Manchmal bin ich selber überrascht, wenn ich das Alter von Dingen in meinen Vorräten nachschlage.
Ich erinnere mich noch sehr lebhaft daran, wie ich zwei große Drachenaugen bestellte, weil es so schwierig war, mich für eine Größe und Farbe zu entscheiden. Damals hatte ich dem Perlenfädeln oder -sticken nicht mal das leiseste Interesse geschenkt und wußte nicht so recht, was ich damit tun sollte, vor allem auch weil sie so groß waren, aber sie sahen so hübsch aus, daß ich nicht widerstehen konnte.
Eins davon landete in einer Kette für mich, der ersten meiner wenigen "Split Loom"-Ketten, noch ziemlich früh auf meiner Perlenwebreise. Ich würde das so jetzt nicht mehr machen, aber bis jetzt hat die Kette meine regelmäßigen "Sitzungen der Zerstörung" überlebt, stattdessen hängt sie jetzt als Erinnerung an mein erstes SLN-Experiment, das ich wohl nicht wiederholen könnte, an meiner Wand.
Was mich aber wirklich überraschte, als ich in meiner Kaufhistorie nachschaute, war, daß ich die Augen am 2. Juni 2013 gekauft hatte - übrigens ist der Shop noch aktiv, der Preis ist nicht mal so sehr gestiegen, das Porto aber schon, nicht überraschend - und die fertige Kette am 28. Juni auf meinem Blog zeigte. Das war recht schnell, wenn man die Zeit bedenkt, die die Augen noch im Versand zwischen den USA und Deutschland verbracht haben.
Wie ihr seht, war ich mit dem zweiten Auge nicht ganz so schnell, es mußte mehr als 11 1/" Jahre in meiner Vorratsschublade verbringen!
Für einen Crafternoon - ein virtuelles Treffen mit ein paar Bloggerfreundinnen zum Quatschen und Basteln - brauchte ich ein Projekt und wählte spontan das Drachenauge für eine Perlenstickerei aus.
Um sicherzugehen, fädle ich gewöhnlich eine Fassung für meine Cabochons, der Anfang war also leicht.
Natürlich war ich nicht die einzige, die sich an Saurons Auge erinnert fühlte. Das Gelb fehlte, aber das war sowieso nicht die Richtung, die ich verfolgen wollte. Nur welche Richtung es stattdessen sein sollte, wußte ich absolut nicht.
Zum nächsten Treffen zwei Wochen später holte ich es wieder heraus, die Fassung war inzwischen fertig.
Um auf eine Idee zu kommen, halte ich einen Cabochon ab und zu einfach gern hoch und starre ihn an, manchmal geht das ein paar Tage lang so, dann krame ich in meinem Vorratsschubladen, um zu sehen, ob mich irgendetwas anschreit - Texturen, Formen, als erstes aber vor allem Farben.
Diesmal stieß ich auf meine geliebten Hexagonperlen und mein erster Gedanke war "Juwelendrachen". Hexperlen in einem dunklen Rot, einem Rot und einem Gold mit Silbereinzug, und Schwarz mit AB für Tiefe und Kontrast. Rocailles in ähnlichen Farben für extra Struktur.
Das würde so funkeln und glänzen, ganz und gar nicht wie Sauron.
Nachdem ich die Hälfte der Fläche mit Perlen bedeckt hatte, verlangte das Stück nach freier Form. Ich habe keine Ahnung, warum Perlensticken die Technik ist, bei der ich eine freie Form am liebsten mag. Vielleicht kommt es darauf an, wie ich die Perlen aufsticke. Wenn ich sie einfach in alle Richtungen fließen lasse, ohne daß ich zuerst über ein Muster nachdenke, scheint das die strengen Grenzen der Eigenform des Cabochons aufzubrechen und es fühlt sich falsch an, diesen Fluß dann einzuschränken, indem man ihn in die gleiche Form wie die des Cabochons zwängt. Keine Regeln, nur Vibes. Macht das Sinn oder ist das nur in meinem Kopf?
In dem Fall nähe ich nicht die Perlen auf, beschneide dann die Ränder der Stickunterlage, füge die Rückseite hinzu und schneide um deren Rand herum.
Stattdessen fange ich mit dem Sticken an, schneide dann irgendwann den Untergrund in eine Form, die mich anspricht, und sticke dann weiter. Manchmal schneide ich sogar noch während des Prozesses weiter, wenn es sich richtig anfühlt. Keine Regeln, nur Vibes.
Ich brauchte ein paar Tage, um alle Perlen aufzunähen, auch weil ich mich nicht zurückhalten konnte, das Stück ständig ins Licht zu halten, um das Funkeln zu bewundern, das sogar noch schöner war, als ich es mir vorgestellt hatte.
Für Anhänger, die so groß sind, bevorzuge ich normal eine gefädelte Schlauchkette, aber nachdem ich ein paar Sachen ausprobiert hatte, schienen mir Bänder in diesem Fall besser zu passen.
Die Kette war fertig, oder? Ah, aber die, die mich schon eine Weile kennen, wissen, daß es für mich sehr schwierig ist, etwas Baumelndem oder Fransen zu wiederstehen, und eine Idee schlich sich in meinen Kopf.
Nun ist die einzige Frage, warum der Juwelendrache weint ...
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