Dienstag, 7. Oktober 2025

Was man mit einem Loch macht ... oder zwei ... oder drei ... - Teil 1

Der Moment war endlich gekommen, ich war bereit, zum ersten Mal auf Kleidung zu sticken.
Der Grund dafür war einfach. Laßt mich mal ein bißchen über mein Leben als ewige Nicht-Fashionista erzählen, die nicht viel Kleidung kauft.

Ich besitze das gleiche Baumwollkleid in sechs verschiedenen Farben mit verschiedenen Ausschnitten (und noch eine Farbe in Viskose). Es hat alles, was ich will und mich wirklich glücklich macht - Empirestil mit einem Rock in A-Linie, Midilänge, Dreiviertelärmel und Taschen! Und ich habe alle zu unterschiedlichen Zeiten in Sonderverkäufen bekommen.
Sie sind meine Arbeitstiere, soll heißen, ich habe im letzten Jahr zu Hause praktisch ausschließlich sie getragen (das erste kaufte ich vor über zwei Jahren, dann schlug ich bei Sonderverkäufen im letzten Jahr zu, tatsächlich war es die einzige Kleidung, die ich kaufte). Sie sind bequem, sie haben hübsche Farben und habe ich eigentlich erwähnt, daß sie Taschen haben (so perfekt)?
Draußen trage ich kaum jemals Kleider, ein Grund dafü ist, daß meine Füße schon seit Jahren keine hübschen Schuhe mehr vertragen. Dort trage ich stattdessen als Jeans mit langen Shirts in A-Linie und Dreiviertelärmeln, von denen ich ebenfalls mehrere Farben habe.

Ich weiß, daß sich das für manche von euch unglaublich langweilig anhören wird, aber für mich war es toll,
das eine Design zu finden, das mich echt glücklich machte, weil es einfach alles hatte. Inklusive Taschen.
Natürlich bedeutet das, daß diese Kleider oft gewaschen werden und außerdem häufig Katzenkrallen ausgesetzt sind.
Was davon schuld ist, weiß ich nicht immer - vielleicht war es sogar eine vegane Motte, obwohl ich das bezweifle
 😁 - aber hier und da tauchten die winzigen Löcher auf, die für diese Art Jersey so typisch sind.

Waschmaschine oder Katzenkralle -
wir werden es niemals erfahren.

Gundel haßt es, wenn ich ihr etwas auf ihre Allergiestellen schmiere (ich bin froh, daß es nicht mehr oft notwendig ist, entschuldigt mich kurz, während ich wie blöd auf Holz klopfe).
Nun ja, eigentlich ist es nicht so sehr das Gel selber, sie haßt es einfach, hochgehoben zu werden. Anders als Meffi, die sich beim Hochnehmen in einen Katzopus mit scheinbar unzähligen bekrallten Tentakeln, die herumwirbelten, verwandelte, suchen sich Gundels Krallen das erste aus, in das sie einhaken können, ein Kissen, eine Decke ... mein Kleid ... und natürlich ist es unmöglich, sie da wieder herauszubekommen, denn je mehr man versucht, ihr zu helfen, desto mehr wird sie einen Mordversuch erwarten und sich festkrallen. Dann nutzt sie die nächste Chance zur Flucht ... und zerrt dabei entweder das Kissen oder die Decke mit sich oder macht mir ein Loch ins Kleid, weil sie mich nicht mit sich zerren kann (gebt mir nicht den Rat, ihre Krallen zu stutzen, es macht in solch 
(aus ihrer Sicht) lebensbedrohlichen Situationen keinen Unterschied, ich weiß, wovon ich spreche).
In einem Fall lag sie auf meiner Brust, ausgestreckt, eingehakt, und als ich versuchte, ihre Kralle aus dem Ärmel meines Kleids zu lösen, drehte sie völlig grundlos durch, zerrte und rannte. Das wurde dann mehr ein Schlitz als ein Loch.

Obwohl ich die Kleider nur daheim trage, ziehe ich mich natürlich nicht um, wenn ich Post entgegennehme, den Müll runterbringe oder auch nur im Garten sitze. Obwohl die Löcher überwiegend winzig sind und jedes Kleid nur ein oder zwei hat, ärgerte es mich dann doch und ich wollte etwas deswegen unternehmen.
"Visible mending", also sichtbares Flicken, hatte ich noch nie ausprobiert, "invisible mending", die unsichtbare Variante, kam nicht in Frage (ich hatte das mal an einem T-Shirt ausprobiert und war von mir selber so gar nicht beeindruckt), aber natürlich hatte ich eine Kiste voller Sticktwist.
Bevor ihr jetzt etwas sagt, mir ist klar, daß Stickerei nicht die beste Wahl für Kleidung ist, die dauernd in der Waschmaschine ist (ich will diese großen Kleider nicht von Hand waschen), selbst wenn ich ein mildes Waschmittel, ein Netz usw. 
verwende. Das ist Teil des Experiments und ich bin da völlig unbekümmert und bereit für Reparaturen oder Auftrennen. Das heißt natürlich, daß ich nicht plane, superkomplizierte Designs zu machen. Das würden meine Hände wahrscheinlich sowieso nicht aushalten.

Mein erstes Experiment waren ein paar Sterne, die Anleitung dafür hatte ich auf dem Instagram von pick.and.stitch gefunden. Meine sind nicht perfekt, bei weitem nicht, aber das war immerhin mein erster Versuch auf Kleidung, auf einem etwas dehnbaren Stoff, und weil ich manchmal sehr ungeduldig bin, hatte ich für die Rückseite nichts zum Stabilisieren benutzt (ich hatte noch nichts). Außerdem scheint es, als wäre ich im Transfer von Mustern echt schlecht.
Statt sechs Fäden zu verwenden, nahm ich nur vier, denn so konnte ich eine kleinere Nadel benutzen, die viel einfacher durch den Stoff ging und ihn nicht noch mehr als nötig dehnte.

Das hier war der schwierigste, weil er so nah am Saum liegt. Ja, da war ein Loch, ich hätte die Stelle nicht selber ausgesucht, weil ich wußte, daß der Stern bestimmt nicht hübsch würde. Ich hatte recht.


Für einen nahm ich zwei Farben, weil die eine Farbe um die Banderole der anderen gewickelt war und ich mir dachte warum eigentlich nicht. Es gibt keine Regeln.


Außerdem machte ich zwei oder drei extra Sticke über die Mitte, um so die obersten Fäden zu verankern. Waschen, erinnert ihr euch? Die erste Wäsche machte ich ohne Netz und war angenehm überrascht zu sehen, daß die Sterne nicht gleich kaputt gingen, nicht mal der größte.


Jetzt da ich Vlies zum Stabilisieren habe, hoffe ich, daß die Sterne regelmäßiger sein wird, denn ich bin mir sicher, daß mit der Zeit noch mehr dazukommen müssen werden. Außerdem braucht die leere linke Seite auf jeden Fall direkt noch einen.
Es tut mir leid, daß ich kein besseres Bild hinbekommen habe, aber mit dem weiten Rock und dadurch, daß die Sterne so weit auseinanderliegen, habe ich es nicht besser hinbekommen. Ich habe das Kleid einfach über eine Tür geworfen und dann versucht, alles auf das Bild zu bekommen.


Die anderen Kleider werde ich nach und nach zeigen, bis jetzt habe ich aber nur bei einem angefangen, das etwas länger dauern wird und für die anderen habe ich noch keine Ideen. 
Hoffentlich werden die Katzen nicht versuchen, mir zu assistieren, indem sie noch mehr Löcher pieksen und das hier in eine Sisyphusaufgabe verwandeln!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn ihr mögt, was ihr gelesen habt, wenn ihr eine Frage oder zusätzliche Information habt, oder wenn ihr einfach nur Hallo sagen möchtet, tut das bitte! Ich liebe Kommentare und würde gern von euch hören.
Kommentare sind allerdings zum Schutz vor Spammern moderiert, werden also erst nach der Freigabe veröffentlicht.