Heute habe ich auf Instagram einen Post mit ein paar Bildern gesehen, in denen mehrere Leute Ausschnitte aus den Tagebüchern ihrer Teenagerzeit geteilt haben. Mir schauderte dabei, nicht wegen der Dinge, die sie geschrieben hatten, sondern weil ich kürzlich meine eigenen Tagebücher gefunden hatte, als ich nach etwas anderem suchte.
Ich bekam mein erstes Tagebuch mit 12. Während der Ferien verbrachte ich ein paar Tage mit meiner besten Schulfreundin und wir sind viel herumgezogen. Eines Tages wanderten wir ins nächste Städtchen, um eine weitere Schulfreundin zu besuchen und auf dem Weg entdeckten wir das Schaufenster eines kleinen Ladens.
Ich frage mich, ob diese Art von Lädchen noch in manchen Dörfern und Städtchen existiert. Es ist praktisch ein Raum, wo man alles Mögliche bekommen kann, von Stiften zu Zeitschriften, Gläsern zu Figürchen, Lotterietickets zu Tagebüchern.
Ja, in dem Fenster lagen Tagebücher und wir beschlossen spontan, uns gegenseitig eins zu schenken, denn das ist, was beste Freunde tun, anstatt sich ein eigenes zu kaufen.
Kommen sie euch bekannt vor? Sie kamen aus Shanghai und ich war überrascht, wie viele Leute danach zu suchen scheinen.
Es gab zwei Größen, dies ist das "Shanghai diary 112" (das andere war 110), sie kamen in allen möglichen Farben und mit verschiedenen Motiven. Es gab auch Notizbücher und sogar Rezeptbücher in der Art (auf dem Rücken stand, was es war).
Sie waren liniert, die linken Seiten hatten einen orangefarbenen Rand mit einer Sonne und Blumen, die rechts hatten Bäume und Berge in rosa. Zumindest galt das für meine, vielleicht gab es ja auch noch welche mit anderen Bildern.
Von 12 bis 24 hatte ich drei dieser Tagebücher, gefüllt habe ich ungefähr zweieinhalb davon. Ich war keine sehr regelmäßige Schreiberin und manchmal gab es große Lücken.
Es war so eine Überraschung, sie zu finden, weil ich sie in meiner Erinnerung schon vor langer Zeit entsorgt hatte. Das war anscheinend nicht das einzige Mal, daß meine Erinnerung versagte.
Ich find mit dem an, das ich abgebrochen hatte, weil es das kürzeste war. Es war aus der Zeit, als ich die Ausbildung zur Bibliothekarin machte und dann anfing zu arbeiten, wo ich dann auch meinen Ex kennenlernte. Also ja, es war damals alles sehr rosarote Brille und Liebeslieder in der Luft 😉, aber es gab keine überraschenden Erinnerungen, also ging der Shredder ans Werk.
Dann wandte ich mich dem ersten zu, weil ich mir dachte, da stünden bestimmt ein paar Dinge drin, an die ich mich nicht erinnerte, und damit hatte ich recht.
Die frühe Teenagerzeit war eine relativ sorglose Zeit. Ich schrieb hauptsächlich über Freunde, was wir taten, was wir aßen, was wir kauften, wohin wir gingen. Der Rest war mit Erzählungen über die Schule aufgefüllt und der gelegentlichen Bemerkung, daß ich mal wieder nicht genug für die Geigenstunde geübt hatte.
Das zweite ist volle Kanne Pubertät und es war einfach nur peinlich, davon zu lesen, wie linkisch ich war (das ist ein Euphemismus) und mich nach dem einen oder anderen Jungen (oder jungen Mann, als ich älter wurde) verzehrte. Das zu lesen jagte mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken 😂
Manche dieser Erinnerungen waren in einem Schränkchen in einer kleiner Ecke voller Spinnweben in meinem Kopf gelandet und dahin beschloß ich sie auch zurückzustecken.
Stellt euch nur vor, wenn ich doch noch berühmt werde - hört auf zu lachen - und jemand nach meinem Tod dieses Tagebuch herauszieht, ich würde ja im Grab rotieren! Okay, ich würde nicht wollen, daß das irgendjemand liest, berühmt oder nicht.
Also ja, es wanderte in den Shredder.
Es gab aber auch ein paar rehabilitierende Züge. Ich widersetzte mich Rassismus (für einen Freund), ich war nicht egoistisch (oder verknallt) genug, um mir keine Gedanken um den Zustand der Welt zu machen (und mir natürlich Sorgen deshalb zu machen), und ich war für Freunde da.
Es war eine Erleichterung zu lesen, daß ich keine völlige Idiotin war, sondern einfach nur ein Teenager.
Nachdem ich mein Tagebuch mit 24 aufgab, habe ich nie mehr eins angefaßt. Ich war schon immer schrecklich darin, selbst Notizbücher und Kalender am Laufen zu halten, also ist es eher überraschend, daß ich überhaupt soviel geschrieben habe.
Das einzige, was ich in dieser Hinsicht bereue, ist, nie ein Traumtagebuch ausprobiert zu haben. Meine Träume sind wild, aber selten peinlich, ich denke, sie wären eine viel witzigere Lektüre gewesen - die meisten jedenfalls. Jetzt werde ich allerdings damit nicht mehr anfangen.
Habt ihr (noch) ein Tagebuch oder Tagebücher aus eurer Vergangenheit?
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