"Zerleg es" - die Bestandteile eines Stücks benutzen und etwas Neues daraus machen, das war die März/April-Challenge in der Jewelry Artisans Community.
Ich bin praktisch ein Profi im Zerlegen. Ich könnte auf mein Ladenschild schreiben "Zerlegt seit mindestens 2012". Da habe ich nämlich das erste Mal für einen JAC-Blogring über das Zerlegen von Stücken geschrieben.
Kürzlich hat eine andere Schmuckmacherin gefragt, wie lang andere warten, bis sie Stücke zerlegen oder zum Sonderpreis anbieten, wenn sie sich nicht verkaufen. Für mich hängt das oft davon ab,
- wie sehr ich ein Design mag - in der unendlichen Hoffnung, daß es irgendwann seine Person finden wird
- ob ich die Materialien leicht wiederverwenden oder recyclen kann - ich zerlege weniger Stücke aus Silber als andere
- wie schwierig das Zerlegen sein wird - aus Draht gehäkelte oder gestrickte Teile mit Perle in jeder Masche sind absolute das Schlimmste, aber es macht auch keinen großen Spaß, winzige Fadenstückchen aus gefädelten Stücken zu ziehen.
Wie schon 2012 kommt mein Drang, etwas zu zerlegen, gewöhnlich wie eine plötzliche Welle über mich.
Für die Challenge hatte ich zwei Teile ausgewählt, aber beide bestanden nur aus Draht und Perlen, und ich hatte keine Idee für nur Perlen. Also tobte ich mich aus und zerstörte stattdessen fünf Stücke mit Steinen, einen Cantera-Opal, einen kleinen gebohrten Boulder-Opal, zwei Jaspis-Cabochons und einen Trommelstein, in den ich mich vor vielen Jahren verliebt hatte.
Letzterer ist der Stein, den ich euch heute zeigen möchte.
Ich weiß nicht, was es für ein Stein ist, aber für mich sieht er wie ein winziges impressionistisches Landschaftsgemälde aus, ein stürmischer Himmel über Feldern. So hübsch.
Dann verhunzte ich es komplett.
Mein erster Fehler war, mich für eine Drahtwickelfassung zu entscheiden, eine Technik, mit der ich gerade erst angefangen hatte und die ich versuchte, auf einem sehr rutschigen Stein hinzubekommen, dazu noch mit Draht, der gerade mal so lang genug war. Das führte zu Fehler Nummer 2, den "dekorativen" Drähten, die die Fassung stabilisierten und, offen gesagt, aussahen, als beäuge jemand die Landschaft durch sehr seltsame Gitterstäbe. Das winzige Anhängsel konnte definitiv auch nichts retten.
Der Anhänger kam ziemlich schnell auf die Zerlegliste.
Dieses Mal entschied ich mich für Perlenstickerei. Ich hatte einen Rest Stickunterlage, der die Form einer halben Navette hatte. Der Mittelteil war gerade groß genug für den Stein.
Mein Plan war eine einfache Fassung und für die Seiten ein paar Mookaitperlen, die die Farben des Steins aufgriffen, mit fließenden Linien darum. Ich haßte meinen ersten Versuch. Der zweite Versuch gefiel mir nicht viel besser.
Zweimal ein Stück wieder auftrennen, das Teil einer Challenge zu dem Thema war, oh, die Ironie!
Ich ließ die Mitte mit dem Stein so, mit einer Peyotefassung in metallic bronze, aber die zwei Seitenteile mußten weg, schnipp schnapp.
Da kam es mir. Ich hatte ein Gemälde, das einen Rahmen brauchte und sonst nichts. Keine fließenden Linien, keine Perlen, nichts an den Seiten, kein Anhängsel.
War es Zufall, daß es in der aktuellen Sendung meiner Lieblingssendung über Handwerkskunst um einen Vergolder ging, der an einem antiken Rahmen arbeitete?
Ich habe gelesen, daß Impressionisten weiße Rahmen für ihre Arbeiten bevorzugt hätten, aber daß Sammler und Museen den kostbaren Look vergoldeter Rahmen wollten.
Um das Gefühl von "altem Rahmen" zu verstärken, fädelte ich eine Umrandung in zwei Bronzetönen und Gold.
Tut mir leid, es ist ein sehr grauer Tag, ich muß noch bessere Bilder machen.
Falls ihr euch übrigens über der Form Gedanken gemacht habt, ihr habt recht. Der Stein ist nicht symmetrisch, wie dieses Bild der Rückseite zeigt, es ist mehr eine Tropfenform, wenn ihr es sie hochkant anschaut. Also ist auch der Anhänger nicht symmetrisch, ich finde aber, das geht trotzdem.
Und habe ich gar nicht den Drang nach etwas Baumelndem verspürt? Natürlich habe ich das, das ist nichts, was ich einfach abschalten kann. Ich mußte aber nur mein kleines Bild anschauen und der Drang ging weg.
Also dann, was seht ihr?
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