Donnerstag, 4. Dezember 2014

Ein Kuß unterm Mistelzweig - Das vierte Türchen


Neulich kam ich heim und fand Misteln an unserer Haustür hängen.
Wir alle kennen die Tradition des Küssens unterm Mistelzweig, aber woher kommt diese Tradition? Tatsächlich gibt es dazu mehr als eine Geschichte.


Für die alten keltischen Druiden waren Misteln heilige Pflanzen mit Heilkräften und hilfreich für die Fruchtbarkeit. Sie schnitten sie mit einer goldenen Sichel, aber sie küßten sich nicht darunter.
Im alten Griechenland wurden sie ebenfalls mit Fruchtbarkeit assoziiert und die Menschen küßten sich während der Saturnalienfeiern darunter oder in Hochzeitszeremonien.
Für Skandinaver waren Misteln eine Friedenspflanze, unter der Waffenstillstände verkündet wurden.
Im 18. Jahrhundert gab es "Kußkugeln", Kugeln aus Mistelzweigen, die mit Bändern, Immergrün und Ornamenten geschmückt waren. Junge Damen, die unter einer solchen Kußkugel standen, konnten einen Kuß nicht ablehnen. Blieb eine Dame ungeküßt, bedeutete das, daß sie im nächsten Jahr nicht heiraten würde, tatsächlich mieden Leute sie sogar und sagten, sie würde wahrscheinlich eine alte Jungfer bleiben.

Meine Lieblingsgeschichte ist die von Frigga, einer nordischen Göttin. Als der Gott Loki ihren Sohn Baldur töten wollte, nahm sie jedem Tier und jeder Pflanze auf der Erde das Versprechen ab, Baldur nicht zu schaden. Die Mistel jedoch, die in Bäumen wächst, vergaß sie. Loki fertigte einen Pfeil aus einem Mistelzweig und brachte den blinden Gott des Winters, Hoder, dazu, Baldur zu erschießen. Die Tränen, die Frigga über ihm vergoß, sollen sie in die weißen Mistelbeeren verwandelt haben.



Als es ihr nach drei Tagen gelang, Baldur ins Leben zurückzuholen, war sie so glücklich, daß sie jeden küßte, der unter dem Baum entlangging, auf dem die Mistel gewachsen war, und bestimmte, daß dem, der unter dem Mistelzweig steht, nicht geschadet werden darf, sondern daß er einen Kuß bekommt.

Ich muß gestehen, daß die englische Tradition, nach jedem Kuß eine Beere vom Mistelzweig zu pflücken, neu für mich war. Wenn alle Beeren weg sind, ist es vorbei mit der Küsserei. Grund genug, einen großen Mistelzweig mit vielen Beeren zu besorgen, richtig?


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