Ich bin ein Fan von Robin Hood seit, nun, eigentlich schon immer. Meine erste klare Erinnerung ist Richard Greene als Robin (habt ihr auch gleich angefangen, die Melodie zu singen?), gefolgt zum Beispiel von Errol Flynn, Kevin Costner, Cary Elwes und Michael Praed/Jason Connery. Natürlich gibt es noch viel mehr und es sieht so aus, als würde Robin auf ewig leben.
Es gab noch eine Lücke, die ich auf jeden Fall füllen mußte. Heute habe ich für euch "Douglas Fairbanks in Robin Hood". Ja, es ist wieder mal Zeit für Doug und der Titel war wirklich so geschützt, um zu vermeiden, daß ältere Robin Hood-Filme versuchten, sich an den Erfolg dieses Films anzuhängen.
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Ich nehme an, ich kann die Handlungsbeschreibung diesmal kurz halten und euch werden auch die üblichen Spoiler nichts ausmachen?
Tatsächlich wird sie nicht so kurz werden. So gar überhaupt nicht, tut mir leid. Denn wißt ihr, es dauert mehr als die Hälfte des Films - 73 Minuten! - bis wir "Robin Hood" überhaupt kennenlernen. Die erste Hälfte ist die Hintergrundgeschichte, als Robin noch der Earl of Huntingdon ist.
Ich bin mir sicher, sein Publikum war genauso überrascht wie ich.
Wir beginnen am Hof von Richard Löwenherz. Der König hat eine Wette mit seinem Bruder laufen, daß sein Favorit Huntingdon das Turnier gegen Johns Favorit Sir Guy of Gisbourne gewinnen wird, und das tut er natürlich auch. Richard kündigt an, daß der Earl der zweite Kommandant auf dem Heiligen Kreuzzug sein wird. Dann sagt er ihm, er solle hingehen und die Krone des Gewinners aus den Händen der schönen Marian empfangen.
Und was ist des Earls Antwort?
"Verschont mich, Sire. Ich fürchte Frauen."
Da wird es dann schon etwas seltsam.
Natürlich interessiert das Richard nicht, egal wie oft sich der Earl mit flehendem Blick nach ihm umdreht.
In der Tat ermutigt er alle Frauen, Huntingdon zu umringen, der keine andere Möglichkeit zu entkommen sieht als ins Wasser zu springen (den Burggraben, schätze ich?). Die Szene ist tatsächlich recht witzig, wirkt aber etwas ungeschickt, und es wird noch seltsamer.
Es gibt ein großes Fest, bevor sich Richard und seine Männer auf Kreuzzug begeben. In allen Ecken sieht man Pärchen, die herumknutschen - nur Huntingdon hat Spaß dabei, mit den Jungs "seine Stärke für den Kelch zu testen, und um ehrlich zu sein, das kommt vielleicht nicht ganz so, ähm, nennen wir es mal männlich, herüber, wie das wohl gedacht war.
Richard beschließt, daß er stattdessen "seine Liebe für eine Maid testen soll", läßt ihn an ein Podest binden, das günstigerweise in der Halle herumsteht, und ruft alle Damen mit den Worten zusammen "Ein Schloß und Land für die Jungfer, die ihn für sich gewinnt". Alle außer Marian versuchen ihr Glück.
Der betrunkene Prinz John sagt Gisbourne, daß er auch die Auswahl zwischen den Jungfern haben soll.
Als sich Gisbourne an Marian heranmacht, zieht das die Aufmerksamkeit des Earls auf sich, und als Marian wegläuft und John ihr hinterhergeht, folgt er ebenfalls und konfrontiert den Prinzen. Huntingdon und Marian haben ihre Liebe gefunden.
Es ist Zeit, auf Kreuzzug zu gehen.
Huntingdon befiehlt Little John (zu dem Zeitpunkt noch der Squire genannt), Marian mit seinem Leben zu beschützen.
Als die Ritter weg sind - Gisbourne mit der Aufgabe, Huntingdon und Richard loszuwerden - geht John in die Vollen, Steuern, Folter (die Szenen waren in manchen Gegenden zensiert), allgemeine Tyrannei.
Marian versucht sich dem Prinzen entgegenzustellen, dann schickt sie Little John als Botschafter zum Earl, der Richard um Erlaubnis bittet, nach Hause zurückkehren zu dürfen. Richard lehnt ab und Huntingdon beschließt, einfach trotzdem zu gehen, wird aber von Gisbourne angeschossen, die außerdem einen Falken auf die Taube losläßt, die die Nachricht für Marian trägt (wie weit sollte dieser arme Vogel eigentlich fliegen, frage ich mich). Richard läßt Huntingdon und Little John einkerkern.
In der Zwischenzeit befragt John Marians Zofe. Unter Folge erzählt sie von der Nachricht, wird dann freigelassen und kann so ihrer Lady berichten, daß der Prinz beabsichtigt, sie zu töten. Marian und ihre Dienerin entkommen zu Pferde und täuschen ihren Tod vor.
Johns Tyrannei geht weiter, während sein Bruder im Heiligen Land siegreich ist.
Huntingdon und Little John ist es jedoch gelungen zu entkommen und sie sind nach England zurückgekehrt, wo sie von Marians Tod erfahren.
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"Für Gott - für Richard - und für sie." |
"Hier begann ein neues Leben .... - bitter - aber fröhlich." (Hä?)
Ja, Robin Hood ist geboren und das ist auch Zeit, wie ihr mir wahrscheinlich zustimmen werdet.
Von da an bekommt man all das Springen und Hüpfen und Tanzen und Tänzeln und Frohmannen (ich weiß, daß das kein Wort ist), das man sich nur erhoffen kann. Nein, im Ernst. Ich denke mal, Doug konnte einfach nichts aufhalten.
Und wenn ihr dachtet, daß Errol Flynn Robin Hoods ikonische Haltung mit den Händen auf den Hüften erfunden hat, tut mir leid, hat er nicht. (Wahrscheinlich hat Robin das schon in älteren Filmen getan.)
Jetzt kommen wir auf vertrautes Robin Hood-Terrain. Die Reichen bestehlen, die Armen beschenken.
Marian fehlt ihm aber immer noch.
Wo aber ist Richard?
Nun, auf dem Heimweg entgeht der einem Mordversuch durch Gisbourne, aber nur, weil sein Hofnarr, der immer gern auf Richards Thron herumsaß, zu diesem Zeitpunkt in seinem Bett schlief.
Dann erreicht ihn eine Nachricht über Johns Verrat und Robin Hood. Richard errät sofort, daß das Huntingdon ist, und reist Richtung England ab.
Nun passiert recht schnell eine Menge.
In England haben Johns Leute das Gold aus einem Nonnenkloster mitgenommen. Robin und seine Männer kommen zum Kloster, wo eine Nonne Bruder Tuck über Robins wahre Identität informiert, ihm Marian zeigt, und so werden die Liebenden wieder vereint.
Leider bekommt das einer von Johns Männern mit und berichtet es dem Prinzen. Marian wird zum Schloß zurückgebracht und eingesperrt.
Johns Leute ziehen in den Sherwood Forest, um Robin Hood zu fangen, von den Fröhlichen Mannen erwartet, während Robin nach Nottingham geht, um die Stadt zusammen mit Will Scarlett und Allan-a-Dale zu übernehmen. Ja, nur die drei.
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Drei Männer sind genug, wenn sie wissen, wie man die Leute zum Helfen motiviert, aber schon in der nächsten Minute muß er los und Marian retten. |
Im Wald taucht ein unbekannter (aber nicht für uns, richtig?) Ritter auf, der Robin sucht, um "sich ihm vielleicht anzuschließen oder ihn vielleicht zu töten". Er besiegt Tuck in einem Stockkampf und ist sofort willkommen (was?).
Oh, ich vergaß zu erwähnen, daß Gisbourne ebenfalls zurück ist. Er nimmt dem Prinzen heimlich den Schlüssel zu Marians Zimmer ab, aber Marian droht, aus dem Fenster zu springen, wenn er sie anfaßt, und das tut sie auch - aber Robin, der sich durchgekämpft hat, sieht sie, erklimmt die Ranken an der Schloßwand und fängt sie auf!
Dann tötet er Gisbourne.
Sie können aber nicht so leicht entkommen, also ergibt sich Robin, der auf seine Männer zählt, und gibt Marian einen Dolch, damit sie sich, wenn nötig, das Leben nehmen kann.
Natürlich kommen die Fröhlichen Mannen (und Richard) rechtzeitig. Hurra! Richard wirft John aus dem Schloß.
Der Film endet damit, daß Robin und Marian verheiratet sind und sich in ihr Gemach zurückziehen - während König Richard wie blöd an die Tür klopft.
Okay.
Der Film ist irgendwie etwas seltsam. Ich habe keine Ahnung, warum Fairbanks beschlossen hat, aus der ersten Hälfte ein kleines Schnarchfest zu machen, denn das ist es ehrlich. Ich sage nicht, daß sie eine komplette Zeitverschwendung ist, aber das ganze war vielleicht 15 Minuten wert. Allerhöchstens 20 Minuten. Ich bin nicht die einzige, die so denkt.
Die zweite Hälfte aber ist klassischer Robin Hood, so klassisch, daß er spätere Filme wirklich sehr inspiriert hat. Natürlich war es eine großartige Rolle für Fairbanks, um sein akrobatisches Können zu zeigen, obwohl er sich tatsächlich ganz und gar nicht sicher war, daß die Geschichte es wert war, einen Film über sie zu machen.
Er konnte nicht alle Stunts selber machen, aber es heißt, daß es wirklich er selber war, der die Kette der Zugbrücke hochkletterte, obwohl sein Bruder Robert ihn scheinbar überzeugen konnte, daß das zu gefährlich war. Nach der Probe ging das Double zurück in die Garderobe und Fairbanks übernahm, ohne daß es jemand wußte, und doubelte so für sein eigenes Double.
Auch wenn die zweite Hälfte mit der Hüpferei durch den Sherwood Forest etwas übertrieben war, gefiel sie mir sehr, was gut war, denn ich glaube nicht, daß ich noch mehr vom Stil der ersten Hälfte ertragen hätte.
Der Robin von Fairbanks war so, wie ich mir Robin Hood vorstellt, voller Energie, und Alan Hale gab einen großartigen und loyalen Little John ab (eine Rolle, die er übrigens dreimal spielte). Keiner der anderen fröhlichen Mannen bekam seine übliche Geschichte, sie waren einfach nur da.
Sam de Grasse war als Prinz John ein sehr glaubwürdiger Bösewicht und Gisbourne war echt gruselig.
Habt ihr übrigens den Sheriff von Nottingham vermißt? Seine Rolle war so klein, daß ich mich gefragt habe, warum sie ihn nicht einfach ganz weggelassen haben.
König Richard. Er war den ganzen Film über seltsam. Wallace Beery (der mir als Challenger in "Die verlorene Welt" wesentlich besser gefiel) war groß. Alles an ihm war groß, seine Gesten, seine Bewegungen, die Art, wie er die ganze Zeit aß, aber am meisten sein Lachen. Richard lachte über alles und er legte dabei seinen Kopf oder sogar den ganzen Oberkörper zurück, um das Lachen so groß zu machen, daß man ihn beinahe hören konnte (und auch da bin ich nicht die einzige, die das dachte).
Ich fand ihn so nervig, auch seine Besessenheit mit Huntingdon bis zum Schluß. Was für ein Ende war das denn, Richard, der wie ein Idiot an die Tür trommelte? Wollte Richard, daß Robin und Marin zusammen waren oder war er auf merkwürdige Art eifersüchtig auf sie? Schließlich war er doch derjenige gewesen, der darauf bestand, daß er sich eine Jungfer zum Lieben suchte.
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Laß sie in Ruhe, Richard, sie haben Besseres zu tun! |
Sprechen wir über Marian (die die interessantesten Kostüme trug, wie auch ein paar der anderen Damen, all diese Muster!).
Anfangs ist Marian nicht die typische Jungfrau in Nöten. Sie sagt sehr deutlich, was sie denkt, als sie Gisbournes Annäherungsversuch abweist, sie spricht den Prinzen darauf an, wie er das Volk behandelt, und als ihr der Tod droht, ist sie schlau genug, ihren eigenen Tod vorzutäuschen, bevor sie sich an einen sicheren Ort zurückzieht. Sogar später noch hat sie keine Angst davor, eher aus dem Fenster zu springen, als sich Gisbourne zu ergeben.
Dann taucht Robin auf und plötzlich ist Marian die Jungfer in Nöten, schnappt nach Luft und bedeckt die Augen. Ich fand das sehr unfair.
Die Produktion war, nun, wow.
Beim Anblick des riesigen Schlosses fühlte ich mich direkt alt, weil ich mich die ganze Zeit fragte, wie man auch nur versuchen könnte, so etwas zu heizen, vor allem mit all den offenen Fenstern, und die lange Treppe erinnerte mich an meine Jugend und eine ähnlich lange Treppe, die ich schon damals kaum hochkam.
Aber im Ernst, es sah toll aus und gab Fairbanks natürlich reichliche Möglichkeiten für Stunts. Ich liebe seine Stunts und und ich liebe, wie er es schafft, so fröhlich auszusehen, wenn er sie macht. Doug senior sah nicht so gut aus wie sein Sohn, aber wenn er lacht, vergesse ich das.
Hat mir der Film also gefallen? Im ganzen ja, hat er. Hätte er besser sein können. Ich denke, das hätte er. Viel weniger Hintergrundgeschichte, viel weniger von Richards Übertreibungen, ein bißchen weniger Gehüpfe und etwas mehr fröhliche Mannen.
Trotzdem kann ich mir vorstellen, den Film nochmal anzuschauen. Mit ein bißchen Vorspulen hier und da 😉
Quellen:
1. Allen W. Wright: Douglas Fairbanks in Robin Hood. 1922 Silent Film. Auf: Robin Hood - Bold Outlaw of Barnsdale and Sherwood. Oktober 2022
2. Erik Lundegaard: Movie Review: Robin Hood (1922). Auf: Erik Lundegaard. 12. Februar 2010
Es
tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber
mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand
für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit
finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel
interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen
Eindruck vermitteln können.
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