Donnerstag, 11. August 2022

Der Igel, der beinahe entkommen wäre

Gestern habe ich noch einen kleinen Igel gemacht (tatsächlich heute nochmal einen, einer davon wird ein Geschenk). Da mir der gunmetalfarbene Draht ausgegangen ist, den ich für das Stachelkleid benutzt hatte, aber noch eine große Spule braunen Draht von damals habe, als ich dachte, ich wolle einen Baum häkeln (es zeigte sich, daß ich das gar nicht wollte), wollte ich ihn für die Stacheln ausprobieren.

Kurz danach bekam ich überraschend Besuch und zeigte das Igelchen. Das war das letzte Mal, daß ich ihn sah. Wir sprechen hier über 3,2 cm, nichts, was man leicht sehen würde.
Ich suchte überall. Gewöhnlich ist meine Schreibtischschublade ein vorübergehender Stop für Stücke, damit ich sie nicht verliere, bevor die Beschreibung fertig ist, Bilder gemacht sind usw., aber nicht diesmal.
Obwohl es keinen Sinn ergab, grub ich bis ganz nach unten. Warum würde ich ihn nicht obendrauf legen, wenn ich als nächstes Bilder machen wollte?
Ich suchte auf Regalen weiter, in der Vitrine direkt neben mir, ich schaute sogar im Kühlschrank nach! Ich rief meine Besucherin an, um zu fragen, ob sie ihn vielleicht versehentlich mit nach Hause genommen hatte.

Natürlich wren meine Freunde überzeugt, denen ich etwas vorjammerte, daß die schuldige Partei selber ziemlich klein, pelzig, gestreift und sehr schnell war. Ich muß zugeben, daß ein Teil von mir dasselbe dachte. Der Dekan tut sich sehr schwer damit, seine diebischen Pfoten von Dingen zu lassen, die unbewacht herumliegen. Nur war der Igel gar nicht unbewacht und ich dachte, daß zwei Leute es wohl bemerkt hätten, wenn ein Kater ihnen etwas direkt unter den Nasen weggestohlen hätte. Er ist dabei nie zurückhaltend, mehr so "Juhuuu! Ich hab's und jetzt werde ich es wie verrückt durch die Gegend hauen und es dann da verstecken, wo du kriechen mußt, um es zurückzubekommen!"
Nein, ich war mir recht sicher, daß es meine eigene Dummheit gewesen war.

Diesen Morgen rief ich meine Besucherin an, um ihr zu erzählen, daß ich immer noch keinen Erfolg gehabt hatte. Wir sinnierten noch über ein paar weitere mögliche Stellen, als mein Blick auf das Gedeck fiel, das sie mir mitgebracht hatte (und wovon ihr irgendwann noch in einem Nostalgiepost hören werdet, sorry).
Vielleicht hatte ich den Igel ja in die Tasse getan, als ich das Gedeck in die andere Vitrine (nicht die, in der ich geschaut hatte) gestellt hatte??
Nein. Nicht in die Tasse, nicht auf die Untertasse, nicht auf den Teller .... aber er saß fröhlich genau daneben!
Ihr habt keine Ahnung, wie erleichtert ich war. Ich hätte ihn dort vielleicht in ein paar Tagen, Wochen oder Monaten gefunden, aber so war es viel besser für meinen Geisteszustand!

Und hier sind nun beide zusammen. Geht es nur mir so oder gucken sie irgendwie süffisant drein?
Der Dekan wurde übrigens dafür entschädigt, daß er verdächtigt wurde. Seine Gefühle waren sehr verletzt, er findet, er ist der unschuldigste Kater auf der ganzen Welt, vielleicht sogar in der gesamten Galaxie. Mann, Mann, Mann ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen