Donnerstag, 28. Januar 2016

So viel Universum und so wenig Zeit

Ich war früh dran für den Morgenzug und ging in den kleinen Buch- und Zeitungsladen im Bahnhof. Es gab eine Zeit, da es regelmäßige Routine für mich war, um neue Bücher anzuschauen und mir etwas für die Zugpendlerei zu suchen. Nun ist dort ein anderer Laden. Er ist größer, hat mehr Zeitschriften, Getränke, Snacks, und man kann tatsächlich darin herumlaufen, ohne sich gegenseitig umzurennen, aber er hat seinen Zauber verloren und ich gehe nur noch selten hinein.
Aber zurück zu dem einen Mal vor ungefähr 20 Jahren. Ich durchstöberte die Bücher und stieß auf eines, das Total verhext hieß. Ich weiß nicht warum, aber die Scheibenwelt hörte sich für mich vage vertraut an, und ich wußte definitiv, daß ich die Bücher schon gesehen, aber nie eines davon gelesen hatte. Das Cover gefiel mir und ich kaufte das Buch.
Im Zug konnte ich das Kichern von der ersten Seite an nicht zurückhalten. Ich wußte es noch nicht, aber ich war soeben zum Terry Pratchett Fan geworden, und ich war mehr als bereit, andere damit anzustecken. Ich erinnere mich, wie ich zur Arbeit kam, einen meiner Kollegen auf die Seite zog und ihm die erste Seite zum Lesen gab.

Mein Ex nahm nicht oft Lesetips von mir an (um fair zu sein, auch ich lehnte so einige seiner Vorschläge ab), aber er tat es, als es um Pterrys Bücher ging. Wenn er meine (nicht so kleine) Bibliothek durchging, endete er zu guter Letzt oft wieder einmal auf der Scheibenwelt.
Wir versuchten zu entscheiden, welche Charaktere wir am meisten liebten und was wohl das nächste Buch sein würde. Zuerst kaufte ich die deutschen Taschenbücher, da etliche davon bereits erhältlich waren, aber als ich dann alle veröffentlichen Romane besaß, fiel es immer schwerer, auf neue zu warten, bis ich dann schließlich anfing, die Hardcover auf Englisch vorzubestellen.
Und vergessen wir nicht, daß drei meiner Katzen nach Scheibenwelt-Charakteren benannt wurde, und wer weiß, vielleicht sind sie da nicht die letzten.

Nachdem ich hörte, daß bei Sir Terry Alzheimer diagnostiziert worden war, begann ich äußerst selbstsüchtig zu fürchten, was das wohl für eine Buchserie bedeutete, die mir so ans Herz gewachsen war.
Ich möchte nicht über die Gefühle sprechen, die ich hatte, als ich letztes Jahr von seinem Tod hörte, sondern über die Gefühle, als ich mit dem Lesen seines letzten Scheibenwelt-Romans Die Krone des Schäfers begann. Ein Teil von mir zog an der Kette wie immer, wenn ein neues Buch der Reihe bei mir angekommen war. "Lies es, du weißt, daß du es willst." Ein anderer Teil jedoch ließ mich das Buch zur Seite legen und es anstarren, wenn ich daran vorbeiging. Schließlich beschloß ich, daß ich es einfach lesen mußte. Es nicht zu tun würde nichts ändern und es zu tun würde auch nichts ändern. Wie naiv von mir. Ich möchte nichts verraten, aber Tränen liefen im Überfluß.
Ich habe keine Ahung, ob ich je dazu imstande sein werde, es ein zweites Mal oder sogar noch öfter zu lesen, wie ich es mit den anderen Büchern tat.

Ich möchte diesen Post nicht auf traurige Weise beenden. Ich bin froh, daß ich diese magische Welt entdecken durfte. Ich bin froh, daß ich sie jederzeit besuchen und meine Lieblingscharaktere dort treffen kann.
Obwohl mein erstes Buch nicht das erste in der Reihe war, habe ich irgendwie den Kreis geschlossen, da die Hexen sowohl in Total verhext als auch in Die Krone des Schäfers auftreten.
Ich bin froh, daß ich damals in den Buchladen gegangen bin.


P.S. Der Titel dieses Posts ist natürlich ein Zitat von Terry Pratchett.
P.P.S. Ich könnte mich selber immer noch dafür beißen, daß ich krank war, als ich die Chance gehabt hätte, ihn live zu sehen.
P.P.P.S. Gab es irgendeinen Zweifel, daß er an meine Fanwand mußte?

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