Donnerstag, 30. Januar 2025

Gauner mit Herz

Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog den "Winter of Fairbanks Jr." laufen und ich sagte, ich mache mit, wenn ich die Gelegenheit habe, die Filme zu sehen.
Für heute hat sie "Gauner mit Herz" von 1938 ausgewählt, der zufällig auf Englisch auf YouTube ist, tatsächlich sogar mehrere Male, los geht's.

Australisches Poster (Public Domain
AUS/US über Wikipedia)


Ich möchte euch die Familie Carleton vorstellen.
Anthony "Sahib", der Vater, ein früherer Schauspieler, der behauptet, in Indien gedient zu haben. Seine Frau "Marmy". Ihr Sohn Richard und ihre Tochter George-Anne, die beide nach reichen Ehepartnern suchen.

An der Côte d'Azur sieht es nicht allzu schlecht aus. Richard ist mit Adela verlobt, der Tochter eines ehemaligen amerikanischen Senators. Sein Vater hat es geschafft, den Senator beim Poker um 4500 $ zu betrügen. George-Ann hat einen schottischen Verehrer, Duncan. Leider hat er aber kein Geld, kommt also nicht in Frage.
Leider erfährt die Polizei von dieser Familie von Schwindlern, sie holen den Scheck zurück, zerreißen ihn und weisen die Carletons an, die Stadt zu verlassen, wenn sie keinen Ärger bekommen wollen. Der Senator bezahlt sogar für den Zug, nur um sie loszuwerden.
Was nun?

Im Zug nach London lernt George-Anne eine alte Dame names Miss Fortune kennen und erschwindelt sich direkt den Zugang zu ihrem 1. Klasse-Abteil. Als die Familie hört, daß sie ein großes Haus und Geld hat, bezaubert sie sie mit ihren Geschichten.
Als der Zug entgleist, bringen sie Miss Fortune in Sicherheit. Beim Abschied fragt sie George-Anne, ob sie nicht für eine Weile ihre Gäste sein möchten. Während die einsasme Frau glücklich darüber ist, Freunde gefunden zu haben, schlägt George-Anne der Familie vor, sich wie anständige Leute zu verhalten, in der Hoffnung, daß sie es so vielleicht in ihr Testament schaffen.
Also gehen Sahib und Richard auf Arbeitssuche, zumindest tun sie so. Inzwischen sieht Duncan, der sich anscheinend einfach nicht von George-Anne fernhalten kann, obwohl er die Familie und ihre Absichten nicht gutheißt, Sahibs Anzeige in der Zeitung und kommt vorbei, um ihn über eine mögliche Stelle als Autoverkäufer für "The Flying Wombat" zu informieren. Um sicherzugehen, daß er nichts vermasselt, besteht George-Anne darauf, daß Sahib die Stelle annimmt.
Auch Richard besorgt sich Arbeit in der Poststelle einer Ingenieursfirma, wo er sich sofort in die Sekretärin Leslie verliebt. Sie verstehen sich großartig, bis sie von den Plänen der Familie erfährt.

Dadurch, daß sie Zeit mit Miss Fortune verbringen, wächst jedoch die Zuneigung der Carletons für sie immer mehr, aber keiner von ihnen will das den anderen gegenüber zugeben, weil sie denken, daß die immer noch hinter dem Erbe her sind.
Außerdem erweist sich Sahib als so gut in seinem Job, daß er zum Verkaufsleiter seiner Filiale ernannt wird und selber genug Geld verdient.
Unglücklicherweise hat Anstruther, Miss Fortunes Anwalt und Freund ihres früheren Verlobten, der ihr sein Vermögen vermacht hatte, inzwischen herausgefunden, was die Carletons sind, und er rät Miss Fortune, sie zu loszuwerden. Davon will sie jedoch nichts wissen, stattdessen weist sie ihn an, ein neues Testament mit ihnen als Begünstige aufzusetzen. Als George-Anne der Familie davon erzählt, wirken sie gar nicht so glücklich, sie geben voreinander aber immer noch nicht zu, wie sie inzwischen zu Miss Fortune stehen.
Leslie und Duncan haben bereits eine Veränderung in der Familie bemerkt - Richard hat sich zum Beispiel für ein Ingenieursstudium entschieden, woraus Leslie schließt, daß er doch nicht einfach nur Erbe sein möchte.
Als sie mit Miss Fortune feiern gehen, bricht diese plötzlich zusammen. Die Carletons warten vor ihrem Krankenzimmer und machen sich Sorgen um sie.
Miss Fortune läßt Anstruther holen, um sicherzustellen, daß das neue Testament unterzeichnet ist, er jedoch informiert die Familie recht selbstgefällig, daß es gar kein Geld geben wird, ja, daß sogar das Haus weg sein wird, sollte sie überleben.
Nun überrascht Marmy alle, indem sie sagt, daß sie gar kein Geld wollen, und Sahib fügt hinzu, daß Miss Fortune sich niemals Sorgen machen müssen wird, solange sie lebt, weil sie sich um sie kümmern werden.

Am Ende sind die jungen Leute verheiratet und alle, Miss Fortune eingeschlossen, leben in dem neuen Haus der Carletons - ohne Zweifel glücklich bis ans Ende ihrer Tage
😉

"Gauner mit Herz" basiert auf dem ursprünglich als Zeitungsserie erschienenen Roman "The Gay Banditti" von I.A.R. Wylie. Ich hatte noch nie zuvor von ihr gehört, aber in fast 40 Jahren wurden über 30 Filme nach ihren Arbeiten gedreht.
Der Roman hatte allerdings kein glückliches Ende, Miss Fortune stirbt. Das kam beim Testpublikum alles andere als gut an, also rief Selznick alle zurück, um ein positiveres Ende zu drehen. Das erklärt auch, warum das Ende im Vergleich zum restlichen Film etwas überstürzt wirkt.

Auf YouTube gibt es den Film in englischer Sprache, in schwarzweiß und koloriert. Ich selber habe mich für schwarzweiß entschieden, weil es für mich besser zur Atmosphäre paßt, aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Es ist ein netter Film. Miss Fortune ist so eine süße alte Dame, die den Carletons ihr Haus und Herz mit so einem Vertrauen öffnet, daß diese "knallharten" Schwindler gar nicht anders können als sie zu lieben und sich allmählich zu ändern.
Daß sie ihr Vertrauen zu ihnen nicht einmal verliert, als sie von ihren Plänen erfährt, läßt einen denken, daß sie entweder sehr naiv ist oder daß sie etwas in ihnen sieht, das sie selber gerade mal erst zu erkennen anfangen, aber sich nicht einmal gegenseitig eingestehen können.

Auch die Darbietungen gefallen mir gut - obwohl ich zugeben muß, daß mir Marmy manchmal etwas auf die Nerven ging, aber das hat mehr mit ihrem Text als mit der Darbietung zu tun.
Es gibt nur eins, worin ich nicht mit anderen übereinstimmen kann. Ich habe die Figur von Duncan absolut gehaßt, von Anfang an, und das hatte nicht nur mit dem gräßlichen schottischen Akzent zu tun (ein rollendes R reicht nicht aus!). Als er Adela als "sehr häßlich und sehr dumm" bezeichnete, hatte er mich schon verloren. Sie mag eine naive junge Dame gewesen sein, aber ein hübsches Mädchen wird nicht dadurch sehr häßlich, daß man ihr eine Brille aufsetzt, und es macht sie auch nicht sehr einfach, wie ich an anderer Stelle gelesen habe, und das sage ich nicht nur, weil ich selbst eine Brille trage. Ich sagte mir, daß das eben ein Klischee von 1938 war, aber er blieb den ganzen Film über unhöflich und herablassend. Ich glaube, die einzige Szene, in der ich ihn okay fand, war, als er sich bei Miss Fortune dafür entschuldigte, daß er Richard betrunken gemacht hatte.
Daran, daß dieser Absatz so lang ist, erkennt ihr, wie sehr er mir zuwider war
😂 Ich frage mich, ob er im Buch genauso war und ob die zwei Heiraten überhaupt jemals erwähnt wurden.

Ich denke, mir hat Miss Fortune am besten von allen gefallen. Sie hat ein paar wirklich süße Szenen, zum Beispiel als sie sich um den betrunkenen Richard kümmert und ihm erzählt, daß sie selber schon einmal betrunken war und wie jemand mit einem kleinen Hund ihr dann geholfen hat, woraufhin er dann loszieht, um den perfekten Hund für sie zu suchen - natürlich nur, um sich bei ihr einzuschmeicheln, zumindest denkt er das selber noch zu diesem Zeitpunkt.

Ein kurzes Wort über den "Fliegenden Wombat", ein erstaunlich futuristisches Auto, "gespielt" vom "Phantom Corsair", einem Autoprototypen, der nie in die Produktion ging, nachdem der Designer 1939 bei einem Autounfall starb.
Das Auto ist jetzt im National Automobile Museum in Reno.
Ich fahre nicht und nicht viele Autos können mich begeistern, aber das ist eine echte Schönheit.

Falls ihr den Film noch nicht kennt und ihn anschauen möchtet, tut es mir leid, falls ich euch zuviel erzählt habe, aber er ist es trotzdem wert, versprochen!


In den nächsten zwei Wochen werde ich nicht mitmachen können, weil ich die beiden Filme nicht anschauen kann, aber die Woche drauf bin ich dann wieder mit dabei.

Samstag, 25. Januar 2025

Einfach nur so Samstag - Kochbücher, Teil 1

Ich habe wahrscheinlich schon das ein oder andere Mal erwähnt, daß ich keine große Köchin bin. Das heißt nicht, daß ich gar nicht koche oder daß ich überhaupt nicht kochen kann, aber ich hatte nur selten die Leidenschaft oder die Geduld für aufwendige Rezepte, und um ehrlich zu sein, ist es dieser Tage noch schwieriger, weil ich nicht zu lang stehen kann und außerdem nicht recht einsehe, nur für mich selber groß zu kochen.

Vor ein paar Tagen hat eine Freundin erwähnt, daß sie viele Kochbücher hat, sie aber wegen Onlinerezepten gar nicht mehr benutzt.
Dabei mußte ich an meine eigenen Kochbücher denken. Ja, ich habe eine ganze Reihe von Kochbüchern, alt-vintage und neu-vintage. Nein, ehrlich, das ergibt Sinn. Ich habe vintage Kochbücher auf Flohmärkten oder online gekauft und ich habe vor neue Kochbücher vor so langer Zeit gekauft, daß sie inzwischen ebenfalls vintage sind
😉 jedenfalls die meisten davon.

Ich erinnere mich, als wir eine neue Küche bekamen. Die Beraterin zeigte uns einen Hängeschrank für Kochbücher, sehr unbequem für mich zu benutzen, weil ich einen Schemel gebraucht hätte, um ihn zu öffnen und schließen. Ich meinte, ich würde ein offenes Regal bevorzugen, und sie sagte, so würden aber die Kochbücher nicht fettig werden. Sie war so überrascht, als ich sagte, daß das meiner Meinung nach okay für Kochbücher wäre, wenn sie benutzt würden. Sie war noch überraschter, als sie hörte, daß ich Bibliothekarin bin, aber daran gewöhnt, wie Lehrbücher nach langer Nutzung aussehen, kann mich ein bißchen Fett nicht schockieren.
Tatsächlich sind die Kochbücher in meiner Küche nicht sehr fettig, sie werde eher obendrauf staubig, weil ich sie kaum benutze. Manche davon sind noch nie benutzt worden, außer daß ich vielleicht mal Rezepte angeschaut und gedacht habe, wie nett sie aussehen.
Im Moment benötige ich den Platz, den sie einnehmen nicht, und sie passen einfach gut in die Küche.

Natürlich sind dort nur die, die "neu-vintage" oder jünger sind, nicht die wirklich alten.
Ich habe mir gedacht, ich könnte immer mal eines meiner vintage Bücher mit euch teilen, das habe ich noch nicht so oft auf dem Blog gemacht. Ich fürchte jedoch, es wird komplett theoretisch bleiben. Obwohl mir der Gedanke gefällt, ein paar der alten Rezepte auszuprobieren, ist mir sehr klar, daß das wahrscheinlich nicht passieren wird. Man muß ja realistisch bleiben.

Heute habe ich euch "Die fleischlose Küche für Gesunde und Kranke" von Küchenmeister Kurt Klein mitgebracht.


An der Frakturschrift (die ja nicht mehr alle lesen können, vor allem ohne Übung) könnt ihr vielleicht schon erkennen, daß dies ein altes Buch ist - und an den Stockflecken, zum Glück riecht das Buch aber nicht unangenehm - und obwohl kein Erscheinungsjahr drinsteht, zeigt uns eine Widmung vorne drin, daß Walter G. es "zum steten Andenken" im Mai 1937 von seiner Mutter bekommen hat. Ich frage mich, ob er wohl einfach am Kochen interessiert war oder ob er Vegetarier war oder sein wollte und ob er zu der Zeit daheim auszog.


Dieses Buch wäre ein guter Anfang gewesen, es umfaßt nämlich 769 Rezepte, Getränke eingeschlossen (manche länger, manche nur zwei, drei Sätze lang, zum Beispiel das für Zitronenlimonade)! Ich habe sogar online ein paar Empfehlungen für dieses Buch gefunden, die noch nicht mal zehn Jahre alt sind.

Vegetarismus ist nichts Neues.
Ich muß aber zugeben, daß mir nicht klar gewesen war, wann damit angefangen wurde, Veggie-Fleisch, -Wurst und -Käse zu machen. Jetzt gibt es so viele Firmen, die auf den Trend aufspringen. Als ich in den späten 80ern aufhörte, Fleisch zu essen, war davon nichts in Sicht. Es war schwierig, in Restaurants, etwas Vegetarisches zu bekommen, und ist es manchmal jetzt noch.
Ich erinnere mich an meinen ersten USA-Besuch, wie mir einmal der Kellner sagte, er könne mir vegetarisch nur einen Krabbencocktail anbieten, und verwirrt war, weil ich höflich ablehnte, und wie mir in einem Diner der Kellner sagte, sie könnten mir gerne einen Gemüseteller improvisieren, wenn das in Ordnung für mich wäre, und der dann so gut war, daß er die anderen neidisch machte.
Im Klein-Buch gibt es eine Anzeige für "Pflanzenfleisch" von De-Vau-Ge, einer Firma, die heute noch existiert. Beim Durchblättern habe ich gesehen, daß manche ihrer Produkte in den Rezepten im Buch verwendet werden, nicht nur Veggie-Fleisch usw., sondern auch Granolamüsli und andere Getreideprodukte.


Ich dachte, ich wähle einfach mal willkürlich ein Rezept aus und teile es mit euch. Eine Sekunde .... tipp .... Rezept 292 "Kartoffelkruspeln". Ich kenne das Wort nicht mal, aber es scheint, daß "Kruspeln" ein österreichisches Wort für "Knorpel" ist, hier im Sinne von "knusprig" benutzt. Falls ihr jetzt schon einen Verdacht habt, liegt ihr vielleicht richtig. Dies ist ein Rezept für Kartoffelkroketten (vom französischen Wort "croquer" = "krachen".
- 1 kg Kartoffeln - schälen, waschen, weichkochen und durch ein Sieb streichen
- 3 Eigelb, 100 g Butter, Salz und etwas geriebene Muskatnuß hinzufügen
- kleine Kugeln oder Würstchen rollen, mit Ei und Brotkrümeln oder Granola (grießförmig) panieren und 3 bis 4 Minuten lang im tiefen Fett ausbacken

Ja, ich hätte mir auch etwas Exotischeres gewünscht, aber so ist das eben mit der willkürlichen Wahl. Vielleicht haben wir ja mit dem nächsten Kochbuch mehr Glück.

Donnerstag, 23. Januar 2025

Du bist ein besserer Mensch als ich,

Gunga Din!
Das ist die letzte Zeile von Rudyard Kiplings Gedicht "Gunga Din" (das erste Mal 1890 in zwei Zeitungen und 1892 in einer Sammlung veröffentlicht).
Ich weiß, daß Poesie zuvor noch kein Thema auf meinem Blog war, aber tatsächlich geht es in diesem Post auch nicht um das Gedicht, sondern um den davon inspirierten Abenteuerfilm von 1939. Dieser heißt im Original ebenso, in der deutschen Übersetzung jedoch "Aufstand in Sidi Hakim", ein Name, der im gesamten Originalfilm nicht vorkommt, aber ich habe die deutsche Synchronisation nicht und kann daher nicht mehr dazu sagen.
Ich möchte mich auch direkt dafür entschuldigen, daß ich überwiegend auf englische Quellen verlinke, im Deutschen konnte ich nicht wirklich viel dazu finden.
Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog den "Winter of Fairbanks Jr." laufen und da ich den Film zufällig habe (vor Jahren für meine Cary Grant-Sammlung gekauft), dachte ich mir, ich mache wieder mit.

Wenn ihr den Namen Kipling hört, könnt ihr euch vorstellen, daß es ein bißchen kontrovers wird, denn schließlich gehört sowohl das Gedicht als auch der Film zur Zeit des British Raj.
Wenn man außerdem das Jahr bedenkt, in dem der Film gemacht wurde, weiß man, daß es Brownfacing für die indischen Charaktere gibt, und Stereotypen sowohl für die indischen als auch die britischen Charaktere.

Aufstand in Sidi Hakim ist ein Abenteuerfilm über drei britische Sergeants in Indien - Ballantine (Fairbanks jr.), der romantische Typ, der kurz davor steht, seine militärische Karierre aufzugeben, um zu heiraten und ins Teegeschäft einzusteigen, MacChesney (McLaglen), der harte Kerl mit dem weichen Kern, und Cutter, der Cockney-Witzbold (Grant), der sich mit dem "bhisti" oder Wasserträger des Regiments, Gunga Din, anfreundet und auf Abenteuer aus ist - und auf Schätze.

Public Domain über Wikipedia

Als die Telegrafenverbindung nach Tantrapur abgeschnitten wird, werden die drei Freunde und einige indische Camparbeiter dorthin geschickt, um die Leitungen zu reparieren, werden aber von einer Gruppe Einheimischer im Namen der Göttin Kali angegriffen. Sie schaffen es unter Verlusten gerade mal so heraus, und als sie im Camp Meldung machen, werden die Angriffer durch eine ihrer Waffen als Anhänger des uralten Thuggee-Kults identifiziert. Die Vorgesetzten sind sich einig, daß ein Wiederaufleben von Thuggee im Keim erstickt werden muß, und beschließen, eine größere Truppe zurückzuschicken, aber ohne Ballantine, der das Militär bald verlassen wird.
Um Higginbotham, den Ersatzmann, den sie nicht mögen, loszuwerden, versetzen Cutter und MacChesney den Punsch bei Ballatines Verlobungstanz mit Elefantenelixier. Tatsächlich kann Higginbotham sie am nächsten Tag nicht begleiten und Ballantine stimmt widerstrebend zu, seinen Platz einzunehmen, möchte aber die Reparaturen so schnell wie möglich erledigen, bevor seine Militärzeit endet. Bevor sie fertig sind, trifft Higginbotham mit der Unterstützung und mit Emmy, Ballantines Verlobter, ein.

In der Zwischenzeit hat Gunga Din Cutter davon erzählt, einen goldenen Tempel gefunden zu haben. MacChesney sperrt Cutter ein, um ihn von der Jagd nach dem Gold abzuhalten, aber mit der Hilfe von Annie, der Elefantendame, holt Din ihn heraus und sie machen sich auf den Weg zum Tempel.
Dort entdecken sie, daß dieser den Thugs gehört. Cutter lenkt die Thugs ab und läßt sich gefangennehmen, damit Din entkommen und Hilfe holen kann.
Während Higginbotham Hilfe vom Regiment anfordert, brechen MacChesney und Ballantine sofort mit Din zum Tempel auf, obwohl Emmy versucht, Ballantine davon abzuhalten. Natürlich werden sie prompt selber gefangengenommen.
Es gelingt ihnen, den Guru des Stammes als Geisel zu nehmen und mit sich auf das Tempeldach zu nehmen, von wo aus sie sehen, wieviele Thugs auf die Ankunft des Regiments warten. Da sie ihren Guru aber nicht verlassen wollen, bringt er sich um, damit sie gegen die Briten kämpfen.
Cutter und Din werden verwundet, aber Din nimmt seine letzten Kräfte zusammen, steigt auf den Tempel und bläst sein Horn, bevor er erschossen wird. Bei Dins Begräbnis ernennt der Colonel ihn zum Korporal der britischen Armee, was die ganze Zeit über Dins Traum war, und sagt: Du bist ein besserer Mensch als ich, Gunga Din."

Ich gestehe, daß ich mich schwer damit tat, das zusammenzufassen, weil ich es nicht zu lang machen wollte, aber es passiert so viel im Film, das ich nicht mal erwähnt habe, schließlich ist er fast zwei Stunden lang! Jedenfalls im Original, in der deutschen Version fehlen noch immer einige Minuten.
Es gibt Action, es gibt Humor, es gibt Drama ... und sehr wenig Liebelei. Emmy hat keine Chance gegen die Armee und tatsächlich tritt Ballantine für die Rettungsmission wieder in die Armee ein und bleibt auch, definitiv nicht das, was sie sich erträumt hat.

Dies ist ein Kumpelfilm. Drei Jungs, die die Welt erobern und Abenteuer haben. Warum möchte ich da auf meinen Schenkel klopfen und "Famose Sache, alter Junge, cheerio, pip pip" rufen?
Das ist vermutlich das "Hollywood Raj"-Gefühl, ein Begriff für die englischen Schauspieler, die in den 30er Jahren in Hollywood lebten und miteinander verkehrten, dazu kamen noch Schauspieler aus anderen Ländern wie Australien, Südafrika und den USA, denen dieser Stil behagte. Das führte dazu, daß unzählige "britische" Filme außerhalb von Großbritannien gemacht wurden, Filme, die die alten Klischees und Werte aufrechthielten, von britischen Autoren inspiriert. Selber seltsam anglophil, verstehe ich das, obwohl ich britischen Imperialismus nicht gutheiße.

A propos Imperialismus, der Film war deswegen in Teilen von Indien tatsächlich verboten. Ich habe einen Post mit einem Artikel über Gunga Din gefunden, der für filmindia geschrieben wurde, und wie ihr euch vorstellen könnt, ist er nicht positiv. Er zeigt all die Stereotypen auf und merkt sogar an, daß Dins heldenhafter Tod genutzt wird, um zu beweisen, daß der Film nicht anti-indisch ist.
Die Kommentare zum Film im Post sind aber ebenfalls interessant zu lesen, da manche indischen Kommentatoren sagen, daß sie in der heutigen Zeit darüber lachen oder den Film sogar genießen können, aber daß sie verstehen, wenn Inder damals anders darüber dachten, als Indien seine Unabhängigkeit noch nicht hatte.

Es ist offensichtlich, daß Kiplings Gedicht nicht genug Inhalt für einen ganzen Film bot, also wurde es mit ein paar der Geschichten aus seiner Sammlung "Drei Soldaten" (teilweise unter "Soldatengeschichten" auf Projekt Gutenberg) gemischt.
Tatsächlich haben sich einige Autoren am Drehbuch versucht und bis zum Endresultat gab es einige Variationen.

Ein Großteil des Film wurde in Lone Pine, ungefähr 320 Kilometer von Los Angeles entfernt, gedreht, wo der Regimentsstandort, das Dorf und der Tempel aufgebaut wurden, und der Regisseur George Stevens brauchte so lang, daß der Produktionsmanager Berman schließlich ein Ultimatum stellen mußte, was amüsant war, da er ihn Howard Hawks vorgezogen hatte, weil er schneller war.
Viele der Gags, Stunts und Kampfszenen waren improvisiert, was Stevens als Kameramann für Hal Roach bei Laurel und Hardy-Komödien gelernt hatte.
Mit fast 2 Millionen Dollar war der Film bei weitem der teuerste seiner Zeit, was noch ungewöhnlicher war, wenn man bedenkt, daß RKO nicht zu den großen Studios gehörte.

Auch für die Besetzung gab es mehrere Möglichkeiten.
Ursprünglich sollte Grant Ballantine spielen, aber er wollte Cutter spielen, also holte man Fairbanks jr. für die Rolle von Ballantine dazu.
Für die Rolle von Din hätte RKO gerne Sabu gehabt, aber der Produzent Alexander Korda wollte Sabu zu der Zeit nicht ausleihen, da er gerade "Der Dieb von Bagdad" vorbereitete, also sprachen mehrere Schauspieler vor und sie entschieden sich für Sam Jaffe. Jaffe meinte, er sagte sich "Denk Sabu" und spielte die Rolle mit seinem Konzept davon, wie Sabu sie gespielt hätte. Ich gestehe, daß ich das nicht ganz sehen kann, aber es mag sein, daß ich durch die Filme mit Sabu, die ich gesehen habe, voreingenommen bin. Obwohl er den Mann spielt, der dem Film den Namen gibt, wird Jaffe erst an vierter Stelle genannt und er ist nicht mal auf dem Filmposter!
Joan Fontaine
, die Emmy spielt, war zu dieser Zeit noch kein Star, aber sie hatte sowieso so gut wie keine Leinwandzeit.
Vergessen wir nicht Anna May, die Annie, die Elefantendame, spielt.

Kurz etwas zu Thuggee. Es gibt unterschiedliche Ansätze zur Geschichte von Thuggee.
Thuggee - wie andere Wörter im Englischen - leitet sich von einem Hindiwort ab, in diesem Fall "thagi", was "Täuschung" bedeutet. Inder sagen "phansigars" anstatt "Thugs", das bedeutet "Würger", man sieht außerdem das Wort "thag".
Ein Großteil der populären Vorstellung von Thuggee (wie in Gunga Din und dem zweiten Indiana Jones, der viel von Gunga Din übernommen hat), auch als religiösem Kult, basiert auf den Schriften von William H. Sleeman (inklusive "The Thugs or Phansigars of India"), der der "Thug-Polizei" in den 1830ern vorstand.
Das ist ein ziemliches Kaninchenloch - wie lang gab es "Thags" schon, war es eine vererbte Praxis in einem Stamm, handelte es sich um ein orientalistisches Konstrukt, um die Übernahme durch die Briten zu legitimieren, gab es überhaupt irgendeine religiöse Verbindung, gab es den einen "Thug-Anführer" ... das würde alles zu lang dauern für einen Filmpost, aber falls ihr Interesse daran habt, selber ins Kaninchenloch abzutauchen, werde ich ein paar Quellen anfügen.

Jetzt habe ich eine Menge geredet, aber ihr möchtet vielleicht wissen, was ich denn von dem Film halte?
Ich bin ein wenig hin- und hergerissen und da bin ich nicht die einzige (sogar Bertolt Brecht hat darüber geschrieben!).
Der Film wird als Klassiker angesehen und ich kann verstehen warum, aber es läßt sich nicht abstreiten, daß er ganz sicher ein Produkt seiner Zeit ist.
Wäre er nicht in Indien angesiedelt, mit den typischen Zutaten - die Glorifizierung des britischen Empires auf der einen, Elefanten, einem Tempel und mörderischen Kultanhänger in Lendenschurzen auf der anderen Seite - sondern in einem Fantasieland, müßte man wohl nicht zweimal darüber nachdenken.

Also ja, es gab Momente, in denen ich die Augen verdreht habe - ich bin seit Jahrzehnten professionelle Augenverdreherin, meine Augenmuskeln sind wahrscheinlich die stärksten, die ich habe - aber ich muß zugeben, daß ich auch nicht anders konnte als mich von dieser Kumpelgeschichte mitreißen zu lassen und Teile davon zu genießen.
Ihr werdet euer eigenes Urteil treffen müssen. Falls ihr das tut, laßt es mich wissen!


Quellen (englischsprachig):
Kipling Society: Gunga Din - the poem and readers's guide
Film historian Rudy Behlmer's commentary on the 2004 DVD (highly recommended!)
Memsaab Story: The Gunga Din tamasha, posted
January 31,2010
Kevin Jack Hagopian (New York State Writer Institute): Film Notes - Gunga Din
Gunga Din (film) on English Wikipedia
Back to Golden Days - an old Hollywood blog: Film Friday "Gunga Din", posted December 11, 2016
Park Ridge Classic Film: The Making of Gunga Din, posted January 14, 2014


Ausgewählte Quellen über Thuggee (englischsprachig):
Darren Reid: On the Origin of Thuggee: Determining the Existence of Thugs in Pre-British India. In: The Corvette 4, 2017, 1, pp. 75 - 84 (Open Access)
Sagnik Bhattacharya: Monsters in the dark: the discovery of Thuggee and demographic knowledge in colonial India. In: Pallgrave Communications 6, Art.nr. 78(2020) (Open Access)
Kim A. Wagner: The Deconstructed Stranglers. In: Modern Asian Studies 38, 2004, 4, pp. 931 - 963 (Closed Access)

Samstag, 18. Januar 2025

Einfach nur so Samstag - Das neue Gangmitglied

Ich kann nicht fassen, daß es schon fast neun Jahre her ist, daß ich euch ein neues Gesicht auf meiner Fanwand aus Perlenwebporträts vorgestellt habe - Margarete Steiff.


Ich hatte auch kurz darüber gesprochen, wie mein Ex und ich Sammler von Steiff-Spielzeugen wurden, dank eines Flohmarktes, der zweimal im Jahr auf dem Gelände der Universität stattfand, an der wir beide arbeiteten. Es war ein riesiger Flohmarkt und wir hatten keine besonderen Interessen, wir schauten uns nur um.
Dann kamen wir zu einem Tisch mit einer kleinen Plüschmaus, einem Häschen und einem Meerschweinchen, alle Steiff, womit wir zwar vertraut waren, wovon wir jedoch in unserer Kindheit nie etwas besessen hatten. Wir wurden informiert, daß Leute Steiff sammelten, etwas, worüber wir noch nie zuvor nachgedacht hatten.
"Pieps", die Maus, "Manni", das Häschen, und "Swinny", das Meerschweinchen, kamen mit uns heim. Wir feilschten nicht mal. Wir hatten uns verliebt und es war unheilbar.

Wie wenig war uns doch bewußt, was mit diesen drei kleinen Tieren begann, nicht nur Besuche von Flohmärkten, Börsen, Auktionen, sondern auch das Kennenlernen von neuen Leuten und eine Menge Recherche in Zeiten vor dem Internet.
Wir wühlten uns durch Preisführer und Kataloge, wir lernten über verschiedene Knöpfe in Ohren oder auch Füßen und Schwänzen, wo es keine Ohren gab, unterschiedliche Schilder, Stoffarten, Glas- oder Plastikaugen und mehr.
Wir besuchten das Steiff-Museum in Giengen - noch das alte kleine - und wäre ich ein Kind gewesen, hätte ich vermutlich meine Nase gegen das Glas pressen wollen oder auf den Boden gesabbert. Bei jedem einzelnen Besuch sahen wir uns den kurzen Film über Steiff in dem kleinen Raum im Museum an. Hinterher gingen wir in unsere Lieblingsgaststätte und träumten davon, ein paar dieser Tiere zu besitzen.
Ich bin immer von Sammlerinnen, Sammlern und ihren Geschichten fasziniert gewesen, aber ich fürchte, ich habe mehr als eine Person mit meinen Geschichten gelangweilt.

Ein Tier, dem wir nicht widerstehen konnten, war Pieps. Immer wenn wir eine sahen, die uns gefiel, nahmen wir sie in unsere kleine Mäusegang auf, bis sie alles überrannten, so wie das Mäuse eben manchmal tun.
Sie sitzen auf Hunden, klettern auf Giraffenhälse, spielen mit Katzen, sprechen mit Füchsen, sitzen in Teddyschößen, spähen unter Rehen hervor und leisten Ziegen Gesellschaft.
Einmal habe ich eine großes Treffen für sie arrangiert.
All die weißen mit den roten Augen ...


... und all die grauen mit den schwarzen Augen ...


... und manchmal, wenn mich eine anspringt, ist es okay für mich, wenn sie der Gang beitritt.
"Pieps, hier ist Pieps, das sind Pieps und Pieps, oh, und die zwei drei sind Pieps, Pieps und Pieps. Hast du Pieps schon kennengelernt?" Okay, ich denke, ihr habt schon verstanden.

Diese Woche ist ein neues Quietscherchen angekommen und nach großen Hallo und einer Vorstellung hat sie für sich den Ritt auf einem Wildschwein ausgewählt. Sie ist eine zähe Kleine
😉
Könnt ihr fassen, daß sie schon mindestens 55 Jahre alt ist?


Wenn ihr jetzt denkt, daß ich verrückt bin, habt ihr wahrscheinlich recht, aber so funktioniert Sammeln nun mal - es ist egal, ob es Briefmarken, Flaschen, Spielzeug, Bücher, Kleider, Schuhe oder Filme sind!

Donnerstag, 16. Januar 2025

Der Gefangene von Zenda

Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog den "Winter of Fairbanks Jr." laufen und ich meinte, ich würde mitmachen, wenn ich die Gelegenheit hätte, die Filme anzuschauen.
Für heute hat sie "Der Gefangene von Zenda" ausgewählt. Ich habe schon so oft von dem Film gehört, kann mich aber nicht erinnern, jemals eine der verschiedenen Versionen gesehen zu haben. Das heißt aber nicht viel, da ich mir sicher bin, daß ich mich nicht an jeden Film aus meiner Kindheit erinnern kann, und diese Art von Film hätte sicher zu unserer Fernsehkost in dieser Zeit gehört.

Public domain via Wikipedia

Doppelgänger sind ein beliebtes Klischee in Büchern und Film. Das kann ein Doppelgänger aus der Geisterwelt sein oder jemand, der einer anderen Person sehr ähnlich sieht. Aus meiner Erfahrung wird das übernomme Wort "doppelgänger" oder "doppelganger" im Englischen oft für das erstere benutzt, im Deutschen eher für eine echte Person.
Äußerst vielseitig verwendbar, wird das Motiv des Doppelgängers in Horror, Krimis, Komödien, Abenteuer und mehr verwendet.

Anthony Hopes "Der Gefangene von Zenda" ist ein Abenteuerroman von 1894 und hat mehr als nur einen Abenteuerfilm inspiriert, aber auch Parodien.
In diesem Post geht es um die Version von 1937, die als die beste angesehen wird und außerdem die mit Douglas Fairbanks jr. ist. Tatsächlich wollte er die Hauptrolle spielen, verlor die Doppelrolle jedoch an Ronald Colman, stattdessen wurd ihm dann der Part eines Schurken angeboten, der zwar nicht soviel Leinwandmomente hat, aber so wirkt, als hätte er mehr Spaß gemacht.

Also - worum geht es bei dem Film? Das ist ein wenig verwirrend.

Der Engländer Rudolf Rassendyll ist auf Angeltour im kleinen Königreich Ruritanien (dem Buch zufolge, im Film zeigen sie nur auf einer Karte an, daß es sich irgendwo zwischen Wien und Bukarest befindet). Als er einreist, bemerkt er bereits seltsame Reaktionen der Leute um ihn herum, aber erst, als er zufällig im Wald dem baldigen König Rudolph begegnet, in Begleitung zweier seiner Männer, Colonel Sapt und Fritz von Tarlenheim, wird ihm der Grund klar, da er dem König wie aus dem Gesicht geschnitten ist, den Bart ausgenommen. Sie entdecken, daß sie weit entfernte Cousins sind und Rudolph lädt Rassendyll auf ein Trinkgelage ein.

Unglücklicherweise hat Rudolphs Halbbruder Michael, der hinter dem Thron her ist, ihn betäubt, um sicherzustellen, daß er nicht rechtzeitig zur Krönung auftauchen wird, und Sapt überredet Rassendyll seinen Platz einzunehmen, um zu verhindern, daß Michael König wird.
Sapt und Fritz bringen den schlafenden Rudolph in ein Versteck und leiten Rassendyll für die Krönung an.
Als sie aber hinterher Rudolph holen wollen, müssen sie feststellen, daß er von Michaels Gefolgsmann Rupert von Hentzau (von Fairbanks jr. gespielt) entführt wurde, der jede Gelegenheit ergreift, die Situation zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. Das heißt, daß Rassendyll sich noch weiter als Rudolph ausgeben muß.

Das ganze wird noch dadurch kompliziert, daß er bei der Krönung Prinzessin Flavia kennengelernt hat, die Rudolph heiraten soll. Sie war ihm zuvor nie zugetan, aber jetzt verliebt sie sich in Rassendyll - im Glauben, daß es der Knöig ist, der sich geändert hat, seit sie ihn vor Jahren getroffen hat - und er sich in sie.

Michaels Geliebte Antoinette, die weiß, daß er bei einer Thronbesteigung Flavia heiraten müßte, was sie offensichtlich nicht glücklich macht, beschließt, dem König im Austausch für Michaels Leben zu helfen, und macht einen Plan, seine Männer in das Schloß von Zenda zu schleusen, wo Rudolph inzwischen hingebracht worden ist.
Michael überrascht jedoch Rupert dabei, wie er versucht, Antoinette zu verführen, beim Kampf ersticht Rupert ihn.
Antoinette bricht über Michaels Leiche zusammen und ihre Worte machen Rupert darauf aufmerksam, daß Rassendyll im Schloß ist.
Rupert konfrontiert ihn und bietet ihm an, Rudolph, Sapt und Fritz zu töten, damit nur er und Rassendyll noch das Geheimnis kennen und so zusammen regieren können, dieser lehnt jedoch ab. Es kommt zum Schwertkampf, wie von einem Mantel-und-Degen-Film zu erwarten, aber Rassendyll schafft es, die Zugbrücke für die Männer des Königs herunterzulassen, was Rupert zur Flucht durch einen waghalsigen Sprung in den Wassergraben zwingt.

Quelle: Kevin's Movie Corner

Gibt es ein Happy End? Nein, tut mir leid. Der König nimmt seinen rechtmäßigen Platz wieder ein und Rassendyll kehrt nach England zurück - ohne Flavia, die beschließt, mit einem gebrochenen Herzen, aber mit Blick auf ihre Pflichten dem Land gegenüber zurückzubleiben.

Ich weiß, daß viele diesen Film lieben, ich habe begeisterte Bewertungen mit voller Punktzahl für Schauspiel, Geschichte und Action gelesen.
Ich sehe ihn jedoch nicht auf meiner Liste regelmäßiger Filme. Er hat Spaß gemacht, ich mochte ihn, aber geliebt habe ich ihn nicht.
Vielleicht war Ronald Colman ein wenig zu alt für meine Vorstellung vom Degenheld. Obwohl es nichts an seiner Darstellung beider Charaktere auszusetzen gibt, konnte ich ihn eher als König als als Rassendyll sehen.
Es mag aber sein, daß ich einfach mehr von den beiden Jüngeren eingenommen war, Rupert und Fritz (Fairbanks jr. und Niven), und daher ein wenig unfair ihm gegenüber bin.
Was ist nur dran an einer Haarlocke, die einem gutaussehenden jungen Schurken (Rupert) in die Stirn fällt, oder einem kleinen verschmitzten Lächeln auf den Lippen (Fritz)? Für eine Sekunde lang war ich wieder 13 und schmachtete, und ohne diese zwei wäre mir tatsächlich vielleicht sogar ein bißchen langweilig gewesen, weil es wesentlich mehr Gerede als Action gab. Vielleicht hätte der Film mir besser gefallen, wenn er ein wenig kürzer und, hm, zackiger gewesen wäre?

Wißt ihr was, ich muß ihn vielleicht doch irgendwann einfach nochmal anschauen, nur um zu sehen, ob ich dann noch genauso darüber denke.
Und bitte verzeiht mir, wenn dieser Post etwas flüchtig wirkt, es war eine spontane Entscheidung, hier mitzumachen.

Dienstag, 14. Januar 2025

Tschüß, Sharon McCone

Wie steht ihr zu Buchreihen? Seid ihr treue Fans einer bestimmten Reihe? Habt ihr Reihen abgebrochen, wenn ja, warum? Wie fühlt ihr euch dabei, das letzte Buch in einer Reihe zu lesen?
All diese Fragen kamen mir, als das letzte Sharon McCone Buch von Marcia Muller in meiner Post landete.

Wer ist Sharon McCone und wie kam sie in mein Leben? Ehrlich gesagt kann ich mich nicht mehr erinnern, weil sie schon so lang da ist. Vielleicht begann es mit San Francisco?Als ich Sharon nämlich das erste Mal begegnete, wahrscheinlich irgendwann in den frühen 90ern, war sie Privatdetektivin in San Francisco. Tatsächlich wird ihr zugeschrieben, die erste unabhängige Privatdetektivin gewesen zu sein, die so vielen anderen den Weg bereitete, auch wenn ich das damals nicht wußte.
Ich mochte einfach Sharon und ich mochte, daß ich ihr im Kopf umherfolgen konnte, da ich nicht lang davor San Francisco selbst besucht hatte. Sie war tough, sie was schlau, sie konnte sich behaupten. Sie hatte ein soziales Gewissen, tatsächlich hatte sie Soziologie studierte und sich im College damit finanziert, als Sicherheitskraft im Kaufhaus zu arbeiten, dann wurde sie Ermittlerin für All Souls, eine Anwaltsgemeinschaft, die ein Freund von ihr in San Francisco gründete.

Menschen verändern sich aber, sogar in Büchern manchmal. Sharon verließ All Souls, weil es ihr zu geschäftsmäßig wurde, sie eröffnete ihre eigene Agentur, die wuchs und wuchs. Sie verliebte und "entliebte" sich, immer mehr Charaktere tauchten auf, Freunde und Familienmitglieder mit einer Menge Probleme, die Handlung wurde komplizierter, die Bücher wurden dicker, Sharon traf Hy, den geheimnisvollen Piloten, lernte zu fliegen (wie Muller selbst), hatte eine Ranch im Nirgendwo (man muß das Flugzeug ja irgendwohin fliegen), fand heraus, daß sie adopiert und amerikanische Ureinwohnerin war, Hy und seine Partner mit der hochrangigen Sicherheitsfirma zogen in ein großes Gebäude, Sharons Detektivagentur direkt hinterher ... habt ihr schon vergessen, Luft zu holen?
So fühlte es nämlich etwas für mich an. Und es schien, auch Sharon war etwas überfordert.
Ich gebe Hy die Schuld. Ich war nie ein Fan von Hy, auch wenn er Sharons große Liebe war. Alles an ihm war zu professionell, zu geheimnisvoll, zu robust, zu gut, zuviel, zu groß.

Ich habe schon Buchreihen aus ein oder dem anderen Grund abgebrochen, kann aber auch geradezu übertrieben treu sein.
Ich blieb an Sharons Seite, obwohl ich mich oft beschwerte (meistens über Hy
😂). Als sie die Bücher nicht mehr ins Deutsche übersetzten, kaufte ich die englischen (obwohl ich es eigentlich hasse, in einer Reihe Sprachen zu mischen), muß aber gestehen, daß ich sie manchmal ganz schön überflog, zum Beispiel Details über Flugzeuge, wien man sie fliegt, und über Winde.
Die letzten Bücher wurden dann wieder dünner (was mir willkommen war).
Manche mochte ich lieber als andere, aber zum Wiederlesen nahm ich mir die alten, in denen Sharon noch Sharon für mich war, und hätte ich diese Geschichte mit ihr nicht gehabt, hätte ich sicherlich schon vor dem Ende aufgegeben.

Nun liegt hier auf meinem Nachttisch das letzte Buch und wartet darauf, das erste Mal geöffnet zu werden, und ich muß zugeben, daß da ein Hauch von Trauer ist, aber nicht überwältigend wie in anderen Fällen, stattdessen ist sie mit Erleichterung gemischt.
Als ich meinen letzten Terry Pratchett las, weinte ich tatsächlich. Als ich mein letztes Kinsey Millhone-Buch von Sue Grafton las, weinte ich nicht, war aber richtig traurig.
Ich sage nicht Lebwohl zu Sharon, da ich mir sicher bin, daß ich nicht damit aufhören werde, meine Favoriten immer mal zu lesen, aber ich sage Tschüß.
Tschüß, Sharon, du hast dir deinen Ruhestand verdient.


Freitag, 10. Januar 2025

10 am 10. - 2024, erinnern oder vergessen

 


Zehn Dinge von 2024, an die man sich erinnern oder die man vergessen will, das ist das Thema von Marsha in the Middle für die "10 am 10." in diesem Monat, und das ist ganz schön schwierig für mich.
Ich könnte es mir einfach machen und sagen, ich will mich an alles erinnern, das gut war, und alles vergessen, was schlecht war, aber so funktioniert es nicht wirklich, nicht wahr?
Ein weiterer Grund ist, daß die Jahre, je älter ich werde, um so mehr ineinander verschwimmen. War das letzte Woche, letzten Monat, letztes Jahr?
Immer wenn ich  "Die zwölf Geschworenen" anschaue und sie über Alibis sprechen und darüber, wie einer von ihnen sich nicht an einen Film erinnert, den er vor nicht allzulanger Zeit gesehen hat, versuche ich mich an Details von etwas kürzlich Geschehenem zu erinnern und scheitere regelmäßig. Ich würde vor Gericht eine schreckliche Zeugin abgeben, wäre ich die Angeklagte, würde ich wahrscheinlich direkt ins Gefängnis wandern, unschuldig oder nicht.
Fragt mich aber nach Details aus einem meiner lebhaften Träume oder meinen liebsten Songtexten aus den 80ern, bin ich eure Frau.
Letztens ist mein Leben recht ereignislos und ruhig, manche würde wahrscheinlich sogar sagen, es ist langweilig.

Schauen wir mal, was ich noch so aus dem letzten Jahr zusammenbringe, in völlig willkürlicher Reihenfolge.

1. Alles Gute zum Jubiläum möchte ich meiner Niere wünschen. Im November haben wir unglaubliche 21 Jahre zusammen gefeiert, nichts, was irgendjemand nach einem sehr holprigen Start vorausgesehen hätte. Ich bin unendlich dankbar und hoffe, wir haben noch etwas mehr Zeit zusammen.

2. Was die Gesundheit betrifft, so würde ich gerne all die kleinen und großen Probleme vergessen, von denen sich manche über das letzte Jahr verschlimmert haben, wie zum Beispiel mein arthritisches Daumengelenk, über das ich dauernd jammere. Eine Stelle hört mal kurz auf wehzutun, aber keine Sorge, die nächste fängt direkt an. Das kann echt anstrengend sein, auch mental, vor allem wenn mir auch noch meine kreativen Vorhaben verdorben werden, mit denen ich das normalerweise ausblende.
Es heißt auch, daß ich nicht viel rauskomme, weil ich leicht müde werde, also erwartet keine Reiseposts von mir.

3. Eine neue Technik. Nach zwei kurzen und schlechten, lang zurückliegenden Erfahrungen habe ich doch noch mit dem Sticken angefangen. Bilder von Goldstickerei hatten mich schon eine ganze Weile fasziniert und ich konnte nicht widerstehen und kaufte mir eine Goldstickerei-Packung, was für ein Einstiegsstück wahrscheinlich eine etwas seltsame Wahl ist. Ich hatte sie dann ewig herumliegen, zu feige anzufangen, und dann überzeugten mich zwei Damen auf Instagram, es endlich anzugehen. Ich war auf meinen kleinen Goldfuchs sehr stolz, da ich mir nicht so sicher gewesen war, daß er jemals fertig werden würde.


4. Onlinekurse und -vorträge. Für den letztjährigen Basteladventskalender hatte ich ein paar perfekte Stücke gefunden, aber ich mußte mich wirklich mühsam durch die Videotutorials kämpfen, was nichts mit der Qualität zu tun hat, ich bin einfach nur furchtbar schlecht darin, etwas auf dem Computer anzuschauen, das länger als fünf Minuten dauert. Das Homeoffice scheint mich allerdings gelehrt zu haben, besser darin zu werden, wenn mich etwas wirklich, wirklich interessiert.
Ich kaufte mir sehr spontan einen Online-Stickkurs von der Royal School of Needlework, dessen Tempo man selber bestimmen kann. Wieder dauerte es eine Weile, bis ich den Mut aufbrachte, damit anzufangen, aber dann machte es mir echt Spaß, und nun wartet der nächste Kurs darauf, daß ich den Mut aufbringe, ihn anzufangen (man muß dabei viel zählen und wir wissen alle, daß ich manchmal schon Probleme damit habe, bis drei zu zählen ;-)). Zum Kurs gehören Stickpackungen, aber dann stellte die RSN den Versand in die EU ein, gerade als der Goldstickerei-Kurs, den ich so gern gemacht hätte, endlich wieder verfügbar war. Ich weiß nicht, ob sie den Versand irgendwann wieder aufnehmen, wenn ja, möchte ich definitiv noch mehr machen.
Ich habe außerdem festgestellt, daß es tatsächlich Onlinevorträge gibt, die ich mag.


5. Weltpolitik und -geschehen. Ich werde nicht ins Detail gehen, aber da gibt es einiges, was ich gern vergessen würde, aber leider gehört das zu unserer Zukunft.

6. Ich habe vom Leben dieses Jahr einen überraschenden Seitenhieb bekommen. Das Ergebnis ist noch nicht klar, es könnte gut oder schlecht sein, aber als geborene Pessimistin werde ich es nicht schaffen, nicht zuviel darüber nachzudenken, bis ich es tatsächlich weiß.

7. Bloggen. Ich hatte in den letzten paar Jahren nicht viel gebloggt, die Hälfte meiner Posts waren für die Adventskalender. Viel davon hatte mit den Grenzen zu tun, die ich mir selbst setzte, als ich mit dem Bloggen anfing. Meine Familie möchte dabei nicht auftauchen, was ich nur zu gut verstehen kann, da ich auch von mir selber gar nicht zuviel preisgeben möchte. Ich bin extrem kamerascheu, seit ich ein Teenager war, und mit dem Alter ist das nicht besser geworden. Es existieren nicht viele Bilder von mir, ich habe kaum Selfies, und auf denen, die ich habe, ist gewöhnlich auch eine Katze, die im Idealfall einen Teil von mir versteckt.
In diesem Blog geht es hauptsächlich um Kreatives, aber ich mache keine Tutorials oder biete Anleitungen an. Wenn ich kreativ arbeite, dann mache ich das und schreibe keine Einzelschritte auf oder knipse Bilder, was oft heißt, daß ich nicht mal selber weiß, wie ich etwas hingekommen habe (ein Grund dafür, warum ich kein Fan davon bin, Ohrringe zu machen).
Es gab eine Zeit, in der man mich nicht dabei angetroffen hätte, wie ich nicht mit Draht oder Perlen herumspiele. Das ist nicht mehr so. Als erstes verschwand Zibbet, wo ich meinen Shop hatte, aus dem Netz, dann kam die Pandemie und ich konnte monatelang nichts mehr ins Ausland versenden, dann änderte die Post die Regeln zum jährlichen Mindestversand, sodaß ich jetzt die Preise für Privatpersonen zahlen muß, was (wieder einmal) zu der Frage führte, wieviel Sinn es überhaupt noch machte, immer noch Schmuck zu machen und zu versuchen, ihn zu verkaufen. Ich sage oft, daß ich immer ein sehr kleiner Fisch war, aber wie klein muß man werden, um schließlich aufzugeben? Auf jeden Fall war das und mein Daumen nicht sehr gut für meine Motivation. Keine kreative Arbeit, kein Bloggen.
Ich wollte es jedoch nicht komplett aufgeben. Es gab doch sicher einen Weg, etwas zu finden, über das ich schreiben konnte? Das erinnerte mich an meine Nostalgie-Posts und wieviel Spaß es mir immer macht, dafür zu recherchieren. Außerdem habe ich (sehr) langsam angefangen, sich mit anderen Bloggern zu vernetzen und habe bei der einen oder anderen Sache mitgemacht, wie "Comfy Cozy Cinema" und "Comfy Cozy Christmas", ja, und den "10 am 10.". Keine Ahnung, wohin das führen wird, aber ich versuche, wieder in die Spur zu kommen und mich vielleicht selber zu überraschen.

8. Neuer Shop. Das mag sich wie etwas Gutes zum Erinnern anhören, war es aber nicht. Ich dachte, ich probiere mal eine deutsche Plattform aus, wahrscheinlich hauptsächlich, um mich selber davon zu überzeugen weiterzumachen, aber nach einiger Zeit beschloß ich, daß es es nicht wert war, noch mehr Geld dafür auszugeben.

9. Das Jahr der sterbenden Geräte.
Mein Fernseher beschloß, er würde den Teil mit dem "Sehen" einfach mal weglassen. Ton ja, Bild nein. Zum Glück hatte ich noch einen kleineren Fernseher, der einspringen konnte, da ich bis jetzt noch keinen Ersatz gefunden habe. Fernsehen ist wichtig für mich, weil ich gerne Hintergrundgeräusch habe, wenn ich an etwas arbeite. Hörbücher sind nicht mein Ding und Musik funktioniert nicht so gut für mich wie Serien, weil ich davon entspannt und schläfrig werde, was ein wenig kontraproduktiv ist.
Meine Therme beschloß, daß es für uns Zeit zum Abschied ist. Sie funktioniert zwar noch, was ein netter Zug von ihr ist, aber nur bis eine neue da ist, wenn ich nicht zu lang warte. Und bis dahin besteht sie darauf, Geräusche zu machen, um sicherzustellen, daß ich auch wirklich nicht zu lang warte.
Ich glaube, sie haben auch beide mit meinem Kühlschrank gesprochen. Er ist noch im Entscheidungsfindungsprozeß und möchte mit seinem Gewerkschaftsvertreter über Rentenoptionen sprechen.
Ich habe den Katzen gesagt, sie sollen sich schon mal Jobs suchen, aber sie haben abgelehnt und gemeint, ich solle ja nicht wagen, die Snackrationen zu kürzen, sonst ...


10. Katzen. Natürlich. Ohne Katzen geht es nicht.
Der Dekan hat sich nicht sehr verändert, er ist immer noch Dr. Jekyll und Mr. Hyde, was ungemein unterhaltsam, ungemein nervig oder einfach nur entzückend sein kann.
Andererseits hat sich Gundel im letzten Jahr etwas verändert. Da sie als Streunerin zu mir kam, kenne ich ihr Alter nicht, wenn aber die Einschätzung meiner Tierärztin stimmt, wäre sie jetzt ungefähr 11.
Nachdem wir Ponder verloren hatten, kurz bevor die Pandemie begann, wurde sie ein bißchen faul. Wir waren allein, ich bediente sie von vorne bis hinten und sie genoß es zu schmusen und zu schlafen, mir beim Homeoffice zuzusehen - was neu für sie war, den Mensch den ganzen Tag um sich herum zu haben - und klar zur Königin des Hauses zu werden.
Nach einer Weile wollte sie die Königin nicht mehr mein Kissen teilen, aber sie gewährte mir gnädig Audienzen, wenn ihr danach war, und kuschelte sich an mein Bein. Außerdem stellte sie das Apportieren von Bällen ein, wahrscheinlich war es ihr nicht würdevoll genug.
Das war, bevor der Dekan einzog, aber mit ihm in der Nähe schätzte sie ihr eigenes Kissen sogar noch mehr und zog sich oft schnell zurück, wenn er sie ansprang. Bei einem solchen Rückzug vom Kleiderschrank herunter verletzte sie sich das erste Knie, und als das besser geworden war, ging sie hin und verletzte sich das andere Knie (beide an den Hinterbeinen). Das war schlimmer, sie humpelte böse und verließ ihr Kissen praktisch nur noch für das Katzenklo. Ja, ich verwöhnte sie sogar noch mehr als vorher. Es dauerte Monate, bevor es wieder richtig gut wurde, obwohl ich mir jetzt nicht mehr so sicher bin, ob sie es teilweise vortäuschte, weil sie so gerne verwöhnt wurde.
Gerade jetzt kann ich sie hören, wie sie einen Ball herumkickt. Ich erinnere mich, wie sehr es mich überraschte, dieses Jahr ein solches Geräusch mitten in der Nacht zu hören. Mein Mädchen hatte wieder angefangen zu spielen! Nicht so sehr mit mir, sie zieht einsame Spielsitzungen in der Nacht vor. Tatsächlich wurde sie allgemein aktiver - der Weihnachtsbaum könnte die ein oder andere Geschichte davon erzählen - und offensichtlich hat der Dekan ihr außerdem beigebracht, nicht mehr ganz so Lady zu sein, weil sie jetzt nicht mehr nur versucht, mich fürs Frühstück wachzustarren, stattdessen zerrt sie an meinen Haaren und hält sich dabei nicht zurück! Sie hat sogar angefangen, wieder mehr zu reden.
Der Höhepunkt kam allerdings am Valentinstag. Gundel ist keine Schoßkatze, aber an diesem Tag, völlig aus dem Blauen heraus, saß sie auf meiner Brust und dann legte sie sich hin und blieb zwei Stunden lang. Es gibt besondere Momente mit meinen Tieren, die ich sehr schätze, und das ist einer davon. Sie hatte das in sieben Jahren nie getan.
Und stellt euch vor, als ich diesen Post fertig hatte und das Laptop zuklappte, kam sie zu mir und setzte sich eine Viertelstunde auf meine Brust, um sich streicheln zu lassen. Denkt ihr, sie wußte, worüber ich geschrieben hatte?



Wow, ich habe es tatsächlich auf zehn gebracht.
Tut mir leid, daß der Post so lang ist, das hatte ich nicht erwartet.
Danke, falls ihr es bis hierher geschafft habt!

Dienstag, 7. Januar 2025

Der Ravioli-Kampf

Ich bin keine große Köchin, und heute, nachdem mein erster Arbeitstag im neuen Jahr vorbei war, hatte ich sowas von weder die Geduld noch die Motivation zu kochen. Gewöhnlich bedeutet das Käsebrot, ich hatte sogar frisches Kartoffel-Walnuß-Brot bei der Lebensmittellieferung, aber ich wollte etwas Warmes, also entschied ich für eins meiner "Notessen", in diesem Fall eine Dose vegane Ravioli. Ich kaufe sie selten und hatte auch schon eine Weile keine mehr, außerdem waren sie im Angebot, ich konnte also nicht widerstehen.

Nichts konnte schiefgehen, richtig? Dose öffnen, Ravioli aufwärmen, ein Stück Brot für die Sauce, voller Magen, fertig. Danach vielleicht ein nettes Nickerchen mit Katzenschmusen, ein paar Weihnachtsdekos abhängen, Wäsche aufhängen, dann ein netter Abend mit etwas Fernsehen und mich auf den nächsten Tag vorbereiten.
ODER man könnte sich als zu dämlich herausstellen, die Dose zu öffnen, und diesen ganzen Plan verzögern. Kein Scherz. Ich stand da wie ein Idiot und drehte und drehte am Griff meines Dosenöffners. Die Dose drehte sich rundherum und rundherum und rundherum und rundherum, aber es wurde nichts aufgeschnitten und der Deckel kam nicht herunter.
Nun habe ich diesen Dosenöffner ja gar nicht gekauft, das war mein Ex, und ich gebe ihm absolut die Schuld dafür, daß er mir dieses Teil dagelassen hat, sodaß ich keinen neuen kaufen mußte, dafür aber jedes Mal fluche, wenn ich ihn benutze.
Okay, ich gebe nicht ihm die Schuld, sondern mir, weil ich ihn kaum benutze und deshalb immer noch keine Lust hatte, einen Ersatz zu kaufen.
(Spoiler: Irgendwann ist das Wunder geschehen und die Dose wurde meiner Bemühungen so müde, daß sie beschloß aufzugeben.)

Das erinnerte mich an einen anderen Kampf mit einer Raviolidose vor mehr als 40 Jahren. Mein damaliger Freund hatte ein Zimmer über einer Gaststätte. Einmal mußte er zur Arbeit - "nur kurz" - und ich blieb mit einem Buch zurück. Leider nahm er versehentlich den Schlüssel mit und mir war nicht wohl dabei, den Raum unverschlossen zu verlassen (Ich meine, was wenn jemand seine wertvollen Kassetten geklaut hätte? Nein, im Ernst, ich habe absolut keine Ahnung, warum ich dachte, daß Diebe nur darauf warteten, genau dieses Zimmer zu plündern, meine einzige Entschuldigung ist, daß ich noch recht jung war, aber bereits eine Expertin darin, zuviel nachzudenken).
Dann bekam ich Hunger, da aus "nur kurz" Stunden wurden. Kein Problem, ich hatte eine Dose Ravioli und eine Kochplatte. Und einen winzigen US Army P-38 Dosenöffner, den ich nie zuvor gesehen hatte.

Public domain über Wikipedia

In der nächsten Stunde oder so (eine Menge Pausen eingeschlossen, in den ich die Dose verfluchte - auf Englisch, ich fluche viel besser auf Englisch - außerdem den Öffner, meinen Freund und den Schlüssel), versuchte ich diese *hier Fluchwort einsetzen* Dose zu öffnen. Ich erspare euch all die Methoden, die ich ausprobierte, obwohl ich wußte, daß sie nicht funktionieren würden. Dazu gehörte zum Beispiel ein Schraubenzieher ohne Hammer.
Daß ich mir mit dem P-38 keinen Finger absäbelte, war einfach ein Wunder. Ich kann manchmal ein gräßlicher Tollpatsch sein und dieses Teil schrie geradezu Tollpatsch-Killer.
Nun, im Gegensatz zu diesem Mal hatte ich damals keinen Erfolg und wurde so grantig vor Hunger, daß jemand eine ganze schöne Standpauke bekam, als er zurückkam, das kann ich euch sagen. Daß er über meinen Kampf mit dem P-38 lachte, war nicht hilfreich. Daß er mich zum Essen in der Gaststätte unten einlied, half ein wenig. Ich glaube, der Küche war das Essen ausgegangen, als ich fertig war
😉

Eine andere Erinnerung aus dieser Zeit ist eine alte Reibe, die ich immer noch habe und benutze. Sie ist nichts Besonderes und hat außerdem eine geschmolzene Stelle von der Kochplatte, aber sie funktioniert und nur das zählt.
Vor einiger Zeit haben meine Schwester und ich über vintage Küchenutensilien gesprochen und sie machte für mich ein Bild von ihrer kleinen "Sammlung" aus alten Zeiten, dazu gehört ein Dosenöffner wie der, den auch meine Großmutter hatte (mit dem ich ebenfalls nicht besonders gut umgehen konnte) und den Kartoffelstampfer meiner Oma mit einem sehr vintage Griffmuster. Sowas von Flashback! Wer weiß, vielleicht erzähle ich euch irgendwann die Geschichte davon, wie meine Oma und ich mal zwei Wochen lang nicht mehr miteinander sprachen, als ich ein Kind war - wegen grüner Bohnen!
😂


Habt ihr auch noch alte Küchenutensilien, die ihr euch selbst gekauft oder die ihr geerbt habt?

P.S. Das Nickerchen gab's übrigens nicht. Nun ja, nicht für mich, aber natürlich die Katzen. Sie müssen sich echt einen Job besorgen oder wenigstens mal anfangen, hier zu putzen.

Mittwoch, 1. Januar 2025

Der Kater

Frohes Neues Jahr!
Kein schlechter Tag, um etwas frisch vom Stickrahmen zu zeigen.

Neulich hing ich auf meinem Bett herum wie so oft - es ist groß und der perfekte Platz für die Katzen und mich, Werkzeug und Vorratsboxen, Bücher und Fernbedienungen.
Der Dekan ist ein wirklich anhänglicher Kater, also habe ich gewöhnlich irgendeine Decke über den Beinen, dünn oder dick, Sommer oder Winter, damit der Meister sich aussuchen kann, ob er auf meinen Beinen schläft, auf meinen Füßen oder unter der Decke, an meine Beine gekuschelt (was ganz nett sein kann, wenn es kalt ist, weil er eine richtige kleine Wärmflasche ist, nur mit Trockenfutter statt Wasser gefüllt, wenn es zu heiß ist, bleibt er zum Glück neben mir).
In diesem Fall lag er auf der Decke und schlief, wie nur er es kann, soll heißen, sein Gewicht verdreifachte sich mysteriöserweise von einer Sekunde zur nächsten, sodaß ich komplett gelähmt war. Ja, ich weiß, er ist ein verwöhntes Gör, aber ich mache die Regeln nicht, ich arbeite nur hier.
Ich war nie Pfadfinderin, aber mein Motto für solche Situationen ist "Allzeit bereit", mein Stickkasten war also direkt neben mir. Ich hatte nichts Spezielles geplant, aber als ich sein süßes kleines Gesicht sah, schnappte ich mir meinen kleinsten Stickrahmen, einen meiner wasserlöslichen Stifte, und machte eine schnelle Skizze, so gut ich eben konnte, ich bin keine Künstlerin.

Das hieß nicht, daß ich plante, meine Katze so aussehen zu lassen wie den Dekan, soweit bin ich mit meinen Stickkünsten definitiv noch nicht und ich weiß auch nicht, ob ich das jemals sein werde, aber das macht auch nichts, da ich einfach den Prozeß genieße.
Außerdem bin ich völlig überwältigt von all den Farben, die Katzen haben, egal ob sie "nur" schwarz oder getigert sind. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich meine Katzen verwundert anstarre und versuche herauszubekommen, welche Farben ich im Moment sehe, abhängig vom Licht. Dem Dekan ist es meistens egal, wenn ich jede Farbe anstupse, die ich in seinem Pelz sehe - "boop, boop, boop" (wenn ihr das albern findet, seid froh, daß ihr nicht mehr wißt).
Ich weiß immer noch nicht, welche Grundfarbe er eigentlich hat. Manchmal sieht er braun aus, manchmal ist es mehr grau.

Eines der Dinge, die ich gern mache, wenn ich ohne klaren Plan mit etwas anfange, ist, eine Reihe Farben von denen auszuwählen, die ich gerade da habe.
Damit meine ich nicht meinen gesamten Vorrat, sondern das, was ich in meiner Projektkiste aktuell finde, was nur eine nettere Bezeichung für den Karton ist, in den ich Perlen werfe, weil ich zu faul bin, sie direkt wegzuräumen.
Meine Stickkiste ist allerdings organisiert, aber nur weil ich noch nicht genug Vorrat habe, um eine zweite Kiste anzufangen, und das heißt, daß ich eine begrenzte Anzahl an Farben habe, und zwar mehr Braun als Grau, was die Farbe meiner Katze bestimmte.

Immer wenn der Dekan wieder auf mir schlief, schaute ich ihn zur Inspiration ganz genau an und machte mich über eine Woche immer wieder an die Arbeit an dem Stück.
Wie üblich sehe ich die Fehler und Abkürzungen sehr genau, aber es ist eine Reise, von der ich nicht weiß, wohin sie mich führen wird, und im Augenblick akzeptiere ich meine Fehler noch und erlaube mir sehr bewußt Abkürzungen. Meine Erfahrung ist, daß es, wenn ich etwas zu schnell will und damit scheitere, aus WIPs (Werke in Arbeit) UFOs (unfertige Objekte) - das ist meine Definition - werden können, und ich wollte nicht, daß das hiermit passierte.
Der Dekan möchte jedoch anmerken, daß seine Nase viel goldiger ist, und da muß ich ihm zustimmen.

Echt geärgert hat mich, daß eine Stelle des gelben Stifts sich hartnäckig weigerte, wieder herauszukommen. Als ich ihn das letzte Mal benutzte, hatte ich ihn vollkommen abgedeckt und mußte ihn daher nicht auswaschen, aber nicht diesmal.
Die einzige Idee, die mir einfiel, war, den Hintergrund etwas zum Funkeln zu bringen, was ich sowieso schon vorgehabt hatte, nur eben nicht an dieser speziellen Stelle. Verratet es niemandem ;-)

Ich hatte ein paar runde Rahmen bestellt, aus Holz - ich habe einen für meine/n Waldwächter/in benutzt - und Vintagerahmen aus Messing. Sie haben unten ein kleines Loch und einen Haken, was mich zunächst verwirrt hat, aber natürlich sollen sie in einer Reihe aneinander aufgehängt werden, zum Beispiel mit Familienbildern. Das hat mich 45 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt, zum Wohnzimmer meiner Geigenlehrerin. Ich kann mich nicht mehr an jedes Detail davon erinnern, aber ich erinnere mich, daß es sich bequem und gemütlich anfühlte - sogar obwohl ich nie genug geübt hatte - und ein bißchen altmodisch und plüschig, mit eleganter Tapete und Miniaturporträts. Ich fragte mich immer, ob es wohl Ahnen von ihr waren, traute mich aber nie zu fragen.



Ich weiß nicht, ob ich irgendwann was machen werde, das zum Tiger paßt, damit ich so eine Porträtreihe machen kann.
Erstmal werde ich mir etwas dafür ausdenken müssen, wie ich dieses Loch etwas weniger auffällig machen kann. Eine Idee ist, daß ich das Leinen an dieser Stelle golden anmale oder eine Perle einklebe oder daß ich einen Haken einhänge - den originalen oder einen kleineren - und daran dann einen Anhänger, obwohl ich gerade noch keinen Plan habe, was da funktionieren könnte. Was denkt ihr?