Vor
einigen Jahren, als ich noch die "Fundstücke der Woche"-Posts machte,
hatte ich ein paar, "Ich bin eine Sammlerin" genannt, in denen ich
Vintagestücke zeigte.
Über
die Zeit sind meine Sammlungen zum größten Teil nicht mehr gewachsen,
aus unterschiedlichen Gründen, aber sie sind noch da und immer noch
geliebt. Ich habe auch Vintagestücke, manche geerbt, manche geschenkt,
manche von Flohmärkten, manche interessanter als andere.
Ich dachte also, es könnte Spaß machen, immer mal wieder welche davon zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.
Willkommen zu einem neuen Nostalgie-Post, in dem ich euch diesmal mehr als nur eine Geschichte erzählen werde, nämlich drei - die Geschichte des blinden King Charles, die Geschichte der Augendose und die Geschichte von Ada-Ada, alle sind miteinander verbunden.
Als erstes laßt mich euch zu einem großen Flohmarkt in Tübingen vor ungefähr 30 Jahren mitnehmen. Wir - mein Ex und ich - waren damals noch sehr neue Steiffsammler. Wir machten ein paar epische Fehler, aber welcher Anfänger tut das nicht, und vergeßt nicht, wir hatten nicht nur kein Internet in diesen Zeiten, sondern es gab nicht viele Steiffbücher oder -preisführer da draußen.
Als wir also an einem Stand diesen kleinen blinden Hund fanden, waren wir ganz und gar nicht sicher, ob der verlangte Preis von 30 DM in Ordnung war. Wir wußten, daß es sich um einen sitzenden "Charly", einen King Charles Spaniel handelte, berühmt für seine Verbindung mit König Karl II. von England. "Charly" war zwischen 1928 und 1936 von Steiff produziert worden.
Man konnte sehen, daß dieser ein nicht ganz einfaches Leben hatte. Sein Pelz war hier und da etwas spärlich, aber am schlimmsten war, daß seine Augen fehlten! Wir hatten keine Augen für ihn daheim, und auch wenn er fast 60 Jahre alt war, war er das Geld wohl wert (wir waren ein junges Paar und konnte nicht einfach so mit dem Geld umherwerfen). Er hatte noch seinen alten Knopf mit Überresten der roten Fahne, die von 1926 bis 1934 verwendet wurde, darunter. Wir setzten ihn auf den Tisch zurück, um darüber nachzudenken, machten ein paar Schritte und gingen dann direkt zurück, weil wir wußten, daß wir ihn nicht dortlassen konnten. Er war so süß, und wir würden uns schon etwas ausdenken. Ich schätze, so kommen Plüschtiere und Puppen an Augen aus Knöpfen, das sollte aber nicht Charlys Schicksal werden.
Dies ist er offenkundig mit Augen, was mich zur nächsten Geschichte bringt.
Ich erinnere mich überhaupt nicht, wann und wie wir an die "Augendose" gerieten, die ich schon früher erwähnt habe. Ich erinnere mich nur daran, wie aufgeregt wir darüber waren. Darin waren hauptsächlich vintage Glasaugen für Plüschtiere, braun, blau, grün, blau/grün, rosa und natürlich die kleinen braunen, die ich in dem anderen Post gezeigt habe.
Als ersten mußten wir die richtige Größe für Charly finden, um ihm sein Augenlicht zurückzugeben. Das war soviel besser! Wie konnten wir überhaupt in Erwägung gezogen haben, ihn nicht mit nach Hause zu nehmen?
Diese Augen halfen über die Jahre noch ein paar anderen Tieren aus, einer großen einäugigen Fluffy-Katze, einem großen Lama, das sich, bevor es zu uns kam, mit ein paar billigen Plastikaugen hatte begnügen müssen, und mehr.
Schließlich wurde die Dose weggestellt und wartete darauf, daß neue Patienten eintreffen würden, aber es gab keine. Sie wurde jedoch nie ganz vergessen, stand ganz offen da, aber das einzige Mal, daß sie gebraucht wurde, war, als ich einen eigenen Teddy machte. Er ist schwarz und hat blaue Augen. Ich glaube, er war der letzte, der Augen aus der Dose bekam.
Immer wieder einmal öffnete ich sie, bewunderte die Augen und machte den Deckel dann wieder drauf.
Erst als ich mit dem Nadelfilzen anfing, dachte ich, es wäre an der Zeit, wenigstens ein paar von ihnen sinnvoll zu benutzen.
Hier sind nun ein paar schnelle Bilder. Sie zeigen nicht die gesamte Sammlung an Augen, und ihr könnt sehen, daß ich sie auch noch nicht abgestaubt habe.
Die grünen Augen zum Beispiel beschlossen, aus ihrer Tüte auszubrechen und durch die ganze Dose zu hüpfen, also haben sie kein Bild bekommen. Geschieht ihnen recht. Eines davon hat sich in die kleine Sammlung von bläulich/grünen Augen (Nr. 2) geschmuggelt, von denen ich nur sehr wenige habe. Man kann den Unterschied leicht erkennen. Wir nennen sie immer Vorkriegsaugen, weil sie eine wunderschöne Farbe haben, die gewöhnlich für die alten Katzen verwendet wurde. Es ist schwierig, die zarte Schönheit einzufangen, aber man sieht, daß es nicht grün ist und auch nicht hellblau wie die Augen in Nr. 5 (die von Anfang an im schlechtesten Zustand waren, die Farbe hinten geht sehr schnell ab, also sind die meisten von ihnen inzwischen fast klar).
Nr. 1 zeigt eine Auswahl von Brauntönen inklusive eines Auges mit Weiß um das Braun herum. Es gibt noch mehr, aber ein paar haben sich bei den grünen eingeschlichen.
Nr. 3 und 5 sind zwei unterschiedliche Arten von rosa Augen, die zum Beispiel für Albinohasen benutzt werden. Während die Nr. 3 flache bemalte Augen sind, haben die von Nr. 5 rosa Glas auf der Rückseite. Ich bin mir da nicht sicher, aber ich habe immer gedacht, daß sie neuer sind.
Vielleicht komme ich dazu, sie etwas zu säubern, besser auszubreiten und gute Bilder zu machen, aber ich denke, ihr habt jetzt erstmal eine Vorstellung von der Augendose.
Zeit für die dritte Geschichte, was heißt, daß ich einen Moment zu Charly zurückkommen muß.
Charly mag ja sein Original Steiff Namensschild nicht mehr haben, aber dafür brachte ein anderes Schild an einer Schnur um seinen Hals mit. Wir haben uns nie die Mühe gemacht herauszufinden, worum es bei dem Schild ging, ließen es aber dran, weil es irgendwie zu Charlys Geschichte dazuzugehören schien. Vielleicht war er ja ein Geschenk von einem Laden oder so gewesen.
Dies sind die beiden Seiten des Schildes.
Auf der einen Seite steht "50 JAHRE WERTARBEIT" mit der Marke ADA-ADA in der Mitte, auf der anderen "MIT ADA-ADA GUT ZU FUSS".
Als ich es nachschaute, erfuhr ich, daß ADA-ADA
eine große Schuhfabrik war. Sie wurde 1900 von zwei jüdischen Brüdern gegründet (ein dritter Bruder war Miteigentümer). Sie begannen damit, Kinder- und später auch Damenschuhe herzustellen. 1937 wurden sie enteignet und die Eigentümer schafften es rechtzeitig, in die USA zu emigrieren. Nach dem Krieg erhielten sie eine Entschädigung, die Marke ging jedoch nicht an sie zurück. Sie war einer der größten ihrer Art im Deutschland der 50er, hörte aber 1966 auf zu existieren.
Der Name ist ja ziemlich lustig. Wer erinnert sich nicht, als Kind "ada-ada" gehen zu wollen (oder vielleicht auch manchmal gezwungen zu werden, ich war mehr dafür, mit Stil gefahren zu werden), wobei die Vorstellungen darüber, wie man das schreibt, durchaus unterschiedlich sind. Auf einem Geschichtsblog wurde die Meinung vertreten, daß die Eigentümer sich davon zu dem Markennamen inspirieren ließen, wer weiß?
Wenn ihr so spitze in Mathe wie ich seid (könnt ihr meinen Mathelehrer lachen hören?), wißt ihr jetzt, daß es unmöglich ist, daß Charly von Anfang an dieses Schild hatte, da er ja bis 1936 produziert wurde, ADA-ADA aber erst 1950 50 Jahre alt wurde.
Warum sollte eine Schuhfirma oder selbst ein einzelner Schuhladen alte Steifftiere für die Werbung benutzen? (Steiff-Studiotiere waren übrigens in Schuhläden keine Seltenheit, aber das ist eine andere Geschichte.) Ich würde schätzen, daß ein Kind Charly erbte und ihm dieses Schild umband, vielleicht nachdem sein Namensschild abgefallen war.
Ich habe darüber nachgedacht, es ihm abzunehmen, aber ich denke immer noch, es ist Teil seiner Geschichte, auch wenn wir niemals wissen werden, welche dies ist.
Solange es ihm nichts ausmacht ...
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