"Ich habe in letzter Zeit festgestellt, daß meine Aufmerksamkeitsspanne kürzer als früher ist. ... Filme sind viel zu lang. ... Hat von euch jemand bemerkt, daß sich eure Aufmerksamkeitsspanne verkürzt hat?"
Das hat ein Mitglied in der Jewelry Artisans Community vor einer Weile als ihr Thema für den "täglichen Thread" gewählt.
Hier ist ein Teil meiner eigenen Antwort:
"Das kommt darauf an. Manchmal bemerke ich, daß ich mehrere Geräte anhabe. Es ist okay für mich, eine Hintergrundkulisse zu haben, zum Beispiel einen Film, während ich an etwas arbeite (das gilt nur für Arbeit für mich selber, nicht für die Bibliothek), aber gleichzeitig ein Film, ein Blogpost und ein Telefongespräch funktioniert nicht, und manchmal bemerke ich nicht mal, daß ich die ganze Zeit zwischen ihnen hin und her springe. ... Ich habe damit angefangen zu versuchen, mich auf ein Gerät oder Medium or eine Aktivität zu konzentrieren. ..."
Mein Leben änderte sich, als ich das Drahthäkeln entdeckte. Ich hatte das nicht erwartet, weil ich mich von meinen Schulerfahrungen her ziemlich unfähig in Handarbeiten hielt. Ich hatte erst ernsthaft zu stricken begonnen, nachdem ich mit der Fachhochschule anfing, weil es produktiver war als die endlosen Kritzeleien, mit denen ich wie blöd Papier verbrauchte. Das waren noch die Zeiten, als die meisten Dozierenden das Stricken im Unterricht erlaubten, solange es nicht zu laut war - gibt es das noch? - und all die anderen Bastelarbeiten, die ich ausprobierte, schienen von Anfang an dem Untergang geweiht zu sein.
Als ich anfing, mit Draht zu häkeln, war es nicht nur für mich eine Überraschung, wieviel Geduld ich für etwas Kreatives aufbringen konnte.
Jahrelang war ich nicht glücklich, wenn ich nicht an etwas herumfiddeln konnte. Ich trug immer etwas Draht und den Häkelhaken meines Vertrauens bei mir, im Zug, in Wartezimmer, für Pausen. Mit der Zeit kamen immer mehr Techniken dazu, manche nicht für lang, andere schafften es, meine Aufmerksamkeit zu behalten, die meisten davon waren aber nicht zum Mitnehmen geeignet.
Außerdem hatte ich, wenn ich weg war, immer ein Buch dabei, daheim aber las ich immer weniger. Es gab meine Basteleien und das Internet und beim Basteln konnte ich eben im Hintergrund etwas laufen lassen (ich gehörte auch zu den Kindern, die immer Musik brauchten, um Hausaufgaben oder Hausarbeiten zu erledigen), aber Hörbücher sind eben nicht mein Ding. Dann fing ich an, von daheim aus zu arbeiten und hatte nicht mal mehr die lange Pendelstrecke zum Lesen.
Außerdem bemerkte ich, wie schon oben erwähnt, daß ich viel zu schnell von einem zum anderen hüpfte, wenn ich von etwas gestreßt war - was in den letzten Jahren häufig vorkam.
Ich finde wirklich, daß ich etwas deswegen unternehmen muß. Wieder zu Büchern greifen (und den Katzen vorlesen, das hilft mir beim Konzentrieren und ihnen scheint es zu gefallen), Geräte aktiv abschalten, wenn ich ein neues einschalte (und ich habe ja nicht mal ein Smartphone, das ich die ganze Zeit mit mir herumschleppe), bewußt eine Sache nach der anderen tun. Wieder Radio hören.
Ich wünschte, ich könnte sagen, daß es großartig läuft, aber obwohl der Fortschritt im Moment noch etwas holprig ist, scheint mir doch, daß ich zumindest schon eine kleine Verbesserung erkennen kann.
![]() |
Public Domain über Wikipedia |
Fragt ihr euch jetzt, was das mit Stummfilmen zu tun hat?
Es war nie leicht für mich, Stummfilme anzuschauen, obwohl ich damit aufgewachsen bin. Nein, ich bin noch nicht so alt, es waren Wiederholungen im Fernsehen, vielen Dank auch.
Ich habe um Weihnachten herum erwähnt, daß ich nicht fertigbrachte, "Der kleine Lord" mit Mary Pickford anzuschauen, weil er nicht mal Musik hatte. Für einen Stummfilm braucht man eine Menge Aufmerksamkeit und manche sind auch noch richtig lang.
Also dachte ich mir, daß das eigentlich ganz gut zu meinem "Training" passen würde. Ich werde Stummfilme anschauen und dann hier darüber schreiben. Wahrscheinlich steht in jedem Post sowas wie "typisches Stummfilm-Overacting, dramatische/keine/seltsame Musik (je nachdem wer Musik hinzugefügt hat oder nicht), mußte ihn auf zweimal anschauen, weil er so lang war", aber ich werde mein Bestes tun.
Es wird dafür keinen bestimmten Wochentag geben, ich muß einfach mal sehen, wie es klappt.
Der erste Film ist schon ausgewählt, nachdem ich heute eine spätere Tonfilm-Version davon gesehen habe, vielleicht gibt es ja irgendwann sogar einen Vergleich.
Ich hoffe mal, es wird nicht nur Training, sondern macht einer altmodischen Dame wie mir auch ein bißchen Spaß.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen