Kinder wollten schon immer wissen, was Santa Claus das ganze Jahr über macht.
Es gibt unterschiedliche Theorie. Er bekommt nur einen Tag frei, den 25. Dezember. Santa macht im Sommer üblicherweise Strandurlaub. Er geht gern campen und singt Weihnachtslieder am Lagerfeuer. Direkt nach Weihnachten hat er drei Wochen zum Ausspannen oder Reisen. Was ist die richtige Antwort?
Schauen wir mal, was "Santa Claus" von 1925 dazu zu sagen - oder richtiger zu zeigen - hat (und bitte fragt mich nicht, warum ich die Sepiaversion angeschaut habe, ich habe es nicht mal bemerkt, bis ich zu schreiben anfing).
Zwei Kindern gelingt es, Santa abzufangen, als er ihren Kamin herunterkommt, und ihm diese wichtige Frage zu stellen, und obwohl er in dieser Nacht einen so engen Zeitplan hat, findet er die Zeit, es ihnen zu erzählen.
Er fängt damit an zu beschreiben, wo er im Norden lebt, "einem Feenreich, das von riesigen Gletschern, sich auftürmenden Eisklippen und endlosen Schneefeldern eingeschlossen ist", vom Nordwind durchgeschüttelt, dessen "Grenzen von Kobolden der Tiefe bewacht werden" (eine Walroßherde in der See), während "der Monarch der Arktis aufmerksam mein Reich patrouilliert" (ein laufender und schwimmender Eisbär).
Zurück in seinem "warmen Schneeschloß", das aus Schneeblöcken erbaut ist, prüft er kurz die Spielzeugproduktion und setzt sich dann, um an der Liste der artigen und unartigen Kinder zu arbeiten.
Schlechte Nachrichten für Billy Smith, denn als Santa ihn durch sein merkwürdig langes Teleskop beobachtet hat, hat er einen blinden Straßengeiger geärgert, indem er die Leine seines Hundes durchgeschnitten hat, was ein paar Kinder dazu angestachelt hat, den Becher des Geigers für Münzen umzuwerfen. Das hat Billy ein ordentliches Durchschütteln von Bobby Harrison eingebracht und die Streichung seines Namens durch Santa, während Bobby einen Eintrag für "ein lebendiges Pony und Wagen" erhält.
Als nächstes noch ein Produkttest - keine Sorge, die Modelleisenbahn ist perfekt gearbeitet und läuft wundervoll!
Dann erzählt Santa den Kinder davon, wie er seine Rentiere trainiert und wie er Blitzen als Baby im Schnee gefunden hat.
Die Samstage sind frei, zu diesen Gelegenheiten geht er die Inuit besuchen (natürlich nannten die Weißen sie damals noch Eskimos).
Einmal im Jahr erhält er Besuch vom Osterhasen (man sieht Santa mit einem Hasen auf dem Schoß draußen sitzen), um lange zu besprechen, welche Kinder einen schönen Osterkorb verdienen, und ein Schneehuhn bringt all die Briefe, die ihm Kinder schreiben.
Er trifft sich auch mit dem in Fell gehüllten Jack Frost, der den Schnee und das Eis für das altmodische Weihnachten macht, das Santa verlangt. Das hier ist Jack, der seinen magischen Sternenstab dazu verwendet, die hübschen Eisfarne und -blumen an den Fenstern in den Städten zu erschaffen.
An Heiligabend klettert Santa in seinen (erstaunlich kleinen) Schlitten und bringt auf der ganzen Welt Geschenke. Die Inuitkinder bekommen ihre als erste.
Er spricht allerdings auch eine Warnung aus. Wenn ihr einen Kamin habt, der vernachlässigt ist, kann er nicht hineinsteigen, was bedeutet, daß die Kinder in diesem Haus keine Geschenke bekommen (an dieser Stelle drängte mich der Dekan, unseren Kamin zu überprüfen, während Gundel, mehrere Jahre älter und weiser, ihn nur selbstgefällig anschaute).
Dann verabschiedet er sich von den Kinder und kehrt in den Norden zurück, wo er und seine Helfer eine wohlverdiente Ruhepause einlegen.
Der Film beginnt mit "Mr. und Mrs. F. E. Kleinschmidt präsentieren eine Phantasie, die tatsächlich in Nordalaska gefilmt wurde" und endet mit "Fröhliche Weihnachten euch allen - und allen eine Gute Nacht. Ende. Mr. und Mrs. F. E. Kleinschmidt".
Wer sind die Kleinschmidts?
Der in Deutschland geborene Frank Emil Kleinschmidt wanderte im Alter von 22 in die USA aus und ging vier Jahre später nach Alaska, wo er mit seiner ersten Frau drei Töchter aufzog.
Er war Erforscher, Kapitän eines Handelsfrachters und offizieller Fotograf und Kameramann für die österreichisch-ungarische Arme im 1. Weltkrieg, er wurde sogar für Spionage verhaftet und eingesperrt.
Seit 1909 machte er Dokumentarfilme von Jagden und Expeditionen in der Arktis, zum Beispiel während Jagdtouren für reiche Touristen, und er kehrte nach dem Krieg auch nach Alaska zurück.
In diesem Fall ist Mrs. Kleinschmidt seine zweite Frau Teresa Evelyn Fillion, Essie genannt, die mit ihm auf Expedition ging.
Es ist also nicht überraschend, daß man durch Teile von "Santa Claus" an einen solchen Dokumentarfilme erinnert wird, dere die Menschen, Tiere und die Landschaft des Nordens zeigt.
Vielleicht hat er etwas von dem Material daraus benutzt oder sie brachten ihn einfach auf die Idee, mal ein Santa Claus-Kostüm für die Außenaufnahmen mitzunehmen und die Studioaufnahmen dann mit einem anderen Santa Claus zu machen, der mich ein bißchen an die gruseligen Vintagefotos von Santa Claus und weinenden Kinder erinnert. Es ist wahrscheinlich der Bart, dessen Aussehen sich in modernen Zeit sehr verändert hat.
Wikipedia zufolge tourte Kleinschmidt um die Weihnachtszeit durch die USA, um den Film vorzuführen, und ich wette, Kinder waren von der Tatsache schockiert, daß Santa eine Menge Zeit damit verbrachte, sie durch sein Teleskop zu beobachten.
Ich frage mich, wieviel Essie wohl zu dem Film beigetragen hat.
Die Mischung aus echtem Alaska und Weihnachtserzählung macht zu einem recht charmanten Filmerlebnis.
Habe ich übrigens vergessen, die winzigen Feen zu erwähnen, die tanzen und Santa in den Schlaf singen?
Quellen (englischsprachig):
1. Lea Stans: Obscure Films: "Santa Claus" (1925). Auf: Silent-ology, 24. Dezember 2020
2. Stella Dagna: Captain F.E. Kleinschmidt's Arctic Hunt. Auf: Le Giornate del Cinema Muto 36, Pordenone, 30 September | 7 October 2017
3. Frank E. Kleinschmidt auf Wikipedia
4. Margaret I. MacDonald: Capt. F. E. Kleinschmidt and His Sojourn Among the Animals Peculiar to Northern Climes. In: Moving Picture News 5, 1912, 14, Seiten 18 - 19 (über The Internet Archive)
5. Captain Frank Emil Kleinschmidt auf Geni
6. Frank Emil Kleinschmidt auf Find A Grave
Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.








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