Montag, 24. MĂ€rz 2025

Die drei ???

Die was??? (Seht ihr, was ich da gemacht habe? 😁)
Um ehrlich zu sein, denke ich, daß ich den Satz in Deutschland gar nicht brauche, wenn man an den Kult um die drei Fragezeichen denkt. Gibt es hier wohl jemanden, der echt noch nie davon gehört hat?
"Die drei 
???" = "Die drei Fragezeichen" sind bis zu meinem Auszug von daheim ein großer Teil meines Lebens gewesen.
Zuerst holte ich mir die BĂŒcher als Kind aus der Stadtbibliothek, aber schon kurz danach zog die Geißel meines Lebens in mein Zimmer. Wißt ihr, ich teilte mir nĂ€mlich ein Zimmer mit meinem großen Bruder und als er auszog, mußte ich es mit meinem kleinen Bruder teilen.
Warum ich ihn die Geißel meines Lebens nenne, möchtet ihr wissen?
Versucht mal, dasselbe Hörspiel mehrere Male hintereinander anzuhören und dann wiederholt das einen Abend nach dem anderen ... und dann wÀrt vielleicht auch ihr soweit, euren kleinen Bruder verkaufen zu wollen
đŸ€Ł
Ich muß das erklĂ€ren.

Die Buchreihe um
"Die drei ???" wurde von Robert Arthur Jr. entworfen, der die ersten neun und das elfte Buch schrieb. Nach seinem Tod 1969 ĂŒbernahmen andere Autoren.
Arthur hatte zuvor schon mit Alfred Hitchcock gearbeitet und erwarb eine Lizenz ĂŒber die Nutzung seines Namens fĂŒr die Serie vor seinem Tod 1980. Hitchcock arbeitete selber an keinem der BĂŒcher mit, auch nicht an "seinen" Einleitungen, obwohl er auf den Covers Ă€lterer Ausgaben steht.
Die Originalreihe lief von 1964 bis 1987, mit einem kurzen Comeback 1989/90 unter dem Namen "Crimebuster Series". Legale Dispute verhinderten die Veröffentlichung von weiteren BĂŒchern.
Mir war das bisher gar nicht bewußt gewesen, weil es kein Problem ist, das wir in Deutschland haben, wo der Franckh-KOSMOS Verlag, seit 1997 nur noch KOSMOS Verlag, Lizenzrecht an der Reihe hĂ€lt. Als also die Originalreihe eingestellt wurde, ĂŒbernahm ein Team von österreichischen und deutschen Autorinnen und Autoren und es ist kein Ende in Sicht (obwohl es ein paar holprige Zeiten gab, ebenfalls wegen der Rechte).

Wer sind
"Die drei ???"?
Im Original ist das einmal Jupiter Jones, der bei seinem Onkel und seiner Tante lebt, die einen Gebrauchtwarenhandel besitzen und zwei Helfer haben, Kenneth und Patrick. Er ist schlau und sehr logisch.
Peter Crenshaw ist der Sportler unter den drei und kein Fan der gefÀhrlichen Situationen, in die sie Jupiter bringt.
Bob Andrews ist fĂŒr Aufzeichnungen und Recherche zustĂ€ndig, einmal weil er in den frĂŒhen Abenteuern durch eine Beinschiene behindert wird (im Deutschen ist es ein Gips), aber auch weil er zeitweise in einer BĂŒcherei arbeitet (die Teile habe ich schon als Kind geliebt, warum Bob auch immer mein Liebling war).
Ihr Alter wird nie erwĂ€hnt, dem Kontext nach zu urteilen mĂŒĂŸten sie aber so 13 oder 14 sein.

Sie haben ihr DetektivbĂŒro mit Werkstatt, Dunkelraum, Telefon und mehr in einem Mobilheim (im Deutschen einem Wohnwagen) eingerichtet, sorgfĂ€ltig hinter Schrott versteckt und durch mehrere GeheimeingĂ€nge zugĂ€nglich.
Ihre FĂ€lle - der erste ist die Suche nach einem Spukhaus fĂŒr  Alfred Hitchcock - werden mit Logik und Recherche aufgeklĂ€rt, egal wie mysteriös oder sogar ĂŒbernatĂŒrlich sie zunĂ€chst zu sein scheinen.
Ich habe selber noch ein paar BĂŒcher, darunter das erste "Das Gespensterschloß", mein liebstes, weil es die AnfĂ€nge des DetektivbĂŒros erklĂ€rt.


Kommen wir nun zurĂŒck zur "Geißel".
Deutschland hatte nĂ€mlich nicht nur seit 1968 die BĂŒcher. 1979 begann das Label EUROPA mit einer Hörspielreihe, die auf den BĂŒchern basierte. Mein kleiner Bruder liebte sie. Deutschland liebte sie. TatsĂ€chlich liebte Deutschland sie so sehr, daß die Beliebtheit der Hörspiele die der BĂŒcher ĂŒberholt hat - außer in einem Zeitraum, als es, ihr vermutet es wohl schon, legale Streitigkeiten gab.
Es gab Live-Auftritte vor Tausenden von Leuten mit denselben Sprechern, die auch jetzt noch die Hörspiele sprechen, nach mehr als 40 Jahren!
Die Hörspiele werden als Kassetten (!), CDs, MP3 veröffentlich, sie können auch gestreamt werden, aber nichts fĂŒhlt sich so an wie die alten Schallplatten, die mein kleiner Bruder gespielt hat, bis sie beinahe auseinandergefallen sind.
Außerdem gibt es jetzt noch soviel mehr, Ableger wie
"Die drei ???" Kids fĂŒr ein jĂŒngeres Publikum oder "Die drei !!!" mit Detektivinnen, Dinge wie Experimentboxen fĂŒr FingerabdrĂŒcke usw., Graphic Novels, Computerspiele, HörbĂŒcher mit dem vollstĂ€ndigen Text, Filme, sogar ein paar BĂŒcher, die fĂŒr die, die ĂŒben wollen, ins Englische ĂŒbersetzt wurden.
Ich habe selber mit den "Klassikern" aufgehört und hatte auch schon eine Weile gar keine mehr gelesen. Nur dank Liz, die auf ihrem englischen Blog ein paar Rezensionen von Ă€lteren BĂŒchern hat
, dachte ich mir, ich könnte mal wieder zu etwas Altem greifen, und so fand ich dann zum ersten Mal das ĂŒber die Unterschiede zwischen den amerikanischen und deutschen Versionen heraus.

Fangen wir mit den Namen an.
Ich weiß nicht, was in diesem Fall der Grund war, aber es ist ja nicht ungewöhnlich fĂŒr Charaktere in BĂŒchern, Filmen oder Comics, daß sie in verschiedenen LĂ€ndern auch verschiedene Namen haben. Dasselbe gilt fĂŒr
"Die drei ???", nicht nur in Deutschland, sondern auch anderen LĂ€ndern, wo die Reihe herausgegeben wurde.
Hier wurde aus
Jupiter "Jupe" Jones also Justus "Just" Jonas, Peter "Pete" Crenshaw war Peter Shaw, und Bob Andrews durfte seinen Namen behalten.
Der Chauffeur Worthington, der die Jungs im Rolls-Royce herumkutschiert (vorĂŒbergehend nach einem Wettbewerbsgewinn, dann dauerhaft dank eines dankbaren Klienten), wenn sie nicht ihre FahrrĂ€der nehmen können, heißt im Deutschen Morton.
Die Nemesis der Jungen E. Skinner "Skinny" Norris ist bei uns einfach nur Skinny Norris.
Seltsam ist, daß die irischen Helfer Kenneth und Patrick in den deutschen BĂŒchern zu Hans und Konrad aus Bayern geworden sind, wie es scheint, Namen, die ich auch auf einer amerikanischen Fanseite gefunden habe, in meiner alten Ausgabe steht allerdings immer noch Kenneth und Patrick.

Nicht nur Namen haben sich geĂ€ndert, die deutsche Übersetzerin hat auch andere Dinge verĂ€ndert, wie zum Beispiel das EinfĂŒgen kleiner Anmerkungen "von Alfred Hitchcock", die es in den amerikanischen BĂŒchern nicht gibt, hier und da lĂ€ĂŸt sie etwas aus oder ĂŒbersetzt es recht frei - ich habe das am ersten Buch auf Deutsch und Englisch ĂŒberprĂŒft und aus irgendeinem Grund wird im deutschen Buch nie erwĂ€hnt, wenn jemand aus England kommt, zum Beispiel Worthington/Morton (obwohl er erwĂ€hnt, daß er mal in einem englischen Schloß gearbeitet hat). Das ist nur ein Beispiel.
Außerdem ist Bobs Fragezeichen in Deutschland die Farbe rot, nicht blau wie in den USA zugeteilt, und das Fragezeichen ist auch noch an der falschen Stelle.

Ebenfalls anders sind die UmschlÀge.
Auf einer Fanseite heißt es, sie fĂ€nden, das Weglassen der Illustrationen in den BĂŒchern sei ein Grund dafĂŒr gewesen, daß die Leute das Interesse verloren. In Deutschland hatten wir gar nie Illustrationen im Text, außer Hitchcocks Gesicht bei den Anmerkungen, die ich oben erwĂ€hnt habe, also bin ich mir nicht so sicher, ob ich da zustimmen möchte. Ich denke, die Geschichten sind einfach wie so oft in lang laufenden Reihen nicht besser geworden.
Außerdem sind die deutschen UmschlĂ€ge völlig anders. In jedem Land, in dem
"Die drei ???" veröffentlicht wurden, waren die drei Jungen auf dem Umschlag. Hier nicht.
Die beiden ersten Umschlagbilder wurden von Jochen Bartsch entworfen und die BĂŒcher waren nicht sehr erfolgreich. Daraufhin reichte die Graphikerin Aiga Rasch ein eigenes Design ein und sagte, sie wĂŒrde auf ein Honorar verzichten, falls das Layout nicht ankĂ€me. Es kam an.
Vor ihrem Tod entwarf Rasch 88 Cover fĂŒr die regulĂ€ren BĂŒcher und außerdem Cover fĂŒr SonderbĂ€nde. Schwarze UmschlĂ€ge fĂŒr JugendbĂŒcher waren an sich schon ungewöhnlich, aber der grĂ¶ĂŸte Unterschied ist, daß die oft stilisierten Bilder die Jungen ĂŒberhaupt nicht zeigten. Rasch wollte, daß alle ihre eigene Vorstellung unserer Hauptakteure entwickelten. Stattdessen geben die UmschlĂ€ge Hinweise auf die Handlung, ohne sie zu verraten.
Raschs Cover sind großartig und ikonisch, und ich bin mir sicher, daß ich nicht die einzige bin, die sich
"Die drei ???" nicht ohne ihren Stil vorstellen kann, warum ich auch keine anderen Ausgaben haben wollen wĂŒrde. Bei so etwas kann ich stur sein.
Auf jeden Fall hat der Verlag versucht, ihrem Stil treu zu bleiben.

WĂ€hrend die Fanbasis in Deutschland immer stark war, scheint es, daß das Interesse in den USA in den 200ern wieder angefangen hat zu wachsen.
TatsÀchlich hat
Robert Arthurs Tochter Elizabeth 26 neue BĂŒcher angekĂŒndigt, die sie zusammen mit ihrem Mann geschrieben hat und von denen die ersten bald erscheinen sollen!

Es gÀbe noch soviel mehr zu erzÀhlen, aber die Fanseiten haben das schon viel besser erledigt, da bin ich mir sicher.

Ich denke, ich werde mich an die Klassiker halten und ab und zu einen davon lesen. Vielleicht besorge ich mir sogar eins von den Hörspielen und durchlebe alte Zeiten. Ich bezweifle aber, daß das GefĂŒhl dasselbe sein wird, wenn mein kleiner Bruder nicht dabei ist
😉

Quellen:
1. www.3fragezeichen.de - Die Seite fĂŒr Fans von Fans
2. Dreifragezeichen-Fan
3. Aiga Rasch
4. Die drei ??? auf Wikipedia
5. The Three Investigators ??? U.S. Editions Collector site (englisch)
6. The Salvage Yard - Elizabeth Arthur's Substack (englisch)

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