Heute sind es fünf Jahre, seit ich mich von Ponder verabschieden mußte.
Ich habe immer noch solche Probleme damit. Ich war nicht darauf vorbereitet und war so nicht bereit dafür und er hinterließ das größte Loch je.
Das erinnerte mich auch daran, daß die Geschichte, wie Ponder und Esme hier einzogen, noch nie erzählt wurde, weder auf seinem noch meinem Blog, und jetzt schien der richtige Moment dafür zu sein.
Stellt euch einen gewöhnlichen Samstag in unserem kleinen Tierpark am Ort vor.
Eine Frau kommt den Weg zum Eingang herunter. Sie hält mich an und fragt mich, ob wir das Tierheim sind. Ich sage ihr, daß wir oft verwechselt werden, aber nein, das sind wir nicht, und soweit ich weiß, hat das Tierheim heute auch nicht geöffnet.
Sie gibt einen ungeduldigen Ton von sich und informiert ich, daß sie im Auto zwei schwarze Kätzchen hat, die sie umgehend abgeben muß. Sie können sie nicht behalten, sie machen Ärger (Kätzchen, was für eine Überraschung) und sie hätte niemals dem Flehen ihrer Kinder nachgeben sollen, als die Katze ihrer Freundin Junge hatte. Sie haben schon eine erwachsene Katze und außerdem ist eines der Kätzchen schon auf dem Balkongeländer herumgetanzt (ich dachte immer, daß das bestimmt Ponder war).
Es wäre extrem nett ausgedrückt, wenn ich sagen würde, daß ich kein gutes Gefühl bei der Sache hatte. Allein der Gedanke, ein Kätzchen auf den Balkon zu lassen, damit es auf das Geländer springen konnte, erweckte in mir den Drang ... nun ja ...
Bis zu diesem Tag bin ich zutiefst überzeugt davon, daß sie einfach auf dem Weg nach Hause die Autotür geöffnet hätte, hätte ich nicht gesagt, daß ich mal schauen wollte.
Inzwischen war der Ex dazugekommen und als ich "schwarze Kätzchen" sagte, seufzte er nur und sagte, ja, schauen wir mal.
Wir gingen zum Auto, in dem ihre Tochter mit traurigem Gesicht saß, zwei Kätzchen in den Armen.
Es gab keinen Transportkorb, keine Decke, nichts, was mich nur noch mehr davon überzeugte, daß sie es nicht wieder mit nach Hause geschafft hätten. Ein kurzer Blick zum Ex - nicht daß es mich auch nur einen Deut gejuckt hätte, wenn er versucht hätte, nein zu sagen - und ich nahm sie ihr vorsichtig ab. Man konnte sehen, daß sie versuchte, tapfer zu sein, aber es war definitiv das Richtige von mir, sie zu nehmen, auch wenn sie das nicht wußte.
Der erste Schritt war offensichtlich, sie beide nach Hause zu schaffen, diesmal saß also ich mit zwei Kätzchen, von denen eines deutlich zappeliger war als das andere, in den Armen im Auto. Wir hätten einen Transportkorb vom Zoo nehmen können, aber wir wohnten ja praktisch um die Ecke und wollten sie nicht mit Zoodüften verwirren, also lieferte der Ex mich daheim ab, wo ich die beiden erstmal im Hasenzimmer in Quarantäne steckte und bei ihnen blieb, bis sie einschliefen.
Zu der Zeit hatten wir schon vier Katzen, Gandalf, Merlin, Meffi, und Greebo, und wir hatten zwei mehr nicht eingeplant, aber eine meiner Kolleginnen hatte mich kurz davor gefragt, ob wir von einem Kätzchen für eine ihrer Freundinnen wüßten. Vielleicht würde die Freundin ja auch zwei nehmen?
Seien wir mal ehrlich, ich wußte, daß ich sie nicht fragen würde, und der Ex genauso. Er hatte meinen Blick gesehen, als ich ihm sagte, sie seien schwarz. Möglicherweise brachte mich allein der Gedanke schon ein wenig zum Sabbern.
Außerdem ging ich direkt in den Chat des Katzendiabetesforums und glaubt mir, auch diese Damen ermutigten mich nicht dazu, sie abzugeben.
Wenigstens waren sie nicht krank und auch nicht zu ung, wahrscheinlich um die zehn bis zwölf Wochen, dafür konnte man dankbar sein. Sie brauchten nicht nur keine Milch mehr, sie aßen auch wie die Großen, vor allem der Junge. Ich muß zugeben, daß ich mich nicht daran erinnere, ob ich ihnen direkt heimlich Namen gab oder offiziell, was bereits ein Zeichen dafür gewesen wäre, daß sie nirgendwohin gehen würden - benannt nach einem Zauberer und einer Hexe, wie es in unserem Haus Tradition war.
Ponder war sogar schon in diesem Alter ein Ausbruchskünstler. Wenn jemand die Tür zum Quarantänezimmer aufmachte, schoß der Kleine wie eine Rakete heraus und sprang direkt in die Menge der Große, um ihr Futter zu stehlen. Sie waren gewöhnlich so verwirrt, daß sie nicht mal versuchten, ihn in die Schranken zu weisen. Esme folgte, wenn man sie ließ, etwas langsamer, aber nicht weniger selbstbewußt. Ich wünschte echt, es gäbe Videos davon.
Nachdem das ein paar Mal passiert war, war der Ex mir einen resignierten Blick zu und sagte, ich solle die Tür offenlassen, weil "wir beide wissen, daß sie nirgendwohin gehen".
Glaubt mir, er spielte das Opfer nur. Genau wie Meffi verliebte sich Esme sofort in ihn, was er wiederum liebte, und Ponder war von Anfang an mein Kumpel.
Ponder und Esme wuchsen zu großen Katzen heran. Wenn ich vom oberen Stockwerk auf sie herunterblickte, fühlte es sich an, als würde ich zwei Panther durch die Wohnung streifen sehen, manchmal war das sogar ein bißchen unheimlich, darum gab ich ihnen verschiedene Namen wie zum Beispiel die "schwarze Nemesis". Ich habe mich oft gefragt, wie ihre Eltern wohl ausgesehen haben.
Ponder war liebevoll und anhänglich und seine laute Stimme und seine Nase erinnerten mich an Siamkatzen, Esme konnte zur Warnung beißen, wenn sie etwas haßte (wenn ich zum Beispiel Bilder von Dingen auf der "verhexten" Kommode machte oder wagte zu pfeifen), ihr runder Kopf und süße Stupsnase (nicht platt!) ließen mich an Perserkatzen denken. Ponder hatte die weißen Flecken auf Brust und Bauch, die schwarze Katzen so oft haben, Esme war ganz schwarz.
Ponder liebte es, hochgenommen und geschmust zu werden, und ich liebte es, mit ihm zu tanzen (manchmal sogar mit ihm und Greebo gleichzeitig), Esme tolerierte es, wenn sie gut drauf war, aber sie warf sich einem nicht in die Arme.
Erst nachdem der Ex gegangen war, fand sie heraus, daß ich zum Schmusen ganz gut geeignet war und sie liebte es, mit ihren Beinen um meinen Arm herum einzuschlafen, meine Hand auf ihrem Bauch.
Ich könnte endlose Geschichten von den beiden erzählen, aber Katzenfanatiker können etwas anstrengend werden, ich weiß.
Manche der Geschichten sind schon auf Ponders Blog und vielleicht kommen ja noch welche nach.
Manchmal denke ich, Ponder hat mir den Dekan als großen Witz geschickt oder weil er nicht wollte, daß Gundel und mir als eingefleischten Couchsitzern langweilig wurde. Esme lernte Gundel nicht mehr kennen, da ich sie schon vier Jahre vor Ponder verlor, aber ich erinnere mich noch daran, wie sich Ponder und Gundel gegenseitig jagten, nachdem sie nach ihrem Leben auf der Straße erstmal mit uns warm geworden war. Sie gab ihm freche kleine Klapse auf den Hintern, drehte sich dann um und rannte, und es sah so witzig aus, meinen großen Bub hinter diesem kleinen Mädchen herrennen zu sehen, andersherum war es noch witziger.
Ich glaube, es muß Schicksal gewesen ein, daß die Frau an einem Samstag im Zoo auftauchte, als wir gerade da waren und daß ich die erste war, die ihr begegnete.
Ponder und Esme brachten etwas Besonderes in die Katzengang und ich bin froh, daß wir das nicht verpaßt haben.
Manchmal nenne ich Gundel aus Versehen Esme ... wenn sie neben mir einschläft, ihre Beine um meinen Arm herum, meine Hand auf ihrem Bauch.
Mir fehlen meine wunderschönen Panther.
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