Dienstag, 4. März 2025

Die große Zarin oder Die scharlachrote Kaiserin

 

Letzte Woche habe ich für den Winter of Fairbanks jr. den Film "Katharina die Große" vorgestellt und dabei erwähnt, daß ich plane, zum Vergleich "Die große Zarin" aus demselben Jahr - 1934 - anzuschauen.
Das habe ich am Wochenende spontan gemacht und nun versuche ich, euch meine Gefühle zu diesem Film zu vermitteln, was nicht einfach sein wird.


In meinem Post über "Katharina" (verzeiht mir, daß ich den Titel ab hier abkürzen werde) habe ich folgendes geschrieben.
wrote this in my post about "The Rise" (you'll forgive me for shortening the title from here on).
"
Er erzählt vom Zeitraum ab der Ankunft von Prinzessin Sophie von Anhalt-Zerbst in Rußland für die Heirat mit Großfürst Peter, des Neffen und Erben der kinderlosen Zarin Elisabeth, bis zur Übernahme des Throns von ihrem Mann mit Hilfe der ihr ergebenen Offiziere."
"Die große Zarin" beginnt jedoch mit einer kurzen Szene von Sophie als Kind (Dietrichs eigene Tochter) und einer Andeutung auf den Henker, worauf eine Sequenz folgt, die die Folterungen und Hinrichtungen zeigt, die zuvor in Rußland geschehen sind (sehr eindeutig Pre-Code!), bevor zu einer verspielten und unschuldigen Sophie im Teenageralter geschnitten wird, die auf einer Schaukel im Garten sitzt.
Ein Botschafter, Graf Alexei, kommt an, um sie für die Hochzeit mit Peter mit nach Rußland zu nehmen. Als sie ihn über Peter befragt, meint er, er sei sehr gutaussehend. Während der Reise läßt er sie wissen, daß er sich in sie verliebt hat, und küßt sie.
Als sie nach Rußland kommen, entdeckt Sophie schockiert, daß Peter geistig gestört und instabil ist (wie im anderen Post erwähnt, sind Historiker nicht mehr unbedingt dieser Meinung) und keineswegs der schöne, junge Mann, den man ihr versprochen hat. Kaiserin Elisabeth erwartet, daß sie ihrem Neffen eine treue Frau ist und Rußland einen männlichen Erben schenkt, sonst nichts.
Sophie - jetzt Katharina genannt - beginnt sich vom unschuldigen Mädchen in eine selbstbewußte Frau zu verwandeln. Von Alexei enttäuscht, den sie vermeidet, seit sie entdeckt hat, daß er Elisabeths Geliebter ist, fängt sich an, sich andere Liebhaber zu suchen. Auch Peter hat eine Geliebte, die hofft, daß er sie heiraten wird, wenn Elisabeth erstmal gestorben ist und man Katharina losgeworden hat.
Nach Elisabeths Tod stellt Peter Katharina unter Hausarrest und verbreitet das Gerücht, daß sie im Sterben liegt, aber ihr Geliebter Orlov und die ihr ergebenen Truppen helfen ihr bei der Flucht und beginnen den Umsturz, während dessen Orlov Peter tötet - so wird Katharina zur neuen Kaiserin.

Wie "Katharina" ist auch dieser Film keine Geschichtsstunde.
Was aber ist er und warum habe ich in der Einleitung gesagt, daß es nicht einfach sein würde, euch meine Meinung über den Film zu sagen?
Ein Wort - ÜBERWÄLTIGT. Ja, in Großbuchstaben.

Dieser Film war ganz anders als "Katharina".
Fangen wir mit dem Set an, weil es mindestens genauso der Star war wie die Dietrich, wenn nicht sogar noch mehr.
Es ist absolut bizarr, überdreht, dunkel und grotesk. Eine Menge Leute sind davon fasziniert, bezeichnen es als schön, auffallend, für mich aber war es vor allem eine große Ablenkung.
Ich konnte nichts machen, es kam mir so vor, als ob ich, statt den Leuten zuzuhören, hauptsächlich die verzerrten orthodoxen Ikonen auf den riesigen Türen anstarrte und noch mehr die Skulpturen, die einfach überall waren, manche kleiner, manche die Menschen riesenhaft überragend, schlanke, lange Kerzen haltend, ja, sogar der Thron bestand daraus.



Nichts gegen eine aufwendiges Set, und ich kann ja sogar verstehen, daß es Leute gibt, die davon fasziniert sind, aber ich werde schnell klaustrophobisch, was für mich persönlich manchmal ein echtes Problem ist, und darum war das alles einfach viel zuviel für mich.
Das gleiche gilt für die Kostüme, sie schienen alle riesig zu sein, all der Pelz, die Röcke, der Schmuck; ich nehme an, daß sollte die Dekadenz der oberen Klassen gegenüber der Situation der Bauern zeigen.
Ein paar von Dietrichs Outfits waren echt wild.
Nicht daß das aber viel ausgemacht hätte, denn der Dialog schien sowieso den zweiten Platz nach der Optik einzunehmen.
Tatsächlich gab es eine Menge Passagen, die mehr an einen Stummfilm erinnerten, wobei die Musik die Stimmung der Situation vermittelte, verspielt oder sehr dramatisch. Manchmal fühlte sich eine Szene auch endlos und unnötig repetitiv vor. Daß es Zwischentitel gab, verstärkte das Gefühl eines Stummfilms noch mehr.

Wie ist die Dietrich in diesem Film im Vergleich zur Bergner in "Katharina"?
Ich fand die Darstellung der unschuldigen Sophie nicht so toll. Vielleicht ist es etwas, worin ich mir die Dietrich nicht vorstellen konnte, ich weiß es nicht, aber ich habe sie ihr genauso wenig abgekauft wie Bergner, Augen weit geöffnet, flüsternd, atemlos.
Im zweiten Teil des Films aber, als die selbstbewußte und verführerische - hier wird viel mit Symbolen gespielt - Katharina, die bereit ist, alles zu tun, um sich am Hof zu behaupten, da ist die Dietrich mehr in ihrem Element und meiner Meinung nach viel besser als Bergner. Sie steht auch immer im Mittelpunkt, ein leuchtendes Licht auf einer dunklen und grotesken Bühne. Am Ende reitet sie auf einem weißen Pferd zum Thron, in eine weißen Version einer Militäruniform gekleidet.
"Es gibt keinen Kaiser, nur eine Kaiserin."

Damit kommen wir zum Kaiser.
Ich sagte, daß Fairbanks jr. in "Katharina" eher verzogen als wirklich verrückt wirkte, und das hat mir wesentlich besser gefallen.
Es gab Momente, in denen Jaffes Wahnsinn gruselig war, aber die meiste Zeit grinste er nur mit aufgerissenen Augen und drehte den Kopf hin und her, und das hat mich sehr daran erinnert, wie er Gunga Din gespielt hat, der nicht verrückt war. Tatsächlich hatte auch das etwas von einem Stummfilm für mich, aber nicht auf gute Art. Bald nervte es mich mehr als daß es mich gruselte.

Mir gefiel Dresser als Elisabeth, aber Robson fand ich wesentlich besser. Im Gegensatz zu Robson empfand ich Dresser nicht so sehr als Kaiserin, sondern mehr als Matriarchin, die den Haushalt am Laufen halten wollte, indem sie einen männlichen Erben für Rußland verlangte und nichts duldete, was das verhindern könnte.

Graf Alexei, hm. Ich fand ihn nicht ganz so verführerisch, wie er wahrscheinlich gedacht war.

Alles in allem finde ich "Die große Zarin" besser als "Katharina", und ich bin froh, daß ich ihn angeschaut habe, weil es auf jeden Fall eine interessante Erfahrung war, aber um ehrlich zu sein, ich würde aus unterschiedlichen Gründen keinen von beiden auf meine Liste zum nochmal Anschauen setzen.
Ich komme einfach nicht über das Set hinweg, und glaubt mir, das Bild oben bietet nur einen winzigen Einblick.

Ich schätze, ihr werdet den Film wohl einfach selber anschauen und beurteilen müssen. Solltet ihr das tun, würde ich echt gern hören, was ihr denkt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen