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Samstag, 26. Juli 2025

Tod auf dem Nil

Überraschung!
Wie ich gestern gesagt habe, hat Lisa den Film für diese Woche geändert. Ich hatte meinen Post über "Tod im Spiegel" schon geschrieben, aber warum sollte ich nicht noch einen schnellen für "Tod auf dem Nil" schreiben?
Erstmal möchte ich sagen, daß, so wie Margaret Rutherford nicht die Miss Marple der Bücher ist, Peter Ustinov meiner Meinung nach nicht zur Beschreibung von Hercule Poirot in den Büchern paßt. Aber was kann ich sagen? Ich liebe Peter Ustinov (und bin immer noch traurig, daß ich mal die Chance verpaßt habe, ihn live zu sehen)!
Also schaue ich mir "Tod auf dem Nil" tatsächlich jedes Mal an, wenn ich ihn zufällig im Fernsehen erwische, seinetwegen und ein paar der anderen aus der Starbesetzung.


Ich werde versuchen, die Handlung kurz (aber trotzdem mit Spoilern) zu halten, weil die meisten von euch sie wahrscheinlich sowieso schon kennen.

Jackie und Simon sind verlobt. Da Simon einen Job braucht, bittet Jackie ihre Freundin Linnet, eine Erbin, ihn einzustellen. Das tut Linnet, Simon und sie verlieben sich und heiraten. Jackie folgt ihnen auf ihre Hochzeitsreise nach Ägypten und nimmt auch an der Nilkreuzfahrt teil. Eines Abends betrinkt sie sich und schießt Simon ins Bein.
Am nächsten Morgen wird Linnet tot in ihrer Kabine aufgefunden.
Natürlich wird Poirot gebeten, die Ermittlungen unter den vielen Verdächtigen aufzunehmen, die alle einen Grund haben, Linnet zu fürchten oder zu hassen. Die einzigen, die ein Alibi haben, sind Simon, der wegen seiner Verletzung im Bett war, und Jackie, die von einem Arzt an Bord nach der Schießerei Beruhigungsmittel bekommen hatte.
Noch zwei Menschen werden getötet, Linnets Mädchen Louise, die wahrscheinlich versucht hatte, den Täter oder die Täterin zu erpressen, und Mrs. Otterbourne, die erklärt, Louises Mörder gesehen zu haben, aber erschossen wird, bevor sie den Namen sagen kann.
Am Ende holt Poirot alle zusammen, wie er das so gern tut, und enthüllt, daß alles Jackies brillianter Plan war. Sie und Simon waren immer noch ein Paar und wollte nur Linnets Geld haben.
Jackie hatte vorgegeben, auf Simon zu schießen, und dafür gesorgt, daß er lang genug allein war, um Linnet zu töten und sich dann für sein Alibi selber ins Bein zu schießen. Jackie tötete Louise und dann Mrs. Otterbourne.
Jackie gesteht alles und umarmt Simon. Poirot bemerkt zu spät, daß sie sich die Pistole genommen hat, um Simon und sich selber zu erschießen.

Ich gestehe, daß ich den Plan nicht ganz so brilliant fand. Er hing für meinen Geschmack viel zu sehr von Glück und Zufall ab, und wenn ich einen Mordplan aushecken würde, würde ich mich nicht auf Glück verlassen wollen.
Trotzdem mag ich den Film, mit all seinen Schwachpunkten.
Ich stelle euch die Passagiere, ihre Motive und dann meine Meinung zu ihnen vor.

David Niven ist Colonel Race, der Poirot mit der Ermittlung hilft. Er ist an Bord wegen ...

George Kennedy, Linnet's Bevollmächtigtem in den USA, der zu verbergen versucht, daß er Geld unterschlagen hat.

Jane Birkin als das Mädchen wird von Linnet nicht nett behandelt.

Bette Davis als Mrs. Van Schuyler, die ganz scharf auf Linnet's fantastische Perlenkette ist (die fehlt, später aber zurückgebracht wird)...

... und Maggie Smith als ihre Gesellschafterin Miss Bowers, deren Familie von Linnets Vater ruiniert wurde.

Angela Lansbury als die Romanschriftstellerin Salome Otterbourne, die von Linnet wegen eines Buches, das sie über sie geschrieben hat, verklagt worden ist, und Olivia Hussey als ihre Tochter Rosalee.

Jack Warden als Dr. Bessner, der Angst davor hat, als Quacksalber entlarvt zu werden.

Jon Finch als James Fergusson, der alle reichen Leute verachtet (definit das schwächste Motiv, Linnet umzubringen).

Ich mag diesen Film nicht so sehr nur als Whodunit, sondern wegen der Sets, der Kostüme, dem Schauspiel und der Komik.
Die Produktion war üppig, die Szenerie wunderschön, das hilft oft, davon abzulenken, wenn ein Film etwas langsam anläuft, in diesem Fall mit der Vorgeschichte und der Einführung aller Verdächtiger.
Das Schauspiel ist wundervoll.
Ustinov mag nicht völlig dem Bild von Poirot, das ich im Kopf habe (vor allem da ich Suchet kenne), entsprechen, aber ich liebe trotzdem, wie er ihn darstellt.
Niven war sehr englisch und charmant.
Wardens Akzent war gräßlich, aber das ist bei deutschen Akzenten oft so in englischsprachigen Produktionen.
Finch und Hussey kann man ziemlich vergessen, das hat aber mehr mit den Rollen selber als mit dem Schauspiel zu tun. Dasselbe gilt für Kennedy.
Davis und Smith waren großartig miteinander - nicht überraschend - und sie hatten den besten Text. Ich liebe es.
Und keiner soll mir erzählen, daß Lansbury mit ihrer Rolle als betrunkene Schriftstellerin von erotischen "Liebes"romanen keinen Heidenspaß hatte! Eine erste Vorstellung davon bekommt man schon bei ihrer Einführung, als sie mit dem armen Colonel Race Tango tanzt.


Ich sagte, dieser Post würde kurz werden, also ist es das jetzt von mir.
Wenn ihr mehr möchtet, schaut euch Lisas Post an!

Freitag, 25. Juli 2025

Mord im Spiegel

Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog den Summer of Angela (Lansbury), an dem ich teilnehme, wenn ich kann.
Für heute hatte sie "Mord im Spiegel" nach dem Buch von Agatha Christie ausgesucht, wechselte dann aber zu "Tod auf dem Nil", immer noch Christie, aber natürlich mit Hercule Poirot.


Hier ist die Handlung (mit Spoilern).
St Mary Mead 1953.
Ein Produktionsteam aus Hollywood kommt an, um einen Film über Mary Stuart und Queen Elizabeth I. zu machen, gespielt von zwei rivalisierenden Schauspielerinnen, Marina Gregg, deren Ehemann der Regisseur Jason Rudd ist, und Lola Brewster, deren Mann der Produzent Marty N. Fenn ist.
Marina und Jason haben ein Dorffest organisiert. Auch Miss Marple ist da, verstaucht sich aber unglücklich bei einem Sturz den Knöchel.
Einige der Festhelfer werden ins Haus eingeladen, darunter Heather Babock. Sie erzählt Marina die Geschichte, wie sie sie trotz Krankheit im Krieg auf der Bühne gesehen hat und Marina sogar auf die Wange geküßt hat. Marina bietet ihr einen Cocktail an, der verschüttet wird, also gibt ihr Marina ihren eigenen Drink, der Heather tötet. Alle denken, daß Marina das Opfer sein sollte, um so mehr, als sie ein paar Drohbriefe vorzeigt.

Inspector Craddock, Miss Marples Neffe, versucht herauszufinden, wer der Mörder ist, und natürlich diskutiert er den Fall auch mit seiner Tante, deren Verletzung sie ans Haus fesselt.
Dann wird auch noch Rudds Sekretärin Ella getötet.

Am Schluß geht Miss Marple zum Haus der beiden und entdeckt, daß Marina tot ist. Jason gesteht, sie mit Gift in der heißen Schokolade getötet zu haben, diese ist jedoch unberührt. Es scheint also, als hätte Marina Selbstmord begangen.
Der Grund ist, daß sie sich durch Heathers Kuß mit Röteln angesteckt hatte, eine Krankheit, die recht harmlos ist - außer in einer Schwangerschaft. Marina hatte als Folge davon ein Kind mit einer Hirnschädigung zur Welt gebracht.

Vielleicht fällt euch auf, daß meine Beschreibung der Handlung kürzer als sonst ist.
Ich mache es auch im folgenden kurz ... ich mag den Film nicht. Ich hatte ihn schon vorher gesehen und da gefiel er mir auch nicht. Es war aber schon eine Weile her gewesen und vielleicht hätte ich ja meine Meinung ändern können? Nein, konnte ich nicht.

Wir haben ein Staraufgebot. Neben Liz Taylor und Kim Novak als den rivalisierenden Schauspielerinnen haben wir Rock Hudson als Jason, Tony Curtis als Marty, Geraldine Chaplin als Ella und natürlich Angela Lansbury als Miss Marple.
Die Geschichte war ihrer jedoch nicht wert, auch wenn dieser Film nicht auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren gedreht wurde.
Es gibt ein paar witzige Szenen zwischen Liz Taylor und Kim Novak. Tony Curtis schien mit seinen Szenen auch viel Spaß gehabt zu haben. Meine grundlegende Vorstellung von einer Miss Marple-Geschichte ist aber nicht, sie wegen des Witzes anzuschauen, auch wenn es ein nettes Extra sein kann.
Rock Hudson war recht zurückhaltend und hat nicht viel Eindruck hinterlassen.

Alles in allem zog sich die Geschichte hin und ich dachte "Jetzt kommt doch schon in die Gänge!"
Es war, als treibe man durch wunderschöne Settings - im Dorf, in Miss Marples riesigem (!) Garten bis hin zu den hübschen Zimmern im großen Haus, in dem Marina und Jason wohnen -, von der passenden Musik begleitet, aber war da nicht noch was anderes? Oh, stimmt, es gab doch noch zwei Morde.
Es fehlte die Spannung und die Entwicklung. Hätte Miss Marple sich nicht den Knöchel verstaucht, hätte sie den Fall bestimmt in drei Minuten gelöst gehabt anstatt auf ihren Neffen zu warten, damit er sie über die Verhöre mit allen informierte, da bin ich mir sicher.
Wer weiß, vielleicht hätte sie sogar den zweiten Mord verhindern können. Nicht daß der sehr wichtig zu sein schien, denn der Mord an Ella wurde zum Schluß nicht mal mehr erwähnt. Ich schätze, er war nicht so interessant, wenn man stattdessen die tote Marina sehen konnte, wunderschön auf einer Chaiselongue hindrapiert, mit einer gelben Rose in der Hand.


Was mich aber wirklich nervte, war Miss Marple selber.
Wikipedia zufolge (ich habe den Artikel gefunden, hatte aber keinen Zugriff darauf), sagte der Regisseur Guy Hamilton, daß Margaret Rutherford, die Miss Marple in vier Filmen spielte, "eine göttliche Komikerin war, aber sie war nicht mehr Miss Marple als ... zum Mond zu fliegen
(ich habe absolut keine Ahnung, was das heißen soll). Wir nehmen Miss Christies Miss Marple, eine ernsthaftere Person, eine Klatschtante, ein bißchen ein Snob. Und sie fällt nicht von ihrem Fahrrad in den dörflichen Ententeich.

Ich liebe Rutherford, vielleicht schreibe ich irgendwann einen Post über sie.

Das Problem war, daß Lansbury meiner Meinung nach keine gute Miss Marple war.
Teils lag das bestimmt daran, daß sie gar nicht so oft auftauchte, weil die großen Stars im Mittelpunkt standen (nochmal, ohne daß die Geschichte dazu da war).
Außerdem kam Lansbury nicht annähernd an ein paar der anderen Miss Marples heran (ich bin im Joan Hickson-Team, auch wenn ich nicht alle Folgen mag), sowohl im Aussehen als auch im Verhalten.
Wie sie sie auf alt geschminkt haben, war schrecklich. Ich fragte mich die ganze Zeit, was sie mit ihren Augenbrauen gemacht hatten und warum.
Und dann war da noch das hier ... wer meinte, daß das eine gute Idee sei?



Ich kann nichts über die Unterschiede zwischen Film und Buch sagen, weil ich es nie gelesen habe. Ich weiß, daß Marina im Roman nicht den Namen ihres Mannes angenommen hatte, ihr Name war Gregg, und es war wirklich witzig, daß dieser Name in der deutschen Synchronisation benutzt wurde.

Mein Fazit ist, daß ihr, falls ihr sehen möchtet, wie zwei Stars "Nettigkeiten" austauschen", diese Szenen anschaut und daran Spaß habt, wenn ihr aber einen Miss Marple-Film sehen möchtet, würde ich sagen, ihr laßt diesen hier aus.
Entschuldigt mich nun, während ich mich zurückziehe, um noch etwas länger genervt zu sein 
😂

Sonntag, 2. März 2025

Die "Queens of Crime" - Agatha Christie, das Leben

In diesem Post über Agatha Christies Werk und mein persönliches Dilemma damit habe ich ihr interessantes Leben erwähnt.
Was meine ich damit?

Agatha Christie wurde am 15. September 1890 als jüngstes von drei Geschwistern in eine vermögende Familie der oberen Mittelklasse hineingeboren.
Obwohl sie von ihrer Mutter nicht dazu ermutigt wurde, lernte sie im Alter von vier Jahren lesen und wurde daheim im Lesen, Schreiben, Grundrechenarten und Musik unterrichtet.
Im Alter von 11 verlor sie ihren Vater, ein Jahr später begann sie, eine örtliche Schule zu besuchen, und als sie 15 war, schickte ihre Mutter sie nach Paris, wo sie ihre Ausbildung abschloß.
Als sie wieder nach Hause kam, beschlossen sie und ihre kranke Mutter, drei Monate in Ägypten zu verbringen.

1912 wurde Agatha Archibald Christie vorgestellt, den sie 1914 heiratete. Während Archie im Krieg in Frankreich war, arbeitete Agatha zunächst als Freiwillige in einem Krankenhaus und qualifzierte sich dann als Apothekenhelferin und arbeitete in der Arzneiausgabe, was sie dazu inspirierte, in ihrem ersten Kriminalroman mit Hercule Poirot, dem belgischen Detektiv, der als Flüchtling nach England gekommen war, eine Vergiftung als Methode zu verwenden.

1922 nahmen die Christies an Major Belchers Werbetour für die British Empire Exhibition teil. Während dieser Tour lernten sie zum Beispiel das Surfen und gehörten zu den ersten Briten, die aufrecht stehend surften. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber das Bild einer alten/älteren Agatha ist so in meinem Gehirn eingebrannt, daß es mir schwerfällt, sie mir auf einem Surfboard vorzustellen, aber sie war eine begeisterte Surferin.


1926 bat Archie Agatha um die Scheidung, nachdem er sich eine Freundin Major Belchers, Nancy Neele, verliebt hatte. Nach einem Streit verschwand Agatha, was natürlich eine riesige Nachrichtengeschichte zur Folge hatte, aber auch zu einer umfangreichen Suche mit Hunderten von Polizisten, Tausenden von Freiwilligen und sogar Flugzeugen führte.
11 Tage später wurde sie in einem Hotel gefunden, wo sie sich unter falschem Namen angemeldet hatte. Sie gab niemals eine Erklärung dazu ab, und die Meinungen darüber, ob sie im Zustand einer dissoziativen Fugue oder bewußt verschwunden war, sind geteilt.
Die öffentliche Reaktion darauf war eher negativ, auch wegen der Kosten der groß angelegten Suche.
Die Scheidung wurde 1928 rechtskräftig, Agatha erhielt das Sorgerecht für das einzige Kind, Rosalind.

Im Herbst 1928 reiste Agatha mit dem Orient-Expreß nach Istanbul und von dort aus weiter nach Bagdad, wo der Archäologe Leonard Woolley und seine Frau Katharine, die ein Fan ihrer Romane war, sie zur Ausgrabungsstätte von Ur einluden. Sie freundete sich mit ihnen an und sie luden sie 1930 ein wiederzukommen.
Während dieser zweiten Reise lernte sie Woolleys Assistenten kennen,
der von Katharine den Befehl erhielt, Christie auf Tour durch das Land zu führen - Max Mallowan, der 13 Jahre jünger als sie war. Die Art, wie sie alles auf dieser Tour alles mit Humor nahm, sogar als sie im Sand eines trockenen Flußbetts steckenblieben, überzeugte ihn, daß sie eine wundervolle Lebensgefährtin abgeben würde, und so machte er ihr gerade mal sechs Monate später einen Antrag.
Dies war der Anfang eines zweiten Lebens auf einem anderen Kontinent für Agatha neben dem der erfolgreichen Schriftstellerin.
Katharine Woolley wollte jedoch keine weitere Ehefrau an der Stätte haben, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, warum das Paar als nächstes nach Ninive ging.
In "Mord in Mesopotamien", den Christie - außerhalb ihrer Schriftstellerkarriere benutzte sie den Namen Mallowan - den Woolleys widmete, war das Opfer von Katharine inspiriert. Mallowans Biographin Henriette McCall zufolge war sich Katharine dessen bewußt, daß die als schwierig porträtierte Figur auf ihr beruhte und genoß den zweifelhaften Ruhm.

1932/33 arbeiteten Max und Agatharine auf ihrer ersten eigenen Ausgrabungsstätte in Tall Arpachiyah
nahe Ninive. Sowohl Agathas Berühmtheit als Schriftstellerin und ihr Geld halfen Max' archäologischer Karriere, denn dies war zu einer Zeit, als Ausgrabungen noch zumindest teilweise durch private Gelder gefördert werden mußten.
Die Saison - Herbst und Frühling verbrachten sie bei den Ausgrabungen, im Sommer waren sie mit Rosalind in England, und die restliche Zeit verbrachten sie entweder mit Reisen oder zu Hause.
Max leitete die Ausgrabungen, Agatha, die einen Zeichenkurs absolviert hatte, begann damit, Zeichnungen zu machen, das war aber nicht so ihr Ding. Also schrieb sie stattdessen morgens und am Nachmittag katalogisierte sie Fundstücke und setzte zerbrochene Keramik zusammen.
1934 reisten sie nach Ägypten und machten eine Nilkreuzfahrt, die einen ihrer berühmtesten Romane inspiriert, Der Tod auf dem Nil.

Schließlich zogen sie weiter zu Ausgrabungen in Syrien.
Agatha fand ihre Rolle, indem sie die offizielle Fotografin wurde, eine schwere, anstrengende und anspruchsvolle Aufgabe, sowohl das Fotografieren selber als auch das Entwickeln der Negative. Sie machte aber nicht nur Bilder, sondern filmte auch, in schwarzweiß und in Farbe. 1937 belegte sie sogar einen Fotografiekurs in London, der zu kreativeren Experimenten führte, nicht zur Freude ihres Ehemanns, der rein wissenschaftliche Fotos den kreativen vorgezogen hätte.

Mehrere Jahre lang war der junge Architekt Robin Macartney Teil ihres Teams in Syrien, der nicht nur durch das Zeichnen von Fundstücken, Karten und Plänen assistierte, sondern auch ein Expeditionshaus entwarf.
Von Macartneys Zeichnungen fasziniert, bat ihn Christie, für sie einen Buchumschlag zu entwerfen. Am Ende entwarf er zwischen 1936 und 1938 vier Schutzumschläge. Was ihr daran am besten gefiel war, daß jeder Umschlag etwas über die Geschichte erzählte, indem er Elemente daraus benutzte, wie zum Beispiel die Statuen Ramses II. und den Nilkreuzfahrt-Dampfer für "Der Tod auf dem Nil", und ich verstehe das völlig, denn den Umschlägen nach zu urteilen, die ich selber gesehen habe, scheint, das ein Konzept zu sein, mit dem Verlage ein Problem haben.

Erstausgabe von "Tod auf dem Nil"
mit dem Schutzumschlag von Robin Macartney
über Wikimedia Commons
unter CC BY-SA 4.0

Die Ausgrabungen kamen zum Stillstand, als der Zweite Weltkrieg ausbrach, aber nach dem Krieg kamen sie nach Nimrud, eine Stätte, an der Mallowan schon lang interessiert war. Er wurde der erste Direktor der British School of Archaeology und konnte sich so die notwendige Unterstützung für die Ausgrabung sichern.
Das Paar war dort während der 50er, sie wohnten im Gebäude der School, und obwohl Agatha sich einen kleinen Schreibraum an das Teamgebäude anbauen ließ, assistierte sie auch jetzt wieder, indem sie Artefakte sammelte, katalogisierte und reinigte, Fotos anfertigte und Keramik zusammensetzte.

Nimrud-Elfenbein "Löwe von Nimrud",
von Unbekannt - M0tty, CC BY-SA 3.0,
über Wikimedia Commons

Während des Krieges hatte Christie das Buch "Erinnerung an glückliche Tage" über ihre Zeit in Syrien geschrieben.
Nimrud war die letzte Ausgrabung, die sie besuchte.


Stiertafel, eines der Nimrud-Fundstücke,
über Wikimedia Commons,
von Osama Shukir Muhammed Amin FRCP(Glasg)
unter CC BY SA 4.0

Agatha Christie starb am 12. Januar 1976 in Winterbrook House.

Wußtet ihr schon von Agatha Christies "zweitem Leben"? Habt ihr vielleicht sogar ihr Buch darüber gelesen? Falls ja, was denkt ihr darüber?

Quellen (überwiegend englischsprachig):
- Agatha Christie's adventurous 'second act' plays out in Mesopotamia in: National Geographic March 21,2019
- Bridget Roddy: Agatha Christie and Archaeology, An Understated Connection on: Trowels and Tribulations: IUP's Archaeology Blog, March 11,2022
- Dokumentation "Agatha Christie und der Orient" 2021 Bayerischer Rundfunk (verfügbar in der Mediathek)
- BBC Archive 1977 - The World This Weekend, Sir Max Mallowan
- Agatha Christie auf Wikipedia

Sonntag, 23. Februar 2025

Die "Queens of Crime" - Agatha Christie, das Werk

Photograph of Agatha Christie (1890–1976), English mystery author.
Agatha Christie plaque -Torre Abbey.jpg: Violetriga
derivative work: F l a n k e r, CC BY-SA 3.0,
via Wikimedia Commons


Wenn ihr meine Einführung zu den "Queens of Crime" gelesen habt, werdet ihr nicht überrascht sein, daß ich mit Agatha Christie anfange, nachdem ich mir so sicher war, daß ihr meine erste Autorin kennen würdet.

Tatsächlich wurde der Titel "Queen of Crime" 2013 gesetzlich durch ihre Erben geschützt.
Christie schrieb 66 Detektivromane, 14 Sammlungen von Kurzgeschichten, Theaterstücke, Poesie und zwei Autobiographien. Unter dem Pseudonym Mary Westmacott schrieb sie sogar einige Liebesromane. Nur Shakespeares Werke und die Bibel haben sich mehr verkauft als ihre Bücher.

Laßt mich zunächst festhalten, daß ich selbst nicht alle Bücher von Christie gelesen habe, einfach weil ihr Schreibstil nicht immer mein Ding ist. Um genauer zu sein, ich fand einige ihrer Bücher einfach nur langweilig und ich habe irgendwann aufgegeben. Da, ich hab's gesagt.
Haltet mir nicht meinen eigenen Stil vor, ich bin ja auch kein Profi.
Nun könnte man argumentieren, daß es bei Autorinnen und Autoren, die viel geschrieben haben, nicht ungewöhnlich ist, ein paar darunter zu finden, die nicht so toll sind, und was der eine nicht so toll findet, mag jemand anders ja vielleicht gern.
Trotzdem habe ich irgendwann angefangen, mich zu fragen, ob mit mir etwas nicht stimmte, daß ich nicht kapierte, was sie für eine tolle Schriftstellerin war, egal wie sehr ich es  auch versuchte.

Mein erstes Christie-Buch als Kind war wahrscheinlich "Mord auf dem Golfplatz", weil ich mich erinnere, daß wir das zu Hause hatten. Keine Ahnung, ob es das einzige war, ich holte mir auf jeden Fall noch ein paar aus der Bücherei, jedoch nie als erste Wahl.
Natürlich hatten wir da schon die Filme mit Margaret Rutherford gesehen, und obwohl ich gewöhnlich kein Fan von Verfilmungen bin, die sich
zu weit von den Büchern entfernen, und Rutherford ganz und gar nicht wie die Miss Marple aus den Büchern war, liebe ich sie alle.


Als ich mit der Ausbildung als Bibliothekarin anfing, war das erste Buch, das ich aus meiner Bibliothek auslieh, eine von Christies Autobiographien. Damals las ich eine Menge Biographien, aber in diese kam ich einfach nicht rein, absolut nicht weil ihr Leben langweilig gewesen wäre, sondern wegen des Schreibstils. Das war das erste Mal, daß mir das richtig auffiel.

Als nächstes kamen die Fernsehserien "Detektei Blunt" über die Beresfords und "Miss Marple" mit Joan Hickson, die 1986 in Deutschland ausgestrahlt wurden. Wir hatten zu der Zeit mur drei Fernsehsender und waren
natürlich jede Woche gespannt auf eine neue Folge. Damals schrieb ich noch das Kaufdatum in meine Bücher und tatsächlich war 1986 das Jahr, in dem ich die Christie-Bücher kaufte, die ich auch jetzt noch habe, also gab es da auf jeden Fall eine Verbindung.
Das ist auch der Grund, warum ich die Serien erwähne. Christies Bücher sind nicht nur für das Fernsehen oder Filme bearbeitet worden, sondern auch für Radio, Videospiele, Graphic Novels und mehr.
Leider fand ich diese zwei Verfilmungen Jahre später nicht mehr ganz so spannend. Wohlgemerkt, Joan Hickson ist für mich wirklich Miss Marple, von Aussehen und Spiel her, aber die Episoden hätten straffer sein dürfen, wenn ihr wißt, was ich meine. Obwohl ich am liebsten britische Krimiserien sehe und mir ein langsames Tempo nichts ausmacht, gibt es welche, die mir einfach zu langsam sind.
Ist der Vorspann aber nicht einfach perfekt? Ich liebe auch die Musik.



Dann war da noch Herculd Poirot - Albert Finney (großartig) und Peter Ustinov (immer wundervoll, aber nicht meine Vorstellung von Poirot) - und schließlich David Suchet.
Als wir Suchet entdeckten, fing der Ex auch damit an, Christie-Bücher zu kaufen, natürlich hauptsächlich die Poirot-Romane, als Hörbücher und gedruckt. Er verschlang sie, ich habe es versucht und erneut aufgegeben.
Suchet macht Poirot trotz seiner Macken und seiner hohen Meinung von sich selbst liebenswert, während ich den Poirot aus den Büchern nicht sehr mochte - was in Ordnung ist, Christie mochte ihn selber nicht.
Meine Hoffnung war, daß es mit den Kurzgeschichten besser klappen würde, aber selbst dafür benötigte ich zahllose Schaumbäder.
Ich mußte mir eingestehen, einfach kein echter Fan zu sein. Die Miss Marple-Fernsehserie mit Geraldine McEwan und Julia McKenzie half auch nicht weiter. Himmel, obwohl ich Suchets Poirot, Hastings und die anderen liebe, sind mir ja sogar davon einige Episoden zu langsam, aber ich schaue mir trotzdem an, seinetwegen und wegen des fantastischen Produktionsdesigns.

Nun fragt ihr euch vielleicht, warum ich mich denn nicht einfach ganz von Christie fernhielt.
Der Punkt ist, daß ich die Idee des ganzen liebe, das Rätsel, die Schauplätze, die Handlungen. Ein Teil von mir scheint an der Hoffnung festzuhalten, daß auch ich eines Tages das Licht sehen werde, könnte man sagen
🤪
Keine Ahnung, was das über mich aussagt. Vielleicht braucht es nur das richtige Buch ...

Im Laufe der Jahre hatte ich mehr als einmal das Gefühl, ich müsse mich für diese unpopuläre Meinung verteidigen, also habe ich für diesen Post zum ersten Mal nachgeschaut, ob es andere gibt, denen es genauso geht wie mir. Natürlich gibt es die, und es gibt lange Diskussionen und und viele Meinungen, neu und alt - welche Bücher sie lesen sollten, um ihre Meinung zu ändern, daß sie einfach doof sind (willkommen im Internet), detaillierte Erklärungen, warum Christie so brilliant ist, oder daß Krimis an sich dumm sind ("Es gibt so viele gute Bücher zu lesen, soviel zu lernen und wissen, dass wir uns mit diesem Schund nicht langweilen müssen." (Edmund Wilson))


Dann las ich das hier in einer Buchbesprechung auf einem Blog:
"Ich bin sehr wählerisch, was die Krimis angeht, die ich lese, ich möchte nicht, daß sie versuchen, ein literarischer Roman mit einer Prise Krimi zu sein, sondern einfach ein Rätsel."

Ich sage gern, daß ich kein Fan von schrecklich langen Beschreibungen bin, aber wenn ich darüber nachdenke, hängt das wohl eher von den Beschreibungen ab, darum ist es schwierig zu sagen, was für mich eigentlich "schrecklich lang" ist. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch? Hm.
Also schnappte ich mir "Ein Schritt ins Leere" aus meinem Bücherschrank und - einfach nur für das Rätsel, obwohl ich es aber ganz durch geschafft habe, hat es mich doch nicht vom Hocker gerissen. Vielleicht habe ich mich nur zu gut an die Handlung erinnert? Ich werde wohl ein Buch ausprobieren müssen, das ich überhaupt noch nicht kenne.

Natürlich ist das alles nur meine persönliche Meinung. Wenn ihr Agatha Christie liebt, ist das völlig in Ordnung für mich, ich bin ja schließlich nicht Edmund Wilson
😉

Was ich auf jeden Fall interessant finde, ist Agatha Christies Leben über das einer Autorin hinaus, aber das wird Thema für einen anderen Post werden.

Quellen (englischsprachig):
- Edmund Wilson on Crime Fiction, zwei Essays von 1944 und 1945 (auf The Crazy Oik)
- Review: The Life and Crimes of Agatha Christie, gepostet auf "If You Can Read This", 23. Juli 2010