Comfy, Cozy Cinema ist eine Zusammenarbeit von Lisa von Boondock Ramblings und Erin von Still Life, With Cracker Crumbs.
Sie
haben eine Liste von Filmen zum Anschauen im September und Oktober. Ich
bin spät ins Spiel eingestiegen, und da ich kein Abo für
Streaming-Plattformen habe, hätte ich wahrscheinlich sowieso nicht alles
anschauen können - aber auch wenn sie für heute "Skylark" ausgewählt haben, einen Film, von dem ich noch nicht mal gehört habe, konnten sie ihn dann doch nicht anschauen. Also haben sie stattdessen "Leoparden küßt man nicht"
mit Cary Grant und Katharine Hepburn gesehen. Nun, so sehr ich auch Cary liebe, das ist keiner meiner Lieblingsfilme. Er ist in Ordnung, aber etwas zu hektisch für meinen Geschmack.
Ich habe stattdessen einen anderen Grant/Hepburn-Film ausgewählt, "Die Schwester der Braut", ebenfalls von 1938.
Von Wikipedia: Das Copyright für das Poster liegt wahrscheinlich beim Filmverleih Columbia Pictures, dem Filmverlag oder dem Graphikkünstler. |
Der Film beginnt direkt, nachdem zwei der Charaktere von einem Winterurlaub in Lake Placid zurückkommen, wo sie sich unsterblich ineinander verliebt haben, so unsterblich, daß sie so schnell wie möglich heiraten wollen - Johnny und Julia. Wir werden über diese Wirbelwindromanze bei einem Besuch Johnnys bei seinen Freunden, den Porters ... sorry, den Potters (das ist ein Insiderwitz, den ihr versteht, wenn ihr den Film kennt) informiert.
Es gibt nur einen kleinen Haken. Johnny hat gearbeitet, seit er zehn war und seinen Vater verloren hat, und er sehnt sich nach einer Pause, um das zu genießen, solange er noch jung ist (Lake Placid war sein allererster Urlaub) und Julia gehört zur reichen Gesellschaft New Yorks und ist an Status und natürlich Geld gewöhnt.
Leider weiß sie von Johnnys Vergangenhat, hat aber anscheinend vergessen, ihm zu erzählen, wie reich ihre Familie ist. Er findet es erst heraus, als er zu der Adresse kommt, die sie ihm gegeben hat, ein großes Herrenhaus. Weil er denkt, daß sie wohl dort arbeitet, geht er sogar zum Hintereingang!
Johnny ist jedoch erstmal gar nicht so beunruhigt wegen Julias Geld, weil er sich so sicher ist, daß sie ihm in seinen Traumurlaub folgen wird, während sie es nicht einmal für nötig hielt, ihr Geld zu erwähnen, weil sie seine Zukunft schon wie ein Geschäftsabkommen geplant hat. Es ist klar, daß sie nicht sehr viel geredet haben.
Nun - wird Julias Vater mit diesem zukünftigen Schwiegersohn zufrieden sein? Wird er ja oder nein sagen? Wird es helfen, daß Johnny zur Zeit im Finanzsektor arbeitet und die Setons eine Bank haben? Am wichtigsten, werden sie ein gemeinsames Ziel finden und wird ihre Liebe stark genug sein?
Julias ältere Schwester Linda ist sich dessen sicher. Für sie, die in einem Leben feststeckt, in dem sie sich wie in eine Gefangene fühlt, und in einem Haus wie ein Museum lebt, ist Johnny wie ein frischer Wind, und als er ihr von seinem Traum erzählt, Urlaub zu machen, wenn er erstmal genug Geld dafür hat, und zurück zur Arbeit zu gehen, wenn er alt ist, liebt sie diese Vorstellung und ist aufgeregt, daß Julia einen Mann gefunden hat, der sie aus ihrem alten Leben wegbringen wird.
Ned, der Jüngste, der seinen Traum aufgeben mußte, Musiker zu werden und stattdessen dank der fragwürdigen Ehre, der einzige männliche Nachkomme zu sein, an einen Schreibtisch in der Bank gefesselt ist, steht allem eher zynisch gegenüber. Obwohl er Alkohol als seinen persönlichen Ausweg gewählt hat, sind ihm die Gefühle der anderen manchmal erstaunlich klar.
Inzwischen habt ihr vermutlich schon erraten, daß Johnny und Linda in Wirklichkeit die Hauptcharaktere sind. Obwohl Linda alles tut, Julia davon zu überzeugen, daß dies eine enorme Chance für sie ist und sie und Johnny zusammengehören, wissen wir schon, wie das enden wird, wie es wahrscheinlich enden mußte, mit oder ohne Linda.
Zwei Menschen, die sich in Schönheit und Charm verlieben, aber mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen vom Leben und außerstande, Kompromisse einzugehen. Nun ja, Johnny versucht es mal kurz, aber Julia und ihr Vater wollen sich keinen Schritt bewegen, also beschließt er, daß er es doch nicht tun kann. Wie könnte ein echter Kompromiß überhaupt aussehen, hin und her gerissen zwischen völliger Freiheit und Arbeit/Geld?
Nun (zurück) zu zwei Leuten, die nicht nur als Johnnys zwei beste Freunde wichtig sind, sondern auch für ein paar der witzigsten Szenen des Films sorgen. Tut mir leid, wenn ich euch den Eindruck vermittelt habe, daß das nur ein trauriger Film ist, denn das ist er nicht, aber er ist auch keine reine Screwball-Komödie.
Die Porters ... äh, Potters unterrichten beide an der Universität. Sie sind schlagfertig und unkonventionell, und von dem Zeitpunkt an, zu dem sie das "Museum" für die Party zur Verlobungsankündigung an Neujahr betreten (die entgegen Lindas Wünschen abgehalten wird, da sie darum gebeten hatte, eine kleine, gemütliche Party im Spielzimmer organisieren zu dürfen, dem einzigen Raum im Haus, der tatsächlich aussieht, als würde darin gelebt und wo ein paar der wichtigsten Szenen stattfinden), scheinen sie sich sehr unsicher über die Zukunft dieser Verbindung zu sein. Sie möchten einfach nur das Beste für ihren Freund.
Dieser Film beginnt so leicht und fröhlich und optimistisch für das junge Paar. Wieder daheim nach einem Urlaub, frisch verliebt, nichts kann schiefgehen.
Dann beginnen sie des jeweils anderen Zukunftspläne zu erfahren, Pläne, die kein bißchen zusammenpassen.
Linda andererseits ist hin und her gerissen von der Liebe für ihre Schwester und dem Wunsch, dieser Art Leben zu entfliehen. Ich habe mich gefragt, wie sie und Julia überhaupt so gut miteinander auskommen konnten, obwohl sie so unterschiedlich sind.
Mein Herz bricht ein wenig wegen Ned. Bei ihm ist es schon zu weit, er hat nicht den Mut, auch nur einen Fluchtversuch zu starten, selbst als ihm die Hand dazu gereicht wird. Ich kann ihn regelrecht vor mir sehen, an diesem Schreibtisch in der Bank, wie er sein Leben Stück für Stück vertrinkt.
Trotz der Entwicklungen aber hat Johnny fast den ganzen Film über eine Leichtigkeit und scheint manchmal kindlich, was recht erstaunlich ist, wenn man denkt, daß er so viele Jahre nur gearbeitet hat.
Ich denke, das ist es, was Linda anzieht - ich bin mir sicher, inzwischen habt ihr auch das Ende erraten - die versucht, im Spielzimmer, auf das ihre Mutter für das Haus bestanden hat ihre eigene glücklichere Kindheit heraufzubeschwören (man fragt sich, wie ihre Mutter wohl war und ob ihr Tod die Familie auseinanderbrechen ließ). Verliebt sie sich in Johnny als Person oder in die Vorstellung von Johnny? Ich sehne mich verzweifelt nach Happyends, wenigstens in Filmen, und hoffe, es ist ersteres. Sie segeln zusammen in den Sonnenuntergang und leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Ich bin mir nicht sicher, ob sie jemals zurückkommen können, um die Familie zu sehen (armer Ned), weil ich irgendwie das Gefühl habe, daß Papa Seton und Julia nicht sehr glücklich darüber sind, aber zumindest haben sie ihre Freunde an ihrer Seite.
Höre ich mich an, als ob mir der Film nicht gefällt? Nichts könnte weniger wahr sein. Ich liebe ihn und schaue ihn regelmäßig an. Vielleicht ist es Cary Grants Optimismus und seine Überschläge (die er selber gemacht hat, immerhin hat er damit begonnen, daß er mit einer Akrobatentruppe auf Tour ging), vielleicht ist es, daß sogar die traurigen Teile nicht nur traurig sind und daß es Hoffnung gibt, vielleicht liegt es daran, daß ich keinen der Hauptcharaktere wirklich unangenehm finde, nicht einmal Julia und ihren Vater, oder daß ich die Potters liebe.
Vielleicht sollte ich nicht mal versuchen, es herauszufinden, und ihn einfach weiterhin lieben.
Der Film basiert übrigens auf einem Broadway-Stück und ist das Remake eines Films von 1930 (von dem ich gerade gesehen habe, daß er auf YouTube ist, also ratet mal, was ich als nächstes anschauen werde!).
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