Vor einigen Jahren, als ich noch die "Fundstücke der Woche" machte, hatte ich ein paar davon "Ich bin eine Sammlerin" genannt und darin Vintagestücke gezeigt. Im Laufe der Zeit sind meine Sammlungen größtenteils nicht mehr gewachsen, aus verschiedenen Gründen, aber sie sind noch da und immer noch geliebt. Ich habe auch einzelne Vintagestücke, die zu keiner bestimmten Sammlung gehören, manche geerbt, manche geschenkt, manche von Flohmärkten, manche interessanter als andere. Ich dachte also, es könnte Spaß machen, immer mal wieder welche davon zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.
Vor Jahren war unsere Wohnung wie ein seltsames kleines Museum, das in verschiedene Jahrzehnte aufgeteilt war.
Eins davon waren die 50er. An einer Wand hatten wir die Ruscha-Sammlung meines Ex. Wenn man nur an die Anzahl von dekorativen Tellern denkt, die Ruscha hergestellt hat - all die Vasen oder Skulpturen gar nicht mitgezählt - hätte sie viel größer sein können.
Das einzige, was ich davon behalten wollte, war ein Tellerchen mit einer Katze, was sonst? Es residiert nun in einem meiner Bücherschränke, Kategorie Katzenbücher.
Aber halt mal, wer oder was ist Ruscha?
Ruscha war eine Keramikfabrik, die 1905 als Rheinbacher Tonwaren Ruscha-Keramik GmbH & Co. KG gegründet wurde.
Der Name Ruscha ist eine Kombination der ersten Buchstaben im Namen des Gründers, Rudolph Schardt.
Die Firma existierte bis 1996, als sie von der Firma Scheurich übernommen wurde, die auch den Namen und die Designs kaufte. Eine Weile lang stellten sie die Ruscha-Designs noch unter dem Namen "Ruscha Art" her, 2006 wurde der Name endgültig gelöscht.
Die dekorativen Wandteller gab es in allen Formen, Größen und Designs. Manche waren teilweise glasiert, ich erinnere mich, da wir eine völlig unglasierte kleine Vase in der Art der Teller hatten, das Muster war ein kleines Reh, das aussah, als wäre es einfach in die Vase gekratzt worden.
Manche Muster waren wirklich beliebt wie die Kraniche, aber es gab auch Menschen, Masken, Blumen und andere Tiere wie Pinguine, Fische, Rehe ... und Katzen. Ich kann mir nicht mal vorstellen, wieviele Wände man bräuchte, um sie alle zu sammeln.
Nächste Frage - warum wird dieses Design "Paris" genannt, wenn doch nur ein Katze darauf ist?
Die "Paris"-Designs konnten sehr unterschiedlich aussehen. Da konnten Häuser im Hintergrund oder ein Baum und sie sahen nie gleich aus, aber es gab immer eine Straßenlampe und gewöhnlich eine junge Dame, die ein gestreiftes Top, Caprihosen und sehr hochhackige Schuhe trug, die mich an die so begehrten vintage Spikes für Barbie erinnern. Manchmal hatte sie Gesellschaft, ich habe einen Teller gesehen, auf dem die junge Dame andere Kleider trug und mit einem jungen Mann mit Baskenmütze sprach, und die umgefallene Mülltonne neben der Straßenlampe gab dem ganzen einen sehr realistischen Look. Oft war eine weiß glasierte Katze mit Tigerstreifen dabei.
Ich schätze, mein Tellerchen hatte nicht genug Raum, um auch noch die junge Dame draufzupacken, also sind es hier nur die Lampe, die Sterne und die Katze.
Diese Teller sind handgemacht, was bedeutet, daß sie nie ganz gleich aussehen. Wie ihr seht, sieht meine Katze aus, als würde sie auf ihrem Gang durch Paris gleich einschlafen, weil die Augen so tief gesetzt sind.
Es gibt auch unterschiedliche Haltungen und ich habe sogar mal eine Katze gesehen, deren Schwanz mehr getupft als gestreift aussah.
Auch die Rückseite eines Tellers sieht nicht immer gleich aus. Ich kenne Teller mit oder ohne Markierung, geprägt oder geschrieben, auf Deutsch, aber auch Englisch (für den Auslandsmarkt, denke ich), mit der Musternummer oder ohne.
Auf diesem hier steht sorgfältig geschrieben "Ruscha Handarbeit". Ich würde ihn auf die 50er datieren, einfach weil mich manche der Buchstaben noch an Sütterlin erinnern, wie das kleine "r" in "Handarbeit".
Man kann es hier nicht so recht sehen, aber die Nummer oben heißt 712, was für das Design "Paris" steht.
Ich konnte nicht herausfinden, was die untere Markierung bedeutet, weil ich sie leider nicht einmal eindeutig lesen kann.
Ich hoffe, ihr hattet ein bißchen Spaß bei unserer Stippvisite in den 50ern!
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