Sonntag, 20. März 2022

Nostalgie - Stollwercks Victoria

Vor einigen Jahren, als ich noch die "Fundstücke der Woche" machte, hatte ich ein paar, "Ich bin eine Sammlerin" genannt, in denen ich Vintagestücke zeigte. Im Laufe der Zeit sind meine Sammlungen größtenteils nicht mehr gewachsen, aus verschiedenen Gründen, aber sie sind noch da und immer noch geliebt. Ich habe auch Vintagestücke, manche geerbt, manche geschenkt, manche von Flohmärkten, manche interessanter als andere. Ich dachte also, es könnte Spaß machen, immer mal wieder welche davon zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.

Mein letzter Nostalgie-Post ist 1 1/2 Jahre her, ich habe aber in der Zeit auch überhaupt nicht so oft gebloggt.
Heute aber hat mir einer meiner kleinen Steiff-Teddys eine Geschichte erzählt. Es scheint, daß er auf Abenteuersuche ging und mitten im Nirgendwo einen großen (verglichen mit ihm) Automaten für Schokolade und Bonbons fand!
Leider war der Automat leer und Klein-Teddy war recht enttäuscht. Andererseits mußte er zugeben, daß er sowieso kein Geld bei sich hatte, wie leid hätte es ihm also getan, hätte es Schokolade gegeben, aber keine Möglichkeit ranzukommen!


Schauen wir uns den Automaten, den Teddy gefunden hat, mal etwas genauer an.
Es ist der "Victoria" Spar-Automat der Firma Stollwerck.
Stollwerck, ein Hersteller von Schokolade, Kakao und Bonbons, war die erste Firma, die 1887 Verkaufsautomaten in Deutschland aufstellte. Von ihrem großen Erfolg inspiriert beschloß Stollwerck, ab 1890 Miniaturversionen davon herstellen zu lassen, die die Kinder "rechtzeitig an Sparsamkeit" gewöhnen und ihnen eine "Anspornung zum Fleisse" geben sollten. Die Automaten wurden von der Firma von Friedrich Anton Reiche produziert, die auch für ihre Schokoladenformen (heute sehr sammelwürdig) bekannt war.

Wie funktioniert der Automat?
"Victoria" hat zwei Kammern, die mit Probepackungen von "Chocolade" und "Bonbons" befüllt werden konnten.
Das Haus hat zwei Kamine gleich Münzschlitze, und je nachdem in welchen Kamin man das 10 Pfennig-Stück warf, bekam man Schokolade oder Bonbons, wenn man die Schublade herauszog.
Der Text heißt: "Spare dein Geld, mein liebes Kind, Wirf es hier herein geschwind. Alles was du dir gespart, Wird für dich hier aufbewahrt."
Auf der Vorderseite steht außerdem noch: "Knusper, knusper Kneischen, Was klappert in mein Häuschen?", was sich natürlich auf die Münzen bezieht.



Um den Automaten wieder aufzufüllen und das gesparte Geld herauszubekommen, konnte man ihn an der Seite mit einem kleinen Schlüssel aufsperren, was das Abheben der Rückwand und des Dachs erlaubte.
Ich frage mich, wieviele Eltern ihn selber auffüllten und wieviele die Kinder einen Teil ihres Ersparten auf die Füllung verwenden ließen, um sie den Wert des Geldes zu lehren.

Aus dem obigen Zitat könnt ihr leicht erkennen, daß der Automat uns das Märchen von Hänsel und Gretel erzählt, allerdings mit einer kleinen Wendung.
Ihr könnt auch sehen, daß Teddy trotzdem sehr vorsichtig war, damit er keinen Ärger bekam!


1. "Hänsel und Grethel, verirrt und bang, Liefen im dunklen Wald so lang, Standen zuletzt vor'm Zuckerhaus, Kam eine böse Hexe heraus."


2. "Packte die Hexe die Kinder klein, Steckte sie in den Stall hinein, Fletschte die Zähne und freute sich, Sprach: Das giebt einen Schmaus für mich."


3. "Anders kam's als die Alte gedacht; Als sie den Backofen heiss gemacht Packte klein Grethel die Hexe am Bein, Schob sie geschwind in die Glut hinein."

Soweit kennen wir das Märchen, jetzt aber kommt die Wendung von Stollwerck.

4. "So erzählt's das Märchen dir, STOLLWERCK Zuckerhäuschen hier Sieht nicht so gefährlich aus, Schaut auch keine Hexe raus."

5. "Droben aus dem Fenster klein Schaut ein gutes Mütterlein, Bringst ein Stückchen Geld du ihr, Giebt sie stets 'was Süßes dir."


In unserem Stadtmuseum gibt es einen dieser Automaten, in den ich verliebt war, seit ich ein kleines Kind war.
"Victoria" wurde um 1900 herum produziert und ist ein gefragtes Sammlerstück, aber meinem Exemplar fehlt der rote Sockel, stattdessen ist es auf einer Metall/Holzplatte befestigt, was es erschwinglich genug für mich machte, damit mein Traum, meine eigene "Victoria" zu besitzen, wahr wurde.
Wenn nun nur auch Teddy noch seinen Traum von "Chocolade" und "Bonbons" erfüllt bekäme ...

Freitag, 18. März 2022

Pack die Vorräte an - Peyote-Röllchen-Ohrringe

Als ich die Perlen für meinen geflügelten Skarabäus durchschaute, fand ich zwei Röhrchen mit Delicaperlen in meinem Vorrat. Beide waren Teil einer Überraschungsmix-Bestellung gewesen. Wann immer ich eine Perlenbestellung mache, kann ich nicht widerstehen, einen Überraschungsmix in meinen Warenkorb zu legen.
Ich bekomme dann vielleicht ein paar Perlenfarben, -formen oder -größen, für die ich momentan keine Idee habe, aber es ist immer eine nette Herausforderung, etwas zu verwenden, an das ich selber beim Bestellen nie gedacht hätte, und einige dieser Perlen waren einfach genau richtig für meine Projekte.

Diese speziellen Röhrchen waren Delicas in Größe 10 und 8. Ich benutze meine Delicas meistens zum Perlenweben und es hätte ziemlich schwierig werden können, diese größeren in einem Stück einzuarbeiten, also mußte ich mir etwas anderes Kleines ausdenken.
Was mir als erstes einfiel, waren Ohrringe aus Peyote-Röllchen, aber natürlich mußte noch irgendetwas zu den Röllchen dazu, denn einfaches - wenn auch schimmerndes - Weiß mit Goldeinzug oder Rot wäre nicht sehr aufregend.

Nachdem ich die Röllchen also fertig hatte, schaute ich nochmal über meine Vorräte.
Ich liebe diese winzigen Würfelchen in gold AB, so sehr, daß ich, als ich sie erstmals entdeckte, gleich eine ganze Ladung davon bestellte, die ich noch immer nicht komplett aufgebraucht habe.
Ihre Kanten schmiegen sich perfekt in die Lücken zwischen den Delicas an.
Nur noch zwei Swarovski-Kristalle und ein paar winzige Rocailles und voilà, ein hübsches Paar Ohrringe!


Da die roten Delicas kleiner waren, brauchten sie auch kleinere Akzente, aber was?
Dann fiel mein Blick auf meine kleine Steiff-Marienkäfer-Wollminiatur (der gelbe Schimmer kommt übrigens von meiner Tageslichtlampe, tatsächlich ist er völlig rot). Perfekt!
Wie gefallen euch meine Marienkäfer-Ohrringe?

Dienstag, 15. März 2022

Der geflügelte Skarabäus

Khepri war der Gott der Morgensonne im alten Ägypten. Man glaubte, daß er die neugeborene Sonne in Form eines Skarabäus über den Himmel schob, so wie die echten Käfer Mistkugeln rollen, aus denen ihre Jungen dann herauskriechen.
Khepri wurde entweder als Gott mit einer menschlichen Gestalt und einen Skarabäus als Gesicht oder einfach nur als der Skarabäus selber dargestellt.
Das ist natürlich nur die Kurzversion seiner Geschichte.

Als ich einen kleinen Sodalithcabochon auf dem Untergrund anbrachte, hätte nichts weiter weg von meinen Gedanken sein können als Khepri. Dies sollte ein kleines Projekt für zwischendurch werden, ein kleiner Cabochon auf einem kleinen Rest von Filz, mit einer Fassung und vielleicht etwas um den Rand herum, für einen Anhänger oder Teil eines Rings.
Meine Pläne änderten sich allerdings ziemlich schnell, als ich für die Fassung eine Kombination aus blau und gold gewählt und winzige goldene Perlen hinzugefügt hatte, die den bescheidenen Sodalith in eine Art Skarabäus verwandelten.

Da erinnerte ich mich dann an den geflügelten Skarabäus und ging nach Perlen suchen, die für die Flügel geeignet waren.
Ich verwende Stäbchenperlen nicht oft, habe aber einige Farben zur Auswahl aus Überraschungs- oder Destashpäckchen.
Nachdem der Untergrund ausgetauscht ware, weil mein Stück für die neue Idee viel zu klein war, mußte ich entscheiden, wie ich die Flügel formen und ob ich die Morgensonne ebenfalls hinzufügen wollte. Gerade rechtzeitig erinnerte ich mich daran, daß ich noch roten Magnesit dahatte, der perfekt für die Sonne war.
Als ich dann Skarabäus und Sonne fertighatte, suchte ich Farben für die Flügel aus, die mich an das alte Ägypten erinnerten, türkis - glänzend und matte mit AB-Finish - gold und lila.

Das Ergebnis war ganz und gar nicht das, was ich erwartet hatte, als ich rein zufällig den Sodalith aus meinen Vorräten wählte.
Als nächstes - Anhänger oder Halskette? Eine Öse schien mir fehl am Platz, also mußte es eine Halskette werden, und wenn ihr meine letzten Ketten gesehen habt, werdet ihr bemerkt haben, daß ich für meine Mittelstücke Herringboneketten liebe. Diesmal arbeitete ich noch ein paar Dumortieritperlen ein - aus Mangel an Lapislazuli.
Ich bin wirklich zufrieden damit, wie dieses Stück geworden ist!


Donnerstag, 10. März 2022

Der Fluch des Schwabenlandes

Ich habe noch nie davon gehört, aber hier muß es irgendwo Piraten geben ;-)
Wie würdet ihr sonst dieses Stück erklären, das offensichtlich eine Art Piratenmedaillon ist?
Okay, ihr habt mich erwischt. Das ist mein neuester Anhänger. Ich hatte die Idee, eine gefädelte Komponente mit Perlenstickerei zu verbinden, schon ein paar Tage lang, und ich wollte einen meiner Kristallschädel dazu benutzen.

Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen oder Experimenten mit Größe, Farben, Fadenspannung (ich habe herausgefunden, daß ich mit der Fadenspannung Probleme habe, wenn ich selber angespannt bin *Augenrollen* und mehr ging das ganze endlich in die richtige Richtung.
Ich fädelte einen Ring, befestigte ihn auf dem Untergrund und plazierte den Totenschädel in der Mitte. Dann füllte ich den leeren Platz in der Mitte mit Perlen unterschiedlicher Farbe und Größe willkürlich auf und nähte den Rand des gefädelten Rings auf den Untergrund, wobei ich für einen Hauch von Farbe lila beschichtete Hämatitperlen dazunahm.
Verschiedene Techniken, die mehr als eine Ebene erzeugen, geben dem Anhänger mehr Tiefe, finde ich.
Da die Farben alle ziemlich dunkel sind, habe ich für den Rand und die Öse silber gewählt, um alles ein wenig aufzuhellen.


Vielleicht sollte ich ausprobieren, wie es mit komplett anderen Farben aussieht. Jetzt wünschte ich, ich hätte ein paar goldene Totenköpfe mitbestellt, damit ich "Goldmünzen" machen könnte! ;-)