Wenn ich mich nicht irre, habe ich euch bisher noch keinen Gangsterfilm vorgestellt. Es ist kein Genre, das ich besonders mag, alt oder neu.
"The Musketeers of Pig Alley" (ich habe keinen deutschen Titel gefunden) ist von 1912 und ich habe gelesen, daß manche ihn als den ersten Gangsterfilm betrachten, andere aber nicht. Auf jeden Fall ist er einer der frühesten.
Wir treffen hier wieder auf Lillian Gish aus "Stürme", diesmal in einem Film von D. W. Griffith, einem weiteren berühmten Filmpionier.
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Gemeinfrei |
Hier ist die Handlung (mit Spoilern).
Ein junges Paar - Der Musiker und Die Kleine Lady genannt - leben in New York zusammen mit der kranken Mutter der Lady und versuchen durchzukommen.
Während er für seinen Job reisen muß, arbeitet sie daheim als Wäscherin.
Als sie ausgeht, um ein Bündel Wäsche abzuliefern, wird sie von Snapper Kid, dem Chef der Musketeers-Gang, gesehen, der einen Annäherungsversuch macht. Obwohl sie ihm eine Ohrfeige gibt, ist er in sie vernarrt.
Als sie wieder heimkommt, findet sie ihre Mutter tot auf.
Um alles noch schlimmer zu machen, ist Der Musiker zurückgekehrt und zeigt den Musketeers das Geld, das er verdient hat (er scheint nicht besonders schlau zu sein). Snapper Kid und sein Kumpel folgen ihm nach Hause, schlagen ihn nieder und stehlen die Brieftasche. Er ist entschlossen, sich das Geld zurückzuholen.
Dann holt eine Freundin Die Kleine Lady ab, um sie aufzumuntern, und nimmt sie mit zum Tanzen. Dort lädt sie ein anderer Gangster auf einen Drink ein, in den er etwas hineinkippt, aber Snapper Kid schnappt ihn sich, bevor sie davon trinken kann.
Ihre Rivalität wegen Der Kleinen Lady endet in einer Schießerei. Als sich Snapper Kid um die Ecke versteckt, um der Polizei zu entgehen, sieht ihn Der Musiker zufällig und holt sich seine Brieftasche zurück. Er rennt heim, um sie seiner Frau zu zeigen.
Snapper Kid kommt ebenfalls in die Wohnung, die auf der anderen Seite des Flurs hinter der Kneipe liegt. Er ist überrascht, dort Den Musiker vorzufinden, erzählt Der Kleinen Lady davon, wie er sie vor dem anderen Gangster gerettet hat, und will sie mitnehmen.
Als er hört, daß sie und Der Musiker ein Paar sind, und am Gehen ist (na, ist das mal ein netter Gangster), taucht ein Polizist auf. Aus Dankbarkeit darüber, daß er Die Kleine Lady vor dem anderen Gangster gerettet hat, gibt ihm das Paar jedoch ein Alibi.
Ich bin oft überrascht, wieviel in einen alten Kurzfilm gepackt werden konnte und welch großen Einfluß diese haben konnten (diesem Kurzfilm wird zum Beispiel laut dem englischen Wikipedia "seine frühe Nutzung der Schärfeziehvorrichtung" zugeschrieben und es heißt, daß das Outfit von Snapper Kid Al Capone und andere Gangmitglieder inspiriert haben soll).
Die Darstellung war gut und recht natürlich, die Handlung verwirrte mich allerdings ein bißchen.
Ich hatte kein Problem mit dem Anfang, bis die Gangster dann begannen, sich gegenseitig in Runden zu verfolgen, in der Kneipe und auf der Straße. Die Zeit hätte bestimmt besser genutzt werden können, um etwas mehr zu erzählen, bis wir zur Wohnung des Paares zurückkommen.
Was ich genau vom Ende erwartet habe, könnte ich euch nicht sagen, aber auf jeden Fall nicht diese Mischung aus Spaß und Happy End.
Gut, Snapper Kid hat Die Kleine Lady vor dem mit was auch immer versetzten Drink bewahrt, aber nur weil er sie für sich selber wollte, und natürlich war er derjenige, der nicht nur die Brieftasche Des Musikers gestohlen hat, sondern ihm auch noch auf den Kopf gehauen hat. Vielleicht habe ich ja eine andere Vorstellung von zweiten Chancen. Oder soll das irgendetwas über die Dynamik in einer solchen Nachbarschaft zu dieser Zeit aussagen? "Wir" gegen die Polizei? Was denkt ihr?
Es hat mich außerdem gestört, daß der Tod der Mutter nicht mal eine zweite Erwähnung bekam. Hat Der Musiker es überhaupt bemerkt?
Also ja, er war ganz gut und einfach anzuschauen, aber ich teile nicht die Meinung derjenigen, die ihn für ein Meisterstück halten.
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