Donnerstag, 30. Januar 2025

Gauner mit Herz

Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog den "Winter of Fairbanks Jr." laufen und ich sagte, ich mache mit, wenn ich die Gelegenheit habe, die Filme zu sehen.
Für heute hat sie "Gauner mit Herz" von 1938 ausgewählt, der zufällig auf Englisch auf YouTube ist, tatsächlich sogar mehrere Male, los geht's.

Australisches Poster (Public Domain
AUS/US über Wikipedia)


Ich möchte euch die Familie Carleton vorstellen.
Anthony "Sahib", der Vater, ein früherer Schauspieler, der behauptet, in Indien gedient zu haben. Seine Frau "Marmy". Ihr Sohn Richard und ihre Tochter George-Anne, die beide nach reichen Ehepartnern suchen.

An der Côte d'Azur sieht es nicht allzu schlecht aus. Richard ist mit Adela verlobt, der Tochter eines ehemaligen amerikanischen Senators. Sein Vater hat es geschafft, den Senator beim Poker um 4500 $ zu betrügen. George-Ann hat einen schottischen Verehrer, Duncan. Leider hat er aber kein Geld, kommt also nicht in Frage.
Leider erfährt die Polizei von dieser Familie von Schwindlern, sie holen den Scheck zurück, zerreißen ihn und weisen die Carletons an, die Stadt zu verlassen, wenn sie keinen Ärger bekommen wollen. Der Senator bezahlt sogar für den Zug, nur um sie loszuwerden.
Was nun?

Im Zug nach London lernt George-Anne eine alte Dame names Miss Fortune kennen und erschwindelt sich direkt den Zugang zu ihrem 1. Klasse-Abteil. Als die Familie hört, daß sie ein großes Haus und Geld hat, bezaubert sie sie mit ihren Geschichten.
Als der Zug entgleist, bringen sie Miss Fortune in Sicherheit. Beim Abschied fragt sie George-Anne, ob sie nicht für eine Weile ihre Gäste sein möchten. Während die einsasme Frau glücklich darüber ist, Freunde gefunden zu haben, schlägt George-Anne der Familie vor, sich wie anständige Leute zu verhalten, in der Hoffnung, daß sie es so vielleicht in ihr Testament schaffen.
Also gehen Sahib und Richard auf Arbeitssuche, zumindest tun sie so. Inzwischen sieht Duncan, der sich anscheinend einfach nicht von George-Anne fernhalten kann, obwohl er die Familie und ihre Absichten nicht gutheißt, Sahibs Anzeige in der Zeitung und kommt vorbei, um ihn über eine mögliche Stelle als Autoverkäufer für "The Flying Wombat" zu informieren. Um sicherzugehen, daß er nichts vermasselt, besteht George-Anne darauf, daß Sahib die Stelle annimmt.
Auch Richard besorgt sich Arbeit in der Poststelle einer Ingenieursfirma, wo er sich sofort in die Sekretärin Leslie verliebt. Sie verstehen sich großartig, bis sie von den Plänen der Familie erfährt.

Dadurch, daß sie Zeit mit Miss Fortune verbringen, wächst jedoch die Zuneigung der Carletons für sie immer mehr, aber keiner von ihnen will das den anderen gegenüber zugeben, weil sie denken, daß die immer noch hinter dem Erbe her sind.
Außerdem erweist sich Sahib als so gut in seinem Job, daß er zum Verkaufsleiter seiner Filiale ernannt wird und selber genug Geld verdient.
Unglücklicherweise hat Anstruther, Miss Fortunes Anwalt und Freund ihres früheren Verlobten, der ihr sein Vermögen vermacht hatte, inzwischen herausgefunden, was die Carletons sind, und er rät Miss Fortune, sie zu loszuwerden. Davon will sie jedoch nichts wissen, stattdessen weist sie ihn an, ein neues Testament mit ihnen als Begünstige aufzusetzen. Als George-Anne der Familie davon erzählt, wirken sie gar nicht so glücklich, sie geben voreinander aber immer noch nicht zu, wie sie inzwischen zu Miss Fortune stehen.
Leslie und Duncan haben bereits eine Veränderung in der Familie bemerkt - Richard hat sich zum Beispiel für ein Ingenieursstudium entschieden, woraus Leslie schließt, daß er doch nicht einfach nur Erbe sein möchte.
Als sie mit Miss Fortune feiern gehen, bricht diese plötzlich zusammen. Die Carletons warten vor ihrem Krankenzimmer und machen sich Sorgen um sie.
Miss Fortune läßt Anstruther holen, um sicherzustellen, daß das neue Testament unterzeichnet ist, er jedoch informiert die Familie recht selbstgefällig, daß es gar kein Geld geben wird, ja, daß sogar das Haus weg sein wird, sollte sie überleben.
Nun überrascht Marmy alle, indem sie sagt, daß sie gar kein Geld wollen, und Sahib fügt hinzu, daß Miss Fortune sich niemals Sorgen machen müssen wird, solange sie lebt, weil sie sich um sie kümmern werden.

Am Ende sind die jungen Leute verheiratet und alle, Miss Fortune eingeschlossen, leben in dem neuen Haus der Carletons - ohne Zweifel glücklich bis ans Ende ihrer Tage
😉

"Gauner mit Herz" basiert auf dem ursprünglich als Zeitungsserie erschienenen Roman "The Gay Banditti" von I.A.R. Wylie. Ich hatte noch nie zuvor von ihr gehört, aber in fast 40 Jahren wurden über 30 Filme nach ihren Arbeiten gedreht.
Der Roman hatte allerdings kein glückliches Ende, Miss Fortune stirbt. Das kam beim Testpublikum alles andere als gut an, also rief Selznick alle zurück, um ein positiveres Ende zu drehen. Das erklärt auch, warum das Ende im Vergleich zum restlichen Film etwas überstürzt wirkt.

Auf YouTube gibt es den Film in englischer Sprache, in schwarzweiß und koloriert. Ich selber habe mich für schwarzweiß entschieden, weil es für mich besser zur Atmosphäre paßt, aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Es ist ein netter Film. Miss Fortune ist so eine süße alte Dame, die den Carletons ihr Haus und Herz mit so einem Vertrauen öffnet, daß diese "knallharten" Schwindler gar nicht anders können als sie zu lieben und sich allmählich zu ändern.
Daß sie ihr Vertrauen zu ihnen nicht einmal verliert, als sie von ihren Plänen erfährt, läßt einen denken, daß sie entweder sehr naiv ist oder daß sie etwas in ihnen sieht, das sie selber gerade mal erst zu erkennen anfangen, aber sich nicht einmal gegenseitig eingestehen können.

Auch die Darbietungen gefallen mir gut - obwohl ich zugeben muß, daß mir Marmy manchmal etwas auf die Nerven ging, aber das hat mehr mit ihrem Text als mit der Darbietung zu tun.
Es gibt nur eins, worin ich nicht mit anderen übereinstimmen kann. Ich habe die Figur von Duncan absolut gehaßt, von Anfang an, und das hatte nicht nur mit dem gräßlichen schottischen Akzent zu tun (ein rollendes R reicht nicht aus!). Als er Adela als "sehr häßlich und sehr dumm" bezeichnete, hatte er mich schon verloren. Sie mag eine naive junge Dame gewesen sein, aber ein hübsches Mädchen wird nicht dadurch sehr häßlich, daß man ihr eine Brille aufsetzt, und es macht sie auch nicht sehr einfach, wie ich an anderer Stelle gelesen habe, und das sage ich nicht nur, weil ich selbst eine Brille trage. Ich sagte mir, daß das eben ein Klischee von 1938 war, aber er blieb den ganzen Film über unhöflich und herablassend. Ich glaube, die einzige Szene, in der ich ihn okay fand, war, als er sich bei Miss Fortune dafür entschuldigte, daß er Richard betrunken gemacht hatte.
Daran, daß dieser Absatz so lang ist, erkennt ihr, wie sehr er mir zuwider war
😂 Ich frage mich, ob er im Buch genauso war und ob die zwei Heiraten überhaupt jemals erwähnt wurden.

Ich denke, mir hat Miss Fortune am besten von allen gefallen. Sie hat ein paar wirklich süße Szenen, zum Beispiel als sie sich um den betrunkenen Richard kümmert und ihm erzählt, daß sie selber schon einmal betrunken war und wie jemand mit einem kleinen Hund ihr dann geholfen hat, woraufhin er dann loszieht, um den perfekten Hund für sie zu suchen - natürlich nur, um sich bei ihr einzuschmeicheln, zumindest denkt er das selber noch zu diesem Zeitpunkt.

Ein kurzes Wort über den "Fliegenden Wombat", ein erstaunlich futuristisches Auto, "gespielt" vom "Phantom Corsair", einem Autoprototypen, der nie in die Produktion ging, nachdem der Designer 1939 bei einem Autounfall starb.
Das Auto ist jetzt im National Automobile Museum in Reno.
Ich fahre nicht und nicht viele Autos können mich begeistern, aber das ist eine echte Schönheit.

Falls ihr den Film noch nicht kennt und ihn anschauen möchtet, tut es mir leid, falls ich euch zuviel erzählt habe, aber er ist es trotzdem wert, versprochen!


In den nächsten zwei Wochen werde ich nicht mitmachen können, weil ich die beiden Filme nicht anschauen kann, aber die Woche drauf bin ich dann wieder mit dabei.

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