Samstag, 15. Februar 2025

Einfach nur so Samstag - Kinderbuchillustrationen

Ich habe einen Schrank voller Kinderbücher. Die meisten davon sind Bücher aus meiner Kindheit.
Manche sind meine eigenen Kindheitsbücher oder die von Familienmitgliedern, die in meine Sammlung gewandert sind.
Manche sind Bücher, denen ich jahrelang nachjagen mußte, weil ich sie aus der Stadt- oder Schulbücherei ausgeliehen hatte, sie aber selber haben wollte. Natürlich hat das Internet immens dabei geholfen, selbst für die wenigen, deren Titel ich nicht mehr richtig im Kopf hatte.
Nur ein paar wenige habe ich auf Flohmärkten gekauft, obwohl ich sie vorher nicht gelesen hatte, weil sie zur Sammlung zu passen schienen.

Ich hatte meinen ersten eigenen Büchereiausweis im Alter von ungefähr sechs, wenn ich mich recht erinnere. Nun ja, damals war es tatsächlich kein Ausweis, es war ein Leseheft, in dem die Details notiert und dann mit der Leihfrist gestempelt wurden. Zu der Zeit waren die Gebühren 10 Pfennig am Tag. Das war eine Menge Geld, allein der Gedanke einer Verspätung war mir unangenehm.
Mein Heft hatte die Nummer 5542, ist es nicht seltsam, wie man sich ewig an solche Details erinnert?
Was ich auch nie vergessen werde, ist das Geräusch des Stempels, so ein großer alter selbstfärbender. Ich wollte ihn so gern selber benutzen.

Jedesmal, wenn ich an dem Gebäude vorbeilaufe, in dem früher die Stadtbücherei war - jetzt ein gewöhnliches Wohngebäude, seit die Bücherei 1981 in das "Adelberger Kornhaus" umzog - habe ich Flashbacks, wie es sich anfühlte, die Eingangstür zu öffnen, an die Leihstelle und die Räume, denen unterschiedliche Themen zugeordnet waren, welche Bücher wo standen und wie sie auf dem Regal aussahen. Ich habe sogar hin und wieder davon geträumt.
Das war wirklich ein glücklicher Ort für mich und obwohl die neue Bücherei soviel schöner und moderner war, mit offenen Ebenen statt einzelnen Zimmern und definitiv praktischer für das Personal (etwas, das ich erst zu schätzen lernte, als ich selber Bibliothekarin wurde), hatte ich dort nie dasselbe Gefühl und ich besuchte sie immer weniger.

Manchmal schnappe ich mir eins meiner Kinderbücher für eine schnelle Lektüre, eine schnelle Flucht aus der Realität, eine schnelle Erinnerung.
Für den Filmpost der kommenden Woche suchte ich nach meinem Exemplar von Tausendundeine Nacht. Das war tatsächlich nicht mein persönliches Exemplar, es gehörte der Familie wie unsere alte Ausgabe der Gebrüder Grimm. Es hatte wunderschöne Illustrationen, von der ich eine für den Post benutzen wollte, weil ich sie immer so geliebt hatte. Es war ein Bild von vier bunten Fischen am Rande des Textes entlang, ich erinnere mich so lebhaft daran.
Das Buch ist aber nicht in meiner Sammlung. Ich erinnere mich, daß ein Teil des Einbands fehlte, vielleicht wurde es schließlich doch weggeworfen, und ihr könnt euch vorstellen, wie schwierig es wäre, unter den vielen Ausgaben, die es gibt, genau diese zu finden.

Als ich danach suchte, verlor ich mich in Erinnerungen, wie das eben so passieren kann, wenn man seine Bücher durchschaut, diesmal in Erinnerungen an andere Illustrationen aus meinen Lieblingsbüchern.
Da gab es die "alte Parre", die weise Höhlenfrau aus "Rulaman", Privatdetektiv Teffan Tiegelmann (der deutsche Name), der das s nicht recht aussprechen konnte, ein Bild, das zeigt, wie blutrünstig Kinder sein können - der T. Rext, der den Triceratops überwältigt - Michael aus "Mary Poppins" auf dem Katzenstern (nicht von mir angemalt, das war ein Internetfund), Halb-und-Halb, das Shetlandponyfohlen (kein Pferdemädchen hier, aber diese Zeichnungen sind einfach zu goldig für Worte), Kästners Kleiner Mann und die kleine Miss, der kleine dicke Ritter
Oblong Fitz Oblong, der mit seinen Freunden Ostereier bemalt, die Hexenfamilie der Alten Hexe und Andersen Däumelinchen.
Und das sind ja nur ein paar Beispiele, die ich herausgezogen habe. Ich hätte leicht noch weitermachen können, mit Werken aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich, den USA, Dänemark und anderswo.



Wenn ihr so wie ich seid, erinnert ihr euch vielleicht an die Illustrationen aus eurer Kindheit und lehnt neue Ausgaben mit neuen, vielleicht moderneren Bildern ab, weil diese Charaktere euch so vertraut sind, daß es unmöglich ist, wenn sie einfach so neue Gesichter bekommen (hier habe ich ein Video über eine sehr moderen Ausgabe von Alice im Wunderland im Kopf, die mir absolut gar nichts gab, und den Kommentaren nach ging es nicht nur mir so).

Andererseits weiß ich natürlich - und es macht auch Sinn für mich - daß sich Illustrationen für Klassiker entwickeln und daß sie Märchen, Romanen oder Kurzgeschichten ihre eigene Interpretation hinzufügen können.
Es könnte interessant sein, eine Sammlung von Kinderbüchern zu haben, in der mehrere Ausgaben der gleichen Bücher stehen, um zu sehen, was verschiedene Illustratoren daraus gemacht haben.
Es wäre sogar interessant zu sehen, ob eine Künstlerin oder ein Künstler die eigenen Bilder für das gleiche Buch im Laufe der Jahre ändern würde.

Meine kleine Sammlung ist aber nicht zur Forschung gedacht, sie verkörpert einen Teil meiner persönlichen Kindheit, und immer wieder bringt mir das Momente zurück, über die ich lächeln muß - ja, sogar der arme
Triceratops.

Habt ihr Favoriten bei Buchillustrationen?

Wenn ihr an der Geschichte der Illustration von Kinderbüchern interessiert seid, sind hier ein paar englischsprachige Quellen. Auf Deutsch habe ich überwiegend Anleitungen dafür gefunden, wie man selber Kinderbuchillustrator wird, und praktisch nichts zur Geschichte.
Diese Artikel klingen interessiert, bis jetzt habe ich sie aber selber zunächst eher überflogen.
- Cynthia Burlingham: Picturing Childhood: The Evolution of the Illustrated Children's Book (1997)
- Corryn Kosik: Children's Book Illustrators in the Golden Age of Illustration, posted June 26, 2018 on Illustration History
- Kelsi Colman: History, Methods, and Psychology of Illustrations in Children's Literature (2023). Honors Theses 863, Scholarly Commons @ Ouachita

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