Samstag, 22. April 2023

Einfach nur so Samstag - Suppenerinnerungen

Für mich bedeutet Frühjahrsputz nicht unbedingt, alles aus den Schränken zu zerren, um neue Einlagen zu verteilen. Stattdessen ziehe ich winzige Draht- und Fadenstückchen aus Perlen, um genauer zu sein, ich bin immer noch dabei, alte Stücke zu zerlegen.

Zwei davon waren aus meinen frühesten Perlenwebtagen, ein Choker und Armband im gleichen Design, Vampirlippen.


Man konnte sehen, daß ich immer noch ganz schön neu dabei war. Ich hatte noch Probleme mit der richtigen Spannung, wodurch die Stücke ziemlich steif wurden, und bei einem davon hatte ich Satinperlen benutzt, ohne zu wissen, wie leicht sie durch den Faden schneiden würden, den ich benutzte.
Die Gründe, sie zehn Jahre lang aufzubewahren, waren wahrscheinlich hauptsächlich sentimentale, aber es war auch eine Erinnerung daran, das Design irgendwann wieder als verbesserte Version aufzugreifen.

Jetzt schien die richtige Zeit zu sein, sie zusammen mit anderen alten Stücken auf meiner Liste zu zerschneiden. Jedesmal wenn ich sie in meiner Schublade liegen gesehen hatte, hatte ich einen Stich von Schuldgefühl verspürt, daß ich immer noch nichts Neues gemacht hatte.
Dafür war es erstaunlich schwierig, sie zu zerschneiden. Dieses große Röhrchen mit Perlensuppe - das bißchen ist nur Teil davon - ist soviel mehr als nur Perlen.


Es ist die Reise einer Anfängerin zu einem eigenen Originaldesign, zu Versuch und Irrtum und Frust (hier kommen wieder die Satinperlen ins Spiel).
Es ist die Freude daran zu sehen, wie ein bedrucktes Blatt Papier nach mehreren Stunden zu einem echten Teil wird.
Es ist der Wunsch, es mit anderen zu teilen, um zu sehen, ob es ihnen auch gefällt.
Es ist die Erinnerung an eine persönliche Enttäuschung.
Es ist die Geschichte davon, wie man seinen Schmuck immer wieder sieht, jeden Makel bemerkt und sich schließlich eingesteht, daß eine Überarbeitung notwendig ist - und ihn immer wieder zu sehen und es nicht auf die Reihe zu kriegen, das tatsächlich zu tun.
Und als vorerst letzter Schritt dann die Geschichte, wie man es zerschneidet und zerpflückt - und darüber nachdenkt, was man mit dieser Suppe macht, um diese Reise zu würdigen. Sozusagen.

Ich weiß, es hört sich gräßlich emotional an, aber ich kann euch versichern, daß ich keine Tränen vergossen habe.
Es ist nur, daß ich nicht erwartet hatte, daß es sich so anders anfühlen würde als bei den vielen anderen Stücken, die ich über die Jahre zerlegt habe. Gewöhnlich ist es eine Erleichterung, vielleicht mit ein wenig Bedauern, dieses Mal fühlte es sich an, als hätte ich mir eine neue Aufgabe gestellt.
Das Alte ist weg, es wird etwas Neues geben, auch wenn ich noch nicht sagen kann, was es sein wird.

Hättet ihr gedacht, daß jemand an einem Samstagabend so über Perlensuppe philosophieren kann? ;-)

Sonntag, 16. April 2023

Zerleg es - Das Gemälde

"Zerleg es" - die Bestandteile eines Stücks benutzen und etwas Neues daraus machen, das war die März/April-Challenge in der Jewelry Artisans Community.
Ich bin praktisch ein Profi im Zerlegen. Ich könnte auf mein Ladenschild schreiben "Zerlegt seit mindestens 2012". Da habe ich nämlich das erste Mal für einen JAC-Blogring über das Zerlegen von Stücken geschrieben.
Kürzlich hat eine andere Schmuckmacherin gefragt, wie lang andere warten, bis sie Stücke zerlegen oder zum Sonderpreis anbieten, wenn sie sich nicht verkaufen. Für mich hängt das oft davon ab,

- wie sehr ich ein Design mag - in der unendlichen Hoffnung, daß es irgendwann seine Person finden wird
- ob ich die Materialien leicht wiederverwenden oder recyclen kann - ich zerlege weniger Stücke aus Silber als andere
- wie schwierig das Zerlegen sein wird - aus Draht gehäkelte oder gestrickte Teile mit Perle in jeder Masche sind absolute das Schlimmste, aber es macht auch keinen großen Spaß, winzige Fadenstückchen aus gefädelten Stücken zu ziehen.

Wie schon 2012 kommt mein Drang, etwas zu zerlegen, gewöhnlich wie eine plötzliche Welle über mich.
Für die Challenge hatte ich zwei Teile ausgewählt, aber beide bestanden nur aus Draht und Perlen, und ich hatte keine Idee für nur Perlen. Also tobte ich mich aus und zerstörte stattdessen fünf Stücke mit Steinen, einen Cantera-Opal, einen kleinen gebohrten Boulder-Opal, zwei Jaspis-Cabochons und einen Trommelstein, in den ich mich vor vielen Jahren verliebt hatte.
Letzterer ist der Stein, den ich euch heute zeigen möchte.

Ich weiß nicht, was es für ein Stein ist, aber für mich sieht er wie ein winziges impressionistisches Landschaftsgemälde aus, ein stürmischer Himmel über Feldern. So hübsch.
Dann verhunzte ich es komplett.
Mein erster Fehler war, mich für eine Drahtwickelfassung zu entscheiden, eine Technik, mit der ich gerade erst angefangen hatte und die ich versuchte, auf einem sehr rutschigen Stein hinzubekommen, dazu noch mit Draht, der gerade mal so lang genug war. Das führte zu Fehler Nummer 2, den "dekorativen" Drähten, die die Fassung stabilisierten und, offen gesagt, aussahen, als beäuge jemand die Landschaft durch sehr seltsame Gitterstäbe. Das winzige Anhängsel konnte definitiv auch nichts retten.
Der Anhänger kam ziemlich schnell auf die Zerlegliste.


Dieses Mal entschied ich mich für Perlenstickerei. Ich hatte einen Rest Stickunterlage, der die Form einer halben Navette hatte. Der Mittelteil war gerade groß genug für den Stein.
Mein Plan war eine einfache Fassung und für die Seiten ein paar Mookaitperlen, die die Farben des Steins aufgriffen, mit fließenden Linien darum. Ich haßte meinen ersten Versuch. Der zweite Versuch gefiel mir nicht viel besser.
Zweimal ein Stück wieder auftrennen, das Teil einer Challenge zu dem Thema war, oh, die Ironie!
Ich ließ die Mitte mit dem Stein so, mit einer Peyotefassung in metallic bronze, aber die zwei Seitenteile mußten weg, schnipp schnapp.

Da kam es mir. Ich hatte ein Gemälde, das einen Rahmen brauchte und sonst nichts. Keine fließenden Linien, keine Perlen, nichts an den Seiten, kein Anhängsel.
War es Zufall, daß es in der aktuellen Sendung meiner Lieblingssendung über Handwerkskunst um einen Vergolder ging, der an einem antiken Rahmen arbeitete?
Ich habe gelesen, daß Impressionisten weiße Rahmen für ihre Arbeiten bevorzugt hätten, aber daß Sammler und Museen den kostbaren Look vergoldeter Rahmen wollten.
Um das Gefühl von "altem Rahmen" zu verstärken, fädelte ich eine Umrandung in zwei Bronzetönen und Gold.
Tut mir leid, es ist ein sehr grauer Tag, ich muß noch bessere Bilder machen.


Falls ihr euch übrigens über der Form Gedanken gemacht habt, ihr habt recht. Der Stein ist nicht symmetrisch, wie dieses Bild der Rückseite zeigt, es ist mehr eine Tropfenform, wenn ihr es sie hochkant anschaut. Also ist auch der Anhänger nicht symmetrisch, ich finde aber, das geht trotzdem.


Und habe ich gar nicht den Drang nach etwas Baumelndem verspürt? Natürlich habe ich das, das ist nichts, was ich einfach abschalten kann. Ich mußte aber nur mein kleines Bild anschauen und der Drang ging weg.

Also dann, was seht ihr?

Montag, 10. April 2023

Inspiration ist überall - Donald Duck und die Spiegelohrringe

Neulich habe ich wirklich an mir gezweifelt. Jahrelang hatte ich den Plan gehabt, ein Paar Ohrringe mit kleinen Spiegeln zu machen. Meine Inspiration war eine Donald-Duck-Geschichte über eine griechische Nymphe, die ihren Handspiegel auf den Boden warf, wo er sich in einen See verwandelte, und ich hatte auch das Gefühl, daß die Geschichte von einer echten griechischen Sage inspiriert gewesen war.
Ich begann sogar einen Blogpost zu schreiben, als ich aber mehr über die griechische Sage herauszufinden versuchte, ging ich leer aus. Als nächstes versuchte ich, etwas über die Donald-Geschichte zu finden, aber eine Seite, von der mir eine Freundin erzählte, half mir auch nicht weiter, weil nur die Titel, aber keine Inhalte aufgeführt waren.
Ich befragte meine Familie, aber ohne Erfolg, was sehr enttäuschen war ;-)

Nun hatte ich also ein Paar Perlenstickohrringe in hellblau (für das Wasser), mit kleinen Spiegeln oben und funkelnden Kristallen in den Griffen, und die Geschichte, die sie inspirierte, existierte nicht einmal?


Es tröstete mich nicht einmal, daß mir das Ergebnis gefiel. Konnte ich wirklich falschliegen mit etwas, das so lange Platz in meinem Gehirn beansprucht hatte? Ich war mir sicher, daß ich mir das nicht selber ausgedacht hatte.
Natürlich gab es nur einen Weg, dieses Problem zu lösen, ich mußte meine Comics durchschauen.
Ich fing mit meinen "Walt Disneys Lustige Taschenbücher" an, eine Comicreihe, die, anders als die reguläre "Micky Maus" ungefähr 250 Seiten hatte und somit länger Geschichten zuließ. Sie wurden mehrmals im Jahr veröffentlicht, nicht wöchentlich wie "Micky Maus", und mit sehr wenigen Ausnahmen waren die Geschichten von europäischen Künstlern, meistens Italienern in den frühen Jahren, tatsächlich basierte die Reihe auf der italienischen Reihe "I Classici di Walt Disney". Aus ökonomischen Gründen waren die frühen "Büchle" (so unser Ausdruck dafür zu Hause) nicht komplett farbig, sondern die Doppelseiten waren abwechselnd schwarz-weiß und farbig.
Die LTB, wie sie kurz genannt werden, hatten viele Höhen und Tiefen, was die Qualität der Geschichten angeht - sowohl für die Zeichnungen als auch die Texte - aber ich bin damit aufgewachsen, und obwohl man sie nicht mit den Arbeiten von Carl Barks vergleichen kann, gibt es doch ein paar wundervolle Abenteuer darin.

Und .... "Auf den Spuren der alten Griechen", LTB 32 "Donald im Glück"!
Mehr "Cat im Glück"! Ich mußte nicht so lang suchen, wie ich befürchtet hatte.
Ich hatte auf der zuvor erwähnten Seite nie nach Griechen gesucht, weil ich so auf den Spiegelteil fixiert war, oder ich wäre vielleicht schneller draufgekommen.

Also, basierte die Geschichte denn nun auf einer griechischen Sage?
Tatsächlich vermischte sie zwei griechischen Sagen, fügte ein eigenes Detail hinzu und einen italienischen Abenteurer als Zugabe dazugeworfen.
Sage 1: Deukalion und Pyrrha überleben dank einer Warnung von Prometheus, Deukalions Vater, eine Sintflut, die zur Strafe von Zeus geschickt wird (sie haben keine Tiere mitgenommen, Schande über sie, haben Gundel und der Dekan gesagt). Als sie die Göttin Themis fragen, wie sie die Welt wiederbevölkern sollen, weist sie sie an, ihre Köpfe zu verhüllen und die Knochen ihre Mutter über ihre Schulter zu werfen, damit meint sie Gaia, die Mutter alles Lebenden, deren Knochen Steine sind. Die Steine, die Deukalion wirft, werden zu Männern, die von Pyrrha geworfenen Frauen. Nochmal, es steht nirgendwo etwas über Katz..., ähm, Tiere.
Sage 2: Kastalia, eine Nymphe, versuchte sich Apollos amourösen Avancen zu entziehen, sie sprang in eine oder verwandelte sich in eine Quelle nahe Delphi.

In der Geschichte, die Tick, Trick und Track Dagobert und Donald erzählen, bitten Deukalion und Pyrrha nicht Themis um Rat, sondern die Götter im allgemeinen. Daraufhin erscheint die Nymphe Kastalia. Sie wirft ihren Spiegel auf den Boden und er wird zu einer spiegelförmigen Quelle (kein See, mea culpa), und sie rät dem Paar, es solle Gaias Knochen über seine Schultern werfen, wenn das Vollmondlicht auf die Quelle fällt.
Um einen kostenlosen Griechenland-Urlaub zu bekommen, überzeugt Donald Dagobert, nach der Quelle zu suchen und sie dafür zu benutzen, Steine in Gold zu verwandeln, und als sie nach Griechenland kommen und Donald einen antiken Spiegel in einem Laden findet, schmuggelt er ihn in das Lagerfeuer, entschlossen, das Alter des Spiegels dafür verantwortlich zu machen, wenn der Zauber nicht funktioniert.
Natürlich bemerken die Neffen sofort, daß der Spiegel aus Glas ist und unmöglich so alt wie die Sage sein kann, aber Dagobert versucht sein Glück trotzdem.
Statt jedoch in Gold verwandelt zu werden, wird der Stein dupliziert. Die Neffen schlagen den Spiegel in ihrem bewährten Pfadfinderhandbuch nach und finden heraus, daß Cagliostro, ein italienischer Abenteurer und "Zauberer", diesen Zauberspiegel erfunden hat.
Schließlich geht der Spiegel kaputt und die Stücke produzieren eine Menge an Dagobert-Duplikaten, die Donald hinterherjagen, ein Zauber, der eine Stunde lang dauert.





Da habt ihr es. Was ihr niemals lernen wolltet, ich habe es für euch :-D
Ach ja, und Ohrringe.


Alle Ducks gehören der Walt Disney Company. Ich bin mit Disney in keiner Weise verbunden.