Samstag, 8. August 2020

Nostalgie - Was fehlt uns heute?

Vor einigen Jahren, als ich noch die "Fundstücke der Woche"-Posts machte, hatte ich ein paar, "Ich bin eine Sammlerin" genannt, in denen ich Vintagestücke zeigte. Über die Zeit sind meine Sammlungen zum größten Teil nicht mehr gewachsen, aus unterschiedlichen Gründen, aber sie sind noch da und immer noch geliebt. Ich habe auch Vintagestücke, manche geerbt, manche geschenkt, manche von Flohmärkten, manche interessanter als andere. Ich dachte also, es könnte Spaß machen, immer mal wieder welche davon zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.

Der heutige Post handelt von einem Metallschild, das wir einmal auf einem Flohmarkt gefunden haben.
Es trägt die Überschrift "Was fehlt uns heute?" und dann kommt eine alphabetische Liste von Dingen, die man im Haushalt braucht.
Ich benutze es nicht, es ist rein dekorativ, obwohl ich keinen Versuch unternommen habe, es zu reinigen.


Ich finde die Liste ganz interessant, weil sie einem ein Gefühl für die Zeit gibt, in der solche Dinge wichtig waren, wie z.B. Kerzen und Petroleum, aber auch die Art des Ausdrucks.
Stand Eis zum Beispiel für Eis zum Kühlen, also wie in einem altmodischen und nicht elektrischen Eisschrank, oder tatsächlich für Eiscreme, die doch wohl eher noch Luxus war?
Dann liebe ich noch besonders das Wort Putzwasser. Ich tippe darauf, daß sie damit Putzmittel meinen, die in das Putzwasser sollen.

Diese Art von Schildern scheinen in Küchenschränken angebracht gewesen zu sein, zumindest habe ich ein paar solche Bilder gesehen. Sie wurden auf der Türinnenseite angebracht, wenn man also etwas in seinen Schrank legte oder herausnahm, konnte man die kleinen Schieber - von denen einer an meinem Schild fehlt, also ist der Tee für immer aus! ;-) - verschieben, damit man eine Vorstellung davon hatte, wieviel man noch von einer bestimmten Ware hatte.

Ich hätte zu gern die Geschichte dieser Schilder herausgefunden, aber ich konnte nur herauskriegen, daß es unterschiedliche Versionen gab, ich habe sogar eine moderne gefunden. Glaubt mir, hätte ich den Platz, würde ich wahrscheinlich all die unterschiedlichen Teile sammeln, die ich in die Finger kriegen würde!

Spätere Schilder hatten zum Beispiel eine andere Überschrift "Was fehlt im Haushalt?", sie sind oft mit "E. Kosta" gemarkt, eine Firma, über ich die leider auch nichts finden konnte.

Manche Schilder haben eine kürzere Liste mit ein paar anderen Waren wie Graupen, Honig, Schuhcreme und Schmalz - wie dieses aus dem Museum Wolmirstedt.

Andere listen Makkaroni und Pudding- oder Backpulver auf. Ein paar sind weiß anstatt von blaugrün auf creme gedruckt. Auch die Schieber sehen nicht immer gleich aus.

Einige führen verschiedene Marken wie Ata und iMi auf, Scheuer- und Waschpulver, die ab 1920 und 1929 hergestellt wurden. Bei mir steht ja auch Palmin in der Liste, das es seit 1894 gab.
Ich frage mich, ob diese Schilder vielleicht auch von bestimmten Firmen hergestellt worden waren, um damit für ihre eigenen Marken zu werben, oder ob diese Marken einfach so bekannt waren, daß ihre Namen stellvertretend für die Art des Produkts verwendet wurden, wie man es ja heute noch macht, indem man zum Beispiel jedes Papiertaschentuch ein Tempo nennt.

Ebenfalls interessant ist die Schreibweise. Auf meinem Schild sind "Gries" und "Zimmt" anders als heute geschrieben.
Außerdem ist das noch ein Wort, das häufig auch heute noch falsch verwendet wird, nämlich Gelantine statt Gelatine.
1901 wurde in Berlin die II. Orthographische Konferenz abgehalten. Das hieß jedoch nicht, daß die nun falsche Schreibweise nicht noch Jahre später verwendet wurde, ihr kennt ja die Leute (immerhin ignoriere ich selber auf meinem Blog die neue Rechtschreibung von 1996 ;-)).
Das ist also kein Zeichen dafür, daß mein Schild älter als 1901 ist, aber es auf jeden Fall jünger als 1894, was wir dank Palmin wissen. Ich schätze mal, es ist aus den 1910/20ern.

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