abendoutfit wurde, ist es weder schulterfrei noch hat es dünne Träger. Tatsächlich dachte ich sogar kurz über einen Rollkragen nach, aber es war so heiß, als ich an diesem Teil arbeitete, daß ich mich einfach nicht dazu überwinden konnte! Ich bin da seltsam, ich stelle mir vor, wie sich ein Outfit anfühlen würde, wenn ich es tragen würde. Ganz hoch zu fädeln sorgte für das ein oder andere Problem mit den Armlöchern, auch weil - wie schon zuvor erwähnt - es nicht so einfach ist zu arbeiten, wenn man dabei immer die ganze Puppe halten muß. Es ist erstaunlich, wie Gliedmaßen dazu neigen, im Weg zu sein!

Ein echtes Problem würden jedoch die Hosenbeine werden. Ich hatte alles im Kopf ausgearbeitet ... wie ich bis zu einer bestimmten Stelle fädeln, dann das Muster zwischen den Beinen verlängern und von dort aus auf beiden Seiten abwärts fädeln würde. Ich schätzte, der Anfang würde schwierig werden, aber ich unterschätzte die Aufgabe wirklich komplett. Die Lücke zwischen den Beinen war einfach nicht breit genug, um die Perlenreihe anzufädeln, von der aus ich mich dann nach unten arbeiten würde, zumindest nicht so, daß es gut aussah. Ich versuchte es mehrere Male, aber zum Schluß mußte ich aufgeben.
Der neue Plan sah einen Minirock und Overknee-Stiefel vor. Wegen des Anstandes fädelte ich einen kleinen Streifen aus Perlen an, der sich später als komplett überflüssig erweisen sollte. Um den Rocksaum herum nähte ich zur Verzierung ein paar Rocailles in hämatit an. Diese paar Perlen werden später noch wichtig sein.

Dann fing ich mit den Stiefeln an. Am Ende hatte ich sie drei Mal gemacht und jedes Mal wieder teilweise oder ganz aufgeschnitten, weil sie zwar ganz okay waren, ganz okay aber einfach nicht gut genug. Ich war aber so froh, daß die Beine diese Tortur überlebten, weil ich die Stiefel in meinem vergeblichen Versuch, sie perfekt an die Beine anzupassen, immer wieder aus- und anzog. Beim dritten Versuch fädelte ich auch den Fußteil an, und da spielte meine Schere dann endgültig verrückt. Es ist seltsam, wie frustrierend aber auch erleichternd es sein kann, etwas aufzuschneiden, mit dem man nicht völlig zufrieden ist!
Wenn Francie also nun keine Stiefel bekam, mußte es doch ein langer Rock oder Hosen werden. Der Gedanke, schon wieder einen engen Rock zu machen, - immerhin war der obere Teil schon eng und ich war nicht bereit dazu, auch das aufzuschneiden - reizte mich aber nicht, und bei der Hose hatte ich ja schon versagt. Was nun?
Da hatte ich dann die Idee zu den Perlenröhren als Hosenbeine, die ich am Rockteil befestigen würde. Ich wünschte nur, ich hätte die Verzierung nicht angebracht, aber wie wäre es, wenn ich das in ein pfiffiges Detail verwandelte, vielleicht einen Hauch von Spitze?
Auch die erste Röhre schnitte ich zweimal wieder auf, weil ich ausprobieren mußte, ob mir Schlaghosen besser gefielen, aber am Ende stellte ich fest, daß ich die Weite der Röhren oben brauchte, damit ich sie an den Saum nähen konnte und auch damit sie um Francies Schenkel paßten. Außerdem wollte ich nicht nochmal das Risiko mit ihren Knien eingehen, indem ich versuchte, die Röhren eng drumherum zu fädeln, also waren sie bis ganz unten weit (was diesem Projekt den Arbeitstitel "Francie Dietrich" einbrachte ;-)).


Als nächstes nähte ich die zwei Röhren am Saum zwischen den Beinen zusammen, fädelte noch zwei Reihen Herringbone, damit sie richtig saßen, und die gleiche Verzierung wie am Rock. Dann zog ich die Röhren sehr vorsichtig über Francies Beine und nähte die Verzierungen mit ein paar zusätzlichen Rocailles für die "Spitze" zusammen (das ist eine weitere Idee, die ich mir vielleicht für künftige Projekte merken muß).


Natürlich beschäftigt mein Kopf sich schon mit Ideen, wie ich das Hosendesign verbessern kann, wie zum Beispiel den "Rock"teil so kurz wie möglich zu machen - obwohl er auch nicht zu kurz sein darf, weil es bei der kleinen Lücke zwischen den Beinen nicht einfach ist, die Röhren hochzuziehen UND vielleicht muß ich nächstes Mal etwas Puder verwenden, weil die Perlen gern am Vinyl haften - oder weiter oder doch einen Röhrenjeanslook auszuprobieren, aber auf meiner Liste stehen erstmal andere Dinge.

Die nächste große Herausforderung waren die Schuhe, das sind sie immer, in diesem Fall nicht so sehr, weil es unmöglich ist, Schuhe für Francie zu bekommen, sondern weil es richtiger anfühlt zu versuchen, sie gefädelt passend zum Outfit zu machen.
Zum Glück hat sie flache Füße, was nach einer Art Slipper verlangte, und zu meiner Überraschung klappte es gleich beim ersten Versuch - mit Leiterstich und Herringbone und Ziegelsteinstich.
Die größte Überraschung aber war, daß man die Schuhe tatsächlich aus- und wieder anziehen kann. Sie sitzen gut an den Füßen und fallen auch nicht dauernd herunter. Ich werde mir dieses Design auf jeden Fall merken, vielleicht kann ich es zu einem Stiefeldesign entwickeln und sogar ein wenig für Barbiefüße anpassen, die für hohe Absätze gemacht sind.


Inzwischen war ich sehr entspannt, weil die schwierigsten Dinge hinter mir lagen.
Alles, was Francie brauchte, war ein Armband, denn komplett ohne Schmuck konnte sie nicht bleiben, eine Tasche und eine Mütze.
Das Armband war schnell und leicht, einfach ein kleiner Peyotestreifen aus den 15ern.


Auch die Tasche ist in Peyote gearbeitet. Sie ist nur an den Seiten zusammengenäht, also kann Francie sie aufmachen und etwas hineintun, Taschentücher, ein paar Münzen, wahrscheinlich ein Handy. Sie hat keine Klappe, weil mir die blauen Perlen ausgingen. Von echten vintage Francie-Taschen inspiriert hat sie aber einen kleinen Riemen, der durch eine Schlaufe führt, damit sie sie zumachen kann.


Zu guter Letzt wollte ich Francie eine Mütze verpassen. Sie hat sehr volles Haar, aber auf einer Seite scheinen die Kopflöcher etwas seltsam gefüllt zu sein, sodaß sich die Haarsträhnen immer wieder teilen und so die Löcher durchschauen, selbst nchdem ich sie shampooniert und gründlich gebürstet habe (abgesehen davon brannte Gundel auch beinahe noch mit ihrem Kopf durch, der auf einem Regal lag, während die Haare trockneten, das wäre sehr peinlich gewesen).
Ich dachte mir, daß eine Mütze das Problem lösen, aber auch gut zum Outfit passen würde. Auch sie ist in Peyotetechnik gemacht und greift die Farben des Outfits auf. Könnt ihr glauben, daß ich jetzt noch genau fünf Rocailles von der Blaumischung übrig habe?



Nachdem ich die Mütze aufgesetzt hatte, bekam ich ein seltsam vertrautes Gefühl, und da fiel es mir ein. Auch wenn der Stil nicht derselbe ist, erinnern mich die Tasche, Mütze und Hose an ein vintage Outfit namens "Bells" (#1275 aus der 1200er Modellserie, 1967).

Hier ist sie also ... Francie in ihrem brandneuen Outfit!


Francie, Barbie und Stacey sind eingetragene Warenzeichen von Mattel, Inc. Ich bin in keiner Weise mit Mattel verbunden.

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