Überraschung! Ich weiß, ihr hattet von mir diese Woche keinen Filmpost für den "Winter of Fairbanks Jr." erwartet, den Lisa von Boondock Ramblings zur Zeit auf ihrem Blog laufen hat, aber Lisa hat die Filme ausgetauscht, also bin ich nun doch hier.
Der Film dieser Woche ist Der Verbannte von 1947. Als ich die Handlung las, war ich mir ziemlich sicher, daß ich ihn schon mal gesehen hatte, aber vor ewigen Zeiten.
Nachdem ich ihn dann auf YouTube (auf Englisch) angeschaut hatte (leider in nicht sehr guter Qualität, aber man nimmt ja, was man kriegen kann), wußte ich, daß ich recht gehabt hatte, obwohl ich mich nicht an jedes Detail erinnern konnte.
![]() |
Filmposter (fair use über Wikipedia) |
Im Film geht es um König Charles II. von England während seines Exils.
Charles ist im Exil in Holland und wartet geduldig darauf, als König in die Heimat zurückkehren zu können.
Auf dem Markt, wo er für sein weniges Geld Essen kaufen will, trifft er Katie, die eine Tulpenfarm hat und ein Gasthaus führt, weil sie aber Schulden bei ihrem Cousin hat, ist sie in Gefahr, alles zu verlieren.
Da "Roundheads"
unterwegs sind (ein abfälliger Begriff für die Anhänger des Parlaments, nach der Frisur, die manche Puritaner zu dieser Zeit hatten, im Gegensatz zu den royalistischen Kavalieren), beschließt Charles, sich die Haare abzuschneiden, sich bei Katie zu verstecken und dort auf der Farm und im Gasthaus zu arbeiten.
Dann taucht ein Mann auf, der behauptet, der König zu sein, und steigt im Gasthaus ab.
Ein weiterer Gast ist die Gräfin Anabella, eine frühere Geliebte von Charles. Sie bringt ihm ein Geschenk des französischen Königs, eine Spieluhr, die Charles am nächsten Tag verpfänden läßt, um davon Katies Schulden zu bezahlen.
Katie wird eifersüchtig auf Anabella und entläßt Charles, bevor er ihr die gute Nachricht überbringen kann. Als sie Anabella aber noch einmal trifft, die ihr davon erzählt, wartet sie ungeduldig auf Charles' Rückkehr. Als er wieder auftaucht, fällt sie ihm in die Arme und sie küssen sich das erste Mal.
Inzwischen ist Colonel Ingram aus England gekommen, um Charles zu finden und töten, aber da er ihn seit Jahren nicht gesehen hat, erkennt er ihn nicht, sondern möchte ihn stattdessen als seinen Spion anheuern. Als der falsche König aus seinem Zimmer kommt, denkt Ingram, er sei der echte, und versucht, ihn zu töten, woraufhin der Mann gesteht, daß er ein arbeitsloser Schauspieler ist, der sich als Charles ausgegeben hat, um sich so ein Zimmer und Essen zu erschwindeln.
Charles fordert Ingram auf, ihn anzuschauen und fragt, ob er einen Stuart denn nicht erkennt, wenn er ihn sieht.
Als mehr Roundheads eintreffen, entkommt Charles knapp, indem er das Pferd des Schauspielers nimmt, als die Roundheads diesen davon herunterzerren, aber nicht bevor er Katie gesagt hat, daß er am nächsten Tag zurück sein würde. Sehr zu Katies Überraschung erzählt ihr Ingram, wer Charles wirklich ist.
Sie folgt Charles zu einer Windmühle als Versteck, hier gestehen sie sich gegenseitig ihre Liebe. Ingram und seine Leute sind Katie jedoch gefolgt, darum schickt Charles sie fort und zieht die Aufmerksamkeit auf sich selbst.
Er und Ingram führen einen Schwertkampf in der Windmühle, als Ingrams Schwert zerbricht, wirft Charles sein eigenes Schwert fort, er und Ingram ringen miteinander, wobei Charles Ingram in den Tod stürzt.
Inzwischen sind Charles Männer angekommen und er wird darüber informiert, daß England möchte, daß er zurückkommt, ohne irgendwelche Bedingungen - Gott schütze den König.
Was wird nun aus der Liebe zwischen Katie und Charles?
Sein Berater sagt ihm, daß er dem Land gehöre, nicht sich selber.
Katie und Charles haben ein Gespräch, aber sie wissen, daß sie nicht zusammenbleiben können. Es ist ein sehr trauriges und romantisches Lebewohl mit einer letzten verzweifelten Umarmung, bevor König Charles II. hinaustritt, um seine Leute zu treffen.
Was wißt ihr über Charles?
Als sein Vater, Charles I. 1649 unter Cromwell und den Parlamentariern exekutiert wurde (ich kann nicht anders als den Monty Python-Song zu hören, der schon lange mein Handyalarmton ist), mußte er tatsächlich aus dem Land fliehen und verbrachte Jahre im Exil.
Nachdem Cromwell starb, übernahm dessen Sohn Richard, trat aber nicht lang danach zurück. Schließlich bat ein neues Parlament Charles um die Rückkehr, um die Monarchie wieder zu wiederherzustellen - darum der Ausdruck Restauration für diese Zeit - nachdem er mehrere Versprechungen abgegeben hat, die Kooperation mit dem Parlament eingeschlossen.
Wieder kann ich nicht anders als ein Lied zu hören, diesmal aus "Horrible Histories" - "The King of Bling".
Tatsächlich ist Charles auch als "The Merry Monarch", "Der Fröhliche Monarch" bekannt, nicht nur weil er puritanische Einschränkungen aufhob, sondern weil Vergnügen ein wichtiges Stichwort während seiner Regierungszeit war, das schloß absolut sein eigenes mit ein, was sich zum Beispiel an der Zahl seiner illegitimen (größtenteils aber anerkannten) Kinder mit seinen vielen Geliebten, offiziell und inoffiziell, zeigt, wobei er aus seiner Ehe selber keine Kinder hatte.
Also ja, es hört sich eigentlich nicht so an, als würde er Katie auf ewig geliebt haben 😉
Ich überlasse es euch selber, ihn nachzuschlagen, wenn ihr wissen möchtet, was er sonst noch so getan hat und wie gut er als König war, weil das hier wirklich zu weit führen würde. Es ist eine ganz schöne Geschichte, auch der Große Brand von London gehört dazu.
Nun zum Film selber.
Er basierte auf dem Roman "His Majesty the King" von Cosmo Hamilton, den ihr hier
auf Englisch lesen könnt, falls ihr den Drang dazu verspürt. Douglas Fairbanks jr. kaufte die Rechte an dem Roman 1941. Nachdem er aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkam, gründete er sein eigenes Filmstudio, The Fairbanks Company.
"Der Verbannte" wurde als der erste Film des Studios angekündigt.
Ich bin nicht sehr anspruchsvoll, was Filmqualität auf Bild und Ton bezogen angeht, aber ich hätte mir echt gewünscht, sie wären besser geween, dann hätte der Film sogar noch mehr Spaß gemacht.
Ja, Spaß. Faßt ihn nicht als Geschichtsstunde auf, denn dann werdet ihr enttäuscht, nehmt ihn als unterhaltsamen Film, der "adventuresome, romantic and humorous" ist - Abenteuer, Romantik und Humor, genau wie er vom "Produzenten/Schauspieler" angekündigt wurde.
Beschwert euch nicht darüber, daß die Kostüme nicht perfekt für diese Zeit sind, schaut euch einfach an, wie gut unser Held darin aussieht. Das tut er nämlich auf jeden Fall und dies ist der richtige Film dafür, eine Schwärmerei für ihn zu entwickeln, wenn man das nicht schon hat (ein Grund, warum ich wünschte, die Qualität wäre besser).
Ich würde sagen, daß er seinem Vater absolut damit gerecht wird, wie er durch Fenster springt und auf Pferde, wie er mit dem Degen kämpft und unwiderstehlich lächtelt - und dann noch das zerrissene Hemd nach dem Endkampf ... genug gesagt.
Der Film fühlt sich sehr nach einer Hommage an Fairbanks sr. an, was meiner Meinung nach dadurch verstärkt wird, daß er nicht in Farbe gedreht wurde, obwohl Fairbanks jr. das gern wollte, und die Kirsche auf dem Kuchen ist, daß der Sohn das Schwert des Vaters benutzte, das ihm von seinem Kompagnon in The Fairbanks Company geschenkt wurde, der mit dem Senior zusammengearbeitet und das Schwert seit 1930 besessen hatte.
Ohja, und übrigens nicht nur Produzent/Schauspieler, Fairbanks jr. schrieb tatsächlich mit am Film. Wie schon zuvor erwähnt war er anglophil und er ist nicht der einzige, der fand, Charles II. gäbe eine gute Story ab.
Manche sagen, der Film hätte ein Schneckentempo, zuviel Gerede, zu wenig Action, aber mir wurde kein bißchen langweilig.
Wenn ihr eine langsame Geschichte über Charles II. wollt, probiert "Königliche Abenteuer" von Georgette Heyer. So sehr ich meine Heyer-Bücher liebe, so sehr muß ich einer Rezensentin zustimmen "Er flieht und flieht und flieht ....". Ich schweife ab, sorry.
Dann sieht das Set (komplett auf Tonbühnen errichtet) eben manchmal recht künstlich aus, vor allem die seltsamen Bäume ohne Zweige um den Baumstamm herum, die Bäume mit den aufgeklebten (?) Blüten oder die Tulpen, aber hey, was soll's? Ich fand das eher amüsant als nervig, und in manchen Szenen hatte es etwas Traumähnliches, vor allem bei Nebel.
Dann ist die Liebesgeschichte eben nicht wild und leidenschaftlich, sondern eher zart. Das war mir egal, denn es war ja von Anfang klar, daß es für die beiden kein Happy End geben würde.
War die Gräfin Anabella unterhaltsamer? Nun ja, das wäre doch tatsächlich auch so gewesen, oder? Katie war eine schwer arbeitende junge Frau, die sich Sorgen um ihre Schulden machte, Anabella sah viel mehr nach einer der Damen aus, mit denen Charles eine Party hätte feiern können, und trotzdem verliebte er sich in Katie. Tatsächlich fand ich das ganz süß.
Nun könnte ich noch versuchen, über die Stimmung zu sprechen, die Regisseur Max Ophüls (in seinen US-Filmen als Opuls aufgeführt) mit seinen Einstellungen kreierte, aber ich denke, das wurde in einigen der englischen Quellen, die ich dem Post angehängt habe, schon viel besser erledigt. Warum stand Maria Montez im Vorspann an erster Stelle? Schaut in die Quellen. Warum hatte der Film zwei verschiedene Enden für die USA (ein kürzeres) und anderswo? Schaut in die Quellen. Übrigens sind auf YouTube beide Enden dabei.
Zeit für den Abschluß.
Wenn ihr Lust auf ein bißchen Abenteuer und Spaß mit einem Spritzer Romantik dabei habt, schaut euch "Der Verbannte" an. Ich selber habe ich schon auf meiner Wiederholungsliste stehen.
Wie schade, daß es ihn nicht auf DVD gibt!
Ausgewählte Quellen (überwiegend englischsprachig):
Wikipedia-Artikel über The Exile und Charles II.
The Cairns Post, 10. September, 1946, Seite 6
Showmen's Trade Review, 10. Mai 1947, Seite 39
The Exile auf IMDb
Meher Tatna: Restored by HFPA - "The Exile" (1947), gepostet auf "Golden Globes" am 28. Juni 2022
The Exile: Douglas Fairbanks, Jr., Carries on the Legacy of His Father, gepostet auf "Prince of Hollywood" am 5. Juni 2016
The Exile auf Letterboxd
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen