Für mich bedeutet Frühjahrsputz nicht unbedingt, alles aus den Schränken zu zerren, um neue Einlagen zu verteilen. Stattdessen ziehe ich winzige Draht- und Fadenstückchen aus Perlen, um genauer zu sein, ich bin immer noch dabei, alte Stücke zu zerlegen.
Zwei davon waren aus meinen frühesten Perlenwebtagen, ein Choker und Armband im gleichen Design, Vampirlippen.
Man konnte sehen, daß ich immer noch ganz schön neu dabei war. Ich hatte noch Probleme mit der richtigen Spannung, wodurch die Stücke ziemlich steif wurden, und bei einem davon hatte ich Satinperlen benutzt, ohne zu wissen, wie leicht sie durch den Faden schneiden würden, den ich benutzte.
Die Gründe, sie zehn Jahre lang aufzubewahren, waren wahrscheinlich hauptsächlich sentimentale, aber es war auch eine Erinnerung daran, das Design irgendwann wieder als verbesserte Version aufzugreifen.
Jetzt schien die richtige Zeit zu sein, sie zusammen mit anderen alten Stücken auf meiner Liste zu zerschneiden. Jedesmal wenn ich sie in meiner Schublade liegen gesehen hatte, hatte ich einen Stich von Schuldgefühl verspürt, daß ich immer noch nichts Neues gemacht hatte.
Dafür war es erstaunlich schwierig, sie zu zerschneiden. Dieses große Röhrchen mit Perlensuppe - das bißchen ist nur Teil davon - ist soviel mehr als nur Perlen.
Es ist die Reise einer Anfängerin zu einem eigenen Originaldesign, zu Versuch und Irrtum und Frust (hier kommen wieder die Satinperlen ins Spiel).
Es ist die Freude daran zu sehen, wie ein bedrucktes Blatt Papier nach mehreren Stunden zu einem echten Teil wird.
Es ist der Wunsch, es mit anderen zu teilen, um zu sehen, ob es ihnen auch gefällt.
Es ist die Erinnerung an eine persönliche Enttäuschung.
Es ist die Geschichte davon, wie man seinen Schmuck immer wieder sieht, jeden Makel bemerkt und sich schließlich eingesteht, daß eine Überarbeitung notwendig ist - und ihn immer wieder zu sehen und es nicht auf die Reihe zu kriegen, das tatsächlich zu tun.
Und als vorerst letzter Schritt dann die Geschichte, wie man es zerschneidet und zerpflückt - und darüber nachdenkt, was man mit dieser Suppe macht, um diese Reise zu würdigen. Sozusagen.
Ich weiß, es hört sich gräßlich emotional an, aber ich kann euch versichern, daß ich keine Tränen vergossen habe.
Es ist nur, daß ich nicht erwartet hatte, daß es sich so anders anfühlen würde als bei den vielen anderen Stücken, die ich über die Jahre zerlegt habe. Gewöhnlich ist es eine Erleichterung, vielleicht mit ein wenig Bedauern, dieses Mal fühlte es sich an, als hätte ich mir eine neue Aufgabe gestellt.
Das Alte ist weg, es wird etwas Neues geben, auch wenn ich noch nicht sagen kann, was es sein wird.
Hättet ihr gedacht, daß jemand an einem Samstagabend so über Perlensuppe philosophieren kann? ;-)
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