Sonntag, 18. August 2024

Blume in "Silk Shading"-Technik

Silk shading, thread painting, needle painting auf Englisch, Nadelmalerei auf Deutsch - alles Namen für eine Sticktechnik.
Ich habe sie schon öfter gesehen und fand sie wirklich schön, sie stand aber nie auf meiner Wunschliste.
Als ich beschloß, daß ich Sticken echt mal ausprobieren wollte, war das, weil ich total fasziniert von wunderschöner Goldstickerei war, was bei einer Schmuckmacherin wahrscheinlich nicht sehr überraschend ist.
Ich hatte keine großen Erwartungen an meine eigenen Fähigkeiten, also dauerte es sehr lang, bis ich ins kalte Wasser sprang, aber schließlich bestellte ich doch mein Lieblingskit von Becky Hogg - das Füchslein (falls ihr den Blogpost nicht gesehen habt, er ist hier). Das hat mich ganz schön gefordert und meine Hände noch mehr, aber sehr zu meiner eigenen Überraschung hat mich das nicht abgeschreckt.
Tatsächlich hatte ich das Kit gerade erst bestellt und wußte schon, daß ich mir irgendwann den Onlinekurs "Einführung in Goldstickerei" zum Selbststudium gönnen würde, der von der Royal School of Needlework
angeboten wird, aber als ich so weit war, ihn zu bestellen, war er wegen Materialknappheit nicht verfügbar und ich mußte mir einen anderen Kurs aussuchen.
Es gibt 16 Kurse und ich tat mich echt schwer damit, einen auszusuchen, dem ich mich gewachsen fühlte. Am Ende wählte ich Silk Shading, nicht weil ich mir den so sehr zutraute, aber weil mir das Design am besten gefiel (obwohl ich mir darüber im Klaren war, daß ich mein eigenes vielleicht nicht so sehr mögen würde).

Als nächstes bestellte ich mir einen Sitz-Stickrahmen und etwas Schrägband, um meinen Rahmen zu umwickeln.
Als dann aber mein RSN-Paket ankam, zögerte ich sehr, mit dem Kit anzufangen. Ich hatte das erste Video schon ein paar Mal angeschaut und zur Übung sogar schon ein paar Muster gemacht. Das Kit wirkte auf mich jedoch soviel furchteinflößender. Was hatte ich mir nur gedacht?

Es dauerte zwei Monate, dieses Projekt fertigzustellen. Sieben Wochen waren drei Blütenblättern und dem Blatt gewidmet - ich brauchte eine Menge langer Pausen - und in der letzten Woche war ich mit dem Prozeß vertrauter geworden und stickte die letzten fünf Blütenblätter, den Stengel und die Mitte.

Ich habe dabei ein paar Dinge gelernt, nicht alle davon haben mit der Sticktechnik zu tun.

1. Während Gundel normalerweise damit zufrieden ist, von ferne zuzuschauen, ist der Dekan entschlossen, sich den Stickfaden zu holen, und würde wahnsinnig gern den Arbeitsfaden schnappen und daran ziehen (fragt nicht, woher ich das weiß). Zum Glück beruhigte er sich irgendwann, und nachdem wir jedesmal, wenn ich mit einer Sitzung anfing, seine und meine Wünsche diskutiert hatten
("Nein! Nein! Du kannst das nicht haben, Dekan. Denk nicht mal ... Dekan, geh weg, ich habe eine Nadel in der Hand! Hör auf! Du willst doch nicht zum Tierarzt, oder?"), war er gewöhnlich von einem Snack abgelenkt und ging dann woanders Unheil anrichten oder ein Nickerchen machen.

2. Ich habe absolut keinen Richtungssinn und obwohl ich die Stich- und Farbdiagramme durchaus theoretisch verstand, hatte ich damit Probleme, das in meine Stickerei zu übertragen. Um ehrlich zu sein, glaube ich, daß das viel damit zu tun hat, daß ich so daran gewöhnt bin, planlos zu arbeiten (außer beim Perlenweben) und eher meinem Bauch als meinem Kopf zu folgen. Zum größten Teil war das gar nicht so schlimm, aber ich mochte mein zweites Blütenblatt nicht sehr und um das Aussehen zu retten, machte ich das letzte Blatt dann größer als im Design, bevor ich schließlich das ungeliebte Blatt doch wieder auftrennte.
Tatsächlich ist es okay für mich, aber es ist auch typisch für mich - außerhalb der Linien malen ;-)

3. Ich mag fertige Stickerei, habe aber meinen Fuchs immer noch nicht aufgehängt und habe keinen Plan, wie ich die Blume rahmen soll.

4. Ich bin so hart zu meinen Sticknadeln wie zu meinen Perlennadeln.

5. "Sie werden ein größeres Boot ... ähm, Stickring brauchen." Tatsächlich denke ich, ich werde mehr Größen brauchen, aber ich versuche, jetzt nicht durchzudrehen und wie verrückt Zubehör zu kaufen, egal wie verführerisch dieser Gedanke ist, außerdem ...

5.1. ... hasse ich Brexit, weil so viel Zubehör viel einfacher in Großbritannien zu bekommen ist, Zollgebühren und Steuer aber schnell ein Sümmchen zusammenbringen (ja, es ist ein sehr egoistischer Grund).

6. Bullion knots (Bullion-Knotenstich, Wickelstich) und ich sind noch keine guten Freunde, aber ich liebe French knots (französische Knoten, Knötchenstich), sowohl das Aussehen als auch das Sticken, tatsächlich war das einer der ersten Stiche, die ich bewußt wahrnahm, wenn ich Stickereien sah.

6. Ich liebte den Kurs in meinem eigenen Tempo. Ich habe die kompletten Videos mehr als einmal angeschaut und manchmal ging ich zu einer bestimmten Stelle, um mir etwas in Erinnerung zu rufen. Kate Barlow ist eine wundervolle Lehrerin, die alles sehr deutlich erklärt und zeigt.
Ich sage oft, daß ich mit Tutorials nicht gut bin, zu ungeduldig, und das stimmt auch, also war es für mich etwas überraschend, daß ich das durchgezogen habe und das schreibe ich auch Kate zu.

Da ist wahrscheinlich noch mehr, aber ihr habt jetzt schon genug gelitten, also zeige ich euch jetzt endlich meine Blume, ohne euch auf die Fehler hinzuweisen, weil ich wirklich glücklich damit bin!

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