Mittwoch, 26. März 2025

Nostalgie - PEZ

Vor einigen Jahren, als ich noch die "Fundstücke der Woche"-Posts machte, hatte ich ein paar, "Ich bin eine Sammlerin" genannt, in denen ich Vintagestücke zeigte.
Im Laufe der Zeit sind meine Sammlungen zum größten Teil nicht mehr gewachsen, aus unterschiedlichen Gründen, aber sie sind noch da und immer noch geliebt. Ich habe auch Vintagestücke, manche geerbt, manche geschenkt, manche von Flohmärkten, manche interessanter als andere.
Ich dachte also, es könnte Spaß machen, immer mal wieder welche davon zu zeigen und ihre Geschichte zu erzählen.

Kürzlich hatte eine Freundin auf Facebook geteilt, daß PEZ als Alternative zum Rauchen erfunden wurde. Inzwischen habt ihr vielleicht gemerkt, daß ich einer guten Trivia-Geschichte nicht widerstehen kann, also mußte ich das natürlich sofort überprüfen. Es ist wahr.


Dachte Ponder, die PEZ-Lady zeigt zur Decke?

PEZ versetzt mich in meine Kindheit zurück - wieder einmal, tut mir leid, aber darum ist das ja auch ein Nostalgiepost und nicht einer für den "Einfach nur so Samstag" - um genau zu sein, zum "TOTO-Laden", den wir kurz Toto nannten.
Ich wuchs in einer Wohngegend auf, die dennoch (fast) alles hatte, was man so brauchte. Zwei Kneipen, einen Einkaufsladen, ein kleines Café, eine Bäckerei, zwei Metzgereien, ein Schuhmacher, eine Apotheke, zwei verschiedene Banken, einen kleinen Laden mit Büroartikeln, eine Reinigung, zwei Läden mit Autozubehör (sie gehörten zusammen und hatten auch andere Sache wie zum Beispiel Zierklebeband), ein Spielplatz und der "Totoladen", so genannt, weil man dort nicht nur lose Süßigkeiten und Wundertüten (Überraschungstüten mit Kaugummi und kleinen Figürchen), Zeitungen, Zeitschriften, Zigaretten und Büroartikel bekam, es war auch eine Toto-Lotto-Agentur. Draußen an der Wand hingen ein Kaugummi- und ein PEZ-Automat.
Ich liebte Automaten, aber auch Kaugummiautomaten, in denen eine Mischung aus Kaugumi (den ich nie mochte) und kleinen Spielzeugen war, und es war wahrscheinlich gut, daß ich nicht viel Geld zur Verfügung hatte. Dennoch war es eine schwere Wahl zwischen dem PEZ-Automaten oder dem Versuch, eines von den Minifeuerzeugen oder ein billiges Ringlein aus dem Kaugummiautomaten zu bekommen.

Also dann, PEZ.
Der Name PEZ ist eine Abkürzung des Wortes "PfeffErminZ", es handelt sich um eine österreichische Marke. Eduard Haas III. erfand das Pfefferminzbonbon als gesunde Alternative zum Rauchen. Ursprünglich waren die Bonbons rund, das änderte sich aber schnell zur gepreßten Ziegelform. Sie kamen in kleinen Döschen, aber Haas wollte die elegante Gesellschaft ansprechen und suchte darum nach einem ebenso eleganten Weg, an die Bonbons zu kommen.
Also erfand der Ingenier Oskar Uxa den ersten PEZ-Spender, der einem schlanken goldenen Feuerzeug ähnelte, dann folgten die regulären Spender in bunten Farben. Ab 1955 erschienen die ersten Sonderformen - wie zum Beispiel Raumpistolen - und die ersten Spender bekamen einen Kopf.
Man kann Designs nach dem Jahr sortiert im "PEZ dispenser archive" anschauen.

In den späten 50ern kam Haas auf die Idee der PEZ Ladies
als Marketingstrategie, junge Damen, die in PEZ-Uniformen mit einem Pillboxhütchen gekleidet waren, in PEZ-Autos herumfuhren und kostenlose Proben verteilten.
Der Graphiker Gerhard Brause entwarf die Werbefigur, in Anlehnung an den Stil der US Pin-ups und in ein Pagenkostüm gekleidet, für die Nutzung auf Schildern, Verkaufsautomaten, Plakaten usw. wie auch den folgenden Replikastücken.






Der PEZ-Seite zufolge gab es in Deutschland und Österreich von den 50ern bis zu den 80ern 36000 Automaten - einer davon in unserer Gegend.
Nun muß ich ein Geständnis ablegen. Ich war nie eine große Freundin von PEZ, es gab Süßigkeiten, die ich wesentlich lieber mochte, aber ich war ein Riesenfan der Automaten oder vintage Verkaufsautomaten im Allgemeinen.
Ich habe zwar nur drei Spender, von denen ich zwei in einem amerikanischen Trödelladen gekauft habe (und von denen einer verschwunden ist, ihr könnt euch denken, wenn ich deshalb beschuldige, er ist klein und haarig), der andere war ein Geschenk, aber ich habe außerdem - diese abgenutzte kleine Schönheit mit einer moderneren PEZ-Lady, wahrscheinlich aus den 70ern oder 80ern.


An den Automaten mußten Änderungen vorgenommen werden, als die Preise erhöht wurden und man drei statt zwei Münzen einwerfen mußte, weil der Auffangteil, wo die Münzen gesammelt wurden, größer sein mußte.
Wie ihr sehen könnt wurden die "2x10pf" weggekratzt und ein neuer Einwurf angebracht, auf dem "3x10 PF" eingeprägt war.


Nicht alle Automaten enthielten auch die gleichen Süßigkeiten.
Zum Beispiel sieht man auf dem Bild oben fünf Sorten, "Orange" und "Citron" (warum eigentlich nicht "Zitrone"?), das Pfefferminz, den Kaugummi, den Traubenzucker und die Tomby Sahnekaramellen.
Ich habe den gleichen Automaten mit fünf Sorten gesehen, wenn ihr euch aber die Auswahl bei meinem anschaut, seht ihr, daß man das Doppelpack "Orange/Citron", den Traubenzucker, ein Doppelpack Kaugummi und Spearmint-Kaugummi und das Tomby aussuchen kann. Kein Pfefferminz.
Dadurch sieht der Automat auch irgendwie asymmetrisch aus. Ich frage mich, wie das entschieden wurde. Oder hatte es mit dem größeren Auffangteil zu tun?


PEZ-Automaten verschwanden mit der Einführung des Euro.
Dieser hier waren mindestens bis 1991 in der freien Wildbahn. Ich weiß das, weil "Jürgen" und "Siggi" aus dem Städtchen Beselich beschlossen, das Datum von, tja, was auch immer zu markieren - ist Siggi ein Mädchen und sie fanden keinen Baum, in den sie ihre Namen hätten ritzen können oder war es einfach eine spontane Idee - vor fast exakt 34 Jahren!


Quellen:
1. Theresa Machemer: How PEZ Evolved From an Anti-Smoking Tool to a Beloved Collector's Item. Auf: Smithsonian Magazine - Innovation, December 15, 2020 (englisch)
2. PEZ internationale Seite - Kultiges
3. PEZ internationale Seite - Geschichte
4. PEZ internationale Seite - Presse

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