Das mag erstmal keinen Sinn ergeben, aber das wird es mit der Hintergrundgeschichte, glaubt mir.
Tatsächlich ist es recht simpel.
Vor acht Jahren webte ich einen Edgar Allan Poe-Porträtanhänger nach meinem eigenen Design und machte einen kleinen Fimoraben dafür. Ich nannte den Anhänger "Nimmermehr" und war furchtbar stolz darauf, wie mein Rabe geworden war.
Ich wollte immer einen weiteren Anhänger machen, aber meine Fimotage waren vorbei. Also suchte ich immer wieder mal online nach Rabenanhängern, fand aber nie, was ich wollte or brauchte.
Dieses Jahr jedoch entdeckte ich die goldigsten Lampworkperlen von Christiane Imkamp, winzige Krähen, die auf einem Kürbis oder einem Kaktus saßen. Ich fragte Christiane, ob ich nur Krähen haben könnte, und zu meiner großen Freude meinte sie, die wären schon auf ihrer Liste gewesen. Ein paar Tage später hatte sie sie in ihrem Shop.
Für mich waren es natürlich keine Krähen, sondern Raben, und sie sahen einfach perfekt aus.
Nachdem der Dekan eingezogen war, beschloß ich, meinem Perlenwebrahmen eine Pause zu geben, weil ich dem kleinen Biest nicht mit offenen Perlendöschen vertraute. Das ist noch immer so, und wenn ihr ihn gerade gesehen hättet, wie er meine Klemmstange mit dem Vorhang von einem Fenster heruntergeholt und eine Vorratsbox umgeworfen hat, um an meinen Lacrosseball zu kommen, nicht für eine Massage, sondern ihn über den Holzboden zu rollen - tolles Geräusch mitten in der Nacht - würdet ihr nur zu gut verstehen warum.
Der kleine Meister "hat Frühling", wie ich es nennen, was ihn sogar noch verrückter als sonst macht. Und da jetzt eben Nacht ist, kann er nicht einmal Vögel beobachten.
Ich muß zugeben, daß ich ihn völlig unterschätzt hatte, und nun sind es zwei Jahre, daß keiner meiner Webrahmen angefaßt wurde, außer wenn ich sie auf ihre Plätze auf der Treppe ins Nirgendwo zurückstelle, nachdem der Dekan wieder mal einen runtergeworfen hat (keine Sorge, mein geliebter JaLa ist sicher weggesperrt).
Aber nachdem meine Raben angekommen waren, konnte ich das Jucken in den Fingern nicht länger ignorieren. Also gab ich dem Dekan - und natürlich Gundel - etwas zu futtern, weil das die beste Methode ist, ihn aus dem Zimmer zu bekommen, und schloß mich mit meinem Webrahmen ein.
Könnt ihr glauben, daß ich zuerst nervös war? Es zeigte sich in meinen Fehlern bei den ersten paar Zu- und Abnahmen, als ich mit der Nadel durch die falsche Lücke zwischen den Kettfäden ging, aber ich kam schnell wieder in den Fluß von Zählen und Weben.
Dann war der Anhänger fertig und ich konnte mich an das Einweben jedes Fadens in das Webstück machen. Es war genauso meditativ wie jemals zuvor.
Zuerst hat man einen ganzen Wust an Fäden (in diesem Fall 72, um genau zu sein), die sich gegenseitig in die Quere kommen, und dann sind es immer weniger, das Stück sieht immer sauberer aus, so befriedigend ... es ist schwierig zu erklären, aber wahrscheinlich habt ihr eure eigenen Sachen, bei denen ihr so etwas fühlt.
Schließlich lag er in meiner Hand, Mister Edgar Allan Poe, und das fühlte sich so gut an.
Alles, was er jetzt noch brauchte, war sein kleiner Nimmermehr - noch einmal.
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