Montag, 26. April 2010

Brummig - und ein Oktopus

Ich nehme an, es mußte passieren.
Man kann nicht einfach hingehen, eine Dose Gießharz kaufen und erwarten, daß es sofort klappt. Eine neue Technik, auch wenn man eigentlich nur etwas versiegeln will, braucht Zeit. Übung. Geduld. Einen zunehmenden Mond im zweiten Haus der rückläufigen Venus.
Himmel, ja, ich habe keine Ahnung, wovon ich rede!

Aber wie peinlich ist es zu sagen - ich wollte die Dose öffnen und konnte nicht. Es waren zwei Klammern dran und als ich versuchte, sie abzumachen, brach ich meine Lieblingsschere ab (die ich auf die harte Tour verdient hatte, indem ich viel zu viel Geld auf Katzenfutter verschwendete, sie war ein Geschenk von meinem Katzenfutterladen, aber es war eine so gute!). Dann bog ich rundherum den Deckel auf. Es sah ein bißchen wie moderne Kunst aus, aber ich versuchte, dort HINEIN zu kommen, vielen Dank!
Schließlich kam ich das auch. Zuerst dachte ich, da wäre eine Schicht von was auch immer oben drauf, aber ich nehme an, es war getrocknetes was auch immer, äh, Gießharz. Ich machte es ab und steckte hoffnungsvoll ein Holzstäbchen in das Gießharz. Ähm, sollte das nicht irgendwie, äh, so, äh, flüssig sein? Ja, das war genau, wie ich dastand. Tatsächlich war mein Gesicht ein einziges großes "Äh".

Ich hatte die Anleitung gelesen. Diese Dose hatte seit Tagen nicht in der Kälte gestanden, was war hier also los? Ich las die Anleitung noch einmal, diesmal auf Finnisch. Man weiß nie, was man verpaßt, wenn man sie nur auf Deutsch liest. Nachdem ich gemerkt hatte, daß ich den Zettel verkehrtherum gehalten hatte, kehrte ich doch zu den deutschen zurück.
"Stellen Sie die Dose 10 Minuten lang in ein heißes Wasserbad." Ich bin keine Köchin, aber das ist meine leichteste Übung. Topf, Wasser, Herd, das Wasser köcheln, aber nicht kochen lassen. 10 Minuten genau. Ping.
Ein neuerlicher Versuch, die Masse umzurühren, aber dieses Mal versuchte sie, das Holzstäbchen zu fressen. Ich schaute die Dose noch einmal an. Da, es hieß "Gießharz", nicht "außerirdische klebrige blobbige Masse von Vungula IV". Hm, vielleicht noch 10 Minuten. Vielleicht ist es ja, als ob man Milch zusieht. Ich sollte es einfach sein Ding durchziehen lassen, was auch immer das sein mag, und etwas anderes tun.

Wie ist es mit dieser übrigen Häkelfassung, deren Farbe mir nicht für die Septarie gefallen hatte? Ich könnte dafür etwas aus Fimo machen. Ich maß die Fassung ab, mischte etwas blau und schwarz. Eine Tiefseeszene mit Seegras in grün und weiß. Kleine silberne Fische. Das gestaltete sich viel lustiger als die Dose zu beobachten.
Von Zeit zu Zeit ging ich hinüber zum Herd, um nach dem Alien zu sehen. Er versuchte, noch ein Holzstäbchen zu fressen, aber abgesehen davon blieb er unverändert. Häßliche Worte schwirrten durch meinen Kopf.

Woher der Oktopus kam, weiß ich nicht. Er geschah einfach, so wie viele meiner Entwürfe geschehen, aber als er einmal in meinem Kopf war, genoß ich den Prozeß, Seegras um zu seine Tentakel und umgekehrt zu winden, immens.
Die Augen waren zum Schluß dran. Ich fragte mich, ob ich ihm ein niedliches Aussehen geben sollte, aber plötzlich schauten mich diese leicht bösartigen Augen an. Ich sage euch was, das sage ich nicht oft, aber ich liebe ihn genau so wie er ist und ich glaube, ich werde ihn für mich selber behalten.


Was das Gießharz angeht? Nachdem ich über eine Stunde lang Energie verschwendet hatte, gab ich auf. Zunächst, meine ich. Ich werde mich doch nicht von einem durchsichtigen Alien schlagen lassen, nein, mein Herr!

1 Kommentar:

  1. Catie, soooo schöne Dinge hast du wieder geschaffen! Ich bin jedes Mal aufs Neue begeistert. Restlos!
    Grüße den Oktopus von mir ;-)

    Elvira

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