Wie steht ihr zu Buchreihen? Seid ihr treue Fans einer bestimmten Reihe? Habt ihr Reihen abgebrochen, wenn ja, warum? Wie fühlt ihr euch dabei, das letzte Buch in einer Reihe zu lesen?
All diese Fragen kamen mir, als das letzte Sharon McCone Buch von Marcia Muller in meiner Post landete.
Wer ist Sharon McCone und wie kam sie in mein Leben? Ehrlich gesagt kann ich mich nicht mehr erinnern, weil sie schon so lang da ist. Vielleicht begann es mit San Francisco?Als ich Sharon nämlich das erste Mal begegnete, wahrscheinlich irgendwann in den frühen 90ern, war sie Privatdetektivin in San Francisco. Tatsächlich wird ihr zugeschrieben, die erste unabhängige Privatdetektivin gewesen zu sein, die so vielen anderen den Weg bereitete, auch wenn ich das damals nicht wußte.
Ich mochte einfach Sharon und ich mochte, daß ich ihr im Kopf umherfolgen konnte, da ich nicht lang davor San Francisco selbst besucht hatte. Sie war tough, sie was schlau, sie konnte sich behaupten. Sie hatte ein soziales Gewissen, tatsächlich hatte sie Soziologie studierte und sich im College damit finanziert, als Sicherheitskraft im Kaufhaus zu arbeiten, dann wurde sie Ermittlerin für All Souls, eine Anwaltsgemeinschaft, die ein Freund von ihr in San Francisco gründete.
Menschen verändern sich aber, sogar in Büchern manchmal. Sharon verließ All Souls, weil es ihr zu geschäftsmäßig wurde, sie eröffnete ihre eigene Agentur, die wuchs und wuchs. Sie verliebte und "entliebte" sich, immer mehr Charaktere tauchten auf, Freunde und Familienmitglieder mit einer Menge Probleme, die Handlung wurde komplizierter, die Bücher wurden dicker, Sharon traf Hy, den geheimnisvollen Piloten, lernte zu fliegen (wie Muller selbst), hatte eine Ranch im Nirgendwo (man muß das Flugzeug ja irgendwohin fliegen), fand heraus, daß sie adopiert und amerikanische Ureinwohnerin war, Hy und seine Partner mit der hochrangigen Sicherheitsfirma zogen in ein großes Gebäude, Sharons Detektivagentur direkt hinterher ... habt ihr schon vergessen, Luft zu holen?
So fühlte es nämlich etwas für mich an. Und es schien, auch Sharon war etwas überfordert.
Ich gebe Hy die Schuld. Ich war nie ein Fan von Hy, auch wenn er Sharons große Liebe war. Alles an ihm war zu professionell, zu geheimnisvoll, zu robust, zu gut, zuviel, zu groß.
Ich habe schon Buchreihen aus ein oder dem anderen Grund abgebrochen, kann aber auch geradezu übertrieben treu sein.
Ich blieb an Sharons Seite, obwohl ich mich oft beschwerte (meistens über Hy 😂).
Als sie die Bücher nicht mehr ins Deutsche übersetzten, kaufte ich die englischen (obwohl ich es eigentlich hasse, in einer Reihe Sprachen zu mischen), muß aber gestehen, daß ich sie manchmal ganz schön überflog, zum Beispiel Details über Flugzeuge, wien man sie fliegt, und über Winde.
Die letzten Bücher wurden dann wieder dünner (was mir willkommen war).
Manche mochte ich lieber als andere, aber zum Wiederlesen nahm ich mir die alten, in denen Sharon noch Sharon für mich war, und hätte ich diese Geschichte mit ihr nicht gehabt, hätte ich sicherlich schon vor dem Ende aufgegeben.
Nun liegt hier auf meinem Nachttisch das letzte Buch und wartet darauf, das erste Mal geöffnet zu werden, und ich muß zugeben, daß da ein Hauch von Trauer ist, aber nicht überwältigend wie in anderen Fällen, stattdessen ist sie mit Erleichterung gemischt.
Als ich meinen letzten Terry Pratchett las, weinte ich tatsächlich. Als ich mein letztes Kinsey Millhone-Buch von Sue Grafton las, weinte ich nicht, war aber richtig traurig.
Ich sage nicht Lebwohl zu Sharon, da ich mir sicher bin, daß ich nicht damit aufhören werde, meine Favoriten immer mal zu lesen, aber ich sage Tschüß.
Tschüß, Sharon, du hast dir deinen Ruhestand verdient.
Dienstag, 14. Januar 2025
Tschüß, Sharon McCone
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