Donnerstag, 7. Juli 2022

Ich habe ein Gesicht gemacht ...

 ... und es hat eine große Nase.
Bevor ihr meine arme Dame verurteilt, möchte ich euch sagen, daß ich anscheinend irgendwas an großen Nasen finde. Wenn ich ein Gesicht gemalt habe, war die Nase immer etwas größer, als ich mit Fimogesichtern herumspielten, war die Nase immer groß, und offensichtlich zeige ich auch bei Nadelfilzgesichtern dieselbe Tendenz.

Außerdem dürft ihr nicht vergessen, daß das hier mein allererster Versuch ist, einen menschlichen Kopf zu filzen.
Nachdem ich mich von meinen Filzutensilien (und meinem Perlenwebrahmen) zurückgehalten hatte, seit der Dekan als verrücktes Kätzchen eingezogen ist, hatte ich endlich wieder das Bedürfnis, auf etwas einzustechen und ein paar der Gefühle herauszulassen, die sich über die letzten Monate aufgebaut haben. Es ist schwierig, glücklich und positiv zu bleiben, wenn man sich so anschaut, was alles auf der Welt los ist und von dem das meiste ja jeden auf die eine oder andere Weise beeinflußt.
Ich bin keine gewalttätige Person, aber auf Wolle herumzupieksen kann beim Entspannen helfen, auch wenn ich Leute kenne, die sagen, das Geräusch macht sich eher verrückt als ruhig. Meinen Katzen scheint es nichts auszumachen und der Dekan hat nur anfangs ein paar Mal probiert, meine Wolle zu klauen, was wirklich keine Überraschung war.

Zurück zum Kopf.
Tatsächlich fing er gar nicht wie ein Kopf an, sondern wie ein großer Cabochon mit einem Gesicht, auf der Rückseite platt. Dann machte ich überall Wolle dazu, um eine Art Windkreatur zu erschaffen, mit vollen Backen, blasenden Lippen und all dem. Das "Windhaar" war jedoch so wild, daß ich versuchte, es wenigstens ein bißchen zu zähmen, und auf einmal hatte ich gescheiteltes Haar mit einem kleinen Dutt obendrauf.  Das sah mit dem platten Rücken sehr seltsam aus, also kam noch mehr Haar dazu.
Nur zwei schlafende Katzen, die sanft neben mir schnarchten, das Geräusch einer Nadel, die in Wolle sticht, und David Suchet als Poirot als einziges Hintergrundgeräusch mitten in der Nacht, das alles war erstaunlich beruhigend.
Also kamen immer mehr Farben dazu - etwas, in dem ich noch nicht besonders gut bin, außerdem wurde die Nase dadurch sogar noch größer - und schließlich etwas, auf dem der Kopf ruht (ich dachte dabei an eine Federboa, aber ich könnt euch auch etwas anderes aussuchen), denn es war offensichtlich, daß er niemals einen Körper bekommen würde.

Für mich sieht die Dame wie eine alternde Diva aus, zweifellos eine Charakterdarstellerin, die ihre alten Filme in ihrem privaten Heimkino anschaut - wartet mal, das hatten wir doch schon in "Boulevard der Dämmerung" oder der Columbo-Episode "Tödliches Comeback", nur hatten diese Ladys nicht gar so großmütterliche Frisuren ... aber hey, vielleicht war sie ja auch ein früher Star der Bühne, nicht der Leinwand, und vielleicht hätte sie auch eine gute Akteurin in einer Folge von "Alfred Hitchcock präsentiert" abgegeben?


Auf jeden Fall werde ich es euch bestimmt wissen lassen, falls ich  irgendwann bessere Gesichter machen kann ;-)

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