Sonntag, 2. März 2025

Die "Queens of Crime" - Agatha Christie, das Leben

In diesem Post über Agatha Christies Werk und mein persönliches Dilemma damit habe ich ihr interessantes Leben erwähnt.
Was meine ich damit?

Agatha Christie wurde am 15. September 1890 als jüngstes von drei Geschwistern in eine vermögende Familie der oberen Mittelklasse hineingeboren.
Obwohl sie von ihrer Mutter nicht dazu ermutigt wurde, lernte sie im Alter von vier Jahren lesen und wurde daheim im Lesen, Schreiben, Grundrechenarten und Musik unterrichtet.
Im Alter von 11 verlor sie ihren Vater, ein Jahr später begann sie, eine örtliche Schule zu besuchen, und als sie 15 war, schickte ihre Mutter sie nach Paris, wo sie ihre Ausbildung abschloß.
Als sie wieder nach Hause kam, beschlossen sie und ihre kranke Mutter, drei Monate in Ägypten zu verbringen.

1912 wurde Agatha Archibald Christie vorgestellt, den sie 1914 heiratete. Während Archie im Krieg in Frankreich war, arbeitete Agatha zunächst als Freiwillige in einem Krankenhaus und qualifzierte sich dann als Apothekenhelferin und arbeitete in der Arzneiausgabe, was sie dazu inspirierte, in ihrem ersten Kriminalroman mit Hercule Poirot, dem belgischen Detektiv, der als Flüchtling nach England gekommen war, eine Vergiftung als Methode zu verwenden.

1922 nahmen die Christies an Major Belchers Werbetour für die British Empire Exhibition teil. Während dieser Tour lernten sie zum Beispiel das Surfen und gehörten zu den ersten Briten, die aufrecht stehend surften. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber das Bild einer alten/älteren Agatha ist so in meinem Gehirn eingebrannt, daß es mir schwerfällt, sie mir auf einem Surfboard vorzustellen, aber sie war eine begeisterte Surferin.


1926 bat Archie Agatha um die Scheidung, nachdem er sich eine Freundin Major Belchers, Nancy Neele, verliebt hatte. Nach einem Streit verschwand Agatha, was natürlich eine riesige Nachrichtengeschichte zur Folge hatte, aber auch zu einer umfangreichen Suche mit Hunderten von Polizisten, Tausenden von Freiwilligen und sogar Flugzeugen führte.
11 Tage später wurde sie in einem Hotel gefunden, wo sie sich unter falschem Namen angemeldet hatte. Sie gab niemals eine Erklärung dazu ab, und die Meinungen darüber, ob sie im Zustand einer dissoziativen Fugue oder bewußt verschwunden war, sind geteilt.
Die öffentliche Reaktion darauf war eher negativ, auch wegen der Kosten der groß angelegten Suche.
Die Scheidung wurde 1928 rechtskräftig, Agatha erhielt das Sorgerecht für das einzige Kind, Rosalind.

Im Herbst 1928 reiste Agatha mit dem Orient-Expreß nach Istanbul und von dort aus weiter nach Bagdad, wo der Archäologe Leonard Woolley und seine Frau Katharine, die ein Fan ihrer Romane war, sie zur Ausgrabungsstätte von Ur einluden. Sie freundete sich mit ihnen an und sie luden sie 1930 ein wiederzukommen.
Während dieser zweiten Reise lernte sie Woolleys Assistenten kennen,
der von Katharine den Befehl erhielt, Christie auf Tour durch das Land zu führen - Max Mallowan, der 13 Jahre jünger als sie war. Die Art, wie sie alles auf dieser Tour alles mit Humor nahm, sogar als sie im Sand eines trockenen Flußbetts steckenblieben, überzeugte ihn, daß sie eine wundervolle Lebensgefährtin abgeben würde, und so machte er ihr gerade mal sechs Monate später einen Antrag.
Dies war der Anfang eines zweiten Lebens auf einem anderen Kontinent für Agatha neben dem der erfolgreichen Schriftstellerin.
Katharine Woolley wollte jedoch keine weitere Ehefrau an der Stätte haben, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, warum das Paar als nächstes nach Ninive ging.
In "Mord in Mesopotamien", den Christie - außerhalb ihrer Schriftstellerkarriere benutzte sie den Namen Mallowan - den Woolleys widmete, war das Opfer von Katharine inspiriert. Mallowans Biographin Henriette McCall zufolge war sich Katharine dessen bewußt, daß die als schwierig porträtierte Figur auf ihr beruhte und genoß den zweifelhaften Ruhm.

1932/33 arbeiteten Max und Agatharine auf ihrer ersten eigenen Ausgrabungsstätte in Tall Arpachiyah
nahe Ninive. Sowohl Agathas Berühmtheit als Schriftstellerin und ihr Geld halfen Max' archäologischer Karriere, denn dies war zu einer Zeit, als Ausgrabungen noch zumindest teilweise durch private Gelder gefördert werden mußten.
Die Saison - Herbst und Frühling verbrachten sie bei den Ausgrabungen, im Sommer waren sie mit Rosalind in England, und die restliche Zeit verbrachten sie entweder mit Reisen oder zu Hause.
Max leitete die Ausgrabungen, Agatha, die einen Zeichenkurs absolviert hatte, begann damit, Zeichnungen zu machen, das war aber nicht so ihr Ding. Also schrieb sie stattdessen morgens und am Nachmittag katalogisierte sie Fundstücke und setzte zerbrochene Keramik zusammen.
1934 reisten sie nach Ägypten und machten eine Nilkreuzfahrt, die einen ihrer berühmtesten Romane inspiriert, Der Tod auf dem Nil.

Schließlich zogen sie weiter zu Ausgrabungen in Syrien.
Agatha fand ihre Rolle, indem sie die offizielle Fotografin wurde, eine schwere, anstrengende und anspruchsvolle Aufgabe, sowohl das Fotografieren selber als auch das Entwickeln der Negative. Sie machte aber nicht nur Bilder, sondern filmte auch, in schwarzweiß und in Farbe. 1937 belegte sie sogar einen Fotografiekurs in London, der zu kreativeren Experimenten führte, nicht zur Freude ihres Ehemanns, der rein wissenschaftliche Fotos den kreativen vorgezogen hätte.

Mehrere Jahre lang war der junge Architekt Robin Macartney Teil ihres Teams in Syrien, der nicht nur durch das Zeichnen von Fundstücken, Karten und Plänen assistierte, sondern auch ein Expeditionshaus entwarf.
Von Macartneys Zeichnungen fasziniert, bat ihn Christie, für sie einen Buchumschlag zu entwerfen. Am Ende entwarf er zwischen 1936 und 1938 vier Schutzumschläge. Was ihr daran am besten gefiel war, daß jeder Umschlag etwas über die Geschichte erzählte, indem er Elemente daraus benutzte, wie zum Beispiel die Statuen Ramses II. und den Nilkreuzfahrt-Dampfer für "Der Tod auf dem Nil", und ich verstehe das völlig, denn den Umschlägen nach zu urteilen, die ich selber gesehen habe, scheint, das ein Konzept zu sein, mit dem Verlage ein Problem haben.

Erstausgabe von "Tod auf dem Nil"
mit dem Schutzumschlag von Robin Macartney
über Wikimedia Commons
unter CC BY-SA 4.0

Die Ausgrabungen kamen zum Stillstand, als der Zweite Weltkrieg ausbrach, aber nach dem Krieg kamen sie nach Nimrud, eine Stätte, an der Mallowan schon lang interessiert war. Er wurde der erste Direktor der British School of Archaeology und konnte sich so die notwendige Unterstützung für die Ausgrabung sichern.
Das Paar war dort während der 50er, sie wohnten im Gebäude der School, und obwohl Agatha sich einen kleinen Schreibraum an das Teamgebäude anbauen ließ, assistierte sie auch jetzt wieder, indem sie Artefakte sammelte, katalogisierte und reinigte, Fotos anfertigte und Keramik zusammensetzte.

Nimrud-Elfenbein "Löwe von Nimrud",
von Unbekannt - M0tty, CC BY-SA 3.0,
über Wikimedia Commons

Während des Krieges hatte Christie das Buch "Erinnerung an glückliche Tage" über ihre Zeit in Syrien geschrieben.
Nimrud war die letzte Ausgrabung, die sie besuchte.


Stiertafel, eines der Nimrud-Fundstücke,
über Wikimedia Commons,
von Osama Shukir Muhammed Amin FRCP(Glasg)
unter CC BY SA 4.0

Agatha Christie starb am 12. Januar 1976 in Winterbrook House.

Wußtet ihr schon von Agatha Christies "zweitem Leben"? Habt ihr vielleicht sogar ihr Buch darüber gelesen? Falls ja, was denkt ihr darüber?

Quellen (überwiegend englischsprachig):
- Agatha Christie's adventurous 'second act' plays out in Mesopotamia in: National Geographic March 21,2019
- Bridget Roddy: Agatha Christie and Archaeology, An Understated Connection on: Trowels and Tribulations: IUP's Archaeology Blog, March 11,2022
- Dokumentation "Agatha Christie und der Orient" 2021 Bayerischer Rundfunk (verfügbar in der Mediathek)
- BBC Archive 1977 - The World This Weekend, Sir Max Mallowan
- Agatha Christie auf Wikipedia

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen